Psychiatriebericht Steiermark - plattform psyche
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12 Einleitung |<br />
Seit dem Durchbruch der Psychiatriereform in den 70iger Jahren<br />
werden in den meisten industrialisierten Ländern Personen mit schweren psychischen<br />
Erkrankungen nicht mehr durchgehend in einer stationären pychiatrischen Einrichtung<br />
behandelt und betreut, sondern in die Gemeinden entlassen, um dort, in ihrem vertrauten<br />
sozialen Umfeld, in zahlreichen sozialpsychiatrischen Einrichtungen bedarfsgerecht versorgt<br />
zu werden.<br />
Die psychiatrische Versorgung in der <strong>Steiermark</strong> wird im Bereich der Akutpsychiatrie durch<br />
die Krankenanstalten getragen. Den Großteil der stationären psychiatrischen Versorgung<br />
leistet aktuell die Landesnervenklinik Sigmund Freud in Graz (LSF); als weitere stationäre<br />
psychiatrische Angebote stehen aber auch die Universitätsklinik für Psychiatrie sowie das<br />
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Graz-Eggenberg zur Verfügung.<br />
Als wesentlich komplexer erweist sich das "extramurale" also ausserhalb der Krankenanstalten<br />
erforderliche Betreuungsangebot, das dem Patienten ein, seinen individuellen Bedürfnissen<br />
angepasstes, Leben in dem ihm vertrauten sozialen Umfeld ermöglichen soll. Neben<br />
niedergelassenen Fachärzten, die das dritte Standbein in der medizinischen Betreuung<br />
psychisch Kranker bilden, sollen Gesundheits- und Klinische Psychologen, Psychotherapeuten,<br />
multiprofessionell besetzte Psychosoziale Beratungsstellen, Angebote betreuten Wohnens,<br />
Tagesstrukturen, Arbeitsrehabilitative Angebote, mobile sozialpsychiatrische Betreuung und<br />
ein sozialpsychiatrischer Krisendienst, bei Bedarf als breites, integratives Angebotsspektrum<br />
gemeindenah zur Verfügung stehen.<br />
Die Entwicklung der extramuralen — also außerhalb der stationären Einrichtungen<br />
vorhandenen — Angebotsstrukturen erfolgte — zunächst unstrukturiert — im Verlauf der<br />
vergangenen 30 Jahre. Aus dem sich in den Regionen ergebenden Bedarf an<br />
sozialpsychiatrischer Betreuung wurden nach und nach — meist schon vor Ort in anderen<br />
sozialen Bereichen tätige — Träger initiativ, schufen sozialpsychiatrische Leistungsangebote<br />
bzw. erweiterten ihr Angebot um den sozialpsychiatrischen Bereich.<br />
Als erste extramurale sozialpsychiatrische Einrichtung in der <strong>Steiermark</strong> und gleichzeitig eine<br />
der ersten extramuralen sozialpsychiatrischen Angebote Österreichs wurde im Mai 1978<br />
das Beratungszentrum für psychische und soziale Fragen, damals positioniert am Griesplatz,<br />
ins Leben gerufen. Organisatorisch als dislociertes Ambulatorium der Landesnervenklinik<br />
Sigmund Freud eingestuft, finden wir unter der neuen Adresse Granatengasse auch die<br />
bislang einzige außerstationäre Tagesklinik in der <strong>Steiermark</strong>. Heute ist das Beratungszentrum<br />
zuständig für den Einzugsbereich Graz-West.<br />
In den folgenden Jahren entstanden unter der Trägerschaft des Vereins für psychische und<br />
soziale Lebensberatung, der Gesellschaft zur Förderung seelischer Gesundheit, des Vereins<br />
Rettet das Kind <strong>Steiermark</strong>, des Hilfswerk <strong>Steiermark</strong> sowie des Psychosozialen<br />
Beratungszentrums Voitsberg, psychosoziale Beratungsstellen in allen Bezirkshauptstädten<br />
als Drehscheiben der regionalen psychosozialen Versorgung. Ergänzend dazu wurden von<br />
den Trägerorganisationen - hier auch vom Verein Wohn<strong>plattform</strong> <strong>Steiermark</strong> sowie der Pro<br />
Mente <strong>Steiermark</strong> - komplementäre sozialpsychiatrische Versorgungsangebote aufgebaut.