Heft Innenteil 4/2011 - Katholischen Aktion Steiermark
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OSR Anton KOVATSCHITSCH 86. Geburtstag<br />
SR Herta WOLF 87. Geburtstag<br />
OStR Dr. Emma RAUSCHER 91. Geburtstag<br />
Nachtrag: Im November <strong>2011</strong> feierte Frau SR Theresia KRENN ihren<br />
86. Geburtstag.<br />
Vorstand und Redaktionsteam wünschen allen Geburtstags-„Kindern“<br />
ein möglichst gesundes und segensreiches neues Lebensjahr.<br />
Frau Eva Hofer aus Hartberg feierte am 9. November ihre Sponsion zur<br />
Magistra phil. (Kunstgeschichte) an der Karl-Franzens-Universität in Graz.<br />
Herzliche Gratulation!<br />
„Ich wollt, daß ich doheime wär“<br />
Gedenken an Prof. Dr. Gertrude Keber<br />
11. Juni 1921 – 12. Oktober <strong>2011</strong><br />
Wolfgang J. Pietsch<br />
Zunächst eine liebe Erinnerung aus Kindertagen: Frau Dr. Keber wohnte<br />
uns gegenüber in der Feldbacher Bismarckstraße. 1950 war sie in den<br />
Lehrkörper der dortigen Hauptschule eingetreten. Als Nachbarin hatte sie<br />
für uns Kinder (meine Schwester und mich) viel Verständnis, Liebe und<br />
Freundlichkeit. Nicht selten, wenn unsere Mutter zu tun hatte, kümmerte<br />
sie sich um uns, mit Güte und Konsequenz. Meine Eltern blieben auch nach<br />
ihrem Wegzug mit ihr in Verbindung. Ich selbst verlor sie aus den Augen.<br />
Erst in den letzten Jahren, im Zuge meiner Tätigkeit für die KLE, trat sie<br />
wieder in mein Blickfeld, u. a. beim Einkehrtag in Stift Rein im Dezember<br />
2009. Da war ihr Leben schon mühselig geworden. Zuletzt an den Roll-<br />
28 | Begegnungen 4/<strong>2011</strong> Aus der Gemeinschaft<br />
stuhl gefesselt und von einer slowakischen Pflegerin liebevoll betreut, geistig<br />
aber weitgehend und in der Kraft ihrer sprachlichen Formulierung völlig<br />
präsent, verstarb sie im Oktober in ihrem Haus in Gratwein.<br />
Drei Tage vor ihrem Tod besuchte ich sie noch. Da erzählte sie mir aus<br />
ihrem 90jährigen Leben. Sie war das einzige Kind des Gemeindesekretärs<br />
und späteren Amtsvorstandes in Gratwein. Ihr Vater sei sehr autoritär gewesen,<br />
habe sie ungern in die Selbständigkeit entlassen. Nach Besuch der<br />
Frauenoberschule in Graz und nach der Matura 1939 ging sie zum Studium<br />
erst nach Wien und setzte das Biologie-Studium dann ab 1940 in Graz fort.<br />
Vom Nationalsozialismus sei sie damals überzeugt gewesen, vom Gedanken<br />
des Deutschtums angetan, und dass auf einmal in der Papierfabrik von<br />
Gratkorn wieder für alle Arbeit war, habe sie beeindruckt. Aber der Partei<br />
beigetreten sei sie erst 1944, zur Überreichung des Parteiabzeichens sei es<br />
gar nicht mehr gekommen und eine Funktion in der Partei habe sie nie ausgeübt.<br />
Aus der Röm.-katholischen Kirche sei sie schon vor ihrem Parteieintritt<br />
ausgetreten. Das sei damals ganz einfach gewesen. Ihr Vater habe das<br />
Formular auf dem Schreibtisch liegengelassen. Sie habe es ausgefüllt und<br />
abgeschickt. So war die Sache erledigt. 1945 dann die Katastrophe, für sie<br />
und ihre Familie, materiell und ideologisch. Von 150 öS im Monat mussten<br />
ihre Mutter und sie leben. Der Vater sei erst später heimgekehrt. Nach dem<br />
„Umbruch“ habe sie sich vor einer Kommission für ihre Parteizugehörigkeit<br />
rechtfertigen müssen. Ein Cousin von ihr, der zufällig Mitglied dieser Kommission<br />
war, habe sich für sie eingesetzt. So sei es möglich gewesen, dass<br />
sie zumindest an der Hauptschule eine Anstellung erhielt. Die höhere Schule,<br />
für die sie sich durch Doktorat und Lehramtsstudium qualifiziert hatte,<br />
blieb ihr einstweilen verschlossen. So landete sie 1950 also an der Feldbacher<br />
Hauptschule. Mein Vater, der ein Jahr zuvor dort zum definitiven<br />
Direktor ernannt worden war, habe sie nun in „väterlicher Liebe“ in Beruf<br />
und Alltag eingeführt und sei so zu ihrem freundlichen Mentor geworden.<br />
Er sei es auch gewesen, der sie zur Erziehergemeinschaft und in Kontakt<br />
mit Prof. Parizek gebracht habe. Letzterer schließlich habe sie in die Kirche<br />
zurückgeführt, ohne jede Aufdringlichkeit, aber mit Überzeugung, Einfühlsamkeit<br />
und einem intensiven Briefwechsel, wie sie betonte. Unvergesslich<br />
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