BRAUNSCHWEIGERJOURNAL - Cyty-Braunschweig
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<strong>Braunschweig</strong>er Journal 19<br />
Ausgabe 1/2012<br />
50 Jahre deutsch-französische Freundschaft<br />
Text: Wibke Ihlenburg-Dreessen • Foto: Manfred Brueckels/wikipedia<br />
1962, also vor 50 Jahren, war<br />
ein entscheidendes Jahr für<br />
die deutsch-französische<br />
Freundschaft wegen der<br />
gegenseitigen Staatsbesuche<br />
von Adenauer in Frankreich<br />
und de Gaulle in Deutschland.<br />
Auf Regierungs- und Verwaltungsebene<br />
war schon vorher<br />
eine gute Zusammenarbeit<br />
entstanden, nachdem de Gaulle<br />
1958 Adenauer in sein Privathaus<br />
in Colombey-lesdeux-Églises<br />
eingeladen hatte<br />
und beide sowohl politisch als<br />
auch persönlich gut harmonierten.<br />
Der Rheinländer<br />
Adenauer wirkte auf de Gaulle<br />
völlig anders und viel sympathischer<br />
als das vom schneidigen<br />
preußischen Soldaten in<br />
Pickelhaube bestimmte negative<br />
Bild der Deutschen. Um<br />
die Versöhnung zwischen den<br />
einstigen Kriegsgegnern jedoch<br />
in der Bevölkerung<br />
selbst zu verwurzeln, wurden<br />
gegenseitige Staatsbesuche<br />
vereinbart. Diese beschränkten<br />
sich nicht auf die Hauptstädte,<br />
sondern beinhalteten<br />
Rundreisen im ganzen Land,<br />
um möglichst viele Menschen<br />
direkt zu erreichen.<br />
Adenauer wurde im Juli 1962<br />
von den Franzosen sehr<br />
freundlich empfangen. Höhepunkt<br />
seiner Reise war der<br />
gemeinsame Gottesdienst mit<br />
de Gaulle in der Kathedrale zu<br />
Reims. Fotos und Karikaturen<br />
davon gingen um die Welt. Im<br />
September 1962 besuchte de<br />
Gaulle Deutschland, und er<br />
verstand es, durch Reden, die<br />
er z.T. in deutsch hielt, und<br />
durch spontane Gesten Begeisterung<br />
zu wecken.<br />
Schon bald nach den Staatsbesuchen<br />
kam die Anregung zu<br />
einem deutsch-französischen<br />
Freundschaftsvertrag. Dieser<br />
Vertrag wurde am 22. Januar<br />
1963 im Elysée-Palast des<br />
französischen Präsidenten<br />
unterzeichnet, wird daher<br />
"Elyséevertrag" genannt. Bis<br />
Konrad Adenauer und Charles de Gaulle auf dem Denkmal<br />
der Deutsch-Französischen Freundschaft in Berlin, Tiergartenstraße<br />
35<br />
heute besonders wichtig ist<br />
der Teil des Vertrages, der das<br />
deutsch-französische Jugendwerk<br />
begründete. In diesem<br />
Rahmen wurde in den folgenden<br />
Jahrzehnten ein umfangreicher<br />
Jugendaustausch organisiert.<br />
Woher kam die deutsch-französische<br />
"Erbfeindschaft"?<br />
Seit der Drei-Teilung des Reiches<br />
von Karl dem Großen im<br />
Jahr 843 war der mittlere Teil<br />
für über 1000 Jahre Streitpunkt<br />
zwischen Deutschen<br />
und Franzosen.<br />
Als die Truppen deutscher<br />
Fürsten im Kampf gegen die<br />
Türken vor Wien gebunden<br />
waren, versuchte Ludwig<br />
XIV, deutsche Gebiete am<br />
Oberrhein zu erobern (Pfälzischer<br />
Erbfolgekrieg 1688-<br />
1697). Dabei zerstörten französische<br />
Truppen z.B. Heidelberg<br />
und Mannheim total und<br />
verwüsteten die linksrheinischen<br />
Gebiete planmäßig.<br />
U.a. wurde der Dom zu Speyer<br />
(Grablege deutscher Kaiser)<br />
schwer beschädigt. Im<br />
Ergebnis kam damals das<br />
Elsass zu Frankreich. Die<br />
grausame Kriegsführung der<br />
Franzosen begründete bei den<br />
Deutschen die Rede von<br />
Betreutes Wohnen<br />
Frankreich als "Erbfeind".<br />
Die Befreiungskriege gegen<br />
Napoleon 1813/1814 stärkten<br />
das Nationalbewusstsein in<br />
Deutschland. Dies wurde weiter<br />
gefördert durch die Rheinkrise<br />
1840, als Frankreich<br />
erneut versuchte, linksrheinische<br />
Gebiete zu gewinnen. In<br />
dieser Zeit entstanden u.a. die<br />
Lieder "Die Wacht am Rhein"<br />
und das "Deutschlandlied".<br />
Bismarck erkannte die Möglichkeit,<br />
durch das Anheizen<br />
der Stimmung gegen Frankreich<br />
in den deutschen Teilstaaten<br />
die Bereitschaft zur<br />
Reichseinigung unter Preußen<br />
voran zu bringen. So provozierte<br />
er 1870 den Krieg<br />
gegen Frankreich, in dem<br />
1871 die Einigung realisiert<br />
wurde. Spätestens zu dieser<br />
Zeit wurde die Feindschaft<br />
von den Franzosen erwidert<br />
und durch die Weltkriege vertieft.<br />
Aus dem ersten Weltkrieg ist<br />
u.a. das Detail überliefert,<br />
dass deutsche Truppen die<br />
Kathedrale zu Reims (Krönungskirche<br />
der französischen<br />
Könige) mit Artillerie<br />
mehrere Tage lang beschossen<br />
haben, um damit die Zerstörung<br />
des Doms zu Speyer<br />
(1689, siehe oben) zu rächen.<br />
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