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Die Geschichte<br />

der Dörfer<br />

<strong>Mittelbach</strong> u. <strong>Hengstbach</strong><br />

Die <strong>Chronik</strong> der Verwaltungsgemeinde


Einleitung<br />

<strong>Mittelbach</strong><br />

(gebildet aus den Dörfern <strong>Mittelbach</strong> und<br />

<strong>Hengstbach</strong>)<br />

Jahrel<strong>an</strong>g sammelte ich Notizen, Bilder und Zeitungsausschnitte über unser Dorf,<br />

den orts<strong>an</strong>sässigen Vereinen und vom Sportgeschehen. Kartons füllten <strong>sich</strong> mit<br />

Notizen, Blättern, ausgeschnittenen Zeitungsartikeln und es war eine Kunst, das<br />

zu finden, was m<strong>an</strong> im bestimmten Moment benötigte.<br />

Nun galt es die Unterlagen für die Geschichte der beiden Dörfer <strong>Mittelbach</strong> und<br />

<strong>Hengstbach</strong> zu ordnen.<br />

Hierzu st<strong>an</strong>den mir folgende Unterlagen zur Verfügung:<br />

1. Das „Ortssippenbuch von <strong>Mittelbach</strong>" von Herrn Albert Weis, der in <strong>Mittelbach</strong><br />

<strong>als</strong> Lehrer tätig und von 1934-1939 mein Lehrer war.<br />

2. Das Buch „Die soziale und wirtschaftliche Struktur und Veränderungen des<br />

Dorfes <strong>Mittelbach</strong>/<strong>Hengstbach</strong> im19, und 20. Jahrhundert"<br />

von meinem Sohn Wolfg<strong>an</strong>g Weber.<br />

3. Bilder und Zeitungsausschnitte aus früheren Tageszeitungen, sowie dem<br />

„Pfälzischen Merkur" und der „Rheinpfalz"<br />

4. Auszüge aus den Kirchenbüchern der Pfarrgemeinde <strong>Mittelbach</strong>/<strong>Hengstbach</strong>.<br />

5. Erzählungen und Notierungen der Bevölkerung beider Dörfer.<br />

6. Eigene Aufzeichnungen aus Erlebnissen und Unterlagen.<br />

Es lag mir fern, ein neues Buch zu schreiben. Es sollte vielmehr ein<br />

„Nachschlagbuch" zusammengestellt werden, woraus m<strong>an</strong> ohne viele Bücher in<br />

die H<strong>an</strong>d nehmen zu müssen, die Geschichte der beiden ehemaligen Dörfern<br />

<strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> erlesen k<strong>an</strong>n.<br />

Möge dieses Nachschlagewerk, ein Ansporn für die jüngere Generation sein, es<br />

im nächsten Jahrhundert weiter zu ergänzen und der Nachwelt zu erhalten.<br />

Im Jahre 1999 Ihr<br />

Werner Weber<br />

2


Inhaltsverzeichnis der <strong>Chronik</strong> der Gemeinde<br />

<strong>Mittelbach</strong><br />

Einleitung<br />

1.0 Die Verwaltungsgemeinde <strong>Mittelbach</strong><br />

1.1 Der Ortsteil <strong>Mittelbach</strong><br />

1.2 Der Ortsteil <strong>Hengstbach</strong><br />

1.3 Die Gemeindesiegel von <strong>Mittelbach</strong><br />

1.4 Die L<strong>an</strong>dschaft<br />

1.5 Erdgeschichtliches<br />

2.0 Aus der Geschichte <strong>unsere</strong>r beiden Orte<br />

2.1 Die älteste Besiedlung<br />

2.2 Die Römerzeit<br />

2.3 Erste urkundliche Erwähnung von <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />

3.0 <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> im Mittelalter<br />

3.1 <strong>Mittelbach</strong> im Mittelalter<br />

3.2 <strong>Hengstbach</strong> im Mittelalter<br />

3.3 Bewohner <strong>unsere</strong>r beiden Dörfer vor dem 30. jährigen Kriege<br />

4.0 Der 30 jährige Krieg in <strong>unsere</strong>r Heimat<br />

4.1 Leiden und Verluste <strong>unsere</strong>r Einwohner<br />

4.2 Die Wiederbesiedlung<br />

4.3 Gemeindeordnungen und Renovationen regeln das<br />

Zusammenleben<br />

4.4 Erwerbung des Gemeinderechts in <strong>Hengstbach</strong> 1726 - 1761<br />

5.0 Die Renovationen<br />

5.1 Renovator Sundahl führt die Neueinteilung durch<br />

5.2 Die Renovationsprotokolle<br />

5.3 Das <strong>Hengstbach</strong>er B<strong>an</strong>n<br />

5.4 Wohnplätze in <strong>Hengstbach</strong><br />

5.5 Wohnplatze in <strong>Mittelbach</strong><br />

5.6 Das <strong>Mittelbach</strong>er B<strong>an</strong>n<br />

5.7 Streitigkeiten und die B<strong>an</strong>ngrenzen<br />

5.7.1 Streit zwischen <strong>Mittelbach</strong> und Ixheim um das Hühnertal<br />

5.7.2 Streit zwischen <strong>Mittelbach</strong> und Ixheim um den Grenzverlauf von der<br />

Seiters bis auf den Lohberg<br />

5.7.3 Der B<strong>an</strong>nstreit Bickenaschbach –<strong>Mittelbach</strong> Das Streitb<strong>an</strong>n)<br />

5.7.4 Beilegung des Streites<br />

5.7.5 Verteilung des Streitb<strong>an</strong>nes<br />

3


6.0 Die Höfe und Mühlen<br />

6.1 Die älteste Mühle in <strong>Mittelbach</strong><br />

6.2 Eine Pulvermühle in <strong>Mittelbach</strong><br />

6.3 Die Mühle im Rechental (Die Altmühl)<br />

6.3.1 Wiederaufbau<br />

6.4 In <strong>Mittelbach</strong> entsteht eine neue Mühle<br />

6.5 Die Lohmühle in Rechental<br />

6.6 Dorf und Hof Bickenaschbach<br />

6.7 Der Wahlerhof<br />

6.8 Die Bickenaschbacher Mühle<br />

6.9 Das Bickenaschbacher Torhaus<br />

6.10 Die <strong>Hengstbach</strong>er Mühle<br />

6.11 Brunnen<br />

6.12 Weiher<br />

7.0 Entwicklung der beiden Dörfer bis ins 19. Jahrhundert<br />

7.1 Aufschwung unter Christi<strong>an</strong> IV.<br />

7.2 Die <strong>Mittelbach</strong>er Flurnamen<br />

7.3 Die <strong>Hengstbach</strong>er Flurnamen<br />

7.4 Flurnamen des Wahlerhofes<br />

7.5 Das alte Geld und die alten Maße<br />

7.6 Die Nahrungsquellen<br />

7.7 Aus der Zeit der fr<strong>an</strong>zösischen Revolution und Napoleons<br />

7.8 1789-1815<br />

7.9 Unter fr<strong>an</strong>zösischer Verwaltung<br />

7.10 Als Soldat in fr<strong>an</strong>zösischen Diensten<br />

7.11 Reg. Royal Deux Pont<br />

7.12 Aus der Zeit der deutschen Einheitsbewegung 1848 - 1849<br />

7.13 1870-1871<br />

7.14 Das Friedensfest<br />

8.0 Die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der beiden Dörfer<br />

vom Beginn der Industrialisierung <strong>an</strong><br />

8.1 Wirtschaftliche und soziale Probleme nach 1848.<br />

8.2 Das Ausw<strong>an</strong>dererproblem<br />

8.2.1 Ausw<strong>an</strong>derer aus <strong>Mittelbach</strong><br />

8.2.2 Ausw<strong>an</strong>derer aus <strong>Hengstbach</strong><br />

8.3 Berufsaufgliederung vor Beginn der Industrialisierung<br />

8.4 Beginn der Industrialisierung in Zweibrücken<br />

8.5 Die Bedeutung des Drahtwerkes „Roth, Heck und Schwinn<br />

für die <strong>Mittelbach</strong>er<br />

8.6 Die berufliche Gliederung in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />

nach 1900<br />

4


8.7 Veränderung innerhalb der L<strong>an</strong>dwirtschaft des Dorfes<br />

<strong>Mittelbach</strong>- <strong>Hengstbach</strong> im Zuge der Industrialisierung 8.8<br />

Der Kirschen<strong>an</strong>bau im Zweibrücker Kirschenl<strong>an</strong>d.<br />

9.0 Neuerungen technischer, sozialer und wirtschaftlicher Art<br />

um 1900<br />

9.1 Zahlungsgeld nach der Jahrhundertwende, sowie eine<br />

Aufstellung von Bürgern des Ortes <strong>Mittelbach</strong>.<br />

10.0 <strong>Mittelbach</strong> von 1914 - 1939<br />

10.1 Kriegsverhältnisse und Auswirkungen des ersten Weltkrieges<br />

10.2 Die wirtschaftliche Lage Zweibrückens nach dem ersten<br />

Weltkrieg<br />

11.0 Das Dorf <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> in den Wirren der<br />

Nachkriegs- und Inflationszeit<br />

11.1 Neuerungen und Verbesserungen im Zuge der Technisierung und<br />

Sozialisierung.<br />

11.2 Der Westwallbau<br />

11.3 Berufsmäßige Aufgliederung um 1939<br />

11.4 Kommunale und politische Verhältnisse bis zum Ausbruch<br />

des zweiten Weltkrieges<br />

12.0 Der zweite Weltkrieg 1939 - 1945 und seine Auswirkungen<br />

12.1 Die Kriegsjahre 1939- 1945<br />

12.2 Die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> trauert um ihre Toten aus<br />

dem Kriege 1939-1945<br />

12.3 Die Gemeinde <strong>Hengstbach</strong> trauert um ihre Toten aus<br />

dem Kriege 1939-1945<br />

13.0 Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis zur Gründung der<br />

deutschen Bundesrepublik<br />

13.1 Die Besatzungszeit<br />

14.0 Umstrukturierungen l<strong>an</strong>dwirtschaftlicher Probleme<br />

14.1 Berufsaufgliederung<br />

14.2 Erwerbstätigkeit und Motorisierung<br />

5


15.0 Politische und kommunale Verhältnisse<br />

15.1 Gründung der Verwaltungsgemeinde <strong>Mittelbach</strong><br />

15.2 Die schulischen Verhältnisse<br />

15.3 Kirchliche und konfessionelle Verhältnisse<br />

16.0 Das Kultur- und Gemeinschaftsleben<br />

16.1 Sitten und Gebräuche<br />

16.2 Vereine und Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

17.0 Die Verwaltungsreform bringt die Auflösung der<br />

Verb<strong>an</strong>dsgemeinde und die Eingliederung in die Stadt<br />

Zweibrücken<br />

Anh<strong>an</strong>g<br />

17.1 Auswirkung der Verwaltungsreform für die Gemeinden<br />

<strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />

17.2 Die Eingemeindung<br />

6


1.0 Die Verwaltungsgemeinde <strong>Mittelbach</strong><br />

An der äußersten Südwestgrenze der Pfalz, inmitten des Bickenalbtales,<br />

umgeben von den flachen Hängen des Zweibrücker Hügell<strong>an</strong>des, liegt die<br />

Verwaltungsgemeinde<br />

M ITTELBAC H .<br />

Diese entst<strong>an</strong>d im Zuge der Verwaltungsreform durch den<br />

Zusammenschluss der beiden Orte<br />

M ittelbach und <strong>Hengstbach</strong>.<br />

Die Verwaltungsgemeinde hatte 1970 eine Gesamteinwohnerzahl von<br />

1313 Personen.<br />

Davon entfielen auf <strong>Mittelbach</strong> 878 Personen<br />

und auf <strong>Hengstbach</strong> 435 Personen.<br />

Ihre Gemarkungsfläche umfasst 969 Hektar.<br />

Es gehören zu <strong>Mittelbach</strong> 532 Hektar<br />

und zu <strong>Hengstbach</strong> 577 Hektar.<br />

Die Orte strecken <strong>sich</strong> über eine Länge von 3 Kilometer dahin, das<br />

bedeutet, die Häuser stehen dicht gedrängt <strong>an</strong> der verkehrsreichen<br />

Straße, die im Süden nach dem Saarl<strong>an</strong>d und Fr<strong>an</strong>kreich, nach Norden in<br />

die <strong>an</strong>grenzende freie Kreisstadt Zweibrücken führt.<br />

Im Osten und Westen finden wir Hänge, die zum Teil bewaldet sind und<br />

zum <strong>an</strong>deren Teil dem Obstbau und der L<strong>an</strong>dwirtschaft dienen.<br />

Hier ist besonders der Kirschen<strong>an</strong>bau zu erwähnen, der die beiden Dörfer<br />

im westpfälzischen Raume äußerst bek<strong>an</strong>nt gemacht hat.<br />

7


Die Lage des Ortes<br />

8


Satellitenaufnahme des Ortes (1998)<br />

9


1.1 Der Ortsteil <strong>Mittelbach</strong><br />

1311 wird der Ort zum ersten Male in der Schenkungsurkunde über<br />

verschiedene Gülten zu „Mittelenbach" ben<strong>an</strong>nt.<br />

Dr. Ernst Christm<strong>an</strong>n, gibt in seinem Buch „Die <strong>Sie</strong>dlungsnamen der Pfalz"<br />

zwei Deutungen des Dorfnamens <strong>Mittelbach</strong> bek<strong>an</strong>nt:<br />

1. Nah beiein<strong>an</strong>der münden von Westen her drei Täler bzw. Bäche in die<br />

Bickenalb. Am mittleren davon, <strong>als</strong>o in der mittelhochdeutschen<br />

Ausdrucksweise „zur mittleren Bache" gen<strong>an</strong>nt, entst<strong>an</strong>d unser Dorf. Mit der<br />

Zeit trat durch Abschwächung und Abschleifung, „zu Mitteln-Mitteln"<br />

<strong>Mittelbach</strong> ein. Von den drei gen<strong>an</strong>nten Bächen, die keine offiziellen<br />

Bezeichnungen führen, kommt einer von <strong>Hengstbach</strong> her, der zweite aus<br />

dem Kirchen-Rechen- oder Regental und der dritte aus dem L<strong>an</strong>gental. An<br />

dem mittleren ist <strong>Mittelbach</strong> gelegen.<br />

2. Die zweite Deutung geht auf die Lage des Dorfes zurück. An den beiden<br />

Ufern des Bächleins aus dem Rechental, am Ufer des Baches <strong>als</strong>o, der<br />

mitten durch das Dorf fließt. Daraus hatte m<strong>an</strong> <strong>Mittelbach</strong> abgeleitet.<br />

10


1.2 Der Ortsteil <strong>Hengstbach</strong><br />

Die ersten Namensdeutungen hierzu, wurden uns aus den Jahren 1274 und<br />

1307 bek<strong>an</strong>nt und es hieß dort<br />

„Hingesbach".<br />

Es ist <strong>an</strong>zunehmen, dass Ort und Namen bedeutend älter sind und von einem<br />

Personennamen abgeleitet sind. Der Ortsname <strong>Hengstbach</strong> stammt wohl von<br />

einem hier <strong>an</strong>sässigen Bauern namens Heingis ab, der seinen Hof am Bach<br />

hatte. Im Laufe der Zeit entwickelte <strong>sich</strong> aus dem Namen Heingisbach der<br />

heutige Ortsname <strong>Hengstbach</strong>.<br />

Sicher ist jedoch nur, dass der Name nichts mit einem Hengst im Bach zu tun<br />

hat, so wie es das Wappen zeigt.<br />

11


1.3 Die Gemeindesiegel von <strong>Mittelbach</strong> und<br />

<strong>Hengstbach</strong><br />

Um 1950 legte es die Regierung der Pfalz in mehreren Verfügungen und<br />

Runderlassen den Gemeinden nahe, das Dienstsiegel mit einem eigenen<br />

Wappen einzuführen. Die Gemeindeverwaltung <strong>Mittelbach</strong>/<strong>Hengstbach</strong><br />

erwärmte <strong>sich</strong> bald für die Sache und beauftragte das Staatsarchiv Speyer<br />

mit dem Entwurf und der Bearbeitung solcher Wappen für beide Orte.<br />

Beide Orte gehörten zum Gericht und Hof Ixheim, dessen <strong>Sie</strong>gel einen<br />

Adler mit der entsprechenden Umschrift zeigte. Da der Adler aber <strong>als</strong><br />

Wappentier sehr häufig auftritt, eine Verwendung des Hornbacher<br />

Klostersiegels oder eine Herleitung der Heraldik aus den Wappen der<br />

früheren Lehensträger gegenwartsfremd und auch gekünstelt erschienen<br />

wäre, entschloss <strong>sich</strong> die Gemeinde auf Anraten des Staatsarchivs für<br />

sogen<strong>an</strong>nte redende Wappen.<br />

<strong>Mittelbach</strong><br />

Dieser Name sagt uns, dass der Ort <strong>an</strong> dem mittleren der drei namenlosen<br />

Bächlein, die aus dem <strong>Hengstbach</strong>er,-Rechen- und L<strong>an</strong>gental kommen,<br />

liegt. (Christm<strong>an</strong>n).Wir könnten aber auch sagen: <strong>Mittelbach</strong> entst<strong>an</strong>d <strong>an</strong><br />

der Einmündung des Rechent<strong>als</strong> in das Bickenalbtal um seine alte Kirche<br />

zu beiden Seiten des kleinen Bächleins. Es wäre d<strong>an</strong>n der Ort, durch<br />

dessen Mitte ein Bach fließt.<br />

Darum zeigt das Wappen von <strong>Mittelbach</strong> einen roten Bach in Form eines<br />

Wellenbalkens, der quer durch die Mitte des goldenen Wappenschildes<br />

fließt.<br />

Gemeindesiegel der Ortsgemeinde <strong>Mittelbach</strong><br />

12


<strong>Hengstbach</strong><br />

<strong>Hengstbach</strong> wird 1274 und 1307 zuerst gen<strong>an</strong>nt und hieß dam<strong>als</strong><br />

„Hingesbach". Es ist <strong>an</strong>zunehmen, dass Ort und Namen bedeutend<br />

älter sind und dass letzterer von einem Personennamen herstammt.<br />

So hätte <strong>als</strong>o <strong>Hengstbach</strong> nichts mit einem Hengst zu tun.<br />

Die Wappenkunst bedient <strong>sich</strong> aber gern der Zeichen, die den Ortsnamen<br />

in seiner heutigen Form charakterisieren.<br />

Das Wappen von <strong>Hengstbach</strong> zeigt darum im blauen Feld einen<br />

springenden, silbernen Hengst, der in einem den g<strong>an</strong>zen Schildfluss<br />

einnehmenden silbernen Bach steht.<br />

Gemeindesiegel der Ortsgemeinde <strong>Hengstbach</strong><br />

13


1.4 Die L<strong>an</strong>dschaft<br />

Weit ausgebreitet liegt westlich des Pfälzerwaldes die L<strong>an</strong>dschaft der<br />

südwestpfälzischen Hochfläche, die im Norden von der großen<br />

Moorniederung zwischen Kaiserslautern und Homburg begrenzt wird und im<br />

Süden und Südwesten über die L<strong>an</strong>desgrenze nach Lothringen hineinreicht.<br />

Mitten durch, von Osten nach Westen, in m<strong>an</strong>chen Windungen zieht das Tal<br />

des Schwarz- oder Erbachs, das die Hochfläche aufgliedert. Nördlich von ihm<br />

liegt die Sickinger Höhe, welche durch tief eingeschnittene, steilw<strong>an</strong>dige<br />

Täler zerschnitten auf ihrem l<strong>an</strong>gen, breiten Rücken einen reichen Kr<strong>an</strong>z<br />

großer Bauerndörfer trägt. Nur wenige <strong>Sie</strong>dlungen liegen hier in den engen<br />

Tälern mit ihren steilen bewaldeten Abhängen.<br />

Südlich vom Schwarzbach zwischen Pirmasens und Zweibrücken und der<br />

Blies zeigt die Hochfläche von Osten nach Westen zunehmend mehr den<br />

Charakter eines Hügell<strong>an</strong>des. Die Höhenzüge ziehen <strong>sich</strong> noch stundenl<strong>an</strong>g<br />

hin, aber sie sind niedriger geworden, die Abhänge sind zumeist flacher, so<br />

dass ein großer Teil der L<strong>an</strong>dwirtschaft dienen k<strong>an</strong>n. Die Bäche Felsalb,<br />

Trualb und Schwalb sammeln ihr Wasser bei Hornbach im Hornbach, der<br />

später die Bickenalb aufnimmt und schließlich unterhalb von Zweibrücken in<br />

den Schwarzbach mündet. In den breiteren Tälern oder dem muldenförmigen<br />

oberen Ende von kleinen Seitentälern ist Raum für die Anlage von Dörfern<br />

und feuchten, saftigen Wiesen. Die Höhendörfer treten im Westen g<strong>an</strong>z<br />

zurück.<br />

1.5 Erdgeschichtliches<br />

Das L<strong>an</strong>dschaftsbild entspricht dem Aufbau der Erdgeschichten in <strong>unsere</strong>m<br />

Gebiet. Wenn die <strong>Mittelbach</strong>er und <strong>Hengstbach</strong>er Bauern von dem Boden<br />

ihrer Äcker sprechen, so hören wir von S<strong>an</strong>dboden und Weißboden. Ersterer<br />

bedeckt alle unteren Hänge und fällt d<strong>an</strong>n um <strong>Mittelbach</strong> in einer felsigen, mit<br />

Wald bewachsenen Steilstufe 10-20 m zu den Tälern ab. Aus Weißboden<br />

aber bestehen die Bergrücken und die oberen Hänge. Während <strong>Hengstbach</strong><br />

266 m hoch gelegen g<strong>an</strong>z in die Zone des Weißbodens gerückt ist, liegt<br />

<strong>Mittelbach</strong> auf einer Meereshöhe von rund 230 m noch im Bereich des<br />

S<strong>an</strong>dsteins. Geologisch gesprochen befinden wir uns hier im oberen<br />

Bunts<strong>an</strong>dstein und im unteren Muschelkalk. Beide Formationen sind vor rund<br />

200 Millionen Jahren entst<strong>an</strong>den. Der S<strong>an</strong>dstein wurde zu einem Teil in<br />

einem großen Meeresteil, der <strong>unsere</strong> Heimat bedeckte, abgesetzt, zum<br />

<strong>an</strong>deren Teil durch den Wind herbeigetragen, während die Ablagerung des<br />

Muschelkalks nur durchs Meer erfolgte.<br />

14


Je weiter wir das Bickenalbtal aufwärts w<strong>an</strong>dern, umso niedriger wird der<br />

Steilabfall der Hänge und verschwindet, wenn wir beim Bickenaschbacher<br />

Torhaus die Gemarkungsgrenze von <strong>Hengstbach</strong> überschreiten, g<strong>an</strong>z. Nicht<br />

nur das Ansteigen der T<strong>als</strong>ohle, sondern auch das Absinken der<br />

Bunts<strong>an</strong>dsteinschichten, welche von Osten nach Westen einfallen, sind <strong>an</strong><br />

dieser Erscheinung schuld.<br />

Beim Torhaus liegen rechts und links vom Tal die letzten<br />

Bunds<strong>an</strong>dsteinbrüche, welche in m<strong>an</strong>chen ihrer Schichten reich <strong>an</strong><br />

tierischen und pfl<strong>an</strong>zlichen Einschlüssen sind. Es ist die oberste Schicht des<br />

oberen Bunts<strong>an</strong>dsteins der Volziens<strong>an</strong>dstein, der hier zu Tage tritt. Er hat<br />

seinen Namen von einem Nadelbaum, Volzia gen<strong>an</strong>nt, dessen Zweige und<br />

Nadeln oft <strong>als</strong> Versteinerungen oder Abdrücke in diesen Schichten gefunden<br />

werden. Die Aufschlüsse und kleineren Steinbrüche in oder um <strong>unsere</strong><br />

beiden Orte brachten bis jetzt nur sehr wenige Versteinerungen. Ihr<br />

S<strong>an</strong>dstein zeigt eine hellrote Färbung, ist beinah immer von Glimmer<br />

durchsetzt und zeigt nur wenig gelbliche Flecken. Er bildet, wenn seine<br />

Lager mächtig genug sind, wegen seiner Feinkörnigkeit einen guten<br />

Baustein.<br />

Über diesen S<strong>an</strong>dsteinschichten beginnen nun die Schichten des unteren<br />

Muschelkalks. Zunächst ist es der Muschels<strong>an</strong>dstein. Er ist im Meer<br />

entst<strong>an</strong>den, Darum finden wir auch auf den Äckern der Höhenzüge oft<br />

verschiedenartige Muscheln. Eingelagert sind verschiedene dünne Bänke<br />

von Letten und Mergelschiefer, die leicht verwittern und den Boden für<br />

<strong>unsere</strong> L<strong>an</strong>dwirtschaft und den Obstbau liefern. Wo der kalkige Mergel<br />

dünne Platten bildet, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> oft solche mit wellenförmigen Vertiefungen<br />

und Erhebungen finden. Es sind die Rippelmarken, welche durch die<br />

Wellenbewegung in einem seichten Meer entst<strong>an</strong>den. An dem über dem<br />

Muschels<strong>an</strong>dstein liegenden Wellenkalk haben <strong>unsere</strong> Gemarkungen wenig<br />

Anteil. Er wird auf der Wattweiler Höhe abgebaut. 1765 kauften Ziegler<br />

Georg Hof und Ziegler Ludwig Körner <strong>Mittelbach</strong> von der fürstlichen<br />

Regierung 1 1/2 Morgen L<strong>an</strong>d in der Dörrenbach, wo sie Kalksteine brechen<br />

wollten. Zum selben Zwecke erwarb Bernhard Schneider 1791 auch in der<br />

Dörrenbach 1/4 Morgen L<strong>an</strong>d.<br />

15


2.0 Aus der Geschichte <strong>unsere</strong>r beiden Orte<br />

2.1 Die älteste Besiedlung<br />

Auf die älteste Besiedlung <strong>unsere</strong>r Gegend und die Anwesenheit von Menschen<br />

verweisen Steinwerkzeuge, sogen<strong>an</strong>nte Donnerkeile, wie sie <strong>an</strong> vielen Stellen<br />

<strong>unsere</strong>s Bezirkes gefunden wurden.<br />

Dr. Pöhlm<strong>an</strong>n weist im ersten Teil seiner „Geschichte des Bliesgaues“ die<br />

Fundstellen nach. Für <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> konnte m<strong>an</strong> aber keine<br />

Funde machen.<br />

Im Mittelbühl befinden <strong>sich</strong> einige deutliche Bodenerhebungen, die allgemein<br />

Hünengräber gen<strong>an</strong>nt werden. Dr. Pöhlm<strong>an</strong>n teilt in dem oben <strong>an</strong>geführten<br />

Buch mit, dass <strong>sich</strong> aus einem solchen Grabhügel in der Wolfsacht bei<br />

Wattweiler ein zerbrochener Armring im historischen Museum in Speyer<br />

befindet. D<strong>an</strong>ach könnte m<strong>an</strong> die Grabhügel im Mittelbühl auf die Zeit zwischen<br />

1000 und 500 v. Chr. datieren. 1952 wurde im Mittelbühl ein fr<strong>an</strong>zösisches<br />

Lager eingerichtet. Weil dadurch ein solcher Grabhügel in Gefahr kam, wurde er<br />

unter Leitung eines Herrn des Historischen Museums Speyer abgetragen.<br />

Meines Wissens wurden aber keinerlei Funde gemacht.<br />

Der H<strong>an</strong>g östlich der Straße am Eing<strong>an</strong>g des Dorfes <strong>Hengstbach</strong> trägt in der<br />

Flurkarte den Namen „Am Breitenstein". Wir finden diesen Flurnamen schon im<br />

Renovationsprotokoll; auf den dazugehörigen Karten hat der Renovator<br />

Sundahl 1711 auch den Breitenstein eingezeichnet. (<strong>Sie</strong>he Karte). Er muss <strong>als</strong>o<br />

ziemlich groß gewesen sein. Heute ist davon nichts mehr zu sehen, der<br />

Flurnamen aber ist uns geblieben. Vermutlich wurde der Stein 1845<br />

zerschlagen, <strong>als</strong> er beim Straßenbau durch das <strong>Hengstbach</strong>er Tälchen störte.<br />

Es fehlen natürlich alle Beweise. Es darf aber vermutet werden, dass wir hier<br />

einen Menhir vor uns haben ähnlich dem Gollenstein bei Blieskastel. Es wäre<br />

d<strong>an</strong>n ein Beweis für die Anwesenheit von Menschen in <strong>unsere</strong>r engeren Heimat<br />

in der ältesten Zeit.<br />

16


2.2 Die Römerzeit<br />

Auch die Römerzeit von 75 v. Chr. bis 451 n. Chr. liefert für <strong>unsere</strong> beiden Orte<br />

nur wenige Funde. Nach Dr. Pöhlm<strong>an</strong>n sollen 1887 in der Gew<strong>an</strong>ne Mittelbühl<br />

römische Grundmauern <strong>an</strong>getroffen worden sein. 1945 wurden bei<br />

Sch<strong>an</strong>zarbeiten am H<strong>an</strong>g des Mittelbühls noch im Wald, wo das hinterste<br />

Rechental ausläuft, wieder Mauerreste freigelegt. <strong>Sie</strong> konnten dam<strong>als</strong> nicht<br />

näher untersucht werden.<br />

Im Mai 1882 f<strong>an</strong>d m<strong>an</strong> in der Gew<strong>an</strong>ne Rebacker zu <strong>Hengstbach</strong> einen roh<br />

behauenen Steinsarg. Er soll von einer Erdbestattung aus der Römerzeit<br />

gestammt haben. Wo er hinkam, war nicht festzustellen.<br />

Fließen die Quellen aus der ältesten und aus der Römerzeit für <strong>unsere</strong> Orte<br />

schon sehr spärlich, so versiechen sie nun für ein halbes Jahrtausend g<strong>an</strong>z.<br />

Die Züge der Hunnen, die Kämpfe gegen die Römer und endlich der Streit<br />

zwischen Alem<strong>an</strong>nen und Fr<strong>an</strong>ken hatte, wie viele Forscher <strong>an</strong>nehmen,<br />

<strong>unsere</strong> L<strong>an</strong>dschaft wahrscheinlich g<strong>an</strong>z entvölkert. Es erfolgte darum nach<br />

500 eine g<strong>an</strong>z neue Besiedlung und zwar durch die Fr<strong>an</strong>ken von Westen von<br />

der Saar und Blies her.<br />

(Prof. Christi<strong>an</strong> E.: Die <strong>Sie</strong>dlungsnamen der Pfalz, Teil III Die<br />

<strong>Sie</strong>dlungsgeschichte)<br />

Um 740 wurde das Kloster Hornbach durch den Glaubensboten Pirminius<br />

gegründet und ihm reicher L<strong>an</strong>dbesitz um Hornbach geschenkt, (Dr. C.<br />

Pöhlm<strong>an</strong>n: Die älteste Geschichte des Bliesgaues II Teil)<br />

Über den Ursprung der beiden Ortschaften <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> liegen<br />

keinerlei schriftliche Aufzeichnungen vor. Dagegen haben <strong>sich</strong> einige <strong>an</strong>dere<br />

Merkzeichen aus alter Zeit erhalten, welche auf eine sehr frühe Bewohnung<br />

der Gegend schließen lassen. Von <strong>Mittelbach</strong> zunächst ist <strong>als</strong> ältestes<br />

Überbleibsel der Verg<strong>an</strong>genheit eine Straße zu betrachten, welche bei der<br />

jetzigen Wirtschaft „Saarpfalz" ca. 100 m nordöstlich vom Pfarrhaus, von der<br />

das Tal durchziehenden Hauptstraße Ixheim-Altheim nach Nordwesten<br />

abzweigt unter dem Namen „Römerstraße". Dieselbe hat die bek<strong>an</strong>nten<br />

Merkmale aller Römerstraßen, nämlich Flachpflasterung und vor allem<br />

Hinziehung über die höchsten Erhebungen.<br />

Darum darf wohl <strong>an</strong>genommen werden, dass der Volksmund in der<br />

Bezeichnung Römerstraße den rechten Namen erhalten hat. Diese Straße<br />

führt über den Berg nach Webenheim im Bliestal. G<strong>an</strong>z in der Nähe von<br />

diesem Orte liegt bek<strong>an</strong>ntlich das alte Blieskastel, ehemaliges römisches<br />

Castellum der Blies. (Vergl. die Denkmälerfunde aus röm. Zeit, Intelligenz-<br />

Blatt des Jahres 1824, pag 1252.)<br />

So hätten wir zwar mit ziemlicher Sicherheit den einen Endpunkt der<br />

Römerstraße, aber wo ist der <strong>an</strong>dere Punkt oder Ende der Vorzeit zu suchen,<br />

welcher durch diese Straße mit jenem Bliestal verbunden war? <strong>Mittelbach</strong><br />

selbst dürfte wohl nicht einen solchen gebildet haben. Obwohl nämlich der<br />

17


ek<strong>an</strong>nte Altertumsforscher Herr Dr. C. Mehlis in den „Mitteilungen des<br />

Historischen Vereins der Pfalz" <strong>Mittelbach</strong> <strong>als</strong> „kleinere römische<br />

Niederlassung" bezeichnet, fehlen ihm doch die <strong>sich</strong>eren Beweismittel dafür;<br />

denn er gibt durchaus keinen Grund zu dieser Vermutung <strong>an</strong>. Deshalb wäre<br />

aber das nahe gelegene Ixheim <strong>als</strong> nächste Station der Römerstraße<br />

<strong>an</strong>zunehmen, weil m<strong>an</strong> das selbst durch Auffinden römischer Münzen,<br />

Mauerwerke und Wasserleitungsreste (vergl.: Pfarrbuch <strong>Mittelbach</strong> von 1836)<br />

eine römische Niederlassung mit Sicherheit beweisen k<strong>an</strong>n. Zu welchem<br />

Zeitpunkt aber die ersten Bewohner <strong>Mittelbach</strong>s <strong>an</strong>siedelten, ist nicht zu<br />

beweisen. So ist die Gründung aber doch in das erste Jahrtausend <strong>unsere</strong>r<br />

Zeitrechnung zu verlegen, wofür eine Straße die hier durchführte und die<br />

beiden räumlich, so früh und so sehr belebten Täler der Blies und des<br />

Hornbachs verb<strong>an</strong>d.<br />

2.3 Erste urkundliche Erwähnung von <strong>Mittelbach</strong> und<br />

<strong>Hengstbach</strong><br />

Verhältnismäßig spät erst werden <strong>unsere</strong> beiden Orte urkundlich<br />

gen<strong>an</strong>nt. Wir dürfen aber ihre Entstehung <strong>sich</strong>er einige hundert Jahre<br />

früher <strong>an</strong>setzen. Die ältesten Akten des Kloster Hornbach sind zum<br />

größten Teil verloren geg<strong>an</strong>gen. <strong>Sie</strong> aber könnten Auskunft geben über<br />

ein früheres Auftreten; denn <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> gehörten zu<br />

dem L<strong>an</strong>d, das dem Kloster von einem fränkischen Großen, es soll<br />

nach einer alten Klosterurkunde, die aber allgemein <strong>als</strong> gefälscht<br />

<strong>an</strong>gesehen wird, Graf U<strong>an</strong>harius gewesen sein, bei der Gründung oder<br />

bald d<strong>an</strong>ach geschenkt worden war.<br />

Der Ort <strong>Mittelbach</strong><br />

gehörte alle Zeit zum Ixheimer Hubhof und teilt darum dessen Geschicke.<br />

Grund- und Gerichtsherr war das Kloster Hornbach. Das Kloster besaß hier<br />

reichen Besitz von Gütern, den es vor 1311 dem Edelknecht Kunzo von<br />

Buttenbach (Bottenbach) zu Lehen aufgetragen, in vorbezeichnetem Jahre<br />

aber zurückkaufte. (Mitteilung des Hist. Vereins der Pfalz XXVII Nr. 177)<br />

Nr. 177 30.Juni1311<br />

Der Edelknecht Kunzo von Buttenbach, Sohn des verstorbenen<br />

Ritters von Lemberg, und seine Hausfrau Ennelo verkaufen <strong>an</strong><br />

Abt und Konvent von Hornbach unter Zustimmung ihrer Brüder<br />

bzw. Schwager Folmar und Helwich ihr zu Leychelbingen,<br />

<strong>Sie</strong>wilre und Mittelen-Bach ruhendes Klosterlehen um 23 Pfund<br />

kleiner Turnosen.<br />

Nr. 416 24.Juni1457<br />

Abt Blicker von Hornbach verleiht <strong>an</strong> Heinrich Kremer, Pfarrer zu<br />

Zweibrücken, zwei Teile des großen und kleinen Zehnten zu<br />

Zweibrücken, Uckesheim und Mittelen-Bach und die Malerei zu<br />

Uckesheim.<br />

18


Der Ort <strong>Hengstbach</strong><br />

<strong>Hengstbach</strong> gehörte ebenfalls alle Zeit zum Ixheimer Hubhof. Grund- und<br />

Gerichtsherr war das Kloster Hornbach. Aus den Regesten des ehemaligen<br />

Benediktiner-Klosters Hornbach bearbeitet v. A. Neubauer erfahren wir.:<br />

Nr. 109 09.Apri11274<br />

Graf Heinrich von Zweibrücken und seine Hausfrau Agnes schlichten<br />

den Streit zwischen dem Kloster Hornbach und Hewela von<br />

Zweibrücken und deren Tochter Sophie gegen 30 Pfund Zinsen zu<br />

Hingespach, welcher der Ritter zu Marschalk Joh<strong>an</strong>nes dem Kloster<br />

vermacht hatte, die dasselbe auch zu Lebzeiten des Egenolf, des<br />

Sohnes des Joh<strong>an</strong>nes und Gemahls der Hewela, genoss, deren<br />

Auszahlung jedoch Hewela seit dem Tode ihres Gemahls verweigerte<br />

ausgebrochenen Streit dahin, das Hewela die Auszahlung nicht mehr<br />

wehrt in Zukunft und das Kloster für den Eing<strong>an</strong>g der Zinsen während<br />

des Streites keine Buße fordert.<br />

Nr. 169 1307 werden in Hingesbach, das zum Kloster Hornbach gehört, Güter<br />

verkauft.<br />

In <strong>Hengstbach</strong> besaßen zwei Ritterfamilien Klosterlehen, die Mauchen-<br />

heimer und die Blick von Lichtenberg. Der älteste Mauchenheimer ist<br />

Ritter Heinrich, welcher das Lehen 1307 von dem Edelknecht Folmer;<br />

gen. Globelouch, um 50 Pfund kleine Turnosen <strong>an</strong> <strong>sich</strong> gebracht hatte.<br />

Nr. 269 (Auch Pfälzische Weistümer, 1. Lieferung Abtfischbach-Altrip, S. 54)<br />

Weistum von Altheim 1357<br />

(Hier nur soweit <strong>als</strong> es <strong>Hengstbach</strong> betrifft).<br />

(2) Item zu Hengssbach sind 7 hofstede, die h<strong>an</strong>t recht, in zwein<br />

boschen in Grinenbach Pfluggeschirr zu Nauen, umb das recht sind sie<br />

schuldig 3 !72 maldern halbern und 3 1/2 hüner und h<strong>an</strong>t recht, in der<br />

Sitersen zu hauen, wie in füget.<br />

(3) Und w<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> in der Sitersen ein Loch mag geborn in ein holz einer<br />

sp<strong>an</strong>nen hoch von der erden, so soll m<strong>an</strong> in roden und soll darum eins<br />

apts meier sin holzkorn da von nemen.<br />

Nr. 285 1363 Verschreibung des Wittums auf das Hornbacher Lehen zu<br />

Hengesbach.<br />

Nach Heinrich erhielt diese vom Kloster Hornbach lebensrühigen Güter<br />

ebenfalls ein Heinrich, welcher 1363 das G<strong>an</strong>ze seiner Frau Dyne <strong>als</strong><br />

Widdum verschrieb.<br />

1477 wurde Simon, 1487 Mathis, 1394 Bernhard, 1532 H<strong>an</strong>s<br />

Mauchenheimer vom Kloster damit belehnt. (Mitt. des Hist. Vereins<br />

Pfalz XXVII Nr. 422, 466, 484, 555, 664, 783).<br />

Nr. 422 1460 Abt Blicker von Hornbach belohnt Heinrich Mauchenheimer mit<br />

<strong>Hengstbach</strong><br />

Nr. 446 Abt Blicker von Hornbach belehnt Seymont Mauchenheimer mit<br />

Hengspach.<br />

19


Nr. 471 1485 Revers des Herrn H<strong>an</strong>s Bonne v. Wachenheim über die von<br />

Abt Ulrich von Hornbach ihm verliehenen Zehnten und Güter zu<br />

<strong>Hengstbach</strong> und den <strong>an</strong>deren Orten.<br />

3.0 <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> im Mittelalter<br />

Kartenausschnitt aus der L<strong>an</strong>desaufnahme der Ämter von Zweibrücken und<br />

Kirkel des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken durch Tilem<strong>an</strong> Stella 1564<br />

( Ausschnitt aus Blatt10 und Blatt11)<br />

20


3.1 <strong>Mittelbach</strong> Im Mittelalter<br />

1489<br />

In diesen Jahren verleiht der Abt von Hornbach Lehen zu<br />

<strong>Mittelbach</strong>. Später gab er seine dortigen Güter dem „Blicken von<br />

Lichtenberg", <strong>als</strong> Lehengut: 1489 empfing es H<strong>an</strong>s Blick, dessen<br />

Vorfahren es bereits innehatten. 1503 Heinrich Blick, 1508 Jörg<br />

Blick. (Königl. Kreisarchiv München, Zweibrücker Lehensurk. Serie<br />

A Blick, Fass. 2 Nr. 279, 301). Diese Lehen wurden später <strong>an</strong> die<br />

Familie Baldewein verkauft, von diesem kam es 1577 auf die<br />

Familie Keßler, dessen Träger Werner eine Baldewein geheiratet<br />

hatte. (ebenda B, Kessler Nr. 393).<br />

1704 und 1741 wurde der Lehensbrief für Friedrich Keßler und seine<br />

Geschwister Joh<strong>an</strong>n, Balthasar. Phillip, Joh<strong>an</strong>n D<strong>an</strong>iel und seinen Vetter<br />

Philipp Friedrich Kessler ausgestellt. (ebenda Nr. 398. 399). 1744 kaufte<br />

Charlotte von Geismar, geb. Moßbachin von Lindenfels, des Kesslerschen<br />

Erben die Klosterlehen ab, die d<strong>an</strong>n 1751 auf Joh<strong>an</strong>n Fr<strong>an</strong>z Marotte von<br />

Montigny und später auf Lothar Fr<strong>an</strong>z Marotte von Geismar, Charlotte von<br />

Feignis und Maria Anna von Boussiloe, beide geb. von Geismar, überbringen.<br />

(ebenda Montigny Nr. 597) (Weiteren Aufschluss über des Dorfes Innenleben<br />

geben die im Königl. Kreisarchiv Speyer unter Zweibrücken I verkehrten<br />

Akten 946-949).<br />

Nach örtlicher Überlieferung sollen jene Häuser zu <strong>Mittelbach</strong>, welche<br />

holländische Dachungen aufweisen, die Afterlehensleute (Unterlehensleute)<br />

der Klostergüter gewesen sein. Die Gew<strong>an</strong>ne „Klostergut" erinnert noch heute<br />

<strong>an</strong> die einzügischen Besitzungen des Klostern Hombach. Die Zehnt gehörte<br />

dem Kloster Hombach.<br />

Die <strong>Mittelbach</strong>er Mahlmühle<br />

best<strong>an</strong>d bereits um 1400 und gab dem Zweibrücker Herzog ein Mühlschwein im<br />

Wert von 4 Gulden, die Ölmühle ein Albus zu Zins (Herz. Steph. Renten und<br />

Lebensb. Fol 290). Im 30-jährigen Kriege zerstört wurde sie 1705 von dem<br />

Hornbacher Müller Jakob Weber oberhalb <strong>Mittelbach</strong> mit 2 Gängen aufgebaut. .<br />

(Königl. Kreisarchiv Speyer, Zweibrücken I/1101).<br />

(Weitere innere Dorf<strong>an</strong>gelegenheiten enthalten die vom Königl. Kreisarchiv Speyer<br />

unter Zweibrücken I Nr. 1098 bis 1103 verwahrten Archivalien).<br />

21


Beschreibung der <strong>Mittelbach</strong>er Gemarkungsgrenzen<br />

nach dem Zweibrücker B<strong>an</strong>nbuch von 1574<br />

(Auszüge wurden gemacht 1621-1721 beim Grenzstreit mit Ixheim)<br />

Diese Gemark faht ahn uff der Krumpfuhrt, da steht ein Stein jenseits der Bach,<br />

stoßent dar<strong>an</strong> die von Aspach, diesseits der Bach, die von <strong>Hengstbach</strong>. Von der<br />

Krumen Fuhrt bis einen Marstein von der Höhe, stoßen dr<strong>an</strong> die von Althornbach,<br />

Hornbach und Aspach. Von diesem Markstein bis <strong>an</strong> einen <strong>an</strong>deren Markstein<br />

oben Wißersbach, <strong>an</strong> welchen stößet Ixheim und Bedingen. Von diesem Markstein<br />

bis uff einen Markstein bey der Seyters, Stoßen dar<strong>an</strong> die von Ixheim. Von diesem<br />

Markstein am alten Mühlweg biß einen <strong>an</strong>deren Markstein uff Wattweiler Höhe,<br />

stoßen dar<strong>an</strong> Wattweiler und Ixheim. Von diesem Stein uff den Mittelbühl, da auch<br />

ein Markstein ist, und da stoßt der Mölschbacher B<strong>an</strong>n <strong>an</strong>.<br />

3.2 Das Dorf <strong>Hengstbach</strong> im Mittelalter<br />

Auch <strong>Hengstbach</strong>, das in eine Mulde seitlich des Bickenalbtales gebettet ist,<br />

verd<strong>an</strong>kt den Ketten seine erste Besiedlung. Auf seiner Gemarkung wurden<br />

Gegenstände aus der Zeit der Mediomatriker (B<strong>an</strong>dkeramiker) gefunden, die um<br />

700 v, Chr. auf den Höhen um Zweibrücken den Ton für ihre kunstvollen Gefäße<br />

f<strong>an</strong>den. Eine Menhir, wie er in Blieskastel (Gollenstein) noch heute zu sehen ist<br />

und im Mittelalter auch in Mörsbach vorkam, war von den Kelten auch in<br />

<strong>Hengstbach</strong> aufgerichtet worden, wo er in geschichtlicher Zeit <strong>als</strong> Breitenstein<br />

vorkam. An ihn erinnert die Breitensteinstraße. Um diese frühgeschichtliche Volk<br />

r<strong>an</strong>kt <strong>sich</strong> auch die Sage vom Heidenhübel.<br />

Es wurden Reste einer römischen <strong>Sie</strong>dlung hier gefunden, die <strong>an</strong> die Römerstraße<br />

erinnert, welche vom Bliestal hier heraufführt. Durchaus denkbar, dass sie schon<br />

von den Römern benutzt wurde, die ja im Bliestal, am Schwarzbach und am<br />

Hornbach z.T. ausgedehnte Ansiedlungen hatten und die ersten Straßen im<br />

damaligen Gallien <strong>an</strong>legten.<br />

Ob <strong>Hengstbach</strong> älter ist <strong>als</strong> <strong>Mittelbach</strong>, wie im Pfarrbuch vom Jahre „1836/65"<br />

entschieden behauptet wird, ist eine reine Vermutung, die <strong>sich</strong> auf mündliche<br />

Überlieferungen stützt. Sicher dagegen ist, das <strong>Hengstbach</strong> eine Niederlassung ist<br />

aus der Zeit des 3. - 6. Jahrhunderts. Dies beweisen Funde aus letztet Zeit,<br />

welche oberhalb des Dorfes im sogen<strong>an</strong>nten „Rebacker" gemacht wurden. Da<br />

selbst grub m<strong>an</strong> nämlich mehrere steinerne Sarkophage aus einer Ummauerung<br />

aus. Dr. M. Mehlis verlegt derartige Bestattungsmerkmale in die Zeit des<br />

untergehenden Römertums und der beginnenden Fr<strong>an</strong>kenherrschaft. Diese<br />

Vermutung dürfte wohl richtig sein, da bei der Ausgrabung zugleich römische<br />

Münzen gefunden wurden, die Römer aber in früherer Zeit zunächst ihre Leichen<br />

verbr<strong>an</strong>nten und erst später unverbr<strong>an</strong>nt in steinerne Särgen beerdigten.<br />

Sämtliche Funde kamen in das Museum in Speyer über die Entstehung der zu<br />

<strong>Hengstbach</strong> gehörigen Gehöften ist nichts bek<strong>an</strong>nt.<br />

Höchstens aus den Namen, der Lage, und den Mauerwerken des sogen<strong>an</strong>nten<br />

„Thorhauses", lässt <strong>sich</strong> auf die Entstehenszeit schließen.<br />

22


Am ehesten wäre dabei <strong>an</strong> die Zeit zu denken, da das Herzogtums Zweibrücken<br />

seine Grenzen mit einer Art Zollstation nach dieser Richtung hin versah. (Das<br />

Thorhaus, ein Haus am Tore des eingezäunt gewesenen herzöglichen<br />

Wildparkes).<br />

Aus Aktenunterlagen wurde weiteres entnommen:<br />

1515 in diesem Jahr wurden durch den Abt von Hornbach Lehen zu<br />

<strong>Hengstbach</strong> verliehen.<br />

1570 belehnte Pfalzgraf Joh<strong>an</strong>n <strong>als</strong> Schirmherr und Erbkatastenvogt<br />

das Kloster Hornbach, H<strong>an</strong>s Phillip Mauchenheimer zu Zweibrücken<br />

und dessen Bruder mit den gleichen Lehen, nachdem deren Vater<br />

Mathis sie vom Kloster zu Lehen empf<strong>an</strong>gen hatte. (Königl.<br />

Reichsarchiv München, Zweibrücken, Lehensurkunden Serie A<br />

Bernstein Fasz. Na. 29)<br />

Im 18. Jahrhundert gel<strong>an</strong>gten die Herren von der Leyen zu Blieskastel in<br />

den Genuss dieses Klosterlehens. Die Zweibrücker Burgm<strong>an</strong>nengeschlechter<br />

der Blick von Lichtenberg (bei Kusel) bezog hier vom<br />

Kloster Hornbach verliehene Güter.<br />

3.3 Bewohner <strong>unsere</strong>r beiden Dörfer vor dem 30jährigen Krieg<br />

Die Namen ließen <strong>sich</strong> im sippenkundlichen Teil nicht einordnen. <strong>Sie</strong> werden<br />

darum hier listenmäßig mit dem Datum des Auftretens aufgeführt.<br />

<strong>Mittelbach</strong><br />

Als 1577 die älteste Mühle in <strong>Mittelbach</strong> wieder aufgebaut werden soll, stellt der<br />

L<strong>an</strong>dschreiber eine Liste der einzelnen Hausgesäße auf und nennt auch die<br />

Namen. Aus der zur Mahlung erwarteten Malterzahl können wir auf die Größe der<br />

Familien schließen.<br />

Anstet 18 Malter<br />

Philipp Knerr 18 Malter<br />

Peters Georg 12 Malter<br />

Nickel Ziegler 12 Malter<br />

Hamm<strong>an</strong>s Otel Welschh<strong>an</strong>ß 12 Malter<br />

Schusters H<strong>an</strong>selt 20 Malter<br />

Schefer Jakob 12 Malter<br />

Frießen H<strong>an</strong>s 10 Malter<br />

Schwarz Georg 10 Malter<br />

Gall Hirt 5 Malter<br />

Scheffer Georg 10 Malter<br />

H<strong>an</strong>ß Adam Hoch 6 Malter<br />

23


Beim B<strong>an</strong>nstreit 1621 um die Rodbüsche im Hühnertal treten <strong>als</strong> Zeugen auf:<br />

Albrech Schuster + 29.06.1631<br />

Stoffel Schuster Beständer des Klostergutes<br />

Cornelius<br />

Anstet<br />

Schöffer Georg und<br />

sein Sohn Debold<br />

Schöffer Jacobi Theobald Glöckner + 1635<br />

Pfeifer Theobald Beständer eines „absonderlichen"<br />

Klostergutes<br />

Als Verkäufer, Käufer oder Nebenlieger treten in Kaufakten auf:<br />

Corneli Karsten 1600; 1609 u. Hausfrau Margaretha 1600<br />

Schäfer Georg 1600<br />

Peter Georg und seine Hausfrau Catharina 1615<br />

Jeckel Theobald 1615<br />

Meyer H<strong>an</strong>sen 1615<br />

Stoffel Schuster 1624, 1625 u. 1627<br />

Barthel Wagner 1628 u.1632<br />

Werner Durstel 1622<br />

Peter Martin<br />

Schwartz Georg<br />

Welsch H<strong>an</strong>sen<br />

May H<strong>an</strong>sen 1603<br />

Stoffel Schuhmacher und seine Hausfrau Margaretha 1608<br />

Salpetermacher H<strong>an</strong>sen 1631<br />

<strong>Hengstbach</strong><br />

Als die älteste Mühle 1577 in <strong>Mittelbach</strong> wieder errichtet werden sollte (<strong>Sie</strong>he<br />

unter <strong>Mittelbach</strong>) werden gen<strong>an</strong>nt:<br />

Boppelß Debald 20 Malter<br />

Staupen Steph<strong>an</strong> 8 Malter<br />

Hofm<strong>an</strong>ns H<strong>an</strong>s Frau 6 Malter<br />

Grun 12 Malter<br />

Hauprecht 8 Malter<br />

Albrech 10 Malter<br />

Munschl H<strong>an</strong>ß 8 Malter<br />

Der Ziegler 12 Malter<br />

Als Käufer, Verkäufer oder Nebenlieger treten in Kaufakten auf:<br />

1. Lehnhard Steinmetz I.00 Margreth (gen. 1603)<br />

Il.oo Els (gen. ab 1617)<br />

2 Kinder: Anna (4)<br />

Engel oo Heinrich Schuster Mi.<br />

29.06.1628<br />

2. Christm<strong>an</strong>n Meyer oo Christine<br />

24


3 Kinder: D<strong>an</strong>iel + vor dem 30jährigen Kriege<br />

Peter (3)<br />

Christm<strong>an</strong>n (4)<br />

3. Peter Meyer (aus 2) oo mit Elisabetha Saara<br />

1 Kind Anna Saara (5)<br />

4. Christm<strong>an</strong>n Meyer (aus2) oo mit Anna Steinmetz (aus 1)<br />

1 Kind Peter +ohne Leibeserben<br />

5 Philipp Omphalius oo Anna Saara Meyer (aus 3)<br />

1 Kind Friedrich D<strong>an</strong>iel Ophalius (Omphalius)<br />

H<strong>an</strong>ßen Steinmetz (Bruder v. Nr. 1) 1603<br />

H<strong>an</strong>s Leonhard Koch 1628<br />

Berhardt 1629<br />

Hof H<strong>an</strong>sen u. Hausfrau Catharina 1606, 1629<br />

Hof H<strong>an</strong>sen Wittib 1631 (Schwägerin v. Steinmetz Nr. 1)<br />

Stammel Peter 1629<br />

Georg uns seine Hausfrau Chatharina 1606<br />

Peter P<strong>an</strong>zer u. seine Hausfrau Catharina 1606<br />

Küh Albrecht 1606<br />

Mey H<strong>an</strong>sen 16098- 1617<br />

Martin und seine Hausfrau Barbara 1624<br />

Martens D<strong>an</strong>iel u. seine Hausfrau Margaretha 1625<br />

Christm<strong>an</strong>n Meyer u. seine Hausfrau 1625, 1629, (siehe Nr. 4)<br />

Anna Moschels Erben 1629<br />

Meyer H<strong>an</strong>s 1605<br />

Koch H<strong>an</strong>s<br />

Christi<strong>an</strong> Meyer und seine Hausfrau Anna 1627<br />

Gerhard Seneck<br />

Leonhard Kalkbrenner, Beständer des Klostergutes in<br />

<strong>Hengstbach</strong> vor dem 30jährigen Kriege.<br />

25


I.00<br />

II.00<br />

Kinder<br />

00 ?<br />

00 12.11.1609<br />

00 ?<br />

I.00<br />

Kinder:<br />

Kinder<br />

Albert (Albrecht) .. und H<strong>an</strong>sen und Appolina + 1614<br />

Theophilius +09.04.1612<br />

Paulus +22.10.1615<br />

Stoffel +22.04.1621, + 03.08.1622<br />

Margaret +(ZW)<br />

? (ZW) 24.11.1624, + 1624<br />

Anna Margret + 13.04.1628<br />

H<strong>an</strong>s Debold + 12.09.1630<br />

Koch H<strong>an</strong>s und Anna<br />

+ M<strong>an</strong>n, Weib und Kinder 1635<br />

(Die Frau und 2 Kinder + 1628 <strong>an</strong> der Pest)<br />

Kinder: Catharina Margaret* ??.??.1618<br />

H<strong>an</strong>s Georg +12.12.1619<br />

? Sohn +24.03.1622<br />

H<strong>an</strong>s Michel + ??.??.1624<br />

D<strong>an</strong>stel (D<strong>an</strong>stal) H<strong>an</strong>s und Catharina<br />

Paulus + 24.09.1610<br />

Anna Apolina +06:06:1613<br />

H<strong>an</strong>s Georg * 19.11.1615<br />

Barthel Wagner und Ursula<br />

H<strong>an</strong>s: *27.09.1618<br />

Theobald * 12.11.1619<br />

Nikolaus *28.07.1621, + 1622<br />

H<strong>an</strong>s Vollmar *??.??. 1624, + 1624<br />

Anna Margaret * Palmsonntag 1625<br />

H<strong>an</strong>s P<strong>an</strong>taleon *23.01.1631<br />

G<strong>an</strong>ze Familie M<strong>an</strong>n, Weib und Kinder + 1635<br />

