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Landtag Wahlkreis Halberstadt - DIE LINKE. Harz

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Rassismus stoppen - Zum 20. Jahrestag der Ausschreitungen in Quedlinburg<br />

Monika Hohmann, Quedlinburg<br />

Im Sommer 1992 kulminierte die<br />

Gewaltwelle gegen Flüchtlinge,<br />

Migrantinnen und Migranten in<br />

Deutschland. Die Angreifer waren<br />

nicht nur Neonazis, sondern<br />

kamen mitten aus der<br />

Nachbarschaft. In vielen Städten<br />

wurden Menschen und ihre<br />

Unterkünfte angegriffen, Politik<br />

und Polizei zeigten sich tatenlos<br />

und überfordert.<br />

„Ein Zeitensprünge Projekt“, so der<br />

Film als Einsteig in die Diskussion<br />

In der Woche zwischen dem 7.<br />

und 12. September 1992 griffen<br />

Neonazis, Anwohnerinnen und<br />

Anwohner aus Quedlinburg das<br />

Flüchtlingsheim in der Oeringer<br />

Strasse an. Wenige Tage nach<br />

den Pogromen in Rostock-<br />

Lichtenhagen entlädt sich auch in<br />

Sachsen-Anhalt die rassistische<br />

Gewalt. In Quedlinburg kam es<br />

während der Ausschreitungen<br />

auch zu offenem Widerspruch.<br />

Engagierte Bürgerinnen und<br />

Bürger sowie antifaschistisch und<br />

antirassistisch engagierte<br />

Jugendliche versuchten die<br />

Flüchtlinge durch Mahnwachen zu<br />

schützen. Auch sie waren den<br />

Angriffen ausgesetzt, ohne dass<br />

die Polizei wirkungsvoll eingriff.<br />

Wie in anderen Städten wurden<br />

auch die Flüchtlinge aus<br />

Quedlinburg in andere Quartiere<br />

verbracht, der Mob konnte dies<br />

als Erfolg werten. Nach einer<br />

Woche endete die rassistische<br />

Hetze nach einer<br />

antifaschistischen<br />

Gegendemonstration.<br />

Im Dezember 1992 haben die<br />

Ereignisse auf den Straßen und<br />

Plätzen ihr Nachspiel im<br />

Bundestag. Die Fraktionen der<br />

CDU/CSU, der FDP schleifen<br />

gemeinsam mit der SPD das<br />

Grundrecht auf Asyl. Die<br />

Zumutungen des damals<br />

beschlossenen Asylrechts und der<br />

diskriminierenden Sondergesetzgebung<br />

für Flüchtlinge gelten bis<br />

heute fort.<br />

In einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Dachverein Reichenstraße e.<br />

V. in Quedlinburg, der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt, des<br />

Kreisverbandes <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> <strong>Harz</strong> und des <strong>Wahlkreis</strong>büros Monika Hohmann<br />

<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> wurde am 13.09.2012 an die Ereignisse erinnert.<br />

v.l. Timo Götze, Dr. Gerd-Eckhardt Schuster, Katrin Hund, Detlef Tichatschke<br />

und Rene Zobel<br />

Nachdem zur Einführung ein Kurzfilm des Dachverein Reichenstrasse e.V.<br />

gezeigt wurde, kamen die Zeitzeugen Katrin Hund, Rene Zobel, Detlef<br />

Tichatschke und Dr. Gerd-Eckhardt Schuster zu Wort. Sie<br />

beantworteten ebenfalls Fragen der anwesenden Jugendlichen und<br />

diskutierten ihre Erlebnisse und Eindrücke von damals mit weiteren<br />

Zeitzeugen. Timo Götze, der für die Netzwerkkoordination in der<br />

Reichenstrasse zuständig ist moderierte die Veranstaltung. „<strong>Harz</strong>laut“: In der<br />

nächsten Ausgabe wird ein es einen weiteren Bericht zum Forum geben.<br />

<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>. SACHSEN-ANHALT - PRESSEMITTEILUNG - MD, 21. August 2012<br />

Schulterschluss von Politik und Gewalt<br />

Erklärung zu den rassistische Ausschreitungen vor 20 Jahren in Rostock<br />

und Quedlinburg<br />

Im Spätsommer dieses Jahres jähren sich die rassistischen Ausschreitungen in<br />

Rostock und Quedlinburg zum 20. Mal. Im August 1992 griffen über Tage hinweg<br />

hunderte Neonazis und Anwohner_innen das Flüchtlings- und das<br />

Vertragsarbeiterheim in Rostock-Lichtenhagen an. Über 3.000 Menschen<br />

applaudierten und feuerten die Gewalttäter_innen an.<br />

Nachdem die Flüchtlinge aus der Zentralen Aufnahmestelle (ZAST) evakuiert<br />

werden, fühlten sich die Angreifenden weiter bestärkt. Sie setzten das benachbarte<br />

Wohnhaus der vietnamesischen Vertragsarbeiter_innen in Brand. Fluchttüren zum<br />

nächsten Wohnblock wurden durch andere Mieter_innen verbarrikadiert und zum Teil<br />

mit Ketten mverschlossen – später gelang den über hundert Eingeschlossenen nur<br />

mit Glück eine Flucht über das Dach. Ein Fernseh-Team erlebte und dokumentierte<br />

die lebensgefährlichen Stunden. Eine massive Polizeipräsenz wurde erst aus Anlass<br />

einer Demonstration von Antifaschist_innen angeordnet. Am 29. August, eine Woche<br />

nach Beginn des Pogroms, demonstrierten mindestens15.000 Menschen in Rostock-<br />

Lichtenhagen gegen die rassistische Gewaltorgie.<br />

Vor der Eskalation herrschten im Stadtteil Lichtenhagen unhaltbare Zustände. Die<br />

Flüchtlinge, die sich dort einem mehrtägigen Registrierverfahren unterziehen<br />

mussten, campierten ohne feste Unterkunft und sanitäre Einrichtungen im Freien vor<br />

der ZAST. Behörden und Stadtpolitik griffen nicht ein. Auf Briefe aus der Bevölkerung<br />

wurde bewusst nicht reagiert. Die skandalösen Lebensbedingungen der Flüchtlinge<br />

wurden als Ausdruck nicht vereinbarer gegensätzlicher Kulturen dargestellt. Seit<br />

Jahren forderten CDU und CSU eine Verschärfung des Asylrechtes, seit der<br />

Wiedervereinigung und steigenden Flüchtlingszahlen hatte der Streit eine neue

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