transporter "Arbeiten am Profil" - CAS Architekten

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transporter Fokus 6 Arbeiten am Profil 1. Ausgabe März 2012 Philipp Aregger: Mitglied GL CAS , NL Altdorf Je grösser die Nachfrage, desto mehr Geld kann für die Forschung generiert werden, umso ausgereifter werden die Systeme. Sonderthema Die Sonne ist ein moderner Energielieferant Rund die Hälfte des Wärme- und mehr als ein Drittel des Strombedarfs in der Schweiz lässt sich langfristig mit heute verfügbarer Solartechnologie auf bestehenden Bauten decken. Die Frage des Energiekonzeptes wird für den modernen Hausbau eine entscheidende Rolle spielen. Philipp Aregger ist Energieberater des Kanton Uri und zeigt auf, worauf es bei der Haustechnik-Installation ankommt. Philipp Aregger, in welcher Gegend macht eine Solaranlage grundsätzlich Sinn? Grundsätzlich überall, entscheidend ist die richtige Ausrichtung der Anlage. dingt. Die Aufheizung der Kollektoren erfolgt durch die Sonnenwärme. Ein bewölkter Tag im Sommer kann die Ko l lek toren trotz diffuser Einstrahlung auf 40 bis 50 Grad erwärmen. Grundsätzlich arbeitet ein Sonnenkollektor von April bis Oktober zu 100%. In den Übergangsmonaten ist die Sonnenkraft für die volle Leistung zu schwach. In den Wintermonaten bei schönem Wetter kann die Kollektortemperatur durchaus über 20 Grad ansteigen, was ebenfalls als Grundlast genutzt werden kann. Welche Dachflächen oder Fassaden sind geeignet? Eine Anlage sollte möglichst nach Süden gerichtet werden. Es kann beinahe auf jeder Dachfläche eine Anlage errichtet werden. Bei Kuppeldächern ist ein Ausweichen auf Nebenbauten oder die Fassaden empfehlenswert. Bleibt das Dach nach der Montage der Kollektoren dicht? Die Dichtheit des Daches hat nichts mit den Anlagen zu tun. Halterung und Anschlussstellen am und auf dem Dach müssen dicht sein. Das zu gewährleisten ist Sache des Dachdeckers und des Spenglers. Heute gibt es Systeme, die voll integriert in eine Dachfläche eingebaut werden können. Auf Flachdächern können Vakuumkollektoren horizontal angebracht werden, welche nicht sichtbar aufgestellt über das Dach ragen. Wie lange dauert der Einbau? Einen Tag für eine Kollektorenanlage, ein bis mehrere Tage bei Fotovoltaik, je nach Grösse. Können die Rohrleitungen auch nachträglich ohne viel Aufwand verlegt werden? Ja. Meistens wird eine Anlage im Zusammenhang mit einer wärmetechnischen Sanierung verlegt, was meistens auch Arbeitet die Solaranlage auch bei Bewölkung? Man unterscheidet zwischen Sonnenkollektoren und Fotovoltaikanlagen. Bei den Sonnenkollektoren wird eine Flüssigkeit (Glykol) in einem Rohrsystem aufgeheizt, welche das Warmwasser über ein Register (Wärmeabsorberfläche) im unteren Teil eines Boilers aufheizt. Sie wird für die Wasseraufbereitung verwendet. Eine Fotovoltaikanlage besteht aus Solarzellen, welche die Energie in elektrischen Strom umwandeln. Dieses System dient zur Stromgewinnung, welche direkt genutzt oder in das bestehende Netz eingespiesen wird. Bei Bewölkung arbeitet eine Fotovoltaikanlage auch, da diese auch bei diffusem Licht Energie gewinnen kann. Sie funktioniert unabhängig der Jahreszeiten, da die Wärme keine Rolle spielt. Natürlich sind die Sonnenstunden massgebend - an längeren Tagen wird mehr Strom produziert. Eine Solaranlage hingegen arbeitet bei Bewölkung nur be- sanierte Fassade mit Eternit und Aussendämmung rechts: Röhrenkollektoren an der Südfassade für die Wasseraufbereitung
transporter Fokus 7 Arbeiten am Profil 1. Ausgabe März 2012 bauliche Massnahmen im Innern bedingt. In diesem Zusammenhang können auch die Leitungen verlegt werden. Bei den Leitungen spricht man bei Kollektoren von zwei gedämmten Kupferleitungen von einem Durchmesser von ca. 10 mm. Die Dämmung der Leitungen vergrössert den Durchmesser auf ca 80 mm. Kann ich den alten Warmwasserboiler weiter verwenden? Grundsätzlich sollte der Boiler ausgetauscht werden, da für den Einbau einer Kollektorenanlage ein Boiler verwendet wird, der im unteren Teil mit solarer Wärme und im oberen Teil mit einem elektrischen Register bestückt ist. Für ein Einfamilienhaus