Schauen Sie sich unsere Chronik als PDF an - Mittelbach-Hengstbach
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Die Geschichte<br />
der Dörfer<br />
<strong>Mittelbach</strong> u. <strong>Hengstbach</strong><br />
Die <strong>Chronik</strong> der Verwaltungsgemeinde
Einleitung<br />
<strong>Mittelbach</strong><br />
(gebildet aus den Dörfern <strong>Mittelbach</strong> und<br />
<strong>Hengstbach</strong>)<br />
Jahrel<strong>an</strong>g sammelte ich Notizen, Bilder und Zeitungsausschnitte über unser Dorf,<br />
den orts<strong>an</strong>sässigen Vereinen und vom Sportgeschehen. Kartons füllten <strong>sich</strong> mit<br />
Notizen, Blättern, ausgeschnittenen Zeitungsartikeln und es war eine Kunst, das<br />
zu finden, was m<strong>an</strong> im bestimmten Moment benötigte.<br />
Nun galt es die Unterlagen für die Geschichte der beiden Dörfer <strong>Mittelbach</strong> und<br />
<strong>Hengstbach</strong> zu ordnen.<br />
Hierzu st<strong>an</strong>den mir folgende Unterlagen zur Verfügung:<br />
1. Das „Ortssippenbuch von <strong>Mittelbach</strong>" von Herrn Albert Weis, der in <strong>Mittelbach</strong><br />
<strong>als</strong> Lehrer tätig und von 1934-1939 mein Lehrer war.<br />
2. Das Buch „Die soziale und wirtschaftliche Struktur und Veränderungen des<br />
Dorfes <strong>Mittelbach</strong>/<strong>Hengstbach</strong> im19, und 20. Jahrhundert"<br />
von meinem Sohn Wolfg<strong>an</strong>g Weber.<br />
3. Bilder und Zeitungsausschnitte aus früheren Tageszeitungen, sowie dem<br />
„Pfälzischen Merkur" und der „Rheinpfalz"<br />
4. Auszüge aus den Kirchenbüchern der Pfarrgemeinde <strong>Mittelbach</strong>/<strong>Hengstbach</strong>.<br />
5. Erzählungen und Notierungen der Bevölkerung beider Dörfer.<br />
6. Eigene Aufzeichnungen aus Erlebnissen und Unterlagen.<br />
Es lag mir fern, ein neues Buch zu schreiben. Es sollte vielmehr ein<br />
„Nachschlagbuch" zusammengestellt werden, woraus m<strong>an</strong> ohne viele Bücher in<br />
die H<strong>an</strong>d nehmen zu müssen, die Geschichte der beiden ehemaligen Dörfern<br />
<strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> erlesen k<strong>an</strong>n.<br />
Möge dieses Nachschlagewerk, ein Ansporn für die jüngere Generation sein, es<br />
im nächsten Jahrhundert weiter zu ergänzen und der Nachwelt zu erhalten.<br />
Im Jahre 1999 Ihr<br />
Werner Weber<br />
2
Inhaltsverzeichnis der <strong>Chronik</strong> der Gemeinde<br />
<strong>Mittelbach</strong><br />
Einleitung<br />
1.0 Die Verwaltungsgemeinde <strong>Mittelbach</strong><br />
1.1 Der Ortsteil <strong>Mittelbach</strong><br />
1.2 Der Ortsteil <strong>Hengstbach</strong><br />
1.3 Die Gemeindesiegel von <strong>Mittelbach</strong><br />
1.4 Die L<strong>an</strong>dschaft<br />
1.5 Erdgeschichtliches<br />
2.0 Aus der Geschichte <strong>unsere</strong>r beiden Orte<br />
2.1 Die älteste Besiedlung<br />
2.2 Die Römerzeit<br />
2.3 Erste urkundliche Erwähnung von <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />
3.0 <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> im Mittelalter<br />
3.1 <strong>Mittelbach</strong> im Mittelalter<br />
3.2 <strong>Hengstbach</strong> im Mittelalter<br />
3.3 Bewohner <strong>unsere</strong>r beiden Dörfer vor dem 30. jährigen Kriege<br />
4.0 Der 30 jährige Krieg in <strong>unsere</strong>r Heimat<br />
4.1 Leiden und Verluste <strong>unsere</strong>r Einwohner<br />
4.2 Die Wiederbesiedlung<br />
4.3 Gemeindeordnungen und Renovationen regeln das<br />
Zusammenleben<br />
4.4 Erwerbung des Gemeinderechts in <strong>Hengstbach</strong> 1726 - 1761<br />
5.0 Die Renovationen<br />
5.1 Renovator Sundahl führt die Neueinteilung durch<br />
5.2 Die Renovationsprotokolle<br />
5.3 Das <strong>Hengstbach</strong>er B<strong>an</strong>n<br />
5.4 Wohnplätze in <strong>Hengstbach</strong><br />
5.5 Wohnplatze in <strong>Mittelbach</strong><br />
5.6 Das <strong>Mittelbach</strong>er B<strong>an</strong>n<br />
5.7 Streitigkeiten und die B<strong>an</strong>ngrenzen<br />
5.7.1 Streit zwischen <strong>Mittelbach</strong> und Ixheim um das Hühnertal<br />
5.7.2 Streit zwischen <strong>Mittelbach</strong> und Ixheim um den Grenzverlauf von der<br />
Seiters bis auf den Lohberg<br />
5.7.3 Der B<strong>an</strong>nstreit Bickenaschbach –<strong>Mittelbach</strong> Das Streitb<strong>an</strong>n)<br />
5.7.4 Beilegung des Streites<br />
5.7.5 Verteilung des Streitb<strong>an</strong>nes<br />
3
6.0 Die Höfe und Mühlen<br />
6.1 Die älteste Mühle in <strong>Mittelbach</strong><br />
6.2 Eine Pulvermühle in <strong>Mittelbach</strong><br />
6.3 Die Mühle im Rechental (Die Altmühl)<br />
6.3.1 Wiederaufbau<br />
6.4 In <strong>Mittelbach</strong> entsteht eine neue Mühle<br />
6.5 Die Lohmühle in Rechental<br />
6.6 Dorf und Hof Bickenaschbach<br />
6.7 Der Wahlerhof<br />
6.8 Die Bickenaschbacher Mühle<br />
6.9 Das Bickenaschbacher Torhaus<br />
6.10 Die <strong>Hengstbach</strong>er Mühle<br />
6.11 Brunnen<br />
6.12 Weiher<br />
7.0 Entwicklung der beiden Dörfer bis ins 19. Jahrhundert<br />
7.1 Aufschwung unter Christi<strong>an</strong> IV.<br />
7.2 Die <strong>Mittelbach</strong>er Flurnamen<br />
7.3 Die <strong>Hengstbach</strong>er Flurnamen<br />
7.4 Flurnamen des Wahlerhofes<br />
7.5 Das alte Geld und die alten Maße<br />
7.6 Die Nahrungsquellen<br />
7.7 Aus der Zeit der fr<strong>an</strong>zösischen Revolution und Napoleons<br />
7.8 1789-1815<br />
7.9 Unter fr<strong>an</strong>zösischer Verwaltung<br />
7.10 Als Soldat in fr<strong>an</strong>zösischen Diensten<br />
7.11 Reg. Royal Deux Pont<br />
7.12 Aus der Zeit der deutschen Einheitsbewegung 1848 - 1849<br />
7.13 1870-1871<br />
7.14 Das Friedensfest<br />
8.0 Die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der beiden Dörfer<br />
vom Beginn der Industrialisierung <strong>an</strong><br />
8.1 Wirtschaftliche und soziale Probleme nach 1848.<br />
8.2 Das Ausw<strong>an</strong>dererproblem<br />
8.2.1 Ausw<strong>an</strong>derer aus <strong>Mittelbach</strong><br />
8.2.2 Ausw<strong>an</strong>derer aus <strong>Hengstbach</strong><br />
8.3 Berufsaufgliederung vor Beginn der Industrialisierung<br />
8.4 Beginn der Industrialisierung in Zweibrücken<br />
8.5 Die Bedeutung des Drahtwerkes „Roth, Heck und Schwinn<br />
für die <strong>Mittelbach</strong>er<br />
8.6 Die berufliche Gliederung in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />
nach 1900<br />
4
8.7 Veränderung innerhalb der L<strong>an</strong>dwirtschaft des Dorfes<br />
<strong>Mittelbach</strong>- <strong>Hengstbach</strong> im Zuge der Industrialisierung 8.8<br />
Der Kirschen<strong>an</strong>bau im Zweibrücker Kirschenl<strong>an</strong>d.<br />
9.0 Neuerungen technischer, sozialer und wirtschaftlicher Art<br />
um 1900<br />
9.1 Zahlungsgeld nach der Jahrhundertwende, sowie eine<br />
Aufstellung von Bürgern des Ortes <strong>Mittelbach</strong>.<br />
10.0 <strong>Mittelbach</strong> von 1914 - 1939<br />
10.1 Kriegsverhältnisse und Auswirkungen des ersten Weltkrieges<br />
10.2 Die wirtschaftliche Lage Zweibrückens nach dem ersten<br />
Weltkrieg<br />
11.0 Das Dorf <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> in den Wirren der<br />
Nachkriegs- und Inflationszeit<br />
11.1 Neuerungen und Verbesserungen im Zuge der Technisierung und<br />
Sozialisierung.<br />
11.2 Der Westwallbau<br />
11.3 Berufsmäßige Aufgliederung um 1939<br />
11.4 Kommunale und politische Verhältnisse bis zum Ausbruch<br />
des zweiten Weltkrieges<br />
12.0 Der zweite Weltkrieg 1939 - 1945 und seine Auswirkungen<br />
12.1 Die Kriegsjahre 1939- 1945<br />
12.2 Die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> trauert um ihre Toten aus<br />
dem Kriege 1939-1945<br />
12.3 Die Gemeinde <strong>Hengstbach</strong> trauert um ihre Toten aus<br />
dem Kriege 1939-1945<br />
13.0 Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis zur Gründung der<br />
deutschen Bundesrepublik<br />
13.1 Die Besatzungszeit<br />
14.0 Umstrukturierungen l<strong>an</strong>dwirtschaftlicher Probleme<br />
14.1 Berufsaufgliederung<br />
14.2 Erwerbstätigkeit und Motorisierung<br />
5
15.0 Politische und kommunale Verhältnisse<br />
15.1 Gründung der Verwaltungsgemeinde <strong>Mittelbach</strong><br />
15.2 Die schulischen Verhältnisse<br />
15.3 Kirchliche und konfessionelle Verhältnisse<br />
16.0 Das Kultur- und Gemeinschaftsleben<br />
16.1 Sitten und Gebräuche<br />
16.2 Vereine und Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
17.0 Die Verwaltungsreform bringt die Auflösung der<br />
Verb<strong>an</strong>dsgemeinde und die Eingliederung in die Stadt<br />
Zweibrücken<br />
Anh<strong>an</strong>g<br />
17.1 Auswirkung der Verwaltungsreform für die Gemeinden<br />
<strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />
17.2 Die Eingemeindung<br />
6
1.0 Die Verwaltungsgemeinde <strong>Mittelbach</strong><br />
An der äußersten Südwestgrenze der Pfalz, inmitten des Bickenalbtales,<br />
umgeben von den flachen Hängen des Zweibrücker Hügell<strong>an</strong>des, liegt die<br />
Verwaltungsgemeinde<br />
M ITTELBAC H .<br />
Diese entst<strong>an</strong>d im Zuge der Verwaltungsreform durch den<br />
Zusammenschluss der beiden Orte<br />
M ittelbach und <strong>Hengstbach</strong>.<br />
Die Verwaltungsgemeinde hatte 1970 eine Gesamteinwohnerzahl von<br />
1313 Personen.<br />
Davon entfielen auf <strong>Mittelbach</strong> 878 Personen<br />
und auf <strong>Hengstbach</strong> 435 Personen.<br />
Ihre Gemarkungsfläche umfasst 969 Hektar.<br />
Es gehören zu <strong>Mittelbach</strong> 532 Hektar<br />
und zu <strong>Hengstbach</strong> 577 Hektar.<br />
Die Orte strecken <strong>sich</strong> über eine Länge von 3 Kilometer dahin, das<br />
bedeutet, die Häuser stehen dicht gedrängt <strong>an</strong> der verkehrsreichen<br />
Straße, die im Süden nach dem Saarl<strong>an</strong>d und Fr<strong>an</strong>kreich, nach Norden in<br />
die <strong>an</strong>grenzende freie Kreisstadt Zweibrücken führt.<br />
Im Osten und Westen finden wir Hänge, die zum Teil bewaldet sind und<br />
zum <strong>an</strong>deren Teil dem Obstbau und der L<strong>an</strong>dwirtschaft dienen.<br />
Hier ist besonders der Kirschen<strong>an</strong>bau zu erwähnen, der die beiden Dörfer<br />
im westpfälzischen Raume äußerst bek<strong>an</strong>nt gemacht hat.<br />
7
Die Lage des Ortes<br />
8
Satellitenaufnahme des Ortes (1998)<br />
9
1.1 Der Ortsteil <strong>Mittelbach</strong><br />
1311 wird der Ort zum ersten Male in der Schenkungsurkunde über<br />
verschiedene Gülten zu „Mittelenbach" ben<strong>an</strong>nt.<br />
Dr. Ernst Christm<strong>an</strong>n, gibt in seinem Buch „Die <strong>Sie</strong>dlungsnamen der Pfalz"<br />
zwei Deutungen des Dorfnamens <strong>Mittelbach</strong> bek<strong>an</strong>nt:<br />
1. Nah beiein<strong>an</strong>der münden von Westen her drei Täler bzw. Bäche in die<br />
Bickenalb. Am mittleren davon, <strong>als</strong>o in der mittelhochdeutschen<br />
Ausdrucksweise „zur mittleren Bache" gen<strong>an</strong>nt, entst<strong>an</strong>d unser Dorf. Mit der<br />
Zeit trat durch Abschwächung und Abschleifung, „zu Mitteln-Mitteln"<br />
<strong>Mittelbach</strong> ein. Von den drei gen<strong>an</strong>nten Bächen, die keine offiziellen<br />
Bezeichnungen führen, kommt einer von <strong>Hengstbach</strong> her, der zweite aus<br />
dem Kirchen-Rechen- oder Regental und der dritte aus dem L<strong>an</strong>gental. An<br />
dem mittleren ist <strong>Mittelbach</strong> gelegen.<br />
2. Die zweite Deutung geht auf die Lage des Dorfes zurück. An den beiden<br />
Ufern des Bächleins aus dem Rechental, am Ufer des Baches <strong>als</strong>o, der<br />
mitten durch das Dorf fließt. Daraus hatte m<strong>an</strong> <strong>Mittelbach</strong> abgeleitet.<br />
10
1.2 Der Ortsteil <strong>Hengstbach</strong><br />
Die ersten Namensdeutungen hierzu, wurden uns aus den Jahren 1274 und<br />
1307 bek<strong>an</strong>nt und es hieß dort<br />
„Hingesbach".<br />
Es ist <strong>an</strong>zunehmen, dass Ort und Namen bedeutend älter sind und von einem<br />
Personennamen abgeleitet sind. Der Ortsname <strong>Hengstbach</strong> stammt wohl von<br />
einem hier <strong>an</strong>sässigen Bauern namens Heingis ab, der seinen Hof am Bach<br />
hatte. Im Laufe der Zeit entwickelte <strong>sich</strong> aus dem Namen Heingisbach der<br />
heutige Ortsname <strong>Hengstbach</strong>.<br />
Sicher ist jedoch nur, dass der Name nichts mit einem Hengst im Bach zu tun<br />
hat, so wie es das Wappen zeigt.<br />
11
1.3 Die Gemeindesiegel von <strong>Mittelbach</strong> und<br />
<strong>Hengstbach</strong><br />
Um 1950 legte es die Regierung der Pfalz in mehreren Verfügungen und<br />
Runderlassen den Gemeinden nahe, das Dienstsiegel mit einem eigenen<br />
Wappen einzuführen. Die Gemeindeverwaltung <strong>Mittelbach</strong>/<strong>Hengstbach</strong><br />
erwärmte <strong>sich</strong> bald für die Sache und beauftragte das Staatsarchiv Speyer<br />
mit dem Entwurf und der Bearbeitung solcher Wappen für beide Orte.<br />
Beide Orte gehörten zum Gericht und Hof Ixheim, dessen <strong>Sie</strong>gel einen<br />
Adler mit der entsprechenden Umschrift zeigte. Da der Adler aber <strong>als</strong><br />
Wappentier sehr häufig auftritt, eine Verwendung des Hornbacher<br />
Klostersiegels oder eine Herleitung der Heraldik aus den Wappen der<br />
früheren Lehensträger gegenwartsfremd und auch gekünstelt erschienen<br />
wäre, entschloss <strong>sich</strong> die Gemeinde auf Anraten des Staatsarchivs für<br />
sogen<strong>an</strong>nte redende Wappen.<br />
<strong>Mittelbach</strong><br />
Dieser Name sagt uns, dass der Ort <strong>an</strong> dem mittleren der drei namenlosen<br />
Bächlein, die aus dem <strong>Hengstbach</strong>er,-Rechen- und L<strong>an</strong>gental kommen,<br />
liegt. (Christm<strong>an</strong>n).Wir könnten aber auch sagen: <strong>Mittelbach</strong> entst<strong>an</strong>d <strong>an</strong><br />
der Einmündung des Rechent<strong>als</strong> in das Bickenalbtal um seine alte Kirche<br />
zu beiden Seiten des kleinen Bächleins. Es wäre d<strong>an</strong>n der Ort, durch<br />
dessen Mitte ein Bach fließt.<br />
Darum zeigt das Wappen von <strong>Mittelbach</strong> einen roten Bach in Form eines<br />
Wellenbalkens, der quer durch die Mitte des goldenen Wappenschildes<br />
fließt.<br />
Gemeindesiegel der Ortsgemeinde <strong>Mittelbach</strong><br />
12
<strong>Hengstbach</strong><br />
<strong>Hengstbach</strong> wird 1274 und 1307 zuerst gen<strong>an</strong>nt und hieß dam<strong>als</strong><br />
„Hingesbach". Es ist <strong>an</strong>zunehmen, dass Ort und Namen bedeutend<br />
älter sind und dass letzterer von einem Personennamen herstammt.<br />
So hätte <strong>als</strong>o <strong>Hengstbach</strong> nichts mit einem Hengst zu tun.<br />
Die Wappenkunst bedient <strong>sich</strong> aber gern der Zeichen, die den Ortsnamen<br />
in seiner heutigen Form charakterisieren.<br />
Das Wappen von <strong>Hengstbach</strong> zeigt darum im blauen Feld einen<br />
springenden, silbernen Hengst, der in einem den g<strong>an</strong>zen Schildfluss<br />
einnehmenden silbernen Bach steht.<br />
Gemeindesiegel der Ortsgemeinde <strong>Hengstbach</strong><br />
13
1.4 Die L<strong>an</strong>dschaft<br />
Weit ausgebreitet liegt westlich des Pfälzerwaldes die L<strong>an</strong>dschaft der<br />
südwestpfälzischen Hochfläche, die im Norden von der großen<br />
Moorniederung zwischen Kaiserslautern und Homburg begrenzt wird und im<br />
Süden und Südwesten über die L<strong>an</strong>desgrenze nach Lothringen hineinreicht.<br />
Mitten durch, von Osten nach Westen, in m<strong>an</strong>chen Windungen zieht das Tal<br />
des Schwarz- oder Erbachs, das die Hochfläche aufgliedert. Nördlich von ihm<br />
liegt die Sickinger Höhe, welche durch tief eingeschnittene, steilw<strong>an</strong>dige<br />
Täler zerschnitten auf ihrem l<strong>an</strong>gen, breiten Rücken einen reichen Kr<strong>an</strong>z<br />
großer Bauerndörfer trägt. Nur wenige <strong>Sie</strong>dlungen liegen hier in den engen<br />
Tälern mit ihren steilen bewaldeten Abhängen.<br />
Südlich vom Schwarzbach zwischen Pirmasens und Zweibrücken und der<br />
Blies zeigt die Hochfläche von Osten nach Westen zunehmend mehr den<br />
Charakter eines Hügell<strong>an</strong>des. Die Höhenzüge ziehen <strong>sich</strong> noch stundenl<strong>an</strong>g<br />
hin, aber sie sind niedriger geworden, die Abhänge sind zumeist flacher, so<br />
dass ein großer Teil der L<strong>an</strong>dwirtschaft dienen k<strong>an</strong>n. Die Bäche Felsalb,<br />
Trualb und Schwalb sammeln ihr Wasser bei Hornbach im Hornbach, der<br />
später die Bickenalb aufnimmt und schließlich unterhalb von Zweibrücken in<br />
den Schwarzbach mündet. In den breiteren Tälern oder dem muldenförmigen<br />
oberen Ende von kleinen Seitentälern ist Raum für die Anlage von Dörfern<br />
