BeHMI 2010 - Historisches Institut - Universität Bern
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in zusammenfassenden Vergleichen wiedergegeben<br />
wird. Mit den erworbenen Vorkenntnissen<br />
zur Spanischen Grippe kann eine Untersuchung<br />
der beiden Länder vorgenommen werden. Bereits<br />
die Statistiken der beiden Länder zu Todesopfern<br />
und Grippeerkrankten fördern die ersten Unterschiede<br />
im Umgang mit der Grippe zu Tage. Die<br />
Sichtweisen der medizinischen Fachzeitschriften<br />
beider Länder sind zwar gleich aufgebaut, Unterschiede<br />
werden dennoch sichtbar und in der Studie<br />
entsprechend offen gelegt. Von besonderem Inte-<br />
Stefano Bellotti<br />
resse ist der Vergleich der Armeen beider Länder<br />
im Umgang mit der Spanischen Grippe, hier liegt<br />
denn auch ein besonderer Fokus der Arbeit. Die<br />
Bandbreite der Recherche reicht von Geheimhaltung<br />
der Ereignisse bis hin zu öffentlichen Stellungnahmen<br />
seitens der Militärleitung. Ebenfalls<br />
untersucht wird der Umgang mit der Grippe in<br />
ausgewählten Medien. Es sind dies die Sozialdemokratische<br />
Zeitung der Schweiz, die „<strong>Bern</strong>er<br />
Tagwacht“ und jene im Deutschen Reich, die in<br />
Berlin erschienene „Vorwärts“.<br />
Óscar Arnulfo Romero<br />
Nachleben in Politik, Kirche und Musikkultur El Salvadors<br />
Óscar Arnulfo Romero wurde vor dreissig<br />
Jahren am Altar ermordet, doch heute würde niemand<br />
behaupten, dass Romero tatsächlich gestorben<br />
ist. Selbst die Mörder zweifeln daran. Überall<br />
hört man seine Stimme und überall muss man sich<br />
Romeros Vermächtnis stellen. Der ermordete Erzbischof<br />
ist nach dreissig Jahren — gewollt oder<br />
ungewollt — aus seiner pastoralen Rolle herausgewachsen<br />
und zu einem Symbol geworden: ein<br />
Symbol für Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit, Mut<br />
und Liebe.<br />
In der Studie wird den Motiven dieser Ermordung<br />
nachgegangen und dabei vor allem auf zwei Aspekte<br />
fokussiert: die Anprangerung der sozialen<br />
Ungleichheit und die zunehmende internationale<br />
Bedeutung Romeros, die den konservativen Kräften<br />
in El Salvador ein Dorn im Auge war. Die Ermordung<br />
wird in der Arbeit jedoch nicht nur als<br />
historisches Ereignis dargestellt, sondern es wird<br />
auch auf dessen Wirkung und Bedeutung eingegangen.<br />
Im zweiten Teil der Studie wird in diesem<br />
Zusammenhang der Gedanke des Martyriums behandelt.<br />
Nebst einer detaillierten Quellenkritik an den Homilien<br />
des ehemaligen Erzbischofs von San Sal-<br />
Masterarbeit bei Prof. Dr. Arndt Brendecke<br />
vador, beschäftigt sich die Masterarbeit im dritten<br />
Teil mit dem Nachleben Romeros. Die wichtigsten<br />
Fragen, denen die Arbeit diesbezüglich nachgeht,<br />
betreffen die ‚Authentizität‘ des im Jahr <strong>2010</strong><br />
weitgehend glorifizierten Erzbischofs. Inwieweit<br />
beruht das heutige Bild Romeros auf dem lebendigen<br />
Óscar Arnulfo Romero? Wie hat sich diese<br />
Projektion über die Zeit gewandelt und welche<br />
Personen und <strong>Institut</strong>ionen haben daran gearbeitet?<br />
Mit welchen Hintergedanken und Vorstellungen<br />
wurde Óscar Romero am Leben erhalten<br />
und wen soll er bis heute ansprechen? Wie viel des<br />
lebenden – des authentischen – Romero findet sich<br />
noch im heutigen Romero-Bild, das auf T-Shirts,<br />
Statuen und Gemälden verewigt wird?<br />
Die Studie versucht in drei unterschiedlichen<br />
Sphären (Politik, Kirche und Musik) die Aufarbeitung<br />
und Deutung Romeros darzulegen.<br />
Im Teil zur Politik wird der Fokus auf die seit März<br />
2009 an der Macht stehende FMLN und auf die<br />
rhetorischen und inszenierten Gedenkveranstaltungen<br />
zum 30. Todestag des Erzbischofs gelenkt.<br />
Der Unterschied zwischen einer aufrichtigen Ehrerbietung<br />
und einem opportunistischen Kalkül ist<br />
hauchdünn: Während Präsident Funes einerseits<br />
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