z.B. 400 Liter. So kann die solare Energie optimal genutzt werden. Scheint keine Sonne, so wird nur der obere Teil des Boilers - maximal 200 Liter - aufgewärmt. Im unteren Teil bleibt das Wasser kalt und wird bei Sonnenschein aufgeheizt. Umgekehrt wenn die Sonne scheint, wird der gesamte Boiler von unten her aufgeheizt ohne dass elektrische Energie benötigt wird. Das Prinzip beruht darauf, dass das warme Wasser steigt. Im Zusammenhang mit einer Gesamterneuerung der Heizanlage wird der Boiler / Speicher in die Anlage integriert, so wird das Warmwasser bei zu geringer Sonneneinstrahlung z.B. über eine Wärmepumpe aufgeheizt. Eignet sich die Solaranlage nebst Warmwasserproduktion auch als Heizung? Ja, wenn man sich vorstellt, dass die Temperatur in einem Bodenheizungssystem 30 bis 35 Grad beträgt, liegt es auf der Hand, diese Energie auch für die Heizung zu nutzen. Gerade in den Wintermonaten bringt eine Solaranlage, wie schon erwähnt, keine hohen Temperaturen. In der Kombination einer Wärmepumpe funktioniert die Heizung optimal. Es gibt Kombigeräte, als Gesamtanlagen die für die Heizung (Wärmepumpe, kontrollierte Lüftung mit Wärmerückgewinnung und Warmwasseraufbereitung wahlweise über Kollektoren oder Wärmepumpe sich gegenseitig die vorhandene oder überschüssige Energie optimal nutzen. Grundsätzlich ist eine Kollektorenanlage in den Sommermonaten aktiv, wenn die Heizung nicht gebraucht wird. Ist eine thermische Solaranlage wirtschaftlich? Bei den heutigen Strompreisen ist es eine Nullrechnung. Eine Anlage amortisiert sich in 10 bis 15 Jahren, gemessen an den Strompreisen. Steigt der Strompreis jedoch an, rechnet es sich auch wirtschaftlich. Wichtiger ist aber der Umweltfaktor. Wenn wir den Atomausstieg wirklich umsetzen wollen rechnet sich jedes Gerät, das Strom einspart. Ist die Solartechnik ausgereift? Die Solartechnik befindet sich in einer steten Weiterentwicklung. Die Produktion ist aufwändig und an der Erhöhung des Wirkungsgrades wird permanent geforscht. Je grösser die Nachfrage, umso mehr Geld kann für die Forschung generiert werden, umso ausgereifter werden die Systeme. Muss die Solaranlage von Hand bedient oder geregelt werden? Nein, alles läuft vollautomatisch bei sehr geringem Wartungsaufwand. CAS hat aktuell ein EFH in Schattdorf mit Solarenergie ausgerüstet. Wie sieht das Energiekonzept konkret aus? Es handelt sich um ein Einfamilienhaus aus den 80iger Jahren. Mit dem Umbau haben wir es wärmetechnisch auf Minergiestand gebracht: Die Fassade wurde stark gedämmt, in die bestehenden Räume wurde eine kontrollierte Wohnungslüftung eingebaut. Auf die gegen Süden gerichtete Dachfläche wurde für die Stromgewinnung eine Fotovoltaikanlage integriert. Die Röhren-Kollektoren für die Warmwasseraufbereitung fanden ihren Platz an der Südfassade. Wie sieht die Kosten-Nutzen-Rechnung aus? Die Kosten-Nutzen-Rechnung ist eine Frage der Einstellung. In was für einem Haus will ich leben, was ist mir wichtig? Die einen kaufen sich ein neues Auto, die andern erfreuen sich an der Technik ihres Hauses und investieren dort. Das sind wichtige Idealisten in unserer Gesellschaft, die mithelfen die zukünftige Technik zu fördern. Über die Kosten-Nutzen-Rechnung wird dann nicht mehr gesprochen, wenn ein solcher Standard verbindlich wird. Nehmen wir das Beispiel der Hausdämmung. Hatten wir vor 10 Jahren die Vorschrift, einen Mindest-U-Wert von 0.3 zu erreichen, was einer Dämmstärke von ca 12 cm entsprach, gilt heute die Vorschrift bei einem Minergiehaus von 0.15, was einer Dämmstärke von ca. 22 cm entspricht. Da ist der Preis sekundär. Kommt dazu, dass die Produkte, die zum Standard werden, auch auf dem Markt durch die Masse billiger werden. Warum hat sich die Bauherrschaft für dieses System entschieden? Das Haus musste saniert werden. Die Fassade und das Dach mussten erneuert werden. Es stellte sich die Frage, wie weit will man gehen. Bei der Familie Strauss handelt es sich um technikbegeisterte und gegenüber der Umwelt verantwortungsbewusste Leute, die bereit waren, ihr Geld in die Zukunft zu investieren.
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