und feuchten, saftigen Wiesen. Die Höhendörfer treten im Westen g<strong>an</strong>z<br />
zurück.<br />
1.5 Erdgeschichtliches<br />
Das L<strong>an</strong>dschaftsbild entspricht dem Aufbau der Erdgeschichten in <strong>unsere</strong>m<br />
Gebiet. Wenn die <strong>Mittelbach</strong>er und <strong>Hengstbach</strong>er Bauern von dem Boden<br />
ihrer Äcker sprechen, so hören wir von S<strong>an</strong>dboden und Weißboden. Ersterer<br />
bedeckt alle unteren Hänge und fällt d<strong>an</strong>n um <strong>Mittelbach</strong> in einer felsigen, mit<br />
Wald bewachsenen Steilstufe 10-20 m zu den Tälern ab. Aus Weißboden<br />
aber bestehen die Bergrücken und die oberen Hänge. Während <strong>Hengstbach</strong><br />
266 m hoch gelegen g<strong>an</strong>z in die Zone des Weißbodens gerückt ist, liegt<br />
<strong>Mittelbach</strong> auf einer Meereshöhe von rund 230 m noch im Bereich des<br />
S<strong>an</strong>dsteins. Geologisch gesprochen befinden wir uns hier im oberen<br />
Bunts<strong>an</strong>dstein und im unteren Muschelkalk. Beide Formationen sind vor rund<br />
200 Millionen Jahren entst<strong>an</strong>den. Der S<strong>an</strong>dstein wurde zu einem Teil in<br />
einem großen Meeresteil, der <strong>unsere</strong> Heimat bedeckte, abgesetzt, zum<br />
<strong>an</strong>deren Teil durch den Wind herbeigetragen, während die Ablagerung des<br />
Muschelkalks nur durchs Meer erfolgte.<br />
14
Je weiter wir das Bickenalbtal aufwärts w<strong>an</strong>dern, umso niedriger wird der<br />
Steilabfall der Hänge und verschwindet, wenn wir beim Bickenaschbacher<br />
Torhaus die Gemarkungsgrenze von <strong>Hengstbach</strong> überschreiten, g<strong>an</strong>z. Nicht<br />
nur das Ansteigen der T<strong>als</strong>ohle, sondern auch das Absinken der<br />
Bunts<strong>an</strong>dsteinschichten, welche von Osten nach Westen einfallen, sind <strong>an</strong><br />
dieser Erscheinung schuld.<br />
Beim Torhaus liegen rechts und links vom Tal die letzten<br />
Bunds<strong>an</strong>dsteinbrüche, welche in m<strong>an</strong>chen ihrer Schichten reich <strong>an</strong><br />
tierischen und pfl<strong>an</strong>zlichen Einschlüssen sind. Es ist die oberste Schicht des<br />
oberen Bunts<strong>an</strong>dsteins der Volziens<strong>an</strong>dstein, der hier zu Tage tritt. Er hat<br />
seinen Namen von einem Nadelbaum, Volzia gen<strong>an</strong>nt, dessen Zweige und<br />
Nadeln oft <strong>als</strong> Versteinerungen oder Abdrücke in diesen Schichten gefunden<br />
werden. Die Aufschlüsse und kleineren Steinbrüche in oder um <strong>unsere</strong><br />
beiden Orte brachten bis jetzt nur sehr wenige Versteinerungen. Ihr<br />
S<strong>an</strong>dstein zeigt eine hellrote Färbung, ist beinah immer von Glimmer<br />
durchsetzt und zeigt nur wenig gelbliche Flecken. Er bildet, wenn seine<br />
Lager mächtig genug sind, wegen seiner Feinkörnigkeit einen guten<br />
Baustein.<br />
Über diesen S<strong>an</strong>dsteinschichten beginnen nun die Schichten des unteren<br />
Muschelkalks. Zunächst ist es der Muschels<strong>an</strong>dstein. Er ist im Meer<br />
entst<strong>an</strong>den, Darum finden wir auch auf den Äckern der Höhenzüge oft<br />
verschiedenartige Muscheln. Eingelagert sind verschiedene dünne Bänke<br />
von Letten und Mergelschiefer, die leicht verwittern und den Boden für<br />
<strong>unsere</strong> L<strong>an</strong>dwirtschaft und den Obstbau liefern. Wo der kalkige Mergel<br />
dünne Platten bildet, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> oft solche mit wellenförmigen Vertiefungen<br />
und Erhebungen finden. Es sind die Rippelmarken, welche durch die<br />
Wellenbewegung in einem seichten Meer entst<strong>an</strong>den. An dem über dem<br />
Muschels<strong>an</strong>dstein liegenden Wellenkalk haben <strong>unsere</strong> Gemarkungen wenig<br />
Anteil. Er wird auf der Wattweiler Höhe abgebaut. 1765 kauften Ziegler<br />
Georg Hof und Ziegler Ludwig Körner <strong>Mittelbach</strong> von der fürstlichen<br />
Regierung 1 1/2 Morgen L<strong>an</strong>d in der Dörrenbach, wo sie Kalksteine brechen<br />
wollten. Zum selben Zwecke erwarb Bernhard Schneider 1791 auch in der<br />
Dörrenbach 1/4 Morgen L<strong>an</strong>d.<br />
15
2.0 Aus der Geschichte <strong>unsere</strong>r beiden Orte<br />
2.1 Die älteste Besiedlung<br />
Auf die älteste Besiedlung <strong>unsere</strong>r Gegend und die Anwesenheit von Menschen<br />
verweisen Steinwerkzeuge, sogen<strong>an</strong>nte Donnerkeile, wie sie <strong>an</strong> vielen Stellen<br />
<strong>unsere</strong>s Bezirkes gefunden wurden.<br />
Dr. Pöhlm<strong>an</strong>n weist im ersten Teil seiner „Geschichte des Bliesgaues“ die<br />
Fundstellen nach. Für <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> konnte m<strong>an</strong> aber keine<br />
Funde machen.<br />
Im Mittelbühl befinden <strong>sich</strong> einige deutliche Bodenerhebungen, die allgemein<br />
Hünengräber gen<strong>an</strong>nt werden. Dr. Pöhlm<strong>an</strong>n teilt in dem oben <strong>an</strong>geführten<br />
Buch mit, dass <strong>sich</strong> aus einem solchen Grabhügel in der Wolfsacht bei<br />
Wattweiler ein zerbrochener Armring im historischen Museum in Speyer<br />
befindet. D<strong>an</strong>ach könnte m<strong>an</strong> die Grabhügel im Mittelbühl auf die Zeit zwischen<br />
1000 und 500 v. Chr. datieren. 1952 wurde im Mittelbühl ein fr<strong>an</strong>zösisches<br />
Lager eingerichtet. Weil dadurch ein solcher Grabhügel in Gefahr kam, wurde er<br />
unter Leitung eines Herrn des Historischen Museums Speyer abgetragen.<br />
Meines Wissens wurden aber keinerlei Funde gemacht.<br />
Der H<strong>an</strong>g östlich der Straße am Eing<strong>an</strong>g des Dorfes <strong>Hengstbach</strong> trägt in der<br />
Flurkarte den Namen „Am Breitenstein". Wir finden diesen Flurnamen schon im<br />
Renovationsprotokoll; auf den dazugehörigen Karten hat der Renovator<br />
Sundahl 1711 auch den Breitenstein eingezeichnet. (<strong>Sie</strong>he Karte). Er muss <strong>als</strong>o<br />
ziemlich groß gewesen sein. Heute ist davon nichts mehr zu sehen, der<br />
Flurnamen aber ist uns geblieben. Vermutlich wurde der Stein 1845<br />
zerschlagen, <strong>als</strong> er beim Straßenbau durch das <strong>Hengstbach</strong>er Tälchen störte.<br />
Es fehlen natürlich alle Beweise. Es darf aber vermutet werden, dass wir hier<br />
einen Menhir vor uns haben ähnlich dem Gollenstein bei Blieskastel. Es wäre<br />
d<strong>an</strong>n ein Beweis für die Anwesenheit von Menschen in <strong>unsere</strong>r engeren Heimat<br />
in der ältesten Zeit.<br />
16
2.2 Die Römerzeit<br />
Auch die Römerzeit von 75 v. Chr. bis 451 n. Chr. liefert für <strong>unsere</strong> beiden Orte<br />
nur wenige Funde. Nach Dr. Pöhlm<strong>an</strong>n sollen 1887 in der Gew<strong>an</strong>ne Mittelbühl<br />
römische Grundmauern <strong>an</strong>getroffen worden sein. 1945 wurden bei<br />
Sch<strong>an</strong>zarbeiten am H<strong>an</strong>g des Mittelbühls noch im Wald, wo das hinterste<br />
Rechental ausläuft, wieder Mauerreste freigelegt. <strong>Sie</strong> konnten dam<strong>als</strong> nicht<br />
näher untersucht werden.<br />
Im Mai 1882 f<strong>an</strong>d m<strong>an</strong> in der Gew<strong>an</strong>ne Rebacker zu <strong>Hengstbach</strong> einen roh<br />
behauenen Steinsarg. Er soll von einer Erdbestattung aus der Römerzeit<br />
gestammt haben. Wo er hinkam, war nicht festzustellen.<br />
Fließen die Quellen aus der ältesten und aus der Römerzeit für <strong>unsere</strong> Orte<br />
schon sehr spärlich, so versiechen sie nun für ein halbes Jahrtausend g<strong>an</strong>z.<br />
Die Züge der Hunnen, die Kämpfe gegen die Römer und endlich der Streit<br />
zwischen Alem<strong>an</strong>nen und Fr<strong>an</strong>ken hatte, wie viele Forscher <strong>an</strong>nehmen,<br />
<strong>unsere</strong> L<strong>an</strong>dschaft wahrscheinlich g<strong>an</strong>z entvölkert. Es erfolgte darum nach<br />
500 eine g<strong>an</strong>z neue Besiedlung und zwar durch die Fr<strong>an</strong>ken von Westen von<br />
der Saar und Blies her.<br />
(Prof. Christi<strong>an</strong> E.: Die <strong>Sie</strong>dlungsnamen der Pfalz, Teil III Die<br />
<strong>Sie</strong>dlungsgeschichte)<br />
Um 740 wurde das Kloster Hornbach durch den Glaubensboten Pirminius<br />
gegründet und ihm reicher L<strong>an</strong>dbesitz um Hornbach geschenkt, (Dr. C.<br />
Pöhlm<strong>an</strong>n: Die älteste Geschichte des Bliesgaues II Teil)<br />
Über den Ursprung der beiden Ortschaften <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> liegen<br />
keinerlei schriftliche Aufzeichnungen vor. Dagegen haben <strong>sich</strong> einige <strong>an</strong>dere<br />
Merkzeichen aus alter Zeit erhalten, welche auf eine sehr frühe Bewohnung<br />
der Gegend schließen lassen. Von <strong>Mittelbach</strong> zunächst ist <strong>als</strong> ältestes<br />
Überbleibsel der Verg<strong>an</strong>genheit eine Straße zu betrachten, welche bei der<br />
jetzigen Wirtschaft „Saarpfalz" ca. 100 m nordöstlich vom Pfarrhaus, von der<br />
das Tal durchziehenden Hauptstraße Ixheim-Altheim nach Nordwesten<br />
abzweigt unter dem Namen „Römerstraße". Dieselbe hat die bek<strong>an</strong>nten<br />
Merkmale aller Römerstraßen, nämlich Flachpflasterung und vor allem<br />
Hinziehung über die höchsten Erhebungen.<br />
Darum darf wohl <strong>an</strong>genommen werden, dass der Volksmund in der<br />
Bezeichnung Römerstraße den rechten Namen erhalten hat. Diese Straße<br />
führt über den Berg nach Webenheim im Bliestal. G<strong>an</strong>z in der Nähe von<br />
diesem Orte liegt bek<strong>an</strong>ntlich das alte Blieskastel, ehemaliges römisches<br />
Castellum der Blies. (Vergl. die Denkmälerfunde aus röm. Zeit, Intelligenz-<br />
Blatt des Jahres 1824, pag 1252.)<br />
So hätten wir zwar mit ziemlicher Sicherheit den einen Endpunkt der<br />
Römerstraße, aber wo ist der <strong>an</strong>dere Punkt oder Ende der Vorzeit zu suchen,<br />
welcher durch diese Straße mit jenem Bliestal verbunden war? <strong>Mittelbach</strong><br />
selbst dürfte wohl nicht einen solchen gebildet haben. Obwohl nämlich der<br />
17
ek<strong>an</strong>nte Altertumsforscher Herr Dr. C. Mehlis in den „Mitteilungen des<br />
Historischen Vereins der Pfalz" <strong>Mittelbach</strong> <strong>als</strong> „kleinere römische<br />
Niederlassung" bezeichnet, fehlen ihm doch die <strong>sich</strong>eren Beweismittel dafür;<br />
denn er gibt durchaus keinen Grund zu dieser Vermutung <strong>an</strong>. Deshalb wäre<br />
aber das nahe gelegene Ixheim <strong>als</strong> nächste Station der Römerstraße<br />
<strong>an</strong>zunehmen, weil m<strong>an</strong> das selbst durch Auffinden römischer Münzen,<br />
Mauerwerke und Wasserleitungsreste (vergl.: Pfarrbuch <strong>Mittelbach</strong> von 1836)<br />
eine römische Niederlassung mit Sicherheit beweisen k<strong>an</strong>n. Zu welchem<br />
Zeitpunkt aber die ersten Bewohner <strong>Mittelbach</strong>s <strong>an</strong>siedelten, ist nicht zu<br />
beweisen. So ist die Gründung aber doch in das erste Jahrtausend <strong>unsere</strong>r<br />
Zeitrechnung zu verlegen, wofür eine Straße die hier durchführte und die<br />
beiden räumlich, so früh und so sehr belebten Täler der Blies und des<br />
Hornbachs verb<strong>an</strong>d.<br />
2.3 Erste urkundliche Erwähnung von <strong>Mittelbach</strong> und<br />
<strong>Hengstbach</strong><br />
Verhältnismäßig spät erst werden <strong>unsere</strong> beiden Orte urkundlich<br />
gen<strong>an</strong>nt. Wir dürfen aber ihre Entstehung <strong>sich</strong>er einige hundert Jahre<br />
früher <strong>an</strong>setzen. Die ältesten Akten des Kloster Hornbach sind zum<br />
größten Teil verloren geg<strong>an</strong>gen. <strong>Sie</strong> aber könnten Auskunft geben über<br />
ein früheres Auftreten; denn <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> gehörten zu<br />
dem L<strong>an</strong>d, das dem Kloster von einem fränkischen Großen, es soll<br />
nach einer alten Klosterurkunde, die aber allgemein <strong>als</strong> gefälscht<br />
<strong>an</strong>gesehen wird, Graf U<strong>an</strong>harius gewesen sein, bei der Gründung oder<br />
bald d<strong>an</strong>ach geschenkt worden war.<br />
Der Ort <strong>Mittelbach</strong><br />
gehörte alle Zeit zum Ixheimer Hubhof und teilt darum dessen Geschicke.<br />
Grund- und Gerichtsherr war das Kloster Hornbach. Das Kloster besaß hier<br />
reichen Besitz von Gütern, den es vor 1311 dem Edelknecht Kunzo von<br />
Buttenbach (Bottenbach) zu Lehen aufgetragen, in vorbezeichnetem Jahre<br />
aber zurückkaufte. (Mitteilung des Hist. Vereins der Pfalz XXVII Nr. 177)<br />
Nr. 177 30.Juni1311<br />
Der Edelknecht Kunzo von Buttenbach, Sohn des verstorbenen<br />
Ritters von Lemberg, und seine Hausfrau Ennelo verkaufen <strong>an</strong><br />
Abt und Konvent von Hornbach unter Zustimmung ihrer Brüder<br />
bzw. Schwager Folmar und Helwich ihr zu Leychelbingen,<br />
<strong>Sie</strong>wilre und Mittelen-Bach ruhendes Klosterlehen um 23 Pfund<br />
kleiner Turnosen.<br />
Nr. 416 24.Juni1457<br />
Abt Blicker von Hornbach verleiht <strong>an</strong> Heinrich Kremer, Pfarrer zu<br />
Zweibrücken, zwei Teile des großen und kleinen Zehnten zu<br />
Zweibrücken, Uckesheim und Mittelen-Bach und die Malerei zu<br />
Uckesheim.<br />
18
Der Ort <strong>Hengstbach</strong><br />
<strong>Hengstbach</strong> gehörte ebenfalls alle Zeit zum Ixheimer Hubhof. Grund- und<br />
Gerichtsherr war das Kloster Hornbach. Aus den Regesten des ehemaligen<br />
Benediktiner-Klosters Hornbach bearbeitet v. A. Neubauer erfahren wir.:<br />
Nr. 109 09.Apri11274<br />
Graf Heinrich von Zweibrücken und seine Hausfrau Agnes schlichten<br />
den Streit zwischen dem Kloster Hornbach und Hewela von<br />
Zweibrücken und deren Tochter Sophie gegen 30 Pfund Zinsen zu<br />
Hingespach, welcher der Ritter zu Marschalk Joh<strong>an</strong>nes dem Kloster<br />
vermacht hatte, die dasselbe auch zu Lebzeiten des Egenolf, des<br />
Sohnes des Joh<strong>an</strong>nes und Gemahls der Hewela, genoss, deren<br />
Auszahlung jedoch Hewela seit dem Tode ihres Gemahls verweigerte<br />
ausgebrochenen Streit dahin, das Hewela die Auszahlung nicht mehr<br />
wehrt in Zukunft und das Kloster für den Eing<strong>an</strong>g der Zinsen während<br />
des Streites keine Buße fordert.<br />
Nr. 169 1307 werden in Hingesbach, das zum Kloster Hornbach gehört, Güter<br />
verkauft.<br />
In <strong>Hengstbach</strong> besaßen zwei Ritterfamilien Klosterlehen, die Mauchen-<br />
heimer und die Blick von Lichtenberg. Der älteste Mauchenheimer ist<br />
Ritter Heinrich, welcher das Lehen 1307 von dem Edelknecht Folmer;<br />
gen. Globelouch, um 50 Pfund kleine Turnosen <strong>an</strong> <strong>sich</strong> gebracht hatte.<br />
Nr. 269 (Auch Pfälzische Weistümer, 1. Lieferung Abtfischbach-Altrip, S. 54)<br />
Weistum von Altheim 1357<br />
(Hier nur soweit <strong>als</strong> es <strong>Hengstbach</strong> betrifft).<br />
(2) Item zu Hengssbach sind 7 hofstede, die h<strong>an</strong>t recht, in zwein<br />
boschen in Grinenbach Pfluggeschirr zu Nauen, umb das recht sind sie<br />
schuldig 3 !72 maldern halbern und 3 1/2 hüner und h<strong>an</strong>t recht, in der<br />
Sitersen zu hauen, wie in füget.<br />
(3) Und w<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> in der Sitersen ein Loch mag geborn in ein holz einer<br />
sp<strong>an</strong>nen hoch von der erden, so soll m<strong>an</strong> in roden und soll darum eins<br />
apts meier sin holzkorn da von nemen.<br />
Nr. 285 1363 Verschreibung des Wittums auf das Hornbacher Lehen zu<br />
Hengesbach.<br />
Nach Heinrich erhielt diese vom Kloster Hornbach lebensrühigen Güter<br />
ebenfalls ein Heinrich, welcher 1363 das G<strong>an</strong>ze seiner Frau Dyne <strong>als</strong><br />
Widdum verschrieb.<br />
1477 wurde Simon, 1487 Mathis, 1394 Bernhard, 1532 H<strong>an</strong>s<br />
Mauchenheimer vom Kloster damit belehnt. (Mitt. des Hist. Vereins<br />
Pfalz XXVII Nr. 422, 466, 484, 555, 664, 783).<br />
Nr. 422 1460 Abt Blicker von Hornbach belohnt Heinrich Mauchenheimer mit<br />
<strong>Hengstbach</strong><br />
Nr. 446 Abt Blicker von Hornbach belehnt Seymont Mauchenheimer mit<br />
Hengspach.<br />
19
Nr. 471 1485 Revers des Herrn H<strong>an</strong>s Bonne v. Wachenheim über die von<br />
Abt Ulrich von Hornbach ihm verliehenen Zehnten und Güter zu<br />
<strong>Hengstbach</strong> und den <strong>an</strong>deren Orten.<br />
3.0 <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> im Mittelalter<br />
Kartenausschnitt aus der L<strong>an</strong>desaufnahme der Ämter von Zweibrücken und<br />
