HAMBURG - Das Magazin für Kunst, Architektur und Design
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10 o.T. dep o.T <strong>Architektur</strong> o.T. 11<br />
GLOSSE<br />
Galerie Gaga<br />
SZENEN SCHRÄGER STRATEGIEN<br />
Wozu braucht der Mensch Galerien? Eine andere große <strong>Kunst</strong>zeitung hat<br />
letzten Monat auf der Titelseite den Tod des regelmäßig geöffneten Raumes<br />
verkündet. Also – da ist Hamburg doch viel kreativer. Fragen Sie mal Ihren<br />
Galeristen, was der alles so nebenbei wegorganisiert, wenn er in seinen<br />
schönen Räumen auf Besucher wartet: Eine Filiale im Orient eröffnen, ein<br />
öffentliches Gebäude ausmalen lassen, Partys <strong>und</strong> Auktionen organisieren<br />
oder st<strong>und</strong>enlang über den Umzug nach Berlin grübeln. Zum verbotenen<br />
Glückspiel kann man sich gar in einer der Galerien der Admiralitätstrasse<br />
treffen. Dort wird die <strong>Kunst</strong> nicht verkauft, sondern ausgewürfelt. Die Arbeiten<br />
des Hamburger Künstlers Boran Burchhardt sind zu erhalten zur Zahl der<br />
geworfenen Augen, multipliziert mit dem Gr<strong>und</strong>preis 1000 Euro. Zeigt der<br />
Würfel jedoch eine Drei, hat der <strong>Kunst</strong>sammler gewonnen, die Galerie hat<br />
verloren – die Arbeit wird verschenkt. <strong>Das</strong> gilt bei zehnfachem Einsatz gar<br />
<strong>für</strong> die ganze Ausstellung. Da kommt doch Casino-Stimmung auf! Und Stimmung<br />
ist sowieso alles, sei es an der Börse oder im <strong>Kunst</strong>business. Auf einem<br />
Talk-Abend mit vier Leitern von jüngeren, noch nicht so etablierten Galerien<br />
im verdienstvollen Off-Raum „blau“ verkündete unlängst eine junge Ausstellungsmacherin,<br />
deren Räume von einer Studenten-Bar subventioniert<br />
werden, ihre neue Galerie solle ein „gesamtkünstlerisches Wohlfühlprojekt“<br />
sein. In diesem Sinne dann einen wonnigen, kreativen, erregenden <strong>Kunst</strong>sommer<br />
uns allen… <strong>und</strong>, äh, wo stand noch mal das Bier? | HAJO SCHIFF<br />
ANZEIGENSCHLUSS FÜR UNSERE AUSGABE 5 | SEPTEMBER 2006<br />
IST DER 17. AUGUST 2006<br />
Kontakt: anzeigen@ot-nord.net, Mobil 0172 - 40 74 675 oder<br />
Anzeige_100x78 unter Fax 040 - 55 12.05.2006 12 254<br />
12:56 Uhr Seite 1<br />
Just Foto!<br />
Ausstellung bis 12. Januar 2007<br />
montags bis freitags<br />
von 10 - 20 Uhr<br />
HSH Nordbank AG<br />
Gerhart-Hauptmann-Platz 50<br />
20095 Hamburg<br />
1. Obergeschoss<br />
Info 040-33 33-128 58<br />
www.columbus-artfo<strong>und</strong>ation.de<br />
GALERIEPORTRAIT<br />
Filter <strong>und</strong> Gold<br />
SCHILDCHEN WECHSEL DICH – AUS EINS MACH ZWEI<br />
Bei den jüngeren <strong>Kunst</strong>orten in Hamburg fällt seltsam auf, dass zwei davon<br />
exakt die gleiche Adresse haben: Hahntrapp 4-6 ist ein ehemaliger Ladenraum<br />
in der Innenstadt gegenüber der Ruine der alten Nikolaikirche. „Wir<br />
wechseln die Firmenschilder, weil wir uns die gleiche Plattform teilen“, sagt<br />
Gold-Chef Jörg Franzbecker. Er <strong>und</strong> Kerstin Niemann von Filter wollten einen<br />
internationalen <strong>Kunst</strong>raum betreiben, ohne Zeit <strong>und</strong> Geld Fulltime einzusetzen.<br />
Nun teilen sie sich seit Dezember letzten Jahres den gleichen Raum etwa<br />
mittig zwischen <strong>Kunst</strong>meile <strong>und</strong> Admiralitätstrasse oder, touristischer,<br />
Rathaus <strong>und</strong> Hafen. Sie kümmern sich um unterschiedliche Künstler aus<br />
Hamburg <strong>und</strong> dem Rest der Welt <strong>und</strong> machen ihr je eigenes Programm; sie<br />
stimmen sich außer terminlich auch nicht ab <strong>und</strong> sind schon gar nicht Partner.<br />
Gemeinsam ist ihnen nur die eher unwichtige Tatsache, dass sie beide<br />
