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PEL T -Studie_Stern_Streissler_Sept06 2 1 - Institut für Unterrichts ...

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7. Fallstudie 3: „Chemie im Kindergarten“ an der BAKIP Oberwart<br />

7.1. Das Lehrerinnenteam und das schulische Umfeld<br />

Die beiden Lehrerinnen Susanne Jaklin-Farcher und Hedy Pratscher unterrichten in der<br />

burgenländischen Kleinstadt Oberwart an der Bundesanstalt <strong>für</strong> Kindergartenpädakogik (BAKIP). In<br />

diesem Schultyp werden zukünftige Kindergärtner/innen ausgebildet. Es sind fast ausschließlich<br />

Mädchen, die die Schule besuchen und in der Regel nach fünf Jahren mit einer Matura und einem<br />

Berufsdiplom abschließen. Das Curriculum umfasst neben Allgemeinbildung auch eine theoretische<br />

Einführung in die Kindergartenpädagogik sowie praktische Übungen in einem der kooperierenden<br />

Kindergärten. In diesem Schultyp steht jeweils nur zwei Jahre lang ein Überblick über Grundlagen der<br />

Chemie und Physik auf dem Stundenplan der zehnten und elften (Ch) bzw. der elften und zwölften (Ph)<br />

Schulstufe. Beide Fächer gelten als allgemein bildend, haben aber keinen unmittelbaren Bezug zum<br />

Berufsziel. Sie gelten nach übereinstimmenden Aussagen der Schulleiterin und der betreffenden<br />

Lehrerinnen bei den Schüler/innen als unbeliebt (Jaklin in Interview 1, Direktor Györög, Interview Pack-<br />

Benedek).<br />

Hedy Pratscher war 2005/06 Klassenvorstand der Projekt-Klasse (10.Schulstufe). Sie unterrichtet schon<br />

seit mehr als zehn Jahren Didaktik und Praxis der Kindergartenpädagogik, beides Schularbeits- und<br />

Maturafächer im BAKIP-Curriculum, in denen praktische Erfahrungen in den Übungskindergärten<br />

reflektiert werden. Im Interview betonte sie, es sei ihr Hauptanliegen, allen Schüler/innen trotz sehr<br />

unterschiedlicher Lernvoraussetzungen grundlegende Kenntnisse zu vermitteln, etwa Beobachtungen<br />

zu beschreiben, sowohl von Vorgängen in der Natur als auch im Kindergarten, und deren Ursachen zu<br />

ergründen. Besonders wichtig sei ihr eine „Feedbackkultur“, um das „Selbstbewusstsein der<br />

Schülerinnen zu stärken (auch gegenüber den Kindergärtnerinnen, die sie ausbilden)“ und sie zu<br />

befähigen, ihre eigene Arbeit mit den Kindern selbstkritisch zu analysieren, indem sie „Kritik annehmen<br />

und geben“. Feedbackkultur sei wertvoll <strong>für</strong> die Entwicklung von „Sozial- und Selbstkompetenz, also<br />

wenn man Fehler erkennt und an sich arbeitet“. Von der Zusammenarbeit mit ihrer Kollegin Susanne<br />

Jaklin-Farcher erwartete sie eine Auffrischung ihres chemischen Wissens sowie neue didaktische<br />

Anregungen, wie man Versuche mit Kindern organisieren könne (Pratscher in Interview 1).<br />

Die Initiative <strong>für</strong> die Teamzusammenarbeit war von Susanne Jaklin-Farcher ausgegangen, die erst in<br />

ihrem zweiten Jahr Chemie unterrichtete. Sie bezeichnete sich als unerfahren in der Schule, sie sei<br />

„Lehrende und Lernende zugleich“. Sie war früher Assistentin an der Technischen Universität Wien<br />

gewesen, hatte Diplom- und Doktoratsstudent/innen betreut und sich nach eigener Aussage mit<br />

Begeisterung an Forschungsprojekten beteiligt. Laut ihrem „Lehrerselbstporträt“ hatte sie ihr<br />

Lehramtsstudium wegen ihrer Enttäuschung über die Fachdidaktiklehrveranstaltungen nicht<br />

abgeschlossen. Nach einer mehrjährigen Kinderpause – sie ist dreifache Mutter - habe sie aber das<br />

Angebot, an einer Schule Chemie zu unterrichten, gerne angenommen. Sie sei sehr interessiert, mit<br />

Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, in ihnen Freude am Lernen zu wecken, am „Beobachten,<br />

Experimentieren, Selberdenken“, und das Vorurteil zu entkräften, Chemie sei „an der BAKIP überflüssig<br />

und <strong>für</strong> Mädchen ohnehin unverständlich“. Als Frau und Naturwissenschaftlerin wollte sie den<br />

Schülerinnen Begeisterung <strong>für</strong> das Fach Chemie und Mut <strong>für</strong> gender-untypische Berufsperspektiven<br />

machen. Zu diesem Zweck verspräche sie sich viel davon, Verbindungen zwischen fachspezifischem<br />

und alltagsbezogenem Wissen herzustellen (z.B. über Medikamente, Hygiene, Kosmetik,<br />

Haushaltschemikalien, Ökologie) (Interview 1).<br />

Ihr Interesse an fachdidaktischer Literatur sei in jüngster Zeit gewachsen, insbesondere über<br />

Entwicklungspsychologie, Lerntheorie und Wissenstransfer. Von der Zusammenarbeit mit ihrer<br />

erfahrenen Kollegin Hedy Pratscher erhoffte sie Anregungen bei der Planung der Einbeziehung des<br />

Kindergartens und Ideen <strong>für</strong> die Aktivierung der Schülerinnen, <strong>für</strong> die selbstständiges Arbeiten<br />

ungewohnt sei (Interview 1).<br />

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