Kirkel des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken durch Tilem<strong>an</strong> Stella 1564<br />
( Ausschnitt aus Blatt10 und Blatt11)<br />
20
3.1 <strong>Mittelbach</strong> Im Mittelalter<br />
1489<br />
In diesen Jahren verleiht der Abt von Hornbach Lehen zu<br />
<strong>Mittelbach</strong>. Später gab er seine dortigen Güter dem „Blicken von<br />
Lichtenberg", <strong>als</strong> Lehengut: 1489 empfing es H<strong>an</strong>s Blick, dessen<br />
Vorfahren es bereits innehatten. 1503 Heinrich Blick, 1508 Jörg<br />
Blick. (Königl. Kreisarchiv München, Zweibrücker Lehensurk. Serie<br />
A Blick, Fass. 2 Nr. 279, 301). Diese Lehen wurden später <strong>an</strong> die<br />
Familie Baldewein verkauft, von diesem kam es 1577 auf die<br />
Familie Keßler, dessen Träger Werner eine Baldewein geheiratet<br />
hatte. (ebenda B, Kessler Nr. 393).<br />
1704 und 1741 wurde der Lehensbrief für Friedrich Keßler und seine<br />
Geschwister Joh<strong>an</strong>n, Balthasar. Phillip, Joh<strong>an</strong>n D<strong>an</strong>iel und seinen Vetter<br />
Philipp Friedrich Kessler ausgestellt. (ebenda Nr. 398. 399). 1744 kaufte<br />
Charlotte von Geismar, geb. Moßbachin von Lindenfels, des Kesslerschen<br />
Erben die Klosterlehen ab, die d<strong>an</strong>n 1751 auf Joh<strong>an</strong>n Fr<strong>an</strong>z Marotte von<br />
Montigny und später auf Lothar Fr<strong>an</strong>z Marotte von Geismar, Charlotte von<br />
Feignis und Maria Anna von Boussiloe, beide geb. von Geismar, überbringen.<br />
(ebenda Montigny Nr. 597) (Weiteren Aufschluss über des Dorfes Innenleben<br />
geben die im Königl. Kreisarchiv Speyer unter Zweibrücken I verkehrten<br />
Akten 946-949).<br />
Nach örtlicher Überlieferung sollen jene Häuser zu <strong>Mittelbach</strong>, welche<br />
holländische Dachungen aufweisen, die Afterlehensleute (Unterlehensleute)<br />
der Klostergüter gewesen sein. Die Gew<strong>an</strong>ne „Klostergut" erinnert noch heute<br />
<strong>an</strong> die einzügischen Besitzungen des Klostern Hombach. Die Zehnt gehörte<br />
dem Kloster Hombach.<br />
Die <strong>Mittelbach</strong>er Mahlmühle<br />
best<strong>an</strong>d bereits um 1400 und gab dem Zweibrücker Herzog ein Mühlschwein im<br />
Wert von 4 Gulden, die Ölmühle ein Albus zu Zins (Herz. Steph. Renten und<br />
Lebensb. Fol 290). Im 30-jährigen Kriege zerstört wurde sie 1705 von dem<br />
Hornbacher Müller Jakob Weber oberhalb <strong>Mittelbach</strong> mit 2 Gängen aufgebaut. .<br />
(Königl. Kreisarchiv Speyer, Zweibrücken I/1101).<br />
(Weitere innere Dorf<strong>an</strong>gelegenheiten enthalten die vom Königl. Kreisarchiv Speyer<br />
unter Zweibrücken I Nr. 1098 bis 1103 verwahrten Archivalien).<br />
21
Beschreibung der <strong>Mittelbach</strong>er Gemarkungsgrenzen<br />
nach dem Zweibrücker B<strong>an</strong>nbuch von 1574<br />
(Auszüge wurden gemacht 1621-1721 beim Grenzstreit mit Ixheim)<br />
Diese Gemark faht ahn uff der Krumpfuhrt, da steht ein Stein jenseits der Bach,<br />
stoßent dar<strong>an</strong> die von Aspach, diesseits der Bach, die von <strong>Hengstbach</strong>. Von der<br />
Krumen Fuhrt bis einen Marstein von der Höhe, stoßen dr<strong>an</strong> die von Althornbach,<br />
Hornbach und Aspach. Von diesem Markstein bis <strong>an</strong> einen <strong>an</strong>deren Markstein<br />
oben Wißersbach, <strong>an</strong> welchen stößet Ixheim und Bedingen. Von diesem Markstein<br />
bis uff einen Markstein bey der Seyters, Stoßen dar<strong>an</strong> die von Ixheim. Von diesem<br />
Markstein am alten Mühlweg biß einen <strong>an</strong>deren Markstein uff Wattweiler Höhe,<br />
stoßen dar<strong>an</strong> Wattweiler und Ixheim. Von diesem Stein uff den Mittelbühl, da auch<br />
ein Markstein ist, und da stoßt der Mölschbacher B<strong>an</strong>n <strong>an</strong>.<br />
3.2 Das Dorf <strong>Hengstbach</strong> im Mittelalter<br />
Auch <strong>Hengstbach</strong>, das in eine Mulde seitlich des Bickenalbtales gebettet ist,<br />
verd<strong>an</strong>kt den Ketten seine erste Besiedlung. Auf seiner Gemarkung wurden<br />
Gegenstände aus der Zeit der Mediomatriker (B<strong>an</strong>dkeramiker) gefunden, die um<br />
700 v, Chr. auf den Höhen um Zweibrücken den Ton für ihre kunstvollen Gefäße<br />
f<strong>an</strong>den. Eine Menhir, wie er in Blieskastel (Gollenstein) noch heute zu sehen ist<br />
und im Mittelalter auch in Mörsbach vorkam, war von den Kelten auch in<br />
<strong>Hengstbach</strong> aufgerichtet worden, wo er in geschichtlicher Zeit <strong>als</strong> Breitenstein<br />
vorkam. An ihn erinnert die Breitensteinstraße. Um diese frühgeschichtliche Volk<br />
r<strong>an</strong>kt <strong>sich</strong> auch die Sage vom Heidenhübel.<br />
Es wurden Reste einer römischen <strong>Sie</strong>dlung hier gefunden, die <strong>an</strong> die Römerstraße<br />
erinnert, welche vom Bliestal hier heraufführt. Durchaus denkbar, dass sie schon<br />
von den Römern benutzt wurde, die ja im Bliestal, am Schwarzbach und am<br />
Hornbach z.T. ausgedehnte Ansiedlungen hatten und die ersten Straßen im<br />
damaligen Gallien <strong>an</strong>legten.<br />
Ob <strong>Hengstbach</strong> älter ist <strong>als</strong> <strong>Mittelbach</strong>, wie im Pfarrbuch vom Jahre „1836/65"<br />
entschieden behauptet wird, ist eine reine Vermutung, die <strong>sich</strong> auf mündliche<br />
Überlieferungen stützt. Sicher dagegen ist, das <strong>Hengstbach</strong> eine Niederlassung ist<br />
aus der Zeit des 3. - 6. Jahrhunderts. Dies beweisen Funde aus letztet Zeit,<br />
welche oberhalb des Dorfes im sogen<strong>an</strong>nten „Rebacker" gemacht wurden. Da<br />
selbst grub m<strong>an</strong> nämlich mehrere steinerne Sarkophage aus einer Ummauerung<br />
aus. Dr. M. Mehlis verlegt derartige Bestattungsmerkmale in die Zeit des<br />
untergehenden Römertums und der beginnenden Fr<strong>an</strong>kenherrschaft. Diese<br />
Vermutung dürfte wohl richtig sein, da bei der Ausgrabung zugleich römische<br />
Münzen gefunden wurden, die Römer aber in früherer Zeit zunächst ihre Leichen<br />
verbr<strong>an</strong>nten und erst später unverbr<strong>an</strong>nt in steinerne Särgen beerdigten.<br />
Sämtliche Funde kamen in das Museum in Speyer über die Entstehung der zu<br />
<strong>Hengstbach</strong> gehörigen Gehöften ist nichts bek<strong>an</strong>nt.<br />
Höchstens aus den Namen, der Lage, und den Mauerwerken des sogen<strong>an</strong>nten<br />
„Thorhauses", lässt <strong>sich</strong> auf die Entstehenszeit schließen.<br />
22
Am ehesten wäre dabei <strong>an</strong> die Zeit zu denken, da das Herzogtums Zweibrücken<br />
seine Grenzen mit einer Art Zollstation nach dieser Richtung hin versah. (Das<br />
Thorhaus, ein Haus am Tore des eingezäunt gewesenen herzöglichen<br />
Wildparkes).<br />
Aus Aktenunterlagen wurde weiteres entnommen:<br />
1515 in diesem Jahr wurden durch den Abt von Hornbach Lehen zu<br />
<strong>Hengstbach</strong> verliehen.<br />
1570 belehnte Pfalzgraf Joh<strong>an</strong>n <strong>als</strong> Schirmherr und Erbkatastenvogt<br />
das Kloster Hornbach, H<strong>an</strong>s Phillip Mauchenheimer zu Zweibrücken<br />
und dessen Bruder mit den gleichen Lehen, nachdem deren Vater<br />
Mathis sie vom Kloster zu Lehen empf<strong>an</strong>gen hatte. (Königl.<br />
Reichsarchiv München, Zweibrücken, Lehensurkunden Serie A<br />
Bernstein Fasz. Na. 29)<br />
Im 18. Jahrhundert gel<strong>an</strong>gten die Herren von der Leyen zu Blieskastel in<br />
den Genuss dieses Klosterlehens. Die Zweibrücker Burgm<strong>an</strong>nengeschlechter<br />
der Blick von Lichtenberg (bei Kusel) bezog hier vom<br />
Kloster Hornbach verliehene Güter.<br />
3.3 Bewohner <strong>unsere</strong>r beiden Dörfer vor dem 30jährigen Krieg<br />
Die Namen ließen <strong>sich</strong> im sippenkundlichen Teil nicht einordnen. <strong>Sie</strong> werden<br />
darum hier listenmäßig mit dem Datum des Auftretens aufgeführt.<br />
<strong>Mittelbach</strong><br />
Als 1577 die älteste Mühle in <strong>Mittelbach</strong> wieder aufgebaut werden soll, stellt der<br />
L<strong>an</strong>dschreiber eine Liste der einzelnen Hausgesäße auf und nennt auch die<br />
Namen. Aus der zur Mahlung erwarteten Malterzahl können wir auf die Größe der<br />
Familien schließen.<br />
Anstet 18 Malter<br />
Philipp Knerr 18 Malter<br />
Peters Georg 12 Malter<br />
Nickel Ziegler 12 Malter<br />
Hamm<strong>an</strong>s Otel Welschh<strong>an</strong>ß 12 Malter<br />
Schusters H<strong>an</strong>selt 20 Malter<br />
Schefer Jakob 12 Malter<br />
Frießen H<strong>an</strong>s 10 Malter<br />
Schwarz Georg 10 Malter<br />
Gall Hirt 5 Malter<br />
Scheffer Georg 10 Malter<br />
H<strong>an</strong>ß Adam Hoch 6 Malter<br />
23
Beim B<strong>an</strong>nstreit 1621 um die Rodbüsche im Hühnertal treten <strong>als</strong> Zeugen auf:<br />
Albrech Schuster + 29.06.1631<br />
Stoffel Schuster Beständer des Klostergutes<br />
Cornelius<br />
Anstet<br />
Schöffer Georg und<br />
sein Sohn Debold<br />
Schöffer Jacobi Theobald Glöckner + 1635<br />
Pfeifer Theobald Beständer eines „absonderlichen"<br />
Klostergutes<br />
Als Verkäufer, Käufer oder Nebenlieger treten in Kaufakten auf:<br />
Corneli Karsten 1600; 1609 u. Hausfrau Margaretha 1600<br />
Schäfer Georg 1600<br />
Peter Georg und seine Hausfrau Catharina 1615<br />
Jeckel Theobald 1615<br />
Meyer H<strong>an</strong>sen 1615<br />
Stoffel Schuster 1624, 1625 u. 1627<br />
Barthel Wagner 1628 u.1632<br />
Werner Durstel 1622<br />
Peter Martin<br />
Schwartz Georg<br />
Welsch H<strong>an</strong>sen<br />
May H<strong>an</strong>sen 1603<br />
Stoffel Schuhmacher und seine Hausfrau Margaretha 1608<br />
Salpetermacher H<strong>an</strong>sen 1631<br />
<strong>Hengstbach</strong><br />
Als die älteste Mühle 1577 in <strong>Mittelbach</strong> wieder errichtet werden sollte (<strong>Sie</strong>he<br />
unter <strong>Mittelbach</strong>) werden gen<strong>an</strong>nt:<br />
Boppelß Debald 20 Malter<br />
Staupen Steph<strong>an</strong> 8 Malter<br />
Hofm<strong>an</strong>ns H<strong>an</strong>s Frau 6 Malter<br />
Grun 12 Malter<br />
Hauprecht 8 Malter<br />
Albrech 10 Malter<br />
Munschl H<strong>an</strong>ß 8 Malter<br />
Der Ziegler 12 Malter<br />
Als Käufer, Verkäufer oder Nebenlieger treten in Kaufakten auf:<br />
1. Lehnhard Steinmetz I.00 Margreth (gen. 1603)<br />
Il.oo Els (gen. ab 1617)<br />
2 Kinder: Anna (4)<br />
Engel oo Heinrich Schuster Mi.<br />
29.06.1628<br />
2. Christm<strong>an</strong>n Meyer oo Christine<br />
24
3 Kinder: D<strong>an</strong>iel + vor dem 30jährigen Kriege<br />
Peter (3)<br />
Christm<strong>an</strong>n (4)<br />
3. Peter Meyer (aus 2) oo mit Elisabetha Saara<br />
1 Kind Anna Saara (5)<br />
4. Christm<strong>an</strong>n Meyer (aus2) oo mit Anna Steinmetz (aus 1)<br />
1 Kind Peter +ohne Leibeserben<br />
5 Philipp Omphalius oo Anna Saara Meyer (aus 3)<br />
1 Kind Friedrich D<strong>an</strong>iel Ophalius (Omphalius)<br />
H<strong>an</strong>ßen Steinmetz (Bruder v. Nr. 1) 1603<br />
H<strong>an</strong>s Leonhard Koch 1628<br />
Berhardt 1629<br />
Hof H<strong>an</strong>sen u. Hausfrau Catharina 1606, 1629<br />
Hof H<strong>an</strong>sen Wittib 1631 (Schwägerin v. Steinmetz Nr. 1)<br />
Stammel Peter 1629<br />
Georg uns seine Hausfrau Chatharina 1606<br />
Peter P<strong>an</strong>zer u. seine Hausfrau Catharina 1606<br />
Küh Albrecht 1606<br />
Mey H<strong>an</strong>sen 16098- 1617<br />
Martin und seine Hausfrau Barbara 1624<br />
Martens D<strong>an</strong>iel u. seine Hausfrau Margaretha 1625<br />
Christm<strong>an</strong>n Meyer u. seine Hausfrau 1625, 1629, (siehe Nr. 4)<br />
Anna Moschels Erben 1629<br />
Meyer H<strong>an</strong>s 1605<br />
Koch H<strong>an</strong>s<br />
Christi<strong>an</strong> Meyer und seine Hausfrau Anna 1627<br />
Gerhard Seneck<br />
Leonhard Kalkbrenner, Beständer des Klostergutes in<br />
<strong>Hengstbach</strong> vor dem 30jährigen Kriege.<br />
25
I.00<br />
II.00<br />
Kinder<br />
00 ?<br />
00 12.11.1609<br />
00 ?<br />
I.00<br />
Kinder:<br />
Kinder<br />
Albert (Albrecht) .. und H<strong>an</strong>sen und Appolina + 1614<br />
Theophilius +09.04.1612<br />
Paulus +22.10.1615<br />
Stoffel +22.04.1621, + 03.08.1622<br />
Margaret +(ZW)<br />
? (ZW) 24.11.1624, + 1624<br />
Anna Margret + 13.04.1628<br />
H<strong>an</strong>s Debold + 12.09.1630<br />
Koch H<strong>an</strong>s und Anna<br />
+ M<strong>an</strong>n, Weib und Kinder 1635<br />
(Die Frau und 2 Kinder + 1628 <strong>an</strong> der Pest)<br />
Kinder: Catharina Margaret* ??.??.1618<br />
H<strong>an</strong>s Georg +12.12.1619<br />
? Sohn +24.03.1622<br />
H<strong>an</strong>s Michel + ??.??.1624<br />
D<strong>an</strong>stel (D<strong>an</strong>stal) H<strong>an</strong>s und Catharina<br />
Paulus + 24.09.1610<br />
Anna Apolina +06:06:1613<br />
H<strong>an</strong>s Georg * 19.11.1615<br />
Barthel Wagner und Ursula<br />
H<strong>an</strong>s: *27.09.1618<br />
Theobald * 12.11.1619<br />
Nikolaus *28.07.1621, + 1622<br />
H<strong>an</strong>s Vollmar *??.??. 1624, + 1624<br />
Anna Margaret * Palmsonntag 1625<br />
H<strong>an</strong>s P<strong>an</strong>taleon *23.01.1631<br />
G<strong>an</strong>ze Familie M<strong>an</strong>n, Weib und Kinder + 1635<br />
H<strong>an</strong>s Georg Mu(ü)nschel (Montzel) + 27.03.1628 und Ottilia<br />
Im alten Zweibrücken Kirchenbuch finden wir für die Zeit vor dem 30jährigen Kriege<br />
(1608- 1635) Eintragungen von Trauungen, Taufen und Sterbefällen. Die Schrift<br />
ist sehr schwer zu lesen. Bei den Namen ist oft nicht zu unterscheiden, ob es<br />
Vor- oder Zunamen oder Berufsbezeichnungen sind. Albert Weis versuchte<br />
einzelne Familien zusammenzustellen. Alle <strong>an</strong>deren Eintragungen ließ er ohne<br />
besondere Ordnung listenmäßig folgen.<br />
26
Zweibr. 31.05. 1627 H<strong>an</strong>s Leonhard_ Schuster und Anna Barbara<br />
Kinder: H<strong>an</strong>s Debold + Ostermontag 1627, + 1628 <strong>an</strong> der Pest<br />
H<strong>an</strong>s Henrich + 12.04.1629<br />
Eva + Sonntag Oculi 1631, + 1631<br />
H<strong>an</strong>s Nickel + ??.??.1633<br />
Der Vater mit einem Söhnlein starb 1636<br />
H<strong>an</strong>s Henrich Schuster und<br />
I.00 Appolonia<br />
II.00 31.05.1627 Anna<br />
III.00 29.06.1628 Engelen<br />
Kinder ? +10.01.1619<br />
Albrecht H<strong>an</strong>s +08.02.1623<br />
Ottilia +29.04.1625<br />
Anna Barbara +21.02.1630<br />
Ursula +??.??.1631<br />
H<strong>an</strong>s Leonhard +02.09.1633<br />
Elisabetha *19.10.1634<br />
00? Georg Dibold Schefer (Schäfer) und Christine<br />
Kinder Stoffel +11.02.1608<br />
Diebold +18.03.1610<br />
H<strong>an</strong>s Kurt Georg +18.10.1602<br />
+ M<strong>an</strong>n Weib und Kinder 1635<br />
II.00 20.02.1626 Und Chatarina .T.v-Peter Cernels + Flemlingen<br />
Kinder Mariet +06.09.1607<br />
H<strong>an</strong>s Vollmar +16.03.1621<br />
Anna +02.05.1624<br />
00? H<strong>an</strong>s Moschel Rauschenberger und Anna v. He.<br />
Kinder H<strong>an</strong>s Paulus +07.09.1617<br />
(H<strong>an</strong>s Moschel und seine Frau erscheinen <strong>als</strong> Taufpaten<br />
1628 - 1630 - 1631 - 1633. Er wird immer Schultheiß des<br />
Ixheimer Hofs zu <strong>Hengstbach</strong> gen<strong>an</strong>nt)<br />
27
00? Volmar Zimper (Jungbrecht Limprechtl<br />
Pulvermacher und Irmel.....<br />
Kinder: Sus<strong>an</strong>na +1624<br />
H<strong>an</strong>s Leonhard +17.02.1622<br />
Georg +??.??.1624<br />
H<strong>an</strong>s Wilhelm +17.07.1625<br />
Magdalena Margaret' ??.??.1627<br />
H<strong>an</strong>s Wilhelm +29.03.1630<br />
00? Conter H<strong>an</strong>s (SaIpedersieder) + 1636 und Christina<br />
Kinder:<br />
? Sohn +20.06.1624<br />
H<strong>an</strong>s Balthasar +04.07.1633<br />
00 08.09.1610 Mathes Ros Von Zirik der Müller (später nur Mathes<br />
gen<strong>an</strong>nt) und Christina Nikolaus. Zieglers des alten<br />
Schultheißen v. Mi. hinterlassens eheliche. Tcht.<br />
Kinder: Catharina Marget +25.12.1613<br />
? Kind *??,??, 1616<br />
00? Nikolaus Müller in der Mühlen und Anna + Ostern 1628<br />
Kinder: ? Mädchen +22.04.1621<br />
Bernhard +02.02.1623<br />
Ursula +??,?z,1627<br />
Anna Margaret +20.09.1629<br />
Anna Christina +22.22. 1631 +01.08.1631<br />
Christophorus +09.01.1625<br />
00? Philippsen (Philipp) 1 Frau + 06 09 1622<br />
und Appolonia + 1635<br />
Kinder: H<strong>an</strong>s Stoffel +03.06.1624<br />
Ester +02.04.1625<br />
Joh<strong>an</strong>na +22.22.1631<br />
H<strong>an</strong>s P<strong>an</strong>taleon +22.06.1633<br />
00? Veix (Veiox) Schuter und Ayloe (Eylgen)<br />
Kinder: Maria Ursula +20.08.1617<br />
? Mädchen +26.03.1620<br />
Anna Margaret +??.??.1625<br />
Anna Kunigunde +??.??.1626<br />
28
00? Jäckel Diebold Schefer Schäfer) Glückner + 1635 und<br />
Ottilia + 1621<br />
Kinder: Anna Sara +(ZW)<br />
