Gute Arbeit?, Gute Umwelt?, Gute Technik - artec - Universität Bremen
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Paradigmenwechsel in der Wissenschaft? –<br />
Anmerkungen zur problemorientierten Forschung<br />
Gotthard Bechmann<br />
Forschungszentrum Karlsruhe GmbH<br />
Institut für <strong>Technik</strong>folgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)<br />
1. Einleitung<br />
Die Fakten sind bekannt: Öffentliche Beunruhigung über die Zerstörung der Natur und die<br />
möglichen negativen Folgen einer forcierten wissenschaftlich-technischen Entwicklung haben<br />
zu wachsendem Druck auf die Politik geführt, den negativen Auswirkungen der weiteren<br />
Verwissenschaftlichung und Technisierung der Gesellschaft Einhalt zu gebieten. Die Steuerung<br />
dieses Prozesses ist aber ohne das Mitwirken der Wissenschaft nicht möglich. <strong>Umwelt</strong>probleme<br />
wie der Saure Regen, das Ozonloch oder der anthropogen verursachte Klimawandel<br />
sind ohne die Wissenschaft weder beobachtbar noch zu verhindern. 1 Die Wissenschaft als<br />
Verursacher und Helfer bei Problemen der <strong>Umwelt</strong> hat dazu geführt, dass die Beziehungen<br />
zwischen Wissenschaft und Gesellschaft in Veränderung begriffen sind. Die Entstehung und<br />
der Bedarf nach einer Forschung, die sich im Zusammenhang mit diesen Problemen an der<br />
Schnittstelle von Wissenschaft und Politik institutionalisiert hat, kann man als Indikator für<br />
eine Neubestimmung der Rolle der Wissenschaft sehen. Die Debatte um die <strong>Umwelt</strong> ist<br />
zugleich auch eine Debatte um die gesellschaftliche Rolle der Wissenschaft. Insofern meint<br />
"Problemorientierte Forschung" mehr als nur eine methodologische oder forschungspolitische<br />
Fragestellung: Es geht um das kulturelle Verständnis der Wissenschaft. Helga Nowotny sieht<br />
am Ende des letzten Jahrhunderts einen nicht wieder rückgängig zu machenden Veränderungsprozess<br />
im System der Wissenschaft. Eine über 200-jährige Tradition scheint an ihr Ende<br />
gekommen zu sein. Kern dieses strukturellen Wandels ist die Auflösung einer Wissenschaft,<br />
die sowohl im Hinblick auf ihr Selbstverständnis als auch im Hinblick auf ihre metho-<br />
1 <strong>Technik</strong>folgenabschätzung, <strong>Umwelt</strong>forschung und Risikoforschung sind wissenschaftliche Bereiche, in denen<br />
gesellschaftlich relevantes Wissen für Problemerkennung, -verständnis und -lösung erzeugt werden soll. Im<br />
ITAS besteht eine lange Tradition der Reflexion über diese Entwicklungen, über Veränderungen im Verhältnis<br />
von Gesellschaft und Wissenschaft und über Rückwirkungen dieser Veränderungen auf die Wissenschaft. Im<br />
Forschungsprogramm von ITAS (Anhang 1) sind diese Fragen in einem eigenen Forschungsbereich zusammengefasst<br />
(Kap. 3.4).<br />
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