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Barmherzigkeit - Misericordia GmbH Krankenhausträgergesellschaft

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zusammen mit dem Patienten<br />

Probleme zu erörtern und Prioritäten<br />

herauszuarbeiten. Unter<br />

Berücksichtigung von dem,<br />

was der Patient tun kann und<br />

was nicht, werden von der<br />

kompetenten Pflegekraft Pflegeinterventionen<br />

ausgewählt,<br />

die in den Pflegeplan einfließen.<br />

Viele Faktoren können in den<br />

individuellen Pflegeplan eines<br />

Patienten einfließen. Krankheiten,<br />

Verletzungen des Verdauungssystems,<br />

insbesondere auch<br />

chronische Krankheiten wie Diabetes<br />

mellitus, jedoch auch<br />

Schmerzen können Appetitmangel,<br />

Heißhunger somit die Nahrungsaufnahme<br />

beeinflussen.<br />

So auch bei einer Patientin (75<br />

Jahre). Diabetikerin seit über<br />

20 Jahren, alleinlebend, bisher<br />

immer mobil, hat immer sehr<br />

auf ihre Ernährung geachtet,<br />

war im Vorfeld der Erkrankung<br />

sehr mobil – fuhr Fahrrad,<br />

wanderte gerne, kam mit<br />

ihrem Diabetes wunderbar<br />

zurecht.<br />

Als sie nach einem Unfall stationär<br />

aufgenommen werden<br />

musste und nach der Operation<br />

für 2 Wochen bettlägerig<br />

wurde, zerfiel sie körperlich<br />

immer mehr. Es schmeckte ihr<br />

kein Essen, ihr Durstgefühl war<br />

auch nicht ausreichend, der<br />

Schnabelbecher auf dem Nachttisch<br />

wurde nicht angerührt. In<br />

diesem Zustand baute sie auch<br />

geistig immer mehr. Ihre Tochter,<br />

die 300 km außerhalb<br />

wohnt, besuchte sie nach 14<br />

Tagen. Sie war über ihre bis<br />

dahin fitte mobile Mutter entsetzt.<br />

Es hatte keiner vom Pflegepersonal<br />

und auch von den<br />

Ärzten bemerkt, warum dies so<br />

war!<br />

Die Dame lebte alleine – aber<br />

Essen war für sie ein Ritual. Der<br />

Tisch musste mit einem Tischtuch<br />

gedeckt werden, das Porzellan<br />

musste stimmen, sie<br />

hatte feste Essenzeiten, sie hat<br />

sehr wenig Fleisch, aber vermehrt<br />

Fisch gegessen, zum<br />

Essen wurde klassische Musik<br />

angestellt – sie hatte immer ein<br />

bestimmtes Ritual. All dies<br />

wurde ihr im Krankenhaus<br />

nicht geboten. Vor jeder Mahlzeit<br />

gehörte bei ihr das Hände<br />

waschen. Jetzt war sie abhängig<br />

vom Pflegepersonal, ihr<br />

wurde das Essen gereicht, sie<br />

lag dabei mit erhöhtem Oberkörper<br />

im Bett, sie musste die<br />

Diabeteskost essen, ohne vorher<br />

gefragt zu werden, ob sie<br />

diese auch mag. Erst als die<br />

Tochter auf die bisherigen<br />

Erfordernisse zu Hause bei ihrer<br />

Mutter hingewiesen hatte und<br />

man gemeinsam im Pflegeteam<br />

und zusammen mit der<br />

Diätassistentin einen Ernährungsplan<br />

– mit Planung des<br />

Ambientes aufgestellt hatte,<br />

war Besserung in Sicht. Es fing<br />

damit an, dass der Frau zum<br />

Essen Bachmusik angestellt<br />

wurde, der Schnabelbecher aus<br />

Plastik verschwand und es<br />

wurde eine höhere Porzellantasse<br />

mit weniger Inhalt hingestellt<br />

– damit kein Malheur passieren<br />

konnte, das Tablett<br />

wurde abgeräumt, ebenso<br />

wurde ihr die Möglichkeit eingeräumt,<br />

sich vor und nach<br />

dem Essen die Hände zu<br />

waschen. Der Frau ging es ab<br />

diesem Tag zusehends besser,<br />

der Appetit besserte sich und<br />

ab dem 14. Tag durfte sie auch<br />

aufstehen und sie wurde an<br />

den Tisch im Patientenzimmer<br />

gesetzt mit entsprechendem<br />

Ambiente (Tischdecke, Serviette,<br />

Porzellanteller…). Diese<br />

Dame wurde nach 3-wöchigen<br />

Aufenthalt mit Gehstützen und<br />

der Versorgung durch einen<br />

ambulanten Pflegedienst nach<br />

Hause in ihre eigene Wohnung<br />

entlassen.<br />

Dies zeigt einfach, nicht nur die<br />

Funktion „Essen reichen“<br />

(Hungernde speisen) hilft, sondern<br />

auch die (b) –(w)armher-<br />

TITEL<br />

zigkeit, wie man so ein Werk<br />

im Krankenhaus angeht.<br />

Petra Niermöller<br />

Pflegedirektorin<br />

St. Walburga Krankenhaus<br />

Meschede<br />

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