H<strong>an</strong>s Georg Mu(ü)nschel (Montzel) + 27.03.1628 und Ottilia<br />

Im alten Zweibrücken Kirchenbuch finden wir für die Zeit vor dem 30jährigen Kriege<br />

(1608- 1635) Eintragungen von Trauungen, Taufen und Sterbefällen. Die Schrift<br />

ist sehr schwer zu lesen. Bei den Namen ist oft nicht zu unterscheiden, ob es<br />

Vor- oder Zunamen oder Berufsbezeichnungen sind. Albert Weis versuchte<br />

einzelne Familien zusammenzustellen. Alle <strong>an</strong>deren Eintragungen ließ er ohne<br />

besondere Ordnung listenmäßig folgen.<br />

26


Zweibr. 31.05. 1627 H<strong>an</strong>s Leonhard_ Schuster und Anna Barbara<br />

Kinder: H<strong>an</strong>s Debold + Ostermontag 1627, + 1628 <strong>an</strong> der Pest<br />

H<strong>an</strong>s Henrich + 12.04.1629<br />

Eva + Sonntag Oculi 1631, + 1631<br />

H<strong>an</strong>s Nickel + ??.??.1633<br />

Der Vater mit einem Söhnlein starb 1636<br />

H<strong>an</strong>s Henrich Schuster und<br />

I.00 Appolonia<br />

II.00 31.05.1627 Anna<br />

III.00 29.06.1628 Engelen<br />

Kinder ? +10.01.1619<br />

Albrecht H<strong>an</strong>s +08.02.1623<br />

Ottilia +29.04.1625<br />

Anna Barbara +21.02.1630<br />

Ursula +??.??.1631<br />

H<strong>an</strong>s Leonhard +02.09.1633<br />

Elisabetha *19.10.1634<br />

00? Georg Dibold Schefer (Schäfer) und Christine<br />

Kinder Stoffel +11.02.1608<br />

Diebold +18.03.1610<br />

H<strong>an</strong>s Kurt Georg +18.10.1602<br />

+ M<strong>an</strong>n Weib und Kinder 1635<br />

II.00 20.02.1626 Und Chatarina .T.v-Peter Cernels + Flemlingen<br />

Kinder Mariet +06.09.1607<br />

H<strong>an</strong>s Vollmar +16.03.1621<br />

Anna +02.05.1624<br />

00? H<strong>an</strong>s Moschel Rauschenberger und Anna v. He.<br />

Kinder H<strong>an</strong>s Paulus +07.09.1617<br />

(H<strong>an</strong>s Moschel und seine Frau erscheinen <strong>als</strong> Taufpaten<br />

1628 - 1630 - 1631 - 1633. Er wird immer Schultheiß des<br />

Ixheimer Hofs zu <strong>Hengstbach</strong> gen<strong>an</strong>nt)<br />

27


00? Volmar Zimper (Jungbrecht Limprechtl<br />

Pulvermacher und Irmel.....<br />

Kinder: Sus<strong>an</strong>na +1624<br />

H<strong>an</strong>s Leonhard +17.02.1622<br />

Georg +??.??.1624<br />

H<strong>an</strong>s Wilhelm +17.07.1625<br />

Magdalena Margaret' ??.??.1627<br />

H<strong>an</strong>s Wilhelm +29.03.1630<br />

00? Conter H<strong>an</strong>s (SaIpedersieder) + 1636 und Christina<br />

Kinder:<br />

? Sohn +20.06.1624<br />

H<strong>an</strong>s Balthasar +04.07.1633<br />

00 08.09.1610 Mathes Ros Von Zirik der Müller (später nur Mathes<br />

gen<strong>an</strong>nt) und Christina Nikolaus. Zieglers des alten<br />

Schultheißen v. Mi. hinterlassens eheliche. Tcht.<br />

Kinder: Catharina Marget +25.12.1613<br />

? Kind *??,??, 1616<br />

00? Nikolaus Müller in der Mühlen und Anna + Ostern 1628<br />

Kinder: ? Mädchen +22.04.1621<br />

Bernhard +02.02.1623<br />

Ursula +??,?z,1627<br />

Anna Margaret +20.09.1629<br />

Anna Christina +22.22. 1631 +01.08.1631<br />

Christophorus +09.01.1625<br />

00? Philippsen (Philipp) 1 Frau + 06 09 1622<br />

und Appolonia + 1635<br />

Kinder: H<strong>an</strong>s Stoffel +03.06.1624<br />

Ester +02.04.1625<br />

Joh<strong>an</strong>na +22.22.1631<br />

H<strong>an</strong>s P<strong>an</strong>taleon +22.06.1633<br />

00? Veix (Veiox) Schuter und Ayloe (Eylgen)<br />

Kinder: Maria Ursula +20.08.1617<br />

? Mädchen +26.03.1620<br />

Anna Margaret +??.??.1625<br />

Anna Kunigunde +??.??.1626<br />

28


00? Jäckel Diebold Schefer Schäfer) Glückner + 1635 und<br />

Ottilia + 1621<br />

Kinder: Anna Sara +(ZW)<br />

Philipp Stoffel +16.02.1609. + 1624 (ZW)<br />

Margret +??.??.1616<br />

H<strong>an</strong>s Albrecht +29.12.1618<br />

00 30.09.1610 Veik Schwarz-Sohn v. Georg Mi. u Barbara Melchers<br />

Tochter zu Contwig<br />

00 01.11.1608 Wendels Georg Sohn v. Niederauerbach und Nikolaus<br />

Ottilie-Tochter des alten Schultheißen v. Mi.<br />

00 23.07.1609 Michel Küh-Alberts Sohn und Anna - D<strong>an</strong>st<strong>als</strong> Tochter v.<br />

Mi.<br />

00 26.04.1609 Martin -Küh-Alberts Sohn und Adelheid von Wallerf<strong>an</strong>gen<br />

00 02.09.1610 Martin Vrüsenmacher v Frvfeld aus dem Stift Speyer und<br />

Adelheid Jungh<strong>an</strong>sens Jacobs von Limpach ehel. Tochter.<br />

00 27.10.1617 Zweibr. D<strong>an</strong>iel-des alten Martin zu Althornbach Sohn und<br />

Margaretha - H<strong>an</strong>s Zieglers zu <strong>Hengstbach</strong> hinterlassenes<br />

Witib.<br />

00? zu Böckweiler-Pfingstmontag 1627<br />

H<strong>an</strong>s Koch und Kathar. Lamhausens zu Böckweiler Witib.<br />

00? Zweibrücken proklamiert. Neujahr 1632. copuliert<br />

<strong>an</strong>derwerts<br />

Veyox Birl. Adam Birl zu Höchen led. Sohn<br />

Margretha. Anstets H<strong>an</strong>sen zu <strong>Mittelbach</strong> ehel. Tochter<br />

29


Kinder, die bei vorstehenden Familien nicht eingereiht werden konnten,<br />

wurden geboren:<br />

Anna Maria x 13.12.1608<br />

Söhnlein Vater: Stoffel H<strong>an</strong>sen Kuhhirt<br />

x ??,?? . 1624<br />

H<strong>an</strong>s x 03.02.1611 Vater: Michel Thiebold u<br />

Otilia x 02.12.1611 Vater: Kuh-Alberts Sohn u<br />

Margret x 12.04.1602<br />

Stoffel x 22.04.1621 Vater der beiden H<strong>an</strong>ß Albrecht u.<br />

Margaret Appolonia x 22.10.1612... Eltern: Alex<strong>an</strong>der (Schöfer) x 14 Tag vor<br />

Ostern 1631 und Margret.<br />

Elisabeth + 22.1 1.1612 Vater: Gensberger...<br />

Paulus x ??.??.1614 Vater: Georg, Küh-Albrechts Sohn u.<br />

H<strong>an</strong>s Georg x 09.10.1614 Vater: Schwartszwälder H<strong>an</strong>ß<br />

Joh.Bartholomäus x 24.08.1617 Vater: H<strong>an</strong>s Ziegler<br />

Anastasius x 29.03.1618 Vater: H<strong>an</strong>s Anstet<br />

Ein Kind x ??-??-1618 Eltern H<strong>an</strong>ß Welsch u. Agnes<br />

H<strong>an</strong>s Peter x 02.05.1619<br />

?, Ein Kind x 08.10.1620<br />

?, Eine Tochter x 07.10.1624 Eltern: Georg Theobald Schöffe u.<br />

Barbara<br />

Anna Barbara x ??.??.1623 Eltern: Friedrich Schöffer und Sus<strong>an</strong>na<br />

Peter x ??.??.1624 Eltern: H<strong>an</strong>s Henrich u. Meiets<br />

+ 1628 (Pest)<br />

?, Tochter x 04.09.1631 Eltern: Martens H<strong>an</strong>s und Barbara<br />

Catharina Mararet x26.01.1634 Eltern: Gros Nickel u. Otilia, Thomas von<br />

Großsteinhausen hinterl. Tochter<br />

Anna Barbara x 16.03.1634 Eltern: Michel Thomas u. Majeten.<br />

Engel x 18.08.1634 H<strong>an</strong>s Pfeifer, Glöckner u. Barbara<br />

Nickel x 02.02.1635 Vater: H<strong>an</strong>s Leuchtenstein v.<br />

Niedermoschel, Soldat u. Barbara...<br />

..............<br />

...<br />

...<br />

.....<br />

30


Das Sterberegister ist sehr m<strong>an</strong>gelhaft geführt. Es erscheinen in der folgenden<br />

Aufstellung nur die Toten, die in die vorstehende Familienliste nicht einzuordnen<br />

waren.<br />

Georg, Jacob und Matthes, Alberts Söhne +15.10.1610<br />

Barbara obengen<strong>an</strong>nter beiden Schwester 22 Jahre alt<br />

suspecto morte epidemia +21.10.1610<br />

Cornelius (Bauers, Gauers) Hausfrau +31.10.1610<br />

Cornelius Ernst 50 Jahre alt +23.12.1612<br />

Anna, Michel Küh-Albrechts Hausfrau 30 J. alt +04.03.1613<br />

Küh-Altbert 70 Jahre alt +??.??. 1613<br />

Michel sein Sohn 34 Jahr alt +??.??. 1613<br />

D<strong>an</strong>stels Sohn +??.??. 1613<br />

H<strong>an</strong>ß Jacob, Martin Küh-Alberts Sohn +??,??.1613<br />

Has D<strong>an</strong>stels, Schäfer Sohn +z2,22.1613<br />

Albrechts Frau, Appolonia +04.05.1614<br />

Peters Georg 70 Jahre alt +10.01.1616<br />

Welschh<strong>an</strong>sen Kind +??.??. 1619<br />

Anstet H<strong>an</strong>s +26.04.1620<br />

Cornely Tochterm<strong>an</strong>ns Söhnlein +??,??.1622<br />

Anna Stoffel Schusters Enkelin von Ixheim +??.??. 1624<br />

Stoffel Schusters Frau +22,22,1628 (Pest)<br />

Stoffels Knecht, welcher Schäfer Diebolds Sohn +22,22.1628 (Pest)<br />

H<strong>an</strong>s Leonhards Magdt +22,22,1628 (Pest)<br />

Des Pfeifers Bub +??,??.1628 (Pest)<br />

Des Müllers Kind +22,2z,1628 (Pest)<br />

Velten von Annweiler kommen, seinen Schwager Stoffel Schuster zu Besuch ist<br />

auch <strong>an</strong> der Pest gestorben +??,??.1628<br />

Albrecht Schuster, ein 80 jähriger M<strong>an</strong>n +29.06.1631<br />

Georg Leonhard Schusters Töchterlein +01.08.1631<br />

Der lahm Schuster +??,??.1634<br />

Eh ( r ) m<strong>an</strong>ns Michels Hausfrau +??.?? 1635<br />

Albert Henrichs Weib und Kinder +??,??.1635<br />

Alex<strong>an</strong>ders alte Schwiegermutter +??,??.635<br />

Pfeifer Diebod und sein Weib +??,??.1635<br />

31


H<strong>an</strong>s Jacob, Martin Küh-Alberts<br />

H<strong>an</strong>s D<strong>an</strong>stels, Schäfer Sohn<br />

Sohn +? 1613<br />

+ 1613<br />

Alberts Frau, Appolonia + 4. 5• 1614<br />

Peters Georg 7o Jahre alt +10. 1. 1616<br />

Welschh<strong>an</strong>sen Kind + ? ? 1619<br />

Anstet H<strong>an</strong>s +26. 4. 1620<br />

Cornely Tochterm<strong>an</strong>ns Söhnlein + ? ? 1622<br />

Anna Stoffel Schusters Enkelin von Ixheim + 1624<br />

Stoffel Schusters Frau + ? ? 1628 (Pest)<br />

Stoffels Knecht, welcher Schäfer Diebolds Sohn +1628 (Pest)<br />

H<strong>an</strong>s Leonhards Magdt + ? ? 1628 (Pest)<br />

Des Pfeifers Hub + ? ? 1628 (Pest)<br />

Des Müllers Kind + ? ? 1628 (Pest)<br />

Velten L<strong>an</strong>g von Annweiler kommen, seinen Schwager Stoffel<br />

Schuster zu Besuch ist auch <strong>an</strong> derPest gestorben 1628<br />

Albrecht Schuster, ein 80 jähriger M<strong>an</strong>n + 29. 6. 1631<br />

Georg Leonhard Schusters Töchterlein + 1. 8. 1631<br />

Der lahm Schuster + ? ? 1634<br />

Eh(r)m<strong>an</strong>ns Michels Hausfrau + ? ? 1635<br />

Albert Henrichs Weib und Kinder + ? ? 1635<br />

Alex<strong>an</strong>ders alte Schwiegermutter + ? ? 1635<br />

Pfeifer Diebod und sein Weib + ? ? 1635<br />

32


II.oo Albert (Albrecht) H<strong>an</strong>sen und Appolonia +1614 und .........<br />

Kinder: Theophilius x 9. 4• 1612<br />

Paulus x 22.10. 1615<br />

Stoffel x 22. 4. 1621, + 3.8.1622<br />

Margaret x (Zw.)<br />

Anna Margret x13. 4.1628<br />

H<strong>an</strong>s Debold x12. 9. 1630<br />

+ M<strong>an</strong>n, Weib und Kinder 1635<br />

x (Zw.) 24.11.1624,+1624<br />

00 ? Koch H<strong>an</strong>s und Anna (Die Frau und 2 Kinder<br />

Kinder: Catharina Margaret x ? 1618<br />

+ 1628 <strong>an</strong> der Pest)<br />

H<strong>an</strong>s Georg x 12.12.1619<br />

? Sohn x 24. 3.1622<br />

H<strong>an</strong>s Michel x ? 1624<br />

0 00 12.11.1609 D<strong>an</strong>stel (D<strong>an</strong>stal) H<strong>an</strong>s und Catharina<br />

Kinder: Paulus x 24. 9.1610<br />

Anna Apolonia x 6. 6.1613<br />

H<strong>an</strong>s Georg x 19.11.1615<br />

00 ? Barthel Wagner und Ursula<br />

Kinder: H<strong>an</strong>s x 27. 9.1618<br />

Theobald x 12.11.1619<br />

Nikolaus x 28. 7.1621 +1622<br />

H<strong>an</strong>s Vollmar x ? 1624 +1624<br />

Anna Margaret x Palmsonntag 1625<br />

H<strong>an</strong>s P<strong>an</strong>taleon x 23. 1.1631<br />

G<strong>an</strong>ze Familie M<strong>an</strong>n, Weib u. Kinder + 1635<br />

I.00 H<strong>an</strong>s Görg Mu(ü)nschel (Montzel)+27.3.1628<br />

und Ottilie<br />

33


Das Sterberegister ist sehr m<strong>an</strong>gelhaft geführt. Es erscheinen in der folgenden<br />

Aufstellung nur die Toten, die in die vorstehende Familienliste nicht einzuordnen<br />

waren.<br />

Georg, Jacob u. Matthes, Alberts Söhne + 15.10. 1610<br />

Barbara obengen<strong>an</strong>nter beiden Schwester 22 Jahre alt<br />

suspecto morte epidemia + 21.10.1610<br />

Cornelius (Bauers, Gauers) Hausfrau + 31.10.'1610<br />

Cornelius Ernst 50 Jahre alt + 23•12.1612<br />

Anna, Michel Küh-Albrechts Hausfrau 30 Jahre alt + 4.3.1613<br />

Küh-Albert 7o Jahre alt + ? ? 1613<br />

Michel sein Sohn 34 Jahre alt + ?? 1613<br />

D<strong>an</strong>stels Sohn 23 jährig + ?? 1613<br />

1628 im November wütete die Pest in <strong>Mittelbach</strong>. der Pfarrer scheint nachträglich nach<br />

Angaben und aus dem Gedächtnis die Toten verzeichnet zu haben. Er setzte keinen<br />

Todestag bei.<br />

Koch H<strong>an</strong>s, ein Kind<br />

Koch H<strong>an</strong>s, noch ein Kind<br />

Koch H<strong>an</strong>sen Hausfrau + 26.11...<br />

Georg Henrich Schusters Kind,<br />

H<strong>an</strong>s Leonhard Schusters Kind, H<strong>an</strong>s Henrichs Frau ?,<br />

Stoffel Schusters Frau,<br />

Stoffels Knecht, welcher Schäfer Debolds Sohn,<br />

H<strong>an</strong>s Lenkrads Magd,<br />

des Pfeifers Bub,<br />

des Müllers Kind,<br />

Volten von Anweiller kommen seinen Schwager Stoffel Schuster zu Besuch.<br />

Ist auch <strong>an</strong> der Pest gestorben<br />

1635 aber müssen die L<strong>an</strong>dsknechte unmenschlich in <strong>Mittelbach</strong> gehaust haben. Wenn<br />

auch das Pfarrbuch nichts über die Art aussagt, wie die Menschen starben, so sagt uns<br />

die Vernichtung g<strong>an</strong>zer Familien mit M<strong>an</strong>n, Weib und Kindern noch genug.<br />

Schätzungsweise verloren dam<strong>als</strong> 1/3 bis 1/2 der Einwohner ihr Leben.<br />

Schefer Jekels Debold, Glöckner,<br />

Eh ( r ) m<strong>an</strong>n Michels Hausfrau,<br />

Schefer Görgen Diebold mit Weib und Kindern,<br />

Albrecht H<strong>an</strong>sen mit Weib und Kindern,<br />

Albert Heinrichs Weib und Kindern,<br />

Alex<strong>an</strong>ders alte Schwiegermutter,<br />

Barthels Wagner mit Weib und Kindern,<br />

Pfeifer Debold und sein Weib,<br />

Philippsen Hausfrau und<br />

34


1636 noch<br />

H<strong>an</strong>s Leonhard Schuster und sein Söhnlein H<strong>an</strong>s<br />

Conter, Salpedersieder.<br />

Es ist nicht zu verwundern, dass wir in unsern beiden Orten so nahe bei Zweibrücken ab<br />

1635 keine Spur von menschlichem Leben mehr finden, keine Eintragungen im Pfarrbuch<br />

und keine in <strong>an</strong>deren Akten. Die Bewohner flohen und wurden in alle Winde zerstreut,<br />

kamen durchs Schwert, durch Quälereien oder durch die Seuchen des Krieges um.<br />

Verbr<strong>an</strong>nt, verwüstet, geplündert blieben die Wohnungen zurück, und öd lagen die Felder.<br />

Als d<strong>an</strong>n endlich 13 Jahre später im Jahre 1648 nach 30 l<strong>an</strong>gen Kriegsjahren der Frieden<br />

wieder ins L<strong>an</strong>d kam, war in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> keine Menschenseelen, die <strong>sich</strong><br />

hätten freuen und ihn begrüßen können.<br />

4.0 Der große 30 jährige Krieg in <strong>unsere</strong>r Heimat.<br />

Als 1618 der Krieg in Böhmen ausbrach, schien er sehr weit weg. Aber schon<br />

1622 traten kaiserliche Truppen in der heutigen Pfalz auf. Einöd,<br />

Niederauerbach und Ernstweiler wurden von den Bayern, Waldmohr, Erbach,<br />

Limbach und Niederbexbach von den Sp<strong>an</strong>iern und Böckweiler in finsterer Nacht<br />

von den gefürchtetsten des kaiserlichen Heeres, den Kroaten geplündert. Die<br />

g<strong>an</strong>ze Schwere des Krieges aber traf <strong>unsere</strong> Gegend, <strong>als</strong> nach der Schlacht bei<br />

Nördlingen 1634 das kaiserliche Heer unter Gallas über den Rhein mordend,<br />

raubend und plündernd durch die Pfalz vordr<strong>an</strong>g. Am 23. Juni 1635 floh der<br />

Herzog Joh<strong>an</strong>n II von Zweibrücken nach Metz Bald d<strong>an</strong>ach schloss Gallas<br />

Zweibrücken ein, das <strong>sich</strong> unter seinem Komm<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten, dem schwedischen<br />

Obersten Reinhold von Rosen, weigerte, die Tore zu öffnen. Das kaiserliche<br />

Heer belagerte Zweibrücken, und bald donnerten die Belagerungsgeschütze von<br />

der Seite des Galgenberges, wo Gallas sein Lager aufgeschlagen hatte. Trotz<br />

mehrerer Angriffe gel<strong>an</strong>g es ihm nicht die Stadt zu nehmen. Aber in der Stadt<br />

sah es auch recht übel aus, und Rosen war schon entschlossen zu kapitulieren,<br />

Da nahte nach achttägiger Belagerung am 25. Juli 1635 von Westen Entsatz.<br />

Gallas musste die Belagerung aufgeben und nach Osten abziehen. Doch schon<br />

im Oktober 1634 wendete <strong>sich</strong> das Kriegsglück wieder. Wieder dr<strong>an</strong>gen die<br />

Kaiserlichen nach Westen vor. Nun aber war kein Rosen da. der Zweibrücken<br />

hätte verteidigen können. Der Komm<strong>an</strong>d<strong>an</strong>t, jetzt ein Fr<strong>an</strong>zose, öffnete kampflos<br />

die Tore. Der kaiserliche Oberst Moriam besetzte Zweibrücken mit seinen<br />

entmenschten Soldateska und nahm Rache. Nach einer Besatzungszeit von 3<br />

Jahren war die Stadt beinahe ein einziger Trümmerhaufen, und die wenigen<br />

überlebenden Bürger waren Bettler.<br />

35


4.1 Leiden und Verluste der Einwohner<br />

Die Eintragungen im Sterberegister des Zweibrücker Kirchenbuches zwischen<br />

1620 und 1635 lassen erkennen, welches Leid der Krieg über <strong>unsere</strong> beiden<br />

Orte brachte.<br />

1624 ist eingetragen:<br />

Margaret, Jakob Theob<strong>als</strong> Töchterlein,<br />

H<strong>an</strong>s Volmar, Bartholomäi Wagners Söhnlein,<br />

Christoffel H<strong>an</strong>s Söhnlein,<br />

Anna Stoffel. Schusters Enkelin von Ixheim,<br />

Margaret, Albrecht H<strong>an</strong>sens Töchterlein<br />

sind alle zwischen Ostern und Pfingsten <strong>an</strong> den Porpeln gestorben..<br />

4.2 Die Wiederbesiedlung<br />

Zuerst erwachte in <strong>Hengstbach</strong> wieder Leben. 1696 berichtet Christoff<br />

Moschel von <strong>Hengstbach</strong>, <strong>als</strong> Streit um verschiedene Besitzungen in<br />

<strong>Hengstbach</strong> ausbrach, dass sein Vater Matteiß Moschel vor 45 Jahren, <strong>als</strong>o um<br />

1651 aus dem deutschen Krieg wieder allhier in sein Vaterl<strong>an</strong>d kommen sei.<br />

Das Dorf sei dam<strong>als</strong> g<strong>an</strong>z öde und unbewohnt gewesen. Schon in seiner<br />

Jugend sei sein Vater in den Krieg gezogen, Als er nun seine von seinen<br />

Voreltern und nahen Verw<strong>an</strong>dten ererbten Güter aufsuchen wollte, konnte er<br />

sie nicht finden, da alle Verzeichnisse verloren waren, und er <strong>sich</strong> auch nicht<br />

mehr auf die Lage der einzelnen Felder in dem verwilderten L<strong>an</strong>d entsinnen<br />

konnte. Weyl<strong>an</strong>d Herzog Friedrich Pfalzgraf hochselig. Gedächtnis, habe ihn,<br />

seinen Vater, weil er <strong>als</strong> Fendrich oder Offizier heimgekommen sei, in dem<br />

L<strong>an</strong>desausschuss employrt und durch den L<strong>an</strong>dschreiber Herm<strong>an</strong>n v. Völkling<br />

in Besitz der gemeldeten öd gelegenen Güter zu <strong>Hengstbach</strong> setzen lassen. Er<br />

sollte dieselben säubern und bis zur künftigen Renovation genießen. Matteiß<br />

Moschel hatte 9 Kinder. Er und seine Familie ließen <strong>sich</strong> auch durch all die<br />

nachfolgenden Unruhen im L<strong>an</strong>de (Reunionskriege) nicht mehr vertreiben,<br />

obwohl sie oft schwer leiden mussten. Da das Mimbacher Kirchenbuch erst<br />

1696 beginnt, können wir leider nicht feststellen, w<strong>an</strong>n <strong>sich</strong> weitere Einwohner<br />

<strong>an</strong>siedelten. Es scheint aber so, dass die Familie Moschel wenigstens eine<br />

g<strong>an</strong>ze Reihe von Jahren den Ort allein bewohnte. .<br />

Bickenaschbach, das ehemalige Dorf, war auch untergeg<strong>an</strong>gen. Nach den<br />

Klosterrechnungen des Klosters Hornbach war der erste Bewohner nach dem<br />

großen Krieg der Hofm<strong>an</strong>n des Herrn von Wernigk im Jahre 1664.<br />

Wesentlich später <strong>als</strong> <strong>Hengstbach</strong> wurde <strong>Mittelbach</strong> wieder besiedelt. Am 24.<br />

März 1685 berichtet der Kirchschaffner: Vor dem jetzigen Krieg war das Dorf<br />

von einem einzigen, fremden M<strong>an</strong>n bewohnt. (Wahrscheinlich h<strong>an</strong>delt es <strong>sich</strong><br />

36


hier um den in dem Abschnitt „Die Pulvermühle zu <strong>Mittelbach</strong>" gen<strong>an</strong>nten<br />

Schweizer oder um den Peter Royer). Sonst wäre das g<strong>an</strong>ze Dorf<br />

ausgestorben und gänzlich ruiniert gewesen. Nun aber haben <strong>sich</strong> wieder einig<br />

Hausgesäße niedergelassen. Wir können mit ziemlicher Sicherheit <strong>an</strong>nehmen,<br />

dass es wenigstens zum Teil solche waren, deren Vorfahren schon vor dem<br />

großen Kriege in <strong>Mittelbach</strong> gewohnt hatten. Bestimmt können wir es von den<br />

beiden Brüdern Grimm und ihrer Schwester <strong>an</strong>nehmen.<br />

Der Schaffner berichtet d<strong>an</strong>n weiter, dass die Bewohner von <strong>Mittelbach</strong> schon<br />

mehrm<strong>als</strong> <strong>an</strong>getragen hätten, die Güter des Klosters in <strong>Mittelbach</strong> zu verteilen,<br />

keiner aber sei im geringsten in der Lage einen Zins zu zahlen. Das meiste L<strong>an</strong>d<br />

werde nicht von den wenigen Untert<strong>an</strong>en zu <strong>Mittelbach</strong> genossen, sondern von<br />

Bürgern von Zweibrücken und <strong>an</strong>dern. 1684 hat der Schaffner nun vor der<br />

Feldernte eine Versteigerung der Güter vorgenommen und dabei 1fl.8bz erlöst.<br />

Heu steigerten Leonhart Grimm, Christi<strong>an</strong> Grimm, Görg Klein und Jost Sager<br />

von <strong>Mittelbach</strong>. Als aber der WiesenzIns eingetrieben werden sollte, verklagten<br />

die Einwohner den Schaffner bei dem Intend<strong>an</strong>ten zu Homburg de la Goupilliere<br />

(Fr<strong>an</strong>kreich hatte in den Reunionskriegen das Herzogtum besetzt und verwaltete<br />

es auch. Der Herzog war nach Meisenheim geflohen.) <strong>Sie</strong> gaben <strong>an</strong>, sie hätten<br />

die Wiesen geputzt und hergerichtet, und nun sollten sie ihnen entzogen<br />

werden. Daraufhin wurde der Schaffner von den Fr<strong>an</strong>zosen mit 15 fl. bestraft.<br />

Werden uns hier 4 Familien in <strong>Mittelbach</strong> gen<strong>an</strong>nt, so sind es 1692 bei<br />

Errichtung der Dorfordnung schon 11 Familien. D<strong>an</strong>n aber setzt die<br />

Einw<strong>an</strong>derung der Schweizer ein und der Ort wächst im Anf<strong>an</strong>g des 18.<br />

Jahrhunderts verhältnismäßig schnell.<br />

Da alle Ortschaften des Westrichs so dünn besiedelt waren, ließ Oxstenstierna,<br />

Gouverneur des schwedisch-zweibrückerischen Königs Karl XII, <strong>an</strong> weniger<br />

heimgesuchten Ländern die Aufforderung zur Ansiedlung im Herzogtum<br />

Zweibrücken ergehen. Der Gouverneur erwarb <strong>sich</strong> in dieser Zeit höchste<br />

Verdienste, <strong>als</strong> er den einw<strong>an</strong>dernden Schweizern und Tirolern auf 15 Jahre<br />

hinaus die Steuern erließ. In den Jahren 1650 bis 1700 w<strong>an</strong>derten aus der<br />

Schweiz ca. zw<strong>an</strong>zig bis fünfundzw<strong>an</strong>zig Familien aus und ließen <strong>sich</strong> in<br />

<strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> nieder.<br />

Namen wie Baum<strong>an</strong>n, Bischof, Eichacker, Enkler, Flickinger, Klein, Hertel, Mauß<br />

Schmid-Schmidt, Suther-Sutter, Vollenweider, Weiß und Weber sind aus den<br />

ersten amtlichen Eintragungen er<strong>sich</strong>tlich und geben auch heute noch das<br />

Namensgepräge <strong>an</strong>.<br />

37


G e m e i n d e o r d n u n g d e s D o r f e s M i t t e l b a c h<br />

Anno 1692 den 26 ten Marty aufgerichtet.<br />

Demnach bis daher unter den Untert<strong>an</strong>en und Innwohner des Dorfes<br />

<strong>Mittelbach</strong> eine ziemliche Unordnung eingerissen, dergestalt, daß ermelte<br />

Einwohner schier dadurch in g<strong>an</strong>zen unterst<strong>an</strong>d geraten. Als haben sie <strong>sich</strong> vor<br />

mir<br />

„Joh<strong>an</strong>n Christoph Liernur“<br />

derzeit Amtsverweser des Amts Zweibrücken unterein<strong>an</strong>der verglichen und<br />

verabschiedet, daß ihre Gemeindeordnung, welche vormalen nur durch eine<br />

unbeschriebene Gewohnheit beobachtet aber schier in gänzlichen Abg<strong>an</strong>g<br />

kommen wollen zu Papier gebracht jährlich bei Zusammenkunft der Gemeinden<br />

öffentlich verlesen und jetzt und ins künftig von allen Einwohnern, so sieh<br />

<strong>an</strong>jetzo zu gedachten <strong>Mittelbach</strong> wirklich befinden, oder künftighin <strong>sich</strong> da<br />

selbst hin niederlassen oder aufhalten werden, stet, und unzerbrüchlich<br />

gehalten, und die Contravenienten mit einverleibter Straf <strong>an</strong>gesehen werden<br />

sollen.<br />

1. Und obwohlen zwar, Erstlichen, vormalen derjenige, so <strong>sich</strong> in ermeltes<br />

Dorf häuslich niederlassen, der Gemeindt vor ihrem Inzug 5 Gulden erlegt,<br />

so haben <strong>sich</strong> doch ermelte Einwohner zu leichterer Abstattung das sonst<br />

gewöhnlichen Einzugs dahin vereinigt, daß da Jem<strong>an</strong>d ins Künftig <strong>als</strong> ein<br />

Gemeinsm<strong>an</strong> haushablich niederlassen, Wasser, Weide und aller <strong>an</strong>deren<br />

Gerechtigkeiten genießen wollte, daß selbiger <strong>an</strong>statt liebevor<br />

gebräuchlichen 5 fl (Gulden) nunmehr mit 4 fl seinen Einzug und zwar<br />

solches entweder <strong>als</strong>ogleich oder länger innerhalb 6 Wochen zahlen solle.<br />

<strong>an</strong>statt liebevor gebräuchlichen 5 fl (= Gulden) nunmehr mit 4 fl seinen<br />

Einzug, und zwar solches entweder <strong>als</strong>ogleich oder länger innerhalb 6<br />

Wochen zahlen solle. Nach Verfließung deren solle In Erm<strong>an</strong>glung der<br />

Zahlung ihm ferner nicht erlaubt sein, in ermeltem Dorf oder dessen B<strong>an</strong>n<br />

<strong>sich</strong> aufzuhalten, oder darin einigen Genuß zu suchen.<br />

2. Dafern Zweitens <strong>sich</strong> einige daselbst <strong>als</strong> Hintersässer aufhalten wollten,<br />

solle es ihnen zwar erlaubt sein, doch daß ein Jeglicher, so er Fuhr und<br />

Pferde hätte in die Gemeinde jährlich 1 Reichstaler, ein Einspänniger aber 1<br />

fl. unweigerlich abstatten und erlegen solle.<br />

38


3. Drittens. Gleich wie ein Jeder in der Gemeinschaft beides zu Genuß und<br />

Verdruß verbunden ist: <strong>als</strong>o sollen und wollen sie auch gleicher H<strong>an</strong>d<br />

gemeine Weg und Steg, Brunnen, Tränken Und alles <strong>an</strong>dere so nötig, machen<br />

und unterhalten helfen.<br />

4. Viertens. So oft die Innwohner uf die Frohnd und zur Gemeinde geboten<br />

werden, solle Jeder unfehlbar erscheinen, und ohne große erhebliche<br />

Ursache nicht außen bleiben; der aber darwider täte, und ungehorsamblich<br />

außbliebe, solle in einen Ortsgülden unnachläßiger Strafe verfallen sein,<br />

vorbehältlich derjenigen Straf, so ihm wegen der Frohnd, wor<strong>an</strong> er<br />

m<strong>an</strong>quirt, vom Amt möchte <strong>an</strong>gesetzt werden<br />

5. Fünftens. Bei gemeinen Zusammenkünften solle <strong>sich</strong> ein Jeder des<br />

Scheltens und Schmähens und aller <strong>an</strong>derer unnützen Reden und<br />

Insolentzien enthalten bei Straf eines halben Guldens, halb der gnädigsten<br />

Herrschaft und halb der Gemeinde zu erlegen; in gröblicheren Verfahren<br />

aber die Verbrecher zu höherer herrschaftlichen Strafe zum Amt<br />

verweisend.<br />

6. Sechstens. Dafern einer dem <strong>an</strong>dern mit Abgraßen Holzhohle und <strong>an</strong>derem<br />

Schaden tät, solle er zur Straf in die Gemeind einen Ortsgülden erlegen<br />

und benebst dem den Schaden demjenigen so solchen erlitten nach zweier<br />

unparteiischer Schätzer Erkenntnis und Aussag zahlen und gutmachen.<br />

7. <strong>Sie</strong>bentes. Sollen die Einwohner gesamter H<strong>an</strong>d den Hirten unterhalten,<br />

und obwohl ein oder <strong>an</strong>derer kein Vieh hätte, solle er jedoch vor ein Stück<br />

dem Hüten zu lohen schuldig und gehalten sein.<br />

8. Achtens. Dieweilen bis daher großer Schaden <strong>an</strong> fruchtbaren Obst- und<br />

Eckerbäumen, welche mit Abhauung und Schälen zu Nachteil der Gemeinde<br />

verderbet worden, geschen; <strong>als</strong> solle hinführo dergleichen zu tun/: es wäre<br />

ihm d<strong>an</strong>n etwas von tierschafts- oder Gemeinden wegen um die Gebühr<br />

<strong>an</strong>gewiesen:/ bei Strafe 5 fl. gegen den Verbrecher halb gnädigste<br />

Herrschaft und halb der Gemeinde zu erlegen, verboten sein.<br />

9. Neuntens. Demnach auch bis daher eine große Unordnung im Obst- und<br />

Eckerlesen vorg<strong>an</strong>gen, indem selbiges vor der Zeitigung hinweggenommen<br />

und zu großem Schaden und Nachteil verderbt worden, alß solle hinführo<br />

das Obst- und Eckerlesen sol<strong>an</strong>g verboten und zuget<strong>an</strong> sein bis dahin<br />

solches seine Zeitigung erreicht, und von der Gemeinde zur Einsammlung<br />

eingewiesene tag bestimmt werde, welcher aber in verbotener Zeit Obst<br />

und Ecker lesen würde, solle er gepfändet, und um einen Ortsgulden<br />

bestraft werden.<br />

39


10. Wie d<strong>an</strong>n zehntens, Jedweder Einwohner bei seinem Eid und Pflichten<br />

alle diejenige, so er im Schaden finden und <strong>an</strong>treffen würde, auch sonst<br />

alle ruchbare Sachen <strong>an</strong>bringen solle, dem auch zu glauben und der Täter<br />

behörend zu bestrafen: dafern der Schaden nicht <strong>an</strong>gebracht, sondern<br />

verhehlet würde, solle sowohl der Täter <strong>als</strong> derjenige, so die Sache<br />

verschwiegen mit gleicher Strafe <strong>an</strong>gesehen und bestraft werden.<br />

Zu Steht und Festhaltung nun obigen Alles haben <strong>sich</strong> sämtliche Einwohner/:<br />

allermaßen auch alle <strong>an</strong>dere so künftig <strong>sich</strong> in gedachtes Dorf setzen wollen,<br />

vor ihrer Annehmung, so vor Amt geschehen solle, zu tun verobligirt sein<br />

sollen:/ mit eigener H<strong>an</strong>d unterschrieben und unterzeichnet und mich <strong>als</strong><br />

derzeit Amtsverweser gebeten, Solches schriftlich zu verfassen und mit<br />

eigener H<strong>an</strong>dunterschrift und <strong>Sie</strong>gel zu corrobiren und zu confirmiren.<br />

Geschen zu Zweibrücken dem 26ten Marty 1692<br />

(<strong>Sie</strong>gel) Liemur<br />

Leohard Grimms H<strong>an</strong>dzeichen<br />

Hl<strong>an</strong>z Christm<strong>an</strong>ns Grimms H<strong>an</strong>dzeichen<br />

Jost Sagere H<strong>an</strong>dzeichen<br />

Georg Kleins Hausgmark<br />

Antoni Jochs H<strong>an</strong>dzeichen<br />

H<strong>an</strong>s Henrich H<strong>an</strong>dzeichen<br />

H<strong>an</strong>s Michel Wüllenwebers H<strong>an</strong>dzeichen<br />

Mattheis Becks H<strong>an</strong>dzeichen<br />

Emerich Grüneisens H<strong>an</strong>dzeichen<br />

Auf vortstehende Gemeinsleut zu <strong>Mittelbach</strong> gebührendes Ansuchen und<br />

Begehren ist vor mehrerer Bekräftigung dieser Gemeinsordnung das<br />

gewöhnliche Amts Insiegel herfür gedruckt und von mir eingenhändig<br />

unterschrieben worden.<br />

So geschehen zu Zweibrücken, den 30ten Jun. 1693<br />

(<strong>Sie</strong>gel) S.B. Balbach<br />

H<strong>an</strong>s Rohrbacher H<strong>an</strong>dzeichen<br />

H<strong>an</strong>s Görg Meyer H<strong>an</strong>dzeichen<br />

40


G e m e i n d e o r d n u n g d e s D o r f e s <strong>Hengstbach</strong><br />

l. Erstlich soll diese Ordnung alles Jahr auf den Aschermittwoch bey der<br />

Gemeinde abgelesen werden, damit <strong>sich</strong> keiner mit der ungewissheit zu<br />

entschuldigen haben, worauf der butger-Meister ein fleißiges uffsehn haben<br />

soll.<br />

2. W<strong>an</strong>n ein M<strong>an</strong>n und Fraw, die nicht in dieser gemeind bürtig, das gemein Recht<br />

kaufen wollen, So ist der M<strong>an</strong>n drey und das Weib zwei Gülden und solches<br />

<strong>als</strong>obald zu zahlen schuldig, Ziehet er wieder aus dieser gemeind, und ist drey<br />

Monath daraus, will aber hernach wieder in die gemeind kommen, so soll Er das<br />

gemein Recht wieder kaufen und zahlen. Er wolle denn ein hintersaßen seyn, und<br />

jährlich einen Gülden der gemeind erlegen, der Ist einmal frey.<br />

3. W<strong>an</strong>n der burgermeister die gemeind zusammengebeut, und einer <strong>sich</strong> nicht<br />

<strong>als</strong>obald würd <strong>an</strong>finden, der soll 3 alt geben. Ist er nicht zu haus, soll sein Weib<br />

oder jem<strong>an</strong>d <strong>an</strong>deres kommen, und Ihn entschuldigen, fährest m<strong>an</strong>n muthwillen,<br />

so soll er einen orthsgülden geben.<br />

4. Derweilen <strong>an</strong> <strong>an</strong>deren orthen hiesigen ambts, wo m<strong>an</strong>n wegen geringer <strong>an</strong>zahl<br />

der einwohner keinen expressen schützen halten k<strong>an</strong>n, gebräuchlichn, daß das<br />

feldschützenambt durch die gemeinsleuthe Versehen wird, und einer nach dem<br />

<strong>an</strong>dern solches wochentlich mit haltung eines gewißen schützenstaabs verichte,<br />

so soll es auch <strong>als</strong>o damit in dieser gemeind gehalten werden, dabeneben aber<br />

auch jeweder einwohner bey seinem eyd und pflichtig schuldig seyn, alle<br />

diejenigen so Er schad find oder <strong>an</strong>treffen würde, auch sonst alle ruchbaren<br />

Sachen <strong>an</strong>zubringen, oder aber gleiche Strafe, wie der Verbrecher,<br />

unterworfen zu seyn.<br />

5. W<strong>an</strong>n der Schütz gepfändet hat so soll Er denmjenigen <strong>an</strong>sagen, dem das pf<strong>an</strong>d<br />

ist. welcher zahlen soll Von einem stück Vieh 6 fl. bey tag, und bey nacht 3 bz.<br />

12 Pf.<br />

6. So einer <strong>sich</strong> des pf<strong>an</strong>dgelds getrösten thât, und es nicht achtet, und der<br />

schaden auch zahlen, und unpartheyische schätzer geschickt werden, und solle<br />

hernach das ambt darüber erkennen, es seye d<strong>an</strong>n, da6 sie <strong>sich</strong> darüber<br />

Verglichen, dem Schätzer soll der Verbrecher ein maaß Wein und ein halb<br />

batzen brod geben, es seye d<strong>an</strong>n, daß selbiger aus <strong>an</strong>derer dorfschaft<br />

geschickt worden, denen Ihr g<strong>an</strong>g d<strong>an</strong>eben nach der Weite des Wegs zahlt<br />

werden soll.<br />

41


7. Das Vieh soll der schütz aus dem Schaden treiben nach hauß, oder sonst <strong>an</strong> ein<br />

orth, daß es aus dem schaden kommt, auch soll der schütz das Vieh sonder<br />

Verletzung aus dem schaden treiben.<br />

8. W<strong>an</strong>n jem<strong>an</strong>d In der gemeind gesehen wird einem <strong>an</strong>deren auf seinem<br />

obsbaum steigen, und schüttelt den baum verstohlener weiß, es sey bei tag<br />

oder by nacht, so soll Er der gemeind einen Gülden geben, und den Diebstahl<br />

doppelt bezahlen.<br />

9. Es soll Keiner in Kein Wies fahren biß Michaelis ohne der gemeind wißen und<br />

willen.<br />

10. W<strong>an</strong>n einer In eines <strong>an</strong>dern Weiß oder garthen gehet zumehen oder graßen<br />

und wird erdapt, der verwirkt <strong>an</strong> straf 3 bz.<br />

11. Auch soll Keiner dem <strong>an</strong>dern auf sein drieschen fahren, was zwischen der<br />

frucht ligt, wer es verbricht, Ist ein orthsgülden schuldig.<br />

12. Die wießen oder weiden, und was die gemeind freyhalten will, sog Keiner auf<br />

sein gutdüncken hinfahren, es soll mit der gemeind wißen und willen geschehen,<br />

der Verbrecher aber dießes mit der gemeinen straf <strong>an</strong>gesehen werden.<br />

13. So einer zwischen der frucht mit einer fuhr fährt, soll Er kein ledig Vieh<br />

lassen nachlaufen, desgleichen im heumachen oder mistführen, wie auch Im<br />

säen im herbst oder frühling, wer dagegen betretten wird, soll Jedesmal drey<br />

batzen Strafe geben.<br />

14. Zur Zeit der heuernd soll Keiner dem <strong>an</strong>dern duch sein graß oder Heu fahren,<br />

sondern es zuvor selbigem <strong>an</strong>zeigen, damit Er soviel graß oder heu auf setten<br />

schlage, <strong>als</strong> platz zur durchfahrt nöthig, Wer unh<strong>an</strong>gezeit durchfährt, soll<br />

nebst ersetzung des verursachten Schadens auch einen orthgülden straf<br />

geben, Es seye d<strong>an</strong>n, daß derjenige, dem solch graß oder heu gehört, kein platz<br />

machen wollte, da d<strong>an</strong>n demjenigen so durchfährt erlaubt, selbsten soviel auf<br />

seit zu schlagen <strong>als</strong> nötig. Weilen auch im gemeinen obs und Eckerleßen große<br />

unordnung fürg<strong>an</strong>gen, indem selbiges für der Zeitigung von einigen<br />

elngenmächtig hlnweggenommen worden, so soll hinfüro solches obs und<br />

Eckerleben so l<strong>an</strong>g verbott und zuget<strong>an</strong> seyn, biß daß solches seine Zeitneigung<br />

erreicht, und von der gemeind Zur einsammlung ein gewißer tag bestimmt<br />

worden, welcher aber Vorher <strong>sich</strong> deßen unterstehen würde, soll jedesmahl<br />

umb Ein orthsgülden gestraft werden; sollte ader die gemeind ein oder <strong>an</strong>der<br />

Jahr das Eckerleßen von der gemeind schwein ufsätzen laßen wollen. soll Es<br />

auch dabey bey ebenmäßiger straf sein verbleiben haben.<br />

42


15. Dieweilen auch biß daherwo großer schaden <strong>an</strong> denen gemeinen obs- und<br />

Eckerrichbäumen duch abhauung derselben geschen, <strong>als</strong> soll dergleichen<br />

hienführo Zuthun, / Es wäre d<strong>an</strong>n einem von gdster herrschaft und der<br />

gemeind wegen etwas <strong>an</strong>gewießen / bey straf Zwey gülden für jeden stamm<br />

gdgst herrschaft Vorbehalten, Verbott seyn.<br />

1 6 . Wer etwas am gemeinen weg halt zuzuzäunen und es den ersten Maytag nicht<br />

gezäunt hatt, Ist zur straf 3 bz 1 2 Pf., und w<strong>an</strong>n Ers drey tag hernach nicht<br />

gezäunt, abermahl drey bz 12 Pf. und so fort <strong>an</strong>.<br />

1 7 . Wer eine fohrst<strong>an</strong>g od. Zaunstecken vom Zaun abreißt und hinweg trägt, der<br />

soll zur straf einhalb gülden geben.<br />

1 8 . Wer einen garthen aufreißest und schaden drarinnthut, und wlrd ertapt, der<br />

soll einen halben gülden geben, und den schaden doppelt ersetzen.<br />

19. W<strong>an</strong>n einer einen ungezäunten garten hat, und säet etwas gemüß darinn, kommt<br />

ein Vieh drein und tuth schaden, soll der schaden nicht bezahlt werden, d<strong>an</strong>n<br />

der Zaun freyet den garthen.<br />

2 0 . Wer eine endlücke zuversehen halt, der soll solches aufrichten ohne des <strong>an</strong>dern<br />

entgelt, braucht aber einer solche Lücke, der versehe sie Wieder wie Er sie<br />

gefunden hatt, wer verbricht Ist zur strafe ein halb gülden.<br />

2 1 . Es sollen die einwohner gesamterh<strong>an</strong>d den hirth<strong>an</strong> unterhalten, und obwohl ein<br />

od. <strong>an</strong>der kein schwein hätte, soll Er dennoch Jährlich vor zwey stück den<br />

hirthen zu lohnen schuldig seyn.<br />

2 2 . Junge ferckel so neun Wochen alt, sollen bey die herd getrieben werden, und<br />

sollen davon hüthen und lohnen, wer es verbricht Ist schuldig ein orthsgülden.<br />

2 3 . W<strong>an</strong>n der Hirth ein stück Vieh läßt laufen, und kommt Ins dorf, oder bey sein<br />

hauB, so soll Er es In den stall thun, oder Wieder zur herd treiben, thut das<br />

Vieh schaden, so soll es der hirth bezahlen, Verliert der hirth ein stück Vieh,<br />

und bringt kein warzeichen wo Ers gelaßen, soll Er es bezahlen.<br />

2 4 . Welcher ein od. mehr stück Vieh dem hirthen Zum erstenmahl vortreibt, der<br />

soll ein tag das Vieh helfen gewöhnen.<br />

2 5 . Wer Junge Kälber halt. der soll sie im stallhalten, oder bey die herd treiben,<br />

w<strong>an</strong>n er nicht einen umbgezäunten garthen hätte, wer darwieder muthwillig<br />

h<strong>an</strong>delt, der soll Jedesmahl einen orthsgülden strafe geben.<br />

43


2 6 . Es soll ein jeder, der Zacker fährt, fleißig achtung geben, daß Er kein stein in<br />

äcker, wießen und gärthen verändere durch <strong>sich</strong> oder die seinigen, bei<br />

Vermeidung hoher straf.<br />

2 7 . Wer aber ohngefähr einen stein außführt, soll Es seinem <strong>an</strong>stoßendem nachbarn<br />

alßobald <strong>an</strong>zeigen, und solchen stein wieder ein derer gegenwarth einsetzen,<br />

wer solches unterläßt verbricht zwei gülden straf. halb gdgstr herrschaft und<br />

halb der gemeind.<br />

2 8 . Durchs gericht einen stein zu sezten, wie auch einen augenschein einzunehmen,<br />

kost jedes einen gülden, werden aber schultheis und samtliche schöffen dazu<br />

bebracht so Kosts zweier gülden, welcher recht hatt bekombt sein geld<br />

wieder von dem so verlieret.<br />

29. Ein jeder bürgermelster soll wohl achtung auf weg, steg und brunnen geben,<br />

daß solches gemacht und geh<strong>an</strong>dhabt werde, bevorab uff die tränke vor das<br />

Vieh, welches alles die samtliche elnwohner gelicher h<strong>an</strong>d zuthun schuldig, wer<br />

solchem wiedersteht, soll Jedesmal einen halben gülden straff geben.<br />

30. Es soll ein Jeder haußm<strong>an</strong>n achtung auf seine schornsteine geben, daß Er<br />

dieselben durchs Jahr durch sauber hält, und soll die gemeind auff den<br />

aschermittwoch Von hauß zu hauß gehen, und sehen, ob ein Jeder gemeinsm<strong>an</strong>n<br />

seinen schornstein gesäubert halt, wer aber fehlgebunden wird, der soll<br />

ohnnachläßig einen halben gülden straff schuldig seyn.<br />

31. Des gleichen was m<strong>an</strong>gehafte backöfen sind, soll Keiner verschonet werden,<br />

sondern ist zur straff 3 bz. 12 & zugeben schuldig, ingleichen wer einen<br />

brunnen verunsäubert, der Ist auch einen orthsgülden schuldig.<br />

32. Es soll Keiner dem <strong>an</strong>dern bey der gemelnd heißen lügen, wer das Verbricht ist<br />

zur straff 5 att.<br />

(Hier bricht die Gemeindeordnung <strong>Hengstbach</strong> ab. Es scheint ein Blatt verloren<br />

geg<strong>an</strong>gen zu sein, da auf der letzten Seite <strong>als</strong> Hinweis zur nächsten Seite noch<br />

,W<strong>an</strong>n" steht. Die nächste Seite bringt d<strong>an</strong>n unmittelbar nachstehende<br />

Unterschriften. - Die ersten 7 sind von gleicher H<strong>an</strong>d geschrieben, d<strong>an</strong>eben Ist die<br />

Jahreszahl 1706 vermerkt.<br />

Die nächsten 7 sind <strong>an</strong>scheinend später zu verschiedenen Zeiten und von<br />

verschiedenen Händen geleistet.<br />

44


Chrlstoffel Mößel (Moschel)<br />

Mattls glenz<br />

Conrat miller<br />

Joh<strong>an</strong>n Kefer 1706<br />

henrich schmink<br />

H<strong>an</strong>ß Adam Eichacker<br />

H<strong>an</strong>ß Jörg Moschel<br />

Friedrich Mußell<br />

Cunther ginßel (?)<br />

Nickel Meyer<br />

Fridrich Mußell der Junge<br />

Jacob ??<br />

paaluß brocher 1723<br />

Kunrath schurick<br />

4.4 Erwerbung des Gemeinderechts in <strong>Hengstbach</strong>.<br />

1726-1761<br />

(Anschließend <strong>an</strong> die Gemeindeordnung finden <strong>sich</strong> folgende Eintragungen von<br />

Personen, die das Gemeinderecht gekauft haben:)<br />

08.01.1726 Michell Diehl 2 Gulden<br />

11.02.1728 Lehnhardt Br<strong>an</strong>d ?<br />

? Steffen schlöppi ?<br />

22.02.1730 Bernhard Enckler Einwohner zu <strong>Mittelbach</strong>;<br />

sol<strong>an</strong>ge er nicht bei uns in <strong>Hengstbach</strong> wohnt,<br />

will er nicht <strong>an</strong> allen Beneficien teilhaben.<br />

Er will keine Frohnd leisten,<br />

keinen Hirthenlohn zahlen, kein Holz<br />

haben, nichts gemeines zu h<strong>an</strong>dhaben<br />

<strong>als</strong> der gemeinen Nachtweid sol Er die<br />

weide auf dem B<strong>an</strong>n ohn Verwehret<br />

genießen.’<br />

22.02.1730 Joh<strong>an</strong>n Jörg Hof ledig, Zieglergesell 2 Gulden<br />

??.??.1731 Joh<strong>an</strong>n Jorg Hof für seine Hausfrau<br />

08.02.1731 Henrich Aichacker für <strong>sich</strong> und seine Hausfrau 8 Gulden. Er ist<br />

1733 Donnerstag nach Aschermittwoch nach<br />

<strong>Mittelbach</strong> gezogen.<br />

45


26.02.1732 Jacob Glensch hat für seine Frau das Gemeinderecht<br />

gekauft 4 Gulden<br />

??.??.1731 Frieß Moschel für seine Frau 4 Gulden<br />

08.03.1733 Adam Sahr 6 Gulden<br />

08.03.1733 D<strong>an</strong>jel Miller<br />

15.02.1736 Jerg Friedrich Glensch und seine Hausfrau Maria Catharina 4 Gulden<br />

15.02.1736 Jacob Hoff für <strong>sich</strong> und seine Frau 10 Gulden<br />

15.02.1736 Dibold Goß 6 Gulden<br />

??.??.1735 Adam Baum<strong>an</strong>n auf Aschermittwoch für <strong>sich</strong> und die seinigen 6 Gulden<br />

??.??.1737 Frittich Miller auf Aschermittwoch vor seine Frau 4 Gulden<br />

05.05.1738 Nickel Hooff 6 Gulden<br />

11.02.1739 auf Aschermittwoch L<strong>an</strong>dschafts Comisario und<br />

Waisenschreiber Aulenbach, (Er hat Jörg Moschels Haus<br />

und sämtliche Güter gekauft.) für <strong>sich</strong> und seine Erben<br />

10 Gulden und 2 zum Vertrinken)<br />

??.??.1747 auf Aschermittwoch Christi<strong>an</strong> Noe 6 Gulden<br />

??,??,1747 auf Aschermittwoch Jacob Leitheißer vor <strong>sich</strong> und seine Frau 10 Gulden<br />

8.3.1748 Jacob Billm<strong>an</strong>n 6 Gulden<br />

1749 auf Aschermittwoch hironmuß henr vor <strong>sich</strong> und seine frau10 Gulden<br />

1749 auf Aschermittwoch Jörgfridrich Mußel vor seine Frau 4 Gulden<br />

1758 auf Aschermittwoch Nickel feß vor ihn und die seinigen 6 Gulden<br />

1758 auf Aschermittwoch<br />

Bernhart schneider vor ihn und die seinigen<br />

6 Gulden<br />

1758 auf Aschermittwoch Nickel Echeacker seine Frau und seine<br />

Nachkommen 4 Gulden ¼ Wein<br />

5.2.1759 Ignatzcius Glotz vor <strong>sich</strong> und seine Kinder 6 Gulden<br />

5.2.1759 Michäl Noe vor <strong>sich</strong> seine Frau und die seinigen 10 Gulden<br />

5.2.1759 Jacob Degen vor <strong>sich</strong> und die seinigen 6 Gulden<br />

5.2.1761 Daviet Allmer vor <strong>sich</strong> und die seinigen 8 Gulden<br />

46


5.0 Die Renovationen<br />

Waren es erst die Gemeindeordnungen, die das Zusammenleben regelten, so war bald<br />

auch eine Überprüfung und Neueinteilung der in Besitz genommenen liegenden Güter<br />

unbedingt notwendig, wollte m<strong>an</strong> für eine ruhige Weiterentwicklung in den Gemeinden<br />

sorgen. Es scheint am Anf<strong>an</strong>g so gewesen zu sein, dass jeder Äcker und Wiesen<br />

ausstockte und putzte, wo und wie es ihm gefiel. Wenn wir in den Akten lesen, dass<br />

m<strong>an</strong>che sogar mehr Felder ausstockten <strong>als</strong> sie bebauen konnten und diese d<strong>an</strong>n, <strong>als</strong><br />

