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RK A11 - Kunstwanderungen

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<strong>RK</strong> <strong>A11</strong><br />

Orvieto<br />

Die einst etruskische Stadt wurde in 325 m Höhe auf einem Tuffstein-Plateau 200 m<br />

über dem Pagliatal erbaut. Die sich je nach Wetter und Tageszeit verändernde Farbe des<br />

Tuffs setzt sich in den Bauten der Stadt fort. Die Häuserformation wird vom Dom überragt,<br />

einem Wunderwerk mittelalterlicher Baukunst.<br />

Der Tuffsteinblock<br />

Der Steinblock bildete sich im Zuge der Vulkanausbrüche bei der Entstehung der Volsinii-Berge.<br />

Gewaltige Mengen an eruptivem Gestein lagerten sich auf der Lehmschicht<br />

ab. Danach begannen die Flüsse die Flanken des Tuffberges abzuwaschen und ließen<br />

den Block übrig. Fachleute reden heute davon, dass der Tuff krank sei, auf dem Orvieto<br />

erbaut ist. Das stimmt nicht; krank ist der Mensch. Denn er hat zu verantworten, dass<br />

der Stein auseinander zu brechen droht. Schon lange sind am Südrand des Blockes Risse<br />

und Abbröckelungen festgestellt worden. Endlich zeigte sich auch an anderen Stellen<br />

Instabilität.<br />

Die Bürger von Orvieto hatten nach dem Bau ihrer Häuser auf dem Steinblock damit<br />

begonnen, den Block auszuhöhlen, um zusätzlichen Platz zu gewinnen. Man grub Keller,<br />

Gänge, Gruben in den Stein. Seit dem 16. Jh. bohrte man Brunnen. Abwasserkanäle<br />

fraßen Rinnen in den Tuff. Im Jahre 1977 traten so große Risse im Gestein auf, dass die<br />

italienische Regierung erste Maßnahmen ergriff, dem Untergang der Stadt vorzubeugen.<br />

Der Block wurde mit Stahl gestützt, die Risse hat man mit Zement verklebt.<br />

*<br />

Die Besiedlung des Tuffsteinblocks, die sich bis in die Bronzezeit zurückverfolgen<br />

lässt, bringt Orvieto in der Zeit zwischen dem 7. und 3. Jh. v. C. in Blüte. Niemand<br />

weiß, wie Orvieto ursprünglich hieß. Die Römer sollen die Stadt Volsinii genannt haben,<br />

was bedeutet, dass neben Montefiascone, Bolsena nun die dritte Stadt so geheißen<br />

haben soll. Aus etruskischer Zeit sind noch die Nekropolen um die Stadt herum und der<br />

Tempio del Belvedere erhalten.<br />

Im Jahre 264 nehmen die Römer die etruskische Festung ein und zerstören die Stadt.<br />

Die Bevölkerung wird nach Bolsena am See ausgelagert – was eine Erklärung dafür<br />

sein kann, dass der Name Volsinii für eine Stadt mehrfach auftritt.<br />

Aus Schutt und Asche entsteht Orvieto in römischer Zeit als urbs vetus = alte Stadt, woraus<br />

sich der heutige Namen zusammensetzt. Als die Stadt in die Hand der Goten gefallen<br />

ist, erobert sie Belisar 538 für Byzanz zurück. 571 lassen sich die Langobarden hier<br />

nieder.<br />

Ab dem 12. Jh. ist Orvieto ein Stadtstaat und verbündet sich mit Florenz gegen Siena.<br />

Durch die Anwesenheit von Päpsten im 12. und 13. Jh. stellt es sich auch gegen den<br />

Kaiser, was Ärger im Stadtgebiet hervorruft: Ghibellinen, die Kaisertreuen, und Guelfen,<br />

die papsttreuen Monaldeschi, liefern sich blutige Schlachten. 1186 wirft Kaiser<br />

Heinrich IV. die Guelfen für einige Zeit aus der Stadt. Das kann aber nicht verhindern,<br />

dass die Monaldeschi die Herrschaft an sich reißen. Diese Familie aber zerstreitet sich,<br />

und man jagt sich gegenseitig.<br />

Die Stadt will sich mehr und mehr verselbständigen. Das weiß Kardinal Albornoz durch<br />

den Bau der Rocca im Jahre 1364 sichtbar zu verhindern. 1449 wird Orvieto dem Klerus<br />

unterstellt. Im 16. Jh. zieht es Päpste immer wieder aus unterschiedlichen Gründen<br />

in die Stadt, was der Stadtanlage noch heute anzusehen ist: prächtige Ranaissancepaläste.<br />

