PEL T -Studie_Stern_Streissler_Sept06 2 1 - Institut für Unterrichts ...
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Ein wiederkehrendes Thema in beiden Interviews war, wie man mit Misserfolgen konstruktiver umgehen<br />
könnte als bisher gewohnt. Fehler sollten nicht entmutigen, sondern alternative Vorgangsweisen<br />
anregen: „Wenn man draufkommt, das war nichts Gescheites, dann macht man es [eben] anders“. Mit<br />
Hilfe der MNI-Seminare hätten sie eine andere Fehlerkultur entdeckt. Zuerst zögerten sie, ihr Projekt<br />
bekannt zu machen, Kolleg/innen oder der MNI-Schwerpunktkoordinatorin und dem <strong>PEL</strong>(T)-Team<br />
Einblicke zu geben denn das wäre, „ja eigentlich ein Blanklegen unserer Unzulänglichkeiten“. Aber beim<br />
Austausch mit anderen „legt man die Angst ab, dass man gleich etwas präsentieren muss, das hieb und<br />
stichfest ist“. „Man muss akzeptieren, dass man manchmal auch nur kleine Schritte macht“ (Interview<br />
2).<br />
Verbesserungsvorschläge hatten die beiden Lehrerinnen bezüglich des Start-Up. Es sei so organisiert<br />
gewesen, dass sie vier Mal verschiedenen Betreuer/innen ihr Projekt erklären mussten und Feedback<br />
bekamen. Das sei „stressig“ gewesen. Sie hätten das Projekt lieber nur einmal vorgestellt und dann<br />
daran weiter gearbeitet. Sie bemängelten auch die unübersichtlichen und zu voll gepackten Powerpoint-<br />
Präsentationen, die sie deshalb wahrscheinlich nie wieder anschauen würden. Außerdem sei der<br />
Zeitrahmen von nur eineinhalb Tage zu kurz, besonders <strong>für</strong> Lehrer/innen, die von weit her anreisten.<br />
Informellen Kontakten, etwa beim Essen oder in Gesprächspausen, werde wegen der Zeitknappheit viel<br />
zu wenig Platz eingeräumt.<br />
6.7. Bewertung des Entwicklungsprozesses aus Sicht des <strong>PEL</strong>(T)-Teams<br />
Was hat sich bei den beiden Lehrerinnen in Bezug auf die <strong>für</strong> sie wesentlichsten Qualitätsmerkmale<br />
ihrer Arbeit geändert? Für Klaudia Candussi war das v.a. „Offenheit <strong>für</strong> Neues“, und sie und ihre<br />
Kollegin haben durch die Einrichtung des Fachs „Physik-Informatik“ neue Tatsachen an ihrer Schule<br />
geschaffen, mit selbst erstelltem Lehrplan, Lernzielen und eigenen Aufgabenstellungen sowie<br />
Überlegungen zur Koppelung mit dem regulären Physikunterricht bei den Inhalten und bei der<br />
Leistungsbewertung. Der Erwerb von Medienkompetenz steht dabei gleichwertig neben dem von<br />
naturwissenschaftlichen Kompetenzen. Der Computer wird als Werkzeug <strong>für</strong> Informationsbeschaffung<br />
und als Gerät zur Durchführung von Simulationen herkömmlicher physikalischer Versuche genutzt.<br />
Durch die Einführung von „Basis-“ und „Zusatzmodulen“ leisteten beide Lehrerinnen einen Beitrag zur<br />
Leistungsdifferenzierung, indem sie den Schüler/innen mehrere Möglichkeiten frei stellten, sich<br />
vertiefend mit ausgewählten Themen zu beschäftigen (M1).<br />
Ihre Fachkompetenz erweiterten beide Teamlehrerinnen, indem sie sich über Lernsoftware kundig<br />
machten, Physik-Websites studierten und über Möglichkeiten und Grenzen von<br />
Simulationsprogrammen im Physikunterricht reflektierten. Angeregt durch Kolleg/innen bei einem MNI-<br />
Workshop gingen sie daran, <strong>für</strong> ihre Schüler/innen die Einrichtung einer Moodle-Lernplattform auf der<br />
Schulhomepage <strong>für</strong> das kommende Schuljahr zu planen (M2).<br />
Für das Gelingen ihres Projekts war es darüber hinaus von entscheidender Bedeutung, passende<br />
Rahmenbedingungen zu schaffen, indem sie sich die Unterstützung von Schulleitung und<br />
Administration sicherten, sowohl bei der Zuteilung der EDV-Räume als auch bei Freistellungen <strong>für</strong> MNI-<br />
Seminare (M3).<br />
Ihrem Anspruch an sich selbst, ihren Schüler/innen zuzuhören und ein förderliches Lernklima zu<br />
schaffen, versuchte Klaudia Candussi nachzukommen, indem sie Befragungsergebnisse mit ihnen<br />
diskutierte und auf Verbesserungsvorschläge einging. Dasselbe gilt auch <strong>für</strong> Irmgard Seiberl, <strong>für</strong> die das<br />
wichtigste Kriterium die Kritikfähigkeit ist, die sie durch die Auseinandersetzungen mit den<br />
Schüler/innen über sinnvolle Computerarbeit ausbaute. Im Anschluss an die Schülerbefragung und die<br />
Klassendiskussion wurden die Schüler/innen stärker an der Planung und Gestaltung des <strong>Unterrichts</strong> in<br />
„Physik-Informatik“ beteiligt, bei Frau Seiberl später dann auch in Physik (M4).<br />
Im Verlauf des Projekts bewährte und intensivierte sich die Teamzusammenarbeit und schien auch<br />
nicht unter dem Wegfall einer der Initiatorinnen zu leiden. Beide erwähnten, wie zufrieden sie damit<br />
seien, dass die Arbeitsteilung reibungslos funktionierte und Abmachungen eingehalten wurden. Dies<br />
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