Philipp Stoffel +16.02.1609. + 1624 (ZW)<br />
Margret +??.??.1616<br />
H<strong>an</strong>s Albrecht +29.12.1618<br />
00 30.09.1610 Veik Schwarz-Sohn v. Georg Mi. u Barbara Melchers<br />
Tochter zu Contwig<br />
00 01.11.1608 Wendels Georg Sohn v. Niederauerbach und Nikolaus<br />
Ottilie-Tochter des alten Schultheißen v. Mi.<br />
00 23.07.1609 Michel Küh-Alberts Sohn und Anna - D<strong>an</strong>st<strong>als</strong> Tochter v.<br />
Mi.<br />
00 26.04.1609 Martin -Küh-Alberts Sohn und Adelheid von Wallerf<strong>an</strong>gen<br />
00 02.09.1610 Martin Vrüsenmacher v Frvfeld aus dem Stift Speyer und<br />
Adelheid Jungh<strong>an</strong>sens Jacobs von Limpach ehel. Tochter.<br />
00 27.10.1617 Zweibr. D<strong>an</strong>iel-des alten Martin zu Althornbach Sohn und<br />
Margaretha - H<strong>an</strong>s Zieglers zu <strong>Hengstbach</strong> hinterlassenes<br />
Witib.<br />
00? zu Böckweiler-Pfingstmontag 1627<br />
H<strong>an</strong>s Koch und Kathar. Lamhausens zu Böckweiler Witib.<br />
00? Zweibrücken proklamiert. Neujahr 1632. copuliert<br />
<strong>an</strong>derwerts<br />
Veyox Birl. Adam Birl zu Höchen led. Sohn<br />
Margretha. Anstets H<strong>an</strong>sen zu <strong>Mittelbach</strong> ehel. Tochter<br />
29
Kinder, die bei vorstehenden Familien nicht eingereiht werden konnten,<br />
wurden geboren:<br />
Anna Maria x 13.12.1608<br />
Söhnlein Vater: Stoffel H<strong>an</strong>sen Kuhhirt<br />
x ??,?? . 1624<br />
H<strong>an</strong>s x 03.02.1611 Vater: Michel Thiebold u<br />
Otilia x 02.12.1611 Vater: Kuh-Alberts Sohn u<br />
Margret x 12.04.1602<br />
Stoffel x 22.04.1621 Vater der beiden H<strong>an</strong>ß Albrecht u.<br />
Margaret Appolonia x 22.10.1612... Eltern: Alex<strong>an</strong>der (Schöfer) x 14 Tag vor<br />
Ostern 1631 und Margret.<br />
Elisabeth + 22.1 1.1612 Vater: Gensberger...<br />
Paulus x ??.??.1614 Vater: Georg, Küh-Albrechts Sohn u.<br />
H<strong>an</strong>s Georg x 09.10.1614 Vater: Schwartszwälder H<strong>an</strong>ß<br />
Joh.Bartholomäus x 24.08.1617 Vater: H<strong>an</strong>s Ziegler<br />
Anastasius x 29.03.1618 Vater: H<strong>an</strong>s Anstet<br />
Ein Kind x ??-??-1618 Eltern H<strong>an</strong>ß Welsch u. Agnes<br />
H<strong>an</strong>s Peter x 02.05.1619<br />
?, Ein Kind x 08.10.1620<br />
?, Eine Tochter x 07.10.1624 Eltern: Georg Theobald Schöffe u.<br />
Barbara<br />
Anna Barbara x ??.??.1623 Eltern: Friedrich Schöffer und Sus<strong>an</strong>na<br />
Peter x ??.??.1624 Eltern: H<strong>an</strong>s Henrich u. Meiets<br />
+ 1628 (Pest)<br />
?, Tochter x 04.09.1631 Eltern: Martens H<strong>an</strong>s und Barbara<br />
Catharina Mararet x26.01.1634 Eltern: Gros Nickel u. Otilia, Thomas von<br />
Großsteinhausen hinterl. Tochter<br />
Anna Barbara x 16.03.1634 Eltern: Michel Thomas u. Majeten.<br />
Engel x 18.08.1634 H<strong>an</strong>s Pfeifer, Glöckner u. Barbara<br />
Nickel x 02.02.1635 Vater: H<strong>an</strong>s Leuchtenstein v.<br />
Niedermoschel, Soldat u. Barbara...<br />
..............<br />
...<br />
...<br />
.....<br />
30
Das Sterberegister ist sehr m<strong>an</strong>gelhaft geführt. Es erscheinen in der folgenden<br />
Aufstellung nur die Toten, die in die vorstehende Familienliste nicht einzuordnen<br />
waren.<br />
Georg, Jacob und Matthes, Alberts Söhne +15.10.1610<br />
Barbara obengen<strong>an</strong>nter beiden Schwester 22 Jahre alt<br />
suspecto morte epidemia +21.10.1610<br />
Cornelius (Bauers, Gauers) Hausfrau +31.10.1610<br />
Cornelius Ernst 50 Jahre alt +23.12.1612<br />
Anna, Michel Küh-Albrechts Hausfrau 30 J. alt +04.03.1613<br />
Küh-Altbert 70 Jahre alt +??.??. 1613<br />
Michel sein Sohn 34 Jahr alt +??.??. 1613<br />
D<strong>an</strong>stels Sohn +??.??. 1613<br />
H<strong>an</strong>ß Jacob, Martin Küh-Alberts Sohn +??,??.1613<br />
Has D<strong>an</strong>stels, Schäfer Sohn +z2,22.1613<br />
Albrechts Frau, Appolonia +04.05.1614<br />
Peters Georg 70 Jahre alt +10.01.1616<br />
Welschh<strong>an</strong>sen Kind +??.??. 1619<br />
Anstet H<strong>an</strong>s +26.04.1620<br />
Cornely Tochterm<strong>an</strong>ns Söhnlein +??,??.1622<br />
Anna Stoffel Schusters Enkelin von Ixheim +??.??. 1624<br />
Stoffel Schusters Frau +22,22,1628 (Pest)<br />
Stoffels Knecht, welcher Schäfer Diebolds Sohn +22,22.1628 (Pest)<br />
H<strong>an</strong>s Leonhards Magdt +22,22,1628 (Pest)<br />
Des Pfeifers Bub +??,??.1628 (Pest)<br />
Des Müllers Kind +22,2z,1628 (Pest)<br />
Velten von Annweiler kommen, seinen Schwager Stoffel Schuster zu Besuch ist<br />
auch <strong>an</strong> der Pest gestorben +??,??.1628<br />
Albrecht Schuster, ein 80 jähriger M<strong>an</strong>n +29.06.1631<br />
Georg Leonhard Schusters Töchterlein +01.08.1631<br />
Der lahm Schuster +??,??.1634<br />
Eh ( r ) m<strong>an</strong>ns Michels Hausfrau +??.?? 1635<br />
Albert Henrichs Weib und Kinder +??,??.1635<br />
Alex<strong>an</strong>ders alte Schwiegermutter +??,??.635<br />
Pfeifer Diebod und sein Weib +??,??.1635<br />
31
H<strong>an</strong>s Jacob, Martin Küh-Alberts<br />
H<strong>an</strong>s D<strong>an</strong>stels, Schäfer Sohn<br />
Sohn +? 1613<br />
+ 1613<br />
Alberts Frau, Appolonia + 4. 5• 1614<br />
Peters Georg 7o Jahre alt +10. 1. 1616<br />
Welschh<strong>an</strong>sen Kind + ? ? 1619<br />
Anstet H<strong>an</strong>s +26. 4. 1620<br />
Cornely Tochterm<strong>an</strong>ns Söhnlein + ? ? 1622<br />
Anna Stoffel Schusters Enkelin von Ixheim + 1624<br />
Stoffel Schusters Frau + ? ? 1628 (Pest)<br />
Stoffels Knecht, welcher Schäfer Diebolds Sohn +1628 (Pest)<br />
H<strong>an</strong>s Leonhards Magdt + ? ? 1628 (Pest)<br />
Des Pfeifers Hub + ? ? 1628 (Pest)<br />
Des Müllers Kind + ? ? 1628 (Pest)<br />
Velten L<strong>an</strong>g von Annweiler kommen, seinen Schwager Stoffel<br />
Schuster zu Besuch ist auch <strong>an</strong> derPest gestorben 1628<br />
Albrecht Schuster, ein 80 jähriger M<strong>an</strong>n + 29. 6. 1631<br />
Georg Leonhard Schusters Töchterlein + 1. 8. 1631<br />
Der lahm Schuster + ? ? 1634<br />
Eh(r)m<strong>an</strong>ns Michels Hausfrau + ? ? 1635<br />
Albert Henrichs Weib und Kinder + ? ? 1635<br />
Alex<strong>an</strong>ders alte Schwiegermutter + ? ? 1635<br />
Pfeifer Diebod und sein Weib + ? ? 1635<br />
32
II.oo Albert (Albrecht) H<strong>an</strong>sen und Appolonia +1614 und .........<br />
Kinder: Theophilius x 9. 4• 1612<br />
Paulus x 22.10. 1615<br />
Stoffel x 22. 4. 1621, + 3.8.1622<br />
Margaret x (Zw.)<br />
Anna Margret x13. 4.1628<br />
H<strong>an</strong>s Debold x12. 9. 1630<br />
+ M<strong>an</strong>n, Weib und Kinder 1635<br />
x (Zw.) 24.11.1624,+1624<br />
00 ? Koch H<strong>an</strong>s und Anna (Die Frau und 2 Kinder<br />
Kinder: Catharina Margaret x ? 1618<br />
+ 1628 <strong>an</strong> der Pest)<br />
H<strong>an</strong>s Georg x 12.12.1619<br />
? Sohn x 24. 3.1622<br />
H<strong>an</strong>s Michel x ? 1624<br />
0 00 12.11.1609 D<strong>an</strong>stel (D<strong>an</strong>stal) H<strong>an</strong>s und Catharina<br />
Kinder: Paulus x 24. 9.1610<br />
Anna Apolonia x 6. 6.1613<br />
H<strong>an</strong>s Georg x 19.11.1615<br />
00 ? Barthel Wagner und Ursula<br />
Kinder: H<strong>an</strong>s x 27. 9.1618<br />
Theobald x 12.11.1619<br />
Nikolaus x 28. 7.1621 +1622<br />
H<strong>an</strong>s Vollmar x ? 1624 +1624<br />
Anna Margaret x Palmsonntag 1625<br />
H<strong>an</strong>s P<strong>an</strong>taleon x 23. 1.1631<br />
G<strong>an</strong>ze Familie M<strong>an</strong>n, Weib u. Kinder + 1635<br />
I.00 H<strong>an</strong>s Görg Mu(ü)nschel (Montzel)+27.3.1628<br />
und Ottilie<br />
33
Das Sterberegister ist sehr m<strong>an</strong>gelhaft geführt. Es erscheinen in der folgenden<br />
Aufstellung nur die Toten, die in die vorstehende Familienliste nicht einzuordnen<br />
waren.<br />
Georg, Jacob u. Matthes, Alberts Söhne + 15.10. 1610<br />
Barbara obengen<strong>an</strong>nter beiden Schwester 22 Jahre alt<br />
suspecto morte epidemia + 21.10.1610<br />
Cornelius (Bauers, Gauers) Hausfrau + 31.10.'1610<br />
Cornelius Ernst 50 Jahre alt + 23•12.1612<br />
Anna, Michel Küh-Albrechts Hausfrau 30 Jahre alt + 4.3.1613<br />
Küh-Albert 7o Jahre alt + ? ? 1613<br />
Michel sein Sohn 34 Jahre alt + ?? 1613<br />
D<strong>an</strong>stels Sohn 23 jährig + ?? 1613<br />
1628 im November wütete die Pest in <strong>Mittelbach</strong>. der Pfarrer scheint nachträglich nach<br />
Angaben und aus dem Gedächtnis die Toten verzeichnet zu haben. Er setzte keinen<br />
Todestag bei.<br />
Koch H<strong>an</strong>s, ein Kind<br />
Koch H<strong>an</strong>s, noch ein Kind<br />
Koch H<strong>an</strong>sen Hausfrau + 26.11...<br />
Georg Henrich Schusters Kind,<br />
H<strong>an</strong>s Leonhard Schusters Kind, H<strong>an</strong>s Henrichs Frau ?,<br />
Stoffel Schusters Frau,<br />
Stoffels Knecht, welcher Schäfer Debolds Sohn,<br />
H<strong>an</strong>s Lenkrads Magd,<br />
des Pfeifers Bub,<br />
des Müllers Kind,<br />
Volten von Anweiller kommen seinen Schwager Stoffel Schuster zu Besuch.<br />
Ist auch <strong>an</strong> der Pest gestorben<br />
1635 aber müssen die L<strong>an</strong>dsknechte unmenschlich in <strong>Mittelbach</strong> gehaust haben. Wenn<br />
auch das Pfarrbuch nichts über die Art aussagt, wie die Menschen starben, so sagt uns<br />
die Vernichtung g<strong>an</strong>zer Familien mit M<strong>an</strong>n, Weib und Kindern noch genug.<br />
Schätzungsweise verloren dam<strong>als</strong> 1/3 bis 1/2 der Einwohner ihr Leben.<br />
Schefer Jekels Debold, Glöckner,<br />
Eh ( r ) m<strong>an</strong>n Michels Hausfrau,<br />
Schefer Görgen Diebold mit Weib und Kindern,<br />
Albrecht H<strong>an</strong>sen mit Weib und Kindern,<br />
Albert Heinrichs Weib und Kindern,<br />
Alex<strong>an</strong>ders alte Schwiegermutter,<br />
Barthels Wagner mit Weib und Kindern,<br />
Pfeifer Debold und sein Weib,<br />
Philippsen Hausfrau und<br />
34
1636 noch<br />
H<strong>an</strong>s Leonhard Schuster und sein Söhnlein H<strong>an</strong>s<br />
Conter, Salpedersieder.<br />
Es ist nicht zu verwundern, dass wir in unsern beiden Orten so nahe bei Zweibrücken ab<br />
1635 keine Spur von menschlichem Leben mehr finden, keine Eintragungen im Pfarrbuch<br />
und keine in <strong>an</strong>deren Akten. Die Bewohner flohen und wurden in alle Winde zerstreut,<br />
kamen durchs Schwert, durch Quälereien oder durch die Seuchen des Krieges um.<br />
Verbr<strong>an</strong>nt, verwüstet, geplündert blieben die Wohnungen zurück, und öd lagen die Felder.<br />
Als d<strong>an</strong>n endlich 13 Jahre später im Jahre 1648 nach 30 l<strong>an</strong>gen Kriegsjahren der Frieden<br />
wieder ins L<strong>an</strong>d kam, war in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> keine Menschenseelen, die <strong>sich</strong><br />
hätten freuen und ihn begrüßen können.<br />
4.0 Der große 30 jährige Krieg in <strong>unsere</strong>r Heimat.<br />
Als 1618 der Krieg in Böhmen ausbrach, schien er sehr weit weg. Aber schon<br />
1622 traten kaiserliche Truppen in der heutigen Pfalz auf. Einöd,<br />
Niederauerbach und Ernstweiler wurden von den Bayern, Waldmohr, Erbach,<br />
Limbach und Niederbexbach von den Sp<strong>an</strong>iern und Böckweiler in finsterer Nacht<br />
von den gefürchtetsten des kaiserlichen Heeres, den Kroaten geplündert. Die<br />
g<strong>an</strong>ze Schwere des Krieges aber traf <strong>unsere</strong> Gegend, <strong>als</strong> nach der Schlacht bei<br />
Nördlingen 1634 das kaiserliche Heer unter Gallas über den Rhein mordend,<br />
raubend und plündernd durch die Pfalz vordr<strong>an</strong>g. Am 23. Juni 1635 floh der<br />
Herzog Joh<strong>an</strong>n II von Zweibrücken nach Metz Bald d<strong>an</strong>ach schloss Gallas<br />
Zweibrücken ein, das <strong>sich</strong> unter seinem Komm<strong>an</strong>d<strong>an</strong>ten, dem schwedischen<br />
Obersten Reinhold von Rosen, weigerte, die Tore zu öffnen. Das kaiserliche<br />
Heer belagerte Zweibrücken, und bald donnerten die Belagerungsgeschütze von<br />
der Seite des Galgenberges, wo Gallas sein Lager aufgeschlagen hatte. Trotz<br />
mehrerer Angriffe gel<strong>an</strong>g es ihm nicht die Stadt zu nehmen. Aber in der Stadt<br />
sah es auch recht übel aus, und Rosen war schon entschlossen zu kapitulieren,<br />
Da nahte nach achttägiger Belagerung am 25. Juli 1635 von Westen Entsatz.<br />
Gallas musste die Belagerung aufgeben und nach Osten abziehen. Doch schon<br />
im Oktober 1634 wendete <strong>sich</strong> das Kriegsglück wieder. Wieder dr<strong>an</strong>gen die<br />
Kaiserlichen nach Westen vor. Nun aber war kein Rosen da. der Zweibrücken<br />
hätte verteidigen können. Der Komm<strong>an</strong>d<strong>an</strong>t, jetzt ein Fr<strong>an</strong>zose, öffnete kampflos<br />
die Tore. Der kaiserliche Oberst Moriam besetzte Zweibrücken mit seinen<br />
entmenschten Soldateska und nahm Rache. Nach einer Besatzungszeit von 3<br />
Jahren war die Stadt beinahe ein einziger Trümmerhaufen, und die wenigen<br />
überlebenden Bürger waren Bettler.<br />
35
4.1 Leiden und Verluste der Einwohner<br />
Die Eintragungen im Sterberegister des Zweibrücker Kirchenbuches zwischen<br />
1620 und 1635 lassen erkennen, welches Leid der Krieg über <strong>unsere</strong> beiden<br />
Orte brachte.<br />
1624 ist eingetragen:<br />
Margaret, Jakob Theob<strong>als</strong> Töchterlein,<br />
H<strong>an</strong>s Volmar, Bartholomäi Wagners Söhnlein,<br />
Christoffel H<strong>an</strong>s Söhnlein,<br />
Anna Stoffel. Schusters Enkelin von Ixheim,<br />
Margaret, Albrecht H<strong>an</strong>sens Töchterlein<br />
sind alle zwischen Ostern und Pfingsten <strong>an</strong> den Porpeln gestorben..<br />
4.2 Die Wiederbesiedlung<br />
Zuerst erwachte in <strong>Hengstbach</strong> wieder Leben. 1696 berichtet Christoff<br />
Moschel von <strong>Hengstbach</strong>, <strong>als</strong> Streit um verschiedene Besitzungen in<br />
<strong>Hengstbach</strong> ausbrach, dass sein Vater Matteiß Moschel vor 45 Jahren, <strong>als</strong>o um<br />
1651 aus dem deutschen Krieg wieder allhier in sein Vaterl<strong>an</strong>d kommen sei.<br />
Das Dorf sei dam<strong>als</strong> g<strong>an</strong>z öde und unbewohnt gewesen. Schon in seiner<br />
Jugend sei sein Vater in den Krieg gezogen, Als er nun seine von seinen<br />
Voreltern und nahen Verw<strong>an</strong>dten ererbten Güter aufsuchen wollte, konnte er<br />
sie nicht finden, da alle Verzeichnisse verloren waren, und er <strong>sich</strong> auch nicht<br />
mehr auf die Lage der einzelnen Felder in dem verwilderten L<strong>an</strong>d entsinnen<br />
konnte. Weyl<strong>an</strong>d Herzog Friedrich Pfalzgraf hochselig. Gedächtnis, habe ihn,<br />
seinen Vater, weil er <strong>als</strong> Fendrich oder Offizier heimgekommen sei, in dem<br />
L<strong>an</strong>desausschuss employrt und durch den L<strong>an</strong>dschreiber Herm<strong>an</strong>n v. Völkling<br />
in Besitz der gemeldeten öd gelegenen Güter zu <strong>Hengstbach</strong> setzen lassen. Er<br />
sollte dieselben säubern und bis zur künftigen Renovation genießen. Matteiß<br />
Moschel hatte 9 Kinder. Er und seine Familie ließen <strong>sich</strong> auch durch all die<br />
nachfolgenden Unruhen im L<strong>an</strong>de (Reunionskriege) nicht mehr vertreiben,<br />
obwohl sie oft schwer leiden mussten. Da das Mimbacher Kirchenbuch erst<br />
1696 beginnt, können wir leider nicht feststellen, w<strong>an</strong>n <strong>sich</strong> weitere Einwohner<br />
<strong>an</strong>siedelten. Es scheint aber so, dass die Familie Moschel wenigstens eine<br />
g<strong>an</strong>ze Reihe von Jahren den Ort allein bewohnte. .<br />
Bickenaschbach, das ehemalige Dorf, war auch untergeg<strong>an</strong>gen. Nach den<br />
Klosterrechnungen des Klosters Hornbach war der erste Bewohner nach dem<br />
großen Krieg der Hofm<strong>an</strong>n des Herrn von Wernigk im Jahre 1664.<br />
Wesentlich später <strong>als</strong> <strong>Hengstbach</strong> wurde <strong>Mittelbach</strong> wieder besiedelt. Am 24.<br />
März 1685 berichtet der Kirchschaffner: Vor dem jetzigen Krieg war das Dorf<br />
von einem einzigen, fremden M<strong>an</strong>n bewohnt. (Wahrscheinlich h<strong>an</strong>delt es <strong>sich</strong><br />
36
hier um den in dem Abschnitt „Die Pulvermühle zu <strong>Mittelbach</strong>" gen<strong>an</strong>nten<br />
Schweizer oder um den Peter Royer). Sonst wäre das g<strong>an</strong>ze Dorf<br />
ausgestorben und gänzlich ruiniert gewesen. Nun aber haben <strong>sich</strong> wieder einig<br />
Hausgesäße niedergelassen. Wir können mit ziemlicher Sicherheit <strong>an</strong>nehmen,<br />
dass es wenigstens zum Teil solche waren, deren Vorfahren schon vor dem<br />
großen Kriege in <strong>Mittelbach</strong> gewohnt hatten. Bestimmt können wir es von den<br />
beiden Brüdern Grimm und ihrer Schwester <strong>an</strong>nehmen.<br />
