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Heft Innenteil 4/2011 - Katholischen Aktion Steiermark

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durch ihn damals Teilhard de Chardin (1881–1955) kennen, der in so genialer<br />

Weise Naturwissenschaft und Glaube verbinden konnte, aber auch Guy<br />

de Larigaudie (1908–1940), den legendären Pfadfinderführer und Reiseschriftsteller,<br />

einen Verwandten im Geiste des Saint-Exupéry. Da lagen<br />

natürlich Welten dazwischen. Aber Parizek verstand es, sub specie aeternitatis<br />

alles unter einen Hut zu bringen und Jugendliche wie Erwachsene anzusprechen.<br />

Auch die französische Existenzphilosophie konnte er gut vermitteln.<br />

H.: Es war damals die Konzilszeit, eine heute unvorstellbare Epoche<br />

des geistigen und geistlichen Aufbruchs. Christentum sollte rational<br />

und emotional ansprechen. Parizek stand da mitten drin.<br />

W.: So war es. Sein Kreuzweg damals am Karfreitag war kein frömmlerisches<br />

Ritual, sondern emotional und intellektuell ergreifende Liturgie.<br />

H.: Aber Mitglied der Erziehergemeinschaft warst du damals noch nicht?<br />

W.: Nein, da war ich zu jung. Zudem aktives Mitglied einer lebendigen Grazer<br />

Pfadfindergruppe, die sich allerdings in meinem Maturajahr (1965)<br />

unter traurigen Begleitumständen auflöste.<br />

H.: So kamst du von den Pfadfindern zur Gemeinschaft?<br />

W.: So ist es. Der Weg war ja nicht weit, der Anlass naheliegend: Im Sommer<br />

1965 veranstaltete die Erziehergemeinschaft eine vierwöchige Spanienfahrt<br />

unter Fritz Krischanitz, mit allem Drum und Dran, das mir aus der<br />

Pfadfinderzeit erinnerlich war: mit Zelt, Gas-Kocher etc. Und rund 40 aufgeschlossene<br />

junge Menschen im Reisebus. Es war meine erste große<br />

Unternehmung dieser Art und hinterließ einen nachhaltigen Eindruck.<br />

H.: Kannst du diesen Eindruck näher erläutern?<br />

W.: Es war der Gedanke des Fahrens, des Unterwegsseins mit einfachen<br />

Mitteln, die Übernachtung im Freien, zumeist unter dem klaren Sternenhimmel,<br />

die Verbundenheit mit der Landschaft und der Natur, auch mit ihren<br />

weniger schönen Elementen (auf der Rückfahrt in Südfrankreich erlebten<br />

16 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Aus der Gemeinschaft<br />

wir am Zeltplatz eine schaurige Gewitternacht), dann vor allem die Kunstwerke,<br />

die wir kennen lernen durften, das ganze kulturelle Umfeld der Länder,<br />

die wir durchfuhren (dazu gehörte auch Portugal und das nördlichste<br />

Stück von Marokko), und dann natürlich die Lieder und Diskussionen in<br />

froher Runde über Gott und die Welt. All das kannte ich von den Pfadfindern<br />

und setzte sich nun in der Erziehergemeinschaft fort.<br />

H.: Damals waren die „Fahrten“ ja nur für die Jüngeren und nur ein<br />

kleiner Teil der Aktivitäten.<br />

W.: Das war mir damals auch klar. Gewissermaßen als Ergänzung nahm ich<br />

in den 60er Jahren gemeinsam mit meinem Vater, teils auch mit Mutter und<br />

Schwester an den Jahrestagungen in Seggauberg teil, die Prof. Kapfhammer<br />

veranstaltete. Erst damals lernte ich ihn so richtig kennen, den Freund meines<br />

Vaters. Ich nahm ihn als eine außerordentlich beeindruckende Persönlichkeit<br />

wahr. Beeindruckend für mich auch die Lesungen, zu denen er<br />

einlud. Es war für mich die erste Gelegenheit, zeitgenössische Autoren aus<br />

nächster Nähe kennen zu lernen. Wilhelm Szabo und Christine Busta sind<br />

mir noch in lebhafter Erinnerung. Zwei Lyriker. Ein Zufall?<br />

H.: Und das Katholische? War das kein Problem damals für dich, in jener<br />

Altersstufe, in der man meist sehr kritisch der Kirche und dem Glauben<br />

gegenübersteht und die oft entscheidend ist für die spätere Einstellung?<br />

W.: Nein, überhaupt nicht. In diesen entscheidenden Jugendjahren, etwa<br />

zwischen dem 16. und 20. Lebensjahr, hatte ich mit Vertretern der Kirche<br />

fast nur positive Erfahrungen. Dr. Daniel Kern war mein geschätzter Religionsprofessor<br />

in der Oberstufe des Carneri-Gymnasiums. Mit Martin Gutl<br />

(1942–1994), der ebenfalls aus Feldbach stammte, waren wir bis zu seinem<br />

tragisch frühen Tod befreundet. Er war wohl einer der charismatischsten<br />

Priester unserer Diözese. Prof. Parizek kannte ich von der Gemeinschaft<br />

und er war auch privat bei uns zu Gast in der Familie. Meine Schwester<br />

Ursula hatte ihn fünf Jahre im Religionsunterricht am Musisch-pädagogischen<br />

Real-Gymnasium am Hasnerplatz. Noch heute erzählt sie, wie er sie<br />

geprägt habe, vor allem auch in Fragen der Philosophie.<br />

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