Gute Arbeit?, Gute Umwelt?, Gute Technik - artec - Universität Bremen
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<strong>artec</strong>-paper Nr. 98 – Oktober 2002<br />
ten können, sondern mehr Unsicherheit, da der Alternativenreichtum des Entscheiders reflexiv<br />
gesteigert wird.<br />
Hinzu kommt, dass der nachgefragte Wissensbedarf nicht mehr allein in Richtung technisch<br />
zu realisierender Zwecke liegt, sondern auf dem Gebiet der unerwünschten Nebenfolgen.<br />
Damit wird die Zukunft zu einem entscheidenden Parameter des Wissens. Offensichtlich besteht<br />
eine direkte Beziehung zwischen den vorhergesehenen und den nichtvorhergesehenen<br />
Folgen des Handelns. Je weiter sich der Zeithorizont des Entscheiders in die Zukunft hinausschiebt,<br />
desto wahrscheinlicher nehmen die unvorhergesehenen Folgen zu. Sachlich und sozial<br />
nimmt damit die Bedeutung des Nichtwissens für die Handelnden zu. Der Anteil des Handelns,<br />
von dem nur noch im Modus des Wahrscheinlichen bzw. Unwahrscheinlichen gewusst<br />
werden kann, wächst, und die Entscheidung selbst enthält als Basis eine nur fiktiv gesicherte<br />
Realität.<br />
Eine Reflexion auf diese Sachverhalte muss nicht auf Relativismus oder Beliebigkeit des<br />
Wissens hinauslaufen, sie macht aber bewusst, in welchem Maß die Wissenschaft selbst riskant<br />
geworden ist und wie sie zu immer komplexeren Konstruktionen getrieben wird. Dies in<br />
einer Gesellschaft, die gar nicht anders kann, als sich Risiken zu leisten.<br />
Das Neue der "Neuen Wissenschaft" liegt genau in dieser Erkenntnis, dass trotz aller Unsicherheit<br />
der Wissensproduktion die Wissenschaft der einzig legitime Weg ist, Wissen in der<br />
modernen Gesellschaft zu erzeugen. Nicht die Verkündung gesicherten Wissens ist ihre Aufgabe,<br />
sondern Management von Unsicherheit. Kern dieser Sichtweise ist die Kommunikation<br />
über die Unsicherheit und die Revidierbarkeit der eigenen Wissensproduktion im Austausch<br />
mit Öffentlichkeit und Politik.<br />
Literatur<br />
Bechmann, G. (2000): Das Konzept der „ Nachhaltigen Entwicklung“ als problemorientierte<br />
Forschung – Zum Verhältnis von Normativität und Kognition in der <strong>Umwelt</strong>forschung.<br />
In; Brand, K-W (Hg) Nachhaltige Entwicklung und Transdisziplinarität. Besonderheiten,<br />
Probleme und Erfordernisse der Nachhaltigkeitsforschung Berlin S. 31-<br />
46<br />
Bechmann, G. (1994): Risiko und gesellschaftlicher Umgang mit Unsicherheit, Österreichische<br />
Zeitschrift für Soziologie 19, S. 8-33<br />
Bechmann, G. , Stehr, N. (2000): Risikokommunikation und die Risiken der Kommunikation<br />
wissenschaftlichen Wissens. Zum gesellschaftlichen Umgang mit Nichtwissen.<br />
In:GAIA 9 H.2, S. 113-121<br />
Bechmann, G., Frederichs, G. (1998): <strong>Umwelt</strong>forschung zwischen Erkenntnis und Organisation<br />
In: Daschkeit, A./Schröder, W. (Hg): <strong>Umwelt</strong>forschung quergedacht Berlin u.a. S.<br />
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Bechmann, G., Gloede, F. (1991): Erkennen und Anerkennen: über die Grenzen der Idee der<br />
„Frühwarnung”, in: Petermann, T. (Hrsg.),<strong>Technik</strong>folgen-Abschätzung als <strong>Technik</strong>forschung<br />
und Politikberatung, S. 121-150<br />
Beck, U. (1986): Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt/M.<br />
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