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Oberst a. D. OMuR Dr. Manfred Lachmann Dargestellte ... - AGGI

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Zu unserer Überraschung verkündete Admiral Verner am 31. März 1971 anläßlich eines<br />

Besuches unserer <strong>Dr</strong>esdener „Baustelle“, das neue Museum werde nicht am 7. Oktober,<br />

sondern bereits am 1. März 1972 und nicht, wie bis dahin beabsichtigt, mit zwei <strong>Dr</strong>itteln,<br />

sondern der gesamten Ausstellungsfläche eröffnet. Eigentlich bedeutete das, in einem<br />

halbfertigen Gebäude mit ungenügendem wissenschaftlichem Vorlauf und einem wegen<br />

der fehlenden Magazine noch in Potsdam befindlichem, lückenhaftem Exponatbestand<br />

von teilweise wenig erfahrenen oder noch nicht einmal eingestellten Mitarbeitern im verkürzten<br />

Verfahren eine museale Ausstellung zu erarbeiten und aufzubauen, die sich mit<br />

international renommierten Militärmuseen messen sollte. Die Diskussion darüber wäre<br />

zwecklos gewesen, zumal Admiral Verner kurzfristig eine fundierte Stellungnahme forderte.<br />

Unsere weisungsgemäß angestellte Gegenrechnung nahm er scheinbar unwirsch<br />

zur Kenntnis, hatten wir doch auf ziemlich weitgehende personelle und materielle Konsequenzen<br />

hingewiesen. Doch konkret sorgte er in der bis zur Fertigstellung des neuen<br />

Museums verbleibenden Zeit dafür, daß die berechtigten Forderungen prompt und unbürokratisch<br />

erfüllt worden sind.<br />

Zur inhaltlichen Gestaltung des bis dahin zurückgestellten dritten Hauptteiles begnügte<br />

sich Admiral Verner mit der sehr allgemeinen Bemerkung, vielleicht sollte man als Interimslösung<br />

eine Schau zur sozialistischen Waffenbrüderschaft gestalten. Das erkannten<br />

wir als Chance, entgegen der damals vorherrschenden Konzentration auf die Militärgeschichte<br />

der neueren und neuesten Zeit die museale Darstellung deutscher Militärgeschichte<br />

von Anbeginn bis 1900 zu versuchen. (18) Zu einem solchen Wagnis hielten<br />

wir uns auch ohne gesicherte Vorgaben der Militärgeschichtswissenschaft der DDR durchaus<br />

in der Lage. Zugleich wollten wir die Gelegenheit nutzen, um mit Rückendeckung des<br />

Chefs der PHV zumindest an einen Teil der im Museum für Deutsche Geschichte<br />

schlummernden Schätze des ehemaligen preußisch-deutschen Zeughauses heranzukommen.<br />

Diese Rechnung ging im vollen Umfang auf. Das Museum für Deutsche<br />

Geschichte gewährte die erbetene Hilfe. Dazu hat nicht zuletzt das inzwischen wesentlich<br />

bessere, weil versachlichte Verhältnis zwischen den Leitern und Mitarbeitern beider<br />

Einrichtungen beigetragen. Obwohl schließlich die Ausstellung zur Zeitperiode vom<br />

Aufkommen stehender Heere im 15. Jahrhundert bis 1900 im Unterschied zu den beiden<br />

Hauptteilen Militärgeschichte 1900 bis 1945 und Militärgeschichte der DDR geradezu<br />

improvisiert werden mußte, fiel das kaum auf. Lediglich unwesentlich verändert und ergänzt<br />

steht sie heute noch.<br />

Wie intensiv sich Admiral Verner um das entstehende Museum kümmerte, konnten wir an<br />

seinen in immer kürzeren Abständen stattfindenden Besuchen messen. Manchmal gab es<br />

dabei unerwarteten Tadel, manchmal unverhofftes Lob. Als gelernter Dekorateur und<br />

passionierter Bauherr bewegten ihn vorrangig Gestaltungsprobleme. Inhaltliche Fragen<br />

interessierten scheinbar weniger. Mit einer rechtzeitig getroffenen und bis in die Gegenwart<br />

wirksamen Grundsatzentscheidung hat er allerdings das Schicksal „seines“ Museums<br />

nachhaltig bestimmt. Bei einem Rundgang durch das noch unfertige Haus am 14. Juli<br />

1971 betonte er sinngemäß unmißverständlich: „Ihr seid auf dem richtigen Weg. Laßt<br />

Euch nicht irremachen und vergeßt nie, Ihr habt weder die Geschichte der deutschen<br />

Arbeiterbewegung noch den Großen Vaterländischen Krieg der UdSSR darzustellen. Euer<br />

Feld ist die deutsche Militärgeschichte in ihrer Dialektik und mit ihren Widersprüchen.<br />

Beschreiben sollen das andere. Eure Aufgabe besteht darin, anhand materieller Zeugnisse<br />

zu veranschaulichen, wie jener Prozeß verlaufen ist“. In der ihm eigenen drastischen<br />

Art fügte er hinzu: „Vor allem beachtet eines: Das Museum ist eine Kieke, keine Lese!“<br />

Diese Weitsicht bestätigte nicht nur unseren bereits eingeschlagenen Kurs. Letztlich<br />

bewahrte sie die Einrichtung 1990/91 im Unterschied etwa zum Museum für Deutsche<br />

Geschichte vor seiner ebenfalls bereits beschlossenen „Abwicklung“.

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