transporter "Arbeiten am Profil" - CAS Architekten
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trransporter : wer wie was 10 <strong>Arbeiten</strong> <strong>am</strong> Profil 1. Ausgabe März 2012<br />
Links: Blick über das Grabungsareal <strong>am</strong> 20. Dezember 2011. Rechts: Eine Grabungsfläche im Überblick: Rechts ist ein dunkel verfüllter Grubenhauskeller<br />
erkennbar. Links befindet sich eine kleinere Grube sowie ein Grabenrest.<br />
Zeugen aus vergangenen Zeiten<br />
Ausgrabungen Goldbrunnenstrasse 13, Liestal<br />
An der heutigen Goldbrunnenstrasse 13 in Liestal, wo<br />
<strong>CAS</strong> als Generalunternehmung modernes Wohnen realisiert,<br />
stand einst die römische Villa Munzach, eine der bedeutendsten<br />
Anlagen dieser Art in der ganzen Schweiz.<br />
Davon zeugen zahlreiche Funde, die bei Ausgrabungen<br />
entdeckt wurden. Jan von Wartburg, Grabungsleiter, Archäologie<br />
Baselland, weiss mehr.<br />
Was hat man an der Goldbrunnenstrasse 13 gefunden?<br />
Die Grabungsfläche liegt im Areal der römischen Villa Munzach.<br />
Nach dem Untergang des römischen Reiches wurde<br />
weiterhin gesiedelt: Es entstand ein Dorf, das aus einfachen<br />
Häusern aus Holz und Lehm bestand. Im 13. Jahrhundert<br />
wurde das Dorf zugunsten des aufstrebenden Städtchens<br />
Liestal aufgegeben.<br />
Aus der Römerzeit k<strong>am</strong>en auf der Grabung Reste einer Kiesstrasse<br />
zum Vorschein, die direkt auf das rund 120 Meter entfernte<br />
Herrenhaus zuführte.<br />
Aus dem Mittelalter k<strong>am</strong>en unter anderem die Reste von vier<br />
Grubenhäusern zum Vorschein. Dieser Haustyp bestand aus<br />
einem überdachten Halbkeller, in dem vor allem gewoben<br />
wurde. Die in den Grubenhäusern gefundene Gefässker<strong>am</strong>ik<br />
st<strong>am</strong>mt aus dem 11. - 12. Jahrhundert. Nebst den Grubenhäusern<br />
konnten Reste von ebenerdigen Pfostenbauten<br />
sowie mehrere Gräben dokumentiert werden. Durch den<br />
grössten dieser Gräben wurde Wasser geleitet, welches dem<br />
nahen Röserenbach entnommen wurde. Das Wasser könnte<br />
eine Mühle angetrieben haben, deren Reste sich im Grabungsareal<br />
jedoch nur noch wenig abzeichneten.<br />
Wie sind die Funde einzuordnen?<br />
Die Grabung bildet ein weiteres Puzzlestück in der über 60<br />
Jahren dauernden Erforschung dieses historisch sehr bedeutenden,<br />
über 1000 Jahre lang kontinuierlich besiedelten Areals.<br />
Da bei früheren Grabungen die unscheinbareren mittelalterlichen<br />
Siedlungsreste neben den imposanten römischen<br />
Steinbauten häufig übersehen wurden, sind grössere Grabungsflächen<br />
mit intakten mittelalterlichen Schichten bis<br />
heute selten geblieben – umso wichtiger ist die nun abgeschlossene<br />
Grabung für die Archäologie. Die Funde wie Gefässker<strong>am</strong>ik,<br />
römische Ziegel, Tierknochen sowie wenige<br />
Metall- und Glasobjekte haben aber einen wissenschaftlichen<br />
Wert, der nicht in Franken bezifferbar ist.<br />
Wie ist das Vorgehen bei solchen Ausgrabungen?<br />
In Fällen, wo bereits sicher ist, dass archäologische Funde<br />
zum Vorschein kommen werden, wird die Ausgrabung möglichst<br />
vor den Beginn des Baugrubenaushubs gelegt, wie hier<br />
geschehen. Betroffene Bauherren werden frühzeitig nach der<br />
Publikation des Baugesuchs auf die Möglichkeit hingewiesen,<br />
dass archäologische Funde zu Tage treten können.<br />
Nach dem Humusabstoss wird also die zu untersuchende<br />
Fläche in Teilflächen eingeteilt. Diese werden solange ausgegraben,<br />
bis keine archäologischen Reste mehr zum Vor-<br />
schein kommen, d.h. bis der anstehende Boden erreicht ist.<br />
Die Teilflächen werden schichtweise abgetragen: Jede neu<br />
an die Oberfläche kommende Schicht wird fotografiert und<br />
massstäblich gezeichnet, bevor sie weiter abgegraben wird.<br />
Die oberen Schichten werden meist mit dem Bagger abgetragen.<br />
Weiter unten liegende, ältere Schichten, wie z.B. die<br />
Verfüllungen der Grubenhauskeller, werden von Hand abgebaut.<br />
Da Ausgraben immer Zerstören heisst, können einmal gemachte<br />
Fehler (falsche Höhen auf den Zeichnungen, vergessene<br />
Fotos, übersehene archäologische Strukturen, Messfehler<br />
etc.) nicht mehr wieder gutgemacht werden.<br />
Wie erfolgt die Zus<strong>am</strong>menarbeit mit der Bauherrschaft?<br />
Wichtig ist eine gute Kommunikation auf beiden Seiten. Dazu<br />
gehört die rechtzeitige Meldung des Aushubbeginns durch<br />
die Bauherrschaft wie auch die frühzeitige Kommunikation<br />
der Grabungsdauer von Seiten der Archäologie Baselland,<br />
so dass die Bauleitung die weiteren Schritte planen kann. Die<br />
Zus<strong>am</strong>menarbeit mit der <strong>CAS</strong>, vertreten durch Enrico Brunetti,<br />
klappte gut. <strong>CAS</strong> zeigte Verständnis für die Ausgrabungsarbeiten.<br />
Durch die Ermöglichung einer vorgezogenen<br />
Ausgrabung konnten potentielle Probleme, die beim parallelen<br />
<strong>Arbeiten</strong> von Archäologie und Baufirma auftreten können,<br />
von vorneherein ausgeschlossen werden.<br />
Nun ist die Ausgrabungsstätte wieder zugeschüttet. Bedauern<br />
Sie das als Archäologe?<br />
Nein, denn es wurden alle archäologischen Strukturen ausgegraben<br />
und alle Funde geborgen. Mittels Zeichnungen, Fotografien<br />
und Beschreibungen ist die Fundstelle nun gut dokumentiert.<br />
Ich würde es hingegen bedauern, wenn Fundstellen<br />
ohne vorherige archäologische Dokumentation zerstört würden.<br />
Wo sind die Funde zu besichtigen?<br />
Die Funde müssen nun zuerst gewaschen und inventarisiert<br />
werden. Es ist möglich, dass einige Funde zu einem späteren<br />
Zeitpunkt ausgestellt werden.<br />
Die Fundstelle als solche wird bereits im Jahresbericht<br />
2011 der Archäologie Baselland publiziert .<br />
www.archaeologie.bl.ch/Pages/jahresbericht.html)