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SCHWIMMENDES PASSIVHAUS - Bauweb

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HAUSTECHNIK Event Engineering<br />

Konstruktionsprinzipien der<br />

Veranstaltungsarchitektur<br />

Zu den Aufgaben des Architekten zählt seit jeher auch die Realisierung von Versammlungsorten<br />

und Erlebnisräumen – ein Bereich, dem bereits der große Leonardo da Vinci wichtige Impulse<br />

gab. Waren es früher die Kirchenbauten, so übernehmen heute Theater- und Kunsthallen,<br />

Museen, Kunstgalerien und sogar die Rockarenen als „Event-Bauwerke“ diese Aufgabe.<br />

Unter dem Titel „Event Engineering“ bietet die New Design University (NDU) in St. Pölten ab<br />

Oktober 2011 ein eigenes Bachelorstudium im Bereich Eventmanagement und Medientechnik.<br />

Autor: BR. H.c. DDr. Elmer Bölcskey<br />

TU Wien / Institut für Hochbau und Technologie<br />

Ein Blick in die Geschichte<br />

zeigt: Die besten Planungs- und Ausführungsbeispiele<br />

für das Veranstaltungs-<br />

und Event-Engineering liefern<br />

die Baukünstler des ausgehenden Mittelalters<br />

bzw. der Renaissance – vor<br />

allen das technisch-wissenschaftlich<br />

fähigste, vielseitige Universalgenie Leonardo<br />

da Vinci (1452 – 1519).<br />

Die heutzutage viel diskutierte/zertifizierte<br />

„Interaktion“, die wechselseitige<br />

„Kommunikation“ bzw. Aufeinander<br />

wirken zwischen Mensch und Maschine<br />

(bzw. Computer) ist nicht nur ein<br />

hochaktuelles Thema in der Informatik,<br />

sondern ursprünglich eine der<br />

bahnbrechenden (Grund-)Ideen von<br />

Leonardo gewesen. Er hat es vorbildlich<br />

verstanden Räumlichkeiten und<br />

raumabschließende Bauteile mit dem<br />

Renaissance-Bewusstsein und für die<br />

damalige Zeit bewundernswerten technisch-wissenschaftlichen<br />

Fähigkeiten<br />

imposant und mit einer rationalen<br />

Kühnheit zu gestalten – konsequent<br />

verbunden mit einer fast „ingenieurmäßigen“<br />

Funktionalität, wie sich das<br />

ebenfalls in seinen Brückenentwürfen<br />

konzeptionell zum Ausdruck kommt.<br />

Oft liefern die perfekten, mit „Ingenieurmethoden“<br />

geplanten/gezeichneten<br />

technischen Darstellungsmethoden –<br />

meistens (Feder-)Zeichnungen Leonar-<br />

30 | bm 2 2011 www.bauweb.co.at<br />

dos – die ursprünglichen Ideen für<br />

viele moderne Problemstellungen, sogar<br />

für manche computergestützten<br />

(Berechnungs-)Verfahren wie z. B. die<br />

visualisierte Finite-Elemente-Methode<br />

(FEM). Auch als „Methode der endlichen<br />

Elemente“ bezeichnet, bietet<br />

heutzutage als aktuellste Modellierungsmethode<br />

(entwickelt aus der Matrizendeformationsmethode<br />

für Stabtragwerke,<br />

also verwandt mit Weggrößenverfahren<br />

der Baustatik) „Standardinstrument<br />

für Festkörpersimulation“<br />

auch in der (Veranstaltungs-)Architektur<br />

bzw. in der Bühnenmechanik.<br />

Nicht nur seinen künstlerischen Rang<br />

als Maler, sondern auch sein Können<br />

im Bereich Event-Engineering (nach<br />

zehn Jahren Zeremonien- und Planungstätigkeit<br />

am Hof von Mailand)<br />

stellt Leonardo da Vinci unter Beweis,<br />

als er zwischen 1495 und 1498 (im Refektorium<br />

des Dominikanerklosters<br />

von Santa Maria delle Grazie in der<br />

lombardischen Hauptstadt) das monumentale<br />

Fresko-Wand-Gemälde „Das<br />

letzte Abendmahl“ (Secco) schuf.<br />

Leonardos ingenieurmäßiges Denken<br />

bzw. „Konstruktionsgefühl“ hat bei<br />

dem quadratischen Grundriss des<br />

„Abendmahl“-Raums eine neuartige<br />

Dachkonstruktionslösung (nämlich<br />

den dargestellten Balken- bzw. Trägerrost)<br />

gestaltet, die (durch sich kreuzenden<br />

(Holz-)Balken) „in beiden<br />

Richtungen gleich geartet ist“, d. h.<br />

statisch-konstruktiv als Flächentrag-<br />

werk in zwei Richtungen gespannt<br />

arbeitet. Daher erfolgt die Lastabtragung<br />

in beiden Richtungen „umfangsgelagert“<br />

auf alle vier Wänden. Die<br />

„Formfindung“ mit der Durchdringung<br />

der Einzelträgern zum gemeinsamen<br />

Trägerrostsystem, wo bei einem beliebigen<br />

(Einzel-)Last auf einen Träger<br />

alle anderen zur Mitwirkung aktiviert<br />

werden, könnte sogar als Betonung der<br />

Gemeinschaft bzw. Ausdruck der Zugehörigkeit<br />

interpretiert werden.<br />

Er hat die Dachkonstruktion des hallenartigen<br />

Raumes nicht nur als raumabschließendes,<br />

gestalterisches Element<br />

für die Veranstaltung „Letztes<br />

Abendmahl“ verstanden, sondern als<br />

ideale, im Stabwerk aufgelöste Tragkonstruktion<br />

mit einer Art „Konstruktionismus“<br />

entworfen, bzw. als (Holz-)<br />

Balkenrost (mit rechtwinklige Überlagerung<br />

zwei Parallel-Trägersysteme)<br />

dargestellt. Damit hat er nicht nur im<br />

Brückenbau, sondern auch im konstruktiven<br />

Hochbau neuartige, massenaktive<br />

bzw. formaktive Tragwerkstypen<br />

entwickelt bzw. vorgeschlagen, welche<br />

erst Jahrhunderte später in der Architektur<br />

zur Realisierung von Versammlungs-<br />

bzw. Erlebnisräumen gelangt<br />

sind.<br />

Nach Literaturangaben „ist der erste<br />

Trägerrost der Baugeschichte die Unitarier-Kirche“<br />

(Unity Temple) vom USamerikanischen<br />

Architekten Frank<br />

Lloyd Wright (1867 – 1959) in Oak<br />

Park/Illinois(1906), ein westlicher Vor-<br />

bau<br />

magazin<br />

z<br />

Fotos: Fotocredit

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