Der Schaffner berichtet d<strong>an</strong>n weiter, dass die Bewohner von <strong>Mittelbach</strong> schon<br />
mehrm<strong>als</strong> <strong>an</strong>getragen hätten, die Güter des Klosters in <strong>Mittelbach</strong> zu verteilen,<br />
keiner aber sei im geringsten in der Lage einen Zins zu zahlen. Das meiste L<strong>an</strong>d<br />
werde nicht von den wenigen Untert<strong>an</strong>en zu <strong>Mittelbach</strong> genossen, sondern von<br />
Bürgern von Zweibrücken und <strong>an</strong>dern. 1684 hat der Schaffner nun vor der<br />
Feldernte eine Versteigerung der Güter vorgenommen und dabei 1fl.8bz erlöst.<br />
Heu steigerten Leonhart Grimm, Christi<strong>an</strong> Grimm, Görg Klein und Jost Sager<br />
von <strong>Mittelbach</strong>. Als aber der WiesenzIns eingetrieben werden sollte, verklagten<br />
die Einwohner den Schaffner bei dem Intend<strong>an</strong>ten zu Homburg de la Goupilliere<br />
(Fr<strong>an</strong>kreich hatte in den Reunionskriegen das Herzogtum besetzt und verwaltete<br />
es auch. Der Herzog war nach Meisenheim geflohen.) <strong>Sie</strong> gaben <strong>an</strong>, sie hätten<br />
die Wiesen geputzt und hergerichtet, und nun sollten sie ihnen entzogen<br />
werden. Daraufhin wurde der Schaffner von den Fr<strong>an</strong>zosen mit 15 fl. bestraft.<br />
Werden uns hier 4 Familien in <strong>Mittelbach</strong> gen<strong>an</strong>nt, so sind es 1692 bei<br />
Errichtung der Dorfordnung schon 11 Familien. D<strong>an</strong>n aber setzt die<br />
Einw<strong>an</strong>derung der Schweizer ein und der Ort wächst im Anf<strong>an</strong>g des 18.<br />
Jahrhunderts verhältnismäßig schnell.<br />
Da alle Ortschaften des Westrichs so dünn besiedelt waren, ließ Oxstenstierna,<br />
Gouverneur des schwedisch-zweibrückerischen Königs Karl XII, <strong>an</strong> weniger<br />
heimgesuchten Ländern die Aufforderung zur Ansiedlung im Herzogtum<br />
Zweibrücken ergehen. Der Gouverneur erwarb <strong>sich</strong> in dieser Zeit höchste<br />
Verdienste, <strong>als</strong> er den einw<strong>an</strong>dernden Schweizern und Tirolern auf 15 Jahre<br />
hinaus die Steuern erließ. In den Jahren 1650 bis 1700 w<strong>an</strong>derten aus der<br />
Schweiz ca. zw<strong>an</strong>zig bis fünfundzw<strong>an</strong>zig Familien aus und ließen <strong>sich</strong> in<br />
<strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> nieder.<br />
Namen wie Baum<strong>an</strong>n, Bischof, Eichacker, Enkler, Flickinger, Klein, Hertel, Mauß<br />
Schmid-Schmidt, Suther-Sutter, Vollenweider, Weiß und Weber sind aus den<br />
ersten amtlichen Eintragungen er<strong>sich</strong>tlich und geben auch heute noch das<br />
Namensgepräge <strong>an</strong>.<br />
37
G e m e i n d e o r d n u n g d e s D o r f e s M i t t e l b a c h<br />
Anno 1692 den 26 ten Marty aufgerichtet.<br />
Demnach bis daher unter den Untert<strong>an</strong>en und Innwohner des Dorfes<br />
<strong>Mittelbach</strong> eine ziemliche Unordnung eingerissen, dergestalt, daß ermelte<br />
Einwohner schier dadurch in g<strong>an</strong>zen unterst<strong>an</strong>d geraten. Als haben sie <strong>sich</strong> vor<br />
mir<br />
„Joh<strong>an</strong>n Christoph Liernur“<br />
derzeit Amtsverweser des Amts Zweibrücken unterein<strong>an</strong>der verglichen und<br />
verabschiedet, daß ihre Gemeindeordnung, welche vormalen nur durch eine<br />
unbeschriebene Gewohnheit beobachtet aber schier in gänzlichen Abg<strong>an</strong>g<br />
kommen wollen zu Papier gebracht jährlich bei Zusammenkunft der Gemeinden<br />
öffentlich verlesen und jetzt und ins künftig von allen Einwohnern, so sieh<br />
<strong>an</strong>jetzo zu gedachten <strong>Mittelbach</strong> wirklich befinden, oder künftighin <strong>sich</strong> da<br />
selbst hin niederlassen oder aufhalten werden, stet, und unzerbrüchlich<br />
gehalten, und die Contravenienten mit einverleibter Straf <strong>an</strong>gesehen werden<br />
sollen.<br />
1. Und obwohlen zwar, Erstlichen, vormalen derjenige, so <strong>sich</strong> in ermeltes<br />
Dorf häuslich niederlassen, der Gemeindt vor ihrem Inzug 5 Gulden erlegt,<br />
so haben <strong>sich</strong> doch ermelte Einwohner zu leichterer Abstattung das sonst<br />
gewöhnlichen Einzugs dahin vereinigt, daß da Jem<strong>an</strong>d ins Künftig <strong>als</strong> ein<br />
Gemeinsm<strong>an</strong> haushablich niederlassen, Wasser, Weide und aller <strong>an</strong>deren<br />
Gerechtigkeiten genießen wollte, daß selbiger <strong>an</strong>statt liebevor<br />
gebräuchlichen 5 fl (Gulden) nunmehr mit 4 fl seinen Einzug und zwar<br />
solches entweder <strong>als</strong>ogleich oder länger innerhalb 6 Wochen zahlen solle.<br />
<strong>an</strong>statt liebevor gebräuchlichen 5 fl (= Gulden) nunmehr mit 4 fl seinen<br />
Einzug, und zwar solches entweder <strong>als</strong>ogleich oder länger innerhalb 6<br />
Wochen zahlen solle. Nach Verfließung deren solle In Erm<strong>an</strong>glung der<br />
Zahlung ihm ferner nicht erlaubt sein, in ermeltem Dorf oder dessen B<strong>an</strong>n<br />
<strong>sich</strong> aufzuhalten, oder darin einigen Genuß zu suchen.<br />
2. Dafern Zweitens <strong>sich</strong> einige daselbst <strong>als</strong> Hintersässer aufhalten wollten,<br />
solle es ihnen zwar erlaubt sein, doch daß ein Jeglicher, so er Fuhr und<br />
Pferde hätte in die Gemeinde jährlich 1 Reichstaler, ein Einspänniger aber 1<br />
fl. unweigerlich abstatten und erlegen solle.<br />
38
3. Drittens. Gleich wie ein Jeder in der Gemeinschaft beides zu Genuß und<br />
Verdruß verbunden ist: <strong>als</strong>o sollen und wollen sie auch gleicher H<strong>an</strong>d<br />
gemeine Weg und Steg, Brunnen, Tränken Und alles <strong>an</strong>dere so nötig, machen<br />
und unterhalten helfen.<br />
4. Viertens. So oft die Innwohner uf die Frohnd und zur Gemeinde geboten<br />
werden, solle Jeder unfehlbar erscheinen, und ohne große erhebliche<br />
Ursache nicht außen bleiben; der aber darwider täte, und ungehorsamblich<br />
außbliebe, solle in einen Ortsgülden unnachläßiger Strafe verfallen sein,<br />
vorbehältlich derjenigen Straf, so ihm wegen der Frohnd, wor<strong>an</strong> er<br />
m<strong>an</strong>quirt, vom Amt möchte <strong>an</strong>gesetzt werden<br />
5. Fünftens. Bei gemeinen Zusammenkünften solle <strong>sich</strong> ein Jeder des<br />
Scheltens und Schmähens und aller <strong>an</strong>derer unnützen Reden und<br />
Insolentzien enthalten bei Straf eines halben Guldens, halb der gnädigsten<br />
Herrschaft und halb der Gemeinde zu erlegen; in gröblicheren Verfahren<br />
aber die Verbrecher zu höherer herrschaftlichen Strafe zum Amt<br />
verweisend.<br />
6. Sechstens. Dafern einer dem <strong>an</strong>dern mit Abgraßen Holzhohle und <strong>an</strong>derem<br />
Schaden tät, solle er zur Straf in die Gemeind einen Ortsgülden erlegen<br />
und benebst dem den Schaden demjenigen so solchen erlitten nach zweier<br />
unparteiischer Schätzer Erkenntnis und Aussag zahlen und gutmachen.<br />
7. <strong>Sie</strong>bentes. Sollen die Einwohner gesamter H<strong>an</strong>d den Hirten unterhalten,<br />
und obwohl ein oder <strong>an</strong>derer kein Vieh hätte, solle er jedoch vor ein Stück<br />
dem Hüten zu lohen schuldig und gehalten sein.<br />
8. Achtens. Dieweilen bis daher großer Schaden <strong>an</strong> fruchtbaren Obst- und<br />
Eckerbäumen, welche mit Abhauung und Schälen zu Nachteil der Gemeinde<br />
verderbet worden, geschen; <strong>als</strong> solle hinführo dergleichen zu tun/: es wäre<br />
ihm d<strong>an</strong>n etwas von tierschafts- oder Gemeinden wegen um die Gebühr<br />
<strong>an</strong>gewiesen:/ bei Strafe 5 fl. gegen den Verbrecher halb gnädigste<br />
Herrschaft und halb der Gemeinde zu erlegen, verboten sein.<br />
9. Neuntens. Demnach auch bis daher eine große Unordnung im Obst- und<br />
Eckerlesen vorg<strong>an</strong>gen, indem selbiges vor der Zeitigung hinweggenommen<br />
und zu großem Schaden und Nachteil verderbt worden, alß solle hinführo<br />
das Obst- und Eckerlesen sol<strong>an</strong>g verboten und zuget<strong>an</strong> sein bis dahin<br />
solches seine Zeitigung erreicht, und von der Gemeinde zur Einsammlung<br />
eingewiesene tag bestimmt werde, welcher aber in verbotener Zeit Obst<br />
und Ecker lesen würde, solle er gepfändet, und um einen Ortsgulden<br />
bestraft werden.<br />
39
10. Wie d<strong>an</strong>n zehntens, Jedweder Einwohner bei seinem Eid und Pflichten<br />
alle diejenige, so er im Schaden finden und <strong>an</strong>treffen würde, auch sonst<br />
alle ruchbare Sachen <strong>an</strong>bringen solle, dem auch zu glauben und der Täter<br />
behörend zu bestrafen: dafern der Schaden nicht <strong>an</strong>gebracht, sondern<br />
verhehlet würde, solle sowohl der Täter <strong>als</strong> derjenige, so die Sache<br />
verschwiegen mit gleicher Strafe <strong>an</strong>gesehen und bestraft werden.<br />
Zu Steht und Festhaltung nun obigen Alles haben <strong>sich</strong> sämtliche Einwohner/:<br />
allermaßen auch alle <strong>an</strong>dere so künftig <strong>sich</strong> in gedachtes Dorf setzen wollen,<br />
vor ihrer Annehmung, so vor Amt geschehen solle, zu tun verobligirt sein<br />
sollen:/ mit eigener H<strong>an</strong>d unterschrieben und unterzeichnet und mich <strong>als</strong><br />
derzeit Amtsverweser gebeten, Solches schriftlich zu verfassen und mit<br />
eigener H<strong>an</strong>dunterschrift und <strong>Sie</strong>gel zu corrobiren und zu confirmiren.<br />
Geschen zu Zweibrücken dem 26ten Marty 1692<br />
(<strong>Sie</strong>gel) Liemur<br />
Leohard Grimms H<strong>an</strong>dzeichen<br />
Hl<strong>an</strong>z Christm<strong>an</strong>ns Grimms H<strong>an</strong>dzeichen<br />
Jost Sagere H<strong>an</strong>dzeichen<br />
Georg Kleins Hausgmark<br />
Antoni Jochs H<strong>an</strong>dzeichen<br />
H<strong>an</strong>s Henrich H<strong>an</strong>dzeichen<br />
H<strong>an</strong>s Michel Wüllenwebers H<strong>an</strong>dzeichen<br />
Mattheis Becks H<strong>an</strong>dzeichen<br />
Emerich Grüneisens H<strong>an</strong>dzeichen<br />
Auf vortstehende Gemeinsleut zu <strong>Mittelbach</strong> gebührendes Ansuchen und<br />
Begehren ist vor mehrerer Bekräftigung dieser Gemeinsordnung das<br />
gewöhnliche Amts Insiegel herfür gedruckt und von mir eingenhändig<br />
unterschrieben worden.<br />
So geschehen zu Zweibrücken, den 30ten Jun. 1693<br />
(<strong>Sie</strong>gel) S.B. Balbach<br />
H<strong>an</strong>s Rohrbacher H<strong>an</strong>dzeichen<br />
H<strong>an</strong>s Görg Meyer H<strong>an</strong>dzeichen<br />
40
G e m e i n d e o r d n u n g d e s D o r f e s <strong>Hengstbach</strong><br />
l. Erstlich soll diese Ordnung alles Jahr auf den Aschermittwoch bey der<br />
Gemeinde abgelesen werden, damit <strong>sich</strong> keiner mit der ungewissheit zu<br />
entschuldigen haben, worauf der butger-Meister ein fleißiges uffsehn haben<br />
soll.<br />
2. W<strong>an</strong>n ein M<strong>an</strong>n und Fraw, die nicht in dieser gemeind bürtig, das gemein Recht<br />
kaufen wollen, So ist der M<strong>an</strong>n drey und das Weib zwei Gülden und solches<br />
<strong>als</strong>obald zu zahlen schuldig, Ziehet er wieder aus dieser gemeind, und ist drey<br />
Monath daraus, will aber hernach wieder in die gemeind kommen, so soll Er das<br />
gemein Recht wieder kaufen und zahlen. Er wolle denn ein hintersaßen seyn, und<br />
jährlich einen Gülden der gemeind erlegen, der Ist einmal frey.<br />
3. W<strong>an</strong>n der burgermeister die gemeind zusammengebeut, und einer <strong>sich</strong> nicht<br />
<strong>als</strong>obald würd <strong>an</strong>finden, der soll 3 alt geben. Ist er nicht zu haus, soll sein Weib<br />
oder jem<strong>an</strong>d <strong>an</strong>deres kommen, und Ihn entschuldigen, fährest m<strong>an</strong>n muthwillen,<br />
so soll er einen orthsgülden geben.<br />
4. Derweilen <strong>an</strong> <strong>an</strong>deren orthen hiesigen ambts, wo m<strong>an</strong>n wegen geringer <strong>an</strong>zahl<br />
der einwohner keinen expressen schützen halten k<strong>an</strong>n, gebräuchlichn, daß das<br />
feldschützenambt durch die gemeinsleuthe Versehen wird, und einer nach dem<br />
<strong>an</strong>dern solches wochentlich mit haltung eines gewißen schützenstaabs verichte,<br />
so soll es auch <strong>als</strong>o damit in dieser gemeind gehalten werden, dabeneben aber<br />
auch jeweder einwohner bey seinem eyd und pflichtig schuldig seyn, alle<br />
diejenigen so Er schad find oder <strong>an</strong>treffen würde, auch sonst alle ruchbaren<br />
Sachen <strong>an</strong>zubringen, oder aber gleiche Strafe, wie der Verbrecher,<br />
unterworfen zu seyn.<br />
5. W<strong>an</strong>n der Schütz gepfändet hat so soll Er denmjenigen <strong>an</strong>sagen, dem das pf<strong>an</strong>d<br />
ist. welcher zahlen soll Von einem stück Vieh 6 fl. bey tag, und bey nacht 3 bz.<br />
12 Pf.<br />
6. So einer <strong>sich</strong> des pf<strong>an</strong>dgelds getrösten thât, und es nicht achtet, und der<br />
schaden auch zahlen, und unpartheyische schätzer geschickt werden, und solle<br />
hernach das ambt darüber erkennen, es seye d<strong>an</strong>n, da6 sie <strong>sich</strong> darüber<br />
Verglichen, dem Schätzer soll der Verbrecher ein maaß Wein und ein halb<br />
batzen brod geben, es seye d<strong>an</strong>n, daß selbiger aus <strong>an</strong>derer dorfschaft<br />
geschickt worden, denen Ihr g<strong>an</strong>g d<strong>an</strong>eben nach der Weite des Wegs zahlt<br />
werden soll.<br />
41
7. Das Vieh soll der schütz aus dem Schaden treiben nach hauß, oder sonst <strong>an</strong> ein<br />
orth, daß es aus dem schaden kommt, auch soll der schütz das Vieh sonder<br />
Verletzung aus dem schaden treiben.<br />
8. W<strong>an</strong>n jem<strong>an</strong>d In der gemeind gesehen wird einem <strong>an</strong>deren auf seinem<br />
obsbaum steigen, und schüttelt den baum verstohlener weiß, es sey bei tag<br />
oder by nacht, so soll Er der gemeind einen Gülden geben, und den Diebstahl<br />
doppelt bezahlen.<br />
9. Es soll Keiner in Kein Wies fahren biß Michaelis ohne der gemeind wißen und<br />
willen.<br />
10. W<strong>an</strong>n einer In eines <strong>an</strong>dern Weiß oder garthen gehet zumehen oder graßen<br />
und wird erdapt, der verwirkt <strong>an</strong> straf 3 bz.<br />
11. Auch soll Keiner dem <strong>an</strong>dern auf sein drieschen fahren, was zwischen der<br />
frucht ligt, wer es verbricht, Ist ein orthsgülden schuldig.<br />
12. Die wießen oder weiden, und was die gemeind freyhalten will, sog Keiner auf<br />
sein gutdüncken hinfahren, es soll mit der gemeind wißen und willen geschehen,<br />
der Verbrecher aber dießes mit der gemeinen straf <strong>an</strong>gesehen werden.<br />
13. So einer zwischen der frucht mit einer fuhr fährt, soll Er kein ledig Vieh<br />
lassen nachlaufen, desgleichen im heumachen oder mistführen, wie auch Im<br />
säen im herbst oder frühling, wer dagegen betretten wird, soll Jedesmal drey<br />
batzen Strafe geben.<br />
14. Zur Zeit der heuernd soll Keiner dem <strong>an</strong>dern duch sein graß oder Heu fahren,<br />
sondern es zuvor selbigem <strong>an</strong>zeigen, damit Er soviel graß oder heu auf setten<br />
schlage, <strong>als</strong> platz zur durchfahrt nöthig, Wer unh<strong>an</strong>gezeit durchfährt, soll<br />
nebst ersetzung des verursachten Schadens auch einen orthgülden straf<br />
geben, Es seye d<strong>an</strong>n, daß derjenige, dem solch graß oder heu gehört, kein platz<br />
machen wollte, da d<strong>an</strong>n demjenigen so durchfährt erlaubt, selbsten soviel auf<br />
seit zu schlagen <strong>als</strong> nötig. Weilen auch im gemeinen obs und Eckerleßen große<br />
unordnung fürg<strong>an</strong>gen, indem selbiges für der Zeitigung von einigen<br />
elngenmächtig hlnweggenommen worden, so soll hinfüro solches obs und<br />
Eckerleben so l<strong>an</strong>g verbott und zuget<strong>an</strong> seyn, biß daß solches seine Zeitneigung<br />
erreicht, und von der gemeind Zur einsammlung ein gewißer tag bestimmt<br />
worden, welcher aber Vorher <strong>sich</strong> deßen unterstehen würde, soll jedesmahl<br />
umb Ein orthsgülden gestraft werden; sollte ader die gemeind ein oder <strong>an</strong>der<br />
Jahr das Eckerleßen von der gemeind schwein ufsätzen laßen wollen. soll Es<br />
auch dabey bey ebenmäßiger straf sein verbleiben haben.<br />
42
15. Dieweilen auch biß daherwo großer schaden <strong>an</strong> denen gemeinen obs- und<br />
Eckerrichbäumen duch abhauung derselben geschen, <strong>als</strong> soll dergleichen<br />
hienführo Zuthun, / Es wäre d<strong>an</strong>n einem von gdster herrschaft und der<br />
gemeind wegen etwas <strong>an</strong>gewießen / bey straf Zwey gülden für jeden stamm<br />