aus Westfahlen stammen <strong>und</strong> nicht auf der <strong>Kunst</strong>hochschule waren – <strong>und</strong><br />
eben ihr Raum.<br />
Gold ist mehr auf Einzelpräsentationen spezialisiert <strong>und</strong> zeigt noch bis<br />
10. Juni die Ausstellung Katrin Meyer-Square. Ausgehend von den vorhandenen<br />
Fußbodenfliesen re-inszeniert Katrin Mayer in einer Paraphrase über das<br />
Quadrat Motive aus <strong>Kunst</strong>, Popkultur <strong>und</strong> Alltag in Hinblick auf den gegebenen<br />
Ort: Erinnerungen werden belebt <strong>und</strong> Bedeutungen verschoben.<br />
Ihre internationale Vernetzung spiegelt die zur Zeit am Museum in Eindhoven<br />
arbeitende Kuratorin Kerstin Niemann in den Kombinationen ihrer<br />
Ausstellungen. Die nächste, dritte Ausstellung bei Filter wird eine Rauminstallation<br />
des frisch mit dem HfbK-Diplom ausgestatteten Hamburgers Joern<br />
Stahlschmidt, in die das Video „People‘s Republic of Zpod“ (2003) von Luis<br />
Berrios Negron, einem Puertoricaner aus Boston (MIT Visual Arts Program),<br />
sowie Fotos von Stefan Roemer eingeb<strong>und</strong>en werden. Eröffnung: 1. Juli,<br />
19 Uhr. Bis 12. August 2006. | HAJO SCHIFF<br />
Filter Projektraum <strong>für</strong> internationale zeitgenössische <strong>Kunst</strong>, Kerstin Niemann, T. 0179 6341815<br />
www.filter-hamburg.com,<br />
Gold: T. 0171-7484366. www.goldprojects.org.<br />
Beide Hahntrapp 4-6, 20457 Hamburg<br />
ARCHITEKTUR<br />
Hoch hinaus<br />
BASIS-ARCHITEKTUR BEI DER SAGA<br />
Einen elf Meter hohen blauen Turm aus <strong>Kunst</strong>stoffteilen leistet sich die SAGA<br />
GW aus Anlass des diesjährigen <strong>Architektur</strong> Sommers. Gebaut haben ihn Azubis<br />
unter Mitwirkung des Kieler Aktionskünstlers Peter Niemann. Der „Blaubau“<br />
steht im Kontext von Niemanns zahlreichen Projekten, bei <strong>Kunst</strong>vorhaben<br />
Öffentlichkeit einzubeziehen <strong>und</strong> Schwellenangst abzubauen.<br />
Zu sehen, nicht zu besteigen ist der Turm während der Geschäftszeiten noch<br />
bis zum 23. 6. im Saga-Verwaltungsgebäude, Poppenhusenstraße 2, 22305<br />
Hamburg.<br />
FOTO: ERNST SCHEEL Franz<br />
Gustav<br />
Forsmann im<br />
Samtrock<br />
EINE <strong>HAMBURG</strong>ER ARCHITEKTENKARRIERE<br />
DES 19. JAHRHUNDERT IM JENISCH-HAUS<br />
Ein Porträt von ihm gibt es nicht. Erstaunlich. Denn der Architekt Franz<br />
Gustav Forsmann (1795-1878) war seinerzeit als Stadtbaumeister ein prominenter<br />
<strong>und</strong> einflussreicher Mann in Hamburg. Zudem galt sein Vater, der<br />
Kupferstecher, als Experte <strong>für</strong> Bildnisse. Und: Forsmann war befre<strong>und</strong>et mit<br />
dem Goethe-Porträtisten Johann Heinrich Tischbein. Kein Porträt. Aber eine<br />
leicht respektlose Schilderung aus der Feder des Rathausbaumeisters Martin<br />
Haller: „Forsmann war ein kleiner, glattrasierter, behäbiger Junggeselle. Er<br />
verließ nur selten seinen Zeichentisch <strong>und</strong> war noch nachmittags in seinem<br />
Schlafrock aus violettem Sammet anzutreffen.“ Haller schrieb auch, dass er<br />
dem 40 Jahre älteren Pensionär, der fast ein halbes Jahrh<strong>und</strong>ert als Stadtbaumeister<br />
<strong>und</strong> freier Architekt bis 1870 in der Hansestadt Zeichen gesetzt<br />
hatte, bei seinen Besuchen bekennen musste, „dass ich dazu verurteilt sei,<br />
manches seiner Meisterwerke zu entstellen oder gar zu zerstören.“<br />
Freie <strong>und</strong> Abrisstadt Hamburg. Kein Respekt vor dem baulichen Erbe.<br />
Forsmanns Werk traf es schon im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> im 20. war er nahezu<br />
vergessen. <strong>Das</strong>s man jetzt, im <strong>Architektur</strong>sommer 2006, seinen Spuren nachgehen<br />