In der Landschaft um Orvieto wird der „Orvieto classico“ gezogen, einer der bedeutendsten<br />

Weißweine Italiens. Die Kunst der Herstellung von Majolika-Arbeiten rührt<br />

noch aus der Zeit der Etrusker her.<br />

*<br />

Wir beginnen die Stadtrundwanderung mit der Besichtigung des Domes<br />

***** S. Maria<br />

(werktags 10-12:30, 14:30-17, sonntags 14:30-17 Uhr). Der Dom ist<br />

vielleicht der schönste gotische Kirchenbau Italiens. Der Bau<br />

und errichtete auch die Fassade. Um 1348 leiteten die Baumeister<br />

Andrea und Nino Pisano die Arbeiten, 1359 Andrea Orcagna,<br />

auf dessen Entwurf die Fensterrose zurückgeht. Erst im<br />

17. Jh. wurde der Dom vollendet.


Der 90 m lange Bau wirkt von außen durch die angebauten Kapellen<br />

sowie die horizontalen Streifen aus dunklem Tuff und<br />

hellem Travertin, vor allem aber lebt er von der 52 m hohen und<br />

40 m breiten, dem Dom in Siena nachempfundenen, wie ein gotisches<br />

Altarretabel aufgebauten<br />

Die Fassade.<br />

Die Fassade besitzt vier hoch aufragende Strebepfeiler, die in<br />

Stufenportale ragen an die Brüstung der Galerie heran, der mittlere<br />

in sie hinein. Der mittlere Portalbogen ist romanisch gerundet,<br />

die beiden seitlichen sind gotisch gespitzt. Auf den Pfeilersockeln<br />

stehen Bronzestatuen der Evangelistensymbole.<br />

Das Hauptportal schließen Türen des Bildhauers Emilio Greco,<br />

fast alle erneuert.


Die Marmorreliefs an der Sockelzone der Fassade fertigten<br />

zwischen 1310 und 1330 verschiedene Künstler. Links schaffen<br />

Akanthusranken: Szenen aus dem Leben Jesu, rechts in den<br />

Efeuranken: Jüngstes Gericht, von Lorenzo Maitani, mit Entsetzen<br />

einjagender Darstellung gequälter Menschen.


Die Mosaiken in den Wimpergen und deren seitlichen Feldern<br />

zeigen von rechts nach links und von unten nach oben: Geburt<br />

oben zeigen von links nach rechts: Verlobung Mariens; Marienkrönung;<br />

Tempelgang Mariens.<br />

Die Fensterrose wird seitlich von Kirchenvätern gerahmt. In<br />

den Nischen darüber stehen die zwölf Apostel.<br />

Der Innenraum vermittelt einen noch romanischen Eindruck.<br />

Ein offener Dachstuhl deckt das Mittelschiff, Lediglich Chor<br />

und Querhaus sind gewölbt. Die Wandgliederung ist mit der<br />

äußeren identisch, hingegen die obere Wandgliederung gemalt<br />

ist. Die Alabasterfenster vermischen das einlassende Licht mit<br />

den Farben der östlichen Chorfenster und der westlichen Fensterrose.


