Gute Arbeit?, Gute Umwelt?, Gute Technik - artec - Universität Bremen
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Begrüßung<br />
handelt es sich doch nicht um eine quasi-natürliche (physikalische, chemische, etc.) Form der<br />
Determination. <strong>Technik</strong> ist immer auch ein Produkt ökonomischer, sozialer, politischer und<br />
nicht zuletzt kultureller Rahmenbedingungen, kurz: gesellschaftlicher Vorbedingungen und<br />
Entscheidungen. <strong>Technik</strong> könnte daher – gut postmodern – immer auch anders sein: Vielleicht<br />
nicht völlig, aber immerhin doch so viel, dass <strong>Arbeit</strong> weniger belastend ausfällt, nach<br />
Möglichkeit sogar als ein Prozess gestaltet werden kann, der persönlicher Entfaltung und<br />
Selbstverwirklichung, anstatt dem im Wege zu stehen, erlaubt oder bestenfalls sogar befördert.<br />
Daher sollen sich die Menschen im <strong>Arbeit</strong>sprozess nicht nach den angeblichen Erfordernissen<br />
der <strong>Technik</strong> richten - und verformen (die Nähe zu Karl Marx’ 21. Kapitel im Band 1<br />
des Kapitals über Maschinerie und große Industrie ist unübersehbar), sondern die <strong>Technik</strong> soll<br />
– gerade umgekehrt – nach den Bedürfnissen der <strong>Arbeit</strong>enden geformt werden. Daher die<br />
Losung: bessere <strong>Arbeit</strong> durch sozialverträgliche <strong>Technik</strong>gestaltung (was mit dem Marx’schen<br />
Konzept der gesellschaftlichen Veränderung nur sehr bedingt zusammenpasst). Die Möglichkeiten<br />
solcher, durch angepasste <strong>Technik</strong> vermittelten <strong>Arbeit</strong>sgestaltung im Rahmen anwendungsorientierter<br />
Grundlagenforschung zu untersuchen und zu befördern, bildete die Grundprogrammatik<br />
der Institutsgründung.<br />
Damit handelte es sich ohne Zweifel eher um eine Art wissenschaftspolitisches Paradigma als<br />
um eine konkrete Forschungsfrage. Genaugenommen handelt es sich um eine forschungspolitische<br />
Perspektive, in der sich – wie in solchen Fällen häufig, wenn nicht sogar durchwegs -<br />
eine bestimmte analytische und methodische, und insofern wissenschaftsinterne Perspektive<br />
(nämlich: durch interdisziplinäre Kooperation gewährleistete Erforschung der Gestaltungsmöglichkeiten<br />
von <strong>Arbeit</strong> und <strong>Technik</strong> und deren Grenzen), in der sich also eine solche wissenschaftsinterne<br />
Perspektive mit einer weiter gefassten, nämlich genauer einer arbeitspolitischen<br />
gesellschaftlichen Perspektive verbindet. Diese gesellschaftliche Perspektive wurde zu<br />
einem Kernelement des Programms der Humanisierung der <strong>Arbeit</strong> und der daran anknüpfenden<br />
weiteren Zielstellung, Wissenschaft in besonderem Maße für diejenigen hilfreich werden<br />
zu lassen, deren Probleme und Wünsche in der Wissenschaft bis dato bestenfalls am Rande<br />
behandelt wurden.<br />
Der Bezug auf die wissenschafts- und gesellschaftspolitische Aufbruchstimmung der siebziger<br />
und der frühen achtziger Jahre ist unübersehbar. Im forschungs- und institutionspolitischen<br />
Gründungsprogramm der 1972 eröffneten Bremer <strong>Universität</strong> bündelt sich diese Aufbruchstimmung<br />
bereits in konzentrierter Weise. Das Institut steht mithin in einer sowohl langen<br />
als auch guten Tradition. Soweit, so gut!<br />
Allerdings wird <strong>artec</strong> nicht 1972, sondern – 2001-12=1989 – gegründet, also 17 Jahre nach<br />
Eröffnung der <strong>Universität</strong> <strong>Bremen</strong>, und damit zu einem Zeitpunkt, zu dem die Gründungsziele<br />
der <strong>Universität</strong> schon deutlich in die Jahre gekommen waren. <strong>artec</strong> ist mithin mit seinem<br />
Gründungsprogramm insofern eher eine Art Spätling. Wenn wir uns trotzdem sehr direkt an<br />
die zentralen Elemente der Humanisierungsdebatte angelehnt haben, dann weil wir finden,<br />
dass sie noch immer eine Herausforderung darstellen, wissenschaftlich ebenso wie gesellschaftlich,<br />
und darin hat sich – ich glaube, auch darin sind wir uns einig – bis heute wenig<br />
geändert. Allerdings war uns schon 1989 klar, dass eines mit Sicherheit kontraproduktiv gewesen<br />
wäre: Die Entwicklung des Instituts im Sinne eines Traditionsbetriebs zur Pflege eines<br />
wissenschafts- und forschungspolitischen Erbes und seines Schutzes vor allfälligen Veränderungen.<br />
Uns war jedenfalls sehr schnell klar, schneller als das möglicherweise im Falle einer<br />
früheren Institutsgründung der Fall gewesen wäre, dass das Institut nur in dem Maße sinnvoll<br />
sein kann, wie wir den Verheißungen der Gründungsprogrammatik – der Gestaltung von <strong>Arbeit</strong><br />
und <strong>Technik</strong> in einem sozial befriedigenden Sinne – in konkreter empirischer Forschung<br />
nachgehen, sie dabei aber auch, soweit nötig, zu modifizieren und in entsprechenden Teil zu<br />
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