gdgst herrschaft Vorbehalten, Verbott seyn.<br />
1 6 . Wer etwas am gemeinen weg halt zuzuzäunen und es den ersten Maytag nicht<br />
gezäunt hatt, Ist zur straf 3 bz 1 2 Pf., und w<strong>an</strong>n Ers drey tag hernach nicht<br />
gezäunt, abermahl drey bz 12 Pf. und so fort <strong>an</strong>.<br />
1 7 . Wer eine fohrst<strong>an</strong>g od. Zaunstecken vom Zaun abreißt und hinweg trägt, der<br />
soll zur straf einhalb gülden geben.<br />
1 8 . Wer einen garthen aufreißest und schaden drarinnthut, und wlrd ertapt, der<br />
soll einen halben gülden geben, und den schaden doppelt ersetzen.<br />
19. W<strong>an</strong>n einer einen ungezäunten garten hat, und säet etwas gemüß darinn, kommt<br />
ein Vieh drein und tuth schaden, soll der schaden nicht bezahlt werden, d<strong>an</strong>n<br />
der Zaun freyet den garthen.<br />
2 0 . Wer eine endlücke zuversehen halt, der soll solches aufrichten ohne des <strong>an</strong>dern<br />
entgelt, braucht aber einer solche Lücke, der versehe sie Wieder wie Er sie<br />
gefunden hatt, wer verbricht Ist zur strafe ein halb gülden.<br />
2 1 . Es sollen die einwohner gesamterh<strong>an</strong>d den hirth<strong>an</strong> unterhalten, und obwohl ein<br />
od. <strong>an</strong>der kein schwein hätte, soll Er dennoch Jährlich vor zwey stück den<br />
hirthen zu lohnen schuldig seyn.<br />
2 2 . Junge ferckel so neun Wochen alt, sollen bey die herd getrieben werden, und<br />
sollen davon hüthen und lohnen, wer es verbricht Ist schuldig ein orthsgülden.<br />
2 3 . W<strong>an</strong>n der Hirth ein stück Vieh läßt laufen, und kommt Ins dorf, oder bey sein<br />
hauB, so soll Er es In den stall thun, oder Wieder zur herd treiben, thut das<br />
Vieh schaden, so soll es der hirth bezahlen, Verliert der hirth ein stück Vieh,<br />
und bringt kein warzeichen wo Ers gelaßen, soll Er es bezahlen.<br />
2 4 . Welcher ein od. mehr stück Vieh dem hirthen Zum erstenmahl vortreibt, der<br />
soll ein tag das Vieh helfen gewöhnen.<br />
2 5 . Wer Junge Kälber halt. der soll sie im stallhalten, oder bey die herd treiben,<br />
w<strong>an</strong>n er nicht einen umbgezäunten garthen hätte, wer darwieder muthwillig<br />
h<strong>an</strong>delt, der soll Jedesmahl einen orthsgülden strafe geben.<br />
43
2 6 . Es soll ein jeder, der Zacker fährt, fleißig achtung geben, daß Er kein stein in<br />
äcker, wießen und gärthen verändere durch <strong>sich</strong> oder die seinigen, bei<br />
Vermeidung hoher straf.<br />
2 7 . Wer aber ohngefähr einen stein außführt, soll Es seinem <strong>an</strong>stoßendem nachbarn<br />
alßobald <strong>an</strong>zeigen, und solchen stein wieder ein derer gegenwarth einsetzen,<br />
wer solches unterläßt verbricht zwei gülden straf. halb gdgstr herrschaft und<br />
halb der gemeind.<br />
2 8 . Durchs gericht einen stein zu sezten, wie auch einen augenschein einzunehmen,<br />
kost jedes einen gülden, werden aber schultheis und samtliche schöffen dazu<br />
bebracht so Kosts zweier gülden, welcher recht hatt bekombt sein geld<br />
wieder von dem so verlieret.<br />
29. Ein jeder bürgermelster soll wohl achtung auf weg, steg und brunnen geben,<br />
daß solches gemacht und geh<strong>an</strong>dhabt werde, bevorab uff die tränke vor das<br />
Vieh, welches alles die samtliche elnwohner gelicher h<strong>an</strong>d zuthun schuldig, wer<br />
solchem wiedersteht, soll Jedesmal einen halben gülden straff geben.<br />
30. Es soll ein Jeder haußm<strong>an</strong>n achtung auf seine schornsteine geben, daß Er<br />
dieselben durchs Jahr durch sauber hält, und soll die gemeind auff den<br />
aschermittwoch Von hauß zu hauß gehen, und sehen, ob ein Jeder gemeinsm<strong>an</strong>n<br />
seinen schornstein gesäubert halt, wer aber fehlgebunden wird, der soll<br />
ohnnachläßig einen halben gülden straff schuldig seyn.<br />
31. Des gleichen was m<strong>an</strong>gehafte backöfen sind, soll Keiner verschonet werden,<br />
sondern ist zur straff 3 bz. 12 & zugeben schuldig, ingleichen wer einen<br />
brunnen verunsäubert, der Ist auch einen orthsgülden schuldig.<br />
32. Es soll Keiner dem <strong>an</strong>dern bey der gemelnd heißen lügen, wer das Verbricht ist<br />
zur straff 5 att.<br />
(Hier bricht die Gemeindeordnung <strong>Hengstbach</strong> ab. Es scheint ein Blatt verloren<br />
geg<strong>an</strong>gen zu sein, da auf der letzten Seite <strong>als</strong> Hinweis zur nächsten Seite noch<br />
,W<strong>an</strong>n" steht. Die nächste Seite bringt d<strong>an</strong>n unmittelbar nachstehende<br />
Unterschriften. - Die ersten 7 sind von gleicher H<strong>an</strong>d geschrieben, d<strong>an</strong>eben Ist die<br />
Jahreszahl 1706 vermerkt.<br />
Die nächsten 7 sind <strong>an</strong>scheinend später zu verschiedenen Zeiten und von<br />
verschiedenen Händen geleistet.<br />
44
Chrlstoffel Mößel (Moschel)<br />
Mattls glenz<br />
Conrat miller<br />
Joh<strong>an</strong>n Kefer 1706<br />
henrich schmink<br />
H<strong>an</strong>ß Adam Eichacker<br />
H<strong>an</strong>ß Jörg Moschel<br />
Friedrich Mußell<br />
Cunther ginßel (?)<br />
Nickel Meyer<br />
Fridrich Mußell der Junge<br />
Jacob ??<br />
paaluß brocher 1723<br />
Kunrath schurick<br />
4.4 Erwerbung des Gemeinderechts in <strong>Hengstbach</strong>.<br />
1726-1761<br />
(Anschließend <strong>an</strong> die Gemeindeordnung finden <strong>sich</strong> folgende Eintragungen von<br />
Personen, die das Gemeinderecht gekauft haben:)<br />
08.01.1726 Michell Diehl 2 Gulden<br />
11.02.1728 Lehnhardt Br<strong>an</strong>d ?<br />
? Steffen schlöppi ?<br />
22.02.1730 Bernhard Enckler Einwohner zu <strong>Mittelbach</strong>;<br />
sol<strong>an</strong>ge er nicht bei uns in <strong>Hengstbach</strong> wohnt,<br />
will er nicht <strong>an</strong> allen Beneficien teilhaben.<br />
Er will keine Frohnd leisten,<br />
keinen Hirthenlohn zahlen, kein Holz<br />
haben, nichts gemeines zu h<strong>an</strong>dhaben<br />
<strong>als</strong> der gemeinen Nachtweid sol Er die<br />
weide auf dem B<strong>an</strong>n ohn Verwehret<br />
genießen.’<br />
22.02.1730 Joh<strong>an</strong>n Jörg Hof ledig, Zieglergesell 2 Gulden<br />
??.??.1731 Joh<strong>an</strong>n Jorg Hof für seine Hausfrau<br />
08.02.1731 Henrich Aichacker für <strong>sich</strong> und seine Hausfrau 8 Gulden. Er ist<br />
1733 Donnerstag nach Aschermittwoch nach<br />
<strong>Mittelbach</strong> gezogen.<br />
45
26.02.1732 Jacob Glensch hat für seine Frau das Gemeinderecht<br />
gekauft 4 Gulden<br />
??.??.1731 Frieß Moschel für seine Frau 4 Gulden<br />
08.03.1733 Adam Sahr 6 Gulden<br />
08.03.1733 D<strong>an</strong>jel Miller<br />
15.02.1736 Jerg Friedrich Glensch und seine Hausfrau Maria Catharina 4 Gulden<br />
15.02.1736 Jacob Hoff für <strong>sich</strong> und seine Frau 10 Gulden<br />
15.02.1736 Dibold Goß 6 Gulden<br />
??.??.1735 Adam Baum<strong>an</strong>n auf Aschermittwoch für <strong>sich</strong> und die seinigen 6 Gulden<br />
??.??.1737 Frittich Miller auf Aschermittwoch vor seine Frau 4 Gulden<br />
05.05.1738 Nickel Hooff 6 Gulden<br />
11.02.1739 auf Aschermittwoch L<strong>an</strong>dschafts Comisario und<br />
Waisenschreiber Aulenbach, (Er hat Jörg Moschels Haus<br />
und sämtliche Güter gekauft.) für <strong>sich</strong> und seine Erben<br />
10 Gulden und 2 zum Vertrinken)<br />
??.??.1747 auf Aschermittwoch Christi<strong>an</strong> Noe 6 Gulden<br />
??,??,1747 auf Aschermittwoch Jacob Leitheißer vor <strong>sich</strong> und seine Frau 10 Gulden<br />
8.3.1748 Jacob Billm<strong>an</strong>n 6 Gulden<br />
1749 auf Aschermittwoch hironmuß henr vor <strong>sich</strong> und seine frau10 Gulden<br />
1749 auf Aschermittwoch Jörgfridrich Mußel vor seine Frau 4 Gulden<br />
1758 auf Aschermittwoch Nickel feß vor ihn und die seinigen 6 Gulden<br />
1758 auf Aschermittwoch<br />
Bernhart schneider vor ihn und die seinigen<br />
6 Gulden<br />
1758 auf Aschermittwoch Nickel Echeacker seine Frau und seine<br />
Nachkommen 4 Gulden ¼ Wein<br />
5.2.1759 Ignatzcius Glotz vor <strong>sich</strong> und seine Kinder 6 Gulden<br />
5.2.1759 Michäl Noe vor <strong>sich</strong> seine Frau und die seinigen 10 Gulden<br />
5.2.1759 Jacob Degen vor <strong>sich</strong> und die seinigen 6 Gulden<br />
5.2.1761 Daviet Allmer vor <strong>sich</strong> und die seinigen 8 Gulden<br />
46
5.0 Die Renovationen<br />
Waren es erst die Gemeindeordnungen, die das Zusammenleben regelten, so war bald<br />
auch eine Überprüfung und Neueinteilung der in Besitz genommenen liegenden Güter<br />
unbedingt notwendig, wollte m<strong>an</strong> für eine ruhige Weiterentwicklung in den Gemeinden<br />
sorgen. Es scheint am Anf<strong>an</strong>g so gewesen zu sein, dass jeder Äcker und Wiesen<br />
ausstockte und putzte, wo und wie es ihm gefiel. Wenn wir in den Akten lesen, dass<br />
m<strong>an</strong>che sogar mehr Felder ausstockten <strong>als</strong> sie bebauen konnten und diese d<strong>an</strong>n, <strong>als</strong><br />
Samenfrucht und Brot sehr teuer waren, verkauften, so finden wir obenstehende An<strong>sich</strong>t<br />
nur dadurch bestätigt. Auf der <strong>an</strong>deren Seite aber st<strong>an</strong>d die Kirchschaffnei, die ihren<br />
L<strong>an</strong>dbesitz <strong>an</strong> jedem Ort <strong>sich</strong>ergestellt haben wollte. So meldet der Schaffner schon<br />
1685, dass das Kloster in <strong>Mittelbach</strong> ein Hofgut von 12 1/2 Morgen Dungfeld, 60 Morgen<br />
Willerrung, 17 Morgen Bösch, 2 Krautgärten und 7 Wagen Heuwachs gehabt habe. Der<br />
Beständer vor dem großen Krieg sei Stoffel Schuster gewesen, der jährlich 6 Fass Korn,<br />
2 fl Zins und eine Weinfahrt nach Godramstein dafür geleistet habe. Desgleichen habe<br />
Leonhard Kalkbrenner von <strong>Hengstbach</strong> das dortige Klostergut besessen und seine<br />
Abgaben entrichtet. Zu <strong>Mittelbach</strong> sei aber noch ein „absonderliches" Gut gewesen von<br />
4 Morgen Ackerl<strong>an</strong>d, 10 Morgen Willerung und Bösch, 8 Stück Wiesen von 8 Wagen<br />
Heu. Beständer dieses Gutes sei Theobald Pfeifer von <strong>Mittelbach</strong> gewesen, und er habe<br />
dafür 6 fl <strong>an</strong> Geld gegeben und eine Weinfahrt geleistet.<br />
Aber auch die herzogliche Rentenkammer war <strong>an</strong> einer Neuordnung interessiert, denn<br />
alles L<strong>an</strong>d von dem kein Besitzer nachgewiesen werden konnte, wurde <strong>als</strong> vag<strong>an</strong>t<br />
erklärt. Es war <strong>als</strong>o frei und fiel dem Herzog zu. Diese Ländereien wurden zum größten<br />
Teil <strong>an</strong> die Untert<strong>an</strong>en veräußert und brachten Geld in die herzogliche Kasse.<br />
5.1 Renovator Sundahl führt die Neueinteilung durch<br />
Um 1711 bekam der Renovator Sundahl von der Regierung den Auftrag, die Renovation<br />
in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> durchzuführen. Vorher hatte er in gleicher Weise in<br />
Contwig gearbeitet. Es war dies <strong>sich</strong>er keine leichte und einfache Arbeit, melden doch<br />
die Akten von viel Z<strong>an</strong>k und Streit, von gegenseitiger Verunglimpfung und von offener<br />
und geheimer Anklage.<br />
Nach welchen Ge<strong>sich</strong>tspunkten die Güter verteilt wurden, geht aus den Akten nicht<br />
hervor. Es scheint aber, dass die einzelnen Untert<strong>an</strong>en in bestimmten Maße gehalten<br />
waren ein Anrecht nachzuweisen oder das L<strong>an</strong>d zu kaufen. Von Interesse ist wie der<br />
Zweibrücker Bürger und Schuhmacher Friedrich D<strong>an</strong>iel Omphlius 1718 Anspruch auf<br />
Güter in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> erhebt.<br />
Zunächst führte er einen Stammbaum auf, der bis zu den Urgroßeltern, die vor dem 30<br />
jährigen Kriege lebten, reicht.<br />
Es sind dies Christm<strong>an</strong>n Meyer und seine Frau Christine. Dieser Christm<strong>an</strong>n Meyer hatte<br />
drei Kinder: D<strong>an</strong>iel, welcher schon vor dem Kriegswesen gestorben, Peter Meyer,<br />
verheiratet mit Elisabetha Saara, der Großvater des Omphalius, welcher noch am Leben,<br />
und Christm<strong>an</strong>n Meyer, welcher mit Anna, der Tochter des Leonhard Steinmetz von<br />
<strong>Hengstbach</strong> verheiratet war. Beide sind aber verstorben und ebenso ihr einzigster Sohn<br />
Peter. Omphalius erhebt nun Anspruch sowohl auf die Güter, die von seinem Urgroßvater<br />
herstammen, <strong>als</strong> auch auf die, welche von der stammen. Er bringt d<strong>an</strong>n ein Verzeichnis<br />
der liegenden Güter des Leonhard Steinmetz mit der Jahreszahl der Erwerbung den<br />
47
Lagenamen und Nebenliegern. Ein Teil der Angaben stellen einen Auszug aus den alten<br />
Gerichtsbüchern dar, der am 4.5.1717 <strong>an</strong>gefertigt wurde. Omphalius kommt so auf die<br />
stattliche Anzahl von mehr <strong>als</strong> 50 Grundstücken, Wiesen und Äckern, die Steinmetz in der<br />
Zeit zwischen 1600 und 1631 erworben hat. Darunter befindet <strong>sich</strong> auch ein Hauskauf in<br />
<strong>Hengstbach</strong> 1606 und die Hofstadt am Ende des Dorfes <strong>Mittelbach</strong> mit Gärten und<br />
Grundstücken, die seine Großmutter Saara, die Frau des Peter Meyer, ererbt hatte. Der<br />
Erfolg aller Bemühungen des Schuhmachers Omphalius war gleich Null, obwohl er<br />
Schmiergelder <strong>an</strong> eine bestimmte Person zahlte, die versprach, seine Sache beim<br />
Oberamt zu vertreten.<br />
5.2 Die Renovationsprotokolle<br />
Für <strong>Mittelbach</strong> wurde 1714 bei der Renovation durch Sundahl ein Lagerbuch aufgestellt.<br />
Leider ist es verloren geg<strong>an</strong>gen. So können wir den Besitz der einzelnen Untert<strong>an</strong>en aus<br />
dieser Zeit nicht mehr feststellen. Wir besitzen aber das Renovationsprotokoll von 1743,,<br />
das <strong>an</strong>scheinend aufgenommen wurde, weil <strong>sich</strong> inzwischen durch Kauf, Tausch und<br />
Vererbung m<strong>an</strong>ches geändert hatte. Ich vermute, dass die beiden eingebundenen<br />
Gemarkungskarten, die hier beigegeben sind, zu dem Lagerbuch von 1714 gehören.<br />
Auch sie sagen über die Besitzverhältnisse in dieser Zeit aus.<br />
Für <strong>Hengstbach</strong> besitzen wir das im Jahr 1725 wegen Tausch und Kauf revidierte<br />
Renovationsprotokoll von 1714. Von den beigegebenen Karten gibt uns eine die<br />
Jahreszahl 1711 <strong>an</strong>.<br />
In den Renovationsprotokollen sind sämtliche Grundstücke des B<strong>an</strong>nes mit den Nummern<br />
der Karte, dem Namen der Besitzer und Angaben über Lage und Größe aufgeführt.<br />
Für <strong>Hengstbach</strong> besitzen wir ein Verzeichnis der Besitzer mit der Größe ihres Besitzes<br />
von 1725, welches ich hier folgen lasse.<br />
48
5.3 Das <strong>Hengstbach</strong>er B<strong>an</strong>n<br />
Besitz und Besitzer 1725 (<strong>Hengstbach</strong>) Was jeder der Interessenten auf<br />
<strong>Hengstbach</strong>er B<strong>an</strong>n <strong>an</strong> Gütern habe (ein Morgen hat 32 Ruten)<br />
Besitz <strong>an</strong> Wiesen, Gärten und Ackerl<strong>an</strong>d zusammen<br />
Morgen Ruten<br />
87 H<strong>an</strong>s Adam Eichacker 110 3/4 29<br />
88 Friedrich Moschel 49 ½ 28<br />
90 Georg Moschel 55 3/4. 26 3/4<br />
89 Friedrich Moschel jun. 55 21. 1/4<br />
91 Andreas Schmidt v. Webenheim 49 ½ 171/4.<br />
92 Conrad Müller 84 28<br />
94 Mathes Klensch 105 3/4 11<br />
96 Nickel Meyer 82 5 1/4<br />
97 Moschels Wittib 1<br />
98 Joh<strong>an</strong>n Kaißer 36 1/4. 3<br />
99 Heinrich - Schmink 31 3/4 21<br />
100 Caspar Giß(ff)el und<br />
Joh<strong>an</strong>nes Reinhard 10 ½ 8<br />
100 Keßlerisch Lehengut 28 ½ 4<br />
101 Grafen v.d. Leyen - ½<br />
101 Oberhofmarschall v. Raßfeld 3 ½ 4<br />
101 v. Schorrenburg - ½<br />
101 v. St. Ingbrecht - ½ 8<br />
102 H<strong>an</strong>s Georg Schmid v. Zweibrücken 6 3/4<br />
102 Heinrich Jakob Leiner von <strong>Mittelbach</strong> 3/2 22<br />
102 H<strong>an</strong>s Rohrbach v. <strong>Mittelbach</strong> - ½<br />
103 Jacob Röller von <strong>Mittelbach</strong> - ½<br />
103 Balzer Müller von <strong>Mittelbach</strong> u.<br />
Heinrich Basti<strong>an</strong> Schultheiß<br />
von Rimschweiler 3 ½<br />
103 Paulus Müller 6<br />
103 Christi<strong>an</strong> Schlemmer von<br />
Althornbach 2 1/4.<br />
103 Kirchenschaffner Heintz - 3/4 16<br />
104 Kirchengüther 4 1/4<br />
105 Die Gemeinde <strong>Hengstbach</strong> 25 ½ 22<br />
104 Paulus Bracher 3 ½ 17<br />
107 Vag<strong>an</strong>t modo Pauly Bracher 25<br />
49
5.4 Wohnplätze In <strong>Hengstbach</strong><br />
Nach der Karte von 1711 und dem Renovationsprotokoll von 1714, rezidiviert wegen<br />
Kauf, Tausch und Erbteilung 1725<br />
(die Nummern weisen den Wohnplatz in beiliegender Karte nach)<br />
Nr. 91 Conrad Müllers Wohnplatz<br />
Nr. 92 Der Hirtenplatz<br />
