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Intensivtagebuch: verlorene Zeit realer machen - CLINOTEL ...

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32<br />

Aus den <strong>CLINOTEL</strong>-Mitgliedshäusern<br />

Drei Finger wieder angenäht<br />

KOBLENZ<br />

Reinhard Bunte sitzt im Aufenthaltsraum der Berufsgenossenschaftlichen Station am Stiftungsklinikum Mittelrhein in Koblenz.<br />

Seine Hände liegen auf dem Tisch, die Finger der rechten Hand bewegen sich und trommeln leicht auf der Tischplatte.<br />

Es ist kaum zu glauben, dass diese Hand erst vor wenigen Monaten bei einem Arbeitsunfall grässlich verstümmelt wurde. Man<br />

muss schon genau hinsehen, um an den Fingern noch Narben zu erkennen.<br />

(Oben) Dr. Ulrich Albers (rechts) hat an der Hand von Reinhard Bunte eine<br />

schwierige Operation durchgeführt und drei Finger wieder angenäht<br />

(Unten) Reinhard Bunte ist glücklich. Es ist kaum noch zu sehen, dass bei einem<br />

schrecklichen Unfall drei Finger abgetrennt wurden<br />

Was war geschehen? Am 05.05.2012 war Reinhard Bunte an seiner Arbeitsstätte<br />

in einem Baumarkt in Montabaur. Ein Kunde wollte ein<br />

Kantholz zugeschnitten bekommen. Kein Problem für den Baumarktmitarbeiter,<br />

solche Tätigkeiten gehören zu seinem Berufsalltag. Doch<br />

diesmal war alles anders. Als er die Zugkappsäge in Betrieb nehmen<br />

wollte, schoss das Sägeblatt unkontrolliert hervor. Die Folgen dieses<br />

Gerätefehlers waren fatal. Zeige-, Mittel- und Ringfinger wurden etwa<br />

in der Mitte komplett abgetrennt und fielen unter die Säge auf den Boden.<br />

Der Kunde reagierte sehr geistesgegenwärtig und stoppte die<br />

starke Blutung an der Hand, indem er den Arm von Reinhard Bunte mit<br />

der Jacke seiner Frau abband. Notarzt und Rettungssanitäter waren innerhalb<br />

kurzer <strong>Zeit</strong> zur Stelle, bargen die abgetrennten Finger und<br />

brachten den Verletzten ins Krankenhaus Montabaur. Da die dortige<br />

handchirurgische Abteilung belegt war, erfolgte nach einer Notversorgung<br />

die rasche Verlegung des Patienten in das Stiftungsklinikum Mittelrhein<br />

nach Koblenz. Dort wurde Reinhard Bunte noch am gleichen<br />

Tag in der Klinik für Plastische, Hand-, Ästhetische und Verbrennungschirurgie<br />

von Chefarzt Dr. Ulrich Albers und seinem Team operiert.<br />

Dr. Albers berichtet: »Herr Bunte kam mit dem Rettungswagen, die abgetrennten<br />

Finger wurden gekühlt mitgebracht. OP- und Anästhesieteam<br />

waren informiert und vorbereitet. In der Notaufnahme erfolgte<br />

die Inspektion der Verletzung, dann noch Röntgen von Hand und Amputaten.<br />

Weiterhin wurde die Ehefrau angerufen, die noch von nichts<br />

wusste.«<br />

Es ging alles sehr zügig: »die <strong>Zeit</strong> ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg<br />

der Replantation!« Bei der Operation wurden zuerst die Knochen und<br />

Gelenke versorgt, dann die Sehnen und zuletzt erfolgte der langwierige,<br />

mikrochirurgische Anschluss der winzig kleinen Arterien, Venen<br />

und Fingernerven. »Das war sehr anstrengend und hat viele Stunden<br />

bis in die späte Nacht hinein gedauert, zeitweise an den Grenzen der<br />

Konzentrationsfähigkeit. Das ganze Team hat aber bis zuletzt konzentriert<br />

durchgehalten«, so Dr. Albers und er fügt hinzu: »Bei so einer<br />

Operation muss alles funktionieren: routinierte Narkoseführung, stabile<br />

Kreislaufverhältnisse, das ganze Team, auch an den folgenden Tagen,<br />

denn dann erst kommt die endgültige Entscheidung über Erfolg<br />

oder Misserfolg. Zum Glück ist alles gut geworden!«<br />

Nach zweieinhalb Wochen konnte Reinhard Bunte nach Hause entlassen<br />

werden. Er kam dreimal wöchentlich zur Anschlussheilbehandlung<br />

in das Stiftungsklinikum. Hier standen vor allem Sensibilitätsübungen<br />

und Krankengymnastik auf dem Programm. »Ich bin mit dem<br />

bisher Erreichten sehr zufrieden«, freut sich Reinhard Bunte bei einem<br />

Kontrollaufenthalt in der Klinik. »Ich kann zwar die Finger nicht voll<br />

einsetzen und der Zeigefinger wird auch steif bleiben, weil ein Gelenk<br />

zerstört wurde, aber ich habe Gefühl bis in die Fingerspitzen. Und die<br />

Computertastatur kann ich mit kleinen Einschränkungen auch schon<br />

bedienen. Ich bin den Ärzten und allen Therapeuten hier sehr dankbar.«

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