Das Chorhaus. Glasfenster des Giovanni di Bonino, 1325. Geschildert<br />

werden Szenen aus dem Leben Mariens, begleitet von<br />

Propheten.<br />

Der gemalte Marienzyklus an den Wänden stammt von Ugolino<br />

di Prete Ilario, vor 1400; linke Wand unten: Vertreibung<br />

Joachims aus dem Tempel. – Ein Engel verspricht Anna und<br />

Beschneidung Jesu – Anbetung Jesu durch die heiligen drei<br />

Könige – Darstellung im Tempel – Flucht nach Ägypten –<br />

Zimmermannswerkstatt – Die hl. Familie vor dem Tempel –<br />

Maria und Josef suchen Jesus – Der Knabe Jesus lehrt im Tempel<br />

– Maria und Josef finden Jesus;<br />

Frontwand, unten: Ein Engel verkündet Maria die Himmelfahrt<br />

Die Fresken, Kirchenlehrer und Evangelisten, stammen von<br />

Pinturicchio, 1492.<br />

Pinturicchio


Bernardino di Betto wurde 1454 in Perugia geboren. Erzählfreudigkeit<br />

und Detailtreue, besonders in landschaftlichen Szenen<br />

zeichnen den Maler aus, der oft verkannt, aber doch schon<br />

von Vasari geschätzt wurde. Sein Werk wurde nämlich oft in<br />

die Ecke der reinen Dekorationsmalerei gestellt. Seine größte<br />

und bedeutendste Arbeit ist die Ausschmückung der Piccolomini-Bibliothek<br />

im Dom zu Siena. Nach Perugia und Rom ließ<br />

Pinturicchio sich schließlich in Siena nieder, wo er weiter fleißig<br />

arbeitete und Kinder zeugte. Und dass, obwohl die Misshelligkeiten<br />

seiner Ehe ihn aufrieben. An dieser Imponderabilie<br />

starb er im Jahre 1513 in Siena.<br />

*<br />

Chorgestühl von Giovanni Ammanati, 1340.<br />

Linke Chorkapelle. Marmoraltar, von 1547 mit der Heimsuchung<br />

Mariens, flankiert von einer Marien- und einer Jesusstatue,<br />

beide von Raffaello da Montelupo, 1563. – Rückwärtig:<br />

Cappella del Corporale. Die Leib-Jesu-Kapelle ist ein Anbau<br />

aus der Zeit nach 1350. Das Gitter ist gotisch, 1366. Die Wandfresken<br />

schuf der einheimische Ugolino di Prete Ilario zwischen<br />

1357 und 1364, Overbeck restaurierte sie im 19. Jh.<br />

(=geweihtes Linnentuch) bringe. Mittlere Reihe: Der Bischof<br />

überzeugt sich von der Echtheit der Blutspuren; Urban zieht mit<br />

Würdenträgern dem Corporale entgegen. Untere Reihe: Urban<br />

zeigt vom Papstpalast aus das Tuch dem Volk; Urban ordnet<br />

das Fronleichnamsfest an, zu seinen Füßen Thomas von Aquin,<br />

der seinerzeit hier im Kloster lebte und die Sequenz „Pange lingua“<br />

dazu schrieb. Linke Seitenwand: Oben rechts: Ein Fischer<br />

gibt einem Fisch eine Hostie zu fressen, beichtet es, woraufhin<br />

der Pfarrer die unversehrte Hostie dem Fisch aus dem Maul<br />

zieht. Mitte links: Hugo auf dem Sterbebette verlangt eine<br />

Hostie und wird von Engeln in die ewige Seligkeit getragen.<br />

Ganz rechts: Die Juden wurden von den Christen für die Pest<br />

verantwortlich gemacht. Der Sohn eines Juden hatte heimlich<br />

eine geweihte Hostie gegessen, wurde von seinem Vater in den<br />

Backofen geworfen und stieg unversehrt daraus hervor. Unterste<br />

Reihe: Als sich die Hostie in ein Jesuskind verwandelt,<br />

Auf dem Hauptaltar steht ein Tabernakel, das Andrea Orcagna<br />

1358 vollendete. – Rechte Wand, im zweiten Bogen: Schutzmantelmadonna,<br />

von Lippo Memmi, 1320.<br />

Lippo Memmi<br />

Filippo Memmis Geburtsdatum ist unbekannt, jedoch ist er zwischen<br />

1317 und 1347 in Siena sowie als Schwager von Simone<br />

Martini nachweisbar. Er gilt als Madonnenmaler des zarten<br />

Stils, der viel mit seinem Schwager zusammengearbeitet hat.<br />

*<br />

Vor der linken Wand: Reliquiar aus der Werkstatt des senesischen<br />

Goldschmieds Ugolino di Vieri für das Corporale, das<br />

Linkes Seitenschiff. 1. Weihwasserbecken, 1485; 2. Fresko des<br />

Gentile da Fabriano von 1425: Muttergottes; 3. Taufbecken von<br />

Luca di Giovanni, 1390 mit einem Aufsatz des Sano di Matteo,<br />

Rechte Chorkapelle. Altar von 1514 mit der Anbetung Jesu<br />

durch die heiligen drei Könige, von Raffaello da Montelupo,<br />

flankiert von der Ecce-Homo-Statue des Ippolito Scalza, 1608,


sowie einer Adamsstatue, von Fabiano Toti, um 1600. – An<br />

rückwärtiger Seite: Evastatue, von Fabiano Toti, um 1600,<br />

nebst Spätrenaissancekanzel, von 1622.<br />

Cappella di San Brizio, von 1408. Die Fresken, von Fra’<br />

Luca Signorelli<br />

Luca Signorelli wurde mitte des 15. Jhs. in Cortona geboren. Er<br />

erhielt seine Ausbildung wohl bei Piero della Francesca. Sein<br />

Werk verrät den Einfluss von Antonio del Pollaiuolo und von<br />

Bartolomeo della Gatta, einem weitgehend unbekannten, aber<br />

tüchtigen florentinischen Maler. Signorelli schuf viele gute<br />

Werke, unter denen sich auch die Gemälde im Kreuzgang von<br />

Monte Oliveto befinden. Sein weltberühmtes Hauptwerk aber<br />

sind die Fresken im Dom zu Orvieto. Signorelli gründete eine<br />

Werkstatt, die immer größter wurde und wo fleißig für die Provinz<br />

gearbeitet wurde. Mit zunehmendem Alter aber ließ die<br />

Qualität seiner Werke nach. Signorelli starb 1523 in Cortona.<br />

*<br />

Luca Signorelli<br />

von<br />

August von Platen<br />

Die Abendstille kam herbei.


Der Meister folgt dem allgemeinen Triebe;<br />

verlassend seine Staffelei,<br />

blickt er das Bild noch einmal an mit Liebe.<br />

Da pocht es voll Tumult am Haus,<br />

und ehe Luca fähig ist zu fragen,<br />

ruft einer seiner Schüler aus:<br />

„Dein einz’ger Sohn, o Meister, ist erschlagen.<br />

In holder Blüte sank dahin<br />

der schönste Jüngling, den die Welt erblickte.<br />

Es war die Schönheit sein Ruin,<br />

die oft in Liebeshändel ihn verstrickte.<br />

Vor eines Nebenbuhlers Kraft<br />

sank er zu Boden, fast in uns’rer Mitte.<br />

Ihn trägt bereits die Brüderschaft<br />

zur Totenkirche, wie es heischt die Sitte.“<br />

Und Luca spricht: „O mein Geschick!<br />

So lebt’ ich denn, so strebt’ ich denn vergebens?<br />

Zunichte macht ein Augenblick<br />

meines reichen Lebens!<br />

Was half es, dass in Farb’ und Licht<br />

als Meister ich Cortonas Volk entzückte,<br />

mit meinem jüngsten Weltgericht<br />

Orvietos hohe Tempelhallen schmückte?<br />

Nicht Ruhm und nicht der Menschen Gunst<br />

beschützte mich und nicht des Geistes Feuer:<br />

Nun ruf’ ich erst, geliebte Kunst,<br />

nun ruf’ ich dich, du warst mir nie so teuer!“<br />

Er spricht’s und seinen Schmerz verrät<br />

kein and’res Wort. Rasch eilt er zur Kapelle,<br />

indem er noch das Malgerät<br />

den Schülern reicht, und diese folgen schnelle.<br />

Zur Kirche tritt der Greis hinein,<br />

wo seine Bilder ihm entgegentreten,<br />

und bei der ewigen Lampe Schein<br />

sieht er den Sohn, um den die Mönche beten.<br />

Nicht klagt er oder stöhnt und schreit,<br />

kein Seufzer wird zum leeren Spiel des Windes.<br />

Er setzt sich hin und konterfeit<br />

den schönen Leib des vielgeliebten Kindes.<br />

Und als er ihn so Zug für Zug<br />

gebildet, spricht er gegen seine Knaben:<br />

„Der Morgen graut, es ist genug,<br />

die Priester mögen meinen Sohn begraben.“<br />

*<br />

Linke Wand: Auftreten des Antichristen; Frontwand: Etappen<br />

des Weltendes; rechte Wand: Auferstehung des Fleisches –<br />

Sockelbereich: Homer, Empedokles, Orpheus, Lukan, Horaz,<br />

Ovid, Griechische Mythologie, Dämonenkämpfe, Erzengel Michael,<br />

Dantes Fegefeuer, Vergil, Dante.<br />

Auf dem Barockaltar: Tafelbild der Thronenden Muttergottes,<br />

Antlitz Jesu, 14. Jh.<br />

Rechtes Seitenschiff. Die Fresken in den Außenkapellen: 1.<br />

Muttergottes, 14. Jh.; Sebastian, um 1405; 2. Antonius Abbas<br />

und Jakobus, 1399;


3. Rochus und Kreuzigungsrest, 14. Jh.; 4. eine Heilige, 14. Jh.<br />

Das Mittelschiff. Am ersten linken Pfeiler: Pietà, von Ippolito<br />

Scalza, 1579. Es handelt sich um die bedeutendste Skulptur des<br />

Meisters.


Wir gehen aus dem Hauptausgang des Doms hinaus, halten Richtung über die<br />

„Piazza Duomo“, mit Blick nach rechts auf den Turm<br />

*** Torre di Maurizio, der im Jahre 1348 errichtet wurde,<br />

*** S. Francesco. Der Bau ist aus dem 13. Jh. Das Innere wurde<br />

1768 spätbarockisiert.


Das Chorhaus. Auf dem Marmoraltarblock des 16. Jhs. steht ein<br />

Holzkruzifix, aus dem Umkreis des Lorenzo Maitani, 14. Jh. –<br />

Dahinter: Stigmatisierung des Franz von Assisi, von Filippo<br />

Naldini.<br />

Das klassizistische Chorgestühl schuf Alessandro Tori, 1794.<br />

Campanile-Kapelle (links des Chorhauses): Fresken von Pietro<br />

di Puccio, 14. Jh.: Szenen aus dem Leben des Matthäus: Berufung<br />

des Matthäus (überlagert von späterem Ecce-Homo-Bild),<br />

den Pilger Jakobus und den Erzengel Michael.<br />

Pietro di Puccio<br />

Der Maler und Mosaikkünstler lebt in der zweiten Hälfte des<br />

14. Jahrhunderts. 1360 ist er Mitarbeiter des Ugolino di Prete<br />

Ilario am Dom. Seine Tätigkeit dort währt – mit Unterbrechungen<br />

– bis 1386. 1391 freskiert er Episoden der Schöpfungsgeschichte<br />

auf dem Camposanto in Pisa. 1394 arbeitet er erneut in


Orvieto an San Giovenale, 1399 an der Annunziata-Kirche in<br />

Baschi.<br />

*<br />

Linker Querschiffarm. Frontwandkapelle:<br />

Rechter Querschiffarm. Barockaltar mit dem Gemälde: Ignatius<br />

entsendet Franz Xaver.<br />

Das Schiff. Linke Seite: 1. Gemälde der Muttergottes mit Johannes<br />

dem Täufer, Magdalena, Luzia und einem Franziskaner,<br />

von Cesare Nebbia; 2. Unbefleckte Empfängnis, von Cesare<br />

Nebbia, 1584; 3. Schutzengelgemälde des 17. Jhs. – Rechte Seite.<br />

1. Gemälde des Josefstods, von Filippo Naldini, 1773; 2. Barockaltar,<br />

mit einem Hieronymusgemälde des Hendrick van den<br />

Broeck, 1580;


Kreuzgang steht ein Brunnen von I. Scalza, 1580.<br />

Wir gehen aus der Kirche hinaus und nach links auf die „Via Ippolito Scalza“.<br />

Kurz darauf wandern wir rechts in die Kirche<br />

*** S. Lorenzo de’ Arari. Der Unterbau des Tabernakelaltars<br />

war einst etruskischer ara = Opferaltar; von diesem Wort leitet<br />

die Kirche ihren Beinamen ab. Das Gotteshaus wurde 1291<br />

noch in romanischen Formen errichtet und besitzt einen ebenso<br />

Der Chor. Moderner Altar vor den Fresken: Christus als Weltenherrscher<br />

mit Maria, Johannes, Laurentius und Franziskus.


Das Mittelschiff. An der Wand links oben: Freskofries von<br />

1321, von links nach rechts: Laurentius speist Arme, Laurentius<br />

wird verurteilt, Martyrium des Laurentius, Laurentius verhilft<br />

armer Seele zum Heil.<br />

An Säulen links: Giuliano Abate; Brigida und Laurentius. – An<br />

einer Säule rechts: Nikolaus.<br />

Rechtes Seitenschiff. Frontapsis: Das Kind nährende Maria. –<br />

Wir gehen aus der Kirche hinaus, Richtung haltend auf die „Via Ghibellina“<br />

und halten uns auf den Gassen immer links.