Nr. 93 H<strong>an</strong>s Adams Eichackers Wohnplatz und Garten, am Weg zur<br />
Brühlwiese; am Allmuth gegen den Dorfborn zu 8 Ruten<br />
Nr. 94 der Platz um H<strong>an</strong>s Adam Eichackers Ziegelhütte<br />
Nr. 95 Die Ziegelhütt und sein Wohnplatz und Hauß, so er dahin gebaut,<br />
der Garten aber hintendr<strong>an</strong> hat zwar Georg Moschel sein<br />
Tochterm<strong>an</strong>n aus dem Erbgut voraus gegen <strong>an</strong>dere Stücker<br />
erhalten.<br />
Nr. 96 H<strong>an</strong>ß Adam Eichacker, ein klein Gärtchen.<br />
Nr. 104 Georg Moschels Wohnplatz, zwischen beiden Moschel<br />
Wohnplatz.<br />
Nr. 105 Friedrich Moschel jun. 25 Ruthen, durch Kauf <strong>an</strong> Paul Bracher<br />
Friedrich Moschel sen. 25 Ruthen (ein Wohnplatz den sie gemein<br />
haben.)<br />
Nr. 124 Nickel Meyers Hausplatz<br />
Nr. 141 Mathes Klensch ein Garten und Hofstatt, stoßt vorn auf<br />
144 Scheuerplatz.<br />
Nr. 143 H<strong>an</strong>s Adam Eichackers Garten <strong>Hengstbach</strong> stoßt vom auf Nr. 144<br />
Wohnplatz oder öde Hofstatt.<br />
Nr. 144 Moschels Wtw. Scheuerplatz, 16 Ruthen ihrem Wohnhaus<br />
gegenüber Nota: Hiervon hat Henrich Schmink ein Scheuerplatz<br />
von 7 Ruthen.<br />
Nr. 145 Henrich Schminken Wohnplatz und Garten hinterst am Bornrech,<br />
hart am Haus fällt eine Delle herab.<br />
Nr. 146 Mathes Klensch Wohnplatz und Garten am Bornrech, einerseits<br />
eine Delle am Brunnen, <strong>an</strong>dererseits auch eine neben 145.<br />
Nr. 154 Casper Gifel 8 Ruthen ein Wohnplatz Joh<strong>an</strong>n Reinhard so<br />
zwischen 2 Wegen gelegen und sehr schmal hart oben am Breitenstein<br />
vorderst im Dorf beim Hirtenhaus.<br />
Nr. 159 Ein Hirtengraben einerseits vorn 158 <strong>an</strong>derseits eine Glame<br />
50
5.5 Wohnplätze in <strong>Mittelbach</strong> nach 1700<br />
Von der 1. Renovation in <strong>Mittelbach</strong>, welche 1714 stattf<strong>an</strong>d, ist das Lagerbuch leider im<br />
letzten Krieg verloren geg<strong>an</strong>gen. Es wurde im Staatsarchiv in Speyer aufbewahrt. Die<br />
Karten dazu sind uns aber im Renovationsprotokoll von 1743 erhalten. Auf der<br />
beigegebenen Karte von 1714 sind die Häuser aus dieser Zeit eingezeichnet. Die Namen<br />
der Bewohner aber müssen wir dem Renovationsprotokoll entnehmen. Häuser, die auf<br />
der Karte nicht eingezeichnet sind, sind zwischen 1714 und 1743 entst<strong>an</strong>den. Wo in<br />
dieser Zeit ein Besitzwechsel stattgefunden hat, können wir nicht feststellen.<br />
(Die Nummern weisen den Wohnplatz in der beigegebenen Karte noch)<br />
Nr. 26 u. 27 Die Mühl und Wilhelm Nickel Neumüllers Wohnplätze<br />
Nr. 40 Joh<strong>an</strong>n Herm<strong>an</strong>n<br />
Nr. 40 Ch. Chüm<br />
Nr. 40 Nickel Grimm<br />
Nr. 41 Peter Spreng<br />
Nr. 41 Heinrich Neumüller<br />
Nr. 42 Jacob Neumüller<br />
Nr. 66 u. 67 Peter Schweizers Wtw.<br />
Nr. 68 Paul Noe<br />
Nr. 69 Joh<strong>an</strong>n Noe<br />
Nr. 68 Peter Metz<br />
Nr. 121 Jacob und Ludwig Körners Wohnplatz und Ziegelhütte, die<br />
Ziegelscheune steht etwas in Nr. 71<br />
Nr. 145 Jacob und Ludwig Körners Brennofen<br />
Nr. 152 Joh<strong>an</strong>nes Hof<br />
Nr. 152 Nickel Rohrbacher<br />
Nr. 153 Ulrich Flickinger und Heinrich Vollenweider<br />
ohne Nr. <strong>an</strong> der Straße vor der Kirche:<br />
Heinrich Leiner<br />
Das Schulhaus<br />
Nr. 154 Jacob Röller<br />
Nr. 155 Jacob Brenner<br />
Nr. 156 Christi<strong>an</strong> Grüneisen<br />
Nr. 156 Pauly Grüneisen<br />
51
ohne Nr. <strong>an</strong> der heutigen Alten Friedhofstraße:<br />
Nickel Weiß<br />
Heinrich Maurer<br />
Die Gemeinde<br />
Peter Mauß<br />
Nr. 206 Philipp Mentzner<br />
Nr. 207 Joh<strong>an</strong>nes Flickinger<br />
Nr. 208 Pauly Grüneisen<br />
Nr. 209 Todenhof<br />
Nr. 211 Pauly Kuntz<br />
Nr. 212/213 Wilhelm Grüm, geht ein Notweg für Dung durch.<br />
Auf dem <strong>Mittelbach</strong>er B<strong>an</strong>n hatten nur wenige fremde Besitzer L<strong>an</strong>d. Überblicken wir das<br />
<strong>Mittelbach</strong>er Renovationsprotokoll, so fällt uns auf, dass keine Untert<strong>an</strong>en <strong>an</strong>derer Dörfer<br />
hier Besitz haben.<br />
Es erscheinen <strong>als</strong> fremde Besitzer nur:<br />
Der Graf von der Leyen mit 11 3/4 Morgen<br />
Das Keßlerische Gut mit 26 Ruten<br />
Das Kloster Hornbach mit 171 1/4 Morgen<br />
Die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> hat<br />
<strong>an</strong> Gärten, Hausplätzen,<br />
Ackerl<strong>an</strong>d und Wald mit 253 1/4 Morgen<br />
52
5.7 Streitigkeiten um die B<strong>an</strong>ngrenzen.<br />
5.7.1 Streit zwischen <strong>Mittelbach</strong> und Ixheim um das Hühnertal<br />
Während <strong>Hengstbach</strong> außer dem B<strong>an</strong>nstreit mit dem Wahlerhof (siehe Wahlerhof) sonst<br />
keinen Zwist um seine Grenzen hatte, treten in <strong>Mittelbach</strong> mehrere auf. Wohl st<strong>an</strong>den<br />
schon alte Grenzsteine, aber so weit ausein<strong>an</strong>der oder m<strong>an</strong>chmal auch nicht <strong>als</strong> solche<br />
<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt, woraus d<strong>an</strong>n der Streit erwuchs. So kam es schon 1621 zum Streit mit Ixheim,<br />
um das L<strong>an</strong>d im Hühnertal. Nach Angabe der Ixheimer war das L<strong>an</strong>d schon seit über 40<br />
Jahre strittig. Es muss eine Art Rotbusch gewesen sein, denn die Ixheimer schreiben,<br />
dass das Holz darauf alle 18 bis 20 Jahre abgehauen und die Fläche d<strong>an</strong>n besamt wurde.<br />
1621 wurde nun die Fläche wieder eingepfl<strong>an</strong>zt. Das Korn st<strong>an</strong>d so gut, dass die<br />
Zehnversteigerung einen höheren Ertrag erbrachte <strong>als</strong> gemeinhin üblich war. Der<br />
Zehntbeständer war Nikolaus Schwarz von Bickenaschbach. Während in Ixheim das<br />
Kloster 2/3 und der Pfarrer Bartholomäus Hexamer von Zweibrücken 1/3 des Zehntes<br />
bezogen, hatte letzterer, der schon seit 5 Jahren sein Amt hier verwaltete, wie seine<br />
Vorgänger und auch Joh<strong>an</strong>n Schwebel den <strong>Mittelbach</strong>er Zehnt g<strong>an</strong>z inne.<br />
Die <strong>Mittelbach</strong>er hatten das L<strong>an</strong>d eingesät. Als sie es aber schneiden wollten, riefen die<br />
Ixheimer den L<strong>an</strong>dschreiber Jost Wernigk und den Kirchenschaffner Jakob Weber herbei.<br />
<strong>Sie</strong> sollten über den strittigen Grenzverlauf entscheiden. Nach dem Ixheimer Auszug aus<br />
dem Oberb<strong>an</strong>nbruch st<strong>an</strong>d ein Stein „am Mühlberg bey der Seyters auf dem Ixheimer<br />
Berg". Von dort lief die Grenze zu einem Stein „uff dem Wattweiler Almend <strong>an</strong> die groß<br />
Buch, da steht ein Stein". Eine Buche war wohl da, es st<strong>an</strong>d bei ihr aber kein Stein. Weill<br />
schon die früheren Amtsleute Otthenrich L<strong>an</strong>dschad von Steinbach, Heinrich Bach und<br />
Amtm<strong>an</strong>n Carl von L<strong>an</strong>das die Buche <strong>als</strong> richtig <strong>an</strong>genommen hatten, so taten es jetzt der<br />
L<strong>an</strong>dschreiber und Kirchenschaffner auch. <strong>Sie</strong> steckten „schnurrichtig" zwischen die<br />
beiden obengen<strong>an</strong>nte Punkte eine St<strong>an</strong>ge und ließen die Zehntgarben auf der Ixheimer<br />
Seite durch die Zehntträger des Klosters zusammentragen und in des Klosters eigene<br />
Zehntscheuer bringen.<br />
Im <strong>Mittelbach</strong>er Auszug des B<strong>an</strong>nbuches st<strong>an</strong>d aber nichts von einer Buche. Pfarrer<br />
Hexamer wies nach, dass ein Büchsenschuß weit von der Buche eine Eiche st<strong>an</strong>d und<br />
bei ihr auch ein Stein. Da <strong>an</strong> dieser Stelle die von <strong>Mittelbach</strong>, Wattweiler und Ixheim mit<br />
Ihrem B<strong>an</strong>n zusammenstießen, musste dies der richtige Stein sein: denn <strong>an</strong> die Buche<br />
konnte der Wattweiler B<strong>an</strong>n nicht stoßen. 1623 im Dezember wurde der Streit<br />
entschieden. Das Oberamt sprach den <strong>Mittelbach</strong>ern das strittige L<strong>an</strong>d im Hühnertal zu.<br />
56
5.7.2 Streit zwischen Ixheim und <strong>Mittelbach</strong> um den Grenzverlauf<br />
von der Selters bis auf den Lohberg<br />
Bei der Renovation entst<strong>an</strong>d ein neuer Streit zwischen den beiden Gemeinden. Nach dem<br />
Oberb<strong>an</strong>nbuch (siehe Grenzbeschreibung des <strong>Mittelbach</strong>er B<strong>an</strong>nes) st<strong>an</strong>d <strong>an</strong> der Seiters<br />
ein Grenzstein und der nächste am Lohberg über der Weiserbach. Ixheim behauptete<br />
nun, die Grenze laufe von einem Stein zum <strong>an</strong>dern gerade. D<strong>an</strong>n wäre das vorders<br />
L<strong>an</strong>gental und die g<strong>an</strong>ze Weisersbach <strong>an</strong> Ixheim gefallen. Tilem<strong>an</strong>n Stella nennt aber<br />
schon 1563 den Ellernborn und den Ellerngraben <strong>als</strong> Grenze. Der B<strong>an</strong>n lag etwas<br />
oberhalb des Weges zum heutigen Altersheim <strong>an</strong> der Straße von <strong>Mittelbach</strong> nach Ixheim<br />
und von ihm führte ein Graben quer übers Tal zur Bickenalb, der Ellerngraben. Ixheim<br />
musste den Ellerngraben <strong>als</strong> Grenze <strong>an</strong>erkennen, und so wurde die Grenze um 1743<br />
festgelegt, wie sie heute noch verläuft.<br />
5.7.3 Der B<strong>an</strong>nstreit Bickenaschbach - <strong>Mittelbach</strong><br />
(Der Streitb<strong>an</strong>n)<br />
Der Streit um die B<strong>an</strong>ngrenze zwischen Bickenaschbach und <strong>Mittelbach</strong> hat die<br />
Ausein<strong>an</strong>dersetzungen zwischen dem damaligen Besitzer des Hofes Aemilium Casimir<br />
Wernigk von St. Ingbrecht, (ab 1724 auch seines Schwagers des Freiherrn Friedrich von<br />
und zu Schorrenburg, dem Besitzer des Wahlerhofes), und der herzoglichen<br />
Rentkammer, welche den rechtmäßigen Besitz der beiden Höfe <strong>an</strong>zweifelte, zum<br />
Hintergrund.<br />
Schon unter der schwedischen Regierung verl<strong>an</strong>gte m<strong>an</strong> am 4.4.1700 von Wernigk, der<br />
dam<strong>als</strong> Amtsverweser in Meisenheim war, durch Dokumente nachzuweisen, wie er in<br />
Besitz des Hofes, des L<strong>an</strong>dschaftlichen Platzes in der Stadt, des Salzhausen <strong>an</strong> der<br />
Kirche und des Schaffkorns von Einöd gekommen sei.<br />
Dieser Streit zwischen Wernigk von Schorrenburg und der Rentkammer erreicht seinen<br />
Höhepunkt <strong>als</strong> Pfalzgraf Gustav Samuel eine morg<strong>an</strong>atische Ehe mit Luise von Hoffm<strong>an</strong>n<br />
eingeht, und Freiherr von Schorrenburg, der „Geheimöder Roth und Präsident von allen<br />
Collegis" war, 1724 in Ungnade fiel.<br />
Wernigk von St. Ingbrecht und Freiherr von Schorrenburg erhoben im selben Jahr Klage<br />
gegen den Herzog und seine Rentkammer beim Reichskammergericht in Wetzlar. L<strong>an</strong>ge<br />
und schleppend zogen <strong>sich</strong> die Verh<strong>an</strong>dlungen hin. 1780 melden die Akten, dass der<br />
Streit noch nicht entschieden sei.<br />
Um 1700 müssen die <strong>Mittelbach</strong>er auch ihren Anspruch auf ein Stück L<strong>an</strong>d <strong>an</strong> der<br />
Grenze gegen Aschbach <strong>an</strong>gemeldet haben. In der Grenzbeschreibung des<br />
B<strong>an</strong>nbuches (<strong>Sie</strong>he Grenzbeschreibung des <strong>Mittelbach</strong>er B<strong>an</strong>nes) heißt es: Dies<br />
Gemark führt ahn uff der Krump fuhrt, da steht ein Stein jenseits der Bach, stoßent<br />
dar<strong>an</strong> die von Aspach, diesseits der Bach die von <strong>Hengstbach</strong>. Von der Krumen fuhrt bis<br />
auf einen Markstein vor der Höhe, stoßen dr<strong>an</strong> die Aspach. von dem Stein oben auf<br />
Stuppach, dar<strong>an</strong> stoßen die von Althornbach, Hornbach und Aspach. „Wichtig war nun<br />
festzustellen, wo die „Krump fuhrt" liege. Die <strong>Mittelbach</strong>er behaupteten, sie liege<br />
ungefähr dort, wo heute die <strong>Hengstbach</strong>er Gemarkungsgrenze aus der Winterbach<br />
kommend auf die Bickenalb stößt, dort mache der Bachlauf Krümmungen. Aschbach<br />
aber hielt dagegen, dort liege die Weilerfuhrt mit dem Weilergrund. Die Krumfurt liege<br />
weiter abwärts am Bach, ungefähr gegenüber der Einmündung des <strong>Hengstbach</strong>er<br />
57
Tales, wo eine kleine Schlucht in den Lohberg einschneidet. Aber dort war der Bachlauf<br />
gerade und ohne Biegungen.<br />
Am 6. August 1706 besahen die Renovatoren Sundahl und Becker im Auftrag der<br />
Regierung das strittige L<strong>an</strong>d. <strong>Sie</strong> zogen einen Auszug aus dem Oberamtsb<strong>an</strong>nbuch für<br />
den Bickenaschbacher B<strong>an</strong>n zu Rate. Dort heißt es: „Von dem Stein durch den<br />
<strong>Hengstbach</strong>er Rodbusch außen bis uff Winterbach steht ein Stein, scheidet <strong>Hengstbach</strong><br />
und Aspach. Von der Winterbach die Glam innen bis zur Weilerfuhrt. Zur Furt herüber<br />
den Aspacher Berg herab. Die Glam vorm Aspacher Berg herauf, uff <strong>Mittelbach</strong>er Höhe,<br />
da steht ein Stein, scheidet <strong>Mittelbach</strong> und Aspach, Von dem Stein oben <strong>an</strong> Stuppach,<br />
steht ein Stein am <strong>Mittelbach</strong>er Pfad, scheidet Althornbach und Hornbach."<br />
Die Hornbacher B<strong>an</strong>nbeschreibung meldet, dass bei dem Stein oben auf Stuppach 4<br />
B<strong>an</strong>ne zusammenstoßen, nämlich Hornbach, Aspach, <strong>Mittelbach</strong> und Alihornbach.<br />
Den Stein oben auf Stuppach lassen die Renavatoren gelten. Er wird in allen<br />
B<strong>an</strong>nbeschreibungen gen<strong>an</strong>nt. Auf der Grenze, wie die Aspacher den Verlauf sehen,<br />
steht am Berg ein Stein. Aber auf der von <strong>Mittelbach</strong> <strong>an</strong>gegebenen Grenze stehen den<br />
Berg hinauf 3 Steine.<br />
Um Klarheit zu schaffen, ließen die Renovatoren diese 4 Steine aufgraben. <strong>Sie</strong> f<strong>an</strong>den<br />
nach Angaben Sundahls nur unter dem einen Stein Scherben, aber unter den drei<br />
<strong>an</strong>dern nichts. Sundahl schloss daraus, dass die Angabe der Grenze durch die<br />
Aspacher richtig sei, die <strong>an</strong>dern drei Steine könnten vielleicht die Begrenzung einer<br />
Weide bezeichnet haben.<br />
<strong>Mittelbach</strong> wird darum aufgetragen innerhalb von 6 Wochen bessere Beweise<br />
beizubringen. - Später behauptet die Gemeinde diese Aufforderung nicht erhalten zu<br />
haben und auch der damalige Schultheiß Martin Sprenger von Wattweiler will sie nicht<br />
unterschrieben haben. Sundahl meint später, das strittige Gebiet gehöre vielleicht auch<br />
einem Dritten, denn Stella nennt hier ein Nonnengut.<br />
Die Sache zieht <strong>sich</strong> nun l<strong>an</strong>ge hin, das die schwedische Regierung in Zweibrücken<br />
nicht entscheiden k<strong>an</strong>n und die Akten zur königlichen Regierung nach Stockholm<br />
schicken muss.<br />
Wernigk kommt d<strong>an</strong>n 1720 <strong>als</strong> Amtsverweser nach Zweibrücken, sein Schwager von<br />
und zu Schorrenburg wird in diesem Jahr in den Freiherrnst<strong>an</strong>d erhoben und Präsident<br />
bei der Zweibrücker Regierung. Dass es jetzt um die <strong>Mittelbach</strong>er Sache schlecht steht,<br />
ist selbstverständlich.<br />
Die <strong>Mittelbach</strong>er beklagen <strong>sich</strong>, unter der schwedischen Regierung wollten die<br />
Hofbeständer des Aspacher Hofes schon den Zehnt von dem strittigen B<strong>an</strong>n einheben.<br />
<strong>Sie</strong> mussten aber die Garben wieder <strong>an</strong> den Zehntbeständer Oberförster Brühl<br />
herausgeben. Nun aber hat Präsident v. Schorrenburg 1722 unter Straf<strong>an</strong>drohung<br />
befohlen, den Zehnt <strong>an</strong> Aschbach abzuliefern.<br />
1723 war das strittige L<strong>an</strong>d nicht abzuliefern.<br />
1724 Wernigk erhebt Klage beim Reichskammergericht.<br />
1724 <strong>als</strong> die <strong>Mittelbach</strong>er ihr Vieh dort auf die Weide treiben, pfänden die Aspacher<br />
Hofleute 3 Stück. 2 geben sie gleich wieder zurück, eins aber <strong>als</strong> es vom<br />
Oberamt befohlen wird.<br />
58
1.7.1724 Die Hofleute zackern in dem Distrikt und sogar auf dem <strong>Mittelbach</strong>er B<strong>an</strong>n<br />
und besamen mit Dünkel. - Die <strong>Mittelbach</strong>er haben das Gras von einen Teil<br />
des strittigen Gebietes einem Zweibrücker verkauft.<br />
31.5.1724 erfolgt auf die Klage Wernigks Ladung vor das Reichskammergericht.<br />
7.7.1724 bringen die <strong>Mittelbach</strong> einen Zeugen in Gestalt des H<strong>an</strong>ß Jacob Jecki kath.<br />