Samenfrucht und Brot sehr teuer waren, verkauften, so finden wir obenstehende An<strong>sich</strong>t<br />

nur dadurch bestätigt. Auf der <strong>an</strong>deren Seite aber st<strong>an</strong>d die Kirchschaffnei, die ihren<br />

L<strong>an</strong>dbesitz <strong>an</strong> jedem Ort <strong>sich</strong>ergestellt haben wollte. So meldet der Schaffner schon<br />

1685, dass das Kloster in <strong>Mittelbach</strong> ein Hofgut von 12 1/2 Morgen Dungfeld, 60 Morgen<br />

Willerrung, 17 Morgen Bösch, 2 Krautgärten und 7 Wagen Heuwachs gehabt habe. Der<br />

Beständer vor dem großen Krieg sei Stoffel Schuster gewesen, der jährlich 6 Fass Korn,<br />

2 fl Zins und eine Weinfahrt nach Godramstein dafür geleistet habe. Desgleichen habe<br />

Leonhard Kalkbrenner von <strong>Hengstbach</strong> das dortige Klostergut besessen und seine<br />

Abgaben entrichtet. Zu <strong>Mittelbach</strong> sei aber noch ein „absonderliches" Gut gewesen von<br />

4 Morgen Ackerl<strong>an</strong>d, 10 Morgen Willerung und Bösch, 8 Stück Wiesen von 8 Wagen<br />

Heu. Beständer dieses Gutes sei Theobald Pfeifer von <strong>Mittelbach</strong> gewesen, und er habe<br />

dafür 6 fl <strong>an</strong> Geld gegeben und eine Weinfahrt geleistet.<br />

Aber auch die herzogliche Rentenkammer war <strong>an</strong> einer Neuordnung interessiert, denn<br />

alles L<strong>an</strong>d von dem kein Besitzer nachgewiesen werden konnte, wurde <strong>als</strong> vag<strong>an</strong>t<br />

erklärt. Es war <strong>als</strong>o frei und fiel dem Herzog zu. Diese Ländereien wurden zum größten<br />

Teil <strong>an</strong> die Untert<strong>an</strong>en veräußert und brachten Geld in die herzogliche Kasse.<br />

5.1 Renovator Sundahl führt die Neueinteilung durch<br />

Um 1711 bekam der Renovator Sundahl von der Regierung den Auftrag, die Renovation<br />

in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> durchzuführen. Vorher hatte er in gleicher Weise in<br />

Contwig gearbeitet. Es war dies <strong>sich</strong>er keine leichte und einfache Arbeit, melden doch<br />

die Akten von viel Z<strong>an</strong>k und Streit, von gegenseitiger Verunglimpfung und von offener<br />

und geheimer Anklage.<br />

Nach welchen Ge<strong>sich</strong>tspunkten die Güter verteilt wurden, geht aus den Akten nicht<br />

hervor. Es scheint aber, dass die einzelnen Untert<strong>an</strong>en in bestimmten Maße gehalten<br />

waren ein Anrecht nachzuweisen oder das L<strong>an</strong>d zu kaufen. Von Interesse ist wie der<br />

Zweibrücker Bürger und Schuhmacher Friedrich D<strong>an</strong>iel Omphlius 1718 Anspruch auf<br />

Güter in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> erhebt.<br />

Zunächst führte er einen Stammbaum auf, der bis zu den Urgroßeltern, die vor dem 30<br />

jährigen Kriege lebten, reicht.<br />

Es sind dies Christm<strong>an</strong>n Meyer und seine Frau Christine. Dieser Christm<strong>an</strong>n Meyer hatte<br />

drei Kinder: D<strong>an</strong>iel, welcher schon vor dem Kriegswesen gestorben, Peter Meyer,<br />

verheiratet mit Elisabetha Saara, der Großvater des Omphalius, welcher noch am Leben,<br />

und Christm<strong>an</strong>n Meyer, welcher mit Anna, der Tochter des Leonhard Steinmetz von<br />

<strong>Hengstbach</strong> verheiratet war. Beide sind aber verstorben und ebenso ihr einzigster Sohn<br />

Peter. Omphalius erhebt nun Anspruch sowohl auf die Güter, die von seinem Urgroßvater<br />

herstammen, <strong>als</strong> auch auf die, welche von der stammen. Er bringt d<strong>an</strong>n ein Verzeichnis<br />

der liegenden Güter des Leonhard Steinmetz mit der Jahreszahl der Erwerbung den<br />

47


Lagenamen und Nebenliegern. Ein Teil der Angaben stellen einen Auszug aus den alten<br />

Gerichtsbüchern dar, der am 4.5.1717 <strong>an</strong>gefertigt wurde. Omphalius kommt so auf die<br />

stattliche Anzahl von mehr <strong>als</strong> 50 Grundstücken, Wiesen und Äckern, die Steinmetz in der<br />

Zeit zwischen 1600 und 1631 erworben hat. Darunter befindet <strong>sich</strong> auch ein Hauskauf in<br />

<strong>Hengstbach</strong> 1606 und die Hofstadt am Ende des Dorfes <strong>Mittelbach</strong> mit Gärten und<br />

Grundstücken, die seine Großmutter Saara, die Frau des Peter Meyer, ererbt hatte. Der<br />

Erfolg aller Bemühungen des Schuhmachers Omphalius war gleich Null, obwohl er<br />

Schmiergelder <strong>an</strong> eine bestimmte Person zahlte, die versprach, seine Sache beim<br />

Oberamt zu vertreten.<br />

5.2 Die Renovationsprotokolle<br />

Für <strong>Mittelbach</strong> wurde 1714 bei der Renovation durch Sundahl ein Lagerbuch aufgestellt.<br />

Leider ist es verloren geg<strong>an</strong>gen. So können wir den Besitz der einzelnen Untert<strong>an</strong>en aus<br />

dieser Zeit nicht mehr feststellen. Wir besitzen aber das Renovationsprotokoll von 1743,,<br />

das <strong>an</strong>scheinend aufgenommen wurde, weil <strong>sich</strong> inzwischen durch Kauf, Tausch und<br />

Vererbung m<strong>an</strong>ches geändert hatte. Ich vermute, dass die beiden eingebundenen<br />

Gemarkungskarten, die hier beigegeben sind, zu dem Lagerbuch von 1714 gehören.<br />

Auch sie sagen über die Besitzverhältnisse in dieser Zeit aus.<br />

Für <strong>Hengstbach</strong> besitzen wir das im Jahr 1725 wegen Tausch und Kauf revidierte<br />

Renovationsprotokoll von 1714. Von den beigegebenen Karten gibt uns eine die<br />

Jahreszahl 1711 <strong>an</strong>.<br />

In den Renovationsprotokollen sind sämtliche Grundstücke des B<strong>an</strong>nes mit den Nummern<br />

der Karte, dem Namen der Besitzer und Angaben über Lage und Größe aufgeführt.<br />

Für <strong>Hengstbach</strong> besitzen wir ein Verzeichnis der Besitzer mit der Größe ihres Besitzes<br />

von 1725, welches ich hier folgen lasse.<br />

48


5.3 Das <strong>Hengstbach</strong>er B<strong>an</strong>n<br />

Besitz und Besitzer 1725 (<strong>Hengstbach</strong>) Was jeder der Interessenten auf<br />

<strong>Hengstbach</strong>er B<strong>an</strong>n <strong>an</strong> Gütern habe (ein Morgen hat 32 Ruten)<br />

Besitz <strong>an</strong> Wiesen, Gärten und Ackerl<strong>an</strong>d zusammen<br />

Morgen Ruten<br />

87 H<strong>an</strong>s Adam Eichacker 110 3/4 29<br />

88 Friedrich Moschel 49 ½ 28<br />

90 Georg Moschel 55 3/4. 26 3/4<br />

89 Friedrich Moschel jun. 55 21. 1/4<br />

91 Andreas Schmidt v. Webenheim 49 ½ 171/4.<br />

92 Conrad Müller 84 28<br />

94 Mathes Klensch 105 3/4 11<br />

96 Nickel Meyer 82 5 1/4<br />

97 Moschels Wittib 1<br />

98 Joh<strong>an</strong>n Kaißer 36 1/4. 3<br />

99 Heinrich - Schmink 31 3/4 21<br />

100 Caspar Giß(ff)el und<br />

Joh<strong>an</strong>nes Reinhard 10 ½ 8<br />

100 Keßlerisch Lehengut 28 ½ 4<br />

101 Grafen v.d. Leyen - ½<br />

101 Oberhofmarschall v. Raßfeld 3 ½ 4<br />

101 v. Schorrenburg - ½<br />

101 v. St. Ingbrecht - ½ 8<br />

102 H<strong>an</strong>s Georg Schmid v. Zweibrücken 6 3/4<br />

102 Heinrich Jakob Leiner von <strong>Mittelbach</strong> 3/2 22<br />

102 H<strong>an</strong>s Rohrbach v. <strong>Mittelbach</strong> - ½<br />

103 Jacob Röller von <strong>Mittelbach</strong> - ½<br />

103 Balzer Müller von <strong>Mittelbach</strong> u.<br />

Heinrich Basti<strong>an</strong> Schultheiß<br />

von Rimschweiler 3 ½<br />

103 Paulus Müller 6<br />

103 Christi<strong>an</strong> Schlemmer von<br />

Althornbach 2 1/4.<br />

103 Kirchenschaffner Heintz - 3/4 16<br />

104 Kirchengüther 4 1/4<br />

105 Die Gemeinde <strong>Hengstbach</strong> 25 ½ 22<br />

104 Paulus Bracher 3 ½ 17<br />

107 Vag<strong>an</strong>t modo Pauly Bracher 25<br />

49


5.4 Wohnplätze In <strong>Hengstbach</strong><br />

Nach der Karte von 1711 und dem Renovationsprotokoll von 1714, rezidiviert wegen<br />

Kauf, Tausch und Erbteilung 1725<br />

(die Nummern weisen den Wohnplatz in beiliegender Karte nach)<br />

Nr. 91 Conrad Müllers Wohnplatz<br />

Nr. 92 Der Hirtenplatz<br />

Nr. 93 H<strong>an</strong>s Adams Eichackers Wohnplatz und Garten, am Weg zur<br />

Brühlwiese; am Allmuth gegen den Dorfborn zu 8 Ruten<br />

Nr. 94 der Platz um H<strong>an</strong>s Adam Eichackers Ziegelhütte<br />

Nr. 95 Die Ziegelhütt und sein Wohnplatz und Hauß, so er dahin gebaut,<br />

der Garten aber hintendr<strong>an</strong> hat zwar Georg Moschel sein<br />

Tochterm<strong>an</strong>n aus dem Erbgut voraus gegen <strong>an</strong>dere Stücker<br />

erhalten.<br />

Nr. 96 H<strong>an</strong>ß Adam Eichacker, ein klein Gärtchen.<br />

Nr. 104 Georg Moschels Wohnplatz, zwischen beiden Moschel<br />

Wohnplatz.<br />

Nr. 105 Friedrich Moschel jun. 25 Ruthen, durch Kauf <strong>an</strong> Paul Bracher<br />

Friedrich Moschel sen. 25 Ruthen (ein Wohnplatz den sie gemein<br />

haben.)<br />

Nr. 124 Nickel Meyers Hausplatz<br />

Nr. 141 Mathes Klensch ein Garten und Hofstatt, stoßt vorn auf<br />

144 Scheuerplatz.<br />

Nr. 143 H<strong>an</strong>s Adam Eichackers Garten <strong>Hengstbach</strong> stoßt vom auf Nr. 144<br />

Wohnplatz oder öde Hofstatt.<br />

Nr. 144 Moschels Wtw. Scheuerplatz, 16 Ruthen ihrem Wohnhaus<br />

gegenüber Nota: Hiervon hat Henrich Schmink ein Scheuerplatz<br />

von 7 Ruthen.<br />

Nr. 145 Henrich Schminken Wohnplatz und Garten hinterst am Bornrech,<br />

hart am Haus fällt eine Delle herab.<br />

Nr. 146 Mathes Klensch Wohnplatz und Garten am Bornrech, einerseits<br />

eine Delle am Brunnen, <strong>an</strong>dererseits auch eine neben 145.<br />

Nr. 154 Casper Gifel 8 Ruthen ein Wohnplatz Joh<strong>an</strong>n Reinhard so<br />

zwischen 2 Wegen gelegen und sehr schmal hart oben am Breitenstein<br />

vorderst im Dorf beim Hirtenhaus.<br />

Nr. 159 Ein Hirtengraben einerseits vorn 158 <strong>an</strong>derseits eine Glame<br />

50


5.5 Wohnplätze in <strong>Mittelbach</strong> nach 1700<br />

Von der 1. Renovation in <strong>Mittelbach</strong>, welche 1714 stattf<strong>an</strong>d, ist das Lagerbuch leider im<br />

letzten Krieg verloren geg<strong>an</strong>gen. Es wurde im Staatsarchiv in Speyer aufbewahrt. Die<br />

Karten dazu sind uns aber im Renovationsprotokoll von 1743 erhalten. Auf der<br />

beigegebenen Karte von 1714 sind die Häuser aus dieser Zeit eingezeichnet. Die Namen<br />

der Bewohner aber müssen wir dem Renovationsprotokoll entnehmen. Häuser, die auf<br />

der Karte nicht eingezeichnet sind, sind zwischen 1714 und 1743 entst<strong>an</strong>den. Wo in<br />

dieser Zeit ein Besitzwechsel stattgefunden hat, können wir nicht feststellen.<br />

(Die Nummern weisen den Wohnplatz in der beigegebenen Karte noch)<br />

Nr. 26 u. 27 Die Mühl und Wilhelm Nickel Neumüllers Wohnplätze<br />

Nr. 40 Joh<strong>an</strong>n Herm<strong>an</strong>n<br />

Nr. 40 Ch. Chüm<br />

Nr. 40 Nickel Grimm<br />

Nr. 41 Peter Spreng<br />

Nr. 41 Heinrich Neumüller<br />

Nr. 42 Jacob Neumüller<br />

Nr. 66 u. 67 Peter Schweizers Wtw.<br />

Nr. 68 Paul Noe<br />

Nr. 69 Joh<strong>an</strong>n Noe<br />

Nr. 68 Peter Metz<br />

Nr. 121 Jacob und Ludwig Körners Wohnplatz und Ziegelhütte, die<br />

Ziegelscheune steht etwas in Nr. 71<br />

Nr. 145 Jacob und Ludwig Körners Brennofen<br />

Nr. 152 Joh<strong>an</strong>nes Hof<br />

Nr. 152 Nickel Rohrbacher<br />

Nr. 153 Ulrich Flickinger und Heinrich Vollenweider<br />

ohne Nr. <strong>an</strong> der Straße vor der Kirche:<br />

Heinrich Leiner<br />

Das Schulhaus<br />

Nr. 154 Jacob Röller<br />

Nr. 155 Jacob Brenner<br />

Nr. 156 Christi<strong>an</strong> Grüneisen<br />

Nr. 156 Pauly Grüneisen<br />

51


ohne Nr. <strong>an</strong> der heutigen Alten Friedhofstraße:<br />

Nickel Weiß<br />

Heinrich Maurer<br />

Die Gemeinde<br />

Peter Mauß<br />

Nr. 206 Philipp Mentzner<br />

Nr. 207 Joh<strong>an</strong>nes Flickinger<br />

Nr. 208 Pauly Grüneisen<br />

Nr. 209 Todenhof<br />

Nr. 211 Pauly Kuntz<br />

Nr. 212/213 Wilhelm Grüm, geht ein Notweg für Dung durch.<br />

Auf dem <strong>Mittelbach</strong>er B<strong>an</strong>n hatten nur wenige fremde Besitzer L<strong>an</strong>d. Überblicken wir das<br />

<strong>Mittelbach</strong>er Renovationsprotokoll, so fällt uns auf, dass keine Untert<strong>an</strong>en <strong>an</strong>derer Dörfer<br />

hier Besitz haben.<br />

Es erscheinen <strong>als</strong> fremde Besitzer nur:<br />

Der Graf von der Leyen mit 11 3/4 Morgen<br />

Das Keßlerische Gut mit 26 Ruten<br />

Das Kloster Hornbach mit 171 1/4 Morgen<br />

Die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> hat<br />

<strong>an</strong> Gärten, Hausplätzen,<br />

Ackerl<strong>an</strong>d und Wald mit 253 1/4 Morgen<br />

52


5.7 Streitigkeiten um die B<strong>an</strong>ngrenzen.<br />

5.7.1 Streit zwischen <strong>Mittelbach</strong> und Ixheim um das Hühnertal<br />

Während <strong>Hengstbach</strong> außer dem B<strong>an</strong>nstreit mit dem Wahlerhof (siehe Wahlerhof) sonst<br />

keinen Zwist um seine Grenzen hatte, treten in <strong>Mittelbach</strong> mehrere auf. Wohl st<strong>an</strong>den<br />

schon alte Grenzsteine, aber so weit ausein<strong>an</strong>der oder m<strong>an</strong>chmal auch nicht <strong>als</strong> solche<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt, woraus d<strong>an</strong>n der Streit erwuchs. So kam es schon 1621 zum Streit mit Ixheim,<br />

um das L<strong>an</strong>d im Hühnertal. Nach Angabe der Ixheimer war das L<strong>an</strong>d schon seit über 40<br />

Jahre strittig. Es muss eine Art Rotbusch gewesen sein, denn die Ixheimer schreiben,<br />

dass das Holz darauf alle 18 bis 20 Jahre abgehauen und die Fläche d<strong>an</strong>n besamt wurde.<br />

1621 wurde nun die Fläche wieder eingepfl<strong>an</strong>zt. Das Korn st<strong>an</strong>d so gut, dass die<br />

Zehnversteigerung einen höheren Ertrag erbrachte <strong>als</strong> gemeinhin üblich war. Der<br />

Zehntbeständer war Nikolaus Schwarz von Bickenaschbach. Während in Ixheim das<br />

Kloster 2/3 und der Pfarrer Bartholomäus Hexamer von Zweibrücken 1/3 des Zehntes<br />

bezogen, hatte letzterer, der schon seit 5 Jahren sein Amt hier verwaltete, wie seine<br />

Vorgänger und auch Joh<strong>an</strong>n Schwebel den <strong>Mittelbach</strong>er Zehnt g<strong>an</strong>z inne.<br />

Die <strong>Mittelbach</strong>er hatten das L<strong>an</strong>d eingesät. Als sie es aber schneiden wollten, riefen die<br />

Ixheimer den L<strong>an</strong>dschreiber Jost Wernigk und den Kirchenschaffner Jakob Weber herbei.<br />

<strong>Sie</strong> sollten über den strittigen Grenzverlauf entscheiden. Nach dem Ixheimer Auszug aus<br />

dem Oberb<strong>an</strong>nbruch st<strong>an</strong>d ein Stein „am Mühlberg bey der Seyters auf dem Ixheimer<br />

Berg". Von dort lief die Grenze zu einem Stein „uff dem Wattweiler Almend <strong>an</strong> die groß<br />

Buch, da steht ein Stein". Eine Buche war wohl da, es st<strong>an</strong>d bei ihr aber kein Stein. Weill<br />

schon die früheren Amtsleute Otthenrich L<strong>an</strong>dschad von Steinbach, Heinrich Bach und<br />

Amtm<strong>an</strong>n Carl von L<strong>an</strong>das die Buche <strong>als</strong> richtig <strong>an</strong>genommen hatten, so taten es jetzt der<br />

L<strong>an</strong>dschreiber und Kirchenschaffner auch. <strong>Sie</strong> steckten „schnurrichtig" zwischen die<br />

beiden obengen<strong>an</strong>nte Punkte eine St<strong>an</strong>ge und ließen die Zehntgarben auf der Ixheimer<br />

Seite durch die Zehntträger des Klosters zusammentragen und in des Klosters eigene<br />

Zehntscheuer bringen.<br />

Im <strong>Mittelbach</strong>er Auszug des B<strong>an</strong>nbuches st<strong>an</strong>d aber nichts von einer Buche. Pfarrer<br />

Hexamer wies nach, dass ein Büchsenschuß weit von der Buche eine Eiche st<strong>an</strong>d und<br />

bei ihr auch ein Stein. Da <strong>an</strong> dieser Stelle die von <strong>Mittelbach</strong>, Wattweiler und Ixheim mit<br />

Ihrem B<strong>an</strong>n zusammenstießen, musste dies der richtige Stein sein: denn <strong>an</strong> die Buche<br />

konnte der Wattweiler B<strong>an</strong>n nicht stoßen. 1623 im Dezember wurde der Streit<br />

entschieden. Das Oberamt sprach den <strong>Mittelbach</strong>ern das strittige L<strong>an</strong>d im Hühnertal zu.<br />

56


5.7.2 Streit zwischen Ixheim und <strong>Mittelbach</strong> um den Grenzverlauf<br />

von der Selters bis auf den Lohberg<br />

Bei der Renovation entst<strong>an</strong>d ein neuer Streit zwischen den beiden Gemeinden. Nach dem<br />

Oberb<strong>an</strong>nbuch (siehe Grenzbeschreibung des <strong>Mittelbach</strong>er B<strong>an</strong>nes) st<strong>an</strong>d <strong>an</strong> der Seiters<br />

ein Grenzstein und der nächste am Lohberg über der Weiserbach. Ixheim behauptete<br />

nun, die Grenze laufe von einem Stein zum <strong>an</strong>dern gerade. D<strong>an</strong>n wäre das vorders<br />

L<strong>an</strong>gental und die g<strong>an</strong>ze Weisersbach <strong>an</strong> Ixheim gefallen. Tilem<strong>an</strong>n Stella nennt aber<br />

schon 1563 den Ellernborn und den Ellerngraben <strong>als</strong> Grenze. Der B<strong>an</strong>n lag etwas<br />

oberhalb des Weges zum heutigen Altersheim <strong>an</strong> der Straße von <strong>Mittelbach</strong> nach Ixheim<br />

und von ihm führte ein Graben quer übers Tal zur Bickenalb, der Ellerngraben. Ixheim<br />

musste den Ellerngraben <strong>als</strong> Grenze <strong>an</strong>erkennen, und so wurde die Grenze um 1743<br />

festgelegt, wie sie heute noch verläuft.<br />

5.7.3 Der B<strong>an</strong>nstreit Bickenaschbach - <strong>Mittelbach</strong><br />

(Der Streitb<strong>an</strong>n)<br />

Der Streit um die B<strong>an</strong>ngrenze zwischen Bickenaschbach und <strong>Mittelbach</strong> hat die<br />

Ausein<strong>an</strong>dersetzungen zwischen dem damaligen Besitzer des Hofes Aemilium Casimir<br />

Wernigk von St. Ingbrecht, (ab 1724 auch seines Schwagers des Freiherrn Friedrich von<br />

und zu Schorrenburg, dem Besitzer des Wahlerhofes), und der herzoglichen<br />

Rentkammer, welche den rechtmäßigen Besitz der beiden Höfe <strong>an</strong>zweifelte, zum<br />

Hintergrund.<br />

Schon unter der schwedischen Regierung verl<strong>an</strong>gte m<strong>an</strong> am 4.4.1700 von Wernigk, der<br />

dam<strong>als</strong> Amtsverweser in Meisenheim war, durch Dokumente nachzuweisen, wie er in<br />

Besitz des Hofes, des L<strong>an</strong>dschaftlichen Platzes in der Stadt, des Salzhausen <strong>an</strong> der<br />

Kirche und des Schaffkorns von Einöd gekommen sei.<br />

Dieser Streit zwischen Wernigk von Schorrenburg und der Rentkammer erreicht seinen<br />

Höhepunkt <strong>als</strong> Pfalzgraf Gustav Samuel eine morg<strong>an</strong>atische Ehe mit Luise von Hoffm<strong>an</strong>n<br />

eingeht, und Freiherr von Schorrenburg, der „Geheimöder Roth und Präsident von allen<br />

Collegis" war, 1724 in Ungnade fiel.<br />

Wernigk von St. Ingbrecht und Freiherr von Schorrenburg erhoben im selben Jahr Klage<br />

gegen den Herzog und seine Rentkammer beim Reichskammergericht in Wetzlar. L<strong>an</strong>ge<br />

und schleppend zogen <strong>sich</strong> die Verh<strong>an</strong>dlungen hin. 1780 melden die Akten, dass der<br />

Streit noch nicht entschieden sei.<br />

Um 1700 müssen die <strong>Mittelbach</strong>er auch ihren Anspruch auf ein Stück L<strong>an</strong>d <strong>an</strong> der<br />

Grenze gegen Aschbach <strong>an</strong>gemeldet haben. In der Grenzbeschreibung des<br />

B<strong>an</strong>nbuches (<strong>Sie</strong>he Grenzbeschreibung des <strong>Mittelbach</strong>er B<strong>an</strong>nes) heißt es: Dies<br />

Gemark führt ahn uff der Krump fuhrt, da steht ein Stein jenseits der Bach, stoßent<br />

dar<strong>an</strong> die von Aspach, diesseits der Bach die von <strong>Hengstbach</strong>. Von der Krumen fuhrt bis<br />

auf einen Markstein vor der Höhe, stoßen dr<strong>an</strong> die Aspach. von dem Stein oben auf<br />

Stuppach, dar<strong>an</strong> stoßen die von Althornbach, Hornbach und Aspach. „Wichtig war nun<br />

festzustellen, wo die „Krump fuhrt" liege. Die <strong>Mittelbach</strong>er behaupteten, sie liege<br />

ungefähr dort, wo heute die <strong>Hengstbach</strong>er Gemarkungsgrenze aus der Winterbach<br />

kommend auf die Bickenalb stößt, dort mache der Bachlauf Krümmungen. Aschbach<br />

aber hielt dagegen, dort liege die Weilerfuhrt mit dem Weilergrund. Die Krumfurt liege<br />

weiter abwärts am Bach, ungefähr gegenüber der Einmündung des <strong>Hengstbach</strong>er<br />

57


Tales, wo eine kleine Schlucht in den Lohberg einschneidet. Aber dort war der Bachlauf<br />

gerade und ohne Biegungen.<br />

Am 6. August 1706 besahen die Renovatoren Sundahl und Becker im Auftrag der<br />

Regierung das strittige L<strong>an</strong>d. <strong>Sie</strong> zogen einen Auszug aus dem Oberamtsb<strong>an</strong>nbuch für<br />

den Bickenaschbacher B<strong>an</strong>n zu Rate. Dort heißt es: „Von dem Stein durch den<br />

<strong>Hengstbach</strong>er Rodbusch außen bis uff Winterbach steht ein Stein, scheidet <strong>Hengstbach</strong><br />

und Aspach. Von der Winterbach die Glam innen bis zur Weilerfuhrt. Zur Furt herüber<br />

den Aspacher Berg herab. Die Glam vorm Aspacher Berg herauf, uff <strong>Mittelbach</strong>er Höhe,<br />

da steht ein Stein, scheidet <strong>Mittelbach</strong> und Aspach, Von dem Stein oben <strong>an</strong> Stuppach,<br />

steht ein Stein am <strong>Mittelbach</strong>er Pfad, scheidet Althornbach und Hornbach."<br />

Die Hornbacher B<strong>an</strong>nbeschreibung meldet, dass bei dem Stein oben auf Stuppach 4<br />

B<strong>an</strong>ne zusammenstoßen, nämlich Hornbach, Aspach, <strong>Mittelbach</strong> und Alihornbach.<br />

Den Stein oben auf Stuppach lassen die Renavatoren gelten. Er wird in allen<br />

B<strong>an</strong>nbeschreibungen gen<strong>an</strong>nt. Auf der Grenze, wie die Aspacher den Verlauf sehen,<br />

steht am Berg ein Stein. Aber auf der von <strong>Mittelbach</strong> <strong>an</strong>gegebenen Grenze stehen den<br />

Berg hinauf 3 Steine.<br />

Um Klarheit zu schaffen, ließen die Renovatoren diese 4 Steine aufgraben. <strong>Sie</strong> f<strong>an</strong>den<br />

nach Angaben Sundahls nur unter dem einen Stein Scherben, aber unter den drei<br />

<strong>an</strong>dern nichts. Sundahl schloss daraus, dass die Angabe der Grenze durch die<br />

Aspacher richtig sei, die <strong>an</strong>dern drei Steine könnten vielleicht die Begrenzung einer<br />

Weide bezeichnet haben.<br />

<strong>Mittelbach</strong> wird darum aufgetragen innerhalb von 6 Wochen bessere Beweise<br />

beizubringen. - Später behauptet die Gemeinde diese Aufforderung nicht erhalten zu<br />

haben und auch der damalige Schultheiß Martin Sprenger von Wattweiler will sie nicht<br />

unterschrieben haben. Sundahl meint später, das strittige Gebiet gehöre vielleicht auch<br />

einem Dritten, denn Stella nennt hier ein Nonnengut.<br />

Die Sache zieht <strong>sich</strong> nun l<strong>an</strong>ge hin, das die schwedische Regierung in Zweibrücken<br />

nicht entscheiden k<strong>an</strong>n und die Akten zur königlichen Regierung nach Stockholm<br />

schicken muss.<br />

Wernigk kommt d<strong>an</strong>n 1720 <strong>als</strong> Amtsverweser nach Zweibrücken, sein Schwager von<br />

und zu Schorrenburg wird in diesem Jahr in den Freiherrnst<strong>an</strong>d erhoben und Präsident<br />

bei der Zweibrücker Regierung. Dass es jetzt um die <strong>Mittelbach</strong>er Sache schlecht steht,<br />

ist selbstverständlich.<br />

Die <strong>Mittelbach</strong>er beklagen <strong>sich</strong>, unter der schwedischen Regierung wollten die<br />

Hofbeständer des Aspacher Hofes schon den Zehnt von dem strittigen B<strong>an</strong>n einheben.<br />

<strong>Sie</strong> mussten aber die Garben wieder <strong>an</strong> den Zehntbeständer Oberförster Brühl<br />

herausgeben. Nun aber hat Präsident v. Schorrenburg 1722 unter Straf<strong>an</strong>drohung<br />

befohlen, den Zehnt <strong>an</strong> Aschbach abzuliefern.<br />

1723 war das strittige L<strong>an</strong>d nicht abzuliefern.<br />

1724 Wernigk erhebt Klage beim Reichskammergericht.<br />

1724 <strong>als</strong> die <strong>Mittelbach</strong>er ihr Vieh dort auf die Weide treiben, pfänden die Aspacher<br />

Hofleute 3 Stück. 2 geben sie gleich wieder zurück, eins aber <strong>als</strong> es vom<br />

Oberamt befohlen wird.<br />

58


1.7.1724 Die Hofleute zackern in dem Distrikt und sogar auf dem <strong>Mittelbach</strong>er B<strong>an</strong>n<br />

und besamen mit Dünkel. - Die <strong>Mittelbach</strong>er haben das Gras von einen Teil<br />

des strittigen Gebietes einem Zweibrücker verkauft.<br />

31.5.1724 erfolgt auf die Klage Wernigks Ladung vor das Reichskammergericht.<br />

7.7.1724 bringen die <strong>Mittelbach</strong> einen Zeugen in Gestalt des H<strong>an</strong>ß Jacob Jecki kath.<br />

von Birkenheid aus dem Oberpfälzischen Oberamt Germersheim. Er ist<br />

Strohdecker von Beruf und hält <strong>sich</strong> bei seinem Schwiegersohn H<strong>an</strong>ß Georg<br />

Stamm auf. Zu der eidlichen Aussage vor dem Oberamt Zweibrücken ist<br />

Wernigk auch geladen, erscheint aber nicht.<br />

Jecki sagt aus: Sein Vater sei 6 Jahre bevor die Fr<strong>an</strong>zosen Zweibrücken<br />

eingenommen hätten, das Jahr weiß er nicht mehr, auf dem<br />

Bickenaschbacher Hof Hofm<strong>an</strong>n gewesen. Der Hof habe dam<strong>als</strong> dem<br />

Großvater des Regierungsrats Wernigk gehört. Er selbst sei dam<strong>als</strong> schon<br />

erwachsen gewesen. Sowohl von seinem Vater <strong>als</strong> auch von Wernigk und<br />

seiner Eheliebsten habe er oft gehört, dass der B<strong>an</strong>n dem Wasser der<br />

Bickenalb nicht weiter hinuntergehe, <strong>als</strong> bis <strong>an</strong> den Ort, wo jetzt die Fuhrt<br />

durch das Wasser gehe, die m<strong>an</strong> ihm gestern gezeigt, gegenüber dem<br />

großen Tal, wie m<strong>an</strong> früher sagte, jetzt sage m<strong>an</strong> Winterbach. Von da die<br />

Grenze die Glam aufwärts gelaufen. Rechter H<strong>an</strong>d den Berg hinauf seien die<br />

Aschbacher mit ihrem Vieh gefahren, nie linker H<strong>an</strong>d. So hätten auch<br />

Christi<strong>an</strong> Neuschw<strong>an</strong>der, der vor seinem Vater Hofm<strong>an</strong>n war, und der alte<br />

Wernigk <strong>an</strong>gegeben.<br />

5.8.1724 Albert Otto Schneider, der Kammergerichtsbote erscheint in <strong>Mittelbach</strong><br />

und überreicht dem Bürgermeister Bernhard und dem Schultheiß Joh. Hof<br />

die Appelationssache. Beide erklären, sie wollten keinen Prozess<br />

<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen, das L<strong>an</strong>d wäre das nicht wert. Wenn die Herrschaft dies wollte,<br />

könnten sie es tun.<br />

Wernigk behauptet, die <strong>Mittelbach</strong>er hätten in früheren Zeiten Sack- und<br />

Rodgelder für das L<strong>an</strong>d entrichtet.<br />

16.8.1724 schnitten die Gemeinsleute Casper und Rudolf Glor von Bondenbach<br />

Dünkel auf dem strittigen Gelände und zwar den Aschbacher Hofm<strong>an</strong>n.<br />

Da kamen 5 <strong>Mittelbach</strong>er und verl<strong>an</strong>gten, dass das Schneiden sofort<br />

eingestellt werde. Die <strong>Mittelbach</strong>er luden den geschnittenen Dünkel auf<br />

und fuhren ihn heim. <strong>Sie</strong> sagten, wenn sie früher gekommen wären, <strong>als</strong><br />

der Knecht von Aschbach Dünkel einfuhr, so hätten sie das Gesp<strong>an</strong>n mit<br />

dem Dünkel mit nach <strong>Mittelbach</strong> genommen. Die Obrigkeit habe ihnen<br />

solches befohlen.<br />

24.11.1724 verl<strong>an</strong>gt der Advokat des Herzogs Wahl Vollmacht zur Prozessprüfung vor<br />

dem Reichskammergericht. Es unterschreiben mit dem Schultheißen und<br />

dem Bürgermeister noch 11 Gemeinsleute von <strong>Mittelbach</strong> diese<br />

Vollmacht.<br />

Als 1742 immer noch kein Ende des Prozesses abzusehen ist, beginnen die<br />

<strong>Mittelbach</strong>er Verh<strong>an</strong>dlungen direkt mit dem Hofbesitzer Wernigk<br />

einzuleiten. <strong>Sie</strong> werden auch einig und der Hofbesitzer sagt ihnen, sie<br />

sollten die Grenzsteine schon richten; er ist kr<strong>an</strong>k, wenn er wieder gesund<br />

59


ist, wolle er kommen und d<strong>an</strong>n sollten die Steine gesetzt werden. Aber<br />

Aemilium Casimir Wernigk stirbt am 13. 8. 1742. Nun bitten die<br />

<strong>Mittelbach</strong>er die Herrschaft den Streit zu beenden, da der Gemeinde so<br />

großer Schaden entstehe.<br />

60


5.7.4 Beilegung des Streites<br />

Im Herbst 1743 und im Frühjahr 1744 führen die <strong>Mittelbach</strong>er mit dem Advokaten<br />

der Freifrau von St. Ingbrecht noch drei Verh<strong>an</strong>dlungen bis eine Einigkeit erzielt<br />

werden k<strong>an</strong>n.<br />

Der Vergleich enthält folgende Bestimmungen:<br />

1. Das strittige Gelände wird in zwei gleiche Teile von je 90 1/2 Morgen<br />

geteilt. Jede Partei bekommt den <strong>an</strong> ihr B<strong>an</strong>n <strong>an</strong>stoßenden Teil.<br />

2. Keine Partei hat auf dem Gelände der <strong>an</strong>deren noch was zu suchen,<br />

weder Weid- noch Tränkrecht.<br />

3. <strong>Mittelbach</strong> zahlt für die 1724 genommenen Früchte 140 fl. aber ohne<br />

Zinsen.<br />

4. Die Gerichtskosten heben <strong>sich</strong> gegenseitig auf.<br />

Dieser Vergleich wurde am 9. April 1744 in einem Protokoll festgelegt. Ich gebe hier<br />

eine Fotokopie des Protokollschlusses mit den Unterschriften bei.<br />

Von der Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> haben unterschrieben:<br />

Henrich Jacob Leiner Gerichtsschöffe<br />

Jacob Berner Gerichtsschöffe<br />

Joh<strong>an</strong>nes Hof Christoffel gihn <strong>als</strong> Bürgermeister<br />

Im Namen der g<strong>an</strong>zen gemein<br />

Nickel Rohrbacher<br />

Paulus Grüneisen<br />

Peter Streng<br />

Jacob Neymiller<br />

H<strong>an</strong>ß Georg Groß<br />

henrich neimiller<br />

Ludwig Röller<br />

Joh<strong>an</strong>n Jacob Körner<br />

Nickel Grim<br />

Am 10. April wurde die neue Grenze ausgesteint. Die Grenzsteine zeigten auf der<br />

einen Seite W.V.S.I. / B.A. (Wernigk von St. Ingbrecht / Bickenaschbacher B<strong>an</strong>n)<br />

1744. Auf der <strong>an</strong>deren Seite war M.B. (<strong>Mittelbach</strong>er B<strong>an</strong>n) eingehauen. Nach dem<br />

Abkommen von 1733 gehörte das gewonnene Stück L<strong>an</strong>d aber der Herrschaft. Die<br />

<strong>Mittelbach</strong>er kauften es nun zum Betrag von 500 fl von dieser.<br />

61


5.7.5 Verteilung des Streitb<strong>an</strong>ns<br />

Der Renovator Carl Sundahl vermisst nun das L<strong>an</strong>d und verteilt es gleichmäßig <strong>an</strong><br />

die <strong>Mittelbach</strong>er Untert<strong>an</strong>en. Specifikation derer gemeinsleuten, welche <strong>an</strong> dem<br />

District so strittig mitt Bicken Aspach, jetzo Vermög Vergleichs in Partes aquales<br />

Vertheilt werden soll, Theil haben <strong>als</strong><br />

1. Jacob Berner Gerichtsm<strong>an</strong>n<br />

2. Hinrich Jacob Leyer Gerichtsm<strong>an</strong>n<br />

3.H<strong>an</strong>s Georg Groß Ackerm<strong>an</strong>n<br />

4. Jacob Kerner Taglohner<br />

5. Ludwig Kerner Ziegler<br />

6. Jacob Keyser H<strong>an</strong>dfröhner<br />

7. Joh<strong>an</strong>nes Hof Fuhrm<strong>an</strong>n<br />

8. Nickel Rohrbacher Fuhrm<strong>an</strong>n<br />

9. Ulrich Flickinger Fuhrm<strong>an</strong>n<br />

10. Henrich Vollenweider Fuhrm<strong>an</strong>n<br />

11. Ludwig Röller H<strong>an</strong>dfröhner<br />

12. Jacob Hüge H<strong>an</strong>dfröhner<br />

13. Christi<strong>an</strong> Grüneisen H<strong>an</strong>dfröhner<br />

14. Nickel Weiß H<strong>an</strong>dfröhner<br />

15. Hinrich Maurer H<strong>an</strong>dfröhner<br />

16. Peter Mauß H<strong>an</strong>dfröhner<br />

17. Philipp Mintzer H<strong>an</strong>dfröhner<br />

18. Joh<strong>an</strong>nes Flickinger H<strong>an</strong>dfröhner<br />

19. Georg Kleinen Wittib H<strong>an</strong>dfröhner<br />

20. Jacob Sutor H<strong>an</strong>dfröhner<br />

21. Pauly Grüneisen H<strong>an</strong>dfröhner<br />

22. Michell WüIlenweber Fuhrm<strong>an</strong>n<br />

23. D<strong>an</strong>iel Grim H<strong>an</strong>dfröhner<br />

24. H<strong>an</strong>ß Adam Neumüller H<strong>an</strong>dfröhner<br />

25. Pauly Kuhn H<strong>an</strong>dfröhner<br />

26. Wilhelm Grimm H<strong>an</strong>dfröhner<br />

27. Nickel Neumüller H<strong>an</strong>dfröhner<br />

28. Wilhelm Neumüller Müller und Fuhrm<strong>an</strong>n<br />

29. Joh<strong>an</strong>n Mauer H<strong>an</strong>dfröhner<br />

30. Christoffel Kühn H<strong>an</strong>dfröhner<br />

31. Nickel Grimm Fuhrm<strong>an</strong>n<br />

32. Hinrich Neumüller H<strong>an</strong>dfröhner<br />

33. Peter Spreng H<strong>an</strong>dfröhner<br />

34. Jacob Neumüller Fuhrm<strong>an</strong>n<br />

35. Peter Schweitzers Wittib Fuhrm<strong>an</strong>n<br />

36. Pauly Noe H<strong>an</strong>dfröhner<br />

37. Michel Heck H<strong>an</strong>dfröhner<br />

38. Peter Netz H<strong>an</strong>dfröhner<br />

62


Von Interesse ist, wie Sundahl das Stück L<strong>an</strong>d verteilte. Um allen Beteiligten gerecht<br />

zu werden, teilte er das g<strong>an</strong>ze L<strong>an</strong>d in 5 Ahnungen und griff dabei besonders gegen<br />

die Spitze zu, um g<strong>an</strong>ze Ahnungen zu bekommen, etwas auf das <strong>Mittelbach</strong>er B<strong>an</strong>n<br />

am Lohberg über, das im Renovationsprotokoll noch nicht vollständig aufgeteilt war.<br />

Jeder Untert<strong>an</strong> bekam in jeder Ahnung möglichst ein Äckerchen, welches, entschied<br />

wahrscheinlich ein Los. Im g<strong>an</strong>zen bekam jeder Beteiligte etwas mehr <strong>als</strong> 2 Morgen<br />

L<strong>an</strong>d.<br />

Die fünf Ahnungen und ihre Einteilung:<br />

1 .In den Grundbirnstückern (28 Äcker mit je 1/2 Morgen 10 Äcker aber waren<br />

zwischen 27 und 31 1/2 Ruten)<br />

2. In der Vorderahnung (38 Äcker schw<strong>an</strong>kend zwischen 1/2 Morgen 12<br />

Ruten und 1/2 Morgen 15 1/2 Ruten)<br />

3. In der Hinterahnung (38 Äcker je 1 Morgen 12 Ruten und 6 Äcker<br />

mit 1/2 Morgen 15 1/2 Ruten)<br />

4. In der l<strong>an</strong>gen Ahnung (38 Äcker je 1 Morgen 12 Ruten und 6 Äcker<br />

uff Aschbacherberg mit 1/2 Morgen 16 Ruten)<br />

5. In der Dreispitz (31 Äcker je 1/4 Morgen 20 Ruten<br />

uff der Stuppach und 2 Äcker je 1 1/4 Morgen)<br />

So war der Streit um das Streitb<strong>an</strong>n nun nach rund 40 Jahren beigelegt.<br />

Dieses g<strong>an</strong>ze L<strong>an</strong>d und noch m<strong>an</strong>chen <strong>an</strong>deren Acker am Lohberg verkauften<br />

<strong>unsere</strong> <strong>Mittelbach</strong>er Bauern 1958-1960 <strong>an</strong> die <strong>Sie</strong>dlungsgenossenschaft, welche die<br />

Felder, den auf dem Grund und Boden des Bickenaschbacher Hofes, für Flüchtlinge<br />

neu errichteten <strong>Sie</strong>dlungen zuschlug.<br />

63


6.0 Die Höfe u. Mühlen<br />

6.1 Die älteste Mühle in <strong>Mittelbach</strong><br />

L. Kampfm<strong>an</strong>n berichtet in seiner Heimatkunde des Bez. Zweibrücken (Herzog. Steph.<br />

Renten u. Lehensb. Fol.290), dass die <strong>Mittelbach</strong>er Mahlmühle schon um 1400<br />

best<strong>an</strong>d und dem Herzog ein Mühlschwein im Werte von 4 Gulden und für die Ölmühle<br />

1 Albus Zins gab: Diese Mühle st<strong>an</strong>d in den Pulverwiesen (ehemaliger Fußballplatz).<br />

Bei Anlage dieses Sportplatzes 1930 zog <strong>sich</strong> am H<strong>an</strong>g des Lohberges noch eine<br />

deutliche Vertiefung hin, die dam<strong>als</strong> aufgefüllt werden musste. Es war der Mühlgrabe.<br />

Die Mühle selbst st<strong>an</strong>d ungefähr dort, wo dam<strong>als</strong> das Tor talabwärts seinen St<strong>an</strong>d hat.<br />

Die Karte des Renovationsprotokolls zeigt den Verlauf des Mühlgrabens noch. -Über<br />

das Schicksal der Mühle erfahren wir zwischen 1570 u. 1580 (Staatsarch. Speyer,<br />

Zweibr. I 1101), dass sie bei der Erbauung der Mühle in Zweibrücken abgebrochen<br />

wurde und in Abg<strong>an</strong>g kam.-1571 sucht nun Stoffel Krieger, Zimmerm<strong>an</strong>n und Bürger<br />

zu Zweibrücken nach, die Mühle wieder aufrichten zu dürfen. Ebenso melden <strong>sich</strong> in<br />

den nächsten Jahren Heinrich Schindeldecker, Zimmerm<strong>an</strong>n und Mühlarzt von<br />

Dietrichingen und Niclas Miller von Eischweiler, welcher <strong>als</strong> Lehnsmüller auf der<br />

Contwiger Mühle saß. Der L<strong>an</strong>dschreiber Jacob Kneußel fertigt nun verschiedene<br />

Berichte über die Möglichkeit, die <strong>Mittelbach</strong>er Mühle wieder aufzubauen. Es scheint<br />

daraus hervorzugehen, dass die Mühle früher B<strong>an</strong>nmühle des Ixheimer Hofes mit<br />

seinen Dörfern war, die m<strong>an</strong> aufließ, um die Zweibrücker Mühle in ihrem Best<strong>an</strong>d zu<br />

stärken und die Einnahmen des Herzogs zu erhöhen. Nun will m<strong>an</strong> zur neuen Mühle<br />

<strong>Mittelbach</strong>, <strong>Hengstbach</strong>, Böckweiler, Wattweiler und Althornbach schlagen, und der<br />

L<strong>an</strong>dschreiber stellt am 14.1.1577 ein Verzeichnis der Hausgesäße dieser Dörfer auf<br />

und wie viel jeder zu mahlen habe. (<strong>Sie</strong>he Verzeichnis der Einwohner vor dem 30<br />

jährigen Kriege) Aus der Menge der zu mahlenden Frucht können wir auf die Größe<br />

der Familien schließen. <strong>Mittelbach</strong> ver<strong>an</strong>schlagt der L<strong>an</strong>dschreiber für 145 Malter,<br />

<strong>Hengstbach</strong> für 84 Malter, Wattweiler für 100 Malter, Althornbach für 178 Malter und<br />

Böckweiler für 100 Malter, Außerdem meint er, könne auch der Ort Birkhausen in<br />

<strong>Mittelbach</strong> mahlen und bringt 80 Malter in Anschlag. Der L<strong>an</strong>dschreiber verh<strong>an</strong>delt<br />

auch mit den Bittstellern wegen der Mühlenpacht. Niclas Miller will geben: 8 Malter<br />

Korn, ein Schwein zu 4 Gulden, 6 Cappen und 100 Eier. Stoffel Krieger, jetzt<br />

Zimmerm<strong>an</strong>n gen<strong>an</strong>nt, will 2 Freijahre und d<strong>an</strong>n 14 Malter schönes Korn, 1 Schwein<br />

für 4 Gulden, 6 Cappen und 100 Eier, wenn er von den Fron frei 2 Gulden, und wenn<br />

er sein Vieh mit den <strong>Mittelbach</strong>ern auf die Weide treiben darf 1 Gulden, geben. 1579<br />

werden alle Gesuche abgelehnt. Die Bittsteller wollen zu wenig zahlen, und eine Mühle<br />

in <strong>Mittelbach</strong> wäre für die in Zweibrücken schädlich.<br />

Bald d<strong>an</strong>ach kauft Nicol Müller Gemeinsm<strong>an</strong>n von <strong>Mittelbach</strong> die Pletschmühle. Er<br />

ist ein armer M<strong>an</strong>n mit Frau und 7 Kindern. Er k<strong>an</strong>n weder die Mühle noch die<br />

Pacht bezahlen. Oberkeller Linder berichtet: Der Müller hat kein Wasser und keine<br />

Mahlgäste. Zu pfänden ist nichts. Wenn ich hinkomme, finde ich in der Mühle nur<br />

junge Kinder, die keine Nahrung haben und zu bedauern sind, aber kein Korn.<br />

1654 berichtet Bernhard Lammers, der Sohn des obenstehenden Theophelius,<br />

dass Nicolaus Müller in den Krieg gezogen ist.<br />

Weib und Kinder ließ er zurück, sie betteln nun ihr Brot. Seit über 8 Jahren wurde in<br />

der Mühle kein Körnchen mehr gemahlen. Aber die Pacht wurde gefordert. die<br />

Gebäude sind zerfallen; das Vieh geht ein und aus. Seine Mutter, die Witwe ist,<br />

k<strong>an</strong>n nicht zahlen und hat schon einen Schaden von über 100 Gulden. Wenn die<br />

Mühle wieder in G<strong>an</strong>g ist, will er zahlen.<br />

Schon halb zerfallen trifft nun 1635 das Mühlchen dasselbe Schicksal, wie alle<br />

Gebäude hier. Es wird zerstört und nichts bleibt übrig.<br />

64


6.3.1 Wiederaufbau<br />

Erst 1687 hören wir wieder etwas von ihr. Peter Reinhard vom Sülzerhof, Cronberg<br />

bei Creuznach im Pfalz-Neuburgischen bürtigt mit seiner Frau Maria meldet <strong>sich</strong><br />

und will die Mühle wieder aufbauen. Um der damaligen fr<strong>an</strong>zösische Verwaltung<br />

keine Gelegenheit zum Eingreifen zu geben, genehmigt die Rentenkammer recht<br />

bald den Antrag und verl<strong>an</strong>gt nach 8 Freijahren zunächst 2 Malter Korn, u. 2<br />

Cappen Pacht. Nach weiteren 2 Jahren aber will sie die volle Pacht mit 3 Malter<br />

Korn und 2 Cappen. Aber Reinhard lässt nichts mehr von <strong>sich</strong> hören.<br />

Wieder gehen beinahe 20 Jahre ins L<strong>an</strong>d, da bekommt 1704 der Müller H<strong>an</strong>ß Peter<br />

Pfeifer von Limbach die Genehmigung zum Aufbau der Mühle. Er beginnt auch<br />

tatkräftig, aber das Geld geht ihm aus. Das aufgerichtete Gebäude hat noch kein<br />

Dach und die H<strong>an</strong>dwerker drängen auf Zahlung 172 1/2 Gulden. 1705 meldet <strong>sich</strong><br />

Remeus Wadsacker von Niederbexbach und will die Mühle aufbauen. Pfeifer gibt<br />

sein Recht aber <strong>an</strong> den Hornbacher Müller Ciriacus (Jakob) Weber ab. Dieser baut<br />

nun fertig und erhält am 8. Mai 1705 seinen Erbbest<strong>an</strong>dsbrief. Er muss 3 Malter<br />

Korn und 2 Cappen jährlichen Zins geben und erhält 4 Freijahre. Er gibt der<br />

Regierung bek<strong>an</strong>nt, dass er noch einen Schälg<strong>an</strong>g für Spelz und Dinkel einbauen<br />

will Joh<strong>an</strong>n Jakob Neumüller hatte 1702 die Mühle v Niederhausen von seinem<br />

Vorfahren Friedrich Neumüller übernommen. Für Kau- u. Reparationskosten waren<br />

342 Gulden 13 Batzen 8 Pfennig zu zahlen. dazu lieh ihm sein Vetter Jakob Weber<br />

298 Gulden. Als Pf<strong>an</strong>d wurde die Niederhauser Mühle eingesetzt. Weil nun<br />

Neumüller glaubt, die Schulden mit Zinsen nicht abtragen zu können, werden beide<br />

einig, ihre Mühlen zu tauschen, und was die Niederhauser Mühle mehr wert ist, <strong>als</strong><br />

Tilgung der Schuld <strong>an</strong>zusehen. Aber Neumüller, seine Söhne und Enkel können<br />

des Tausches nicht froh werden. Er bringt ihnen nur Kummer Sorgen und Not. Das<br />

Mühlchen im Rechental ist zu klein, des Wassers zu wenig, so dass 1/2 Jahr l<strong>an</strong>g<br />

überhaupt nicht gemahlen werden k<strong>an</strong>n, die Pacht ist zu hoch. Der Besitzer hat 7<br />

Kinder zu ernähren und einen alten gebrechlichen Schwiegervater bei <strong>sich</strong>.<br />

6.2 Eine Pulvermühle zu <strong>Mittelbach</strong><br />

Der heutige Fußballplatz unterhalb der <strong>Mittelbach</strong>er Mühle trug noch vor 30<br />

Jahren den Namen die „Pulverwiese" und die Gärten am linken Bickenalbufer<br />

hießen „Pulvergärten. Es ist dies derselbe Platz, <strong>an</strong> dem die älteste <strong>Mittelbach</strong>er<br />

Mahlmühle, die Mühle der Schultheißerei Ixheim st<strong>an</strong>d.<br />

1619 kaufte der Bürger Matheiß Roden von Zweibrücken von dem Untert<strong>an</strong><br />

Pfeifer Theobald von <strong>Mittelbach</strong> ein Stück L<strong>an</strong>d und zwei Gärten jenseits der<br />

Bach, auf welchem Platz früher eine Mahlmühle st<strong>an</strong>d. Er zahlt für das 8 Ruten<br />

große Stück L<strong>an</strong>d 10 bz 10 Pfennige. Roden errichtet hier eine Pulvermühle mit<br />

einem „Kernhaus". Im selben Jahr noch wurde ihm ein Erbbest<strong>an</strong>dsbrief über die<br />

Mühle ausgestellt. Boden und Wasserfallzins betrugen einen halben Gulden. Die<br />

Herrschaft liefert den Salpeter für rund 7 Gulden den Zentner. Roden muss ihn zu<br />

Pulver vermahlen und von jedem Zentner Salpeter musste Roden 1 Zentner oder<br />

100 Pfund gutes Pulver liefern, 1631, in einem Kaufakt, wird uns ein<br />

Salpetermacher H<strong>an</strong>sen zu <strong>Mittelbach</strong> gen<strong>an</strong>nt, und am 1.9. 1687 stirbt Abraham<br />

Grimm, der alte Pulvermacher von <strong>Mittelbach</strong>.<br />

1632 besitzen die Erben von Matheiß Roden noch die Gärten und der<br />

Erbbest<strong>an</strong>dszins für die Pulvermühle wurde noch 1634 bezahlt. 1635 ging nun die<br />

Pulvermühle mit dem Dorf <strong>Mittelbach</strong> unter. Die Gebäude zerfielen, das L<strong>an</strong>d<br />

65


verwilderte. Erst 1667 wird zwar nicht von der Pulvermühle aber von dem Garten<br />

berichtet. Die gnäd. Herrschaft hat ihn für 7 Gulden 12 bz. und 8 Pf. säubern<br />

lassen. Ein Schweizer Hintersaß, der unständig auf dem Ixheimer Hof lebt,<br />

genießt ihn und zahlt den Zins. 1673 hat Peter Royer, der im Zweibrücker<br />

Kirchenbuch der Welsche gen<strong>an</strong>nt wird, für einige Jahre den Zins bezahlt. Er lief<br />

d<strong>an</strong>n aber davon. Ab 1674 erfolgt die Zinszahlung unständig durch Fredericus<br />

Müller, einen Erben des Mathis Roden.- 1699 ist Chirurgus Joh. Adam Braun<br />

Besitzer, und 1706 kaufen H<strong>an</strong>ß Rohrbacher und seine Hausfrau Anna Catharina<br />

den Garten für 25 Gulden, den Gulden zu 15 bz. oder 60 Kreuzern. Auf dem<br />

Garten lagen dam<strong>als</strong> noch ,7bz. 8Pf. Bodenzins zur L<strong>an</strong>dschreiberei.<br />

6.3 Die Mühle im Rechental (..die Alt Mühl ' )<br />

Schon vor dem 50 jährigen Kriege entsteht im Rechental <strong>an</strong> der Stelle, die noch<br />

die „Alt Mühl" heißt, eine kleine Mühle. Cornelius Carsten (Korst) von <strong>Mittelbach</strong><br />

bittet am 20.1.1609 die herzogliche Regierung zu <strong>Mittelbach</strong> im Rechental in der<br />

Neuwies, wo die zwei Bronnenflüßchen durchlaufen, eine Pletschmühle mit einem<br />

G<strong>an</strong>g aufbauen zu dürfen. Er bekommt die Erlaubnis, darf aber nur „zu seines<br />

Hausstaden Notdurft" mahlen. Nur in Notzeiten, wenn die <strong>an</strong>dern Mühlen nicht<br />

mahlen können, soll ihm gestattet sein, Mahlgäste <strong>an</strong>zunehmen und <strong>als</strong> Molter<br />

1/16 zu nehmen. Als Mühlpacht zahlt er 2 Cappen und 3 Malter Korn Zweibrücker<br />