Später gelangen wir zur<br />

*** Porta Romana, ein Stadttor von 1321.<br />

links. – Später gelangen wir in die Kirche<br />

*** S. Giovanni. Der oktogonale Zentralbau von 1704 birgt ein<br />

Hauptaltarbild von Ugolino di Prete Ilario, die Madonna della<br />

Fonte, 14. Jh.<br />

Wir gehen aus der Kirche hinaus, hinter der Apsis her und an der Stadtmauer<br />

entlang. – Später wandern wir auf der Quergasse links und auf der „Via della<br />

Cava“ abermals links. Kurz darauf wandern wir vor dem Stadttor,<br />

*** Porta Maggiore, dem ältesten Zugang zur Stadt,<br />

rechts auf die „Via della Caccia“. Kurz darauf wandern wir auf der Quergasse<br />

links. Kurz darauf wandern wir auf dem Plätzchen mit einer *** Ansicht vom<br />

Umland<br />

in die Kirche<br />

*** S. Giovenale. Einer Überlieferung nach soll hier schon im<br />

Jahre 1004 eine Kirche gestanden haben. Das Mittelschiff ist<br />

romanisch, der Chor aus dem 13. Jh.


Das Äußere. Das Seitenportal, über dem der Patron Juvenal<br />

steht, ist mit 1497 bezeichnet.<br />

Der Chor. Der steinerne Altartisch stammt aus dem Jahre 1170;<br />

Jhs. zusammengestellt.<br />

Linkes Seitenschiff. Apsis: Mehrere Fresken, darunter eine<br />

Kreuzigung. – Außenwand: 1. Hieronymusgemälde, von<br />

14. Jhs. – Rückwand: Fresko des Juvenal, 14. Jh.


Am vorderen Pfeiler: Verkündigungsfresko, 14. Jh.<br />

Rechtes Seitenschiff. Die gesamte rechte Wand ist mit Fresken<br />

übersät, die darstellen:<br />

Eine Muttergottes


mit Heiligen<br />

sowie eine Kreuzigung nebst einer Verkündigung, alle 14. Jh.<br />

Das Mittelschiff. Rückwand: Lebensbaum des Kreuzes mit<br />

Franziskus, Fresko des 14. Jhs.


Das Mittelschiff. Rückwand: Lebensbaum des Kreuzes mit<br />

Franziskus, Fresko des 14. Jhs.<br />

Richtung haltend über die Piazza auf die „Via Malabranca“, mit einer schönen<br />

*** Ansicht von der Weststadt – ob morgens oder abends –<br />

kommen vorbei am rechts erbauter Nr. 15,<br />

*** Palazzo Caravajal, der sich nach einem Entwurf des Ippolito<br />

Scalza im 16. Jh. darstellt,<br />

und vorbei am links erbauten<br />

*** Palazzo Filippeschi, 16. Jh., mit schönem Innenhof.


Wir wandern richtunghaltend auf die „Via Filippeschi“ und gelangen zur<br />

„Piazza della Repubblica“ mit dem<br />

*** Palazzo Comunale. Der Palast aus dem Mittelalter wurde<br />

zwischen 1573 und 1581 von Scalza völlig umgestaltet; die<br />

*** S. Andrea. Das Gotteshaus mit dem freistehenden zwölfeckigen<br />

Glockenturm stammt aus dem 11. Jh., wurde im 19. Jh.<br />

allerdings stark restauriert.<br />

Das Querhaus. Im Inneren der dreischiffigen Kirche fallen die<br />

beiden östlichen Querhausjoche auf, die, im Gegensatz zum<br />

Die Vierung. Rechter Pfeiler: Magalotti-Grab aus dem 14. Jh.<br />

Das Mittelschiff. 1. Pfeiler rechts: Kanzel mit<br />

Kosmatenarbeiten, 14. Jh. – Die Freskenreste stammen aus dem<br />

*** Palazzo Clementini, der von Ippolito Scalza in die bestehende<br />

Form gebracht wurde,<br />

links auf die „Via Signorelli“. Kurz darauf gehen wir auf dem folgenden Platz<br />