von Birkenheid aus dem Oberpfälzischen Oberamt Germersheim. Er ist<br />
Strohdecker von Beruf und hält <strong>sich</strong> bei seinem Schwiegersohn H<strong>an</strong>ß Georg<br />
Stamm auf. Zu der eidlichen Aussage vor dem Oberamt Zweibrücken ist<br />
Wernigk auch geladen, erscheint aber nicht.<br />
Jecki sagt aus: Sein Vater sei 6 Jahre bevor die Fr<strong>an</strong>zosen Zweibrücken<br />
eingenommen hätten, das Jahr weiß er nicht mehr, auf dem<br />
Bickenaschbacher Hof Hofm<strong>an</strong>n gewesen. Der Hof habe dam<strong>als</strong> dem<br />
Großvater des Regierungsrats Wernigk gehört. Er selbst sei dam<strong>als</strong> schon<br />
erwachsen gewesen. Sowohl von seinem Vater <strong>als</strong> auch von Wernigk und<br />
seiner Eheliebsten habe er oft gehört, dass der B<strong>an</strong>n dem Wasser der<br />
Bickenalb nicht weiter hinuntergehe, <strong>als</strong> bis <strong>an</strong> den Ort, wo jetzt die Fuhrt<br />
durch das Wasser gehe, die m<strong>an</strong> ihm gestern gezeigt, gegenüber dem<br />
großen Tal, wie m<strong>an</strong> früher sagte, jetzt sage m<strong>an</strong> Winterbach. Von da die<br />
Grenze die Glam aufwärts gelaufen. Rechter H<strong>an</strong>d den Berg hinauf seien die<br />
Aschbacher mit ihrem Vieh gefahren, nie linker H<strong>an</strong>d. So hätten auch<br />
Christi<strong>an</strong> Neuschw<strong>an</strong>der, der vor seinem Vater Hofm<strong>an</strong>n war, und der alte<br />
Wernigk <strong>an</strong>gegeben.<br />
5.8.1724 Albert Otto Schneider, der Kammergerichtsbote erscheint in <strong>Mittelbach</strong><br />
und überreicht dem Bürgermeister Bernhard und dem Schultheiß Joh. Hof<br />
die Appelationssache. Beide erklären, sie wollten keinen Prozess<br />
<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen, das L<strong>an</strong>d wäre das nicht wert. Wenn die Herrschaft dies wollte,<br />
könnten sie es tun.<br />
Wernigk behauptet, die <strong>Mittelbach</strong>er hätten in früheren Zeiten Sack- und<br />
Rodgelder für das L<strong>an</strong>d entrichtet.<br />
16.8.1724 schnitten die Gemeinsleute Casper und Rudolf Glor von Bondenbach<br />
Dünkel auf dem strittigen Gelände und zwar den Aschbacher Hofm<strong>an</strong>n.<br />
Da kamen 5 <strong>Mittelbach</strong>er und verl<strong>an</strong>gten, dass das Schneiden sofort<br />
eingestellt werde. Die <strong>Mittelbach</strong>er luden den geschnittenen Dünkel auf<br />
und fuhren ihn heim. <strong>Sie</strong> sagten, wenn sie früher gekommen wären, <strong>als</strong><br />
der Knecht von Aschbach Dünkel einfuhr, so hätten sie das Gesp<strong>an</strong>n mit<br />
dem Dünkel mit nach <strong>Mittelbach</strong> genommen. Die Obrigkeit habe ihnen<br />
solches befohlen.<br />
24.11.1724 verl<strong>an</strong>gt der Advokat des Herzogs Wahl Vollmacht zur Prozessprüfung vor<br />
dem Reichskammergericht. Es unterschreiben mit dem Schultheißen und<br />
dem Bürgermeister noch 11 Gemeinsleute von <strong>Mittelbach</strong> diese<br />
Vollmacht.<br />
Als 1742 immer noch kein Ende des Prozesses abzusehen ist, beginnen die<br />
<strong>Mittelbach</strong>er Verh<strong>an</strong>dlungen direkt mit dem Hofbesitzer Wernigk<br />
einzuleiten. <strong>Sie</strong> werden auch einig und der Hofbesitzer sagt ihnen, sie<br />
sollten die Grenzsteine schon richten; er ist kr<strong>an</strong>k, wenn er wieder gesund<br />
59
ist, wolle er kommen und d<strong>an</strong>n sollten die Steine gesetzt werden. Aber<br />
Aemilium Casimir Wernigk stirbt am 13. 8. 1742. Nun bitten die<br />
<strong>Mittelbach</strong>er die Herrschaft den Streit zu beenden, da der Gemeinde so<br />
großer Schaden entstehe.<br />
60
5.7.4 Beilegung des Streites<br />
Im Herbst 1743 und im Frühjahr 1744 führen die <strong>Mittelbach</strong>er mit dem Advokaten<br />
der Freifrau von St. Ingbrecht noch drei Verh<strong>an</strong>dlungen bis eine Einigkeit erzielt<br />
werden k<strong>an</strong>n.<br />
Der Vergleich enthält folgende Bestimmungen:<br />
1. Das strittige Gelände wird in zwei gleiche Teile von je 90 1/2 Morgen<br />
geteilt. Jede Partei bekommt den <strong>an</strong> ihr B<strong>an</strong>n <strong>an</strong>stoßenden Teil.<br />
2. Keine Partei hat auf dem Gelände der <strong>an</strong>deren noch was zu suchen,<br />
weder Weid- noch Tränkrecht.<br />
3. <strong>Mittelbach</strong> zahlt für die 1724 genommenen Früchte 140 fl. aber ohne<br />
Zinsen.<br />
4. Die Gerichtskosten heben <strong>sich</strong> gegenseitig auf.<br />
Dieser Vergleich wurde am 9. April 1744 in einem Protokoll festgelegt. Ich gebe hier<br />
eine Fotokopie des Protokollschlusses mit den Unterschriften bei.<br />
Von der Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> haben unterschrieben:<br />
Henrich Jacob Leiner Gerichtsschöffe<br />
Jacob Berner Gerichtsschöffe<br />
Joh<strong>an</strong>nes Hof Christoffel gihn <strong>als</strong> Bürgermeister<br />
Im Namen der g<strong>an</strong>zen gemein<br />
Nickel Rohrbacher<br />
Paulus Grüneisen<br />
Peter Streng<br />
Jacob Neymiller<br />
H<strong>an</strong>ß Georg Groß<br />
henrich neimiller<br />
Ludwig Röller<br />
Joh<strong>an</strong>n Jacob Körner<br />
Nickel Grim<br />
Am 10. April wurde die neue Grenze ausgesteint. Die Grenzsteine zeigten auf der<br />
einen Seite W.V.S.I. / B.A. (Wernigk von St. Ingbrecht / Bickenaschbacher B<strong>an</strong>n)<br />
1744. Auf der <strong>an</strong>deren Seite war M.B. (<strong>Mittelbach</strong>er B<strong>an</strong>n) eingehauen. Nach dem<br />
Abkommen von 1733 gehörte das gewonnene Stück L<strong>an</strong>d aber der Herrschaft. Die<br />
<strong>Mittelbach</strong>er kauften es nun zum Betrag von 500 fl von dieser.<br />
61
5.7.5 Verteilung des Streitb<strong>an</strong>ns<br />
Der Renovator Carl Sundahl vermisst nun das L<strong>an</strong>d und verteilt es gleichmäßig <strong>an</strong><br />
die <strong>Mittelbach</strong>er Untert<strong>an</strong>en. Specifikation derer gemeinsleuten, welche <strong>an</strong> dem<br />
District so strittig mitt Bicken Aspach, jetzo Vermög Vergleichs in Partes aquales<br />
Vertheilt werden soll, Theil haben <strong>als</strong><br />
1. Jacob Berner Gerichtsm<strong>an</strong>n<br />
2. Hinrich Jacob Leyer Gerichtsm<strong>an</strong>n<br />
3.H<strong>an</strong>s Georg Groß Ackerm<strong>an</strong>n<br />
4. Jacob Kerner Taglohner<br />
5. Ludwig Kerner Ziegler<br />
6. Jacob Keyser H<strong>an</strong>dfröhner<br />
7. Joh<strong>an</strong>nes Hof Fuhrm<strong>an</strong>n<br />
8. Nickel Rohrbacher Fuhrm<strong>an</strong>n<br />
9. Ulrich Flickinger Fuhrm<strong>an</strong>n<br />
10. Henrich Vollenweider Fuhrm<strong>an</strong>n<br />
11. Ludwig Röller H<strong>an</strong>dfröhner<br />
12. Jacob Hüge H<strong>an</strong>dfröhner<br />
13. Christi<strong>an</strong> Grüneisen H<strong>an</strong>dfröhner<br />
14. Nickel Weiß H<strong>an</strong>dfröhner<br />
15. Hinrich Maurer H<strong>an</strong>dfröhner<br />
16. Peter Mauß H<strong>an</strong>dfröhner<br />
17. Philipp Mintzer H<strong>an</strong>dfröhner<br />
18. Joh<strong>an</strong>nes Flickinger H<strong>an</strong>dfröhner<br />
19. Georg Kleinen Wittib H<strong>an</strong>dfröhner<br />
20. Jacob Sutor H<strong>an</strong>dfröhner<br />
21. Pauly Grüneisen H<strong>an</strong>dfröhner<br />
22. Michell WüIlenweber Fuhrm<strong>an</strong>n<br />
23. D<strong>an</strong>iel Grim H<strong>an</strong>dfröhner<br />
24. H<strong>an</strong>ß Adam Neumüller H<strong>an</strong>dfröhner<br />
25. Pauly Kuhn H<strong>an</strong>dfröhner<br />
26. Wilhelm Grimm H<strong>an</strong>dfröhner<br />
27. Nickel Neumüller H<strong>an</strong>dfröhner<br />
28. Wilhelm Neumüller Müller und Fuhrm<strong>an</strong>n<br />
29. Joh<strong>an</strong>n Mauer H<strong>an</strong>dfröhner<br />
30. Christoffel Kühn H<strong>an</strong>dfröhner<br />
31. Nickel Grimm Fuhrm<strong>an</strong>n<br />
32. Hinrich Neumüller H<strong>an</strong>dfröhner<br />
33. Peter Spreng H<strong>an</strong>dfröhner<br />
34. Jacob Neumüller Fuhrm<strong>an</strong>n<br />
35. Peter Schweitzers Wittib Fuhrm<strong>an</strong>n<br />
36. Pauly Noe H<strong>an</strong>dfröhner<br />
37. Michel Heck H<strong>an</strong>dfröhner<br />
38. Peter Netz H<strong>an</strong>dfröhner<br />
62
Von Interesse ist, wie Sundahl das Stück L<strong>an</strong>d verteilte. Um allen Beteiligten gerecht<br />
zu werden, teilte er das g<strong>an</strong>ze L<strong>an</strong>d in 5 Ahnungen und griff dabei besonders gegen<br />
die Spitze zu, um g<strong>an</strong>ze Ahnungen zu bekommen, etwas auf das <strong>Mittelbach</strong>er B<strong>an</strong>n<br />
am Lohberg über, das im Renovationsprotokoll noch nicht vollständig aufgeteilt war.<br />
Jeder Untert<strong>an</strong> bekam in jeder Ahnung möglichst ein Äckerchen, welches, entschied<br />
wahrscheinlich ein Los. Im g<strong>an</strong>zen bekam jeder Beteiligte etwas mehr <strong>als</strong> 2 Morgen<br />
L<strong>an</strong>d.<br />
Die fünf Ahnungen und ihre Einteilung:<br />
1 .In den Grundbirnstückern (28 Äcker mit je 1/2 Morgen 10 Äcker aber waren<br />
zwischen 27 und 31 1/2 Ruten)<br />
2. In der Vorderahnung (38 Äcker schw<strong>an</strong>kend zwischen 1/2 Morgen 12<br />
Ruten und 1/2 Morgen 15 1/2 Ruten)<br />
3. In der Hinterahnung (38 Äcker je 1 Morgen 12 Ruten und 6 Äcker<br />
mit 1/2 Morgen 15 1/2 Ruten)<br />
4. In der l<strong>an</strong>gen Ahnung (38 Äcker je 1 Morgen 12 Ruten und 6 Äcker<br />
uff Aschbacherberg mit 1/2 Morgen 16 Ruten)<br />
5. In der Dreispitz (31 Äcker je 1/4 Morgen 20 Ruten<br />
uff der Stuppach und 2 Äcker je 1 1/4 Morgen)<br />
So war der Streit um das Streitb<strong>an</strong>n nun nach rund 40 Jahren beigelegt.<br />
Dieses g<strong>an</strong>ze L<strong>an</strong>d und noch m<strong>an</strong>chen <strong>an</strong>deren Acker am Lohberg verkauften<br />
<strong>unsere</strong> <strong>Mittelbach</strong>er Bauern 1958-1960 <strong>an</strong> die <strong>Sie</strong>dlungsgenossenschaft, welche die<br />
Felder, den auf dem Grund und Boden des Bickenaschbacher Hofes, für Flüchtlinge<br />
neu errichteten <strong>Sie</strong>dlungen zuschlug.<br />
63
6.0 Die Höfe u. Mühlen<br />
6.1 Die älteste Mühle in <strong>Mittelbach</strong><br />
L. Kampfm<strong>an</strong>n berichtet in seiner Heimatkunde des Bez. Zweibrücken (Herzog. Steph.<br />
Renten u. Lehensb. Fol.290), dass die <strong>Mittelbach</strong>er Mahlmühle schon um 1400<br />
best<strong>an</strong>d und dem Herzog ein Mühlschwein im Werte von 4 Gulden und für die Ölmühle<br />
1 Albus Zins gab: Diese Mühle st<strong>an</strong>d in den Pulverwiesen (ehemaliger Fußballplatz).<br />
Bei Anlage dieses Sportplatzes 1930 zog <strong>sich</strong> am H<strong>an</strong>g des Lohberges noch eine<br />
deutliche Vertiefung hin, die dam<strong>als</strong> aufgefüllt werden musste. Es war der Mühlgrabe.<br />
Die Mühle selbst st<strong>an</strong>d ungefähr dort, wo dam<strong>als</strong> das Tor talabwärts seinen St<strong>an</strong>d hat.<br />
Die Karte des Renovationsprotokolls zeigt den Verlauf des Mühlgrabens noch. -Über<br />
das Schicksal der Mühle erfahren wir zwischen 1570 u. 1580 (Staatsarch. Speyer,<br />
Zweibr. I 1101), dass sie bei der Erbauung der Mühle in Zweibrücken abgebrochen<br />
wurde und in Abg<strong>an</strong>g kam.-1571 sucht nun Stoffel Krieger, Zimmerm<strong>an</strong>n und Bürger<br />
zu Zweibrücken nach, die Mühle wieder aufrichten zu dürfen. Ebenso melden <strong>sich</strong> in<br />
den nächsten Jahren Heinrich Schindeldecker, Zimmerm<strong>an</strong>n und Mühlarzt von<br />
Dietrichingen und Niclas Miller von Eischweiler, welcher <strong>als</strong> Lehnsmüller auf der<br />
Contwiger Mühle saß. Der L<strong>an</strong>dschreiber Jacob Kneußel fertigt nun verschiedene<br />
Berichte über die Möglichkeit, die <strong>Mittelbach</strong>er Mühle wieder aufzubauen. Es scheint<br />
daraus hervorzugehen, dass die Mühle früher B<strong>an</strong>nmühle des Ixheimer Hofes mit<br />
seinen Dörfern war, die m<strong>an</strong> aufließ, um die Zweibrücker Mühle in ihrem Best<strong>an</strong>d zu<br />
stärken und die Einnahmen des Herzogs zu erhöhen. Nun will m<strong>an</strong> zur neuen Mühle<br />
<strong>Mittelbach</strong>, <strong>Hengstbach</strong>, Böckweiler, Wattweiler und Althornbach schlagen, und der<br />
L<strong>an</strong>dschreiber stellt am 14.1.1577 ein Verzeichnis der Hausgesäße dieser Dörfer auf<br />
und wie viel jeder zu mahlen habe. (<strong>Sie</strong>he Verzeichnis der Einwohner vor dem 30<br />
jährigen Kriege) Aus der Menge der zu mahlenden Frucht können wir auf die Größe<br />
der Familien schließen. <strong>Mittelbach</strong> ver<strong>an</strong>schlagt der L<strong>an</strong>dschreiber für 145 Malter,<br />
<strong>Hengstbach</strong> für 84 Malter, Wattweiler für 100 Malter, Althornbach für 178 Malter und<br />
Böckweiler für 100 Malter, Außerdem meint er, könne auch der Ort Birkhausen in<br />
<strong>Mittelbach</strong> mahlen und bringt 80 Malter in Anschlag. Der L<strong>an</strong>dschreiber verh<strong>an</strong>delt<br />
auch mit den Bittstellern wegen der Mühlenpacht. Niclas Miller will geben: 8 Malter<br />
Korn, ein Schwein zu 4 Gulden, 6 Cappen und 100 Eier. Stoffel Krieger, jetzt<br />
Zimmerm<strong>an</strong>n gen<strong>an</strong>nt, will 2 Freijahre und d<strong>an</strong>n 14 Malter schönes Korn, 1 Schwein<br />
für 4 Gulden, 6 Cappen und 100 Eier, wenn er von den Fron frei 2 Gulden, und wenn<br />
er sein Vieh mit den <strong>Mittelbach</strong>ern auf die Weide treiben darf 1 Gulden, geben. 1579<br />
werden alle Gesuche abgelehnt. Die Bittsteller wollen zu wenig zahlen, und eine Mühle<br />
in <strong>Mittelbach</strong> wäre für die in Zweibrücken schädlich.<br />
Bald d<strong>an</strong>ach kauft Nicol Müller Gemeinsm<strong>an</strong>n von <strong>Mittelbach</strong> die Pletschmühle. Er<br />
ist ein armer M<strong>an</strong>n mit Frau und 7 Kindern. Er k<strong>an</strong>n weder die Mühle noch die<br />
Pacht bezahlen. Oberkeller Linder berichtet: Der Müller hat kein Wasser und keine<br />
Mahlgäste. Zu pfänden ist nichts. Wenn ich hinkomme, finde ich in der Mühle nur<br />
junge Kinder, die keine Nahrung haben und zu bedauern sind, aber kein Korn.<br />
1654 berichtet Bernhard Lammers, der Sohn des obenstehenden Theophelius,<br />
dass Nicolaus Müller in den Krieg gezogen ist.<br />
Weib und Kinder ließ er zurück, sie betteln nun ihr Brot. Seit über 8 Jahren wurde in<br />
der Mühle kein Körnchen mehr gemahlen. Aber die Pacht wurde gefordert. die<br />
Gebäude sind zerfallen; das Vieh geht ein und aus. Seine Mutter, die Witwe ist,<br />
k<strong>an</strong>n nicht zahlen und hat schon einen Schaden von über 100 Gulden. Wenn die<br />
Mühle wieder in G<strong>an</strong>g ist, will er zahlen.<br />
Schon halb zerfallen trifft nun 1635 das Mühlchen dasselbe Schicksal, wie alle<br />
Gebäude hier. Es wird zerstört und nichts bleibt übrig.<br />
64
6.3.1 Wiederaufbau<br />
Erst 1687 hören wir wieder etwas von ihr. Peter Reinhard vom Sülzerhof, Cronberg<br />
bei Creuznach im Pfalz-Neuburgischen bürtigt mit seiner Frau Maria meldet <strong>sich</strong><br />
und will die Mühle wieder aufbauen. Um der damaligen fr<strong>an</strong>zösische Verwaltung<br />
keine Gelegenheit zum Eingreifen zu geben, genehmigt die Rentenkammer recht<br />
bald den Antrag und verl<strong>an</strong>gt nach 8 Freijahren zunächst 2 Malter Korn, u. 2<br />
Cappen Pacht. Nach weiteren 2 Jahren aber will sie die volle Pacht mit 3 Malter<br />
Korn und 2 Cappen. Aber Reinhard lässt nichts mehr von <strong>sich</strong> hören.<br />
Wieder gehen beinahe 20 Jahre ins L<strong>an</strong>d, da bekommt 1704 der Müller H<strong>an</strong>ß Peter<br />
Pfeifer von Limbach die Genehmigung zum Aufbau der Mühle. Er beginnt auch<br />
tatkräftig, aber das Geld geht ihm aus. Das aufgerichtete Gebäude hat noch kein<br />
Dach und die H<strong>an</strong>dwerker drängen auf Zahlung 172 1/2 Gulden. 1705 meldet <strong>sich</strong><br />
Remeus Wadsacker von Niederbexbach und will die Mühle aufbauen. Pfeifer gibt<br />
sein Recht aber <strong>an</strong> den Hornbacher Müller Ciriacus (Jakob) Weber ab. Dieser baut<br />
nun fertig und erhält am 8. Mai 1705 seinen Erbbest<strong>an</strong>dsbrief. Er muss 3 Malter<br />
Korn und 2 Cappen jährlichen Zins geben und erhält 4 Freijahre. Er gibt der<br />
Regierung bek<strong>an</strong>nt, dass er noch einen Schälg<strong>an</strong>g für Spelz und Dinkel einbauen<br />
will Joh<strong>an</strong>n Jakob Neumüller hatte 1702 die Mühle v Niederhausen von seinem<br />
Vorfahren Friedrich Neumüller übernommen. Für Kau- u. Reparationskosten waren<br />
342 Gulden 13 Batzen 8 Pfennig zu zahlen. dazu lieh ihm sein Vetter Jakob Weber<br />
298 Gulden. Als Pf<strong>an</strong>d wurde die Niederhauser Mühle eingesetzt. