Heft Innenteil 4/2011 - Katholischen Aktion Steiermark
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seines Alters noch las. Er war übrigens – neben Prof. Topitsch in Graz – der<br />
einzige akademische Philosoph, der sich mir nachhaltig eingeprägt hat.<br />
Sein Buch Wahrheit und Methode steht jetzt noch in meinem Bücherschrank.<br />
H.: Und nach Heidelberg?<br />
W.: Nach diesem Jahr, das für mich wohl das anregendste und spannendste<br />
meines Lebens war, kehrte ich nach Graz zurück. In der <strong>Steiermark</strong> wurden<br />
damals dringend Lehrer für meine Fächer gesucht. So trat ich, ohne die Dissertation<br />
fertig gestellt zu haben, in den höheren Schuldienst ein. Ein weiterer<br />
Grund meiner Rückkehr war die anstehende Familiengründung. 1973<br />
heiratete ich Maria Weeber. Sie war damals Assistentin auf der Grazer Germanistik.<br />
Bald darauf kamen unsere Kinder Cornelia und Clemens zur Welt.<br />
H.: Damit war die KLE für dich gestorben?<br />
W.: Fast schien es so. In der Tat, als junger Lehrer und Familienvater hat man<br />
genug zu tun. Für die KLE blieb kaum mehr Zeit, weder für die Teilnahme an<br />
Reisen noch an Schiwochen o. ä. Allerdings: Mit Prof. Kapfhammer war ich in<br />
Verbindung geblieben. Er gab mir Bücher zur Rezension in den „Werkblättern“,<br />
wie unsere Zeitschrift damals hieß. Die Besprechungen erschienen<br />
dann in den 70er Jahren. Ich war öfter bei ihm auf Besuch. Seine Persönlichkeit<br />
faszinierte mich mehr denn je, sein weiter Horizont, seine Belesenheit,<br />
wie ich sie bei germanistischen Fachkollegen nur selten antraf. Zudem war er<br />
ein gläubiger, überzeugter und überzeugender Christ. Im <strong>Heft</strong> 2/2004 der<br />
„Begegnungen“ habe ich versucht, ihm ein kleines Denkmal zu setzen.<br />
H.: Das war anlässlich der Gedenkfeier zu seinem 100. Geburtstag.<br />
Ich erinnere mich. Da sprach sogar Altlandeshauptmann Dr. Josef<br />
Krainer. Aber in der Gemeinschaft warst du dann nicht mehr aktiv?<br />
W.: Das stimmt. Nachdem Kapfhammer die Schriftleitung der „Werkblätter“<br />
zurückgelegt hatte und schließlich verstorben war (1989), zog ich mich<br />
zurück, obgleich ich seit dem 20. Lebensjahr Mitglied war. Das hatte aber<br />
ausschließlich familiäre und berufliche Gründe.<br />
20 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Aus der Gemeinschaft<br />
H.: Welche waren das?<br />
W.: Zum einen schloss ich Anfang der 80er Jahre endlich meine Dissertation<br />
ab. Sie erschien dann 1988 als Buch, in der Reihe „Studien zur<br />
Vergleichenden Literaturwissenschaft“ des Olms-Verlages in Hildesheim.<br />
Sie beschäftigte sich mit der Rezeption (d. h. mit der Aufnahme) des<br />
römischen Dichters Horaz in der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts.<br />
1975 wurde ich als Vertragslehrer für Deutsch und Latein an das Akademische<br />
Gymnasium in Graz versetzt. Schon an der alten Schule, aber erst<br />
recht an meinem neuen Dienstort sah ich, welch gewaltiger Reformstau für<br />
den Lateinunterricht entstanden war. So versuchte ich, mich in den folgenden<br />
Jahren und Jahrzehnten mit voller Kraft der methodischen und didaktischen<br />
Erneuerung des Lateinunterrichts zu widmen, gemeinsam mit einigen<br />
anderen Kolleginnen und Kollegen.<br />
H.: Als Außenstehender kann man sich schwer vorstellen, was dabei<br />
zu tun ist.<br />
W.: Das glaube ich gern. Aber die Sache liegt auf der Hand. Zunächst einmal<br />
verfasste ich gemeinsam mit zwei Kollegen einen neuen Lehrgang für<br />
den Latein-Unterricht an der Unterstufe, die Via Nova. Die zwei Bände, die<br />
dann bei Langenscheidt in Wien erschienen und auf einer schottischen Vorlage<br />
beruhten, erlebten sieben Auflagen. Das Buch machte Furore unter<br />
Fachkollegen. Es stieß den alten Liber Latinus unseligen Angedenkens vom<br />
Sockel und brachte neue Aspekte in den Elementarunterricht. Es war übrigens<br />
das erste Lateinbuch in Österreich, das ein zeitgenössischer Künstler<br />
(Hartmut Urban, 1941–1997) illustriert hat.<br />
H.: Für ein so lehrbuchgebundenes Fach wie Latein leuchtet ein neues<br />
Unterrichtswerk ein. Den Liber Latinus soll es ja schon seit den 30er<br />
Jahren gegeben haben. Aber sonst?<br />
W.: Ich schrieb damals auch Schulfunksendungen für den Lateinunterricht,<br />
verfasste später zahlreiche fachdidaktische Artikel im Jahresbericht meiner<br />
Schule und in österreichischen und deutschen Fachzeitschriften.<br />
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