in die Kirche<br />

*** S. Giuseppe. Die Rotunde von 1685 ist ein barocker Zentralbau<br />

mit Kuppel.<br />

Das Innere wurde in der Bauzeit vollständig ausgemalt – überwiegend<br />

ornamental. Die Kirche besitzt Altäre und stuckierte<br />

Balustraden sowie ein Hauptaltarbild, das die Muttergottes mit<br />

Heiligen zeigt, sämtlich barock.<br />

Wir gehen aus der Kirche hinaus, nach rechts und vorbei am rechts erbauten<br />

*** Palazzo Gualtero, ein Palast aus dem Jahre 1550, der von<br />

einem etwas überladenen Renaissance-Portal geziert wird,<br />

und, den „Corso Cavour“ kreuzend, vorbei am<br />

*** Torre del Moro. Was ein Maulbeerbaum mit dem Turm,<br />

der nach diesem benannt ist, zu tun gehabt hat, weiß niemand<br />

zu sagen. Die Glocke im Turm ist aus dem Jahre 1316.<br />

Wir wandern vorbei an dem daran erbauten<br />

*** Palazzo die Signori Sette von 1463<br />

und auf dem großen Platz, der „Piazza del Popolo“ mit dem riesigen Palast<br />

rechts. Dieser Palast ist der<br />

*** Palazzo del Popolo. Der wehrhafte Palast des Capitano del<br />

Popolo wurde im 13. Jh. errichtet. Das Erdgeschoss hat die typische<br />

offene Halle, das erste Geschoss Drillingsfenster unter<br />

einem Reliefband mit Schachbrettmuster, der terrassenförmige<br />

Vorbau eine Freitreppe. Der Zinnenkranz ist eine Zutat des 20.<br />

Jhs., macht sich aber ausnehmend gut.


und schließlich rechtsversetzt über die Querstraße in die Kirche<br />

*** S. Domenico. Der Torso, das Querhaus und die Rechteckkapellen,<br />

sind ein Rudiment des 13. Jhs.<br />

Das Schiff. Rechte Wand. 1. Kapelle: a) Auf dem Altar: Gemälde<br />

des Todes von Petrus Martyr, renaissance.<br />

b) Fresken von 1430: Tod des Petrus Martyr


und Muttergottes mit Heiligen.<br />

2. Kapelle: a) Abgang zur Kapelle für die in der Renaissance<br />

, 14. Jh.; b) Fresken mit der Kreuzigung, Ecce Homo und Thomas<br />

von Aquin, 14. Jh.<br />

Linke Wand: Grabmal für Kardinal De Braye, der 1282<br />

zur Geltung kommt.


Wir gehen aus der Kirche hinaus, wenden uns nach links auf die „Via Arnolfo<br />

di Cambio“ und kurz darauf an der ersten Abzweigung hinter links stehendem<br />

*** Tempio di Belvedere. Von den heiligen Hainen der Etrusker<br />

in Orvieto ist nur dieser eine, wenigstens zu Teilen, erhalten<br />

geblieben. Er liegt auf einem Felsvorsprung, eine Freitreppe<br />

führt zum Podium hinauf. Zwei Säulenreihen und eine dreigeteilte<br />

Cella tragen dazu bei dass man das typische Erscheinungsbild<br />

einer etruskischen Kultstätte vermittelt bekommt.<br />

Beim Tempel wandern wir auf der Durchfahrtsstraße links. Kurz darauf wandern<br />