Maß.<br />

1612 erkauft Theophelus Lammersdörfer das Mühlchen. Er will noch einen<br />

Schälg<strong>an</strong>g einbauen und soll darum zu der vorigen Pacht noch 2 Cappen<br />

zugeben.<br />

6.4 In <strong>Mittelbach</strong> entsteht eine neue Mühle<br />

1707 schon kommt Neumüller ein, seine Mühle abreißen und nach <strong>Mittelbach</strong><br />

herein <strong>an</strong> die Bickenalb verlegen zu dürfen. 1711 erhält er die Erlaubnis und<br />

beginnt mit dem Neubau <strong>an</strong> der Stelle der heutigen Mühle. Aber auch <strong>als</strong> die Mühle<br />

d<strong>an</strong>n endlich steht, treffen wir immer wieder auf Gesuche um Pachtminderung u.<br />

Zahlungsaufschub wegen Kr<strong>an</strong>kheit und geringer Einnahmen. Auch <strong>als</strong> sein Sohn<br />

Wilhelm 1738 die Mühle um 900 Gulden übernimmt und seinen Geschwistern ihr<br />

Erbteil herauszahlen muss, wird es nicht besser. Er bittet Geld auf die Mühle<br />

aufnehmen zu dürfen, um Nachlass des Laudemiums, um Nachlass beim Erwerb<br />

des Erbbest<strong>an</strong>dsbriefes, der 34 Gulden 7 Batzen 8 Pfennige kosten soll. Er hat<br />

durch Hochwasser für 500 Gulden Schaden gehabt. 1743 kauft Wilhelm Neumüller<br />

L<strong>an</strong>d und bittet, 500 Gulden aufnehmen zu dürfen. Die neuerbaute <strong>Hengstbach</strong>er<br />

Mühle macht ihm zu schaffen. Er will darum eine neue Mühle mit oberschlägigem<br />

Mühlrad bauen und dazu einen Mühlgraben durch die Wiesen und Gärten der<br />

<strong>Mittelbach</strong>er ziehen was aber nicht zugest<strong>an</strong>den wird. - 1754 wird ihm das g<strong>an</strong>ze<br />

Vieh versteigert. Als er 1755, vom Mühlrad erdrückt, stirbt, hinterlässt er seiner<br />

Frau eine Schuldenlast von 1690 Gulden. Frau Barbara bittet um Erlass der Pacht<br />

auf 3 Jahre. 1767 wird die Mühle um 3367 Gulden versteigert. Steigerer ist<br />

Zacharias Wilhelm von Odweiler. Er gibt sie seinem Vetter Friedrich Neu Müller,<br />

einem Sohn von Wilhelm Neumüller, der Witwer ist und die Hochwieser Mühle<br />

66


Oberamt Ottweiler im Nassau-Saarbr. zur Hälfte besitzt. Dieser bekommt 1769 den<br />

Erbbest<strong>an</strong>dsbrief.<br />

Aber keiner von beiden k<strong>an</strong>n zahlen. Darum wird die Mühle 1772 erneut versteigert.<br />

Wieder ersteigt sie Zacharias Wilhelm und zwar mit den Liegenschaften zusammen<br />

für 2750 Gulden. Nach seinen Angaben verkauft er alles bald wieder <strong>an</strong> den<br />

Kriegsrat von Ochs um 3000 Gulden. Dieser aber konnte ebenso wenig zahlen,<br />

ergriff aber Besitz von der Mühle und wohnte dort. Inzwischen war bei der<br />

Regierung der Ged<strong>an</strong>ken aufgetaucht, die Mühle in eine Achatschleife<br />

umzuw<strong>an</strong>deln und sie allein für 1900 Gulden zu erwerben. M<strong>an</strong> beginnt auch sie<br />

einzurichten. Aber im März 1777 ist die Gipstampfe, die auch errichtet werden soll,<br />

noch nicht gedeckt und mit dem Wasserbau ist noch nicht begonnen. Die<br />

Achatschleifer gehen müßig und kosten viel Geld. Als Achatschleifer werden in<br />

<strong>Mittelbach</strong> gen<strong>an</strong>nt Jacob Märker und Steinschneider Schmid. Der Wasserbau,<br />

Wehr usw. werden für 500-600 Gulden ver<strong>an</strong>schlagt. (vergl.1550) An der Geldfrage<br />

scheitert das g<strong>an</strong>ze Projekt, und 1777 lässt die Herrschaft die Mühle wieder<br />

versteigern. Steigerer ist Georg Noe, der 1784 <strong>als</strong> Schuldiener in Ixheim gen<strong>an</strong>nt<br />

wird. Er erwirbt die Mühle für 1650 Gulden. Die teilweise eingerichtete<br />

Achatschleife wird nun abgebaut. Es finden <strong>sich</strong> noch ungefähr 18 Zentner<br />

ungeschliffene Steine und ungefähr ein Korb voll <strong>an</strong>geschliffener Steine vor. Was<br />

mit der Einrichtung und den Steinen geschah, wissen wir nicht. Vielleicht wurde<br />

alles in die alte Achatschleife nach Eiweiler Amt Nohfelden gebracht, oder erkaufte<br />

es Ludwig Müller u. Conrad Klein, <strong>als</strong> sie 1778 <strong>an</strong> der Schließe, welche zur<br />

Wiesenbewässerung errichtet worden war, eine Schleife und später eine<br />

Waffenschmiede, den Ixheimer Hammer errichteten.<br />

Georg Noe hat den Auftrag, eine Mahlmühle einzurichten.<br />

Dazu baut er auch noch eine Gipsmühle.<br />

1784 verkauft er die Mühle <strong>an</strong> Wilhelm Schwarz von W<strong>als</strong>heim um 5822 Gulden.<br />

Dieser wieder verkauft sie 1787 um 4000 Gulden <strong>an</strong> Georg Wolf (1642) von<br />

Wolfersheim.<br />

Weiter waren Besitzer der <strong>Mittelbach</strong>er Mühle: (Die Zahlen in den Klammern<br />

weißen auf den sippenkundlichen Teil hin)<br />

Christi<strong>an</strong> Hauter<br />

Jakob Rohrbacher<br />

Heinrich Brünisholz<br />

Christi<strong>an</strong> Müller verkauft die Mühle 1845 um 5000 fl. <strong>an</strong><br />

Georg Schneider Dieser ist ab 1851 Ziegler und verkauft die<br />

Mühle im gleichen Jahr <strong>an</strong><br />

Josef Weber um 6700 fl. Von ihm kommt sie 1852 um 5000 fl. <strong>an</strong><br />

D<strong>an</strong>iel Christm<strong>an</strong>n Er übergibt sie 1862 <strong>an</strong> seine Tochter Luise und<br />

seinen Schwiegersohn Wilhelm Eisenbeiß Von<br />

ihm wird die Mühle auf seinen Sohn<br />

Ferdin<strong>an</strong>d Eisenbeiß vererbt. 1923 ging sie <strong>an</strong><br />

Friedrich Weber über, der sie <strong>an</strong> seinen Schwiegersohn<br />

Georg Reif vererbte. Von ihm kam sie wieder <strong>an</strong> den<br />

Schwiegersohn<br />

Helmut Ruf d<strong>an</strong>ach <strong>an</strong> dessen Sohn<br />

Rainer Ruf, der die Mühle abreißen und durch einen Neubau<br />

ersetzen ließ..<br />

67


6.5 Die Lohmühle im Rechental<br />

68<br />

Die <strong>Mittelbach</strong>er Mühle<br />

wurde 1711 gegründet und,<br />

wie einige <strong>an</strong>dere Mühlen<br />

im Herzogtum auch, unter<br />

Herzog Christi<strong>an</strong> IV. In eine<br />

Achatschleife<br />

umgew<strong>an</strong>delt, wo die im<br />

Hunsrück gefundenen<br />

Halbedelsteindrusen und -<br />

m<strong>an</strong>deln geschliffen<br />

wurden. Auch Gips wurde<br />

hier dam<strong>als</strong> gemahlen.<br />

Unser Bild zeigt die<br />

Bachseite mit dem Wehr.<br />

Der alte Mühlenplatz im Kirchen- oder Rechental lag, seit 1711 die Mahlmühle durch<br />

Jacob Neumüller ins Dorf <strong>an</strong> die Bickenalb verlegt worden war, unbenutzt 1741<br />

heiratet Joh<strong>an</strong>n Michael Heck von Bergzabern die Anna Margaretha Enkler von<br />

<strong>Mittelbach</strong> und ließ <strong>sich</strong> nun hier nieder. Bald beg<strong>an</strong>n er auch auf seinem H<strong>an</strong>dwerk<br />

<strong>als</strong> Rothgerber zu arbeiten. Die Eichenlohe zum Gerben musste er in Niederauerbach<br />

holen, wie er selbst berichtet. Das war, weil er kein Fuhrwerk hatte, für ihn<br />

beschwerlich, umständlich und zeitraubend. So wendet er <strong>sich</strong> am 1.5.1743 <strong>an</strong> die<br />

gnädige Herrschaft und bittet, im Rechental, auf dem Platz, den er Jakob Neumüller<br />

gekauft hat, wo früher die Mahlmühle st<strong>an</strong>d, eine Lohstampfe mit drei Stempeln<br />

errichten zu dürfen. Die Genehmigung wird ihm erteilt, und nach dem Erbbest<strong>an</strong>dsbrief<br />

muss er 1 Gulden 7 bz 8 Pfennige deutscher Währung Erbbest<strong>an</strong>dszins zahlen. Bald<br />

aber zeigt <strong>sich</strong> die Wasserkraft wieder <strong>als</strong> zu schwach und Heck will 1753 noch ein<br />

Wiesenstück zur Schwellung und Clausung des Wassers kaufen. 1758 will er bei der<br />

Lohstampfe ein kleines Wohnhaus errichten, da ihm durch Neider viel Schaden<br />

entsteht, er möchte auch den Erbbest<strong>an</strong>d in einen Zeitbest<strong>an</strong>d umgew<strong>an</strong>delt haben.<br />

1773 bittet Heck, ihn g<strong>an</strong>z von dem Erbbest<strong>an</strong>d zu lösen. Er hat vor 12 Jahren die<br />

Hälfte des Mölschbacher Hofes übernommen und darum während der g<strong>an</strong>zen Zeit die<br />

Mühle nicht mehr benutzt aber sein Best<strong>an</strong>dsgeld bezahlt. Nun hat vor drei Jahren <strong>an</strong><br />

einem Sonntag der Sturm das Mühlchen umgerissen, das Holzwerk wurde gestohlen<br />

und das Eisenwerk abgeschlagen. Aber die Herrschaft ist mit der Lossprechung nicht<br />

einverst<strong>an</strong>den. Entweder muss Heck den Zins weiterzahlen, oder er muss die


Lohmühle wieder aufbauen und <strong>an</strong> den L<strong>an</strong>desherrn abtreten, wie es im Best<strong>an</strong>dsbrief<br />

gefordert wird.<br />

Heck sucht nun nach einem Ausweg. Zunächst will er eine Gipsmühle errichten, die<br />

Gips zum Düngen liefern soll. Aber es kommt nicht zum Bau, die Wasserkraft ist zu<br />

schwach und die <strong>Mittelbach</strong>er brauchen das Wasser zum Bewässern ihrer Wiesen.<br />

Darum verl<strong>an</strong>gt das Oberamt, dass Heck den Preis für die Errichtung einer Lohmühle<br />

bezahlen soll. Am 24.7.1774 macht Heck seinen Gegenvorschlag, er will den<br />

Mühlenplatz abtreten und von dem Zins befreit sein. Wahrscheinlich hat m<strong>an</strong> <strong>sich</strong><br />

d<strong>an</strong>n geeinigt, denn die Akten melden weiter nichts mehr von der „Alt- Mühl"<br />

6.6 Dorf u. Hof Bickenaschbach<br />

Aus den ehemaligen Dörfchen, dem Meyerhof des Klosters Hornbach, entstehen der<br />

Bickenaschbacher- und der Wahlerhof. Tilem<strong>an</strong> Stella nennt in seiner Beschreibung<br />

des Oberamts Zweibrücken 1563/64 einen Hof Bickenaspach. Es war dies kein Hof in<br />

heutigem Sinn, sondern ein kleiner Ort, ein Meyerhof des Klosters Hornbach auf dem<br />

kurz vor Ausbruch des 30jährigen Krieges der Hofmeyer des Klosters und 12<br />

Gemeinsleute lebten.<br />

Schon 1307 besaß nach Kampfm<strong>an</strong>n der Edelknecht Folmar gen. Clobelauch das<br />

Lehen und gab es in diesem Jahr <strong>an</strong> den Ritter Henrich Mauchenheimer von<br />

Zweibrücken. Als Hofbeständer werden uns d<strong>an</strong>n 1550 Peter Motsch von Ixheim und<br />

1605 H<strong>an</strong>s Opp von Lichtenberg gen<strong>an</strong>nt.<br />

Von Interesse ist, dass dieser Ort Bickenaspach und der heutige Bickenaschbacher-<br />

Hof in älterer Zeit schon eine <strong>Sie</strong>dlung <strong>als</strong> Vorgängerin hatten. Im <strong>Mittelbach</strong>er<br />

Renovationsprotokoll wird die enge Schlucht, die der <strong>Hengstbach</strong>er Mühle gegenüber<br />

in den Bickenaschbacher Wald einschneidet „Weiler Grund" gen<strong>an</strong>nt und nicht weit<br />

davon ist in der Bickenalb die „Weilerfurt" eingezeichnet. Die Annahme, dass hier in<br />

der ältesten Zeit der Besiedlung durch die Fr<strong>an</strong>ken ein Ort mit dem Namen „Weiler"<br />

lag, wird noch bestärkt wenn in einem Hofbest<strong>an</strong>dsbrief von Bickenaspach um 1530 zu<br />

lesen ist, dass der Beständer auch das „Weiler-Gütchen" zu genießen habe.<br />

Am Ende des großen Krieges lag Hof und Gut verwildert und verwüstet. Vielleicht<br />

schon um 1650 erhielt der Sekretär Barth. Wernigk, welcher <strong>sich</strong> später von<br />

St. Ingbrecht n<strong>an</strong>nte, <strong>als</strong> Lohn für seine dem Herzogtum geleisteten Dienste und <strong>als</strong><br />

Vergütung für ausstehende Besoldung den „öden und mageren Ort Bickenaspach".<br />

1664 wird ein Hofm<strong>an</strong>n gen<strong>an</strong>nt. Er ließ um 1680 auf der alten Gemarkung von<br />

Aspach, welche <strong>sich</strong> <strong>an</strong> beiden Ufern der Bickenalb hinzog, zwei Höfe, den<br />

Bickenaschbacher- und den Wahlerhof, erbauen. Der Bickenaschbacher-Hof gehört<br />

heute zur Gemeinde Hornbach.<br />

6.7 Der Wahlerhof<br />

69


Das Tälchen, in dem heute der Wahlerhof liegt, nennt schon Til. Stella Wahler Grund.<br />

Der Hof erhielt <strong>als</strong>o nach der Lage seinen Namen. Er gehört heute zur Gemeinde<br />

<strong>Hengstbach</strong>. Seine Südwestgrenze und die des Aschbacher Hofes fallen mit der von<br />

T. Stella beschriebenen Oberamtsgrenze zusammen. Einzelne der von ihm gen<strong>an</strong>nten<br />

Grenzsteine sind heute noch zu sehen. Dieser Linie folgt nun auch die nach dem<br />

ersten Weltkrieg gezogene Grenze des Saargebiets. Wernigk von St. Ingbrecht ließ<br />

das Wahlertal von dem Gemeinsm<strong>an</strong>n Ulrich Neuschw<strong>an</strong>ger roden und ein Hofhaus<br />

erbauen.<br />

1722 bei der Erbteilung fiel der Wahlerhof mit all dem L<strong>an</strong>d<br />

links der Bickenalb <strong>an</strong> die Tochter Wernigks Anna Joh<strong>an</strong>na<br />

Katharina v. Schorrenburg geb. v. Sf. Ingbrecht, welche seif<br />

3.9.1705 mit Philipp Friedrich v. Schorr verheiratet war.<br />

Dieser war Amtm<strong>an</strong>n und Oberamtm<strong>an</strong>n bei der schwedischen Regierung in<br />

Zweibrücken und wurde unter Gustav Samuel von Cleburg 1718 Regierungsrat, 1719<br />

„Fürstlicher Geheimbder<br />

Rath wie auch Präsident von allen Collegis". Auf Antrag seines Herzogs wurde er 1720<br />

in den Reichsfreiherrnst<strong>an</strong>d erhoben. Er hatte den Kirchheimerhof am Kahlenberg<br />

erworben, zu einem Edelsitz ausgebaut und n<strong>an</strong>nte ihn die Schorrenburg. Von da <strong>an</strong><br />

führt er den Titel Freiherr von und zu Schorrenburg. Sein Wappen zeigte zwei<br />

springende Eber. 1758, nach seinem Tode, erbte seine Tochter Concordia Joh<strong>an</strong>na<br />

von und zu Schorrenburg den Wahlerhof.<br />

Sowohl die von St. Ingbrecht <strong>als</strong> auch die von und zu Schorrenburg bewirtschafteten<br />

ihre Höfe nicht selbst sondern hatten sie in Erbpacht gegeben.<br />

Erbpächter des Wahlerhofes war zuerst Ulrich Neuschw<strong>an</strong>ger, der das Tal gerodet<br />

und das Hofhaus erbaut hat.<br />

Am 29. I. 1707 heiratete H<strong>an</strong>s Peter Weinl<strong>an</strong>d die Tochter Neuschw<strong>an</strong>gers, Anna<br />

Catharina, und wurde d<strong>an</strong>n Erbbeständer.<br />

Um 1748 erhielt der Hof zwei Erbbeständer. Peter Weinl<strong>an</strong>d teilte ihn unter zwei<br />

Kinder Joh<strong>an</strong>n Paul Weinl<strong>an</strong>d (1560) und Barbara Weinl<strong>an</strong>d Wtw von Nickel Moschel<br />

(1025 b), die d<strong>an</strong>n Georg Gölzer (450) heiratete. Beide sollen jedem ihrer 4<br />

Geschwister 700 Gulden ausbezahlen.<br />

1751 wird der Hof geschätzt:<br />

70


338 Gebäude 1022 Gulden<br />

40 Morgen L<strong>an</strong>d 4058 Gulden<br />

Morgen Gärten und Wiesen 2965 Gulden<br />

Hofgeding 100 Gulden<br />

Brenn und Nutzholz 60 Gulden<br />

aus dem Wald<br />

Kap 1000 Gulden<br />

Die Erbpacht beträgt 150 Gulden <strong>an</strong> Geld<br />

Ein fettes Schwein von 100 Pfd. 10 Gulden<br />

Ein Capaun 2 Gulden<br />

Holz machen und dem Baron 15 Gulden<br />

zufahren<br />

Diese entspricht einem Kapital von 7 123 Gulden. Der Baron hatte seine Einwilligung<br />

zur Erbteilung gegeben. Weiter soll der Hof aber nicht mehr geteilt werden.<br />

Der halbe Hof des Joh.Paul Weinl<strong>an</strong>d ging um 1775 auf seine Tochter Barbara und<br />

ihren M<strong>an</strong>n Balthasar Ringle (1252) und d<strong>an</strong>n <strong>an</strong> dessen Sohn Balthasar (1253)<br />

über, der 1814 noch auf dem Hof wohnte.<br />

Die <strong>an</strong>dere Hälfte des Hofes teilte Barbara verw. Moschel und Gölzer geb. Weinl<strong>an</strong>d<br />

nach dem Tode ihres 2. M<strong>an</strong>nes (450( 1774 unter zwei Töchter aus ihrer 1. Ehe:<br />

Angelica Moschel verh. mit Paul Grüneisen (5o6) und Elisabetha Catharina Moschel<br />

verh. mit Nickel Weinl<strong>an</strong>d (1564). Da Paul Grüneisen 1785 sehr verschuldet ist,<br />

verkauft im selben Jahr seinen 1/4 Hof<strong>an</strong>teilen seinen Schwager Joseph Schwarz<br />

(So-) von Bubenhausen mit dem Vorbehalt des Einlösungsrechtes innerhalb von 5<br />

Jahren. Zu denselben Bedingungen verkauft im selben Jahr <strong>an</strong> denselben Käufer<br />

auch Nickel Weinl<strong>an</strong>d seinen Hof<strong>an</strong>teil. Die Gründe dazu sind undurch<strong>sich</strong>tig. Schon<br />

nach einigen Jahren hebt nun ein großer Streit <strong>an</strong>, der zu einem l<strong>an</strong>gen Prozess<br />

führt. Am Ende wurden die beiden Hof<strong>an</strong>teile, die immer noch im Erbbest<strong>an</strong>d<br />

gepfl<strong>an</strong>zt wurden, wahrscheinlich um 1795 versteigert.<br />

Wir finden um 1800 nun Andreas Leyenberger (875) und Joseph Oesch (1197) auf<br />

diesen Hof<strong>an</strong>teilen.<br />

Leyenbergers Anteil geht <strong>an</strong> den Tochterm<strong>an</strong>n Joseph Renkenberger (1255), dessen<br />

Töchter Lisette, Christi<strong>an</strong> Stalter (1444) vom Bickenaschbacher Hof und Babette,<br />

Christi<strong>an</strong> Stalter (1446) vom Gersberger Hof heiraten.<br />

Der Sohn des ersteren Jacob (1448) brachte 1885 den Hof<strong>an</strong>teil Oesch <strong>an</strong> <strong>sich</strong>,<br />

während der Teil des zweiten <strong>an</strong> Jacob Sutter (1482) kam. Heute bewirtschaften<br />

71


die Nachkommen von Jacob Stalter 2 Teile, während der Hof<strong>an</strong>teil Sutter <strong>an</strong><br />

Burkhart (212) kam.<br />

Nach der <strong>Hengstbach</strong>er Renovation 1725 waren die Gemarkungsgrenzen nicht<br />

genau festgelegt. So kam es 1740 zum Streit mit dem Besitzer des Wahlerhofes,<br />

dem Freiherrn von Schorrenburg. Die <strong>Hengstbach</strong>er hatten einen Acker Hafer<br />

gemäht und abgefahren. Dieses Grundstück war aber strittig. Am 9.11.174o kam es<br />

zu einem Ortstermin, bei dem auf der einen Seite der Baron v. Schorrenburg und<br />

der Erbpächter Peter Weil<strong>an</strong>d mit seinem Sohn Georg Jacob, auf der <strong>an</strong>deren Seite<br />

die <strong>Hengstbach</strong>er Gemeinsleute: der Gerichtsm<strong>an</strong>n Georg Hof, Matheis Klensch,<br />

Friedrich Moschel, Jacob Klensch, Heinrich Eichacker, Conrad Schmink, Friedrich<br />

Klensch und der Heymeier Adam Baum<strong>an</strong>n <strong>an</strong>wesend waren. Es wurde ein<br />

Vergleich geschlossen: <strong>Hengstbach</strong> zählt für den genommenen Hafer 30 Gulden<br />

Fr<strong>an</strong>kfurter Währung. Am 6.12. 1740 wurde die Grenze ausgesteint. Oben, wo das<br />

Böckweiler B<strong>an</strong>n <strong>an</strong>stößt, wurde ein Dreibänner gesetzt und d<strong>an</strong>n die Winterbach<br />

hinunter noch 7 Steine. Der letzte steht 1/2 Ruthe vom Bach, wo dam<strong>als</strong> die<br />

Webenheimer berechtigt waren ihr Vieh zu tränken.<br />

Von 1757 bis 1759 dauert ein Streit der Erbbeständer, vom Wahlerhof mit dem<br />

Erbbeständer der Klostermühle zu Hornbach Balthasar Cronen, der verl<strong>an</strong>gt, dass<br />

der Bickenaschbacher -und der Wahlerhof zu seiner Mühle geb<strong>an</strong>nt werden, weil<br />

das ehemalige Dorf Bickenaschbach zur Schultheißerei Althornbach gehört habe<br />

und diese zur Klostermühle geb<strong>an</strong>nt gewesen sei. Beide Parteien führen zum<br />

Beweis ihres Rechtes Teile des Hornbacher Weistums von 1558 <strong>an</strong>, und der<br />

Freiherr von Schorrenburg behauptet sogar, seine Erbpächter seien keine<br />

Untert<strong>an</strong>en und Leibeigene des Oberamts, sein Hof sei ein Freihof und darum sei<br />

das Oberamt auch gerichtlich nicht zuständig. Er wird mit diesem Ansinnen aber<br />

abgewiesen. Aber auch Cronen dringt nicht durch, und so können die Erbbeständer<br />

des Wahlerhofes weiter mahlen, wo sie wollen.<br />

6.8 Die Bickenaschbacher Mühle<br />

72


Hart <strong>an</strong> der ehemaligen Oberamtsgrenze und heutigen Saargrenze gegenüber dem<br />

Torhaus, nur durch die Altheimer Straße getrennt, liegt die Bickenaschbacher Mühle.<br />

M<strong>an</strong> nennt sie <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> auch die "Kötz" Es ist ein eigenartiger<br />

Name. Die Einen sagen, die Mühle hat ihren Namen nach dem herzoglichen Förster<br />

Kötz, der hier gestorben ist. Die Andern aber verweisen auf die Lage des Gebäudes,<br />

welches <strong>an</strong> den Bergh<strong>an</strong>g unterhalb der Straße <strong>an</strong>gehängt ist, wie eine „Kötze"<br />

(Rückkorb.) Ein Stückchen Volksweisheit aber bringt die dritte Erklärung: Die<br />

Besitzer der Mühle wechselten seit ihrem Bestehen wie wohl nirgends sonst wo. Alle<br />

kamen voll Hoffnung und brachten ihre Habe mit dem Fuhrwerk her<strong>an</strong>. Wenn sie die<br />

Mühle aber bald wieder verließen, brauchten sie noch nicht einmal einen<br />

Schubkarren; sie konnten ihr g<strong>an</strong>zes Vermögen in der "Kötze" wegbringen.<br />

Erbaut wurde die Mühle 1610 auf dem Grund des Klösterlichen Meyerhofs<br />

Bickenaschbach. Der erste Müller war wohl Henrich Hilspach. Die Mühle wurde im<br />

3ojährigen Kriege zerstört und 1709 durch den Müller Faust von Maßweiler wieder<br />

aufgebaut und zwar <strong>als</strong> Erbbest<strong>an</strong>dsmühle.<br />

1743 ist Sebasti<strong>an</strong> Kruim Müller auf der Mühle.<br />

1768 wurde von der herzoglichen Rentenkammer ein Erbbest<strong>an</strong>dsbrief<br />

ausgestellt und <strong>an</strong> die geistliche Güterverwaltung übertragen.<br />

Um 1780 hat Joh<strong>an</strong>n Bachm<strong>an</strong>n die Mühle in Erbpacht<br />

Im Jahre 8 geht sie <strong>an</strong> Christi<strong>an</strong> Zimmer und seine Ehefrau Sophia von Ernstweiler<br />

über Im Jahre 13 ist D<strong>an</strong>iel Ambos von Zweibrücken Müller und Erbpächter<br />

Die Erbpacht betrug:<br />

2 Gulden in Geld und 8 hl oder ebensoviel Malter Spelz, marktrein auf Martini<br />

Zur Sicherung der Pacht wurde in der Folge immer eingetragen:<br />

20 facher Betrag des Geldes 40 Gulden<br />

Frucht<strong>an</strong>schlag 1 hl = 47 Kreuzer 445,20 Gulden<br />

Allenf<strong>als</strong>ige Verfolgungskosten 114,50 Gulden<br />

600 Gulden<br />

Joseph Dettweiler (282) saß wahrscheinlich von 1806-1840 auf der Mühle.<br />

73


Nach ihm kam der Müller Philipp Theyson (1485) Am 17.9.1866 wurde die Mühle von<br />

Jakob Cron, Bäcker Schwarzenacker und Ludwig Cron, Müller Niederauerbach um<br />

11 369 Gulden <strong>an</strong> Rudolf Riehrn, Müller und seine Ehefrau Philippine Kesselring<br />

(1245) verkauft. Dieser verkaufte sie wieder am 9.11. 1871 <strong>an</strong> Joh. Mai (979).<br />

1885 stellte der Müller D<strong>an</strong>iel Nafziger (l070) den Betrieb der Mühle ein. Später ging<br />

die Mühle <strong>an</strong> den Bickenaschbacher-Hof über.<br />

1929 kaufte sie Eis von Einöd.<br />

Um 1930 kaufte sie Ludwig Leiner (909) von <strong>Mittelbach</strong>. Dessen Töchter veräußerten<br />

die ehemalige Mühle mit dem dazugehörigen L<strong>an</strong>d 1955 <strong>an</strong> Walter Gawehns x Groß<br />

Lenkenau Kr. Tilsit-Regnit 1923 zum Preise von 32 000 DM.<br />

6.9 Das Bickenaschbacher Torhaus<br />

Die Zweibrücker Herzöge waren wie die meisten Fürsten dieser Zeit große<br />

Jagdliebhaber. Das Wild wurde gehegt und gepflegt. Wehe dem Bauer, der etwas<br />

gegen das Wild unternahm, wenn es seine Felder verwüstete. Dafür aber musste er<br />

Jagdfronden leisten und die Jagdhunde des Herzogs das Jahr über halten und<br />

füttern.<br />

Herzog Christi<strong>an</strong> IV (1734-1775) ließ sein Oberamt Zweibrücken mit einem Zaun<br />

umgeben, um den Wildwechsel in <strong>an</strong>dere Herrschaftsgebiete zu unterbinden. Wo<br />

Straßen die Grenzen überschritten, wurden Tore <strong>an</strong>gebracht. Ihre Angeln waren so<br />

befestigt, dass die Tore nie offen bleiben konnten, sondern von selbst zufielen. Es<br />

waren Falltore. Zu ihrer Wartung und zur Beauf<strong>sich</strong>tigung des Zaunes waren<br />

besondere Knechte aufgestellt, die „Folterknechte".<br />

Die Straße <strong>Mittelbach</strong> - Altheim überschritt bei der Bickenaschbacher Mühle die<br />

Grenze des Oberamts, Altheim war lothringisch. Darum war auch hier solch ein Tor.<br />

Für den Folterknecht ließ der Herzog auf Schorrenburgischen Grund ein Haus<br />

bauen. Dies erhielt später den Namen Bickenaschbacher Torhaus. Einen<br />

Folterknecht vom Torhaus finden wir im sippenkundlichen Teil (1659). Dass auch<br />

Fr<strong>an</strong>z Kötz (816) der 1832 <strong>als</strong> pens. Förster auf der Bickenaschbacher Mühle starb,<br />

<strong>als</strong> solcher <strong>an</strong>gestellt war, k<strong>an</strong>n vermutet werden.<br />

Als die Grenzen des Herzogtums in der fr<strong>an</strong>z. Revolution aufhörten zu bestehen,<br />

wurde das Torhaus mit einigen Feldern ein kleines Bauerngut, das nach 1830 von<br />

Joseph Klein (674) bewirtschaftet wurde. Seit 1876 ungefähr war es in Besitz der<br />

Familie Collmenter (252). Schon im ersten Kriegsjahr 1939/40 wurden die Gebäude<br />

stark zerstört. Der Besitzer aber starb im Krieg und das Höfchen zerfiel in der<br />

Folgezeit immer mehr.<br />

74


1954 kaufte Bruno Schwarzin ( x 20.1.1903 in Barringen, Kr. Eberode/Ostpreußen)<br />

das Höfchen zum Preise v. 5000 DM und richtete neue Gebäude auf.<br />

6.10 Die <strong>Hengstbach</strong>er Mühle<br />

Oberhalb von <strong>Mittelbach</strong>, wo <strong>sich</strong> das Bickenalbtal etwas weitet, kurz bevor das<br />

<strong>Hengstbach</strong>er Tälchen einmündet, liegt die <strong>Hengstbach</strong>er Mühle. Ein Türstein trägt<br />

eingehauen den Namen Leithäuser und die Jahreszahl I745.- Jakob Leithäuser von<br />

Nünschweiler bittet am<br />

6.7.1743, da er in <strong>Hengstbach</strong> ein Wiesenstück erkauft habe um Genehmigung<br />

zum Bau einer Mühle mit 2 Gängen und einem Schälg<strong>an</strong>g.<br />

Im selben Monat noch be<strong>sich</strong>tigt Baudirektor Verch. von Zweibrücken den Platz in<br />

Anwesenheit von Gemeinsleuten von <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong>. Der Platz wird<br />

<strong>als</strong> gut befunden.<br />

Bei Versteigerung der Mühlgerechtigkeit am 11.9. 1743 erwirbt sie Leithäuser um 9<br />

Gulden und 6 Malter 2 Fass Korn jährlich. Der Steigerer ist, sol<strong>an</strong>ge er keine Fuhre<br />

zum L<strong>an</strong>dbau hält, wie die <strong>an</strong>deren Müller, frei von der Fron.<br />

Wir erfahren hier auch, dass vor l<strong>an</strong>gen Zeiten <strong>an</strong> dem Platz schon einmal eine<br />

Mühle gest<strong>an</strong>den habe. Die Karte des Renovationsprotokolls zeigt auch noch<br />

deutlich einen alten Mühlgraben.<br />

Im Monat der Versteigerung laufen auch schon die Beschwerden der Müller von<br />

Bickenaschbach und <strong>Mittelbach</strong> beim Oberamt ein. <strong>Sie</strong> fürchten um ihr Brot, da sie<br />

wenig zu mahlen haben und es oft auch <strong>an</strong> Wasser m<strong>an</strong>gelt. Besonders für<br />

Neumüller in der Mühle zu <strong>Mittelbach</strong> besteht die Gefahr, dass das Wasser zu sehr<br />

zerschlagen werde. Diese und noch <strong>an</strong>dere Beschwerden laufen nun noch öfters<br />

ein.<br />

Im J<strong>an</strong>uar 1744 meldet Leithäuser, dass er die Mühle <strong>an</strong> einer <strong>an</strong>deren Stelle<br />

erbauen will. Da das Wasser in m<strong>an</strong>chen Zeiten so schwach ist, will er ein<br />

oberschlächtiges Mühlrad einbauen. Wieder gibt Baudirektor Verch ein günstiges<br />

Gutachten ab. Es beginnt nun ein zäher Kampf Leithäusers für seinen Pl<strong>an</strong>. Alle,<br />

außer der Regierung, scheinen <strong>sich</strong> gegen ihn verschworen zu haben. Die von St.<br />

Ingbrecht auf dem Bickenaschbacher-Hof fürchten Schaden für ihre Wiesen. Baron<br />

von und zu Schorrenburg will nicht genehmigen, dass der nun nötig gewordene<br />

Mühlgraben durch seine Wiesen gezogen wird, die <strong>Hengstbach</strong>er wollen nicht<br />

zugestehen, dass der Aushub des Grabens in den Wiesen aufgeschüttet wird, und<br />

selbst die <strong>Mittelbach</strong>er sind nun Gegner des Baues. So kommt es, dass <strong>als</strong> <strong>an</strong><br />

Martini 1745 die erste Mühlpacht fällig wird, der Mühlbau wohl begonnen aber der<br />

Wassergraben noch fehlt.<br />

75


Schließlich gestattet Baron von Schorrenburg den Bau des Mühlgrabens durch<br />

seine Wiesen gegen eine Entschädigung von 30 Gulden 11 bz u. 4 Pf.. Bei einer<br />

Ortsbe<strong>sich</strong>tigung durch den Renovator Sundahl treten die <strong>Hengstbach</strong>er besonders<br />

scharf auf. Georg Hof, der Ziegler und Friedrich Moschel erklären, sie wären nicht<br />

schuldig den Bau zu leiden, und Hof riss unter noch <strong>an</strong>dern hitzigen Reden<br />

Sundahl das Lagerbuch aus der H<strong>an</strong>d. Sundahl beschwerte <strong>sich</strong> beim Oberamt<br />

über dieses Vorgehen und gibt den Schultheißen Römer von lxheim, der zugegen<br />

war, <strong>als</strong> Zeugen <strong>an</strong>.<br />

Immer wieder laufen Beschwerden. gegen die neue Mühle ein.<br />

1752 will der Müller von <strong>Mittelbach</strong> Wilhelm Neumüller auch eine neue Mühle mit<br />

oberschlächtigem Wasserrad bauen. Es kommt aber doch nicht dazu. 1756 zeigt<br />

die Witwe von Wilhelm Neumüller <strong>an</strong>, Leithäuser habe nicht dahin gebaut, wo<br />

bestimmt gewesen wäre.<br />

1757 will der Müller Cronen von Hornbach den Bickenaschbacher und den<br />

Wahlerhof zu seiner Mühle geb<strong>an</strong>nt wissen.<br />

1758 Die Witwe Neumüller beschwert <strong>sich</strong>, dass der Leithäuser in <strong>Mittelbach</strong> bei<br />

den Gemeinsleuten Frucht zum Mahlen abhole.<br />

Leithäuser hält entgegen, dass die Witwe Neumüller auch in <strong>Hengstbach</strong><br />

Frucht abhole. <strong>Hengstbach</strong> habe nur 23 Hausgesäß, <strong>Mittelbach</strong> aber 44; er<br />

müsse b Malter 2 Fass Korn geben, die <strong>Mittelbach</strong>er Mühle gebe nur 3<br />

Malter.<br />

Die Entscheidung des Oberamts geht dahin, dass beide Müller keine Frucht<br />

abholen sollen; die Untert<strong>an</strong>en sollen sie bringen.<br />

Als Leithäuser 1759 zu den herrschaftlichen- u. Gemeindefronden <strong>an</strong>gehalten wird,<br />

macht er geltend, dass er nicht nur die Abgaben von seiner Mühle zu leisten habe,<br />

sondern auch noch extra beschwert sei. Er muss alljährlich einen herrschaftlichen<br />

Hund halfen, was für Brot und Suppe mindestens 10 Gulden ausmacht; wenn der<br />

Hund aber verloren geht, muss er 10 Reichstaler zahlen.<br />

1774 geht die Mühle <strong>an</strong> den Schwiegersohn Leithäusers Christoph Hof (534) von<br />

<strong>Hengstbach</strong> über, der sie um 1795 <strong>an</strong> Joh. Bernh. Neumüller (1102) von <strong>Mittelbach</strong><br />

verkauft. Im 19. Jahrhundert wechselt der Besitzer öfters bis die Mühle d<strong>an</strong>n um<br />

1874 in die Hände der Familie Isem<strong>an</strong>n (646/647) kommt. Neben der Mühle treibt<br />

diese Familie auch Ackerbau. 1946 stellt Philipp Isem<strong>an</strong>n die Mühle auf<br />

elektrischen Betrieb um. Nach seinem Tod, 1957 wurde von seinen Töchtern<br />

2 Söhne sind gefallen) die Mühle stillgelegt und eine Gastwirtschaft eingerichtet.<br />

76


6.11 Brunnen<br />

Die <strong>Hengstbach</strong>er Mühle aus dem<br />

Jahre 7745. <strong>als</strong> <strong>sich</strong> hier noch das<br />

Mühlrad drehte, <strong>an</strong>getrieben vom<br />

Wasser der Bickenalb. Der<br />

Volksmund hat hier offenbar einmal<br />

nicht recht, wenn er behauptet,<br />

Müllers Vieh gedeihe selten oder<br />

nie. Wasserleitung, Asphaltstrasse<br />

und elektrischen Strom gab es<br />

noch nicht. 7957 wurde das Mahlen<br />

eingestellt.<br />

Die wasserführenden Schichten des Bunts<strong>an</strong>dsteins werden von dem Bickenalbtal und<br />

seinen Nebentälern vielfach <strong>an</strong>geschnitten und daraus erklärt <strong>sich</strong> der<br />

Quellenreichtum. In der Beschreibung des Oberamtes Zweibrücken<br />

77


erscheint bei Tilem<strong>an</strong>n Stella das Bickenalbtal <strong>als</strong> 8. Hauptgrund. Er reicht im Oberamt<br />

von der Grenze <strong>an</strong> Bickenaschbach bis wo am Berckhauser Berg die Schwalb die<br />

Bickenalb aufnimmt. Da dieser 8. Hauptgrund beinahe ausschließlich in die<br />

Gemarkungen von <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> fällt, seien alle von Telem<strong>an</strong>n hier<br />

gen<strong>an</strong>nten Brunnen aufgeführt:<br />

Der süße Born ist gar schön und gut<br />

Der Born in der Fessel gen<strong>an</strong>nt, in der Aspach.<br />

Der Dorfborn zu Bickenaschbach.<br />

Der Born <strong>an</strong> der Auen gen<strong>an</strong>nt, <strong>an</strong> der <strong>Mittelbach</strong>er L<strong>an</strong>dstraße<br />

Der Born, <strong>an</strong> der Wiesen. Im Brüel gen<strong>an</strong>nt, <strong>an</strong> vorgen<strong>an</strong>nter L<strong>an</strong>dstraße<br />

Der unterst Born in der Wallerbach, das ist der Grund den m<strong>an</strong> eigentlich den Waler<br />

nennt<br />

Der oberst Born im Waler<br />

Der oberst Born in der Winterbach Der unterst Born in der Winterbach Der Born bei<br />

Pfaffenbrüel, liegt <strong>an</strong> der L<strong>an</strong>dstraße Der Born auf dem Geidfurt gen<strong>an</strong>nt<br />

Das Klebesbörnchen<br />

Der Dorfborn am Rech untern <strong>an</strong> <strong>Hengstbach</strong> dem Dorf Der Röstborn<br />

Der Born in den Sauerwiesen<br />

Der Born im Bruch<br />

Der Born oben in der Wallersbach. Er hat daselbst oben in selbigen Tale viele<br />

Winterborn<br />

Der Mortzborn in der Wallersbach<br />

Der Dorfborn in dem Dorf <strong>Mittelbach</strong> Der <strong>an</strong>der Dorfborn unter dem Wirtshaus<br />

Der erst Born im Dömpel gen<strong>an</strong>nt<br />

Der Klingelborn<br />

Der Born im Mertel im Feld<br />

Der Born in der hintersten Hitschenbach<br />

Das Börnchen bei der Neuwiese<br />

Der Born in der Unterstede bei dem Wooge in der Rechtenbach, sind daselbst viele<br />

Quellen umher<br />

Der oberst Born im Rechental<br />

Der unterst Born im Rechental ist gar hübsch und groß<br />

Der unterst und oberst Born im Hüenertal<br />

Der L<strong>an</strong>genbacher Born.<br />

Ein <strong>an</strong>der L<strong>an</strong>genbacher Born.<br />

Das Steinbörnchen.<br />

Der Looborn.<br />

Der Elternborn, der Graben, so aus diesem Born geführt ist, scheidet <strong>Mittelbach</strong>er und<br />

Ixemer B<strong>an</strong>n.<br />

Der Krampborn <strong>an</strong> der L<strong>an</strong>dstraße.<br />

Der Felsborn, er liegt neben der L<strong>an</strong>dstraße, die nach <strong>Mittelbach</strong> zugeht, <strong>an</strong> den<br />

Wiesen.<br />

Der Born im Bruch <strong>an</strong> der Bickenalb.<br />

6.12 Die Weiher<br />

An Wögen (Weihern) gibt uns Tilem<strong>an</strong>n Stella <strong>an</strong>:<br />

78


XVII. Der unterst Woog im rechten Tal ist l<strong>an</strong>g etwa 80 Schritte und breit<br />

am Damm 76 Schritte.<br />

XVIII. Der mittelst Woog im rechten Tale ist l<strong>an</strong>g 58 Schritte<br />

und breit 24 Schritt.<br />

XIX. Das oberst Wöglein in der Rechtenbach ist l<strong>an</strong>g 50 Schritte<br />

und 28 breit.<br />

Unter rechten Tal ist hier das Rechental zu verstehen. Der oben gen<strong>an</strong>nte „mittelst<br />

Woog" wurde 1533 von Werner Keßler von Zweibrücken <strong>an</strong>gelegt. Er erwarb den<br />

Grund und Boden, der zum Pfarrgut gehörte, durch Tausch und gab eigenen Besitz in<br />

Ixheim dafür. Diese Weiher scheinen aber in schlechter Pflege gewesen zu sein.<br />

Schon 1628 ist Werner Keßlers Weiher zum größten Teil verl<strong>an</strong>det, und die Bauern<br />

treiben ihr Vieh zur Weide hin.<br />

Trotz dieser Einteilung blieb die Ertragsfähigkeit des Bodens noch l<strong>an</strong>ge unter dem<br />

St<strong>an</strong>d vor dem 30jährigen Krieg. Bepfl<strong>an</strong>zt wurden nur die s<strong>an</strong>digen Hänge, denn der<br />

Talboden gab nur magere Frucht. Vieh konnte auch nicht viel gehalten werden, da die<br />

wenigen Talwiesen nicht genügend Futter gaben und die Hänge und Höhen wegen<br />

der Bodenbeschaffenheit zur Anlage solcher nicht geeignet waren. So gab es nur<br />

wenig natürlichen Dung für die Felder. Kein Wunder, dass m<strong>an</strong> dem Boden darum<br />

immer wieder in der Brache Ruhe und Erholung gewähren musste. So lagen viele<br />

Felder öd und verwildert da, bis die Menschen sie wieder bestellen konnten. Die Folge<br />

dieser Missstände: es gab wenige reiche Bauern und viele Tagner.<br />

7.0 Entwicklung der beiden Dörfer bis ins<br />

19. Jahrhundert<br />

79


7.1 Aufschwung unter Christi<strong>an</strong> IV<br />

Für die Entwicklung der L<strong>an</strong>dwirtschaft war besonders die Regierungszeit des<br />

Zweibrücker Herzogs Christi<strong>an</strong> IV. von Bedeutung. Die zielstrebigen Bemühungen des<br />

Herzogs und seiner Beamten waren auf eine pl<strong>an</strong>mäßige Stärkung und ertragreichere<br />

Gestaltung, der in den Kriegszeiten des 17. Jahrhunderts schwer geschädigten und in<br />

Verfall geratenen L<strong>an</strong>dwirtschaft gerichtet. Eine um 1750 errichtete L<strong>an</strong>desbehörde,<br />

die sogen<strong>an</strong>nte „ÖkonomieKommissiori' hatte insbesondere die Aufgabe erhalten, die<br />

Gründe des Darniederliegens der L<strong>an</strong>dwirtschaft, sowie die <strong>an</strong>dernorts gemachten<br />

Besserungsversuche zu prüfen, selbst Versuche <strong>an</strong>zustellen, um d<strong>an</strong>n endgültige<br />

Vorschläge zu machen. Vor allem unter ihrem Vorsitzenden „Rentkammerdirektor S c<br />

h i m p e r „ hat diese Behörde eine in ziviler Hin<strong>sich</strong>t erfolgreiche Tätigkeit zur Hebung<br />

des Nahrungsst<strong>an</strong>des entfaltet und Grundlagen geschaffen, die <strong>sich</strong> für die<br />

Entwicklung der L<strong>an</strong>dwirtschaft des Herzogtums Zweibrücken, welchem <strong>Mittelbach</strong><br />

und <strong>Hengstbach</strong> <strong>an</strong>gehörten, <strong>als</strong> von großer Bedeutung erwiesen. Dieser M<strong>an</strong>n hatte<br />

die Gabe und den Willen zu einer wirtschaftlichen sozialen Reform des Westrichs.<br />

Seine Bemühungen zielten darauf hin, das geschwächte deutsche Volk <strong>an</strong> seine<br />

Kulturaufgabe zu erinnern, um es wieder ebenbürtig neben Fr<strong>an</strong>kreich, das die<br />

diplomatische Vorherrschaft <strong>an</strong> <strong>sich</strong> riss, und Engl<strong>an</strong>d, das <strong>sich</strong> zum<br />

l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen und h<strong>an</strong>delspolitischen Musterstaat entwickelte, stehen zu sehen.<br />

Vor allem strebte er dahin, im deutschen L<strong>an</strong>d einen freien Bauernst<strong>an</strong>d zu schaffen.<br />

Dieser Ged<strong>an</strong>ke schwebte ihm auch bei seiner Reform im Westrich vor (i).<br />

Der Westricher Bauer k<strong>an</strong>nte bis dahin <strong>als</strong> Mutterpfl<strong>an</strong>ze nur die von ihm selbst<br />

<strong>an</strong>gebaute Grasart, das Unkraut der Brachäcker und die Stoppelweiden. Das Nutzvieh<br />

konnte deshalb auch in der wärmeren Jahreszeit nur kärglich ernährt werden. Durch<br />

die Reform ,"Schimpers" wurden neue Kleearten und Futterrüben <strong>an</strong>gebaut. Neue Be-<br />

und Entwässerungs<strong>an</strong>lagen verbesserten die Wiesenkultur derart, dass die ehedem<br />

schmale Futterbasis für das Nutzvieh wesentlich erweitert werden konnten.<br />

Kleesamen aus Holl<strong>an</strong>d und Sp<strong>an</strong>ien, Futterrübensamen aus Burgund und von der<br />

Mosel, Raygräser aus Lyon und London brachten einen derartigen Mehrertrag, dass<br />

m<strong>an</strong> immer mehr von der Sommerweide des Viehes abkam. Durch den infolge<br />

längerer Stallfütterung vermehrt gewonnenen Dung, konnte der abgewirtschaftete<br />

Ackerboden schneller regeneriert werden. Außerdem war die Düngung mit Kalk,<br />

Mergel und Gips in Anwendung gekommen. Die Getreideproduktion war bei der<br />

durch rationellere Versorgung der Äcker mit wirtschaftseigenem Dung gesteigerten<br />

Ertragsfähigkeit des Bodens wesentlich erhöht worden.<br />

Im Rahmen der durch den Anbau von Brachfrüchten vor allem der Kartoffel, der<br />

Futterrübe, des Klees und einiger H<strong>an</strong>delsgewächse - modifizierten und<br />

80


verbesserten Dreifelderwirtschaft wurden in der Hauptsache Hafer, Roggen, Weizen<br />

und verhältnismäßig wenig Gerste <strong>an</strong>gebaut. Auch der Obstbau wurde pl<strong>an</strong>mäßig in<br />

die Agrarreform aufgenommen. Jedem Erwachsenen wurde die Pfl<strong>an</strong>zung von sechs<br />

Obstbäumen zur Auflage gemacht . Alle diese Reformbestrebungen wirkten <strong>sich</strong> sehr<br />

vorteilhaft auf die L<strong>an</strong>dwirtschaft aller Dörfer aus. Trotz aller Lasten durch die<br />

Abgaben <strong>an</strong> das herzogliche Regiment, erlebte das Dorf <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />

einen Aufschwung, der bis zur fr<strong>an</strong>zösischen Revolution <strong>an</strong>hielt.<br />

Aus dem Jahre 1786 ist eine Visitation des Dorfb<strong>an</strong>nes erhalten, die ich hier<br />

<strong>an</strong>fügen möchte<br />

Visitation über den Dorfb<strong>an</strong>n von <strong>Mittelbach</strong> 1786.<br />

Gärten: 17 Morgen Bauplätze und 41 Morgen Gärten sind da. Von letzteren<br />

sind 23 Pfl<strong>an</strong>zgärten und 18 Morgen Grasgärten<br />

In den Pfl<strong>an</strong>zgärten werden Kraut, Bohnen, Rüben, Maagsamen usw.<br />

<strong>an</strong>gebaut. Es ist jeder bestrebt seinen Garten zu bessern. Erlöst wird<br />

nichts aus den Gärten, da jeder verbraucht, was er pfl<strong>an</strong>zt. Die Gärten<br />

sind mit Dornen Hecken, hie und da noch mit alten Palisaden und<br />

einige mit Mauern zugemacht.<br />

In den Gärten stehen nicht mehr <strong>als</strong> 70 Obstbäume und auf den<br />

Feldern 240. Aus ihnen können jährlich 55 Gulden erlöst werden.<br />

Jeder junge Gemeinsm<strong>an</strong>n muss, wenn er das Gemeinderecht<br />

bekommt, b junge Obstbäume in die Baum- oder Pfl<strong>an</strong>zschule setzen<br />

Wenn sie hernach <strong>als</strong> gut befunden werden, werden sie unter die<br />

Gemeinsleute verteilt. Die Baumschule wird d<strong>an</strong>n mit neuen Bäumen<br />

besetzt.<br />

121 Morgen liegen im Tal. <strong>Sie</strong> haben keine Gräben und nur wenige<br />

werden bewässert. Die Winterflut düngt sie, und sie leiden unter dem<br />

Wild keinen Schaden. Der Boden ist von bester Art, nämlich<br />

Wiesen: 121 Morgen liegen im Tal. <strong>Sie</strong> haben keine Gräben und nur wenige<br />

werden bewässert. Die Winterflut düngt sie, und sie leiden unter dem<br />

Wild keinen Schaden. Der Boden ist von bester Art, nämlich schweren<br />

S<strong>an</strong>dboden. Von den Wiesen und Grasgärten mit 139 Morgen können<br />

jährlich 15 Ztr Heu und 8 ztr. Grummet je Morgen gemacht werden,<br />

mithin zusammen 2085 Ztr Heu und 1112 Ztr. Grummet.<br />

Klee-Stücker: Von 25 Morgen können jährl. pro Morgen 16 Ztr. gerechnet, mithin im<br />

g<strong>an</strong>zen 400 Ztr. gerechnet werden.<br />

Gedüngtl<strong>an</strong>d: 80 Morgen können jährlich. mit Stalldung gedüngt und nur 4 Morgen<br />

gepfercht werden. Wegen deswenigen Viehs können sie nicht mehr in<br />

Dung bringen. Auf dem Dorfb<strong>an</strong>n sind 100 Morgen S<strong>an</strong>dboden, 80<br />

Morgen Buchgrund, und der Rest ist weißer Boden mit Kiesel vermengt.<br />

Gedüngt wird gewöhnlich nur der S<strong>an</strong>dboden, selten geschieht dies mit<br />

dem weißen Boden. Das Dungl<strong>an</strong>d wird 3 mal gefrüchtet., <strong>als</strong> einmal<br />

mit Winter- und 2 mal mit Sommerfrucht.<br />

Willerungs -u. Aussenfelder:10 Morgen, welche gar nicht, weil sie meistens Triften und<br />

Klammen sind, gebaut werden können.<br />

81


Brache: 288 Morgen<br />

10 Aussenfelder:<br />

eingesät davon wird geerntet:<br />

25 Morgen Weizen 15 Fass pro Morgen = 81 1/4. Malter<br />

51 Morgen Korn 16 Fass pro Morgen = 204 Malter<br />

44 Morgen Gerste 18 Fass pro Morgen = 198 Malter<br />

244 Morgen Haferl 10 Fass pro Morgen = 610 Malter<br />

240 Morgen Dinkel 12 Fass pro Morgen = 720 Malter<br />

85 Morgen Grundbirn 24 Malter pro Morgen = 2040 Malter<br />

25 Morgen Kleestücker<br />

7 Morgen H<strong>an</strong>f 1 ½ Ztr. pro Morgen = 10½ Ztr.<br />

20 Morgen Wicken werden gefüttert<br />

57 Morgen bleiben <strong>als</strong> Weide liegen<br />

____________________________________________________________________<br />

1088 Malter<br />

ist der Betrag des g<strong>an</strong>zen Ackerl<strong>an</strong>des<br />

Viehst<strong>an</strong>d in <strong>Mittelbach</strong> 176:<br />

Pferde 17 Stck. Ochsen 14 Stück<br />

Rindvieh 88 Stck. Schafe 84 Stück<br />

Schweine 150 Stck. Ziegen 4 Stück<br />

Hühner 150 Sick. Gänse 100 Stück<br />

Aus Butter, Schweinen, Eiern, Hühnern, Gänsen usw. können jährlich 400 Gulden<br />

gelöst<br />

werden.<br />

Waldungen: Die Gemeinde hat 188 Morgen Waldungen und die gnädische<br />

Herrschaft hat das g<strong>an</strong>ze L<strong>an</strong>gental <strong>an</strong> Niederwaldungen 59 Morgen,<br />

ohne die Wolfsracee, deren Morgenmaß nicht zu bestimmen ist. Aus den<br />

Gemeindewaldungen bezieht jeder gemeinsam jährlich<br />

1/2 Klafter Holz und 12 Wellen.<br />

Die Untert<strong>an</strong>en zu <strong>Mittelbach</strong> bauen ihr L<strong>an</strong>d so gut <strong>als</strong> möglich <strong>an</strong>, so dass m<strong>an</strong><br />

dar<strong>an</strong> nichts auszusetzen hat. Und ist übrigens keine Hauptverbesserung hier<br />

vorzunehmen. Das Wildbrett lassen sie durch Schützen hüten und dadurch<br />

beschützen sie ihre Felder so gut sie können.<br />

Br<strong>an</strong>ntwein wird wenig oder gar keiner gebr<strong>an</strong>nt.<br />

Durch den großen Viehbest<strong>an</strong>d, nach welchem sie <strong>sich</strong> streben, versuchen<br />

sie ihre Felder immer besser zu düngen.<br />

82


7.2 Die <strong>Mittelbach</strong>er Flurnamen<br />

Ein großer Teil <strong>unsere</strong>r Flurnamen reicht in die Zeit vor dem 30jährigen Kriege zurück.<br />

Die ältesten, urkundlich nachweisbaren sind: „Die Ouwe" zwischen <strong>Mittelbach</strong> und<br />

<strong>Hengstbach</strong> und „in der L<strong>an</strong>genwiese" bei <strong>Mittelbach</strong>. <strong>Sie</strong> werden am 12.11. 1460 bei<br />

Verleihung verschiedener Zehnten durch den Abi Blicker von Hornbach <strong>an</strong> Heinrich<br />

Mauchenheimer gen<strong>an</strong>nt. (Neubauer, Regesten des ehemaligen Benediktiner Klosters<br />

Hornbach; 422) Ich führe nachfolgend die Flurnamen auf:<br />

1. Wie sie heute gebraucht werden,<br />

2. Wie sie in den Renovationsprotokollen von 1711,<br />

1725 und 174- erscheinen und<br />

3. Die Namen die Tilem<strong>an</strong>n Stella 1565/64 in seiner Beschreibung<br />

des Oberamts Zweibrücken überliefert.<br />

Die letzteren verd<strong>an</strong>ke ich dem freundlichen Entgegenkommen des Herrn<br />

Kreisschulrats Emmrich, Zweibrücken, dem ich auch <strong>an</strong> dieser Stelle für seine<br />

