liebt den Sport Sport- - Swiss Olympic
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Von links nach rechts<br />
Ein Jahr lang kämpfte Pater Kassian mit sich, bevor<br />
er sich für das Kloster und gegen <strong>den</strong> <strong>Sport</strong> entschied.<br />
Im März 2003 warb Pater Kassian gemeinsam mit<br />
Skisprung-Olympiasieger Simon Ammann (beide Mitte)<br />
im Bundeshaus für eine Skisprunganlage in Einsiedeln<br />
(links Duri Bezzola, rechts Edi Engelberger).<br />
zensport und das Theaterspielen. Ich musste aber fast<br />
ein Jahr lang mit mir selbst kämpfen, bis dieser Entscheid<br />
feststand.<br />
Haben Sie <strong>den</strong> <strong>Sport</strong> vermisst?<br />
Als ich mich entschied, ins Kloster zu gehen, schmerzte<br />
mich der Verzicht auf <strong>den</strong> <strong>Sport</strong> noch mehr als der Verzicht<br />
auf eine Frau. Allerdings habe ich <strong>den</strong> Spitzensport<br />
trotzdem weiterverfolgt. Oft war ich im Letzigrund zu<br />
Gast bei «Weltklasse Zürich», in meiner Kutte. Am Anfang<br />
schauten die Leute komisch, aber als ich meinen Begleitern<br />
jeweils zu erklären begann, wer Favorit ist, wer welche<br />
Bestzeit hat, hörten mir plötzlich alle zu. Ich war der Fachmann<br />
in der schwarzen Kutte. Das war lustig. Natürlich<br />
habe ich <strong>den</strong> <strong>Sport</strong> auch immer via Fernsehen verfolgt.<br />
Sie sind vom Spitzensportler zum Passivsportler<br />
vor dem Fernseher gewor<strong>den</strong>?<br />
Es wird oft gespottet über Leute, die <strong>den</strong> <strong>Sport</strong> nur via<br />
Fernseher verfolgen. Dabei ist es einfach wunderbar, wie<br />
man vor dem TV-Gerät mitlei<strong>den</strong> und sich mitfreuen<br />
kann. Ich erinnere mich an einen überraschen<strong>den</strong> Sieg<br />
Italiens an einer Fussball-WM. Nach dem Spiel rannte eine<br />
Horde Italiener johlend über <strong>den</strong> Klosterplatz. Sie verspürten<br />
ein unglaubliches Glücksgefühl, obwohl sie ja<br />
nicht selbst gewonnen hatten.<br />
Pater Kassian Etter<br />
Alter 78 Wohnort Benediktiner-Kloster Einsiedeln<br />
Geboren in Zug (als siebtes von zehn Kindern)<br />
Berufliche Laufbahn 1949 Eintritt ins Noviziat des<br />
Klosters Einsiedeln | 1954 Priesterweihe | 1960 Beginn<br />
der Lehrtätigkeit an der Stiftsschule Einsiedeln |<br />
1999 Pensionierung als Lehrer<br />
Heute treten Sie als Referent in <strong>Sport</strong>verbän<strong>den</strong> auf<br />
und seit sieben Jahren spielen Sie regelmässig<br />
Theater. Sie haben einen Weg gefun<strong>den</strong>, die Hobbys<br />
ihrer Jugend in <strong>den</strong> Klosteralltag zu integrieren.<br />
Es ist schön, dass ich als 78-Jähriger meine bei<strong>den</strong> anderen<br />
grossen Lei<strong>den</strong>schaften wieder leben kann. Theater<br />
und <strong>Sport</strong> haben übrigens eine grosse Gemeinsamkeit:<br />
Sie können sehr viel bewirken für das Selbstbewusstsein,<br />
vor allem bei Jugendlichen. Im <strong>Sport</strong> wie im Theater<br />
macht man eine Art Seelen-Striptease, indem man an<br />
seine Grenzen geht. Als Lehrer an unserer Stiftsschule<br />
«Ich war der Fachmann<br />
in der schwarzen Kutte»<br />
hatte ich Schüler, die sehr unsicher waren. Als sie anfingen,<br />
Theater zu spielen, hat sich das geändert. Und<br />
Andreas Küttel, <strong>den</strong> ich unterrichtet habe, stach mit seiner<br />
Persönlichkeit immer heraus.<br />
Am 8. August 2008 beginnen die Olympischen<br />
Sommerspiele in Peking …<br />
Peking werde ich sehr intensiv mitverfolgen. Mich interessiert,<br />
wie die Chinesen diese Spiele organisieren. Ich war<br />
zwar noch nie in China, habe aber 1961 an der ETH Zürich<br />
8 2007 swiss sport 23