wir auf dem ersten Asphaltweg links bergab und gelangen zum<br />

*** Pozzo di S. Patrizio (Apr-Sept 10-19, Okt-März 10-18 Uhr).<br />

Papst Clemens VII. veranlasste im Jahre 1527 den Bau des<br />

Brunnens. Bei der Plünderung Roms durch die Landsknechte<br />

von Karl V. fand er hier Zuflucht. Antonio da Sangallo d. J.<br />

schuf die Pläne dazu. Er ließ in zehnjähriger Arbeit einen 62 m<br />

tiefen Stollen in den Tuff treiben. Da der dabei auf Lehm stieß,<br />

der zu weich war, musste der untere Teil mit Ziegeln gebaut<br />

werden. Der Schacht ist ca. 5 m im Durchmesser und besitzt 72


Fenster, die spiralförmig nach unten führen. Um den Schacht<br />

„Patrizius“ für den Brunnen lässt sich nur so erklären, dass der<br />

Brunnen einem Teufelsschlund ähnlich sieht; und der hl.<br />

Patrizius immerhin in der Lage war, durch sein Gebet den Hölleneingang<br />

zu öffnen.<br />

Antonio da Sangallo der Jüngere<br />

Antonia da Sangallo wurde als Neffe der Antonia da Sangallo<br />

und Giuliano da Sangallo im Jahre 1485 vermutlich in Florenz<br />

geboren. Er gilt als Baumeister des Übergangs von der Renaissance<br />

zum Barock. Nach Raffael wurde er Oberbauleiter an St.<br />

Peter in Rom. Er arbeitete aber auch in Arezzo und in Montepulciano.<br />

Antonio der Jüngere starb im Jahre 1546.<br />

*<br />

Wir kehren um und halten uns stets links. Kurz darauf wandern wir links in<br />

den ummauerten Bereich der ehemaligen Festung<br />

*** Fortezza Albornoz. Die bestehenden Reste, die heut im<br />

Stadtpark liegen, sind die Mauern, ein runder Wachturm und<br />

Bürger aus Orvieto in ihre Schranken zu weisen und die Rückkunft<br />

des Papstes aus Avignon vorzubereiten.<br />

Die Anlage wurde auf einer Travertinbank erbaut, der einzigen<br />

im Tuffsteinblock. 1457 ließ Papst Calixt III. die Burg erneuern,<br />

die 1831 zerstört wurde.


auf dem kleinen Plätzchen rechts in die Kirchs<br />

*** S. Maria dei Servi. Die neoklassizistische Kirche mit<br />

ebensolcher Fassade wurde 1857 erbaut.


Das Chorhaus. Hinter dem Altar: Mariä Himmelfahrt. - Linke<br />

Wand: Jungfrau Maria, klassizistisch . – Rechte Wand: S. Pellegrino<br />

oder Rochus.<br />

Das Langhaus. 2. Kapelle links: Fresko der Muttergottes, renaissance.<br />

3. Kapelle links: Nazarenisches Pilgergemälde. – Hinten:<br />

Wir gehen aus der Kirche hinaus, übers Plätzchen und auf der Haupttangente<br />

rechts. – Später wandern wir an der Kreuzung „Via d’Angelo da Orvieto“<br />

darauf wandern wir links auf die „Via Cesare Nebbia“. Kurz darauf wandern<br />

wir auf der Querstraße vor dem<br />

*** Palazzo Tiberio Crispo Marsciano, aus dem 16. Jh.,<br />

rechts, vorbei an der Kirche ** S. Bernardino, wandern vorbei an links erbautem<br />

*** Palazzo Buzi des 16. Jhs., den Ippolito Scalza in die heutige<br />

Form gebracht hat,<br />

und rechts in den<br />

*** Palazzo Soliano. Untergebracht ist hier das Museo<br />

dell’Opera del Duomo. Es zeigt senesische Malerei, Dokumente<br />

zum Dombau, Skulpturen und Goldschmiedearbeiten.<br />

Wir gehen aus dem Museum hinaus und gegenüber in den<br />

*** Palazzo Papale. Im Obergeschoss besitzt der Palast des 13.<br />

alles rund um die Nekropelen, Fresken, Keramik, Bronze,<br />

Schmuck.<br />

Wir gehen aus dem Palast hinaus und nach rechts zur Bigletteria. Hier geht es<br />

in den Untergrund, in den<br />

*** Parco delle Grotte (Führungen: 11, 12.15, 16, 17.15 Uhr).<br />

Julien Green<br />

Hermann Hesse war in Orvieto, ist allerdings nur durchgereist.<br />

Da er nichts über Orvieto hat verlauten lassen, kann ihm Stadt


und Umgebung nicht gefallen haben. Julien Green ist’s 1985<br />

ähnlich ergangen:<br />

„…in der etruskischen Nekropole am Fuße des Felsens, auf<br />

dem die Stadt erbaut wurde und die wohl das unheimlichste ist,<br />

was ich je gesehen habe. Die Gruften sind aus großen, ganz<br />

verwitterten, grün gewordenen Steinen. Wir gehen von Grab zu<br />

Grab, sehen gähnende schwarze Schlünde, in die man hinabsteigen<br />

kann, denn es sind Stufen da. Aber ich würde mich für<br />

nichts in der Welt dort hinein wagen.“<br />

*<br />

Wir gehen aus der Grotte hinaus, nach links, vorbei am Palazzo Papale in den<br />

*** Palazzo Faina, ein Palast des 19. Jhs. Im Museum werden<br />

griechische und etruskische Exponate ausgestellt.<br />

Wir gehen aus dem Palast hinaus und zum Beginn der Wanderung, zum Dom.<br />

<strong>RK</strong> <strong>A11</strong><br />

Orvieto<br />

Ende<br />

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