Intensivtagebuch: verlorene Zeit realer machen - CLINOTEL ...
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Aus den <strong>CLINOTEL</strong>-Mitgliedshäusern<br />
Drei Finger wieder angenäht<br />
KOBLENZ<br />
Reinhard Bunte sitzt im Aufenthaltsraum der Berufsgenossenschaftlichen Station am Stiftungsklinikum Mittelrhein in Koblenz.<br />
Seine Hände liegen auf dem Tisch, die Finger der rechten Hand bewegen sich und trommeln leicht auf der Tischplatte.<br />
Es ist kaum zu glauben, dass diese Hand erst vor wenigen Monaten bei einem Arbeitsunfall grässlich verstümmelt wurde. Man<br />
muss schon genau hinsehen, um an den Fingern noch Narben zu erkennen.<br />
(Oben) Dr. Ulrich Albers (rechts) hat an der Hand von Reinhard Bunte eine<br />
schwierige Operation durchgeführt und drei Finger wieder angenäht<br />
(Unten) Reinhard Bunte ist glücklich. Es ist kaum noch zu sehen, dass bei einem<br />
schrecklichen Unfall drei Finger abgetrennt wurden<br />
Was war geschehen? Am 05.05.2012 war Reinhard Bunte an seiner Arbeitsstätte<br />
in einem Baumarkt in Montabaur. Ein Kunde wollte ein<br />
Kantholz zugeschnitten bekommen. Kein Problem für den Baumarktmitarbeiter,<br />
solche Tätigkeiten gehören zu seinem Berufsalltag. Doch<br />
diesmal war alles anders. Als er die Zugkappsäge in Betrieb nehmen<br />
wollte, schoss das Sägeblatt unkontrolliert hervor. Die Folgen dieses<br />
Gerätefehlers waren fatal. Zeige-, Mittel- und Ringfinger wurden etwa<br />
in der Mitte komplett abgetrennt und fielen unter die Säge auf den Boden.<br />
Der Kunde reagierte sehr geistesgegenwärtig und stoppte die<br />
starke Blutung an der Hand, indem er den Arm von Reinhard Bunte mit<br />
der Jacke seiner Frau abband. Notarzt und Rettungssanitäter waren innerhalb<br />
kurzer <strong>Zeit</strong> zur Stelle, bargen die abgetrennten Finger und<br />
brachten den Verletzten ins Krankenhaus Montabaur. Da die dortige<br />
handchirurgische Abteilung belegt war, erfolgte nach einer Notversorgung<br />
die rasche Verlegung des Patienten in das Stiftungsklinikum Mittelrhein<br />
nach Koblenz. Dort wurde Reinhard Bunte noch am gleichen<br />
Tag in der Klinik für Plastische, Hand-, Ästhetische und Verbrennungschirurgie<br />
von Chefarzt Dr. Ulrich Albers und seinem Team operiert.<br />
Dr. Albers berichtet: »Herr Bunte kam mit dem Rettungswagen, die abgetrennten<br />
Finger wurden gekühlt mitgebracht. OP- und Anästhesieteam<br />
waren informiert und vorbereitet. In der Notaufnahme erfolgte<br />
die Inspektion der Verletzung, dann noch Röntgen von Hand und Amputaten.<br />
Weiterhin wurde die Ehefrau angerufen, die noch von nichts<br />
wusste.«<br />
Es ging alles sehr zügig: »die <strong>Zeit</strong> ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg<br />
der Replantation!« Bei der Operation wurden zuerst die Knochen und<br />
Gelenke versorgt, dann die Sehnen und zuletzt erfolgte der langwierige,<br />
mikrochirurgische Anschluss der winzig kleinen Arterien, Venen<br />
und Fingernerven. »Das war sehr anstrengend und hat viele Stunden<br />
bis in die späte Nacht hinein gedauert, zeitweise an den Grenzen der<br />
Konzentrationsfähigkeit. Das ganze Team hat aber bis zuletzt konzentriert<br />
durchgehalten«, so Dr. Albers und er fügt hinzu: »Bei so einer<br />
Operation muss alles funktionieren: routinierte Narkoseführung, stabile<br />
Kreislaufverhältnisse, das ganze Team, auch an den folgenden Tagen,<br />
denn dann erst kommt die endgültige Entscheidung über Erfolg<br />
oder Misserfolg. Zum Glück ist alles gut geworden!«<br />
Nach zweieinhalb Wochen konnte Reinhard Bunte nach Hause entlassen<br />
werden. Er kam dreimal wöchentlich zur Anschlussheilbehandlung<br />
in das Stiftungsklinikum. Hier standen vor allem Sensibilitätsübungen<br />
und Krankengymnastik auf dem Programm. »Ich bin mit dem<br />
bisher Erreichten sehr zufrieden«, freut sich Reinhard Bunte bei einem<br />
Kontrollaufenthalt in der Klinik. »Ich kann zwar die Finger nicht voll<br />
einsetzen und der Zeigefinger wird auch steif bleiben, weil ein Gelenk<br />
zerstört wurde, aber ich habe Gefühl bis in die Fingerspitzen. Und die<br />
Computertastatur kann ich mit kleinen Einschränkungen auch schon<br />
bedienen. Ich bin den Ärzten und allen Therapeuten hier sehr dankbar.«