Unterstützung d<strong>an</strong>ke.<br />

1. Heutige Form 2. Im Renovationspr. 3. Tilem<strong>an</strong>n Stella<br />

g<br />

Lohberk Looberg Looberg<br />

Loo<br />

<strong>Mittelbach</strong>er Höhe<br />

Streitb<strong>an</strong>n Aspacherberg<br />

in de Kaude<br />

die Dreispitz<br />

83


uff de K<strong>an</strong>une<br />

Beddinger Keppche Böttinger Berg<br />

Rodheck<br />

Buelerberg<br />

Weißersbach Weißersbach Wissersbach<br />

Im Bickeralbtal<br />

am Ixemer Hammer<br />

Elternwiesen<br />

Ellerborn Elterborn<br />

Ellergraben<br />

Schweizer Wisse Schweizerwiesen<br />

Wadsackerwiesen<br />

Mühlgarten<br />

Pulwerviss Pulverwiese<br />

Pulvergarten<br />

am Steinborn<br />

Kirchenwisse Kirchgarten<br />

Krautgärten Krautgarten<br />

Brückengarten Bruckgarten<br />

Gänseglam<br />

Brechkraut<br />

Bläch<br />

Bruchwisse Bruchwiesen Bruchwiese<br />

in de L<strong>an</strong>gwiss<br />

in de Newewisse<br />

in de Brätwisse Breitwiesen Breitwiesen<br />

Nordwestl. des Bickenalbt<strong>als</strong><br />

Ixemerberk Ixheimer Berg<br />

die Seifers<br />

im L<strong>an</strong>gdahl L<strong>an</strong>gental L<strong>an</strong>gental<br />

in Deiwels Loch<br />

in Deiwelsküch<br />

Flurgärten Flurgärten<br />

Flur Flurfelder<br />

uff de Hohl uff der Hohlen<br />

Klingelsberg<br />

84


l<strong>an</strong>ge Ahnung<br />

M<strong>an</strong>tel M<strong>an</strong>tel<br />

Lehmkaut Leimenkaut<br />

Baumgarten<br />

<strong>an</strong> de Höh<br />

Leischeacker<br />

Wasserloch<br />

Weiherberg<br />

G<strong>an</strong>s<br />

Blaul<br />

Kerche od. Rechedahl im Rechental Rechental<br />

Dömpel<br />

<strong>an</strong> de Altmiel Neuwiese<br />

vorrerscht u. hinnerscht<br />

Henscheglam Hentschenbach vord. u. hint.<br />

im Weiher Werner Keßlers Weiher<br />

Rädche<br />

Hintschenbach<br />

(Hintzenbach)<br />

<strong>an</strong> de Viehunner Viehunder Unterstede in der<br />

Rechtenbach<br />

im Hinnerdahl im Hühnertal Hünertal<br />

owwe <strong>an</strong> de Unner<br />

Servelhüwwel<br />

Herisertal<br />

in de Wolfsacht die Wolferacht Wolfsracht<br />

Wallersbach Wahlersbach Wallersbach<br />

Dachshüwwel<br />

(Waltersbach)<br />

uff em Mittelhüwel Mittelbühl Mittelbuhel<br />

das Klostergut<br />

Artsitters<br />

Mertel Mertel Mörtel, Mortel<br />

"s Schulwäldche<br />

de Abbergarte<br />

de Auberk der Augarten<br />

Felder am Auerberg<br />

85


7.3<br />

1. Heutige Form 2. Im Renovationspr. 3. bei Tilem<strong>an</strong>n Stella<br />

Auberg In der Auwies<br />

Seilacker Zeilacker Seilacker Gaßenberg<br />

Mertel Mertel Mertel Mörtel<br />

Am Breitenstein am Breitenstein<br />

Äckerchen auf Eckerchen<br />

Bornbrech Bornbrech<br />

Borngarten Borngarten<br />

Hawweracker<br />

Mattenberg Mattenberg<br />

Schachen Der <strong>Hengstbach</strong>er<br />

hohe Wald<br />

Im <strong>Hengstbach</strong>er Tal Im <strong>Hengstbach</strong>er Tal<br />

In den Rahmwiesen Ramwies Brustwies<br />

in den Gassenwiesen Gaßenwiesen<br />

<strong>an</strong> de Viehtränk<br />

in den Roßwiesen die Roßwies<br />

<strong>an</strong> de Schwemm<br />

im Brühl<br />

Krautgarten im großen Garten Großgarten Gredengarten<br />

im Rebgarten im Rebgarten<br />

im Rebacker im Rebacker<br />

im Dellengarten<br />

im Schelmertal Schelberger Glam Schelbertal<br />

Ewwerglam<br />

86


hohes Kreuz beim Kreuz<br />

in der Dell Heide<br />

H<strong>an</strong>g am Blieserweg H<strong>an</strong>g am Blieserweg<br />

Auf dem Heidenbühl Heidenbühl<br />

Glockenberg Glockenberg<br />

Rädere<br />

Bremmekeppche<br />

L<strong>an</strong>gengrafenteich<br />

Hungerberg Hungerberg Hungerberg<br />

Grieffort (Greisfort) am<br />

Sper ( r ) weg<br />

im Tälchen, im Etzel Etzel Das groß Tälchen<br />

(Großtelgen)<br />

Kemmling Klemmling Kemmel<br />

im Litzental Litzendählgen Lötzentälchen<br />

im vorderen und hinteren vord. u. hini.<br />

großen Acker große Acker<br />

in der Winterbach in der Winterbach Winterbach<br />

(auch großes Tal gen<strong>an</strong>nt)<br />

Dörrenbach Dörrenbach<br />

Dell Dellen<br />

im Boden im Boden<br />

in den kurzen Stückern Krautgarten oder<br />

in der Au Knöbelspferch Klebesborn<br />

im Pfaffenbrühl im Pfaffenbrühl in Pfaffenbrühl<br />

<strong>an</strong> de <strong>Hengstbach</strong>er Mühl<br />

den Sträng<br />

87


7.4 Flurnamen des Wahlerhofes<br />

Da der Hof erst nach dem 30jährigen Krieg entst<strong>an</strong>d, gibt es kein Renovationsprotokoll.<br />

Vorher gehörte der Boden zu dem Ort Bickenaschbach.<br />

1. Heutige Form 2. Bei Tilem<strong>an</strong>n Stella<br />

Köpfchen<br />

im unteren Tal Walerbach unterem Brunnen<br />

Unnerbrunne<br />

in der Neubruchahnung<br />

Sauunter<br />

ober dem Baum und Pfl<strong>an</strong>zgarten<br />

Böckweiler Fußpfad<br />

Scheuergarten<br />

Ornbrühl<br />

Buchwald Aspacher Wäldchen<br />

H<strong>an</strong>g oder der Schleus<br />

Mühlweg<br />

am Kiefernwald<br />

Lehmkaut<br />

oder dem Scheuergarten am Mühlweg<br />

auf dem Berg zwischen Wald und Trischfeld<br />

Süßenbach Suesenbach<br />

die Schw<strong>an</strong>n<br />

Geckelsröder<br />

Creutzeich<br />

88


7.5 Das alte Geld und die alten Maße<br />

In den geschichtlichen Abh<strong>an</strong>dlungen kommen öfters die alte Währung und die<br />

alten Maße vor. <strong>Sie</strong> lassen <strong>sich</strong> nicht einfach in unser Geld und <strong>unsere</strong> Maße<br />

umrechnen. Um das Gefühl für ein ungefähres Verhältnis zu wecken führe ich <strong>an</strong>:<br />

Der Gulden war ursprünglich eine Goldmünze (Gulden=Gold) und<br />

wurde in Florenz schon im 13. Jahrhundert geprägt. Darum erhielt<br />

er auch den Namen Florentiner, abgekürzt fl. Später wurden auch<br />

Gulden aus Silber geprägt.<br />

1 Gulden ( fl / 15 Batzen (bz) = 60 Kreuzer (Kr)<br />

1 Batzen = 16 Pfennig (&)<br />

1Albus = 1/2bz= 8Pfennig<br />

Um einen Vergleich über den Geldwert zu haben, seien die Preise für<br />

verschiedene Früchte, für Brot und Fleisch aus dem Jahr 1792 hier <strong>an</strong>geführt:<br />

Kammerfaxen 1792<br />

1 Großmalter Korn = 5 fl<br />

1 Großmalter Gerste = 5 fl<br />

1 Großmalter Spelz = 2 f1<br />

1 Großmalter Hafer = 2 fl<br />

1 Kleinmalter Korn = 2 fl 7 bz 8 &<br />

1 Kleinmalter Gerste =2 fl 7 bz 8 &.<br />

1 Kleinmalter Spelz = 1 fl 2 bz 8 &<br />

1 Kleinmalter Hafer = 1 fl - -<br />

Marktpreise<br />

1 Großmalter Korn = 5 fl<br />

1 Großmalter Gerste = 3 fl 11 bz 1 &<br />

1 Großmalter Spelz = 2 fl 2 bz 8 &.<br />

1 Großmalter Hafer = 2 fl 5 bz -<br />

1 Großmalter Weizen = 5 fl 7 bz 8 &.<br />

1 Großmalter Dinkel = 2 fl - -<br />

89


Brot und Fleischpreise<br />

6 Pfund Brot 1 bz 11 &<br />

b Pfund gem. Brot 2 bz 2 &<br />

1 Pfund 1 a Ochsenfleisch 1 bz 1 &<br />

1 Pfund geringer Ochsenfleisch 1 bz 4 &<br />

1 Pfund Kuhfleisch f bz 4 &<br />

1 Pfund jg. Rindfleisch 1 bz 2 &<br />

1 Pfund Kalbfleisch 1 bz 6 &<br />

1 Pfund Hammelfleisch 1 bz 4 &<br />

1 Pfund Schaffleisch 1 bz 2 &<br />

1 Pfund Schweinefleisch 1 bz 4 &<br />

7.6 Die Nahrungsquellen<br />

Bodenart, Bodenform, Klima und Niederschläge (600-700 mm) sind für die<br />

Entwicklung der L<strong>an</strong>dwirtschaft in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> nicht besonders<br />

günstig. Dass der Ackerbau, die Viehzucht und der Obstbau <strong>sich</strong> zur heutigen Höhe<br />

entwickelt haben, ist neben dem strebsamen Fleiß der Bewohner, der Einführung<br />

der neuesten Bewirtschaftungsmethoden, der künstlichen Düngung und dem<br />

Einsatz der Maschine zu d<strong>an</strong>ken.<br />

Wie arm waren doch die ersten Ansiedler nach dem 30jährigen Kriege! Die Felder<br />

waren verunkrautet, mit Dornen und Hecken gewachsen, keine Saatfrucht und kein<br />

Zugvieh waren vorh<strong>an</strong>den. So st<strong>an</strong>den die Menschen vor einem schweren<br />

Beginnen. Und haften sie einen Anf<strong>an</strong>g gemacht, ein Äckerchen ausgeputzt,<br />

umgegraben und die ersten Körner ausgestreut, so erfolgten neue Überfälle,<br />

Plünderungen und Verwüstungen der Felder und Wohnstätten und Wegnahme des<br />

Viehes auch in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts (Reunionskriege).<br />

1695 schreibt der Kirchenschaffner Bender, <strong>als</strong> die Kammer in Meisenheim<br />

<strong>an</strong>ordnete, dass die Wiesen zu <strong>Mittelbach</strong> jährl. zu vermieten seien und die Mieter<br />

Bürgen zu stellen hätten, „von den Untert<strong>an</strong>en zu <strong>Mittelbach</strong> ist keiner im<br />

Vermögen den geringsten Zins zu zahlen. <strong>Sie</strong> lassen fast ins gemein von ihren<br />

Kindern das Brot betteln."<br />

90


Der größte der Fluren <strong>an</strong>derer Dörfer lag noch im 18. Jahrhundert unbebaut <strong>als</strong><br />

Willerungs oder Wilderungsfelder und diente zumeist der Viehweide. Gepfl<strong>an</strong>zt wurden<br />

nur die s<strong>an</strong>digen Hänge, der Boden gab nur magere Frucht. Vieh konnte auch nicht<br />

viel gehalten werden, da die wenigen Talwiesen nicht genügend Futter gaben, und<br />

<strong>sich</strong> die Hänge und Höhen wegen der Bodenbeschaffenheit und Trockenheit zur<br />

Anlage solcher nicht eigneten. So gab es nur wenig natürlichen Dung für die Felder.<br />

Kein Wunder, dass m<strong>an</strong> dem Boden darum immer wieder in der Brache Ruhe und<br />

Erholung gewähren musste. Eine besondere Art von Feldern waren die Rodbüsche,<br />

wie sie in den Renovationsprotokollen aufgeführt werden. Die Hecken und Dornen, die<br />

auf ihnen wuchsen, wurden gefällt und verbr<strong>an</strong>nt. D<strong>an</strong>n wurde die Asche, ohne. die<br />

Wurzelstöcke zu entfernen, untergegraben und der Boden eingesät. Schon nach<br />

einiger Zeit war aber der Boden wieder erschöpft. Er blieb nun 15 bis 20 Jahre liegen,<br />

verwilderte wieder, d<strong>an</strong>n erst konnte m<strong>an</strong> dar<strong>an</strong> denken ihn wieder zu besamen.<br />

Der Kartoffel<strong>an</strong>bau scheint bald nach 1700 eingeführt worden zu sein. Im<br />

Renovationsprotokoll werden am heute bewaldeten H<strong>an</strong>g des Streitb<strong>an</strong>ns eigens<br />

„Grund Behrenrsticker" verzeichnet.<br />

Wahrscheinlich haben die <strong>Mittelbach</strong>er wenigstens zum Teil auch noch auf eine<br />

<strong>an</strong>dere Art ihr Fortkommen gesucht. Das Renovationsprotokoll nennt bei der<br />

Aufteilung des Streitb<strong>an</strong>ns für <strong>Mittelbach</strong> 24 H<strong>an</strong>dfröner, 10 Fuhrleute,1 Ackersm<strong>an</strong>n,<br />

einen Taglöhner und zwei Gerichtsmänner. Warum so viele Fuhrmänner? Schon vor<br />

dem 12. Jahrhundert führte die alte Salzstraße (Heerstraße; Hornbacher Urbar) von<br />

Dieuze (Dus) über Böckweiler, durch den Hochwald, Ernstweiler und die heutige<br />

Sickinger Höhe nach L<strong>an</strong>dstuhl. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts verlegten sie die<br />

Grafen von Zweibrücken, dass sie von Böckweiler aus wahrscheinlich über den<br />

Wahlerhof, <strong>Mittelbach</strong>, Ixheim lief, bei Zweibrücken den Schwarzbach überquerte und<br />

dahinter auf der Höhe ihren alten Lauf wieder erreichte. Die Grafen konnten so bei<br />

ihrer Burg Zweibrücken den Zoll erheben. Weil nun diese dam<strong>als</strong> wichtige Verbindung<br />

durch <strong>Mittelbach</strong> lief, können wir uns leicht denken, dass neben den Fuhrleuten von<br />

Bockweiler auch die von <strong>Mittelbach</strong> am Tr<strong>an</strong>sport des „Gesods" (Salz) auf dieser<br />

Straße beteiligt waren.<br />

Für die Entwicklung der L<strong>an</strong>dwirtschaft und Viehzucht war besonders die<br />

Regierungszeit des Zweibrücker Herzogs Christi<strong>an</strong> IV (1735-1775) von<br />

Bedeutung. Die unter ihm gegründeten Höfe in der Umgegend von Zweibrücken<br />

wurden Vorbild in der Bewirtschaftung für die Bauern der Dörfer. Durch<br />

Einführung besserer Zuchttiere hob der Herzog die Pferde-, Rindvieh- und<br />

Schafzucht. Unter ihm wurde versucht, den Seidenbau einzuführen. Schuldiener,<br />

die auf diesem Gebiet etwas leisteten, wurden bevorzugt.<br />

91


Krapp wurde besonders in Webenheim und <strong>Mittelbach</strong> <strong>an</strong>gepfl<strong>an</strong>zt.<br />

Wie der Obstbau gefördert wurde, sehen wir aus der Visitation des <strong>Mittelbach</strong>er<br />

B<strong>an</strong>nes von 1786.<br />

Den Ertrag der Wiesen hob m<strong>an</strong> durch Schaffung von Bewässerungs<strong>an</strong>lagen.<br />

1776/77 wurde unterhalb von <strong>Mittelbach</strong>, wo heute der Hammer steht, eine<br />

Schleuse errichtet, die der Bewässerung der Wiesen im Bickenalb- und<br />

Hornbachtal bis Bubenhausen diente.<br />

Der Kleebau wurde von den sesshaft gewordenen Schweizer aus ihrer Heimat<br />

mitgebracht.<br />

7.7 Aus der Zeit der fr<strong>an</strong>zösischen Revolution und<br />

Napoleons<br />

Im Plünderungswinter 1793/94 war es mit dem Wohlst<strong>an</strong>d der Bauern aus der<br />

Herzogtumszeit vorbei. Am 6. Dezember wurde der Ort vollständig ausgeraubt<br />

und viele <strong>Mittelbach</strong>er flohen nach Zweibrücken.<br />

Der Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> wurde eine so hohe Abgabepflicht auferlegt, dass sie<br />

dieselbe nur durch eine Anleihe in Zweibrücken aufbringen konnte. Hierzu eine<br />

Begebenheit aus der damaligen Zeit:<br />

„Ein <strong>Mittelbach</strong>er Wirt, der vermögend war, hatte sein Geld gegen<br />

Schuldscheine und H<strong>an</strong>dschriften nicht bloß im Ort selbst, sondern auch <strong>an</strong><br />

Leute aus den umliegenden Dörfern verliehen. Plündernde Soldaten des<br />

Revolutionsheeres f<strong>an</strong>den unter seinem Bett eine Kiste, mit den für sie<br />

wertlosen Papieren. <strong>Sie</strong> nahmen sie alle mit, zerrissen oder verbr<strong>an</strong>nten sie. So<br />

st<strong>an</strong>d der Wirt, aller Unterlagen beraubt, vor dem Verlust seines g<strong>an</strong>zen<br />

Barvermögens. Die Überlieferung berichtet aber, dass trotzdem m<strong>an</strong>cher der<br />

Schuldner, dem Ruf seines Gewissens folgend, seine Schuld <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte und<br />

später abtrug".<br />

Nicht nur dieser Wirt, auch die Bauern verloren durch ihre Flucht, zum Teil ihren<br />

g<strong>an</strong>zen Besitz oder sie hatten erhebliche Schäden aufzuweisen. Besonders <strong>an</strong><br />

Best<strong>an</strong>d von Pferden, Rindvieh, Schafen und Schweinen war 1794 fast nichts<br />

mehr vorh<strong>an</strong>den.<br />

Die L<strong>an</strong>dwirtschaft brauchte einige Jahre, um die in den Kriegswirren<br />

entst<strong>an</strong>denen Schäden zu überwinden. Die Zivilverwaltung widmete um 1800<br />

der L<strong>an</strong>dwirtschaft große Aufmerksamkeit. Im Department Donnersberg wurde<br />

92


1801 ein besonderer „Wirtschaftsrat" eingerichtet, der <strong>sich</strong> auch mit<br />

l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Angelegenheiten befasste.<br />

Um 1806 war die l<strong>an</strong>dwirtschaftliche Produktion wieder so ausgedehnt, dass in<br />

Zweibrücken und Umgebung ein H<strong>an</strong>del mit Schafen und Schweinen nach<br />

Holl<strong>an</strong>d und der Schweiz blühte. An H<strong>an</strong>delsgewächsen wurde vor allem in<br />

<strong>Mittelbach</strong> „Krapp" (Färberpfl<strong>an</strong>ze) <strong>an</strong>gebaut, der fast ausschließlich nach<br />

Hagenau im Elsaß ausgeführt wurde. Die Bauern konnten <strong>sich</strong> in dieser Zeit,<br />

sozial und wirtschaftlich aufbessern, denn die Leibeigenschaft wurde<br />

aufgehoben. <strong>Sie</strong> brauchten <strong>als</strong>o keine Zehntel und sonstige Abgaben mehr zu<br />

leisten und das von ihnen bewirtschaftete Lehensl<strong>an</strong>d ging in ihren Besitz über.<br />

7.8 1789 bis 1815<br />

Wie die Ideen der Revolution in <strong>unsere</strong> Dörfer kamen, und wie sie von den<br />

Untert<strong>an</strong>en aufgenommen wurden, finden wir nirgends verzeichnet. Dass die<br />

Parole<br />

„Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit"<br />

aber begrüßt wurde, ist verständlich, wenn auch nicht alle Herzen in gleichen<br />

Maße mitschw<strong>an</strong>gen. Trotz aller Lasten unter dem herzoglichen Regiment<br />

hatte das L<strong>an</strong>d besonders unter Herzog Christi<strong>an</strong> IV einen Aufschwung<br />

genommen, der für die meisten Untert<strong>an</strong>en doch deutlich fühlbar war.<br />

Als d<strong>an</strong>n die Künder der neuen Lehre, ihr wahres Ge<strong>sich</strong>t zeigten, in dem sie<br />

raubten, plünderten und Gewalt <strong>an</strong>wendeten, verloren sie bald jede<br />

Sympathie.<br />

Nach der alten Pfarrchronik des Pfarramtes <strong>Mittelbach</strong> sollen die Glocken der<br />

Kirche während der Revolutionszeit zweimal vom Turm genommen worden<br />

sein. <strong>Sie</strong> sollten verschleppt und eingeschmolzen werden. Aber die<br />

Einwohner kauften sie zweimal wieder zurück.<br />

Schon die ersten Jahre nach Ausbruch der Revolution 1789 in Paris brachten<br />

für <strong>unsere</strong> Gegend auch kriegerische Unruhen. Gegen die<br />

Eroberungsbestrebungen der jungen Republik entst<strong>an</strong>d im Jahre 1793 die<br />

erste Koalition, in der <strong>sich</strong> Engl<strong>an</strong>d, Österreich, Sp<strong>an</strong>ien, Rom Neapel und<br />

Portugal zusammenschlossen, um den Revolutionsheeren entgegenzutreten.<br />

3 fr<strong>an</strong>zösische Armeen st<strong>an</strong>den gegen das damalige Deutschl<strong>an</strong>d: die<br />

Rheinarmee, das Corps Vosges und die Moselarmee. Der fr<strong>an</strong>zösische<br />

93


General Custin war es, der im Winter 1792/93 auf dem Scheid bei Hornbach,<br />

durch die Bewohner der Gegend ein befestigtes Lager errichten ließ, von<br />

dem aus d<strong>an</strong>n ab Frühjahr 1793 das Corps des Vosges die Gegend von<br />

Zweibrücken durch verschiedene Vorstöße beunruhigte und unter Druck<br />

hielt. Von hier aus marschierten die fr<strong>an</strong>zösischen Volontärs Mitte September<br />

1793 auch zur Schlacht bei Pirmasens auf. Ende September 1793 bezog<br />

d<strong>an</strong>n das 3. preußische Corps unter Herzog Karl Wilhelm Ferdin<strong>an</strong>d von<br />

Braunschweig, Erbprinz von Hohenlohe und dem General von Kalkenreuth<br />

und dem österreichischen Feldmarschall Graf von Wurmser Stellung in<br />

<strong>unsere</strong>r Gegend.<br />

Am 27.9.1793 wurden die Blieskastler Höhen von den Preußen gestürmt und<br />

<strong>an</strong>schließend die Fr<strong>an</strong>zosen aus ihrem Lager bei Hornbach auf Bitsch<br />

zurückgeworfen. Der König von Preußen welcher <strong>sich</strong> bei der Armee bef<strong>an</strong>d,<br />

übernachtete vom 27. zum 28.9.1793 in Böckweiler. Aus dieser Zeit<br />

stammen die Flurnamen, „Sachsen- und Preußensch<strong>an</strong>ze" bei Böckweiler<br />

und Wattweiler.<br />

1798 sollten die einzelnen Gemeinden das Revolutionstribunal in Paris<br />

bitten, ihre Orte in die große fr<strong>an</strong>zösische Republik aufzunehmen. Zu diesem<br />

Zwecke sollten die Agenten (Bürgermeister) eine Adresse unterschreiben.<br />

Molitor berichtet uns, dass die Agenten von <strong>Mittelbach</strong>, <strong>Hengstbach</strong>,<br />

Böckweiler und Wattweiler abgesetzt wurden, weil sie ihre Unterschrift<br />

verweigerten. Die Fr<strong>an</strong>zosenfreundlichkeit k<strong>an</strong>n <strong>als</strong>o nicht groß gewesen<br />

sein.<br />

94


7.9 Unter fr<strong>an</strong>zösischer Verwaltung<br />

Waren mit Einbruch der fr<strong>an</strong>zösischen Freiheitshorden auch alle Bindungen<br />

<strong>an</strong> das Herzogtum gefallen, Herzog Karl August musste 1793 in dunkler<br />

Nacht aus seinem Schloss Karlsberg bei Homburg fliehen, so dauerte es<br />

doch noch bis 1797 bis sie offiziell aufgehoben wurden. Im Frieden von<br />

Campo Formio am 17.10. 1797 hatte der deutsche Kaiser den Fr<strong>an</strong>zosen die<br />

linksrheinischen L<strong>an</strong>de zuge<strong>sich</strong>ert. Der Elsässer Rudler, <strong>als</strong><br />

Generalkommissär eingesetzt, teilte nun das neu gewonnene L<strong>an</strong>d in 4<br />

Departements. Die Pfalz gehörte zu dem Departement Donnersberg mit der<br />

Hauptstadt Mainz. Das Departement wurde d<strong>an</strong>n wieder in Arrondissements<br />

und diese wieder in K<strong>an</strong>tone eingeteilt. <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> gehörten<br />

zum Departement Donnersberg, Arrondissement Zweibrücken und zum<br />

K<strong>an</strong>ton Medelsheim, wo 1798 ein Friedensgericht errichtet wurde. An der<br />

Spitze der Gemeinden st<strong>an</strong>d der Munizipialagent, später Maire<br />

(Bürgermeister) gen<strong>an</strong>nt mit dem Munizipialrat (Gemeinderat).<br />

Die Leibeigenschaft der Bauern wurde aufgehoben. Aus den ehemaligen<br />

Untert<strong>an</strong>en und Gemeinsleuten wurden jetzt citoyen (Bürger) Der Adel und<br />

die Geistlichkeit verloren alle Vorrechte und ihre Titel. Bauern, die<br />

Lehensl<strong>an</strong>d besaßen, wurden jetzt Eigentümer desselben; sie brauchten<br />

keine Zehnten und sonstigen Abgaben mehr zu leisten. Ebenso fiel die Fron.<br />

Der Besitz des Adels, der Geistlichkeit und der Kirche wurde <strong>als</strong> Nationalgut<br />

erklärt, zuerst verpachtet und später in Mainz versteigert. Die<br />

Kirchenschaffnei Zweibrücken verst<strong>an</strong>d, dam<strong>als</strong> ihre Güter zu retten und den<br />

Best<strong>an</strong>d bis auf der heutigen Tag zu erhalten.<br />

Den Pfarrern wurde verboten, Kirchenbücher zu führen. Die bestehenden<br />

Bücher mussten bei der Mairie abgeliefert werden. So lag das alte<br />

<strong>Mittelbach</strong>er Kirchenbuch bis zum Ende des ersten Weltkriegs auf dem<br />

Bürgermeisteramt und kam d<strong>an</strong>n über das Pfarramt <strong>an</strong> das Kirchenarchiv in<br />

Speyer.<br />

Bei jeder Mairie wurde dam<strong>als</strong> ein St<strong>an</strong>desamt errichtet, wo alle Geburten,<br />

Trauungen und Sterbefälle eingetragen werden mussten<br />

Bis zum Jahre 1816 wurden auch die St<strong>an</strong>desamtsfälle von Böckweiler in<br />

<strong>Mittelbach</strong> verzeichnet.<br />

Anstelle der vertrauten Münzen Taler, Gulden, Batzen, Kreutzer und Albus<br />

traten jetzt Fr<strong>an</strong>ken und Centimes.<br />

Der christliche Kalender mit seiner Einteilung in Wochen wurde abgeschafft. Es<br />

gab die altgewohnten Fest- und Feiertage nicht mehr. An seine Stelle trat der<br />

republik<strong>an</strong>ische Kalender, Er wurde 1793 eingeführt und zählte die Jahre vom<br />

22. September 1792 <strong>an</strong>. Das Jahr hatte nach diesem Kalender 12 Monate, die<br />

ihre Namen von den Erscheinungen in der Natur ableiteten. Jeder Monat hatte<br />

95


50 Tage, dazu kamen in jedem gewöhnlichen Jahr 5, in Schaltjahren<br />

6 Ergänzungstage. Ab 1806 wurde der christliche Kalender wieder eingeführt.<br />

Der Maire musste die neu eingeführten Grund- Personal- Luxus- Tür- und<br />

Fenstersteuern erheben und eintreiben.<br />

Ab 1804 wurden alle alten Rechte und Gesetze in den neuen Departements<br />

aufgehoben und dafür wurde das fr<strong>an</strong>zösische Recht eingeführt.<br />

Aus dieser Zeit, da unser L<strong>an</strong>d fr<strong>an</strong>zösisch war, stammten viele Fremdwörter,<br />

die bis vor dem zweiten Weltkrieg besonders von älteren Leuten viel gebraucht<br />

wurden. Es ist nicht zu leugnen, dass <strong>unsere</strong> Dörfer nach Rückkehr der<br />

Ordnung, unter der neuen Verwaltung einen gewissen Aufschwung nahmen<br />

7.10 Als Soldat in fr<strong>an</strong>zösischen Diensten<br />

Drückend und belastend aber waren die Aushebungen der jungen Leute zum<br />

Kriegsdienst. Es ist heute nicht mehr festzustellen, welche Männer <strong>unsere</strong>r<br />

beiden Orte unter den fremden Fahnen dienen mussten und welche nicht<br />

mehr in die Heimat zurückkehrten. Im November 1809 starb Heinrich Jakob<br />

Röller <strong>als</strong> Soldat v. 1. Reg. 4.Tirailler la quere imperial.<br />

Am 10.7.1808 starb in <strong>Mittelbach</strong> Fr<strong>an</strong>z Hartm<strong>an</strong>n, Leutn<strong>an</strong>t im 100.<br />

Linienregiment. Er ist aber kein <strong>Mittelbach</strong>er, denn die Familie kommt hier<br />

nicht vor.<br />

Mehr wissen wir von dem <strong>Mittelbach</strong>er Christi<strong>an</strong> Dettweiler, dessen<br />

Militärpapiere uns zum großen Teil erhalten sind. Er trat am 11. Germinal des<br />

Jahres 12 der fr<strong>an</strong>z. Republik (1.April 1804) <strong>als</strong> gemeiner Soldat ins 16.<br />

fr<strong>an</strong>z. Inf<strong>an</strong>terieregiment in Toulon ein. 1807, 1808 und 1809 steht er bei der<br />

großen Armee, 1810, 11, 12, 13 und 1814 bei der Armee Lyon. Viermal<br />

wurde er verwundet. Am 20.5.1809 in der Schlacht bei Essling (Aspern)<br />

durch einen Schuss <strong>an</strong> der linken Augenbraue, am 6. Juli 1809 in der<br />

Schlacht bei Wagram, Quetschung der linken Schulter durch eine<br />

K<strong>an</strong>onenkugel; am 50. Mai 1811 beim Sturm auf Fort Olivo (Sp<strong>an</strong>ien),<br />

Verwundung durch Gr<strong>an</strong>atsplitter <strong>an</strong> beiden Knien; am 14. März 1614 im<br />

Treffen bei Poligny (Fr<strong>an</strong>kreich) durch einen Gewehrschuss, der den Rücken<br />

durchbohrte.<br />

Am 6. Juni 1807 wurde er zum Korporal und am 19. 9.1811 zum Serge<strong>an</strong>ten<br />

befördert. Am 29. Juni 1815 wurde er Unterleutn<strong>an</strong>t und schon nach 5<br />

Monaten am 2. Dezember 1813 Leutn<strong>an</strong>t, was nach der bei uns üblichen<br />

Benennung Oberleutn<strong>an</strong>t heißt. Am 27. Juli 1814 wird er wegen seiner<br />

Verwundungen in den Ruhest<strong>an</strong>d versetzt und erhält eine Pension<br />

zugesprochen. Dettweiler kehrt nun in seine Heimat nach <strong>Mittelbach</strong> zurück.<br />

96


Persönliche Anmerkung zu vorgen<strong>an</strong>nter Person nach Auffinden einer<br />

Pergamenturkunde.<br />

Durch seine Rückkehr ins Heimatdorf hatte er Schwierigkeiten mit dem<br />

Bezug seines Ruhegehaltes, weil er nicht mehr in Fr<strong>an</strong>kreich wohnhaft war.<br />

Darum richtete er ein Gesuch <strong>an</strong> den fr<strong>an</strong>z. König Ludwig XVIII und bat um<br />

Verleihung des fr<strong>an</strong>z. Heimatrechts. In einer schönen Pergamenturkunde mit<br />

der eigenhändigen Unterschrift des Königs nebst dem königlichen Insiegel<br />

mit dem Bourbonischen Lilienwappen wurde dem Oberleutn<strong>an</strong>t das erbetene<br />

Heimatrecht erteilt. Vor allem blieb Dettweiler aber bayerischer<br />

Staats<strong>an</strong>gehöriger, denn er nahm bis zu seinem Tode <strong>an</strong> allen politischen<br />

und gemeindlichen Wahlen teil. Er war auch nicht gewillt, nach Fr<strong>an</strong>kreich zu<br />

übersiedeln. Er blieb in <strong>Mittelbach</strong>, verheiratete <strong>sich</strong> hier und betrieb seine<br />

L<strong>an</strong>dwirtschaft.<br />

Sein Ruhegehalt betreffend aber blieb Ormesweiler, nahe der Grenze bei<br />

Brenschelbach sein Wohnsitz. Dorf mietete er <strong>sich</strong> ein Zimmer, in dem er<br />

seine Uniform aufbewahrte. Wahrscheinlich alle Vierteljahr begab <strong>sich</strong><br />

Dettweiler nach Ormesweiler, legte seine Uniform <strong>an</strong> und ging mit einer<br />

Bescheinigung des Maire von Ormesweiler versehen zum Notar nach<br />

Wollmünster oder Bitsch und ließ <strong>sich</strong> seine Pension ausbezahlen. Nach<br />

Ormesweiler zurückgekehrt, legte er die Uniform wieder ab und w<strong>an</strong>dte <strong>sich</strong><br />

wieder heimwärts. Da Dettweiler während der letzten 10 Jahre seines Lebens<br />

erblindet war, holte in dieser Zeit einer seiner Angehörigen aufgrund einer<br />

Bescheinigung des Bürgermeisters von Ormesweiler die Pension ab.<br />

An Auszeichnungen besaß Dettweiler die „Lilie Sr. Hoheit des Herzogs von<br />

Orle<strong>an</strong>s", welche gleich nach Wiedererl<strong>an</strong>gung des Königsthrones durch<br />

Ludwig XVIII gestiftet worden war, und die „S<strong>an</strong>kt Helenarmedaille" welche<br />

von dem fr<strong>an</strong>z. König Napoleon III <strong>an</strong> alle lebende Veter<strong>an</strong>en seines Oheims<br />

verliehen wurde.<br />

Zusatz zum Gedenken oben beschriebener Person:<br />

Auf dem Zweibrücker Friedhof steht der sogen<strong>an</strong>nte Napoleonstein mit der<br />

Widmung: „Die unter Napoleons Fahnen gedienten und wieder in die Heimat<br />

zurückgekehrten Krieger der Stadt und Umgebung Zweibrückens.<br />

97


7.11 Das Royal Deuxpont<br />

Die deutsche Zerrissenheit und Ohnmacht und die fr<strong>an</strong>zösische Vorherrschaft<br />

nach dem 30jährigen Krieg und auch noch im 18. Jahrhundert erkennen wir<br />

nicht nur im fr<strong>an</strong>zösischen Kultureinfluss und in der militärischen Macht,<br />

sondern auch in einer gewissen Abhängigkeit der kleinen deutschen Fürsten <strong>an</strong><br />

der Westgrenze. <strong>Sie</strong> schielten nach Paris und suchten die Gunst der<br />

fr<strong>an</strong>zösischen Herrscher trotz der Wunden die, die Reunionskriege geschlagen<br />

hatten. Das Reich konnte ihnen weder Schutz noch sonst einen Vorteil bieten.<br />

Im Westen aber lockte Gl<strong>an</strong>z und Prunk, aber auch Geld.<br />

Nur so können wir verstehen, dass Herzog Christi<strong>an</strong> IV. von Zweibrücken 1751,<br />

bald nach seinem Regierungs<strong>an</strong>tritt mit Fr<strong>an</strong>kreich einen Vertrag schloss, nach<br />

dem er 40 000 Gulden Subsidiengelder erhielt und der Krone von Fr<strong>an</strong>kreich<br />

ein Bataillon von 1000 M<strong>an</strong>n Inf<strong>an</strong>terie stellen sollte. Alle Kosten,<br />

Werbung, Aushebung, Bewaffnung und Kleidung sowie Unterhalt der Truppe<br />

trug Fr<strong>an</strong>kreich. So entst<strong>an</strong>d das Regiment Royal Deuxpont aus Söhnen des<br />

Herzogtums Zweibrücken in fr<strong>an</strong>zösischem Sold.<br />

Dieses Regiment kämpfte im 7jährigen Krieg gegen Friedrich den Großen und<br />

wurde 1780 zur Unterstützung der nordamerik<strong>an</strong>ischen Freiheitskämpfer gegen<br />

die Engländer in die „Neue Welt" geschickt. 1783 kehrte das Regiment mit den<br />

<strong>an</strong>deren fr<strong>an</strong>zösischen Hilfstruppen nach Europa zurück. Als 1789 in Fr<strong>an</strong>kreich<br />

die Revolution ausbrach, verlor das Regiment seinen Namen und erhielt die Nr.<br />

99. Herzog Karl von Zweibrücken rief nun seine Untert<strong>an</strong>en aus dem Regiment<br />

in die Heimat zurück.<br />

Dieses 99. Inf<strong>an</strong>terieregiment kämpfte 1792 in der Schlacht bei Kaiserslautern<br />

mit und wurde beinah vollständig aufgerieben.<br />

Es wird uns berichtet, dass <strong>sich</strong> die Versprengten zu <strong>Mittelbach</strong> wieder<br />

gesammelt hätten.<br />

98


Während für <strong>Hengstbach</strong> 2 Soldaten im Regiment Royal Deuxpont festgestellt<br />

werden konnten, erscheinen im sippenkundlichen Teil dieses Buches für<br />

<strong>Mittelbach</strong> 4.<br />

1. Joh<strong>an</strong>n Michael Aulenbach Bei der Geburt seines ersten Kindes<br />

am 11.11.1765 ist der Soldat unter<br />

Royal Deuxpont gen<strong>an</strong>nt.<br />

2. Joh<strong>an</strong>n Gaßm<strong>an</strong>n) wird 1758/59 <strong>als</strong> Soldat unter Royal<br />

Deuxpont gen<strong>an</strong>nt.<br />

3. Joh<strong>an</strong>n Heinrich Harnisch bei seiner Eheschließung 1757 unter<br />

dem neuen Pfalz-Zweibrückerischen<br />

Regiment von der Camp. Neul<strong>an</strong>d.<br />

4. Nickel, Moschel gest. He. 5.12.1822 (78Jhr. 11. Mon. 8<br />

Tage alt) led. pensionierter Soldat v.<br />

ehemaligen Regiment Royal Deuxpont.<br />

5. Joh. Georg Neumüller gest. 26.2.1784 <strong>als</strong> Soldat in<br />

fr<strong>an</strong>zösischen Diensten, ward still<br />

begraben.<br />

6. Michael Werle wird 1790 <strong>als</strong> Soldat unter dem<br />

Herzoglichen Zweibrückerischen<br />

Regiment aufgeführt.<br />

Joh<strong>an</strong>n D<strong>an</strong>iel von St. Ingbrecht erhielt am 14.10.1761 vom König von<br />

Fr<strong>an</strong>kreich die Bestallung <strong>als</strong> Oberst und Befehlshaber des Regimentes Royal<br />

Deuxpont.<br />

Er war der Sohn des Aemilium Casimir Wernigk von St. Ingbrecht + 13.8bris<br />

1742, welcher <strong>als</strong> Besitzer des Bickenaschbacher Hofe mit den <strong>Mittelbach</strong>ern<br />

den Prozess um den Streitb<strong>an</strong>n führte. Beim Tod seines Vaters war Joh.<br />

D<strong>an</strong>iel 5 Jahre alt.<br />

Es erhebt diese Zusammenstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit,<br />

sondern gibt nur die in den Pfarrbüchern gefundenen Eintragungen wieder!<br />

99


7.12 Aus der Zeit der deutschen Einheitsbewegung 1848/49<br />

(Heckerjahre)<br />

Mit großen Hoffnungen war der größte Teil des deutschen Volkes in die<br />

Befreiungskriege gezogen. Um so schmerzlicher war d<strong>an</strong>n die Enttäuschung,<br />

<strong>als</strong> nach Beendigung des Kampfes die Fürsten mit ihren Ratgebern dort<br />

<strong>an</strong>zuknüpfen versuchten, wo sie in den 1790er Jahren gest<strong>an</strong>den hatten.<br />

Daraus und aus der persönlichen Not der Untert<strong>an</strong>en, bedingt durch das<br />

Anwachsen der Bevölkerung, durch Hungerjahre und Missernte entst<strong>an</strong>d d<strong>an</strong>n<br />

die Unzufriedenheit, welche den Nährboden für die Unruhen und Aufstände bis<br />

1849 abgab.<br />

Mag die Fr<strong>an</strong>zosenzeit auch noch soviel Wunden geschlagen haben die Bürger<br />

hatten aber eine <strong>an</strong>ders freiere Regierungsform kennengelernt und beugten<br />

<strong>sich</strong> nur ungern alten Fesseln.<br />

Die Heckerjahre, welche ihren Namen nach einem Anführer der aufständischen<br />

Bauern 1848/49 erhalten haben, schlugen ihre Wellen bis in <strong>unsere</strong> stillen<br />

Dörfchen. Das nahe Zweibrücken war eine Hochburg dieser Bestrebungen. In<br />

Homburg und zeitweise in Zweibrücken erschien die Zeitung „Tribüne"<br />

Herausgeber war Dr. Wirth, der beim Hambacher Fest 1832 <strong>als</strong> Redner<br />

aufgetreten war und unentwegt Freiheit für sein Volk und ein freies deutsches<br />

Vaterl<strong>an</strong>d verl<strong>an</strong>gte.<br />

Im Frühjahr 1848 f<strong>an</strong>d die Wahl zum Fr<strong>an</strong>kfurter Parlament statt Die Orte<br />

Böckweiler, Ixheim, <strong>Hengstbach</strong> und <strong>Mittelbach</strong> wählten in <strong>Mittelbach</strong>, da die<br />

Wahl eine indirekte war, 4 Wahlmänner, die d<strong>an</strong>n den kath. Pfarrer Tafel für das<br />

Parlament erkoren.<br />

Als aber diese mit so hohen Zielen zusammengetretene Volksvertretung ohne<br />

Erfolg ausein<strong>an</strong>derging, wurden in Kaiserslautern die provisorische Regierung<br />

für die Pfalz und der L<strong>an</strong>desverteidigungsausschuss gebildet. Beiden gehörten<br />

die Zweibrücker Schüler und Cullm<strong>an</strong>n <strong>an</strong>.<br />

Jetzt bildete <strong>sich</strong> in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> auch eine Volkswehr. Von<br />

dieser berichtete mir ein alter Einwohner:<br />

Ein <strong>Mittelbach</strong>er, wahrscheinlich mit dem Namen Schneider, diente bei den<br />

Bayern in L<strong>an</strong>dau. Er war entflohen und hatte <strong>sich</strong> der Volkswehr<br />

<strong>an</strong>geschlossen. Unter seinem Komm<strong>an</strong>do exerzierten die <strong>Mittelbach</strong>er Bauern,<br />

welche mit Dreschflegeln, Sensen und Mistgabeln bewaffnet waren, auf dem<br />

alten Friedhof vor der Kirche. Der Schmied hatte alle Hände voll zu tun, „stracke<br />

Sensen" zu schmieden.<br />

In der Gemeindeordnung von <strong>Hengstbach</strong> finden wir eine alte Rechnung, die<br />

Auskunft über die Kleidung der Hecker gibt. Die Gemeinde <strong>Hengstbach</strong> ließ<br />

„Stiefel, Kittel, Hosen, und Gürtel" <strong>an</strong>fertigen. <strong>Sie</strong> gab dafür dem Schuster<br />

Basti<strong>an</strong> für 48 Kreuzer Leder und <strong>an</strong> Geld 5 fl 36 Kreuzer. Conrath Schneider<br />

100


zu <strong>Mittelbach</strong> erhielt 5 fl 36 Kreuzer und der Gürtelmacher zu Zweibrücken 4 fl<br />

40 Kreuzer. Diese Ausrüstungsstücke wurden d<strong>an</strong>n versteigert und 12 fl 48<br />

Kreuzer erlöst, sodass die Gestehungskosten gedeckt waren. Nur Jacob<br />

Baum<strong>an</strong>n konnte seine Stiefel und seinen Hut nicht bezahlen.<br />

Als d<strong>an</strong>n preußische Truppen über Homburg in die Pfalz einrückten, st<strong>an</strong>den<br />

bei dieser Stadt 1000 Freischärler des Zweibrücker Gebiets mit 5 K<strong>an</strong>onen.<br />

<strong>Sie</strong> ließen es aber nicht zum Kampf kommen, sondern verschw<strong>an</strong>den ohne<br />

einen Schuss abgefeuert zu haben.<br />

Bei Rinnthal treffen wir d<strong>an</strong>n <strong>unsere</strong> <strong>Mittelbach</strong>er und <strong>Hengstbach</strong>er wieder,<br />

wo ein Volkshaufen von 1500 M<strong>an</strong>n das enge Tal sperrte. Als aber die<br />

Preußen über L<strong>an</strong>dstuhl, Queidersbach Waldfischbach und Rodalben<br />

her<strong>an</strong>rückten, f<strong>an</strong>den sie nur wenig Widerst<strong>an</strong>d. Die Aufständischen flohen<br />

und suchten <strong>sich</strong> so gut <strong>als</strong> es ging in Sicherheit zu bringen. Einer soll um<br />

Gef<strong>an</strong>genschaft und Strafe zu entgehen kurzer H<strong>an</strong>d Hut und Rock beiseite<br />

geworfen haben. In einem Hof stellte er <strong>sich</strong> <strong>an</strong> einen Hackklotz und beg<strong>an</strong>n<br />

den Einheimischen mimend Holz zu zerkleinern.<br />

Hier muss auch das Erlebnis des Paul Dettweiler von <strong>Mittelbach</strong> berichtet<br />

werden.<br />

Auf der Flucht lief er bei Rinntal mit den <strong>an</strong>deren <strong>Mittelbach</strong>ern über ein<br />

Wiesental. Plötzlich stürzte er wie vom Blitz getroffen zu Boden. Seine<br />

Kameraden liefen weiter und meinten er wäre tödlich getroffen. Er aber war<br />

nur in einen Graben getreten und nach seinem Sturz überrascht und aufgeregt<br />

liegen geblieben. Als er <strong>sich</strong> endlich aufraffte, waren seine Kameraden schon<br />

weit, und er konnte sie nicht mehr einholen. Nach l<strong>an</strong>gem, <strong>an</strong>strengendem<br />

Marsch hatten die <strong>Mittelbach</strong>er endlich ihren Heimatort erreicht und erzählten<br />

nun, Paul sei bei Rinnthal gefallen.<br />

Diese Nachricht löste im g<strong>an</strong>zen Ort besonders aber unter den<br />

Angehörigen große Bestürzung und Trauer aus. Wie erstaunt war aber die<br />

Mutter, <strong>als</strong> sie am nächsten Morgen in Pauls Schlafstube trat und ihn<br />

friedlich in seinem Bette schlafend vorf<strong>an</strong>d. Er war in der Nacht erst<br />

heimgekommen und um kein Aufsehen zu erregen, <strong>an</strong> der Hinterseite<br />

seines Elternhauses in der „Gaß" durch ein Fenster in seine Schlafstube<br />

eingestiegen. Müde und abgehetzt wie er war, s<strong>an</strong>k er auf sein Bett und<br />

erwachte nicht früher, bis die Mutter erstaunt und verwundert vor ihm<br />

st<strong>an</strong>d.<br />

101


Von den Strafen, die es in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> wegen der<br />

Teilnahme <strong>an</strong> dem Aufst<strong>an</strong>d gab, wissen wir wenig.<br />

Der Lehrer Peter Decker von <strong>Mittelbach</strong> war während des Aufst<strong>an</strong>ds<br />

Bürgermeister (Heckerbürgermeister) geworden und fertigte <strong>als</strong> solcher<br />

einen Geburtsakt aus. Derselbe wurde später auf Anordnung der<br />

Regierung gestrichen und neu aufgenommen. Nach dem Aufst<strong>an</strong>d wurde<br />

Decker vors Gericht gestellt und zur Strafe nach Webenheim versetzt.<br />

Sein Kollege Martin Orschied, Lehrer in <strong>Hengstbach</strong> aber wurde wegen<br />

Teilnahme <strong>an</strong> dem Aufst<strong>an</strong>d nach Contwig versetzt! Vielleicht ist auch Paul<br />

Schreiner von <strong>Hengstbach</strong> ein Opfer dieser Zeit. Anf<strong>an</strong>g 1849 wird er <strong>als</strong><br />

Bürgermeister von <strong>Hengstbach</strong> gen<strong>an</strong>nt. Später aber wird er bei<br />

st<strong>an</strong>desamtlichen Eintragungen <strong>als</strong> heimlich nach Amerika ausgew<strong>an</strong>dert<br />

bezeichnet.<br />

7.13 1870/71<br />

Unheimlich und drohend brach im Juli 1870 der Krieg über <strong>unsere</strong> beiden<br />

Dörfer, so nahe der damaligen Grenze, herein. Furcht und Schrecken<br />

erfüllte nach so l<strong>an</strong>ger Friedenszeit die Bewohner. Die wertvollste Habe,<br />

hauptsächlich Getüch, Hausmacher, Leinen und Geschirr wurde vergraben<br />

oder sonst in einem <strong>sich</strong>er scheinendem Versteck untergebracht.<br />

Kennzeichnend ist eine kleine Geschichte aus einem Nachbardorf. In guter<br />

Nachbarschaft wohnten dort eine katholische und eine protest<strong>an</strong>tische<br />

Familie. Die beiden Hausfrauen kamen überein ein gemeinsames Versteck<br />

für ihr wertvollstes Gut <strong>an</strong>zulegen. Kämen die kath. Fr<strong>an</strong>zosen und würden<br />

das Versteck entdecken, so wollte die kath. Frau alles <strong>als</strong> ihr Eigentum<br />

ausgeben. Kämen aber die prot. Preußen, so sollte die prot. Frau das tun.<br />

So gedachten beide Frauen auf besonders kluge Art <strong>sich</strong> vor Schaden zu<br />

schützen.<br />

Bald beg<strong>an</strong>n auch schon der Aufmarsch der Armeen <strong>an</strong> der Grenze. Teile<br />

der 2. deutschen Armee kamen durch <strong>Mittelbach</strong> und besetzten am 6.u.7.<br />

August 1870 die Höhe zwischen Bickenalb und Hornbach besonders die<br />

Morsitters. Die Bewohner <strong>unsere</strong>r Orte eilten <strong>an</strong> die Straße, um den<br />

Vorbeiziehenden Speise und Tr<strong>an</strong>k <strong>an</strong>zubieten. Wenn m<strong>an</strong> alten<br />

Erzählungen glauben darf, erwartete m<strong>an</strong> hier sogar eine Schlacht, denn<br />

der fr<strong>an</strong>z. General Failly drohte von Bitsch her in <strong>unsere</strong> Gegend<br />

102


vorzudringen. Es wird berichtet, dass schon vorher im Elsaß<br />

Taschentücher mit einem großen Schlachtenbild und der Aufschrift<br />

„La baitaille d'Altheim" verkauft worden wären. Nach den Schlachten bei<br />

Weißenburg und Spichern verschw<strong>an</strong>den die deutschen Truppen aus<br />

<strong>unsere</strong>r Gegend und marschierten nach Fr<strong>an</strong>kreich hinein. Die<br />

Bevölkerung aber atmete, von einem Albdruck befreit, erleichtert auf.<br />

Wie viele <strong>Mittelbach</strong>er <strong>an</strong> dem Krieg teilnahmen, wissen wir nicht. Doch<br />

scheinen alle Kämpfer wieder gesund in die Heimat zurückgekehrt zu sein.<br />

7.14 Das Friedensfest<br />

Am Samstag, den 11. und Sonntag, den 12. März 1871 feierte <strong>Mittelbach</strong> und<br />

<strong>Hengstbach</strong> nach Beendigung des Krieges das Friedensfest. In „aus<br />

heimatlichen Gauen" Zweibrücker Druckerei vom16. August 1927, berichtet uns<br />

F.A. über dieses Fest:<br />

Sämtliche Straßen und Häuser sowie die Brücke waren mit Girl<strong>an</strong>den und<br />

Fahnen festlich geschmückt. Drei Ehrenpforten st<strong>an</strong>den <strong>an</strong> den Häusern von<br />

Adjunkt Jacob Decker, Georg Vollenweider und Jacob Leiner. Samstags<br />

abends erkl<strong>an</strong>g feierliches Glockengeläute. Vom Lohberg her aber dröhnten die<br />

Böller und leuchtete ein Freudenfeuer. Um 6 Uhr am Sonntagmorgen weckten<br />

die Glocken und die Böller (Katzenköpfe) die Bürger. Beim feierlichen<br />

D<strong>an</strong>kgottesdienst um 10 Uhr hielt Pfarrer Pistor die Festpredigt. Bei herrlichen<br />

Frühlingswetter bewegte <strong>sich</strong> nachmittags 3 Uhr ein Festzug durch alle Straßen<br />

<strong>unsere</strong>s Dorfes. Vor<strong>an</strong> schritten zwei Fahnenträger mit Fahnen in den<br />

bayrischen und deutschen Farben. Dahinter kamen Pfarrer Pistor u.<br />

Bürgermeister Schneider, d<strong>an</strong>n Lehrer Gauff mit den größeren Schulkindern,<br />

welche Fahnen trugen. Anschließend folgten 12 Schützen und 20 Sänger,<br />

dahinter die kleineren Schulkinder, Adjunkt Decker mit 10 Gemeinderäten und<br />

endlich die Einwohner von <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong>. Die Glocken läuteten<br />

und die Böller krachten. Auf dem alten Friedhof vor dem Gotteshaus setzten der<br />

Bürgermeister Schneider und der Adjunkt Decker je eine Friedenslinde,<br />

während die Schulkinder, ein von Pfarrer Pistor gedichtetes Lied nach der<br />

Melodie „Zu Straßburg auf der Sch<strong>an</strong>z", s<strong>an</strong>gen. D<strong>an</strong>n wurden <strong>an</strong> die Kinder<br />

und die Armen des Dorfes 25 Brezeln verteilt. Ab 7 Uhr abends war der g<strong>an</strong>ze<br />

Ort und die Brücke festlich illuminiert, und ein Fackelzug bewegte <strong>sich</strong> durch die<br />

Straßen. Ab 9 Uhr aber f<strong>an</strong>d im Saal des Bürgermeisters und Wirtes Heinrich<br />

Schneider ein Festessen statt, zu dem 40 Gedecke aufgelegt waren.<br />

103


Ein Reich, was alle Deutschen ersehnt hatten, war erst<strong>an</strong>den. Aber nur sehr<br />

l<strong>an</strong>gsam besserte <strong>sich</strong> die Lebenshaltung der Bewohner. Darum suchten<br />

gerade in den Jahren bis ungefähr 1890 viele Männer und Frauen auch aus<br />

<strong>unsere</strong>n beiden Gemeinden eine neue Heimat und bessere<br />

Lebensbedingungen in Amerika (<strong>Sie</strong>he unter Ausw<strong>an</strong>derer)<br />

104


8.0 Die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Dorfes<br />

<strong>Mittelbach</strong> vom Beginn der Industrialisierung <strong>an</strong><br />

Was wäre geworden, falls der sozial-wirtschaftliche Kurs <strong>unsere</strong>r Väter<br />

beibehalten worden wäre, wenn nicht die Einflüsse der fr<strong>an</strong>zösischen<br />

Revolution hindernd und zerstörend, sondern fördernd gewirkt hätten? Hätten<br />

die Notzeiten vor und nach 1849 verhindert werden können?<br />

Wir dürfen allerdings hier nicht vergessen, dass die Probleme, zu denen wir<br />

diese Frage stellen, nicht auf den winzigen Raum des Westrichs begrenzt<br />

waren, sondern ein allgemein europäisches Ereignis darstellten. Ebenso muss<br />

es uns gewiss sein, dass der Westrich zwar beispielhaft vor<strong>an</strong>ging dies in der<br />

Zeit des Absolutismus - dennoch aber von innen heraus zu schwach war, um<br />

umfassendere Reformen zu erwirken, selbst wenn er die äußeren Machtmittel<br />

gehabt hatte.<br />

In diese Zeit fiel der Beginn der für die weitere Entwicklung der Menschheit<br />

bedeutsamsten Ereignisse. Der Abschluss des Prozesses zur Bauernbefreiung<br />

dessen Ausg<strong>an</strong>gslage um 1500 - bei uns bereits früher und stärker <strong>sich</strong><br />

auswirkend - sehr stark agrarisch akzentuiert war, fiel in den weitreichenden<br />

