Swiss Cycling | Journal 10/2007

strasse
101. Paris - Tour
Goldener Herbst
für Alessandro Petacchi
In seinem zwölften Profi jahr hat Alssandro Petacchi erstmals einen Herbst-Klassiker gewonnen.
Der Italiener siegte im Massenspurt von Paris - Tours nach 256 km vor seinem
Landsmann Francesco Chicchi und vor Oscar Freire (Sp). Aurélien Clerc (Sz) erreichte
den 9. Platz.
(Si) Dass es zu einem Massenspurt kommen
würde, zeichnete sich erst auf der Avenue
de Grammont in Tours ab. Auf den letzten
Kilometern vor dem Ziel waren Philippe
Gilbert (Be), Filippo Pozzato (It) und Karsten
Kroon (Ho) ausgerissen. Dieses Trio
wies -- verfolgt von Fabian Cancellara (Sz)
sowie den beiden Spaniern José Ivan Gutierrez
und Juan Antonio Flecha -- 20 Sekunden
Vorsprung auf das Feld auf. Sieben
Sekunden betrug die Reserve noch bei der
1000-m-Marke, doch da hatte das Spitzentrio
bereits resigniert.
Im Massenspurt verfügte Alessandro Petacchi
über einen prominenten Anfahrer.
Im Team Milram war diese Aufgabe Erik
Zabel zugedacht worden, und der Deutsche
erledigte seine Arbeit meisterhaft.
Zabel gab genau zum richtigen Zeitpunkt
die Führung ab. Petacchi beschleunigte
und siegte klar. Dem Italiener kam zugute,
dass sich Robbie McEwen im Zielbereich
ein Absperrgitter berührte. Der Australier
verlor glücklicherweise das Gleichgewicht
nicht. Es kam aber zu einer Welle, durch
die insbesondere der frühere dreifache
Strassenweltmeister Oscar Freire aus dem
Konzept gebracht wurde.
Seine Frau habe ihn am Samstagabend
angerufen und ihm gesagt, er solle allen
Gegnern zeigen, dass er der Stärkste sei,
enthüllte Petacchi nach seinem Sieg. «Ale-
Jet» fügte an: «Das war mein bester Tag
dieser Saison und ich fühlte mich ausge-
Swiss Cycling | Journal 10/2007
sprochen gut.» Dieses Hochgefühl, so die
Hoffnung von Petacchi, soll auch Ende November
noch anhalten. Dann beurteilt das
Internationale Sportgericht in Lausanne
(CAS) seinen Fall wegen der zu hohen Konzentration
eines Asthma-Wirkstoffes während
des Giro d‘Italia.
Vor vier Jahren hatte Petacchi in Paris -
Tours hinter Zabel den 2. Platz belegt, als
die beiden Radprofi s noch verschiedenen
Sportgruppen angehörten. Der Italiener
erledigte seine Pfl ichtaufgabe in der Regel
im Frühjahr im Giro. Im restlichen Saisonverlauf
resultierten Siege in kleineren
Rundfahrten. Vor zwei Jahren entschied
Petacchi Mailand - San Remo für sich.
Paris - Tours ist das zweite klassische
Eintagesrennen, das Petacchi im Verlaufe
seiner Karrie gewann. Insgesamt blickt der
Supersprinter nun auf 136 Siege zurück.
Das vorwiegend fl ache Rennen verlief äusserst
kampfreich und und zu Beginn auch
mit einem hrorend hohen Stundenmittel.
Schon nach 7 km entwischten 22 Fahrer
dem Feld. Nach deren Einholung waren es
gar 36 Radprofi s, die das Weite suchten.
Das Geschehen beruhigte sich erst, als
nach 130 km Manuel Quinziato (It), Serge
Pauwels (Be) und David Bocher (Fr) alleine
und mit bis zu sieben Minuten Vorsprung
voraus lagen. Quinziato, der Europameister
von 2001, hielt sich am längsten an der
Spitze. Der 28-Jährige wurde erst 8 km vor
dem Ziel eingeholt.
PROFIVERTRÄGE FÜR
ACKERMANN UND BEURET
(Si) Die beiden jurassischen Espoirs-Fahrer
Silvère Ackermann (23) und Laurent
Beuret (21) haben beim italienischen
Continental-Pro-Team NGC Medical ihre
ersten Profi verträge unterschrieben.
Transfers
MATTHIAS FRANK UNTER-
SCHRIEB BEI GEROLSTEINER
(Si) Matthias Frank (20) hat beim Team
Gerolsteiner einen Zweijahresvertrag
unterschrieben. Der Luzerner hatte im
Herbst für die deutsche Sportgruppe einige
Rennen als Stagiaire bestritten und
dabei die Teamverantwortlichen von seinen
Qualitäten überzeugen können.
Frank gewann in der abgelaufenen Saison
die Thüringen-Rundfahrt sowie eine
Etappe des GP Tell. Im ProTour-Team
verstärkt der Roggliswiler die Schweizer
Fraktion, die nach den Rücktritten von
Beat Zberg und Marcel Strauss noch aus
Oliver Zaugg und Markus Zberg besteht.
PATRICK CALCAGNI WECH-
SELT ZU BARLOWORLD
(Si) Der Tessiner Patrick Calcagni (30)
wechselt nach dreijähriger Zugehörigkeit
zur italienischen Sportgruppe Liquigas
zum südafrikanischen, in London domizilierten
Team Barloworld.
Zu den wichtigsten Aufgaben des als
guter Roller bekannten Calcagni dürfte
die Unterstützung des Südafrikaners Rob
Hunter bei dessen Spurtvorbereitungen
gehören. Calcagni ist seit sieben Jahren
Profi und fuhr bisher ausschliesslich für
italienische Manschaften. Im Jahr 2000
war er Schweizer Meister im Zeitfahren
und 2001 gewann er die 3. Etappe der Japan-Rundfahrt.
9