Ausgabe als PDF herunterladen - Gewerbeverein Wassenberg eV
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Das Kapuzinerkloster in <strong>Wassenberg</strong><br />
Hanns Heidemanns blickt zurück auf wirre Zeiten, Glaubensfragen und das Wirken der Kapuziner-Patres<br />
Die Brühl feierte einst die „Pape-<br />
Kirmes“ (Paters-Kirmes), traditionsgemäß<br />
mit „Ledderkes-Fla“ - vergessen.<br />
Die <strong>Wassenberg</strong>er veranstalteten<br />
mehr <strong>als</strong> 20 Jahre einen „Kapuzinermarkt“<br />
- abgeschafft.<br />
Die St. Georgius Bruderschaft -<br />
gegründet 1427 - bietet jedoch noch zu<br />
bestimmten Anlässen hungrigen und<br />
durstigen Sündern in der Kapuzinerklause<br />
Speise und Trank zur Stärkung<br />
des Leibes und Erbauung der Seele,<br />
wie das die gar strenge Ordensregel<br />
vorschreibt ...<br />
Die Kapuziner - so genannt wegen<br />
ihres Habits mit langen, spitzen Kapuzen<br />
- gingen 1525 aus einer Abspaltung<br />
vom Franziskanerorden hervor. Die<br />
Kapuziner lebten nach strengeren<br />
Ordensregeln, dazu gehörten: Wanderleben<br />
und Armut. Als Wanderprediger<br />
fanden sie schnell Zulauf und Anerkennung.<br />
1613 gab es eine Niederlassung<br />
in Köln und von dort aus erfolgte<br />
eine rasche Verbreitung im Rheinland.<br />
1619 wurden sie von Papst Paul V. <strong>als</strong><br />
unabhängiger Orden anerkannt. Während<br />
des 30-jährigen Krieges (1618-<br />
1648) existierten im Rheinland 41 Konvente.<br />
Mit dem 30-jährigen Krieg begann<br />
auch die Geschichte der Kapuziner in<br />
<strong>Wassenberg</strong>. In der Zeit der Reformation<br />
und Gegenreformation im 16./17.<br />
Jahrhundert verbanden sich religiöskirchliche<br />
mit politischen Interessen: in<br />
Frankreich die Hugenottenkriege<br />
(1562-98), in den Niederlanden der<br />
Unabhängigkeitskampf gegen das<br />
katholische Spanien (1572-1648) und<br />
in Deutschland der 30-jährige Krieg.<br />
Dieser Krieg - wohl der grausamste,<br />
Haustechnik<br />
Gebäudeenergieberater . Fachkraft für barrierefreies Bauen<br />
Innovatives Heizen und Warmwasserbereitung<br />
Pelletheizungen . Solaranlagen . Wärmepumpen<br />
<strong>Wassenberg</strong> Telefon 3936<br />
verheerendste Krieg, der je auf deutschem<br />
Boden stattgefunden hat -<br />
brachte unvorstellbare Verwüstungen.<br />
Ein Drittel der Bevölkerung war durch<br />
Mord, Seuchen und Hunger umgekommen.<br />
<strong>Wassenberg</strong> wurde 1642, 1643,<br />
1645 und 1646 von Horden und Söldnern<br />
gebranntschatzt, ausgeplündert<br />
und verwüstet. Religiös motivierte<br />
Wirrköpfe zogen durch die Lande und<br />
prophezeiten der geplagten Menschheit<br />
Weltuntergang und Höllenqualen.<br />
Dagegen musste etwas unternommen<br />
werden und so wandte sich der <strong>Wassenberg</strong>er<br />
Gerichtsschreiber Konrad<br />
Rahmen im Namen einiger <strong>Wassenberg</strong>er<br />
Bürger mit einem Schreiben am 10.<br />
Februar 1653 an den Provinzial der<br />
Kölner Kapuziner und bat um die Entsendung<br />
„... eines guten Predigers,<br />
eines weiteren Patres und eines fleißigen<br />
Bruders ... zur Erhaltung und Fortsetzung<br />
der katholischen Religion.“<br />
Die Kapuziner kamen daraufhin nach<br />
<strong>Wassenberg</strong>. Mit einem Schreiben vom<br />
11. Juni 1653 stellte Eberhard von<br />
Hoengen, genannt <strong>Wassenberg</strong>h, „...<br />
seine adelige, binnen <strong>Wassenberg</strong>h<br />
gelegene Behausung, so von seinen<br />
Eltern bewohnt, den Kapuziner-Patres<br />
zur Verfügung, gratis und unentgeltlich.“<br />
Eine erste Not-Unterkunft. Für<br />
den Unterhalt und Brandholz wollten<br />
die Katholiken in der Stadt aufkommen.<br />
Im Februar 1654 traf Pater Germanus<br />
in <strong>Wassenberg</strong> ein und gründete den<br />
Konvent. Aber es drohte Ungemach<br />
wegen einer nicht eingehaltenen Zusage<br />
seitens der Stadt, einen geeigneten<br />
Bauplatz für einen Klosterneubau zur<br />
Verfügung zu stellen. Die Patres wollten<br />
schon den Rückzug nach Köln<br />
antreten, da wurde ihnen die Hofanlage<br />
des Jakob von der Koulen in der<br />
Brühlstraße - heute Graf-Gerhard-<br />
Straße 18-24 (Jakobs - Textil Lüdke -<br />
Kreissparkasse) für 500 Reichsthaler<br />
angeboten. Das nötige Kapital sollte<br />
erbettelt werden. Ein schwieriges<br />
Unterfangen in Zeiten großer Not:<br />
Selbst nach 15 Jahren segensreichen<br />
Wirkens fehlten immer noch 125<br />
Reichsthaler. Nach nahezu 30 Jahren<br />
wurde schließlich um 1680 eine Kirche<br />
errichtet.<br />
Der Alltag der Patres - bis 1797<br />
deren 15 Patres und fünf Laienbrüder<br />
- war ausgefüllt mit Messen<br />
lesen, Predigten halten, zu missionieren,<br />
wo der Glauben wankte. Sie erbettelten<br />
sich - gemäß Ordensregel - den<br />
Lebensunterhalt, buken Hostien für<br />
benachbarte Pfarreien und produzierten<br />
auf einem Webstuhl Leinewand.<br />
Zur Versorgung mit Gemüse legten sie<br />
jenseits der Stadtmauer einen Garten<br />
an, das war 1685. Die Stadtmauer<br />
trennte Kloster und Gartenbereich.<br />
Um den Zugang zu erleichtern, durfte<br />
ein Türchen gebrochen werden. 1759<br />
durften die Kapuziner schließlich die<br />
ohnehin brüchige Stadtmauer im Klosterbereich<br />
abreißen und erhielten so<br />
besseren Zugang zu ihrer Gartenanlage.<br />
Allerdings mussten sie den Klostergarten<br />
mit einer neuen Mauer einfrieden,<br />
die heute noch am Patersgraben -<br />
neben dem Parkplatz der Kreissparkasse<br />
- inklusive „Hungerpforte“ zu<br />
sehen ist. Viele halten diese Mauer<br />
irrtümlich für die alte Stadtmauer.<br />
Forster Weg 46<br />
41849 <strong>Wassenberg</strong><br />
Tel. 0 24 32 / 89 24 01<br />
Fax 0 24 32 / 89 24 02<br />
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