Einbruch der industriellen Revolution.<br />

8.1 Wirtschaftliche und soziale Probleme nach 1848<br />

Die Aufstände 1848 und 1849 f<strong>an</strong>den für die <strong>Mittelbach</strong>er und <strong>Hengstbach</strong>er<br />

einen unbefriedigenden Ausg<strong>an</strong>g. <strong>Sie</strong> kehrten alle in ihre Heimat zurück, wo<br />

sie auch in den folgenden drei Jahrzehnten keinen sozialen und<br />

wirtschaftlichen Fortschritt erreichen konnten, obwohl die lästigen und<br />

beschwerlichen Steuer -und Zehntelabgaben, ebenso die Frondienste<br />

wegfielen. Die vielen Missernten, vor und nach 1848, ließen den Bauern<br />

resignieren. Kennzeichen für die Ernten waren wenig Halme und kornlose<br />

Ähren, was der Bewirtschaftungsart und den Dungverhältnissen<br />

zuzuschreiben war. Den ersten künstlichen Dünger konnten <strong>sich</strong> nur die<br />

reichen Bauern leisten. Ein Zentner "Gu<strong>an</strong>o" kostete 12 Taler. Reiche<br />

Bauern, die gegen die Überzahl der Armen mitleids- und skrupellos waren<br />

und nur nach Ausbeutung trachteten. Unwetterschäden und<br />

Pfl<strong>an</strong>zenkr<strong>an</strong>kheiten die oft die gesamte Ernte vernichteten, runden das Bild<br />

dieser Notzeiten ab. Fürstenmacht und Adelsherrschaft hatten mit<br />

Besitzbürgertum und dessen Kapitalismus gewechselt. Der tiefe<br />

Lebensst<strong>an</strong>dard von dam<strong>als</strong> war schon <strong>an</strong> der Kleidung zu sehen. Die<br />

Ärmsten im Dorfe mussten froh sein, wenn sie <strong>sich</strong> m<strong>an</strong>chmal ein Brot leisten<br />

105


konnten. Die Bewohner führten wirklich ein erbärmliches Dasein und so war<br />

es nicht verwunderlich, dass in dieser Zeit einige <strong>Mittelbach</strong>er und<br />

<strong>Hengstbach</strong>er ausw<strong>an</strong>derten, um im fernen lockenden Amerika ihr Glück zu<br />

suchen. Erst die mit der Zeit <strong>an</strong>steigenden sozialen, wirtschaftlichen und<br />

industriellen Reformen begünstigten eine Verbesserung der Verhältnisse.<br />

8.2 Das Ausw<strong>an</strong>dererproblem<br />

Die Ausw<strong>an</strong>derung, die vornehmlich ländliche Gebiete betraf, hing eng mit den<br />

wirtschaftlichen, sozialen und industriellen Reformkrisen und Revolutionswirren<br />

zusammen, außerdem ausgelöst durch die schon erwähnten Missernten, des<br />

Wuchers und der daraus entstehenden Notzeit für die zunehmende und<br />

hierdurch beengte ländliche Bevölkerung.<br />

Nach den Bevölkerungsstatistiken muss eine starke Ausw<strong>an</strong>derungswelle in<br />

den Jahren um 1850 und 1880 stattgefunden haben.<br />

Hier eine Tabelle der Einwohnerzahlen:<br />

um 1852 1855 1880 1885<br />

<strong>Mittelbach</strong> 516 453 630 613<br />

<strong>Hengstbach</strong> 283 255 286 270<br />

Wie uns die Tabelle deutlich zeigt, f<strong>an</strong>d in den gen<strong>an</strong>nten Jahren ein Rückg<strong>an</strong>g<br />

der Einwohnerzahlen statt. In den Jahren von 1850 - 1890 sind ungefähr 80<br />

Personen aus <strong>Mittelbach</strong> und 30 Personen aus <strong>Hengstbach</strong> ausgew<strong>an</strong>dert.<br />

Unter ihnen finden wir Namen, wie:<br />

Bender, Blatt, Brünisholz,<br />

Carius, Decker, Feß,<br />

Glück, Grunder, Homberger,<br />

Kinzinger, Klein, Mauß,<br />

Noe, Schlimmer, Tretjakow,<br />

Werle<br />

und <strong>an</strong>dere<br />

106


<strong>Sie</strong> alle f<strong>an</strong>den in ihrer neuen Heimat, „der neuen Welt", für sie fast unbek<strong>an</strong>nte<br />

und unbegreifliche Verhältnisse vor, indessen <strong>unsere</strong> Bevölkerung hart um<br />

jedes Zugeständnis vonseiten der Regierung kämpfen musste.<br />

8.2.1 Ausw<strong>an</strong>derer aus <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />

Diese Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. <strong>Sie</strong> stützt <strong>sich</strong><br />

auf Notizen, die <strong>sich</strong> in den Akten f<strong>an</strong>den und auf Angaben von Frau Frieda<br />

Mauß, geb. Knecht die aus der Erinnerung eine Aufstellung der Ausw<strong>an</strong>derer<br />

der 1880er und 1890er Jahre machte und sie mir überließ.<br />

Die meisten Ausw<strong>an</strong>derer zogen natürlich nach Nordamerika. Genaue<br />

Angaben über die Ansiedlungsorte können nicht gemacht werden.<br />

Bender, Friedrich und Frau Luise Werle mit 5 Kindern<br />

Brünisholz. Paul und Frau Karoline geb. Schunk mit 3 Kindern<br />

Brünisholz, Heinrich Jakob und Frau Elisabetha Brünisholz mit 5 Kindern<br />

Carius, Sus<strong>an</strong>ne Luise x Mi 25.8.1868, zwischen 1868 und 1870 nach<br />

G<strong>an</strong>us, Jakob<br />

Carius, Katharina x 31.10.1868<br />

Decker, Ludwig x 05.11.1865<br />

Pensylv<strong>an</strong>nien USA ausgew<strong>an</strong>dert.<br />

Feß, Maria Elisabetha x Webenheim ?, Beim Tod ihres geschiedenen M<strong>an</strong>nes<br />

1861, ist sie 54 Jahre alt und lebt in Amerika<br />

Glück, Joh<strong>an</strong>n Adam x Nünschweiler 10.8.1823. Er wird in allen x und + Akten<br />

von 1836 bis 1863 <strong>als</strong> abwesend oder heimlich nach<br />

Amerika ausgew<strong>an</strong>dert aufgeführt.<br />

Grunder, D<strong>an</strong>iel Heinrich x Wattweiler 19.2.7796, 1820 wohnhaft Philadelphia,<br />

Nordamerika<br />

Nonnberger, Heinrich x Wollmersheim, bei L<strong>an</strong>dau 21.2.1856, 1885<br />

unbek<strong>an</strong>nten Wohnorts Amerika<br />

Kinzinger. Joh<strong>an</strong>n x Blumenauer Mühle 1878 in Amerika<br />

Klein, Conrad Hammerschmied + in Amerika<br />

Kühn, Elisabetha x Mi 23.7.1860, 3 Geschwister<br />

107


Kühn, Jacob x Mi 12.12.1861 n. Amerika<br />

Kühn, Heinrich x Mi 25.5.1874<br />

L<strong>an</strong>g, Hugo x Erzenhausen 17.10.1839<br />

L<strong>an</strong>g, Wilhelm x Mi 14.8.1918<br />

L<strong>an</strong>g, Charlotte geb. Wenz x Mi 11.6.1894, Die g<strong>an</strong>ze Familie ist am<br />

Leiner, Elisabetha x Mi 5.12.1867<br />

Leiner, Jakob x Mi 7.5.1869<br />

Leiner, Karoline x Mi 17.11.1872<br />

8.4.1927 nach Newark bei New York ausgew<strong>an</strong>dert.<br />

Leiner. Georg x Mi 27.5.1875, Geschwister Lorch, Emma<br />

Mauß, Karl x Mi 25.7.1859<br />

Müller, Joh<strong>an</strong>n kath. x Ixheim 4.12.1865<br />

Müller. Luise geb. Werle x Mi 14.6.1866 Ehefrau, beide am 19.7.1888<br />

nach Amerika ausgew<strong>an</strong>dert<br />

Noe, Peter x Jägersburg 14.3.1819, 1917 heißt es von ihm + in Amerika<br />

Röller, Jakob x Mi 10. 12.1864<br />

Schlimmer, Ludwig x Mi 2.8.1884<br />

Schlimmer, Karl x Mi 23.12.1886 (Bruder)<br />

Schlimmer, Paul x Mi 8.10.1902<br />

Schneider, Luise x Mi 20.10.1874<br />

Schneider, Albert x Mi 17.2.1888<br />

Schneider, Pauline x Mi 22.11.1899, 3 Geschwister<br />

Schneider, Karl x Mi 15.3.1903<br />

Schreiner, Paul x He 9.5.1824, 1848 in Amerika, 1872 heimlich nach<br />

Amerika ausgew<strong>an</strong>dert<br />

Tretjakkow, Emilia + K<strong>an</strong>awa Russl<strong>an</strong>d, 5.8.1891<br />

Tretjakkow, Luise geb. Hertel x Mi 6.4.7890<br />

Tretjakkow, Envin x Mi 9.5.1921<br />

Tretjakkow, Gertrud x Mi 29.1.1924<br />

Tretjakkow, Adolf x Mi 17.8.1928. Die g<strong>an</strong>ze Familie ist inzwischen 1930 und<br />

Trier, Jakob x Mi 1.1.1868<br />

1935 nach Russl<strong>an</strong>d, ausgew<strong>an</strong>dert.<br />

Trier, Katharina x Mi 7.11.1869, Geschwister nach Amerika<br />

Werle, Jakob x Mi 7.12.1827<br />

Weber, Karl x Mi 27.1.1902 nach Amerika<br />

108


Wenz, Elisabeth x Mi 18.6.1881<br />

Vollenweider, Joh<strong>an</strong>n und Ehefrau Elisabetha Suther von<br />

Großsteinhausen 6 Kinder:<br />

Heinricus x Mi 27.1.1771<br />

Friedrich x Mi 15.2.1773<br />

Magaretha x Mi 1.4.1775<br />

Maria Luisa x Mi 7.3.1777<br />

Maria Elisabetha x Mi 28.12.1779<br />

Maria Dorothea x Mi ?.?.1783<br />

w<strong>an</strong>derten 1786 nach Novi Sivatz in der Batschka aus.<br />

Die Kinder aus der ersten Heirat w<strong>an</strong>derten nicht mit aus. Der älteste Sohn Heinrich<br />

heiratete 1792 in der neuen Heimat Maria Heimfahrt und hatte 16 Kinder. So kam es,<br />

dass die Familie Vollenweider eine der zahlreichsten in Novi Sivatz wurde. Nach<br />

fahren kommen nach der Vertreibung 1945 wieder in die Pfalz zurück und ließen <strong>sich</strong><br />

hier nieder.<br />

In „Quellen" der deutschen <strong>Sie</strong>dlungsgeschichte in Südosteuropa" von Dr. Wilhelm<br />

Kallbrunner werden noch <strong>an</strong>gegeben:<br />

Ausgew<strong>an</strong>dert am 27.Juni 1784:<br />

Elisabetha Wurstin, Bäuerin, 6 Personen von <strong>Mittelbach</strong> aus<br />

dem Leiningischen<br />

Joh<strong>an</strong>n Großm<strong>an</strong>n, Zimmerm<strong>an</strong>n, 6 Personen aus <strong>Mittelbach</strong><br />

In meinen Unterlagen konnte ich aber von beiden nichts feststellen, ob sie in<br />

<strong>Mittelbach</strong> gewohnt haben.<br />

8.2.2 Ausw<strong>an</strong>derer aus <strong>Hengstbach</strong><br />

Nach Amerika vor 1900 ausgew<strong>an</strong>dert:<br />

Wonnemacher, D<strong>an</strong>iel Ehefrau und Kinder<br />

Baum<strong>an</strong>n, Jakob und Ehefrau<br />

Röller, Ludwig L ledig<br />

Roller, Ludwig II. ledig<br />

Wolf, Philippine ledig<br />

Pirm<strong>an</strong>n, Anna ledig<br />

109


8.3 Berufsaufgliederung vor Beginn der Industrialisierung<br />

Von 1800 - 1900 lebten vier Fünftel des deutschen Volkes auf dem L<strong>an</strong>de,<br />

nach 1882 waren etwa 50 Prozent aller Erwerbstätigen in der L<strong>an</strong>d- und<br />

Forstwirtschaft tätig.<br />

Um das Jahr 1850 hatten wir in den Gemeinden <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />

folgende Berufsaufgliederung: (alle Angaben in Prozent)<br />

<strong>Mittelbach</strong> <strong>Hengstbach</strong><br />

Industrie 2% -<br />

L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft 49% 68%<br />

Tagelöhner 15% 20%<br />

H<strong>an</strong>dwerker 27% 10%<br />

Angestellte/Beamte 7 % 2 %<br />

Während wir in <strong>Hengstbach</strong> eine überwiegend l<strong>an</strong>dwirtschaftliche<br />

Bevölkerung finden, verhinderte eine große Anzahl von H<strong>an</strong>dwerkern in<br />

<strong>Mittelbach</strong> einen g<strong>an</strong>z l<strong>an</strong>dwirtschaftlich orientierten Ort.<br />

Folgende H<strong>an</strong>dwerker waren in <strong>Mittelbach</strong> tätig:<br />

10 Leineweber 4 Schneider<br />

2 Schuhmacher 1 Zimmerm<strong>an</strong>n<br />

2 Hufschmiede 1 Schreiner<br />

2 Stückwerker 1 Wagner<br />

Wir sehen aus dieser Aufzählung, dass vor allem die Leineweber sehr<br />

zahlreich vorh<strong>an</strong>den waren. Dieses ist auf die blühende Schafzucht in der<br />

Pfalz, vor allem aber in <strong>unsere</strong>m Westrich zurückzuführen.<br />

Im Jahre 1840 zählte m<strong>an</strong> in der Pfalz 77 557 Stück Schafe. Die Leineweber<br />

hatten <strong>an</strong>scheinend in dieser Zeit eine wirklich saubere Zunft.<br />

110


8.4 Beginn der Industrialisierung in Zweibrücken<br />

Der weitere soziale und wirtschaftliche St<strong>an</strong>d der Bevölkerung <strong>Mittelbach</strong>s<br />

und <strong>Hengstbach</strong>s hing in erster Linie von den Industriegründungen der Stadt<br />

Zweibrücken ab. Das Aufkommen der Industrie wurde aus der<br />

Zeitnotwendigkeit geboren, denn die Hüttenprodukte <strong>an</strong> der Saar und im<br />

Ruhrgebiet, hätten schon früher erheblich mehr ertragen und zu einer<br />

Gesundung der wirtschaftlichen Lage führen können, wenn sie im L<strong>an</strong>d<br />

selbst verarbeitet worden wären. Durch die zahlreichen Fabrikgründungen in<br />

Zweibrücken, st<strong>an</strong>den den Bewohnern der Nachbardörfer viele Arbeitsplätze<br />

zur Verfügung, die sie auch nach und nach besetzten. Bald stellten die<br />

Bewohner der Zweibrücker Umgebung den Haupt<strong>an</strong>teil der Arbeiterschaft.<br />

Die ersten Fabriken in Zweibrücken waren:<br />

1 Buntweberei 2 Großschuhfabriken<br />

4 Maschinenfabriken 2 Seidenfabriken<br />

2 Seidenstofffabriken 1 Zigaretten- und Zichorienfabrik<br />

2 Großbrauereien 1 Eisen- und Metallgießerei<br />

1 Möbelfabrik 2 Tiefbaugeschäfte<br />

1 Tonwerk<br />

Die heute noch bedeutendsten sind im Einzelnen:<br />

Dinglersche Maschinenfabrik (heute TEREX) 1827<br />

L<strong>an</strong>dmaschinenfabrik L<strong>an</strong>z (heute John Deere) 1884<br />

Diese Fabriken sind aus dem H<strong>an</strong>dwerk oder aus Eisen bearbeitenden<br />

Großbetrieben hervorgeg<strong>an</strong>gen.<br />

Weiter sind zu nennen:<br />

Firma Wolf 8 Sofsky, Baugeschäft, 1884<br />

Drahtwerk Roth, Heck & Schwinn, 1843<br />

Wie aus den Gründungsjahren zu erkennen ist, gehören die „Dinglerische<br />

Maschinenfabrik" und das „Drahtwerk Roth, Heck & Schwinn' zu den ältesten<br />

der Zweibrücker Industrie. Gerade das letztgen<strong>an</strong>nte Werk sollte im Leben der<br />

Bewohner <strong>Mittelbach</strong>s eine große Rolle spielen.<br />

111


8.5 Die Bedeutung des Drahtwerkes .Roth. Heck & Schwinn"<br />

für die <strong>Mittelbach</strong>er<br />

Gemeinsam mit dem Mech<strong>an</strong>iker Joh<strong>an</strong>n Carl Roth aus Fr<strong>an</strong>kfurt am<br />

Main und dem Kaufm<strong>an</strong>n Georg Adolf Schwinn aus St. Joh<strong>an</strong>n errichtete<br />

der in Zweibrücken <strong>an</strong>sässige Georg Heck am 1. November 1843 auf<br />

dem Gelände der Ixheimer Mühle, ungefähr 2 km von <strong>Mittelbach</strong> entfernt,<br />

eine Draht-, Ketten- und Stiftenfabrik, um den steigenden Bedarf der<br />

Industrie und L<strong>an</strong>dwirtschaft <strong>an</strong> Drähten, Ketten und Nägeln zu decken.<br />

Georg Heck hatte bereits 1830 einen Drahtzug in der Tschifflicker Mühle<br />

errichtet. Die Wasserkraft des Schwarzbaches hatte <strong>sich</strong> jedoch <strong>als</strong> zu<br />

schwach für den Fabrikbetrieb erwiesen.<br />

Den Werbungen der Fabrik<strong>an</strong>ten st<strong>an</strong>den die Bewohner <strong>Mittelbach</strong>s<br />

zunächst abweisend gegenüber. <strong>Sie</strong> wussten nicht wie schwer die Arbeit<br />

in der Fabrik war, außerdem lag die Bezahlung nicht besonders hoch. Die<br />

Firma holte deshalb die ersten Fachkräfte aus Westfalen, Württemberg,<br />

Lothringen und dem Saarl<strong>an</strong>d nach Ixheim um den M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong><br />

Arbeitskräften zu beseitigen. Nach dem das Werk, das zunächst auf die<br />

Stromerzeugung aus eigener Wasserkraft <strong>an</strong>gewiesen war, 1857 seine<br />

erste von der Dinglerischen Maschinenfabrik erbaute Dampfmaschine<br />

(Antriebskraft 40 PS) in Betrieb nahm, konnte es seine Kapazität<br />

erweitern und innerhalb eines Jahrzehntes seine Jahresproduktion, die<br />

bis dahin bei rund 90 Beschäftigten, etwa 1200 t erreicht hatte um mehr<br />

<strong>als</strong> 50 % erhöhen. Die Fabrik verfügte 1865 über Dampfmaschinen mit<br />

einer Leistung von 70 PS, Wasserturbinen mit einem N = 40 PS, womit<br />

35 Stiftenmaschinen, 8 Drahtzüge mit 74 Drahtziehtrommeln und 2<br />

Drahtspitzwalzen <strong>an</strong>getrieben wurden -. Es waren wieder Arbeitskräfte<br />

notwendig. Da die <strong>Mittelbach</strong>er Kleinbauern zur gleichen Zeit,<br />

l<strong>an</strong>dwirtschaftlich immer mehr in Schwierigkeiten gerieten, fassten <strong>sich</strong><br />

vor allem die Jüngeren ein Herz und nahmen die Arbeit in der Drahtfabrik<br />

auf. Von dem Facharbeiterstamm der Zugezogenen wurden die jungen<br />

Leute aus <strong>Mittelbach</strong> <strong>an</strong>gelernt. <strong>Sie</strong> erk<strong>an</strong>nten, dass die Arbeit doch nicht<br />

zu schwer war. Zu ihren bereits in der L<strong>an</strong>dwirtschaft erworbenen<br />

Kenntnissen kamen nun die technischen Fertigkeiten dazu. <strong>Sie</strong> lernten<br />

Zieheisen schlagen, Maschinen für das Drahtziehen und die<br />

Stiftenfertigung einzustellen und zu bedienen. Stolz auf ihre Leistungen<br />

warben sie innerhalb des Dorfes, bei Alt und Jung, im eigen<br />

Familienkreise, um neue Mitarbeiter. Bis kurz vor dem ersten Weltkriege<br />

war es d<strong>an</strong>n soweit, dass aus einzelnen Familien mehrere Personen, oft<br />

sogar Vater und Söhne, im Nagelwerk beschäftigt waren.<br />

112


Nachfolgende Statistik bestätigt diese Ausführungen:<br />

Beschäftigte aus <strong>Mittelbach</strong> bei dem Drahtwerk Roth, Heck und Schwinn<br />

um 1870 5 Arbeitnehmer<br />

1890 40 Arbeitnehmer<br />

1910 100 Arbeitnehmer<br />

M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n daraus erkennen, dass <strong>als</strong>o um 1910 etwa die Hälfte aller<br />

männlichen Arbeiter des Dorfes <strong>Mittelbach</strong> bei der Firma Roth, Heck und<br />

Schwinn, im Volksmund „Nagelwerk" gen<strong>an</strong>nt, beschäftigt waren. Dies war<br />

hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die Firma mehr Lohn bezahlte,<br />

<strong>als</strong> alle <strong>an</strong>deren Fabriken in Zweibrücken.<br />

So verdiente ein<br />

Fabrikarbeiter 1 -3 Mark am Tag,<br />

Kettenschmied.<br />

Drahtzieher,<br />

Stiftenmacher 3-6 Mark am Tag.<br />

Die normale Arbeitszeit verlief von morgens 6 Uhr bis abends 18.00 Uhr.<br />

Viele arbeiteten zu Zeiten der Hochkonjunktur noch länger, um möglichst<br />

viel Geld nach Hause zu bringen, welches sie zum Teil wieder in der<br />

L<strong>an</strong>dwirtschaft <strong>an</strong>legten.<br />

Aus Taglöhnern und Kleinbauern waren nun Fabrikbauern geworden. <strong>Sie</strong><br />

konnten jetzt ihre Äcker mit besserem Dünger und Saatgut bestellen und<br />

damit höhere Erträge erzielen. Während der M<strong>an</strong>n tagsüber in der Fabrik<br />

arbeitete, bestellte die Frau mit den Kindern, soweit sie konnte, die Felder.<br />

Die schwere Arbeit innerhalb der L<strong>an</strong>dwirtschaft besorgten sie abends<br />

gemeinsam. Die Nahrung aus der L<strong>an</strong>dwirtschaft und der Lohn aus der<br />

Fabrik besserten den Lebensst<strong>an</strong>dard der Fabrikbauern wesentlich auf.<br />

113


erhalten.<br />

114<br />

Aus einer Mühle am<br />

Harnbuch entst<strong>an</strong>d das<br />

„Nagelwerk" von Roth.<br />

Schwinn. Nachdem ein<br />

Versuch Drahtzug auf<br />

dem Tschifflick<br />

einzurichten, dort wegen<br />

Geldm<strong>an</strong>gels scheiterte,<br />

etablierte <strong>sich</strong> das<br />

Unternehmen hier. Das<br />

baulich interess<strong>an</strong>te<br />

Gebäude mit dem<br />

schönen M<strong>an</strong>sarddach<br />

wurde in der später<br />

„enthauptet".<br />

Die Autobahnauffahrt<br />

Ixheim und die Straßen<br />

nach Rimschweiler und<br />

<strong>Mittelbach</strong> bilden<br />

zusammen mit dem<br />

Industriegleis des<br />

Nagelwerks einen<br />

Verkehrsknotenpunkt. Das<br />

Hauptgebäude des<br />

Nagelwerks, ursprünglich<br />

eine Getreidemühle aus<br />

dem Jahre 1751 und d<strong>an</strong>n<br />

Knochenmühle für die<br />

Hundemeuten Herzog Karl<br />

Augusts. hat leider nach<br />

nicht wieder sein schönes<br />

altes M<strong>an</strong>sardendach<br />

Die alte Hornbachbrücke am<br />

Nagelwerk,


8.6 Die berufliche Gliederung in <strong>Mittelbach</strong><br />

und <strong>Hengstbach</strong> nach 1900<br />

Die Industrialisierung beeinflusste die Dörfer <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> in<br />

verschiedenster Weise.<br />

Nach 1900 haben wir folgende Berufsaufgliederung in <strong>Mittelbach</strong>:<br />

L<strong>an</strong>dwirtschaft 22 % Erwerbspersonen<br />

Industrie 55% “<br />

Tagelöhner 9 % “<br />

Selbstständige 7 % “<br />

Angestellte/Beamte 7 % “<br />

Aus der Statistik ist g<strong>an</strong>z klar zu erkennen, dass <strong>sich</strong> eine neue<br />

Entwicklung <strong>an</strong>gebahnt hat, die wo<strong>an</strong>ders im deutschen L<strong>an</strong>de schon<br />

längst ihren Abschluss gefunden hatte. Aus den Kleinbauern wurden<br />

Fabrikarbeiter, deren Beruf ihre g<strong>an</strong>ze Kraft be<strong>an</strong>sprucht und ein<br />

einigermaßen hinreichendes Einkommen brachte. So entwickelte <strong>sich</strong><br />

innerhalb der Dorfgemeinschaft rieben dem alt eingesessenen<br />

Bauernst<strong>an</strong>d, ein Arbeiterst<strong>an</strong>d. Dieser Arbeiterst<strong>an</strong>d übernahm sogleich<br />

die Führung innerhalb der Berufsgruppen. Dies lag nicht zuletzt <strong>an</strong> dem<br />

erwähnten Aufkommen der Metallindustrie Zweibrückens und vor allem<br />

des benachbarten Drahtwerkes Roth, Heck und Schwinn.<br />

Der Aufstieg innerhalb der Industrie im Laufe der Zeit verursachte auch<br />

innerhalb der gewerblichen Wirtschaft einige grundlegende<br />

Veränderungen. Viele H<strong>an</strong>dwerker gingen <strong>als</strong> Facharbeiter in die Fabriken,<br />

So z B. die <strong>Mittelbach</strong>er Schuhmacher in die Schuhfabrik „Ixheimer<br />

Hammer“. Darüber hinaus dürfen wir nicht vergessen, dass fast alle<br />

Arbeiter und Gewerbetreibende zu Hause nebenberuflich ihre Äcker und<br />

Wiesen bestellten.<br />

Vergleichen wir hierzu die Statistik des Ortes <strong>Hengstbach</strong>:<br />

Industrie<br />

Erwerbspersonen<br />

28<br />

Prozent<br />

30<br />

L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft 46 49<br />

Selbstständige 2 2<br />

Tagner 15 16<br />

Angestellte/Beamte 3 3<br />

115


Während wir in <strong>Mittelbach</strong> die Arbeiterschaft <strong>als</strong> die Mehrzahl der<br />

Erwerbspersonen haben, behauptet die Bauernschaft in <strong>Hengstbach</strong> die<br />

führende Rolle. Folgende wichtige Faktoren gaben der L<strong>an</strong>dwirtschaft in<br />

<strong>Hengstbach</strong> den Rückhalt:<br />

1. der Obstbau (Kirschen)<br />

2. die Höfe<br />

3. die schlechte Verbindung zur Industrie nach Zweibrücken.<br />

Der Zuwachs des Arbeiterst<strong>an</strong>des geht auf Kosten der H<strong>an</strong>dwerker.<br />

8 7 Veränderungen innerhalb der L<strong>an</strong>dwirtschaft des Dorfes<br />

<strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> Im Zuge der Industrialisierung<br />

Obwohl die Industrie auf die L<strong>an</strong>dwirtschaft durch Entzug von<br />

Arbeitskräften, die in der Stadt ein besseres Fortkommen suchten,.<br />

einen denkbar ungünstigen Einfluss ausgeübt hatte, spürte m<strong>an</strong> in<br />

<strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> keine Schwäche in der Ertragsfähigkeit der<br />

L<strong>an</strong>dwirtschaft. Im Gegenteil, es gel<strong>an</strong>g eine Steigerung der<br />

Ertragsfähigkeit um 1900 um 50 % gegenüber 1850. Wie ist dies zu<br />

erklären? Bis zu dem Jahr 1870 unterschied <strong>sich</strong> die Bewirtschaftung<br />

der L<strong>an</strong>dfläche sehr von der, der nachfolgenden. Der früher übliche auf<br />

ein<strong>an</strong>derfolgende Anbau von Hackfrüchten sog den Boden aus, sodass<br />

es nicht immer gel<strong>an</strong>g, das <strong>an</strong>spruchsvolle Getreide in die Fruchtfolge<br />

zu bringen, die nur wenig von der Drei-Felder-Wirtschaft abwich. Wenn<br />

die Felder abgebaut waren, so konnte <strong>sich</strong> m<strong>an</strong> nicht <strong>an</strong>ders helfen, <strong>als</strong><br />

mit den wenig vorh<strong>an</strong>denen natürlichen Düngern den Boden zu<br />

verbessern, den die wenigen Nutztiere lieferten. Das übrige L<strong>an</strong>d blieb<br />

brachliegen, d.h., m<strong>an</strong> wartete ab, bis durch Atmosphärilien der Boden<br />

<strong>sich</strong> wieder etwas erholt hatte. Dies änderte <strong>sich</strong> jedoch in den 90er<br />

Jahren. Die ersten künstlichen Dünger halfen den Bauern die Bestellung<br />

der Felder vor<strong>an</strong>zutreiben. Hinzu kamen die neuen l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen<br />

Geräte, wie z. B. verbesserte Eggen, Pflüge und Sensen, vor allem aber<br />

auch die ersten Dreschmaschinen um 1895. Dadurch ließ Erfolg und<br />

Erfrag nicht l<strong>an</strong>ge auf <strong>sich</strong> warten. Außer den Getreidearten, die in<br />

bester Qualität und Menge erzielt wurden, hatten Klee, Futter- und<br />

Hackfrüchte<strong>an</strong>bau (Rüben und Kartoffeln) eine große Ausdehnung<br />

erfahren. Mit dem gesamten Futter<strong>an</strong>bau H<strong>an</strong>d in H<strong>an</strong>d ging die<br />

Entwicklung der Viehzucht.<br />

116


Dazu eine statistische Aufstellung:<br />

1873<br />

Mi He<br />

1883<br />

Mi He<br />

1892<br />

Mi He<br />

Pferde 27 27 22 27 28 29<br />

Rindvieh 236 183 138 203 298 245<br />

Schafe 4 200 2 119 7 1<br />

Schweine 35 19 26 48 109 68<br />

Ziegen 43 - 67 3 62 11<br />

Bienen 13 38 17 11 10 11<br />

Über Hühner und Gänse waren keine Angaben vorh<strong>an</strong>den, doch waren<br />

auch hier bestimmt eine größere Anzahl vorh<strong>an</strong>den, denn aus den<br />

Gemeindeakten war eine Besoldung einer Gänsewirtin zu erlesen.<br />

Wir erkennen aus der Statistik, dass die Anzahl von Rinder und Schweinen<br />

überwiegt. Dies hatte folgenden Grund: Verschiedentliche Verordnungen<br />

und Maßnahmen, wie Abhaltung von Tierschauen in Zweibrücken,<br />

Gründung von Zuchtgenossenschaften, Gewährung von<br />

Staatszuschüssen, natürlich nur im geringen Maße, während der letzten<br />

Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten die<br />

Rindviehzucht auf eine hohe Stufe gebracht. In dieser Zeit wurde<br />

ausschließlich das „Simmentaler Rind" gezüchtet, das <strong>sich</strong> nicht allein <strong>als</strong><br />

Zug- und Masttier gut eignete, sondern auch in der Milchproduktion<br />

befriedigende Leistungen aufwies.<br />

Die Schafzucht, die früher, vor den 1870er Jahren eine bedeutende Rolle<br />

gespielt hat, war in den 1880er und 1890er Jahren am Aussterben. Die<br />

Gründe hierfür waren auf der einen Seite die Konkurrenz der<br />

ausländischen Schaf- und Baumwolle; auf der <strong>an</strong>deren Seite die Ödungen,<br />

die bisher den Schafen <strong>als</strong> Weidel<strong>an</strong>d gedient hatten, waren<br />

verschwunden. G<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders war es mit der Schweinezucht bestellt, die<br />

früher <strong>als</strong> l<strong>an</strong>dwirtschaftlicher Betriebszweig nur wenig in Betracht kam<br />

und <strong>sich</strong> später zu einem hoch wichtigen und rentablen Betriebszweig<br />

aufschw<strong>an</strong>g. Diese Entwicklung war dem durch die gehobene Industrie<br />

bedingten Absatz zu verd<strong>an</strong>ken. Die alten Schweinerassen, die spät reif<br />

und wenig mastfähig waren, wurden mit allerbestem Erfolg durch die<br />

Einführung des veredelten L<strong>an</strong>dschweines verbessert und schließlich auch<br />

g<strong>an</strong>z verdrängt. Die l<strong>an</strong>dwirtschaftliche Bevölkerung brachte der Zucht des<br />

Schweines fortwährend erhöhtes Interesse entgegen. Auch die Kleintier-<br />

Ziegen- und Geflügelzucht erfreuten <strong>sich</strong> eines guten Rufes. Im<br />

117


lühendsten Aufschwung bef<strong>an</strong>d <strong>sich</strong> um die Jahrhundertwende der<br />

Obstbau. Der Anbau von Kirschen und Zwetschgen wurde in <strong>Mittelbach</strong><br />

und <strong>Hengstbach</strong> besonders gepflegt.<br />

8.8 Der Kirschen<strong>an</strong>bau Im Zweibrücker Kirschenl<strong>an</strong>d<br />

<strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> hatten <strong>als</strong> Kirschen<strong>an</strong>baugebiet in der Pfalz<br />

einen besonderen und guten Ruf. Die Kirschen waren ein Aushängeschild<br />

der beiden Dörfer. Schon vor 1800 scheint der Kirschen<strong>an</strong>bau in den<br />

beiden Dörfern mit besonderer Sorgfalt betrieben worden sein. Es ist zu<br />

vermuten, dass Herzog Christi<strong>an</strong> den Anstoß zum Anbau der Kirschen<br />

gegeben hat. Aus der Legende ist er<strong>sich</strong>tlich, dass der Schuldiener von<br />

<strong>Hengstbach</strong>, Michael Noe, 1769 vom Kirschbaum gefallen war und <strong>sich</strong><br />

schwer verletzt hatte. Die Frage, warum die Kirschen gerade hier in so<br />

großem Maße <strong>an</strong>gebaut wurden, be<strong>an</strong>twortete ein Gewährsm<strong>an</strong>n so „Das<br />

macht der Boden und die Lage". Kirschbäume findet m<strong>an</strong> beinahe<br />

ausschließlich <strong>an</strong> den Hängen, wo die Schichten des Muschels<strong>an</strong>dsteines<br />

in die oberen Bunts<strong>an</strong>dsteins übergehen. Der Boden ist <strong>als</strong>o nicht leicht<br />

und nicht schwer, enthält genügend Nahrungsstoffe und auch Kalk.<br />

Besonders wichtig ist es aber, dass der Untergrund wohl die nötige<br />

Feuchtigkeitsmenge führt, aber nicht zu stauender Nässe neigt.<br />

Die Vorbereitungen zur Kirschenernte beginnen eigentlich schon im<br />

Winter, wenn der Bauer seine Leitern und Körbe nachsieht oder neue<br />

<strong>an</strong>fertigt. Da die Bäume meistens sehr hoch waren und größtenteils am<br />

H<strong>an</strong>g st<strong>an</strong>den, mussten die Leitern sehr l<strong>an</strong>g sein , so mit 30 bis 40<br />

Sprossen. Diese <strong>an</strong>zufertigen war eine kleine Kunst, denn sie durften<br />

auch nicht schwer sein, weil der Bauer sie um den Baum tragen musste<br />

zum Anstellen. Neu geflochten wurden Tragkörbe und die „Kratten" (Das<br />

sind hohe, schmale Körbe, die mit einem Hacken versehen sind, damit<br />

sie der Bauer am Baum und Leiter <strong>an</strong>hängen konnte), In den Monaten<br />

Juni bis Anf<strong>an</strong>g August beg<strong>an</strong>n die Ernte- oder Brechzeit. Von morgens<br />

bis abends saßen die Brecher mit ihren extra l<strong>an</strong>gen Daumenfingernägel<br />

in den Bäumen, oder st<strong>an</strong>den auf den Leitern und kniffen die Kirsche mit<br />

Stiel vom Baume ab. Dadurch verlor sie keinen Saft bis zur weiteren<br />

Verwendung.<br />

Leute die beim Brechen (Pflücken) aushalfen, waren sehr beliebt, wenn<br />

sie <strong>sich</strong> viel zu erzählen hatten oder s<strong>an</strong>gen und so keine Zeit hatten, die<br />

Kirschen in ihren eigenen Mund zu stecken.<br />

Die gebrochenen Kirschen wurden in dieser Zeit meistens von den<br />

Frauen auf dem Kopfe nach Hause getragen und den schon wartenden<br />

118


Händler oder Kunden dargeboten und verkauft. So verw<strong>an</strong>delte <strong>sich</strong> des<br />

Tages Mühe in klingende Münzen. Kirschenbauern die in einem guten<br />

Jahr 60 - 80 Zentner Kirschen ernteten, hatten eine zusätzliche:<br />

Geldeinnahme in der Zeit erzielt, wo die Geldquellen der L<strong>an</strong>dwirtschaft<br />

am spärlichsten flossen.<br />

Welche Kirschensorten wurden nun <strong>an</strong>gebaut?<br />

Die frühesten Früchte nennt m<strong>an</strong> zusammenfassend Mai-Kirschen. Ihr<br />

Anbau fiel aber nicht ins Gewicht.<br />

D<strong>an</strong>n gab es die dicken roten und dünne hell rote Süßkirschen. Von ihnen<br />

wurden die ersten Kirschenkuchen gebacken.<br />

Jetzt erst, Mitte Juli, wurden die Kirschen reif, welche unser Kirschenl<strong>an</strong>d<br />

so bek<strong>an</strong>nt gemacht haben. Es ist die „dicke Schwarze" auch<br />

Mohrenkirsche gen<strong>an</strong>nt. Ihr schien das Klima und der Boden besonders<br />

zuzusagen. <strong>Sie</strong> wurde auch am längsten <strong>an</strong>gebaut. Glänzend schwarz,<br />

recht fleischig und mit gutem Aroma, füllten die Hausfrauen mit ihr mit<br />

Vorliebe ihre Einmachgläser.<br />

In den späteren Jahren wurden die "Beidelfinger Riesen" und die<br />

„Haumüller" <strong>an</strong>gepfl<strong>an</strong>zt. Bei gutem Wetter bringen sie schöne, große<br />

Früchte, die aber bei Regen schnell aufspringen und faulen.<br />

Ähnlich verhielt es <strong>sich</strong> mit den „Napoleonskirschen", die noch später<br />

<strong>an</strong>gepfl<strong>an</strong>zt wurde. Bei härterem Fleisch sind sie gelblich, rötlich<br />

<strong>an</strong>gehaucht oder mit einer roten Backe. Als letzte reifen noch die<br />

Spätkirschen. Die Schneidersknorpelkirsche ist braun, ziemlich dick und<br />

härter im Fleisch.<br />

Die Kaiserkirsche ist rot und süß. Beide Arten wurden gerne <strong>als</strong> Tafelobst<br />

aufgetragen.<br />

Sauerkirschen wurden nur wenig <strong>an</strong>gepfl<strong>an</strong>zt. Zu nennen wäre die<br />

„Sp<strong>an</strong>ische Glaskirsche" hell rot und ziemlich weich, und die „Ostheimer<br />

Weichsel", welche von rot-brauner Farbe ist.<br />

Um all diese vielen Kirschensorten zum Verkauf zu bringen gingen<br />

hauptsächlich die Frauen mit dem Korb auf dem Kopf zu den Märkten der<br />

Umgebung. Hier sei eine Frau Bergm<strong>an</strong>n aus <strong>Hengstbach</strong>, gen<strong>an</strong>nt die<br />

Klotzegot" zu erwähnen, die um 1910 die Kirschen bis zum Neunkirchener<br />

Markt brachte.<br />

In den Jahren nach dem zweiten Weltkriege und dem Beginn der<br />

Industrialisierung der L<strong>an</strong>dwirtschaft ging der Anbau der Kirschen zurück,<br />

weil die Bäume der Feldbestellung hinderlich waren.<br />

119


8.8.1 Die Geschicht vum Kerschep<strong>an</strong>nkuuchekerschbam<br />

"s Luiche war bei seim Fraind. Der wohnt e par Heiser weirer jowwe. Demm<br />

sai Mamme hat Kerschep<strong>an</strong>nkuuche gebackt gehat. Luiche hat a enner<br />

griet.. Der hat geschmackt, so goldegeel de Däg vun de Eier, dezwische die<br />

safdische Kersche un owwedruff, Zugger, g<strong>an</strong>z dick. Wie's Luiche werrer<br />

heemkom isch, sads zu saim Vatter; Wammer numme a so e Kerschbam<br />

hedde, dass die Mamme a so Kerschep<strong>an</strong>nkuuche backe kend. Mer h<strong>an</strong>n<br />

doch junne vorm Dorf e Obststick. Gell Vatter, du setsch uns a ball e<br />

<strong>Sie</strong>ßkerschekerschep<strong>an</strong>nkuuchekerschbam.<br />

Bilder der <strong>Hengstbach</strong>er Gemarkung mit seinen vielen Kirschbäumen<br />

120


9.0 Neuerungen technischer, sozialer und wirtschaftlicher<br />

Art um 1900<br />

Jahrhundertel<strong>an</strong>g holten <strong>sich</strong> die Bewohner <strong>Mittelbach</strong>s ihr Wasser aus den<br />

zahlreichen Brunnen des Ortes. Die vielen Brunnen lassen <strong>sich</strong> aus dem<br />

Quellenreichtum des Bickenalbtales erklären. Kurz vor der Jahrhundertwende<br />

trug <strong>sich</strong> der damalige Bürgermeister des Ortes <strong>Mittelbach</strong>, Herr Eisenbeiß,<br />

mit dem Ged<strong>an</strong>ken im Ort eine Wasserleitung zu verlegen. Es bedurfte seiner<br />

g<strong>an</strong>zen Überredungskunst, um die Bürger von der Notwendigkeit der<br />

Wasserleitung zu überzeugen. Durch Unterstützung der übergeordneten<br />

Dienstbehörde war es d<strong>an</strong>n 1897 soweit, dass mit dem Bau begonnen werden<br />

konnte. Von der Quellenfassung in der Gemarkung „Hentscheglam" verlief die<br />

Leitung durch das Kirchental hinauf zum Hochbehälter am „Mertelwald". Von<br />

dort erfolgte der Anschluss ins Dorf und in die Häuser. Jedes Haus bekam nur<br />

einen Wasserhahn.<br />

Für die damalige Zeit war diese Neuerung eine kostspielige Angelegenheit<br />

und die Gemeinde musste sehr viel Geld hinlegen. Um die Kosten zu decken<br />

forderte die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> ihre Bewohner auf, im darauf folgenden Jahr<br />

zweimal 50,-- Mark zu zahlen. Diese zusätzliche Zahlung bereitete vielen<br />

Einwohnern Schwierigkeiten, obwohl sie fin<strong>an</strong>ziell nicht mehr g<strong>an</strong>z so schlecht<br />

gestellt waren, wie vielleicht zw<strong>an</strong>zig Jahre vorher. Außerdem wurde für die<br />

monatliche Wasserentnahme 6,-Mark Beitrag erhoben.<br />

Bild von dem Quellenfassungseing<strong>an</strong>g in der Hentschenklamm<br />

121


Aufstellung der Gesamtkosten für den Bau der Wasserleitung der Gemeinde<br />

<strong>Mittelbach</strong> 1897<br />

Firma Joos & Cie, München-L<strong>an</strong>dau:<br />

1.Quellfassung 371 M 79<br />

2. Rohrgraben<br />

3. Rohrleitung<br />

4. Hochreservoir 13303 M 38<br />

5. Baureserve<br />

b. Anschlussleitungen 5490 M 24<br />

7. Installationen 1395 M 60<br />

Firma Lux, Ludwigshafen:<br />

l. Wassermesser 2300 M<br />

2. Hauszuleitungen 1610 M<br />

Kosten für die Bauführung (Bornheiner):<br />

1. August 238 M 85<br />

2. Oktober 490 M 92<br />

Gesamtkosten: 25200 M 78<br />

An<strong>sich</strong>t des Hochbehälters in der Nähe des kleinen Sportplatz<br />

122


Kaum hatten <strong>sich</strong> die Bürger <strong>an</strong> die Einrichtung der Wasserleitung gewöhnt,<br />

pl<strong>an</strong>te die Gemeinde die Einführung der Elektrizität. Die bisherige Beleuchtung<br />

best<strong>an</strong>d aus Kerzen. Weiterhin k<strong>an</strong>nten die Einwohner die Petroleumlaternen.<br />

1908 gaben die beiden Gemeinden ihre Zustimmung zum Bau der<br />

elektrischen Anlage. Im Zuge der Elektrifizierung des gesamten Bliesgaues<br />

war es im Jahre 1914 endlich soweit, dass <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> mit<br />

elektrischem Licht versorgt wurden.<br />

Für die Inneneinrichtung der Häuser bezahlten die Einwohner beider Orte<br />

150, Mark. Die meisten konnten jedoch die Summe gar nicht aufbringen und<br />

weigerten <strong>sich</strong> daher elektrisches Licht in ihre Haushaltungen verlegen zu<br />

lasen. Erst nach dem ersten Weltkrieg waren d<strong>an</strong>n alle Häuser mit<br />

elektrischem Licht versorgt.<br />

Von den eigentlichen Baukosten konnte ich leider keine Angaben mehr finden.<br />

Interess<strong>an</strong>t ist jedoch eine Kostenaufstellung der Elektrotechnischen<br />

Beratungsstelle des Pfälzischen Gewerbe-Amtes in Kaiserslautern:<br />

(Abschrift aus dem Gemeindebuch „<strong>Mittelbach</strong> 1913" )<br />

1) Vergebung der Inneneinrichtung für <strong>Hengstbach</strong> und <strong>Mittelbach</strong><br />

18.09.1913<br />

15.10.1913 Arbeitsamt Lohn<br />

19.11.1913 7 Tage mal 49 Std. a 3 Mark<br />

25.11.1913 7 Stunden = 147,- Mark<br />

26.11.1913<br />

09.12.1913<br />

13.12.1913<br />

2) Fahrauslagen und Tagegeld des Oberin. Grühn 13,90 Mark<br />

3) Begutachtung der Angebote betr. Inneneinrichtung für <strong>Hengstbach</strong><br />

6 Std. a 3 Mark = 18,- Mark.<br />

123


Im Jahre 1910 wurde <strong>an</strong> der Bevölkerung , gem. staatlicher Verordnung, eine<br />

Schutzimpfung vorgenommen. Aus den Akten der Gemeinde konnte m<strong>an</strong><br />

folgendes Schreiben der Auf<strong>sich</strong>tsbehörde mit der Gebührenabrechnung<br />

entnehmen:<br />

Abschrift:<br />

Kgl. Bezirksamt Zweibrücken:<br />

Betreff: Kosten des Impfgeschäftes per 1910<br />

Nach der von der kgl. Regierung der Pfalz, Kammer des Innern geprüften<br />

Über<strong>sich</strong>t, der auf Vorname des Impfgeschäftes für das Jahr 1910 im Amtsbezirk<br />

Zweibrücken entst<strong>an</strong>denen Impfkosten, treffen auf die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong>:<br />

1. Ärztliche Gebühren 52 M- Pf.<br />

2. Formulareinkosten - M 88 Pf.<br />

Es ergeht der Auftrag, die ärztlichen Gebühren <strong>an</strong> Herrn ,Bezirksarzt Dr. Fr<strong>an</strong>ke in<br />

Zweibrücken einzusenden, die Formularkosten dagegen <strong>an</strong>her abzuliefern.<br />

Die Einsendung beider Beträge ist bis längstens 10. Dezember zu ver<strong>an</strong>lassen,<br />

gez. Pöhlm<strong>an</strong>n<br />

9.1 Zahlungsgeld nach der Jahrhundertwende<br />

sowie eine Aufstellung von Bürgern des Ortes <strong>Mittelbach</strong><br />

124


125


126


127


10.0 <strong>Mittelbach</strong> von 1914 - 1939<br />

10.1 Kriegsverhältnisse und Auswirkungen des<br />

1. Weltkrieges<br />

Kaum war das Wirtschaftsleben einigermaßen im Aufwärtstrend und die Menschen<br />

konnten berechtigt, hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, da brach am 1. August 1914<br />

der erste Weltkrieg aus. Für einen l<strong>an</strong>gen Krieg war die deutsche Wirtschaft nicht<br />

gerüstet. Die militärischen Operationspläne waren darauf abgestellt, einen schnellen<br />

<strong>Sie</strong>g herbeizuführen. Die maßgeblichen Männer der Heeresleitung rechneten nicht mit<br />

der Blockade, die <strong>unsere</strong> Zufuhren von außen abschnitten. Der industrielle<br />

Aufschwung war längst nicht so weit gediehen, dass der riesige Materialeinsatz hätte<br />

verkraftet werden können, obgleich der deutschen Industrie eine hervorragende<br />

Umstellung auf eine erhöhte Leistungsfähigkeit gel<strong>an</strong>g. Eine Überbetonung der<br />

Industrie nach dem Kriege war die Folge, ein nicht Beachten der <strong>an</strong>deren<br />

Wirtschaftszweige <strong>an</strong>derseits, was wiederum eine ungesunde Wirtschaftsformpolitik<br />

hervorrief, die <strong>sich</strong> letzten Endes das Naziregime zunutze machte.<br />

Eine Vorratswirtschaft jeglicher Art war vor dem ersten Weltkrieg nicht betrieben<br />

worden. Nach dem die Industrie nicht mit Schritt halten konnte, wuchs die Bedeutung<br />

der L<strong>an</strong>dwirtschaft in den Kriegsjahren erheblich. Doch auch sie konnten den stets<br />

steigenden Bedarf nicht l<strong>an</strong>ge decken. Ihre Produktion s<strong>an</strong>k zudem infolge von M<strong>an</strong>gel<br />

<strong>an</strong> Geräten, Zugtieren, Düngemittel und Arbeitskräften; für Industrie und<br />

L<strong>an</strong>dwirtschaft das schwerste Problem. Darüber hinaus dürfte der Unterschied in der<br />

Lebensmittelversorgung auf dem L<strong>an</strong>de sowie in der Stadt nicht übersehen werden.<br />

Große Verbitterung und Ressentiments ließen im Gefolge des Hungers, die moralische<br />

Geschlossenheit, die das deutsche Volk in den ersten Kriegsmonaten gezeigt hatte,<br />

allmählich verfallen.<br />

Die Dörfer <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> wurden von den Kämpfen des ersten<br />

Weltkrieges nicht direkt betroffen. Trotzdem brachten die Kriegsjahre für <strong>unsere</strong><br />

Heimatdörfer viel Leid und Kummer. Während die Männer <strong>an</strong> der Front ihr Vaterl<strong>an</strong>d<br />

verteidigten, bewirtschafteten die Alten, die Frauen und die Kinder die Felder, um <strong>sich</strong><br />

vor allen Dingen selbst ernähren zu können. Außerdem forderte der Staat erhebliche<br />

Abgaben des Ernteertrages. Invaliden, Rentner und Jugendlich mussten<br />

Schwerstarbeit in den auf Rüstung und Kriegsmaterial umgestellten Betrieben leisten.<br />

Die schwersten Opfer aber, die die beiden Gemeinden bringen mussten, waren ihre<br />

Gefallenen.<br />

<strong>Mittelbach</strong> beklagte 29 Gefallene<br />

<strong>Hengstbach</strong> 10 Gefallene<br />

Ihnen zu Ehren errichteten beide Gemeinden auf ihren Friedhöfen Denkmäler.<br />

128


Die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> betrauert ihre Toten aus dem Weltkrieg<br />

1914-1918<br />

Herm<strong>an</strong>n Krackenberger<br />

1889 – 1914<br />

Friedrich Wesch<br />

-1914<br />

Herm<strong>an</strong>n Becker<br />

1883-1914<br />

Heinrich Krackenberger<br />

1882 1914<br />

Ludwig Brenkm<strong>an</strong>n<br />

1877- 1914<br />

Reinhold Decker<br />

1895-1914<br />

D<strong>an</strong>iel Friedrich<br />

1878-1914<br />

Karl Weinm<strong>an</strong>n W<strong>an</strong>nenmacher<br />

-1915<br />

Hugo Schwitzgebel<br />

-1915<br />

Heinrich Sutter<br />

1884-1916<br />

Otto Knecht<br />

1894 – 1916<br />

August Hertel<br />

1895-1916<br />

Ludwig Oblzer<br />

1889-1916<br />

Herm<strong>an</strong>n Mauß<br />

1895-1916<br />

Jakob Ludwig Fels<br />

1897-1916<br />

129


Robert Leiner<br />

1896-1976<br />

Paul Brünisholz<br />

1897-1916<br />

Otto Leiner<br />

1892-1916<br />

August Morquet<br />

1890-1916<br />

Jakob Schneider<br />

1877-1916<br />

August Werle<br />

1880-1917<br />

Max Eduard Schwitzgebel<br />

1897-1917<br />

Friedrich Brill<br />

1891-1917<br />

Friedrich Hertel<br />

1886-1917<br />

Wilhelm Hüther<br />

1891-1917<br />

Ferdin<strong>an</strong>d Ambos<br />

-1918<br />

Ludwig Weber<br />

1887-1918<br />

Gustav Röller<br />

1899-1918<br />

Heinrich Klensch<br />

1887-1918<br />

130


Die Gemeinde <strong>Hengstbach</strong> betrauert Ihre Toten aus dem Weltkrieg<br />

Otto W<strong>an</strong>nenmacher<br />

1883-1914<br />

Georg Adam Hüther<br />

1887-1914<br />

Adolf Schwarz<br />

1893- 1914<br />

Jakob Pirm<strong>an</strong>n<br />

1886-1914<br />

Joh<strong>an</strong>n Nafziger<br />

-1914<br />

Wilhelm Basti<strong>an</strong><br />

1891-1914<br />

D<strong>an</strong>iel Karl Decker<br />

1892-1915<br />

Gustav Finger<br />

1889-1916<br />

Jakob Knecht<br />

1896-1916<br />

Karl Wilhelm Knecht<br />

1890-1916<br />

Christi<strong>an</strong> Noe<br />

1894-1916<br />

Wilhelm Br<strong>an</strong>d<br />

1892-1914<br />

Ludwig Knecht<br />

1888-1915<br />

SIE GABEN ALLES, WAS SIE KONNTEN GEBEN,<br />

DIE SEELE GOTT, DER HEIMAT BLUT UND LEBEN.<br />

131


10.2 Die wirtschaftliche Lage Zweibrückens<br />

nach dem ersten Weltkrieg<br />

Wir können die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Arbeiter des<br />

Dorfes <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> nach dem ersten Weltkrieg nicht verstehen,<br />

wenn wir keinen Blick auf die Veränderung innerhalb der Wirtschaftsstruktur<br />

Zweibrückens, bedingt durch die neuen Grenzen, werfen.<br />

Die ökonomischen Auswirkungen, der durch den Versailler Vertrag im<br />

deutschen Südwesten geschaffenen neuen politischen Situation, haben die<br />

Wirtschaft Zweibrückens, die schon nach der erfolgten Besetzung der Stadt<br />

kurz nach dem Waffenstillst<strong>an</strong>d, ins W<strong>an</strong>ken gekommen war, unmittelbar und<br />

nachhaltig in ihren Grundlagen getroffen. Die für die Wirtschaftsstruktur<br />

Zweibrückens und Umgebung vor dem ersten Weltkrieg charakteristischen<br />

Austauschbeziehungen mit Elsaß-Lothringen erfuhren durch den bereits bei<br />

Kriegsende vollzogenen und durch den Friedensvertrag bestätigten Anschluss<br />

des ehemaligen Reichsl<strong>an</strong>des <strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>kreich eine dauerhafte Reduktion.<br />

Wenn auch mit dem Inkrafttreten des Saarstatutes die bis dahin sehr<br />

intensiven wirtschaftlichen Beziehungen Zweibrückens mit dem Saarl<strong>an</strong>d nicht<br />

g<strong>an</strong>z aufhörten, so gestalteten sie <strong>sich</strong> doch während der fünfjährigen<br />

Überg<strong>an</strong>gszeit (1920 - 1925) infolge umständlicher und hemmender Kontroll -<br />

und Verfahrensvorschriften sowie der Einführung der fr<strong>an</strong>zösischen Währung<br />

im Saarl<strong>an</strong>d am 1.6.1923 immer schwieriger. 1925 schnürte d<strong>an</strong>n die in<br />

<strong>Mittelbach</strong> und Einöd errichtete Zollgrenze, Zweibrücken auf die Dauer von 10<br />

Jahren von seinen natürlichen und herkömmlichen, wie aber auch von seinem<br />

bedeutenden Absatzmarkt ab. Die hohen Zölle bewirkten, dass jeder<br />

Warenaustausch mit dem neuen Zollausl<strong>an</strong>d ausschied.<br />

Die Eing<strong>an</strong>gszölle nach dem Saarl<strong>an</strong>d für die deutschen Erzeugnisse<br />

betrugen nach den stark überhöhten Sätzen des fr<strong>an</strong>zösischen Generaltarifs<br />

mit 30 - 100 Prozent fast durchweg das vierfache derjenigen Zollsätze, die<br />

<strong>an</strong>deren Ländern bei ihrer Einfuhr auferlegt wurden. Die aus dem Saargebiet<br />

eingeführten Rohstoffe wurden durchschnittlich mit 30 % Zollgebühren<br />

belastet.<br />

Der Absatz der Zweibrücker Industrie nach dem Saargebiet beschränkte <strong>sich</strong><br />

daher in der Zeit von 1925 bis 1935 in der Hauptsache auf die notwendigen<br />

Ergänzungen und Ersatzteile für Anlagen und Betriebsausrüstungen, die von<br />

der Zweibrücker Industrie vor dem Kriege im Saargebiet erstellt worden waren,<br />

sowie auf jene Erzeugnisse deren <strong>an</strong>derweitige Beschaffung der Saarindustrie<br />

nicht möglich war. Die Auswirkungen der neuen Wirtschaftsgrenzen,<br />

insbesondere der Verlust des natürlichen Marktes im Süden und Westen, auf<br />

132


die Zweibrücker Industrie erwiesen <strong>sich</strong> von besonders einschneidender und<br />

dauerhafter Natur. Die Metallindustrie wurde durch die Erscheinungen wie<br />

Kohlen- und Rohstoffknappheit, Rückbildung der Absatzbeziehung,<br />

Verkehrsbeschränkungen und Verbote, Betriebsbesatzung, und <strong>an</strong>dere<br />

störende Eingriffe Lind Maßnahmen stark in ihrer Produktionskraft getroffen,<br />

