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P A N O R A M A «Mal schauen, wie es läuft» 26 swiss sport 8 2007 Lara Gut ist eine der talentiertesten Skifahrerinnen der Schweiz. Die 16-jährige Tessinerin ist in diesem Sommer gleich um drei Kaderstufen nach oben befördert worden und gehört nun dem A-Kader an. In der laufenden Saison soll der Teenager im Weltcup starten. Text Christof Kaufmann Bilder Keystone, Swiss-Ski (S. 27) Die Medien bezeichnen sie als «Supertalent» (Sportinformation), als «Phänomen» (Quotidien Jurassien) oder gleich als «grösste Hoffnungsträgerin des Schweizer Skisports» (Blick). Tatsächlich hat die erst 16-jährige Lara Gut eine beeindruckende Saison 2006/2007hingelegt. Da war beispielsweise ihr erstes Europacuprennen, bei dem sie Mitte Januar dieses Jahres mit der Startnummer 66 in der Abfahrt gleich auf Rang 4 fuhr. «Alle schauten mich an, als sei ich eine Ausserirdische», erinnert sich Gut lachend. Zwei Wochen später gewann sie ihr erstes FIS-Abfahrtsrennen. «Mein Vater, mein Trainer, alle um mich herum waren ausser sich vor Freude.» Und die Erfolgsserie riss nicht ab. Anfang März gewann Gut an den Junioren-Weltmeisterschaften in Altenmarkt (AU) die Silbermedaille in der Abfahrt und am 22. März wurde sie sensationelle Schweizer Meisterin im Super-G; mit einem Vorsprung von 1,25 Sekunden auf Fabienne Suter und 1,39 Sekunden auf Martina Schild, ihres Zeichens Silbermedaillen-Gewinnerin an den Olympischen Spielen 2006. «Ich bin ja erst 16 Jahre alt» Im Sommer haben die Verantwortlichen von Swiss-Ski das Talent gleich um drei Kaderstufen nach oben befördert und sie von der Interregion direkt ins A-Kader geholt. Seit-
Lara Gut Geburtsdatum 27. April 1991 Wohnort Comano (TI) Skiclub Sporting Gottardo Grösse 160 cm Gewicht 57 kg Beruf Studentin Hobbys Lesen, Sport allgemein her trainiert Gut mit dem Weltcup-Team. Druck verspüre sie keinen, sagt sie. «Ich bin zuerst FIS-Rennen gefahren, dann im Europacup, und immer hiess es: Lara, jetzt wird es ernst.» Das sei aber nie so gewesen: «Ich hatte immer meinen Spass, auch jetzt im Weltcup-Team.» Sie sei überrascht gewesen, wie gut sie von den Teamkolleginnen aufgenommen worden sei. «In der ersten Woche haben mir alle geholfen.» Eine dieser Teamkolleginnen ist Nadia Styger. Sie sagt über die junge Rennfahrerin: «Lara ist eine selbstbewusste Frau, die schon ganz genau weiss, was sie will.» Dass die Tessinerin mindestens fünf Jahre jünger sei als alle anderen im Team, merke man kaum. «Mit ihrer unbekümmerten Persönlichkeit, mit der offenen Art, mit der sie auf andere Menschen zugeht, hat sich Lara sehr schnell ins Team integriert», so Styger. Lobende Worte findet auch der Chef des Schweizer Frauen-Teams, Hugues Ansermoz: «Lara ist eine sehr komplette Athletin. Sie hat alles, was eine gute Skifahrerin ausmacht: eine gute Technik, eine sehr gute Physis und eine grosse mentale Stärke.» Natürlich könne sich Gut im körperlichen Bereich noch sehr viel weiter entwickeln. Auch was die Technik angehe, seien noch einige kleine Unsauberheiten auszumerzen. «Mental ist Lara aber bereits sehr stark.» Trotzdem werde sie auch in diesem Bereich noch Fortschritte machen, je mehr Erfahrungen sie sammle, so Ansermoz. Lara Gut selber sagt: «Für mich stehen in dieser Saison nicht die Resultate im Vordergrund.» Sie wolle Erfahrungen sammeln und ihre Technik verbessern. «Ich bin ja erst 16 Jahre alt.» Dabei wird sie von ihren Trainern unterstützt. «Wir werden Laras Wettkampfprogramm grosse Beachtung schenken», sagt Ansermoz. Die junge Athletin werde vor allem im Europacup starten, ein paar Einsätze im Weltcup seien aber geplant, verrät der Cheftrainer. «Möglich sind Vancouver und St. Moritz, allenfalls kommen noch ein, zwei weitere Starts dazu.» Von links nach rechts «Supertalent» Lara Gut auf dem Weg zum Schweizermeister-Titel im Super-G. «Ich hatte immer meinen Spass, auch jetzt im Weltcup-Team», sagt Lara Gut. «Plötzlich wird alles kommentiert» Langsam, aber stetig wächst auch das öffentliche Interesse an der Skifahrerin Lara Gut. «Ich habe schon letztes Jahr die ersten Briefe von Fans bekommen, das ist lustig.» Nach dem Aufstieg ins A-Kader verfügt sie nun auch über Autogrammkarten, die sie an ihre Fans verschicken kann. Noch halten sich die Anfragen danach in Grenzen, aber wenn der Aufstieg der talentierten Tessinerin weitergeht wie bisher, dürfte die Fanpost bald korbweise im Elternhaus in Comano eintreffen. Das hat auch seine negativen Seiten. «Die Leute schauen jetzt plötzlich, was ich mache», sagt Gut. So konnte sie beispielsweise im Forum von www.skionline.ch lesen, es sei gut gewesen, dass sie für das Weltcuprennen in Sölden nicht nominiert worden sei. «Plötzlich wird alles, was ich mache, kommentiert. Im Europacup hat sich niemand dafür interessiert, ob ich starte oder nicht.» Dem Talent ist bewusst geworden, dass sich immer kritische Stimmen finden. Sie illustriert das am Beispiel ihrer positiven Ausstrahlung: «Die einen sagen, ich sei cool und locker, weil ich immer lache, andere empfinden das als arrogant.» Auch das Interesse der Medien am «Supertalent» hat seit vergangenem Winter massiv zugenommen. «Das ist ein Riesenstress, aber man lernt, damit umzugehen», sagt Gut. Was kommt Lara Gut in den Sinn, wenn sie das Wort Vancouver hört? «Ich habe bis dahin noch genug Zeit, um Erfahrungen zu sammeln und ich hoffe, dass ich verletzungsfrei bleibe und bis 2010 Ski fahren kann», sagt sie. «Mal schauen, wie es läuft.» 8 2007 swiss sport 27
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