cc 02_2010 - Cusanus.net
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Cusana Columna<br />
„¡Ay, qué calor!“<br />
Von English tea, Vin Rouge und Abendbrot<br />
Maria Magdalena Schäfer<br />
Ein Sprung über den Ärmelkanal und wir befinden uns<br />
in… richtig, in England! Nicht nur die Uhren ticken dort<br />
anders, sondern auch die Essgewohnheiten unterscheiden<br />
sich doch hier und da deutlich von dem, was<br />
man vielleicht von zu Hause so gewohnt ist. Die Liebhaber<br />
des „Deutschen Brots“ werden wohl erstmal in<br />
den sauren Apfel beißen müssen… hier gibt’s ab jetzt<br />
jeden morgen Toast. Für diejenigen, die gerne Tee trinken<br />
ist es jedoch hingegen wohl wie im Schlaraffenland:<br />
Bei jeder <strong>net</strong>ten Gelegenheit — sei es, bevor man aus<br />
dem Haus geht, von der Arbeit kommt oder kurzfristig<br />
die Nachbarin zu Besuch kommt — lautet die Standardfrage:<br />
„Would you like a cup of tea?“ „Oh yes, please!“<br />
„With one or two sugar?!“ Und das natürlich in der Intonation<br />
der englischen Sprache — herrlich!<br />
WIE EIN AUSSERIRDISCHER<br />
Zurück durch den Eurotunnel — in der Hoffnung, dass<br />
der Eurostar nicht mal wieder stecken bleibt — landen<br />
wir bei unseren lieben Nachbarn des Savoir-vivre. Hier<br />
ist es absolut ratsam, Stenographie perfekt zu beherrschen,<br />
besonders für den Uni-Alltag. Denn das, was der<br />
Professor sagt, wird nun mal mitgeschrieben oder besser<br />
gesagt, wortwörtlich aufgezeich<strong>net</strong>. Mitdenken oder<br />
sogar kritisch hinterfragen, geschweige denn eine Diskussion<br />
mit dem Professor und den Kommilitonen anzufangen,<br />
sollte man sich gut überlegen. Es könnte sein,<br />
dass man sich wie ein Außerirdischer vorkommt, der das<br />
französische System wohl noch nicht verstanden hat.<br />
Was wir noch probieren sollten, bevor es uns weiter<br />
nach Spanien zieht, ist ein frisches Baguette direkt von<br />
der Boulangerie um die Ecke. Dazu noch ein Stück Camembert<br />
und ein schöner Vin Rouge…<br />
LIEBER MORGEN ALS HEUTE<br />
In Spanien angekommen, sollten wir uns darauf einstellen,<br />
dass wir zu Verabredungen prinzipiell nicht<br />
pünktlich zu kommen brauchen. Eine viertel Stunde<br />
früher oder später, was macht das schon, Hauptsache<br />
man kommt nicht in Stress. Ein wichtiges Wort in<br />
diesem Zusammenhang ist „mañana“ (morgen). Egal,<br />
ob man sich immatrikulieren will, den Mietvertrag unterschreibt<br />
oder einen Handwerker rufen muss, so ist<br />
die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass man ein gelassenes<br />
Gegenüber vor sich hat, das lieber morgen<br />
als noch heute vorbeikommt. Und falls nicht morgen,<br />
dann halt übermorgen usw. — auf jeden Fall „mañana“.<br />
Im Sommer hört man auf den Plätzen und in den Gassen<br />
überwiegend den Ausruf: „¡Ay, qué calor!“ (..was für<br />
eine Hitze!)<br />
Nachdem man wahrscheinlich überlegt, ob<br />
man die Siesta nicht vielleicht doch noch verlängern<br />
sollte…17 Uhr ist ja vielleicht wirklich etwas<br />
„früh“, um die Geschäfte wieder aufzumachen.<br />
Und um sämtlichen Ausrufen noch mehr Deutlichkeit<br />
zu verleihen, setzen die Spanier das Ausrufungszeichen<br />
auch besser gleich schon am Anfang.<br />
Zurück in Deutschland freuen wir uns auf ein leckeres<br />
Abendbrot, zu dem wir noch einige Freunde eingeladen<br />
haben, die wie verabredet um Punkt 20 Uhr auf der<br />
Matte stehen.<br />
Als deutscher Tourist im Ausland<br />
steht man vor der Frage,<br />
ob man sich anständig benehmen<br />
muss, oder ob schon deutsche<br />
Touristen dagewesen sind.<br />
Kurt Tucholsky<br />
Künstlerische Arbeit<br />
Alex Gebarowski | Spanien<br />
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