Die Betriebe arbeiteten in der Zeit der schwersten Bedrückung ihre geringen<br />

Rohstoffvorräte auf und gingen dar<strong>an</strong>, die technischen Anlagen und<br />

Einrichtungen auf Friedensproduktion umzustellen und unrentable Abteilungen<br />

und verbrauchte Maschinen stillzulegen So kam es, dass durch die Folge der<br />

veränderten St<strong>an</strong>dortbedingungen und durch die Rationalisierungs-<br />

maßnahmen in den Betrieben ein großer Personalabbau zu verzeichnen war.<br />

Viele Fabriken verloren über die Hälfte ihrer Arbeitskräfte, wie uns die<br />

folgende Tabelle zeigt:<br />

1914 1932<br />

Dingler 2000 850<br />

Pörringer & Schindler 800 310<br />

L<strong>an</strong>z- Wery 1600 320<br />

Peschke 350 110<br />

Roth, Heck & Schwinn 500 200<br />

Dieser Rückg<strong>an</strong>g der Beschäftigten in den Fabriken, brachte eine große Zahl<br />

von Arbeitslosen mit <strong>sich</strong>.<br />

133


11.0 Das Dorf <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> in den Wirren der<br />

Nachkrieg -und Inflationszeit<br />

Nach 1918 war ein großer Teil der Bevölkerung <strong>Mittelbach</strong>s, infolge der<br />

Reduzierung der Arbeitskräfte des Drahtwerkes Roth, Heck & Schwinn ohne<br />

jegliche Arbeit und Verdienst. Die betroffenen Arbeiter arbeiteten <strong>als</strong><br />

Tagelöhner auf den Höfen von <strong>Hengstbach</strong>, bei den Bauern, oder sie gingen<br />

stempeln. Eine Tabelle des Arbeitsamtes Zweibrücken zeigt uns, wie viele<br />

Arbeiter Arbeitslosenunterstützung bekamen<br />

1.04.1924 7,5 v. H.<br />

1.04.1925 32,0 v. H.<br />

1.04.1926 68,0 v. H.<br />

1.04.1927 55,0 v. H.<br />

1.04.1928 36,0 v. H.<br />

Wir sehen, dass die Zeit um 1926 besonders schlimm für die <strong>Mittelbach</strong>er und<br />

<strong>Hengstbach</strong>er Arbeiter war. Die Arbeitslosenunterstützung half so gut sie<br />

konnte. Dieses durfte jedoch kein Dauerzust<strong>an</strong>d bleiben. Die<br />

Unterbeschäftigung jener Tage war absolut ungesund.<br />

134


Viele, der bei Roth, Heck & Schwinn beschäftigten Arbeiter bekundeten ihre<br />

Zuneigung zu dem fr<strong>an</strong>zösisch besetzten Saarl<strong>an</strong>d, indem sie <strong>sich</strong> dort<br />

Arbeitsplätze suchten. Die Bergwerke und die Metallindustrie von Saarbrücken,<br />

Neunkirchen und Völklingen wurden zur neuen Verdienstquelle des<br />

<strong>Mittelbach</strong>er Arbeiters.<br />

Selbstverständlich waren die Arbeiter durch die Kriegseinwirkungen weit stärker<br />

betroffen <strong>als</strong> die Bauern. Obwohl die Bauern zur Überbrückung der städtischen<br />

Notzeiten viele Abgaben zu leisten hatten, konnten sie ihre gute soziale und<br />

wirtschaftliche Position aufrecht erhalten.<br />

Ein alter Bürger <strong>Mittelbach</strong>s erzählte mir: Es war gegen Abend im<br />

Sommer 1919 <strong>als</strong> ich im Begriff war die Kühe zu melken, <strong>als</strong> es plötzlich<br />

<strong>an</strong> der Haustür läutete. Ich stellte den Eimer auf den Boden, ging zur<br />

Tür um nachzusehen wer draußen sei. Als ich öffnete, sah ich vor mir<br />

eine Frau mit zwei kleinen Kindern stehen. In ihrer H<strong>an</strong>d trug sie eine<br />

kleine Milchk<strong>an</strong>ne. <strong>Sie</strong> bat mich höflich um ein wenig Milch. Ich fragte<br />

sie, ob sie Geld bei <strong>sich</strong> hätte, da drehte sie <strong>sich</strong> um und wollte<br />

weggehen. Ich rief sie aus Mitleid zurück und gab ihr die Milch umsonst.<br />

Solche Begebenheiten waren nach dem ersten wie auch nach dem<br />

zweiten Weltkrieg bei <strong>unsere</strong>n Bauern im Ort <strong>an</strong> der Tagesordnung.<br />

Dies zeigt sehr deutlich, dass die wirtschaftliche Lage der Städte nach<br />

dem Kriege noch viel schlechter waren <strong>als</strong> die <strong>unsere</strong>r Arbeiter, denn<br />

diese hatten zumindest eine Kuh oder eine Ziege im Stall stehen, und<br />

ein Stück L<strong>an</strong>d, aus dem sie, die für sie notwendigsten<br />

Grundnahrungsmittel gewinnen konnten.<br />

Viel Not brachte auch die Inflation über unser L<strong>an</strong>d. Alles Hartgeld, die Gold-<br />

und Silbermünzen waren im Krieg eingezogen worden. Dafür gel<strong>an</strong>gten<br />

Papiergeldscheine zur Ausgabe, die nach dem Kriege, weil keine Deckung<br />

vorh<strong>an</strong>den war, schnell <strong>an</strong> Wert verloren. Im Sommer 1923 rechnete m<strong>an</strong><br />

bereits mit Millionen und Milliarden. Der Arbeiter der seinen Wochenlohn<br />

heimbrachte, musste am Samstag noch versuchen ihn in Waren<br />

umzusetzen, da das Geld bis Montag schon wieder einen großen Teil seines<br />

135


Wertes verloren hatte. Der Bauer aber, der einen fetten Ochsen zum Metzger<br />

brachte, konnte, wenn er das Geld liegen ließ damit kaum noch eine<br />

Schachtel Streichhölzer kaufen. Am schlimmsten waren die alten<br />

arbeitsunfähigen Menschen dr<strong>an</strong>. Ihr für die alten Tage erspartes Geld<br />

zerfloss ihnen unter den Händen, und so st<strong>an</strong>den sie bald mittellos, auf die<br />

Hilfe von <strong>an</strong>deren <strong>an</strong>gewiesen, da.<br />

Notgeld nach dem 1. Weltkrieg<br />

Erst nach Einführung der Festmark (Rentenmark) 1923 wurden die Zeiten<br />

wieder besser. Aber die Bestimmungen des Versailler Vertrages drückten<br />

noch immer sehr stark auf das g<strong>an</strong>ze Volk, dass <strong>an</strong> eine wirkliche<br />

Aufwärtsentwicklung noch nicht zu denken war. 1929 rückten die letzten<br />

Besatzungstruppen aus Zweibrücken aus. Aber nun brach die große<br />

Weltwirtschaftskrise herein, die wieder viele Betriebe zum Stillst<strong>an</strong>d brachte<br />

und ein großes Arbeitslosenheer schuf.<br />

136


Postkarten aus <strong>Mittelbach</strong> nach dem 1. Weltkrieg<br />

137


11.1 Neuerung und Verbesserungen Im Zuge der<br />

Technisierung und Sozialisierung<br />

In diese Notzeiten fielen m<strong>an</strong>che lebensnotwendigen Verbesserungen. <strong>Sie</strong><br />

trugen mit dazu bei, die aufgebrachte Bevölkerung zu beruhigen, zumal diese<br />

<strong>an</strong> H<strong>an</strong>d verschiedener neuer Errungenschaften befriedigt feststellen konnte,<br />

dass <strong>unsere</strong> Wirtschaft <strong>sich</strong> nach und nach aus der diktierten Stagnation<br />

befreite.<br />

Zu den Neuerungen gehörten vor allem die l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Maschinen.<br />

Zu der Mähmaschine, die schon vor 1914 in Betrieb war, kamen nun die<br />

Bindemaschinen fürs Getreide, der Kartoffelroder (Hexe), der Rechen und<br />

der Heuwender sowie die Saatmaschine und der Heuaufzug. Dieser<br />

technische Fortschritt brachte der L<strong>an</strong>dbevölkerung eine große<br />

Erleichterung, denn jahrhundertel<strong>an</strong>g hatten sie den größten Teil ihrer<br />

Ernteerträge mit der H<strong>an</strong>d erzielt.<br />

Auch in sozialer Hin<strong>sich</strong>t festigten <strong>sich</strong> die Verhältnisse. Am 15. 11. 1928 gab<br />

die bayerische innere Verwaltung feste Richtlinien zur Arbeitsregelung und<br />

Lohnabfindung heraus.<br />

Daraus entnehmen wir:<br />

Arbeitszeit: mindestens 48-nicht über 54 Stunden<br />

Urlaubszeit: nach 1 jähriger Dienstzeit: 6 Werktage<br />

nach 2jähriger Dienstzeit: 8 Werktage usw.<br />

über 40 Jahre alt: 21 Werktage<br />

Kr<strong>an</strong>kenbeihilfe: im 1. Dienstjahr: bis 3 Wochen<br />

im 2. u. 3. Dienstjahr: bis 6 Wochen<br />

im 4. u. 5. Dienstjahr: bis 12 Wochen<br />

vom 6. Dienstjahr: 26 Wochen<br />

Ortslöhne: (Keine Gerwerbelöhne), vom vollendeten<br />

16. Lebensjahr <strong>an</strong>: 50 v. H.<br />

17. Lebensjahr <strong>an</strong>: 66 v. H.<br />

18. Lebensjahr <strong>an</strong>: 90 v. H.<br />

Lehrlinge: im 1. Lehrjahr: 30 v. H.<br />

Im 2. Lehrjahr: 34 v. H.<br />

im 3. Lehrjahr: 38 v. H.<br />

im 4. Lehrjahr: 44 v. H.<br />

Dazu: Zweibrücken-Homburg in Lohnstaffel V<br />

I II III IV V<br />

62 64 65 77 83<br />

Weibliche Arbeiter hatten <strong>an</strong>dere Löhne!<br />

Lohngruppen<br />

I II III<br />

47 49 56<br />

138


Eine Herabsetzung der Altersgrenze für die Altersrenten vom vollendeten 70.<br />

auf das vollendete 65. Lebensjahr war schon 1916 erwirkt worden; ebenso<br />

eine Erhöhung der Waisenrenten<br />

Dazu liegt parallel eine Festsetzung von Höchstpreisen vor:<br />

Vollmilch -,24 Mk<br />

Magermilch -,14 Mk<br />

Schweinefleisch 1,66 Mk<br />

Ochsen- und Rindfleisch 1,60 Mk<br />

Fleischwurst 1,50 Mk<br />

Schweinefett 2,10 Mk<br />

Speck 1,90 Mk usw.<br />

Weiterhin besserten die vielen Arbeitslosen - sie wurden von der Gemeinde<br />

<strong>an</strong>gestellt - die schlechten Straßen<strong>an</strong>lagen aus. So kamen die Bewohner jetzt<br />

auch des Öfteren in Berührung mit den „Vehikeln"' obgleich die Motorisierung<br />

im Dorf selbst noch längst nicht beg<strong>an</strong>n. (Vor dem 2. Weltkrieg f<strong>an</strong>d m<strong>an</strong><br />

lediglich 3 Traktoren im Dorf..)<br />

All diese Neuerungen und Verbesserungen trugen nur zur Überwindung der<br />

sozialen und wirtschaftlichen Krise bei.<br />

Auch das Ende der großen Weltwirtschaftskrise der Jahre 1930/32 brachte<br />

zunächst keine fühlbare Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse. Erst <strong>als</strong><br />

im Jahre 1935 das Saargebiet in den deutschen Staatsverb<strong>an</strong>d zurückkehrte<br />

und 1936 der Westwallbau beg<strong>an</strong>n, verbesserte <strong>sich</strong> die Lage der beiden<br />

Dörfer <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong>.<br />

11.2 Der Westwallbau<br />

Der Westwallbau führte zu einer kurzen wirtschaftlichen Blüte, während<br />

der die Arbeitslosigkeit beseitigt werden konnte. Zehntausende<br />

auswärtige Arbeiter bezogen in der Umgebung Zweibrückens ihre<br />

Quartiere. Diese reichten mit der Zeit nicht mehr aus, so dass m<strong>an</strong> sogar<br />

die T<strong>an</strong>zsäle der Wirtschaften und sogar die Schulsäle mit Arbeitern<br />

belegte. Die Bauern mussten viele Äcker opfern, bis die zahlreichen<br />

Bunker und die Höckerlinie fertiggestellt waren. So entst<strong>an</strong>d in der Zeit<br />

bis 1939 die Befestigungslinie des Westwalls. <strong>Sie</strong> kam vom großen<br />

Zweibrücker Exerzierplatz über den Hungerberg nördlich von<br />

Rimschweiler, schnitt das Hornbachtal <strong>an</strong> der Einmündung des Mühltales,<br />

führte zur Höhe über der Birkhausen, erreichte und überschritt beim<br />

Ixheimer Hammer das Bickenalbtal, führte auf dem Westh<strong>an</strong>g des<br />

Ixheimer Berges entl<strong>an</strong>g, erreichte nach Überschreitung des L<strong>an</strong>gentales<br />

den Waldr<strong>an</strong>d am Kugelf<strong>an</strong>g und Hochwald, <strong>an</strong> dem sie entl<strong>an</strong>g lief,<br />

139


durchquerte den Wald auf dem Mittelbühl und lief d<strong>an</strong>n dem Westh<strong>an</strong>g<br />

folgend auf der Höhe gegen Webenheim zu. Die g<strong>an</strong>ze Befestigung<br />

best<strong>an</strong>d aus Bunkern, aus Eisenbeton, die je nach ihrer Bestimmung tief<br />

in die Erde eingelassen waren, oder mehr auf der Oberfläche st<strong>an</strong>den<br />

und mit Schießscharten und drehbaren Stahltürmen versehen waren. Je<br />

nach Gelände waren die Bunker mehr oder weniger tief gestaffelt. Vor<br />

der Bunkerlinie wurde eine durchgehende Höckerlinie aus fest<br />

fundamentierten Betonklötzen von verschiedener Höhe in einer Breite<br />

von 6 - 8 Metern, gegen <strong>an</strong>greifende P<strong>an</strong>zer und außerdem ein breites<br />

Stacheldrahthindernis errichtet. Im Bickenalbtal, gleich neben dem<br />

Ixheimer Hammer wurde durch Strafgef<strong>an</strong>gene ein breiter tiefer<br />

P<strong>an</strong>zergraben ausgehoben und d<strong>an</strong>n mit Wasser gefüllt. Am<br />

Nordostabh<strong>an</strong>g des Mertels zum Rechental sollte eine Steilw<strong>an</strong>d<br />

geschaffen werden. Schon hatte der Bagger mit der Arbeit begonnen, da<br />

brach der zweite Weltkrieg aus. Für <strong>unsere</strong> beiden Dörfer war es teils<br />

eine gute aber auch schwierige Zeit. Durch die vielen Einquartierungen in<br />

Wirtschaften, Sälen und Privathäusern der hier beschäftigten Arbeiter am<br />

Westwall gab es oft Unstimmigkeiten und Streitereien zwischen ihnen<br />

und der Bevölkerung.<br />

Andererseits gab es für die Bauern, die mit ihren Fuhrwerken in dem<br />

unwegsamen Gelände, Baumaterial für den Bunkerbau tr<strong>an</strong>sportierten<br />

sowie <strong>an</strong>deren Helfern aus dem Dorf zusätzlich Geld zu verdienen und so<br />

eine bessere Lebensweise zu erreichen.<br />

Höckerlinie auf dem „Mittelbühl“ zwischen <strong>Mittelbach</strong> und Wattweiler<br />

140


Zentrale Betonmisch<strong>an</strong>lage bei <strong>Mittelbach</strong> , für mehrere kleinere Bunker<br />

in nächster Umgebung<br />

11.3 Berufsmäßige Aufgliederung um 1939<br />

Durch den Westwallbau und durch die Rückgliederung des Saarl<strong>an</strong>des 1935,<br />

finden wir in der nun folgenden beruflichen Gliederung der beiden Orte<br />

<strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> folgende Zahlen:<br />

<strong>Mittelbach</strong><br />

Erwerbspersonen Prozent<br />

L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft 160 31<br />

Industrie, H<strong>an</strong>dwerk 237 46<br />

H<strong>an</strong>del und Verkehr 35 7<br />

Öffentl. und private Dienste 17 3<br />

Selbstständige, Berufslose Rentner usw. 62 13<br />

<strong>Hengstbach</strong><br />

L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft 142 60<br />

Industrie, H<strong>an</strong>dwerk 65 28<br />

H<strong>an</strong>del und Verkehr 8 3<br />

Öffentl. und private Dienste 6 2<br />

Selbstständige, Berufslose Rentner usw. 12 7<br />

Eine wesentliche Veränderung innerhalb der berufsmäßigen Aufgliederung<br />

können wir gegenüber 1905 nicht registrieren. In <strong>Mittelbach</strong> sind weiterhin die<br />

meisten Beschäftigten in der Industrie, in <strong>Hengstbach</strong> in der L<strong>an</strong>dwirtschaft<br />

tätig.<br />

141


11.4 Kommunale und politische Verhältnisse bis zum<br />

Ausbruch des Zweiten Weltkrieges<br />

Über politische und kommunale Verhältnisse innerhalb des Dorfes <strong>Mittelbach</strong> -<br />

<strong>Hengstbach</strong> liegen mir keine schriftlichen Unterlagen vor. Durch die<br />

Kriegswirren <strong>unsere</strong>r Grenzdörfer wurden die Gemeindebücher aus der Zeit<br />

der Weimarer Republik und des Nation<strong>als</strong>ozialismus von den<br />

Besatzungsmächten beschlagnahmt und verbr<strong>an</strong>nt.<br />

Folgende mündliche Angaben stehen mir zur Verfügung:<br />

In der Zeit der Weimarer Republik erzielte die SPD in <strong>Mittelbach</strong> und<br />

<strong>Hengstbach</strong> bei den Wahlen die meisten Stimmen. Erst nach 1933 wählte, die<br />

unter Druck gesetzte Bevölkerung, überwiegend die NSDAP. Ein besonderes<br />

Ereignis erregte im Sommer 1938 die Bevölkerung, <strong>als</strong> Adolf Hitler bei der<br />

Be<strong>sich</strong>tigung auch durch <strong>unsere</strong>n Ort <strong>Mittelbach</strong> kam.<br />

Die hier durch den Verlust der Archivalien entst<strong>an</strong>dene Lücke, versuche ich<br />

durch einige Worte aus dem H<strong>an</strong>dbuch zur „Deutschen Geschichte", B<strong>an</strong>d IV,<br />

von Bruno Gebhard, zu schließen:<br />

„Wenn die Gleichschaltung des deutschen Lebens durch den Führerstaat es<br />

tatsächlich zuwege brachte, das Volk in seiner Mehrheit, wenn nicht innerlich<br />

zu überzeugen, so doch jedenfalls dahin zu bringen, dass es das neue<br />

Regime gewähren ließ, so lag das entscheidende und überzeugende<br />

Argument in den Erfolgen der nation<strong>als</strong>ozialistischen Wirtschaftspolitik . . Die<br />

Nation<strong>als</strong>ozialisten setzten vom ersten Augenblick <strong>an</strong> die Bestrebungen<br />

Brünings fort, dem wirtschaftlichen Wiederaufstieg durch energische staatliche<br />

Hilfe einen zusätzlichen Impuls zu geben und verwendeten ihre g<strong>an</strong>ze Energie<br />

zum Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Ihr Ziel erreichten sie größtenteils: Die<br />

Arbeitslosigkeit wurde bis zu einem Minimum behoben, der Anteil der<br />

deutschen L<strong>an</strong>dwirtschaft <strong>an</strong> der Volksversorgung steigerte <strong>sich</strong> von Jahr zu<br />

Jahr erheblich, die industriellen Leistungen wurden zu einem Höchstmaß<br />

gehoben. All dies führte wiederum zu einer Befürwortung des Regimes.<br />

142


12.0 Der zweite Weltkrieg1939 - 1945 und seine<br />

Auswirkungen<br />

Das nation<strong>als</strong>ozialistische Regime, das uns in eine verheißungsvolle Zukunft<br />

führen sollte und uns hiervon ein trügerisches Bild fertigte, führte Deutschl<strong>an</strong>d<br />

in seine größte Katastrophe, die mit dem Ruin alles Bestehenden endete.<br />

Kurz vor der Fertigstellung des Westwalls im Sommer 1939 und der<br />

<strong>an</strong>gesp<strong>an</strong>nten Lage zwischen den Achsenmächten Italien und Deutschl<strong>an</strong>d,<br />

sowie den Alliierten Polen, Fr<strong>an</strong>kreich und Engl<strong>an</strong>d erging von der Gauleitung<br />

Westmark <strong>an</strong> die Bevölkerung vor dem Westwall, der sogen<strong>an</strong>nten „Roten Zone"<br />

eine vorsorgliche „Verhaltungs<strong>an</strong>weisung" für die Bevölkerung:<br />

143


12.1 Die Kriegsjahre 1939-45<br />

Diese Anweisung trat am Vorabend der Kriegserklärung gegen Polen am<br />

1. September 1939 in Kraft und die Menschen der gen<strong>an</strong>nten Orte in der<br />

„Roten Zone" mussten ihre Anwesen verlassen und das Wohngebiet räumen.<br />

In den Orten <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> geschah diese Räumung nach<br />

Erzählungen wie folgt:<br />

Am Morgen des 30.8.1939 wurden alle <strong>sich</strong> auf dem Weg zur Arbeit<br />

befindliche Personen von Wehrmachts- und NS-Angehörigen <strong>an</strong>gehalten und<br />

unter folgender Vorgabe wieder nach Hause beordert:<br />

„Alle Frauen und Kinder müssen der Anweisung des Räumungsbefehles<br />

folgend, <strong>sich</strong> um 11:00 Uhr am Schulhaus einfinden mit ungefähr<br />

vorgeschriebenem Gepäck versehen, zwecks Abtr<strong>an</strong>sport in den Bereich der<br />

Sicherheitszone".<br />

<strong>Sie</strong> können <strong>sich</strong> vorstellen, welche Aufregung im Dorf herrschte. Das wenige,<br />

das sie mitnehmen durften, wurde von den Frauen in Koffern verpackt und<br />

144


zum Schulhaus getragen. Die b<strong>an</strong>ge Frage, was aus dem zurückgebliebenen<br />

Haus, Einrichtung und Kleidern wird, trieb den Frauen Tränen in die Augen.<br />

Um 11:00 Uhr wurden sie und ihre Kinder von den Männern und Soldaten auf<br />

die LKW´s verladen und unter den Tränen der Abschied nehmenden und<br />

Zurückgebliebenen fuhren die Lkws in Richtung Kaiserslautern ab. Dort<br />

wurden alle in Schulräumen, Hallen, bzw. bei Privatpersonen untergebracht<br />

um zu übernachten. Am nächsten Morgen wurden ca. 1200 Personen vom<br />

Personal des Roten Kreuzes, Wehrmachtssoldaten und vielen freiwilligen<br />

Helfern zum Hauptbahnhof tr<strong>an</strong>sportiert und in den bereitstehenden<br />

Sonderzug der deutschen Reichsbahn verladen. Gegen 12:00 Uhr verließ der<br />

Sonderzug den Kaiserslauterer Bahnhof mit einem für alle unbek<strong>an</strong>ntem Ziel.<br />

Wie wir heute wissen, war unser Ziel die Stadt Erfurt in Thüringen.<br />

Die Insassen des Zuges aber waren traurig und konnten <strong>sich</strong> kaum mit ihrem<br />

Schicksal abfinden. Kleinkinder weinten in der Enge der Abteile, sie durften<br />

nicht spielen und konnten nicht schlafen. Andere wollten den g<strong>an</strong>zen Tag am<br />

Fenster stehen und schauen. Wut über die Evakuierung machte <strong>sich</strong> breit.<br />

Kr<strong>an</strong>ke riefen nach Ärzten und bis wir <strong>an</strong> der Endstation waren, wurden 4<br />

Kinder geboren. Am nächsten Morgen gegen 07:00 Uhr erreichten wir unser<br />

Ziel, die Blumenstadt Erfurt in Thüringen. Nach l<strong>an</strong>gem Warten, bis zum<br />

Eintreffen des Org<strong>an</strong>isationskomitees des DRK, wurden wir Flüchtlinge von<br />

den Helfern in die Quartiere eingewiesen. Viele Evakuierten waren mit ihrer<br />

Unterbringung, die ja über ein Jahr dauerte, zufrieden. Andere Familien hatten<br />

es nicht so gut, denn Unterkunft, Hunger und Kr<strong>an</strong>kheit, lassen m<strong>an</strong>che<br />

Familie noch heute mit Grauen <strong>an</strong> diese Zeit zurückdenken.<br />

Doch in allen Herzen schmerzte das Heimweh. Die in der Heimat<br />

zurückgebliebenen Männer und Bauernfamilien bekamen den Befehl,<br />

sämtliches Vieh in das Wiesental zu treiben. Kühe wurden noch einmal<br />

gemolken und d<strong>an</strong>n aus dem Stall ins Tal geführt. Soldaten übernahmen<br />

d<strong>an</strong>n den weiteren Abtrieb. Gar m<strong>an</strong>ches Schwein, Ziege oder Hase wurde<br />

schnell noch geschlachtet. D<strong>an</strong>n beg<strong>an</strong>n ihre Evakuierung. Kastenwagen<br />

wurden mit Sitzen versehen, der Boden mit Stroh ausgelegt und mit Pl<strong>an</strong>en<br />

gegen die Witterung besp<strong>an</strong>nt. So verließ, wenige Tage später <strong>als</strong> die<br />

Frauen, eine mit den wenigen Habseligkeiten die m<strong>an</strong> mitnehmen durfte,<br />

beladene, aus den drei Dörfern Rimschweiler, <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />

bestehende Pferdefuhrwagenkolonne die Heimat in Richtung<br />

Bergungsgebiet.<br />

Nach einer Fahrzeit von fast einem Monat erreichte die<br />

Fuhrwerkskolonne ihr Endziel, den L<strong>an</strong>dkreis und die Stadt Bayreuth.<br />

Die immer wieder zu tätigenden Vorarbeiten zur Unterbringung der<br />

Menschen, die Versorgung der Tiere, das tägliche Quartier besorgen<br />

und all die guten und schlechten Erlebnisse die auf die Menschen herein<br />

strömten, bewiesen, welche hohen Anforderungen <strong>an</strong> alle gestellt<br />

145


werden können, wenn Opferbereitschaft vorh<strong>an</strong>den ist. (siehe hierzu die<br />

Bildtafeln, sowie die Schilderung der Fahrt der Fuhrwerke nach<br />

Bayreuth von einer <strong>Mittelbach</strong>er Bürgerin.) Ca. 60 Fuhrwerke mit 125<br />

Pferden und ca. 200 Leute wurden in und um Bayreuth untergebracht<br />

und mussten über ein Jahr auf die Rückkehr in die Heimat warten.<br />

Die Beamten der Straf<strong>an</strong>stalt nahmen <strong>sich</strong> der zum Abtr<strong>an</strong>sport zusammengetriebenen Rindeherden <strong>an</strong> Zeichnung Otto Ditsche<br />

146


Fuhrwerke bereit zur Abfahrt<br />

147


Brief der Fam. Feß zum Verlauf der 1. Evakuierung vom 29.9.1939<br />

Kopie des Origin<strong>als</strong>:<br />

148


149


150


Der Inhalt des Briefs:<br />

Wir haben eine I<strong>an</strong>ge W<strong>an</strong>derung hinter uns. Unsere erste Nacht brachten wir<br />

in Mittelbrunn herum, von dort aus ging´s nach Enkenbach, jedoch kam schon<br />

<strong>als</strong> erstes Hindernis ein schweres Gewitter. ..... sind wir bei Sturm und Regen,<br />

der reinste Wolkenbruch, in Weilerbach bei Kaiserslautern gel<strong>an</strong>det. Von da<br />

aus ging´s über Rockenhausen nach Kirchheimbol<strong>an</strong>den, rund um den<br />

Donnersberg nach Bischheim. ....... nächsten Tag ging es über Westhofen,<br />

Osthofen, über Eich nach Gernsheim. Daselbst sind wir über den Rhein mit<br />

einer Fähre übersetzt worden. D<strong>an</strong>n ging es über Hahn nach Pfungstadt, über<br />

Eberstadt bei Darmstadt vorbei. Nächsten Tag ging's nach Nieder-Ramstadt,<br />

Ober-Ramstadt, Roßdorf, Gundernhausen, Dieburg nach Altheim. Daselbst<br />

war es samstags, ein Ruhetag für uns. Nächsten Tag Montag ging über<br />

Babenhausen, Aschaffenburg, Goldbach, Hösbach, Fronhofen, Laufach nach<br />

Hain, im schönen Spessart. Wo wir 10 Tage Rast haben sollten, aber nur<br />

leider 2 Tage verweilen durften, da schon Befehl zur Weiterreise kam.<br />

D<strong>an</strong>n ging es über Rechtenbach, Lohr, Steinbach, Wiesenfeld, Karlburg,<br />

Mühlbach, Karlstadt, Stetten, Thüngen Dort kamen wir bei Nacht und Regen<br />

<strong>an</strong> und hatten Glück ein gutes Unterkommen zu finden. Nächsten Morgen ging<br />

es wieder bei Zeit ab nach Binsfeld, H<strong>als</strong>heim, Mödeshelm, Heugrumbach<br />

Amsteln, Gänheim, Mühlhausen, Zeugleben nach Wegneck. ...Von hier ging<br />

es über Ettberg, Burgrheinfeld nach Schweinfurt. .......... D<strong>an</strong>n ging es weiter<br />

über Mahrberg, Schonungen, Gädheim, Untertheres, Obertheres, Wölflingen,<br />

Haßfeld nach Haßfurt, wo wir einen schönen Sonntag erlebten. Nächsten Tag<br />

ging es nach Zeib, Steinbach, Ebelsbach, Eltn<strong>an</strong>n, Eschenbach, Diggach,<br />

Roßstadt, Tmmstadt Vieweth, Unterhaid, Oberhaid, Dörfleins, Gundelsheim,<br />

Mennelsdorf über die Regnitz bei Bamberg. Von hier aus ging nach Scheßtitz,<br />

Wörgau, Steinfeld, Trentnitz, Wiesenfels Loch, Freinfels , Hohlfeld ......<br />

Schönfeld, Busbach, Eschen, Eckersbach nach Bayreuth.<br />

Familie<br />

Feß<br />

151


152


153


In der Heimat belegte das Militär die Bunker des Westwalls und die Häuser<br />

des Dorfes. Die Ortskomm<strong>an</strong>d<strong>an</strong>tur wurde im Hause von Herrn Max Klensch<br />

untergebracht.<br />

Da eine Heimkehr aus eigener Erkennung vorerst nicht möglich war,<br />

versuchten die Grenzabw<strong>an</strong>derer in der Fremde Arbeit zu finden, <strong>sich</strong><br />

irgendwo zu betätigen, eine Existenz aufzubauen, zu leben um den ewigen<br />

Heimwehged<strong>an</strong>ken zu unterbinden. Erst der Beginn des Fr<strong>an</strong>kreich-<br />

Feldzuges. im Mai 1940 ließ das b<strong>an</strong>ge Fragen nach der Heimat wieder<br />

aufflackern. Nach erfolgreichem Abschluss dieses Kriegszuges verkündigte<br />

Hitler am 25. 6. 1940 die baldige Heimkehr der Rückgeführten.<br />

Vor der Heimfahrt am Bahnhof Erfurt<br />

154


Sogen<strong>an</strong>nte Voraustrupps kehrten <strong>als</strong> erste nach Hause, um<br />

Aufräumungsarbeiten zu leisten, Versorgungsleitungen von Strom und Wasser<br />

in Ordnung zu bringen. So rollten d<strong>an</strong>n ab August 1940 Sonderzüge für die<br />

Heimkehrer aus der Gegend von Bayreuth und Erfurt nach Zweibrücken, in die<br />

Heimat. Am Hauptbahnhof wurden sie mit Musik empf<strong>an</strong>gen, freudig begrüßt<br />

und verpflegt.<br />

Heimkehrer- Postkarte<br />

Mit Autos wurden sie in ihre Heimatsorte zurückgefahren. So groß auch die<br />

Freude der Heimkehr war, so enttäuscht waren die Ge<strong>sich</strong>ter, bei dem<br />

Eintreten in ihre Wohnungen. Alles war schmutzig und von den ehemaligen<br />

vorh<strong>an</strong>denen Wohnungseinrichtungen und Gegenständen fehlte doch vieles.<br />

So hieß doch die erste Arbeit, putzen und die Wohnung wieder beziehbar<br />

machen. Bewohner von nicht beziehbaren Häusern wurden vom Nachbar<br />

aufgenommen, bis ihr Heim bewohnbar wurde.<br />

Um all denen zu d<strong>an</strong>ken, die in harter Arbeit es ermöglicht hatten, dass alle<br />

Bewohner des Ortes wieder heimkehren durften, ver<strong>an</strong>staltete die Ortsgruppe<br />

<strong>Mittelbach</strong> am 29. 9. 1940 ein Fest unter dem Motto „Wider dehemm".<br />

Tausende Soldaten, Männer von NS-Formationen, Jugendliche von DJ und HJ<br />

und die Bevölkerung zogen in einem l<strong>an</strong>gen Zug in der Ortsmitte <strong>an</strong><br />

Brigadeführer Schwitzgebel vorbei.<br />

155


Dieses Fest erhöhte die Bereitschaft unterein<strong>an</strong>der, <strong>sich</strong> gegenseitig Hilfe<br />

zukommen zu lassen. M<strong>an</strong>cher Bauer, der schon Pferde hatte, pflügte des<br />

Nachbarn Acker mit und säte ihn ein. Dafür kochte der Beschenkte dem<br />

Anderen ein Mittagessen. So gestaltete <strong>sich</strong> das Dorfleben aus der Aufbauzeit<br />

zur Normalzeit um. Dennoch war es nicht so wie vorher. Der Krieg hinterließ<br />

seine Spuren. Lebensmittel-, Schuh- und Bekleidungskarten wurden <strong>an</strong> die<br />

Bevölkerung ausgegeben, eine große Einschränkung der persönlichen<br />

Freiheit.<br />

156


Alle beleuchteten Fenster und Lichtquellen mussten verdunkelt werden,<br />

um den nächtlichen Flieger<strong>an</strong>griffen, die Orientierung zu erschweren.<br />

Immer mehr jüngere Männer wurden zur Wehrmacht einberufen und nach<br />

der Ausbildung zur Front abkomm<strong>an</strong>diert.<br />

Der erste <strong>Mittelbach</strong>er Kriegstote<br />

Urlaubsfreuden, Abschied und Trauer kehrten in vielen Häusern des<br />

Dorfes ein. So dauerte die Freude in die Heimkehr der Dörfer nicht mehr<br />

l<strong>an</strong>ge.<br />

Der Ernst des Krieges ließ die Gemüter der Einwohner erstarren, denn<br />

die <strong>Sie</strong>ge <strong>an</strong> der Front wurden weniger und der Krieg w<strong>an</strong>delte <strong>sich</strong> zu<br />

<strong>unsere</strong>n Ungunsten.<br />

157


Die Fronten im Osten, Süden und Westen brachen zusammen und die<br />

Alliierten näherten <strong>sich</strong> immer mehr der Heimat. Im Herbst 1944 mussten<br />

die <strong>Mittelbach</strong>er und <strong>Hengstbach</strong>er zum dritten Mal ihre Heimat<br />

verlassen. <strong>Sie</strong> suchten zumeist Unterkunft in den Orten hinter dem<br />

Westwall oder in den Orten der Pfalz. Die, die zu Hause blieben, wurden<br />

zur Mithilfe beim Schützengrabenbau und der Errichtung von Einm<strong>an</strong>n-<br />

Schützenstellungen her<strong>an</strong>gezogen. Nach dem Zusammenbruch der<br />

Westfront näherten <strong>sich</strong> im März 1945 die alliierten Truppen der<br />

Reichsgrenze und <strong>unsere</strong>m Dorf.<br />

In einer Tagesmeldung der Division „Götz von Berlichingen" wird der<br />

Beginn des Angriffs der Amerik<strong>an</strong>er und kleinen fr<strong>an</strong>zösischen Einheiten<br />

auf den Westwall und Zweibrücken gemeldet. Unter <strong>an</strong>derem heißt es:<br />

„Die in diesem Raum befindlichen Bunkergruppen kämpfen weiter. Im<br />

Laufe des Vormittages griff der Feind ebenfalls bei Webenheim zweimal<br />

in Btl: Stärke mit 5 P<strong>an</strong>zern und 1 km nordwestlich von <strong>Hengstbach</strong> in<br />

Stärke eines Btl, nach Norden, sowie aus dem Raume <strong>Mittelbach</strong> nach<br />

Nordwesten ebenfalls in Btl.-Stärke <strong>an</strong>. Der Feind vernebelte hierzu den<br />

Raum nordwestl. <strong>Hengstbach</strong> bis in die Tiefe von Wattweiler. Hart<br />

nordwestlich <strong>Mittelbach</strong>s wurden 20 P<strong>an</strong>zer festgestellt. Die zwei<br />

feindlichen Angriffe bei Webenheim wurden abgeschlagen, ebenso der<br />

Angriff nordwestlich <strong>Hengstbach</strong>. Am 18.5.1945 erfolgte ein Angriff von 4<br />

Jagdbombern auf <strong>Mittelbach</strong>. <strong>Sie</strong> flogen von Osten kommend über die<br />

„Weißersbach" unser Dorf <strong>an</strong>, jeder warf 2 Bomben und belegte das Dorf<br />

außerdem mit Maschinengewehrfeuer. Zerstört wurden das Wohnhaus<br />

mit Stall und Scheune von August Feß und der Pferdestall von Ernst<br />

Decker, wobei auch die Kirche beschädigt wurde.<br />

Weiter wurden zerstört die Wohnhäuser von Schlimmer Paul, Nehlig, Fritz<br />

und Niedermeier Michel. Stark beschädigt wurden die Wohnhäuser von<br />

Herrm<strong>an</strong>n Brünisholz und Leiner. Eine Bombe fiel in die Flurgärten und<br />

ein Blindgänger wurde in den Breitwiesen gefunden. Im Keller des<br />

Hauses Schlimmer kamen 4 Soldaten ums Leben. Beim Rückzug der<br />

deutschen Truppen aus dem Ort, sprengten sie die Wirtschaft von Otto<br />

Schneider, auf der Straßengabelung Haupt- und Römerstraße und die<br />

Brücke in der Mitte des Dorfes.<br />

Von alliierter Seite wird gemeldet:<br />

Am 18.3.1945 beginnt der Angriff der 7. und 30. IR-Div. auf den Westwall<br />

und die Stadt Zweibrücken. 1200 m nordwestlich von <strong>Mittelbach</strong> wurden<br />

schwere Kämpfe gemeldet. Mit Unterstützung von P<strong>an</strong>zern wurde Altheim<br />

und das verminte <strong>Mittelbach</strong> eingenommen.<br />

158


Weiter wird gemeldet:<br />

In zwei Keilen, von <strong>Mittelbach</strong> her und über die Rote Hecke sprengten<br />

<strong>sich</strong> das 1. und 2. Btl. einen Weg durch die Höckerlinie und besetzten in<br />

den frühen Morgenstunden die Stadt Zweibrücken.<br />

Amerik<strong>an</strong>ischer P<strong>an</strong>zer ( M36) beim Überqueren der Höckerlinie auf der<br />

<strong>Mittelbach</strong>er Höhe<br />

US –Inf<strong>an</strong>terie rückt am 20.03.1945 auf der <strong>Mittelbach</strong>er Straße auf<br />

Ixheim vor. Im Hintergrund der Birkhauserwald<br />

159


Die Häuser der Dörfer <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> wurden von Soldaten<br />

der Alliierten belegt und für den Nachschub reserviert. sonst aber war<br />

Niem<strong>an</strong>dsl<strong>an</strong>d für die Bevölkerung. <strong>Sie</strong> mussten in ihren Häusern<br />

bleiben.<br />

Am 8. Mai 1945 wurde der Waffenstillst<strong>an</strong>d zwischen den Alliierten und<br />

dem Rest des Deutschen Reiches abgeschlossen und unterzeichnet.<br />

Der zweite Weltkrieg war zu Ende.<br />

12.2 Die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> betrauert Ihre Toten<br />

aus dem Weltkrieg 1939-1945<br />

Friedrich Wenz<br />

1914 – 1939<br />

Karl Hertel<br />

1914 – 1941<br />

Ludwig Brünisholz<br />

1915–1941<br />

Karl Meyer<br />

1918 – 1941<br />

Oskar Klensch<br />

1908 - 1942<br />

Kurt Schaumburger<br />

1920 - 1942<br />

H<strong>an</strong>s Wenz<br />

1910 - 1942<br />

Herm<strong>an</strong>n Mauß<br />

1920 – 1942<br />

Otto Lambert<br />

1911 - 1942<br />

Ludwig Flickinger<br />

1910 - 1943<br />

160


Max Fuhrm<strong>an</strong>n<br />

1914 - 1943<br />

Emil Glöckner<br />

1903 - 1943<br />

H<strong>an</strong>s Flickinger<br />

1922-1943<br />

Kurt Hunsicker<br />

1919-1943<br />

Ernst Vollenwelder<br />

1924-1943<br />

Ludwig Marschall<br />

1915 - 1943<br />

Ludwig Schaub<br />

1912 - 1943<br />

Friedrich Heinrich Brill<br />

1920-1943<br />

Benno Haßler<br />

1924 - 1943<br />

Walter Deßloch<br />

1924 – 1943<br />

Wilhelm Hunsicker<br />

1914 – 1944<br />

Max Decker<br />

1920 - 1944<br />

Herm<strong>an</strong>n Decker<br />

1906 - 1944<br />

Robert Schuhmacher<br />

-1944<br />

Martin Werle<br />

1912 - 1944<br />

Paul Noe<br />

1922 - 1944<br />

161


Adolf Schaumburger<br />

1915 – 1944<br />

Ewald Wobido<br />

1909 - 1944<br />

Eugen Trautm<strong>an</strong>n<br />

1911 - 1944<br />

Wilhelm W<strong>an</strong>nenmacher<br />

-1944<br />

August Richard Knecht<br />

1901 - 1945<br />

Fritz Fuhrm<strong>an</strong>n<br />

1918 - 1945<br />

Heinz Hugo Wenz<br />

1927 - 1945<br />

Herbert Vollenweider<br />

1925 - 1945<br />

Adolf Weber<br />

1896 - 1945<br />

Kurt Hertel<br />

1926-1947 <strong>an</strong> Kriegsfolgen in der Heimat<br />

Als vermisst gemeldet, kehrten nicht mehr in die Heimat<br />

zurück:<br />

Werner Hußong<br />

1923 - 1942<br />

Kurt Fromm<br />

-1944<br />

Edmund Stoll<br />

1921 - 1943<br />

Bernhard Hüther<br />

1906 - 1943<br />

Walter W<strong>an</strong>nenmacher<br />

1911 - 1943<br />

162


Adolf Bächle<br />

1916 - 1944<br />

Ernst Decker<br />

1907 - 1945<br />

Ludwig Fuhrm<strong>an</strong>n<br />

1909 - 1945<br />

Otto Geith<br />

1920 - 1945<br />

Willi Götz<br />

1914 – 1945<br />

Alfred Lambert<br />

1908 – 1944<br />

Walter Weber<br />

1911 - 1945<br />

Will! Weinm<strong>an</strong>n<br />

1911 - 1945<br />

Hugo Hertel<br />

1907 - 1945<br />

Wilhelm Vollenweider<br />

1904 - 1945<br />

Richard Knecht<br />

1905 – 1945<br />

Ludwig Heinrich Pirm<strong>an</strong>n<br />

1914 - 1945<br />

163


Das Ehrenmal in <strong>Mittelbach</strong><br />

zum Gedenken der Gefallenen von<br />

1914-1918<br />

und<br />

1939-1945<br />

164


12.3 Die Gemeinde <strong>Hengstbach</strong> betrauert Ihre Toten<br />

aus dem Weltkrieg 1939-1945<br />

Gustav Müller<br />

1913 - 1940<br />

Fr<strong>an</strong>z W<strong>an</strong>ka<br />

-1941<br />

Erwin Linn<br />

1916 - 1941<br />

Gustav Mensch<br />

1906 - 1942<br />

Emil Hof<br />

1920 - 1943<br />

Wilhelm Klein<br />

1918 - 1943<br />

Em<strong>an</strong>uel Baum<strong>an</strong>n<br />

1912 - 1943<br />

Heinrich Basti<strong>an</strong><br />

1924 - 1944<br />

August Knerr<br />

1906 - 1944<br />

Wilhelm Basti<strong>an</strong><br />

1905 - 1944<br />

Herm<strong>an</strong>n Klein<br />

1911 - 1944<br />

Ewald Martin Klein<br />

1919 - 1944<br />

Walter Isem<strong>an</strong>n<br />

1929 - 1944<br />

Günther Schmidt<br />

1925 - 1944<br />

165


Christi<strong>an</strong> Ast<br />

1906 - 1944<br />

Max Neumüller<br />

1911 - 1943<br />

Paul Rehländer<br />

1903 - 1943<br />

Albert Müller<br />

1915 – 1944<br />

Xaver Obele<br />

1897 – 1944<br />

Wilhelm Br<strong>an</strong>d<br />

1918 - 1944<br />

Emil Klein<br />

1911 - 1944<br />

Jakob Klein<br />

1907 - 1944<br />

Kurt Hammler<br />

1906 – 1945<br />

Leonhard Edel<br />

1909-1945<br />

Karl Püttm<strong>an</strong>n<br />

1901 - 1945<br />

Ludwig Noe<br />

1927 - 1945<br />

<strong>Sie</strong>gfried Knecht<br />

1900 – 1945<br />

Wilhelm Mein<br />

1918 - 1945<br />

Helmut L<strong>an</strong>dau<br />

1925 - 1945<br />

Fritz Isem<strong>an</strong>n<br />

1921 - 1945<br />

166


Ludwig Schönberger<br />

1909 - 1945<br />

Walter Pier<br />

1925 – 1946<br />

Fr<strong>an</strong>z Kahlenmeyer<br />

1911 - 1945<br />

Ludwig Blessing<br />

1913-verm. 1945<br />

Benno Ebersold<br />

1921-verm. 1945<br />

Wilhelm Friedrich Igeln<br />

1907- verm. 1945<br />

Ludwig Wilhelm Knecht<br />

1915-verm. 1945<br />

Albert Knecht<br />

1925 -. 1945<br />

167


Wir trauern aber auch um die Opfer, die von der Zivilbevölkerung gebracht<br />

werden mussten.<br />

Jakob Paul Brünisholz<br />

00 He 01.10.1890<br />

+ 17.03.1945 bei einem Luft<strong>an</strong>griff auf Zweibrücken<br />

Jakob Heßler<br />

Niederauerbach<br />

00 Peppenkum 21.08.1870<br />

+ Peppenkum 1945 im Lazarett in Alzey, Verbrennungen<br />

durch aufgefundene Sprengkörper<br />

Wilhelm<br />

Knecht<br />

00 Mi<br />

10.12.1971<br />

Mi.<br />

+ 26.09.1945 durch eine S. Mine im Hühnertal<br />

Karl Ludwig Jung<br />

Rammelsbach<br />

+ 06.10.1945<br />

M<strong>an</strong>fred Noe<br />

00 Altenplos/Bayreuth 06.01.1940<br />

Karl Püttm<strong>an</strong>n<br />

00 Zweibrücken 13.08.1939<br />

Harald Quati<br />

00 Ihringhausen Kr. Kassel 25.04.1940<br />

Die 4 Kinder kamen um, <strong>als</strong> sie am 02.03.1946 in der Waldabteilung<br />

Schachen, <strong>Hengstbach</strong>er B<strong>an</strong>n mit gefundener Munition spielten<br />

Ein Söhnchen des Schornsteinfegers Meyer, Ixheim, verstarb im<br />

Kr<strong>an</strong>kenhaus in Zweibrücken.<br />

168


1 3 . 0 Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis zur<br />

Gründung der deutschen Bundesrepublik<br />

1 3 . 1 D i e B e s a t z u n g s z e i t<br />

Nach dem Niederg<strong>an</strong>g des nation<strong>als</strong>ozialistischen Regimes und der<br />

Zerschlagung der deutschen Wehrmacht, der Zerstörungen der Industrie,<br />

Städte und Dörfer, der Kapitulation, wurde durch die <strong>Sie</strong>germächte<br />

Deutschl<strong>an</strong>d in vier Besatzungszonen aufgeteilt und durch die jeweiligen<br />

Besatzungstruppen besetzt. Die Bevölkerung am Anf<strong>an</strong>g des Hitlerregimes<br />

noch begeistert und einsatzbereit, durch die Bomben<strong>an</strong>griffe der alliierten<br />

Flugzeuge und den dadurch hohen menschliche Verluste schwer bedrückt,<br />

beg<strong>an</strong>n in den letzten Kriegsjahren <strong>an</strong> dem sogen<strong>an</strong>nten Endsieg zu<br />

zweifeln. Der Kampf um das Dasein, gestärkt durch Hunger und<br />

Missachtung des persönlichen Rechts, ließen die Bereitschaft sinken und<br />

Deutschl<strong>an</strong>d in seine größte Niederlage gleiten. Die kluge Voraus<strong>sich</strong>t des<br />

Gegners, die eng verbunden war mit den eigenen Interessen, gab der<br />

deutschen Bevölkerung Gelegenheit <strong>sich</strong> von den Nachkriegswirren zu<br />

befreien. Viele Hilfsaktionen verhalfen zu einer baldigen Gesundung der<br />

Wirtschaft und damit der sozialen Verhältnisse. Der Zweck der<br />

169


Demontagen best<strong>an</strong>d neben den Reparationen nur darin die deutsche<br />

Industriekapazität zu reduzieren, und das Hauptgewicht auf die<br />

L<strong>an</strong>dwirtschaft zu legen. Allerdings sollte <strong>sich</strong> herausstellen, dass <strong>unsere</strong><br />

Gegner auch hierin gegenteiliger Meinung waren.<br />

Unsere beiden Dörfer waren bei der Besetzung nur noch mit wenigen<br />

Bürgern belegt. <strong>Sie</strong> kamen l<strong>an</strong>gsam aus ihren Häusern und Unterständen<br />

herausgeschlüpft und warteten der Dinge, die sie durch die<br />

Besatzungstruppen <strong>an</strong>get<strong>an</strong> bekamen. Dass daher das erste<br />

Kennenlernen nicht immer freundlich war, war zu erwarten.<br />

Im Hause des Hugo Mauß errichteten die Amerik<strong>an</strong>er eine Meldestelle und<br />

die Bewohner wurden <strong>an</strong>gewiesen, <strong>sich</strong> dort zu melden. So war es den<br />

Heimkehrern möglich mit militärischer Genehmigung in ihre Heimatdörfer<br />

und Häuser zurückzukehren. Allmählich beg<strong>an</strong>n die Bevölkerung wieder<br />

Mut zu fassen, mit der Besatzung zu leben, durch Anbau im Garten und<br />

dem Feld, das nötigste zum Essen zu ernten. Die Gemeinschaft<br />

unterein<strong>an</strong>der wurde größer, es beg<strong>an</strong>n ein neues Leben auch unter den<br />

aufgebürdeten alliierten Bedingungen.<br />

Von der Besatzungsmacht wurden kommissarische Stadt- und<br />

Dorfverwaltungen eingesetzt. Männer, die zum größten Teil nicht dem<br />

Naziregime <strong>an</strong>gehörten, wurden <strong>als</strong> Bürgermeister eingesetzt und <strong>an</strong>gewiesen,<br />

die von den Besatzungsmächten vorgelegten Anordnungen den Bevölkerungen<br />

bek<strong>an</strong>nt zu machen und für die Durchführung zu sorgen.<br />

Folgende Bestimmungen wurden zu Anf<strong>an</strong>g auferlegt.<br />

1.) Anweisungen der Militärbehörde.<br />

2.) Meldebescheinigungen der Behörde<br />

3.) Anmeldung zur Erstellung eines Personalausweises<br />

4.) Erstellung einer Wohnbescheinigung für den Erhalt der<br />

Lebensmittelkarten..<br />

5.) Mitteilungen über die Sperrzeit (20.00 - 6.00 Uhr) in der <strong>sich</strong> niem<strong>an</strong>d auf<br />

der Straße bewegen durfte.<br />

6.) Abgabebestimmungen<br />

170


Anweisung der Militärregierung Zweibrücken<br />

171


Der erste eingesetzte Bürgermeister nach dem 2. Weltkrieg war<br />

Herr D<strong>an</strong>iel Groß in <strong>Mittelbach</strong> und<br />

Herr August Brünisholz in <strong>Hengstbach</strong>.<br />

Das gemeinsame Gemeindebüro wurde von<br />

Herrn Emrich verwaltet.<br />

172


Meldebescheinigung Bürgermeisteramt <strong>Mittelbach</strong><br />

Nach der Übernahme der Besatzung der fr<strong>an</strong>zösischen Zone durch die<br />

fr<strong>an</strong>zösische Armee am 10. Mai 1945 beg<strong>an</strong>n eine neue Registrierung.<br />

Vom Gouvernement Militaire wurde eine neue „Carte D'identite"<br />

(Kennkarte) ausgestellt.<br />

Sobald der Inhaber dieser Karte eine Arbeitsstelle nachweisen konnte,<br />

wurde vom Arbeitsamt Zweibrücken eine „Carte de Travail" (Arbeitskarte)<br />

ausgestellt. Auf dieser bestätigte die betreffende Firma den monatlichen<br />

Arbeitsnachweis. Auf Grund dieser Bescheinigung händigte das<br />

Bürgermeisteramt der betreffenden Person die Lebensmittel-, Kleider-<br />

und Schuhkarten aus, die beim Einkauf notwendig waren.<br />

Welche Papiere notwendig waren, um <strong>als</strong> entlassener<br />

Wehrmachts<strong>an</strong>gehöriger in der Heimat zu bleiben und nicht <strong>als</strong> weiterer<br />

Gef<strong>an</strong>gener in Kohlengruben oder fremden Ländern zu arbeiten beweisen<br />

die <strong>als</strong> Fotokopien beigelegten Unterlagen.<br />

173


174


Ausweispapiere<br />

175


176


177


178


179


Arbeitskarte<br />

180


181


Lebensmittelkarte<br />

182


Schuhpunktkarte<br />

183


Genehmigung zur Haltung eines Fahrrades<br />

184


Eine weitere Anordnung der alliierten Besatzungsmacht war die<br />

Abtrennung des Saarl<strong>an</strong>des vom Deutschen Reich Es wurde unter<br />

fr<strong>an</strong>zösische Verwaltung gestellt und <strong>als</strong> Zahlungseinheit der "Fr<strong>an</strong>c"<br />

eingeführt. Auf der Straße nach Altheim, nach der Abzweigung nach<br />

<strong>Hengstbach</strong> wurde eine Zollschr<strong>an</strong>ke erstellt und die alten Zollhäuser in<br />

<strong>Mittelbach</strong> mit Zöllner besetzt. So wurden <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />

wieder Grenzdörfer und das Niem<strong>an</strong>dsl<strong>an</strong>d, „Schmuggell<strong>an</strong>d".<br />

185<br />

Zeichnung des alten Zollhauses und<br />

des Schlagbaumes <strong>an</strong> der Straße nach<br />

Altheim<br />

Schwierigkeit bereitete die Lebensmittelversorgung. So konnten oft<br />

Kolonialwaren, die auf den Lebensmittelkarten aufgerufen wurden, nicht<br />

ausgegeben werden, weil sie nicht vorh<strong>an</strong>den waren. Zwar hatten die<br />

Heimkehrer noch Vorrat <strong>an</strong> Nahrungsmittel mitgebracht, doch dieser war<br />

sehr schnell aufgebraucht. In den ersten Monaten wurde Wasser noch<br />

aus den vorh<strong>an</strong>denen Brunnen geholt. Durch den Notdienst der Pfalz-<br />

und Stadtwerken Zweibrücken wurde jedoch das Strom- und Wassernetz<br />

in den beiden Orten wieder inst<strong>an</strong>d gesetzt.<br />

Bauern, die noch Schweine zum Schlachten hatten, mussten dies auf<br />

dem Gemeindeamt melden, um eine Schlachtgenehmigung zu erhalten.<br />

Außerdem wurde Ihnen für eine bestimmte Zeit die<br />

Fleischlebensmittelkarte entzogen.<br />

Am härtesten traf es die Einwohner beider Orte, wenn durch die<br />

Militärbehörde Einzugsmaßnahmen getroffen wurden. Es gab<br />

Bestimmungen, die vorschrieben, weicher Anteil der Eigenerzeugnisse


abzuliefern sei und welcher zum Eigenbedarf bleiben durfte. Selbst den<br />

frei wirtschaftenden Bauern, wurden Kontrollen über den Viehbest<strong>an</strong>d<br />

auferlegt. Getreidevorräte und auf dem Feld gelesene Getreideähren<br />

wurden durch die selbst gebauten Schrotmühlen per H<strong>an</strong>d gedreht und<br />

von diesem Mehl Brot gebacken.<br />

Eine selbst gefertigte Schrotmühle<br />

In der Bevölkerung gab es Unruhe, <strong>als</strong> m<strong>an</strong> unter ihnen noch Anhängern<br />

des Hitlerregimes suchte. Es gab Verhaftungen und je nach dem<br />

Strafverfahren der Besatzungsmacht wurden Personen zu Arbeits- und<br />

Minensuchdiensten verurteilt.<br />

Ein weiteres Beispiel der Überwachung: Als im Sommer 1946 mit<br />

Genehmigung der Besatzungsmacht Ges<strong>an</strong>g- und Fußballvereine wieder<br />

gegründet werden durften, wurde ich zum Kassierer des Vereines<br />

vorgeschlagen. Der Verein durfte mich aber erst nach Vorlage des<br />

Entnazifizierungsbescheides in diesem Amt bestätigen.<br />

186


Der Entnazifizierungsbescheid.<br />

187


Weitere Schwierigkeiten ergaben <strong>sich</strong> durch die Abnahme des Geldwertes.<br />

