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Seite 16 | <strong>RKiSH</strong> <strong>News</strong> 02 | 1. April 2012<br />

WIe SIcH AucH DIe beSTen nocH veRbeSSeRn Können<br />

Wie läuft ein Lehrgang vor Ort beim Kun-<br />

den ab? Eindrücke aus einem Schockraum-<br />

Training an der Diako-Klinik in Flensburg.<br />

Samstag früh in der ZNA der Flensburger<br />

Diako-Klinik: Notarzt und<br />

Rettungsassistent rollen einen vor<br />

Schmerzen stöhnenden Patienten in<br />

den Schockraum. Nach Auskunft des<br />

Notarztes wurde der Mann von einer<br />

Kuh getreten und einige Meter übers<br />

Feld geschleudert. Sofort beginnt das<br />

Schockraum-Team mit seiner Arbeit.<br />

Schon bald stellt sich heraus: Der<br />

Verletzte hat ein Volumenproblem.<br />

Vor allem aber hat er Flüssigkeit beidseitig<br />

im Bauchraum. »Der Patient<br />

»Das war sehr authentisch«,<br />

sagt Dr. Maurer* einige Minuten<br />

später. »So erlebe ich unsere<br />

Arbeit eigentlich jeden Tag.«<br />

sieht blass aus, der Puls wird schwächer«,<br />

meldet Anästhesist Christoph<br />

Maurer*. Zehn Minuten nach Ankunft<br />

des Patienten im Schockraum<br />

trifft der Teamleiter, Oberarzt Horst<br />

Germann, die Entscheidung: ab in<br />

den OP!<br />

»Das war sehr authentisch«, sagt Dr.<br />

Maurer einige Minuten später. »So<br />

erlebe ich unsere Arbeit eigentlich jeden<br />

Tag.« Er und 13 seiner Kollegen<br />

sitzen im Seminarraum der Klinik.<br />

Fast 5.000 Patienten kommen laut<br />

Angaben der Klinik monatlich ins<br />

»Traumazentrum des Nordens«. Der<br />

Einsatz gerade eben war aber eine<br />

Simulation.<br />

Der vermeintlich von einer Kuh getretene<br />

Patient: die hochtechnisierte<br />

Simulatorpuppe SimMan 3G © , gesteuert<br />

von einem Techniker der<br />

Rettungsdienst Akademie. Aus Notärzten,<br />

Unfallchirurgen, Anästhesisten,<br />

einer Neurochirurgin, einem<br />

Pädiater und Pflegepersonal besteht<br />

die Gruppe, die gerade an einem<br />

Schockraum-Simulationstraining<br />

unter möglichst realen Bedingungen<br />

teilnimmt. Vorangegangen ist eine<br />

Theorieeinheit, die die Teilnehmer<br />

zu einem offenen Umgang mit Fehlern<br />

ermutigen soll. Denn Ziel des<br />

Kurses ist nicht, bestimmte Fertigkeiten<br />

zu verbessern – das ZNA-Team<br />

der Diako-Klinik ist ohnehin hochqualifiziert<br />

und arbeitet nach den<br />

ATLS-Richtlinien. Vielmehr wollen<br />

die drei Dozenten der Rettungsdienst<br />

Akademie – der erfahrene ATLS-Instruktor<br />

und Oberarzt Thomas Zugck<br />

vom Westküstenklinikum Heide und<br />

die Rettungsassistenten Sören Meis<br />

und Peter Wiebens – die Kommunikation<br />

der Flensburger untereinander<br />

trainieren. Insgesamt vier Szenarien<br />

werden von zwei Teams à sieben<br />

Teilnehmern heute durchgespielt. An<br />

jedes Szenario, das vom jeweils wartenden<br />

Team per Videoübertragung<br />

live im Seminarraum verfolgt wird,<br />

schließt eine Nachbesprechung an.<br />

Der »Patient« ist im Schockraum optimal<br />

versorgt worden. Wie aber ging<br />

es dem Team dabei? Einig sind sich<br />

alle: Die Kommunikation ist bereits<br />

hervorragend – aber etwas zu verbessern<br />

gibt es immer. »Es geht ums<br />

Finetuning«, sagt Dozent Thomas<br />

Zugck. Warum etwa hat keiner reagiert,<br />

als Schwester Anja* die HWS<br />

Orthese vorgeschlagen hat? »Ich will<br />

mich mehr durchsetzen, damit man<br />

mir zuhört«, zieht sie ihr Fazit.<br />

Aus der Dozentenriege kommt der<br />

Rat, in unübersichtlichen Momenten<br />

die »10 für 10«-Regel anzuwenden:<br />

Sich zehn Sekunden Zeit nehmen,<br />

um die nächsten zehn Minuten<br />

zu planen. Für solche und andere<br />

Aus der Dozentenriege kommt<br />

der Rat, in unübersichtlichen<br />

Momenten die »10 für 10«-Reg el<br />

anzuwenden: Sich zehn Sekunden<br />

Zeit nehmen, um die nächsten<br />

zehn Minuten zu planen.<br />

»Stop«-Manöver sollen alle Beteiligten<br />

kurz ihre Arbeit unterbrechen,<br />

um zu fokussieren und sich gegenseitig<br />

auf den gleichen Stand zu bringen.<br />

»10 für 10 darf jeder aufrufen, nicht<br />

nur der Teamleiter«, betont Sören<br />

Meis.<br />

Der Aufwand für das Simulationstraining<br />

ist hoch: Das Akademie-<br />

Team hat Kameras und Mikros im<br />

Schockraum installiert. Nicht nur in<br />

den Seminarraum, auch in das kleine<br />

Spülzimmer neben dem Schockraum<br />

werden die Szenarien aus drei Kameraperspektiven<br />

übertragen. Denn<br />

von hier aus steuert Techniker And-<br />

Vor dem Training machen sich die Kursteilnehmer der Flensburger Diako-Klinik mit dem »Patienten« vertraut.

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