kann, ist dem Glücksfall zu verdanken, dass sich das von Forsmann/<br />
Schinkel entworfene Jenisch-Haus unter der Ägide des Altonaer Museums als<br />
erste Adresse etabliert hat <strong>für</strong> kleine, feine Kulturausstellungen, die nicht im<br />
Mainstream der Themen liegen.<br />
Die Ausstellung dokumentiert 50 Bauten <strong>und</strong> Projekte. An der Spitze<br />
natürlich das Herrenhaus im Jenischpark selber. Schöpfer des großartigen<br />
Parks in Klein Flottbek war Caspar Voght. Bauherr der die ornamented farm<br />
bekrönenden Landvilla (1831-34) wurde Martin Johann Jenisch der Jüngere,<br />
damals Bausenator in Hamburg. Er hatte dem in finanzielle Schwierigkeiten<br />
geratenen Fre<strong>und</strong> das Anwesen abgekauft. Forsmann war der Architekt des<br />
aufwendigen Projekts. Der preussische Baumeister Karl Friedrich Schinkel<br />
wurde als Gutachter hinzugezogen <strong>und</strong> lieferte gleich auch einen eigenen<br />
Entwurf. An den Zeichnungen in der Ausstellung ist spannend abzulesen,<br />
wer sich in dieser Edelkonkurrenz wo durchsetzte. Und auch, wie der Klassizismus<br />
zur Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts in einen historisierenden Stil kippte.<br />
Franz Gustav Forsmann | Landhaus Vorwerk<br />
Forsmann baute privat <strong>für</strong> Bürgermeister, Senatoren, Kaufleute. Als Architekt<br />
in städtischen Diensten setzte er vor allem mit der Börse <strong>und</strong> dem damaligen<br />
Neubau des Johanneum ein Zeichen, errichtete aber auch Volksschulen,<br />
Torhäuser <strong>und</strong> Brücken. Im Jenisch-Haus wird erstmalig das Werk eines<br />
Mannes ins Scheinwerferlicht gerückt, der das Erscheinungsbild Hamburgs<br />
im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert entscheidend prägte. Vom 13. 6. – 29. 10. | ANNA BRENKEN<br />
Jenisch Haus, Klein Flottbek, Baron-Voght-Str. 50, 22609 Hamburg, T. 82 87 90,<br />
www.altonaermuseum.de<br />
Tag der <strong>Architektur</strong> startet in Hamburg<br />
Da gäbe es doch einen neuen Trend in der Architketur zu vermelden,<br />
meint nicht nur die Hamburgische Architektenkammer. Von einer „neuen<br />
komplexen Vielfalt“ der Städte, sogar ihrer „Neuerfindung“ ist die<br />
Rede. Nach den kümmerlichen neunziger Jahren also wieder ein Aufwind<br />
in Sachen Urbanität? So jedenfalls will es der b<strong>und</strong>esweite „Tag<br />
der <strong>Architektur</strong>“, der in diesem Jahr in Hamburg unter dem Motto „Stadt<br />
als Bühne - Die Renaissance des öffentlichen Raums“ startet. Geladene<br />
Prominenz, darunter Bauminister Wolfgang Tiefensee, eröffnet ihn am<br />
24. Juni auf dem Spielbudenplatz, der auch Thema des B<strong>und</strong>esauftaktes<br />
in der Hansestadt ist. Seine künftige vielfältige Bespielung, vom Wochenmarkt<br />
über Rock-Konzert bis zur Modenschau, soll hier vorbildlich<br />
<strong>für</strong> die neue urbane Vielfalt propagiert werden. Wer dabei sein will, sollte<br />
sich rechtzeitig bei der Hamburgischen Architektenkammer (Grindelhof<br />
40, 20146 Hamburg) melden. 50 Plätze <strong>für</strong> interessierte Zuhörer sind<br />
zu vergeben.<br />
Wie in jedem Jahr in Hamburg, organisiert die Architektenkammer auch<br />
diesmal anläßlich des „Tags der <strong>Architektur</strong>“ Führungen durch ausgewählte<br />
Objekte. <strong>Das</strong> genaue Programm (wird als Broschüre vorbereitet)<br />
stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Anmeldung ist aber zwingend<br />
erforderlich.<br />
Näheres unter www.ak-hh.de, T. 441841-0, Allgemeines unter www.tagder-architektur.de.<br />
Russische <strong>Kunst</strong> der Gegenwart . 20251 Hamburg . Falkenried 29 . Tel: 040 - 43 27 56 40