Für Mark und Pfennige gab es immer weniger zu kaufen. Die Zeit des<br />

Schwarzmarktes und des Tauschens beg<strong>an</strong>n. Alle Artikel, die m<strong>an</strong> zum<br />

Wiederaufbau benötigte, z. B. Holz Steine, Nägel, Dachpappe usw.<br />

wurden gegen <strong>an</strong>dere Dinge wie Betten, Schränke, Matratzen, Kleider<br />

usw. eingetauscht. Das härteste Tauschgeschäft betraf die<br />

Nahrungsmittel. Jeder der schon einmal Hunger gelitten hat, wird<br />

verstehen, warum es die Menschen auf den Schwarzmarkt trieb. Nach<br />

einem gelungenen Tauschgeschäft, eine Abendmahlzeit zubereiten zu<br />

können, war stets ein Freudenfest. Am schlimmsten aber war es für die<br />

Personen, die nach einem Tausch bei Kontrollen von sogen<strong>an</strong>nten<br />

Hilfspolizisten oder Angehörigen der Besatzungsmacht ihre Lebensmittel<br />

konfisziert bekamen. Diese Zeit stellte eine schwere Belastung in der<br />

Beziehung zwischen Bevölkerung und Auf<strong>sich</strong>tsorg<strong>an</strong>en da. Besserung<br />

erfolgte, <strong>als</strong> die drei westlichen Besatzungsmächte es zuließen, dass ein<br />

neues Parlament gewählt werden konnte und dieses eine Regierung<br />

einsetzte. Ihre erste Aufgabe war es, dem verfall des Preis-Waren-<br />

Verhältnisses entgegen zu arbeiten. So wurde mit alliierter Genehmigung<br />

am 20. Juni 1948 die<br />

„Die Deutsche Mark"<br />

eingeführt. Nach genauen Angaben pers. Daten und Ausstellung der<br />

Erfassungs-und Wohnbescheinigungen erhielt jeder Bürger<br />

40.- DM <strong>als</strong> Erstkapital<br />

ausgezahlt. Sparkassenbücher wurden eingezogen und auf den neuen<br />

Geldwert (1/10) umgeschrieben.<br />

188


Erfassungs- und Lohnbescheinigung, sowie der Kassenzettel.<br />

189


190


Den Besatzungsmächten ist es zu verd<strong>an</strong>ken, dass die Einführung der<br />

D-Mark möglich war. Ihre Unterstützungen und Zugeständnisse ermöglichten<br />

der Republik den Aufbau von Verwaltungen in den Städten und Dörfern. Es<br />

wurde neu registriert, Geburten, Hochzeiten und Sterbefälle<br />

niedergeschrieben. Lebensmittelkarten ausgegeben und bei der<br />

Wohnungssuche vermittelt. Amtliche Bek<strong>an</strong>ntmachungen für unser Dorf<br />

wurden durch den neu ern<strong>an</strong>nten Gemeindediener Herrn Hussong, wie in<br />

alten Zeiten, nach Läuten der Dorfschelle ausgerufen<br />

191


Auch die Bevölkerung erk<strong>an</strong>nte den Fortschritt. Durch Verh<strong>an</strong>dlungen mit<br />

Behörden und freien Verkäufern, wurden aus den nicht evakuierten<br />

Gebieten Kühe, Pferde und Waren <strong>an</strong>geschafft. Das brach liegende Feld<br />

wurde wieder bewirtschaftet und bepfl<strong>an</strong>zt. Der Verkauf der Ernte<br />

ermöglichte wieder den Einkauf neuer Waren. Doch der Anf<strong>an</strong>g war schwer.<br />

H<strong>an</strong>darbeit war gefragt, denn die l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Maschinen und<br />

Geräte waren durch die Evakuierung und den vorherigen nationalen Einsatz<br />

nicht mehr vorh<strong>an</strong>den. Sensen, Rechen und Harken wurden mit Muskelkraft<br />

geschwungen. Zusammen mit Tagelöhnern und Nachbarn wurde geerntet<br />

und die Ernte nach Hause gefahren. Dreschmaschinen zogen von<br />

Bauernhaus zu Bauernhaus um das vorh<strong>an</strong>dene auf der Tenne sitzende<br />

Getreide vom Stroh zu trennen und die Furcht in Säcke zu füllen. Diese<br />

wurde verkauft oder zum Teil selbst verbraucht.<br />

Vor der Währungsumstellung wurde wegen des niedrig stehenden Wertes<br />

der Reichsmark die Ware getauscht oder Schwarzgeschäfte getätigt. Doch<br />

bald brachte die Industrie wieder l<strong>an</strong>dwirtschaftliche Maschinen auf den<br />

Markt, die den Arbeitsablauf in der L<strong>an</strong>dwirtschaft erleichterten und so<br />

beg<strong>an</strong>n gleichzeitig mit der Einführung der D-Mark der wirtschaftliche<br />

Aufschwung.<br />

192


14.0 Umstrukturierungen und wirtschaftliche<br />

Probleme<br />

Bei uns hatte <strong>sich</strong> die L<strong>an</strong>dwirtschaft verhältnismäßig rasch von den Kriegs-<br />

und Nachkriegsschäden erholt. In ihrer Entwicklung hat sie <strong>sich</strong> durch die<br />

Technisierung und Automatisierung qualitativ aufrechterhalten, qu<strong>an</strong>titativ weist<br />

sie seit 1948 eine abfallende Tendenz auf.<br />

Etwas länger zur Wiederherstellung brauchte die Industrie in Zweibrücken.<br />

Darunter litten zunächst die <strong>Mittelbach</strong>er Arbeiter. Aber bis 1950 st<strong>an</strong>den die<br />

meisten von ihnen wieder <strong>an</strong> ihren Arbeitsplätzen.<br />

14.1 Berufsaufgliederung<br />

Betrachten wir uns jetzt die Berufsaufgliederung der beiden Orte um 1950. In<br />

Klammern sind die Zahlen von 1939 <strong>an</strong>gegeben.<br />

Berufliche Gliederung: <strong>Mittelbach</strong> <strong>Hengstbach</strong><br />

L<strong>an</strong>d- u. Forstwirt. 182 (16) 138 (142)<br />

Industrie-H<strong>an</strong>dwerk 276 (237) 66 (65)<br />

H<strong>an</strong>del - Verkehr 30 (35) 10 (8)<br />

öffentl. Dienste 32 (17) 21 (6)<br />

Selbstständige, Berufslose 113 (62) 43 (12)<br />

Ein Vergleich der Angaben über die Berufszugehörigkeit für die Jahre 1939 und<br />

1950 zeigt, dass <strong>sich</strong> in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> zwischen den Gruppen<br />

keine größere Verschiebungen ergeben haben. Dies sollte <strong>sich</strong> jedoch in den<br />

nächsten 20 Jahren ändern, wie uns die Aufgliederung im Jahre 1966 zeigt:<br />

L<strong>an</strong>d- u. Forstwirtschaft <strong>Mittelbach</strong> <strong>Hengstbach</strong><br />

L<strong>an</strong>d- u. Forstwirtschaft 211 123<br />

Industrie u. H<strong>an</strong>dwerk 346 140<br />

H<strong>an</strong>del, Geld u. Verkehr 82 22<br />

Häusl. Dienste, Dienstleist. 53 35<br />

Während <strong>sich</strong> in <strong>Mittelbach</strong> keine größere Veränderungen abzeichnen,<br />

lesen wir deutlich die Umstrukturierung ab, die <strong>sich</strong> in <strong>Hengstbach</strong><br />

vollzogen hat. Der Arbeiterst<strong>an</strong>d löste den Baumst<strong>an</strong>d in der führenden<br />

Stellung ab.<br />

Worin sind die Gründe für eine solche Umstrukturierung zu sehen?<br />

Durch die in ungewohnter Schnelligkeit vor<strong>an</strong>getriebene<br />

Produktionsfähigkeit, mit der die l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Betriebe mitgehen<br />

mussten, durch die Errungenschaften der Technisierung und Automation<br />

und durch die neuesten Umwälzungen der wirtschaftlichen Art verpasste<br />

die l<strong>an</strong>dwirtschaftliche Bevölkerung <strong>Hengstbach</strong>s den Anschluss. <strong>Sie</strong><br />

193


konnte <strong>sich</strong> den plötzlich veränderten Verhältnissen nicht <strong>an</strong>passen.<br />

Darüber hinaus versprachen <strong>sich</strong> die Bauernsöhne von dem verlockenden,<br />

beständigen und <strong>sich</strong>eren Einkommen in der Industrie weit mehr, <strong>als</strong> von<br />

der Schufterei auf dem Felde. Oft wurden sie noch darin von ihren Eltern<br />

unterstützt. Da hieß es immer wieder: "Unsere Kinder sollen <strong>sich</strong> nicht so<br />

plagen wie mir, sie sollen einen ordentlichen Beruf erlernen". D<strong>an</strong>n können<br />

sie immer mit einem festen Lohn rechnen und haben ihren geregelten<br />

Feierabend. Solche und <strong>an</strong>dere Äußerungen hörte m<strong>an</strong> sehr oft unter den<br />

Bauern. Dabei wurde von Staats wegen viel dafür get<strong>an</strong>, um der<br />

bäuerlichen Bevölkerung, jedem einzelnen, sowie der L<strong>an</strong>dwirtschaft<br />

überhaupt, gerecht zu werden. Ja, sogar ältere Bauern, die schon<br />

Jahrzehnte in der L<strong>an</strong>dwirtschaft tätig waren, verpachteten oder<br />

verkauften ihre Felder und suchten <strong>sich</strong> eine Arbeitsstelle in Zweibrücken.<br />

Die übriggebliebenen Bauern nutzten diese Gelegenheit, um durch Pacht<br />

oder Kauf ihre l<strong>an</strong>dwirtschaftliche Fläche zu vergrößern. <strong>Sie</strong> erhofften <strong>sich</strong><br />

dadurch eine Steigerung der Einträge.<br />

Angeregt durch die L<strong>an</strong>dwirtschaftskammer in Kaiserslautern, verl<strong>an</strong>gten<br />

nun die Bauern von <strong>Hengstbach</strong> und auch von <strong>Mittelbach</strong> die<br />

Flurbereinigung. Es wurden mehrere Bürgerversammlungen abgehalten.<br />

Der gewünschte Erfolg der Bauern die Flurbereinigung durchzuführen,<br />

blieb jedoch aus. <strong>Sie</strong> scheiterte <strong>an</strong> den Besitzern derjenigen Äcker, in<br />

denen Obstbäume (besonders Kirschbäume) st<strong>an</strong>den. Den Erlös aus den<br />

Früchten dieser Bäume wollte niem<strong>an</strong>d verlieren und darum auch dem<br />

Verkauf oder dem Umlegen des Ackers zustimmen, Nun halfen <strong>sich</strong> die<br />

Bauern selbst. Durch Kauf und Tausch unterein<strong>an</strong>der reihten sie Acker <strong>an</strong><br />

Acker und erreichten somit eine Vergrößerung der Parzellen. Diese wieder<br />

in den einzelnen Gemarkungen zusammengelegt, ergab eine<br />

I<strong>an</strong>dwirtschaftliche Nutzungsfläche von 20-30 Hektar, die den Einsatz der<br />

neuen Erntemaschinen ermöglichten. Um auch die l<strong>an</strong>gen Anfahrtswege<br />

aus dem Dorf bis in die Felder zu sparen, entschlossen <strong>sich</strong> drei<br />

Jungbauern Aussiedlerhöfe zu bauen.<br />

Es entst<strong>an</strong>den der Lindenhof, der Rechentalerhof und der Ständerhof.<br />

Eine Fotoaufnahme vom Lindenhof:<br />

194


14.2 Erwerbstätigkeit und Motorisierung<br />

Das Dorf <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> hatte <strong>sich</strong> aus einem fast rein<br />

l<strong>an</strong>dwirtschaftlich orientierten Ort gew<strong>an</strong>delt zu einer Gemeinde, in der die<br />

Arbeiterschaft um 1970 mit 48,5 % gegenüber den Bauern mit 30% überwog.<br />

Der <strong>Mittelbach</strong>er Bauer wird weiterhin seine Obstbäume pflegen, das Getreide<br />

ernten und auf die Viehzucht großen Wert legen<br />

Nach der Viehzählung von 1970 hatten wir folgenden<br />

Viehbest<strong>an</strong>d: Stück<br />

Rindvieh 333<br />

Pferde 17<br />

Schweine 110<br />

Hühner 1638<br />

Schafe 7<br />

Bienenvölker 27<br />

Anzahl der Obstbäume:<br />

Apfelbäume 1520<br />

Birnbäume 605<br />

Süßkirschenbäume 2674<br />

Sauerkirschenbäume 98<br />

Zwetschgenbäume 1654<br />

Nussbäume 67<br />

L<strong>an</strong>dwirtschaftliche Betriebsflächen:<br />

Gesamte Betriebsfläche 978 ha<br />

davon genutztes Ackerl<strong>an</strong>d 542 ha<br />

davon für<br />

Getreide 265 ha<br />

Hackfrüchte 144 ha<br />

Futterbau 152 ha<br />

Wiesen 1151 ha<br />

Weiden 19 ha<br />

195


Demgegenüber fuhr der Industrie-Arbeiter täglich nach Zweibrücken zu<br />

seinem Arbeitsplatz. Die Anfahrt zur Arbeitsstätte war kein Problem, denn die<br />

meisten Arbeiter hatten bereits oder kauften ein Auto. Für die nicht<br />

motorisierten Personen st<strong>an</strong>d der Stadtbus zur Verfügung, der stündlich die<br />

Linie <strong>Mittelbach</strong> - Zweibrücken befuhr. In <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> st<strong>an</strong>den 1970<br />

<strong>an</strong> Bewirtschaftungs- und Erwerbsmöglichkeiten 18 nichtl<strong>an</strong>dwirtschaftliche<br />

Betriebe zur Verfügung, die 49 Personen Beschäftigung boten.<br />

Diese unterteilten <strong>sich</strong> in<br />

Industrie 1 Betrieb<br />

H<strong>an</strong>dwerk 7 Betriebe<br />

H<strong>an</strong>del 10 Betriebe.<br />

Im ehemaligen Werkstattgebäude der Fa. Wicklein, siedelte <strong>sich</strong> die Fa.<br />

Fraunhofer & Co <strong>an</strong>.<br />

Die Firma baute Werkzeuge für die Kunststoffindustrie.<br />

An selbstständigen H<strong>an</strong>dwerkern waren 1970 in <strong>Mittelbach</strong> beschäftigt:<br />

1 Wagner 2 Schmiede 1 Bäcker<br />

1 Metzger 2 Schreiner<br />

Hinzu kamen im H<strong>an</strong>del:<br />

1 Drogerie 4 Gastwirtschaften<br />

1 T<strong>an</strong>kstelle 1 Gemischtwarengeschäft<br />

1 L<strong>an</strong>dwirtschaftliche Produkte 1 Kolonialwarengeschäft<br />

1 Dekorationsgeschäft<br />

Außerdem hatte <strong>Mittelbach</strong> eine Niederlassung der Raiffeisen GmbH und eine<br />

Milchablieferungsstelle.<br />

Im Vergleich zu früheren statistischen Angaben finden wir hier einen starken<br />

Rückg<strong>an</strong>g des h<strong>an</strong>dwerklichen Berufes. Viele H<strong>an</strong>dwerker gaben ihr Geschäft<br />

auf und waren <strong>als</strong> gut bezahlte Facharbeiter bei den einzelnen Betrieben<br />

beschäftigt.<br />

196


15.0 Politische und kommunale Verhältnisse<br />

Mit Genehmigung der alliierten Militärbehörde durften in den drei Westzonen<br />

politische Parteien wieder gegründet werden. Im Sinne der Demokratie<br />

warben Männer der ersten Stunde um die Gunst der Wähler für die Wahl eines<br />

neuen Parlamentes. Die 1949 gewählten Abgeordneten proklamierten 1949<br />

die<br />

„Bundesrepublik Deutschl<strong>an</strong>d"<br />

Die Bevölkerung wurde aufgerufen politisch mitzuarbeiten und ihre neuen<br />

Stadt- und Gemeinderäte zu wählen. Unsere beiden Gemeinden <strong>Mittelbach</strong><br />

und <strong>Hengstbach</strong> blieben weiterhin verwaltungsmäßig bei der<br />

L<strong>an</strong>dkreisverwaltung Zweibrücken. Für die politische Gemeinde gab es<br />

demnach keine Änderung. Die L<strong>an</strong>deszugehörigkeit wechselte allerdings. Die<br />

Pfalz wurde von Bayern getrennt und mit dem Rheinl<strong>an</strong>d zu dem L<strong>an</strong>de<br />

„Rheinl<strong>an</strong>d-Pfalz" zusammengefasst.<br />

Die Gemeinden <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> haben eine politisch und<br />

kommunal interessierte Bevölkerung. Dies zeigt uns die Beteiligung <strong>an</strong> den<br />

Wahlen, die folgende Ergebnisse brachten:<br />

Bei den Bundestags-, L<strong>an</strong>dtags- und Kreistagswahlen von 1949 - 1969 gingen<br />

stets 70 - 85 % der Wähler zu Wahlurne. Die von den Parteien aufgestellten<br />

Wahllisten erhielten in <strong>unsere</strong>n beiden Orten folgende Stimmen<strong>an</strong>teile:<br />

CDU - ca. 20 - 30%<br />

SPD - ca. 50 - 65%<br />

FDP - ca. 7 - 14%<br />

Splitterp. - ca. 5 - 7%<br />

Anders war die Tendenz bei den Gemeinderatswahlen. Hier konnten <strong>sich</strong><br />

von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> die politischen Parteien nicht durchsetzen. Dies lag dar<strong>an</strong>,<br />

dass viele Männer <strong>sich</strong> nicht bereit f<strong>an</strong>den, öffentlich wieder politisch<br />

tätig zu sein. So wurden so gen<strong>an</strong>nte Wählerlisten erstellt und die<br />

K<strong>an</strong>didaten zur Wahl <strong>an</strong>geboten.<br />

So wurde in den Häusern, auf der Straße, auf dem Feld, besonders aber<br />

am ehemaligen „Michhäuschen", wo die Bevölkerung <strong>sich</strong> sehr oft traf,<br />

heftig debattiert. Besonders Neuigkeiten wurden genau überprüft. So gab<br />

es frohe und niedergeschlagene Ge<strong>sich</strong>ter bei Wahlausgängen, den<br />

Beschlüssen des Gemeinderates und kommunalen Dringlichkeiten, die<br />

zum Teil auch Kosten für die Bevölkerung brachten.<br />

197


Gemeinderatswahl in <strong>Mittelbach</strong>:<br />

198


Gemeinderatswahlen in <strong>Hengstbach</strong><br />

09.11.52<br />

Wahlberechtigte 248<br />

abgegebene Stimmen 195<br />

gültige Stimmen 192<br />

Sitzverteilung Mehrheitswahl<br />

Stimmverteilung<br />

11.11.56 gewählt wurden:<br />

Wahlberechtigte 271 Albert Klein<br />

abgegebene Stimmen 202 Robert Linn<br />

gültige Stimmen 202 . Albert Noe<br />

199<br />

Gustav Blessing<br />

Sitzverteilung Mehrheitswahl Jakob Knecht<br />

Stimmverteilung Benno Stalter<br />

Jakob Mathieu<br />

23.70.60 gewählt wurden:<br />

Wahlberechtigte 300 Jakob Knecht<br />

abgegebene Stimmen 211 Albert Klein<br />

gültige Stimmen Robert Linn<br />

Benno Stalter<br />

Sitzverteilung Verhältniswahl Gustav Blessing<br />

Stimmverteilung Wilhelm Blessing<br />

Ludwig Knecht<br />

25.10.64 gewählt wurden:<br />

Wahlberechtigte 262 Jakob Knecht<br />

abgegebene Stimmen 248 Albert Klein<br />

gültige Stimmen 239 Ludwig Knecht<br />

Kurt Blessing<br />

Sitzverteilung Verhältniswahl Wilhelm Müller<br />

Stimmverteilung Benno Stalter<br />

Robert Linn


Gemeinderatswahlen in <strong>Mittelbach</strong><br />

09.11.52<br />

Wahlberechtigte 573<br />

abgegebene<br />

Stimmen<br />

gültige Stimmen<br />

367<br />

227<br />

Sitzverteilung 7 Hertel 3 Brill<br />

Stimmverteilung 157 Hertel 84 Brill<br />

11.11.56 WG Seegmüller WG Röller<br />

Seegmüller Röller Otto<br />

Wahlberechtigte Hertel August Schmitt Helmut<br />

abgegebene Stimmen Flickinger Willi Werner Helmut<br />

gültige Stimmen Weber Otto II<br />

Sitzverteilung 5 3<br />

Stimmverteilung<br />

237 WG<br />

Seegmüller<br />

96 WG<br />

Röller<br />

Ruf Helmut<br />

23.10.60 gewählt wurden:<br />

Wahlberechtigte 548 F.Emmrich<br />

abgegebene Stimmen 474 H. Ruf<br />

gültige Stimmen . Willi Flickinger<br />

Erwin Vollenweider<br />

Sitzverteilung Mehrheitswahl Walter Ebersold<br />

Stimmverteilung Alois Hertel<br />

25.10.64<br />

Wahlberechtigte 570<br />

abgegebene Stimmen 463<br />

gültige Stimmen 426<br />

Sitzverteilung<br />

Stimmverteilung 180 SPD 246 WG<br />

200<br />

Albert S<strong>an</strong>dhöfer<br />

Helmut Werner<br />

Willi Schaumburger<br />

Willi Brill


15.1 Gründung der Verwaltungsgemeinde <strong>Mittelbach</strong><br />

Die Gemüter in der Gemeinde <strong>Hengstbach</strong> erregten <strong>sich</strong> sehr, <strong>als</strong> bek<strong>an</strong>nt<br />

wurde, dass sie im Zuge der Verwaltungsreform, die durch die<br />

Bestimmungen der L<strong>an</strong>desregierung durchgeführt werden sollte, mit<br />

<strong>Mittelbach</strong> eine Gemeinde bilden sollte.<br />

Am 10.07.1968 f<strong>an</strong>d im L<strong>an</strong>dratsamt Zweibrücken, unter Vorsitz von Herrn<br />

L<strong>an</strong>drat Dr. Kling, ein Gespräch mit den beteiligten Spitzenvertretern der<br />

Gemeinden statt. Bei diesem Gespräch wurden die Gründe dargelegt,<br />

welche die beab<strong>sich</strong>tigte Zusammenlegung der Gemeinden rechtfertigten.<br />

Dabei kam g<strong>an</strong>z klar zum Ausdruck, dass insbesondere kreis<strong>an</strong>gehörige<br />

Gemeinden, die mit ihrem bebauten Gebiet zusammenwachsen, oder bei<br />

denen auf Grund der baulichen Entwicklung ein Zusammenwachsen zu<br />

erwarten sei, zu einer neuen Gemeinde fusioniert werden sollten.<br />

Außerdem wurde Gemeinde <strong>Hengstbach</strong> schon seit Jahrzehnten von der<br />

Verwaltungsstelle in <strong>Mittelbach</strong> mitverwaltet, so dass <strong>sich</strong> der<br />

Zusammenschluss direkt <strong>an</strong>bot. Eine Stärkung der Leistungskraft durch<br />

das einheitliche Wirtschaftsgebiet war zu erwarten. Trotz noch vieler<br />

heftiger Proteste der <strong>Hengstbach</strong>er, die nicht gewillt waren, der<br />

Zusammenlegung beider Orte zuzustimmen, wurden beide Orte, im Zuge<br />

der Verwaltungsreform, <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> aufgelöst und die<br />

Verwaltungsgemeinde<br />

<strong>Mittelbach</strong><br />

gebildet.<br />

Hier der genaue Wortlaut:<br />

„Die Gemeinden <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> werden aufgelöst. Aus den<br />

Gebieten der aufgelösten Gemeinden wird eine neue Gemeinde gebildet; sie<br />

ist Rechtsnachfolger der aufgelösten Gemeinden; dies entscheidet nach<br />

Anhörung der beteiligten Gemeinden der Minister des Innern".<br />

Durch diese Verordnung vom 10. J<strong>an</strong>uar 1969 veränderten <strong>sich</strong> auch die<br />

Sitzverhältnisse innerhalb des Gemeinderates von 11 auf 15 Sitze. Nach der<br />

Wahl des neuen Gemeinderates vom 8. Juni 1969 ergaben <strong>sich</strong> folgende<br />

Sitzverhältnisse:<br />

SPD 2 Sitze<br />

Wählergruppe Emrich 8 Sitze<br />

Wählergruppe Knecht 4 Sitze<br />

Wählergruppe Decker 1 Sitz<br />

Die Gemeinderäte der ehemaligen Gemeinden von <strong>Mittelbach</strong> und<br />

<strong>Hengstbach</strong> und der neuen Verb<strong>an</strong>dsgemeinde <strong>Mittelbach</strong> unter der<br />

Führung ihrer jeweiligen Bürgermeistern zeigten <strong>sich</strong> allen<br />

201


fortschrittlichen Problemen gegenüber sehr aufgeschlossen. Die<br />

Zusammenarbeit der Räte unterein<strong>an</strong>der war <strong>als</strong> gut zu bezeichnen.<br />

Die <strong>an</strong>fallenden Neuerstellungen auf allen Gebieten der Gemeinde<br />

stellten hohe Anforderungen <strong>an</strong> alle.<br />

In beiden Gemeinden wurden bis zur Eingliederung folgende<br />

Neupl<strong>an</strong>ungen beschlossen und durchgeführt:<br />

Wegen Verschmutzung des Trinkwassers der öffentlichen<br />

Wasserversorgung aus der Quelle „Hentscheklamm" musste diese<br />

außer Betrieb genommen werden. Es wurde ein neuer Tiefbrunnen<br />

in den „L<strong>an</strong>gwiesen" gebohrt. Das Wasser über eine neue<br />

Hauptleitung in den neu erbauten Hochbehälter <strong>an</strong> der<br />

Römerstraße mit 500 cbm Fassungsvermögen, gepumpt. Im Zuge<br />

dieser Maßnahme wurden die Hauptleitungen und die<br />

Haus<strong>an</strong>schlüsse erneuert. So wurden beide Gemeinden neu mit<br />

Trinkwasser versorgt.<br />

Die Haupt- und Nebenstraßen wurden mit einer neuen<br />

Straßenbeleuchtung versehen.<br />

Pl<strong>an</strong>mäßiger Ausbau der Feldwege.<br />

Gemeinsam mit der Stadt Zweibrücken wurde die Müllabfuhr<br />

eingeführt.<br />

Beschlussfassung über den Neubau des Schulhauses im Mertel.<br />

Neue Baugebiete in beiden Orten wurden der Bevölkerung<br />

<strong>an</strong>geboten.<br />

Die hierfür notwendigen Angebote für Wege- und<br />

K<strong>an</strong>alisierungsarbeiten eingeholt. Vorgabe der Baumaßnahmen <strong>an</strong><br />

die Unternehmer zur Nutzung des Baugebietes.<br />

Gesamtk<strong>an</strong>alisierung der beiden Orte mit Anschluss <strong>an</strong> die Stadt<br />

Zweibrücken.<br />

Erweiterung der beiden Friedhöfe.<br />

Es war nicht immer leicht 15 Mitglieder des Gemeinderates auf einen<br />

Nenner zu bringen, Doch die Überzeugungskraft der Bürgermeister und<br />

der Verwaltung, aber auch das gute Verständnis der Räte unterein<strong>an</strong>der,<br />

ließen m<strong>an</strong>ch große Klippe überwinden zum Wohle der Gemeinde und<br />

ihrer Bürger.<br />

202


203


204


205


15.2 Die schulischen Verhältnisse<br />

Vom Jahre 1819 bis zum Jahre 1937 gingen die schulpflichtigen Kinder<br />

der beiden Dörfer <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> in getrennte Schulen. Im<br />

Winter 1937/38 hatten der Gemeinderat von <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong>,<br />

sowie die Schulpflegeschaften beider Orte nach einstimmigen Beschluss<br />

den Antrag <strong>an</strong> die Bezirksschulbehörde gestellt, die Schulen beider Orte<br />

zusammenzulegen und das achte Schuljahr einzuführen. Die Antragsteller<br />

zeigten damit eine besondere Aufgeschlossenheit für die Erfordernisse der<br />

Zeit, aber auch tiefes Verständnis und Interesse für das Wohl ihrer Kinder.<br />

Anstatt einer allklassigen und einer zweiklassigen gab es nun eine<br />

leistungsfähigere dreiklassige Schule mit drei Lehrern. Die Schwierigkeiten<br />

bei der Erl<strong>an</strong>gung von Lehrstellen für die Schulentlassenen waren<br />

beseitigt, da alle nun das Schuljahr hatten, welches von H<strong>an</strong>del, Industrie<br />

und H<strong>an</strong>dwerk unbedingt vorausgesetzt wurde.<br />

Die schulpflichtigen Kinder gingen jedoch in 2 Orten in die Schule.<br />

<strong>Mittelbach</strong> - Unterstufe<br />

<strong>Hengstbach</strong>- Mittelstufe<br />

<strong>Mittelbach</strong> - Oberstufe<br />

Bedingt durch größere Reparaturarbeiten <strong>an</strong> beiden Schulen und m<strong>an</strong>cher<br />

Beengung der Räumlichkeiten durch größere Schülerzahlen beschlossen<br />

1937 Lehrerschaft und Gemeinderäte der beiden Orte einen Antrag für<br />

einen Neubau eines gemeinsamen Schulhauses zu stellen. Diesem Antrag<br />

wurde zugestimmt und die Bauerlaubnis erteilt. 1965 wurde mit dem<br />

Bauen begonnen und am 20. Mai 1966 konnte der Schulverb<strong>an</strong>d<br />

<strong>Mittelbach</strong> alle zur Einweihungsfeier am 11. Juni 1966 einladen.<br />

So besuchten die Kinder der Klassen 1 – 4von <strong>Mittelbach</strong>, <strong>Hengstbach</strong>, später<br />

auch die Kinder von Wattweiler, das neue Schulhaus in <strong>Mittelbach</strong>. Durch seine<br />

herrliche Lage im Mertelwald, bereitete dieses Gebäude den Lehrern, <strong>als</strong> auch<br />

den Kindern viel Freude. Mit vier hervorragend eingerichteten Schulsälen,<br />

einem komfortablen Lehrerzimmer im zweiten Stock, einem mit viel Geräten<br />

ausgestattetem Turnraum und mit den zahlreichen Waschgelegenheiten ist das<br />

Schulhaus auch im Innern vorzüglich ausgestattet. Nach der Ausgliederung der<br />

Klassen 5 - 8 nach Zweibrücken, werden jetzt nur die Schüler der Grundschule,<br />

d.h. die Klassen 1 - 4 in der Schule unterrichtet. Die Klassen 1 - 2 wurden<br />

1970von Rektor Schwarz und die Klassen 3 - 4 von Lehrerin Conrad betreut. In<br />

den 4 Klassen wurden 74 Schüler unterrichtet.<br />

Die alten Schulhäuser in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> wurden für <strong>an</strong>dere Zwecke<br />

genutzt. Im alten <strong>Mittelbach</strong>er Schulhaus wurde die Gemeindeverwaltung g<strong>an</strong>z<br />

untergebracht, sowie die Ausrüstungen der freiw. Feuerwehr. Die Räume des<br />

<strong>Hengstbach</strong>er Schulhauses wurden in Wohnungen umgebaut, in denen<br />

mehrere Familien ein Zuhause f<strong>an</strong>den.<br />

206


Die alte Schule in <strong>Mittelbach</strong><br />

Bilder neuen Schule<br />

207


Das Programm zur Einweihung der neuen Schule:<br />

208


15.3 Kirchliche und konfessionelle Verhältnisse<br />

Mitten im Dorf, eingeengt durch zahlreiche Häuser, steht <strong>unsere</strong> Kirche. <strong>Sie</strong><br />

wurde in den Jahren 1952 - 1954 erbaut. Die feierliche Einweihung f<strong>an</strong>d am<br />

14.09.1954 statt. In der Folge galt das Bemühen einer würdigen Ausstattung.<br />

Am 23. September 1956 wurde über dem Altar ein Kruzifix befestigt.<br />

Am 26. April 1959 konnte die neue Orgel der Kirche eingeweiht werden.<br />

Am 30. Oktober 1960 f<strong>an</strong>d die Weihe der beiden neuen <strong>an</strong>geschafften<br />

Glocken statt.<br />

Unsere Kirche ist im Innern g<strong>an</strong>z einfach eingerichtet, dadurch unterscheidet<br />

sie <strong>sich</strong> von vielen <strong>an</strong>deren prunkvoll ausgestatteten Kirchen.<br />

Die Kirchengemeinde <strong>Mittelbach</strong> gehört dem Dek<strong>an</strong>at Zweibrücken <strong>an</strong>. <strong>Sie</strong> hat<br />

eine eigene Pfarrei.<br />

Kirche und Religion sind für die meisten Bewohner des Ortes<br />

traditionsgebundene Anhängsel, die zwar zum alltäglichen Leben gehören,<br />

aber nicht unbedingt lebensnotwendig sind. Bibelstunden, Männer- und<br />

Frauenabende, überhaupt außergottesdienstliche Ver<strong>an</strong>staltungen, sowie<br />

Jugendarbeit f<strong>an</strong>den dam<strong>als</strong> nur selten statt. In konfessioneller Hin<strong>sich</strong>t hat<br />

<strong>sich</strong> kaum etwas geändert. Die beiden Dörfer sind fest ev<strong>an</strong>gelisch. In<br />

<strong>Mittelbach</strong> wohnen 6 %, in <strong>Hengstbach</strong> 8% Katholiken. Diese gingen sonntags<br />

nach Ixheim oder Zweibrücken in die Kirche.<br />

Weitere Informationen k<strong>an</strong>n der geneigte Leser der <strong>Chronik</strong> der<br />

Kirchengemeinde entnehmen..<br />

209


Über konfessionelle Streitigkeiten oder gegenseitige Missachtung wurde nichts<br />

berichtet. Es best<strong>an</strong>d ein gutes und echtes Verhältnis zwischen den beiden<br />

Konfessionen, was wohl auch damit zusammenhing, dass nicht mehr wie in<br />

früheren Zeiten, die kirchlichen Verhältnisse mit denen das gesamte Dorfleben<br />

verbunden war, bestimmend waren, sondern in erster Linie die weltlichen<br />

Probleme.<br />

Zu der zahlenmäßigen Entwicklung in konfessioneller Hin<strong>sich</strong>t folgende<br />

Angaben:<br />

<strong>Mittelbach</strong>:<br />

<strong>Hengstbach</strong>:<br />

Jahr kath. prot.<br />

1736 - 240<br />

1811 1 244<br />

1840 6 450<br />

1871 7 537<br />

1890 9 604<br />

1910 21 720<br />

1939 51 734<br />

1961 40 820<br />

1966 56 762<br />

1840 13 258<br />

1871 16 246<br />

1890 25 256<br />

1910 10 324<br />

1939 10 325<br />

1961 34 421<br />

1966 34 437<br />

210


16.0 Das Kultur- Und Gemeinschaftsleben<br />

16.1 Sitten und Bräuche<br />

An Sitten und Bräuchen haben <strong>sich</strong> in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> die<br />

Kirchweihe und die Hexennacht, verbunden mit dem Blütenfest in <strong>Hengstbach</strong>,<br />

erhalten.<br />

Die Kirchweihe, oder wie im Volksmund die „Kerb oder Kerwe" gen<strong>an</strong>nt, geht<br />

in <strong>Mittelbach</strong> auf das Jahr 1738 zurück. Dam<strong>als</strong> f<strong>an</strong>d in der Gemeinde die<br />

feierliche Einweihung der alten Kirche statt. So war es Brauch, dass die<br />

„Straußbuben" <strong>an</strong> diesem Erinnerungstag die Kirche besuchten. Meistens<br />

geschah dies aber mehr symbolisch, <strong>als</strong> aus Glaubensüberzeugung. In all den<br />

Jahren besaß die Kerwe ihre Anziehungskraft. Schon Wochen vor der Kerwe,<br />

die immer am dritten Sonntag im Oktober stattfindet, treffen die Straußbuben<br />

ihre Vorbereitungen. An den Abenden wird die "Kerwe-Rede" aufgesetzt, in<br />

der die bedeutendsten Ereignisse des Jahres, politischer und kommunaler, vor<br />

allem aber „menschlicher" Art mit Humor, Witz und Ironie „unter die Lupe<br />

genommen" und ausgewertet werden. Einen Sonntag vor dem Festtag wird<br />

der „Kerwe-Strauß" im Wald geschlagen und mit Musik ins Dorf<br />

zurückgebracht. Hier wird er, von der Allgemeinheit verschlossen, mit bunten<br />

Bändern geschmückt. Am Kirchweihsonntag ziehen die Straußbuben mit<br />

Musik und Hochrufen, vor<strong>an</strong> der prächtige „Kerwestrauß" und der<br />

"Kerweredner" in Frack und Zylinder, durch die Dorfstraßen, die viele<br />

Schaulustige säumen. An dem Wirtshaus wird der Kerwestrauß aufgesteckt<br />

und mit der Kerwered seiner Bestimmung übergeben. Drei Tage wird d<strong>an</strong>n<br />

zünftig gefeiert und am Mittwoch die „Kerwe" für ein Jahr wieder vergraben.<br />

Ein <strong>an</strong>derer lustiger Brauch, das sogen<strong>an</strong>nte „Hexen“ in der Walpurgisnacht,<br />

artete in den letzten Jahren meist in grobem Unsinn aus. Dagegen wird das<br />

Setzen eines Maibaumes, einer Birke, geschmückt mit vielen bunten Bändern<br />

oder St<strong>an</strong>deszeichen heute teilweise immer noch ausgeführt<br />

In <strong>Hengstbach</strong> wurde für diese Zeit ein <strong>an</strong>derer Brauch eingeführt. Die<br />

blühenden Kirschen- und Apfelbäumen wurden zum Anlass genommen, das<br />

„<strong>Hengstbach</strong>er Blütenfest"<br />

zu feiern. Viele W<strong>an</strong>derer suchen immer wieder die Feststätte auf, um <strong>sich</strong> <strong>an</strong><br />

den Blüten zu erfreuen und bei Speise und Tr<strong>an</strong>k fröhlich zu sein.<br />

In den letzten Jahren ist Halloween dazu gekommen, ein aus den USA<br />

übernommener ursprünglich keltischer Brauch, der stark kommerzialisiert ist.<br />

211


16.2 Vereine und Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

Durch die zahlreichen Vereine in <strong>unsere</strong>m Dorfe, hatten wir ein reges<br />

Vereinsleben und es bedarf eines Terminkalenders, um alle Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

zu besuchen zu können.<br />

In <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> hatten wir in der Zeit der Eigenständigkeit folgende<br />

Vereine:<br />

Turn- und Sportgemeinde <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong><br />

Kegelsportklub <strong>Mittelbach</strong><br />

Tischtennisklub <strong>Mittelbach</strong><br />

Männerges<strong>an</strong>gverein <strong>Mittelbach</strong><br />

Kirchenchor <strong>Mittelbach</strong><br />

Gemischter Chor <strong>Hengstbach</strong><br />

Obstbaumverein <strong>Hengstbach</strong><br />

Geflügelzuchtverein <strong>Mittelbach</strong><br />

K<strong>an</strong>inchenzuchtverein <strong>Mittelbach</strong><br />

L<strong>an</strong>dfrauenverein <strong>Mittelbach</strong> u. <strong>Hengstbach</strong><br />

Die Turn- und Sportgemeinde <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> gehört zu den größten<br />

Vereinen des Dorfes. Die TSG, im Jahre 1931 in schwerer Zeit, unter dem<br />

Namen „Sportverein <strong>Mittelbach</strong>", <strong>als</strong> erster Fußballsport treibender Verein<br />

<strong>unsere</strong> Gemeinde gegründet, hat oft seinen Lebenswillen und sein<br />

Durchhaltevermögen unter Beweis stellen müssen. Im Jubiläumsjahr 1971<br />

konnte der Verein, nachdem bereits Jahre vorher das Rosensportfeld neu<br />

<strong>an</strong>gelegt worden war, das neue zweckmäßig gebaute Sportheim, mit allen<br />

notwendigen s<strong>an</strong>itären Anlagen versehen, seiner Bestimmung übergeben<br />

werden. Somit hatte die TSG eine Sport<strong>an</strong>lage, direkt neben der Volksschule<br />

gelegen, geschaffen, die zu den schönsten des Westrich gehört.<br />

Sportplatz mit Sportheim im Jahre 1989<br />

212


Von den vielen sonstigen Ver<strong>an</strong>staltungen sind zu erwähnen:<br />

der Altennachmittag<br />

der Mait<strong>an</strong>z<br />

das Kirchweihfest<br />

das Blütenfest<br />

das Sporttest<br />

Nicht vergessen dürfen wir die vielen kleinen Ausstellungen der Vereine,<br />

in denen Tiere, die von Liebhaber gezüchtet, der Bevölkerung gezeigt<br />

wurden. Bei den Altennachmittagen, von der Gemeinde arr<strong>an</strong>giert,<br />

wurde den älteren Bürgern Kaffee und Kuchen serviert und sie konnten<br />

<strong>sich</strong> außerdem <strong>an</strong> Musik und Ges<strong>an</strong>g erfreuen.<br />

So wurde durch diese Ver<strong>an</strong>staltungen die Dorfgemeinschaft erhalten,<br />

auch wenn die Jugend zwischendurch außerhalb des Dorfes ihrem<br />

Vergnügen nachging.<br />

Die wirtschaftlichen und sozialen Änderungen empfing der Mensch in<br />

<strong>Mittelbach</strong> <strong>als</strong> einen Teil seines persönlichen Wohlergehens. Die<br />

<strong>Mittelbach</strong>er sind gegenüber Neuerungen sehr aufgeschlossen.<br />

Deswegen st<strong>an</strong>d er immer öfter im Einflussbereich des städtischen<br />

Lebens, darum konnte m<strong>an</strong> den <strong>Mittelbach</strong>ern in der neuen Zeit nicht<br />

mehr <strong>als</strong> einen „Dörfler" bezeichnen. Von Natur aus lebensfroh und<br />

kontaktfreudig, liebte er Gesellschaften, in denen er seine g<strong>an</strong>ze<br />

Vitalität und Lebensfreude zeigen k<strong>an</strong>n. Nur fehlte ihm die<br />

Geschlossenheit, die enge Gebundenheit <strong>an</strong> die Dorfgemeinschaft zu<br />

wahren, wie wir sie in den von der Stadt nicht beeinflussten Dörfer<br />

finden. Solche Züge k<strong>an</strong>nten wir noch bei den <strong>Hengstbach</strong>er. <strong>Sie</strong> sahen<br />

in den Umstrukturierungen ein Endringen in ihre Lebensgewohnheiten.<br />

Entgegen der <strong>Mittelbach</strong>er Gewohnheit hielten die <strong>Hengstbach</strong>er noch<br />

l<strong>an</strong>ge <strong>an</strong> ihrer Traditionsgebundenheit fest. Die heutige jüngere<br />

Generation erliegt immer mehr den Verlockungen. die die<br />

wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen mit <strong>sich</strong> gebracht haben.<br />

213


16.4 Die Bevölkerungsstatistik der Gemeinden <strong>Mittelbach</strong> und<br />

<strong>Hengstbach</strong><br />

Nach einer Aufstellung von Lehrer Albert Weis und nach Angaben der<br />

Gemeindeverwaltung <strong>Mittelbach</strong> ergab <strong>sich</strong> für die Gemeinden <strong>Mittelbach</strong><br />

und <strong>Hengstbach</strong> folgende Bevölkerungsstatistik<br />

Einwohnerzahlen:<br />

Jahr <strong>Mittelbach</strong> <strong>Hengstbach</strong><br />

1802 349 197<br />

1834 448 252<br />

1840 459 304<br />

1852 516 283<br />

1855 453 253<br />

1871 544 288<br />

1880 611 286<br />

1885 630 286<br />

1890 613 288<br />

1895 630 286<br />

1900 680 300<br />

1905 687 313<br />

1910 742 345<br />

1925 801 372<br />

1933 749 378<br />

1939 793 336<br />

1950 862 390<br />

1956 851 404<br />

1961 870 457<br />

1965 813 455<br />

St<strong>an</strong>d der beiden Gemeinden nach der Eingliederung auf Grund der<br />

Verwaltungsreform:<br />

1970 1.313 Einwohner.<br />

214


17.0 Die Verwaltungsreform bringt die Auflösung<br />

der Gemeinde und die Eingliederung<br />

in die Stadt Zweibrücken<br />

17.1 Auswirkung der Verwaltungsreform für die Gemeinden<br />

<strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />

Der L<strong>an</strong>dtag von Rheinl<strong>an</strong>d-Pfalz hatte mit dem zweiten L<strong>an</strong>desgesetz über die<br />

Verwaltungsvereinfachung im L<strong>an</strong>d Rheinl<strong>an</strong>d-Pfalz vom 16. Juli 1968 verfügt,<br />

dass zwei L<strong>an</strong>desbezirke und sechs L<strong>an</strong>dkreise aufgelöst werden. Unter diesen<br />

sechs L<strong>an</strong>dkreisen war auch der L<strong>an</strong>dkreis Zweibrücken. Diese gepl<strong>an</strong>te<br />

Auflösung des L<strong>an</strong>dkreises Zweibrücken, hatte bei der Bevölkerung der beiden<br />

Gemeinden <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> schon im Jahre 1965 große Unruhe<br />

und Besorgnis ausgelöst. Die Einwohnerschaft und die Bürgermeisterei der<br />

betroffenen Gemeinden waren der Meinung, dass der vorgesehene Anschluss<br />

<strong>an</strong> den L<strong>an</strong>dkreis Pirmasens die Verwaltung nicht vereinfachen; sondern im<br />

Gegenteil beträchtlich erschweren. Die von der Regierung ortsnahe <strong>an</strong>gestrebte<br />

Verwaltung war für die Verb<strong>an</strong>dsgemeinde <strong>Mittelbach</strong> durch die Zugehörigkeit<br />

zum L<strong>an</strong>dkreis Zweibrücken bereits gegeben. Beide Dörfer liegen mit<br />

Entfernungen von 5 bis 7 km dicht vor den Toren ihrer Kreisstadt und sind <strong>an</strong><br />

deren Omnibus-Linienverkehr <strong>an</strong>geschlossen. Demgegenüber beträgt der über<br />

Zweibrücken führende Weg nach Pirmasens ca. 30 km. Das bedeutete für<br />

jeden Bürger, der gezwungen war die Kreisverwaltung in Pirmasens<br />

aufzusuchen, einen nicht zumutbaren Mehraufw<strong>an</strong>d <strong>an</strong> Zeit und Geld.<br />

Außerdem waren die beiden Gemeinden weder historisch noch geografisch<br />

nach dem Raum Pirmasens orientiert. Lediglich 3 Arbeitnehmer waren im<br />

L<strong>an</strong>dkreis und einer bei der Stadt Pirmasens beschäftigt. Demgegenüber<br />

st<strong>an</strong>den 275 Bürger die in Zweibrücken beschäftigt waren.<br />

Nach Resolutionen fast aller Gemeinden des L<strong>an</strong>dkreises Zweibrücken,<br />

wurde von dieser Umw<strong>an</strong>dlung Abst<strong>an</strong>d genommen und die<br />

Bezirksregierung schlug eine neue Zielpl<strong>an</strong>ung vor, in der nur noch zwei<br />

Verb<strong>an</strong>dsgemeinden „Hornbach und Contwig" vorgesehen waren.<br />

Damit blieben für die Verb<strong>an</strong>dsgemeinde <strong>Mittelbach</strong> nur zwei<br />

Möglichkeiten, <strong>sich</strong><br />

a) der Verb<strong>an</strong>dsgemeinde Hornbach zuzuwenden,oder<br />

b) eine Eingemeindung nach Zweibrücken <strong>an</strong>zustreben.<br />

Bei der Verb<strong>an</strong>dsgemeinde Hornbach blieb zwar die Eigenständigkeit der<br />

Gemeinde bestehen, jedoch sprachen die vorhin gegen Pirmasens<br />

gen<strong>an</strong>nten Gründe auch für Hornbach. Damit blieb nur ein Ausweg:<br />

„die Eingemeindung zur Stadt Zweibrücken"<br />

215


Am 07. März 1970 sprach <strong>sich</strong> die überwiegende Mehrheit der<br />

Teilnehmer in einer Bürgerversammlung für einen Zusammenschluss der<br />

Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> mit der Stadt Zweibrücken aus. In den aufgelegten<br />

Listen hatten <strong>sich</strong> von 213 Bürgern 193 für die Eingemeindung in die<br />

Stadt Zweibrücken und zehn Personen für ein Zusammengehen mit<br />

Hornbach <strong>als</strong> Verb<strong>an</strong>dsgemeinde ausgesprochen.<br />

Nach mehreren vorausgeg<strong>an</strong>genen Informationsgesprächen mit allen<br />

diesen Fragen <strong>an</strong>gehenden Parteien, beschloss der Gemeinderat<br />

<strong>Mittelbach</strong> am 13. März 1970<br />

mit 8 Ja-Stimmen<br />

4 Gegenstimmen<br />

1 Stimmenthaltung<br />

und in einer weiteren Beschlussfassung am 31. März 1970<br />

mit 10 Ja-Stimmen<br />

5 Gegenstimmen<br />

den Antrag zur Eingemeindung in die Stadt Zweibrücken und Auflösung<br />

der Gemeinde.<br />

216


217


Diesen Antrag nahm der Stadtrat einstimmig <strong>an</strong> und verwies gleichzeitig<br />

die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> auf die Vorteile, die sie zu erwarten haben. Diese<br />

sind im Einzelnen:<br />

1. Ein Zusammengehen mit der Stadt Zweibrücken sollte für die Zukunft<br />

größere Möglichkeiten für die wirtschaftliche Gesundung des<br />

Gesamtgebietes schaffen.<br />

2. Mit der Aufnahme in das d<strong>an</strong>n erweiterte Gemarkungsgebiet der Stadt<br />

wurde der aufgenommene Stadtteil <strong>Mittelbach</strong> <strong>an</strong> den<br />

Förderungsmöglichkeiten nach dem regionalen Förderungsmöglichkeiten<br />

nach dem regionalen Aktionsprogramm Saarl<strong>an</strong>d-Westpfalz, <strong>als</strong>o der<br />

218


Möglichkeit der Bezuschussung von Industrie<strong>an</strong>siedlungen bis zu 20 %<br />

teilhaben..<br />

3. Mit der Erweiterung des Stadtgebietes würden alle künftigen Bürger<br />

dieser größeren Stadt <strong>an</strong> den größeren fin<strong>an</strong>ziellen Möglichkeiten der<br />

Stadt teilhaben.<br />

4. Durch einen Zusammenschluss würde innerhalb weniger Jahre eine<br />

weitgehende. Abweichung der Lebensverhältnisse in der jetzigen<br />

Gemeinde eintreten (einheitliche Verkehrserschließung, baldige Lösung.<br />

der Abwasserprobleme, Versorgung mit Gas, Wegfall der<br />

Gastschulkinderbeiträge usw.)<br />

5. Durch ein Zusammengehen mit der Stadt würden den Bürgern der<br />

Gemeinde in Zukunft keine höheren Steuern und Abgaben entstehen;<br />

denn die einheitliche Erschließung eines größeren Gesamtgebietes ist<br />

immer billiger <strong>als</strong> der Bau und die Unterhaltung von<br />

Einzelerschließungs<strong>an</strong>lagen (z. B. Klär<strong>an</strong>lage).<br />

Welche Gründe sprachen nun aus <strong>Mittelbach</strong>er Sicht für die<br />

Eingemeindung?<br />

Die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> grenzte unmittelbar <strong>an</strong> die Gemarkung der Stadt<br />

Zweibrücken. Von der Stadtgrenze bis zur Ortsmitte betrug die Entfernung<br />

750 Meier Luftlinie. Im unmittelbaren Einflussbereich der benachbarten<br />

zentralen Stadt gelegen, wies die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> eine enge<br />

wirtschaftliche, soziale und kulturelle Verflechtung mit der Stadt auf. Die<br />

dazu aussagekräftigsten Daten sind im Einzelnen:<br />

1. Pendler:<br />

Rund 320 (89 Prozent) Berufstätige der Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> fuhren<br />

täglich zur Arbeitsstätte nach Zweibrücken.<br />

2.Schüler in Zweibrücker Schulen:<br />

Es besuchten<br />

Höheren Schulen 33 Schüler<br />

Mittelschule 20 Schüler<br />

Berufsschule 29 Schüler<br />

Sonderschule 3 Schüler<br />

Hauptschule 36 Schüler<br />

Die Gemeinde erwartete außerdem von der Stadt, dass das neue<br />

Schulhaus wieder voll belegt würde mit schulpflichtigen Kindern.<br />

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3. Einkaufsorientierung<br />

Der größte Teil der <strong>Mittelbach</strong>er Bevölkerung besorgte den Einkauf<br />

von Lebensmitteln, Kleidern, Schuhen und <strong>an</strong>deren H<strong>an</strong>delswaren<br />

aus der Stadt Zweibrücken. Aus der Statistik entnahmen wir, dass der<br />

Wert der Einkäufe in Zweibrücken pro Bürger <strong>Mittelbach</strong>s im<br />

Dezember 1969 DM 61,92 betrug.<br />

4. Müllabfuhr<br />

Durch den Gemeinderatsbeschluss vom 05. J<strong>an</strong>uar 1962 ist<br />

<strong>Mittelbach</strong> <strong>an</strong> die städtische Müllabfuhr <strong>an</strong>geschlossen. Einmal<br />

wöchentlich leerten die Arbeiter der Müllfahrzeuge die bereitgestellten<br />

Mülleimer.<br />

5. Entwässerung<br />

Die in <strong>Mittelbach</strong> zum Teil verlegten Entwässerungs<strong>an</strong>lagen waren so<br />

gepl<strong>an</strong>t; dass sie bei der Fertigstellung der Gesamt<strong>an</strong>lage <strong>an</strong> das<br />

städtische Abwassersystem <strong>an</strong>geschlossen werden konnten.<br />

6. Kultur<br />

Auch in kultureller Sicht war <strong>Mittelbach</strong> mit Zweibrücken verbunden.<br />

Die Bewohner des Dorfes besuchten regelmäßig, die in der Festhalle<br />

in Zweibrücken stattfindenden Theatervorstellungen, Schauspiele,<br />

Musikabende usw.<br />

Die Verwaltungsreform hatte <strong>als</strong>o bewirkt, dass aus dem Dorf <strong>Mittelbach</strong><br />

ein Stadtteil Zweibrückens wird.<br />

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17.2 Die Eingemeindung<br />

So wurde denn auf Beschluss des L<strong>an</strong>dtages Rheinl<strong>an</strong>d-Pfalz die<br />

Verwaltungsgemeinde <strong>Mittelbach</strong> aufgelöst und der Stadt Zweibrücken<br />

<strong>als</strong> ein Stadtteil eingegliedert, begleitet mit einem Ausein<strong>an</strong>der-<br />

setzungsvertrag und einer Über<strong>sich</strong>t über die noch ausstehenden<br />

Baumaßnahmen, in der Hoffnung, dass alle erfüllt werden.<br />

Jetzt hieß es nicht mehr<br />

sondern:<br />

„Verwaltungsgemeinde <strong>Mittelbach</strong>"<br />

„Stadt Zweibrücken-Ortsteil <strong>Mittelbach</strong>"<br />

Die beiden Orte <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> hatten nach über sieben<br />

Jahrhunderten aufgehört im dörflichen Sinne zu bestehen.<br />

Durch die Eingliederung des Dorfes <strong>Mittelbach</strong> in die Stadt Zweibrücken<br />

wurden die Namen der Straßen folgenderweise geändert:<br />

Altheimerstraße (=Hauptstr.)<br />

Am Bornrech (=Alte Friedhofstr)<br />

Am Fichtenhain =L<strong>an</strong>gent<strong>als</strong>tr.)<br />

Am Glockenberg (=Waldstr.)<br />

An der Kirche<br />

Breitensteinstr. (=Am Auberg u. Schulstr.)<br />

Blickenaschbachertorhaus<br />

Eichenhof<br />

Glockenhof<br />

<strong>Hengstbach</strong>ermühle<br />

<strong>Hengstbach</strong>er Str.<br />

Kirchent<strong>als</strong>tr<br />

Lindenhof (=Wattweilerstr.)<br />

Mertelstr.<br />

Rebgartenstr. (=T<strong>als</strong>tr)<br />

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Rechentalerhof<br />

Rosenstr.<br />

Stuppacherweg (=Blickenalbstr,)<br />

Tulpenstr.<br />

Wacholderstr. (=Hohlstr.)<br />

Wahlerhof<br />

Das Dorf <strong>Mittelbach</strong> trägt nun mehr <strong>als</strong> Stadtteil von Zweibrücken die<br />

Postadresse 66482 Zweibrücken.<br />

Z.Z. (1976) ist in <strong>Mittelbach</strong> die K<strong>an</strong>alisationsarbeit in G<strong>an</strong>ge, die<br />

voraus<strong>sich</strong>tlich noch einige Jahre dauern wird.<br />

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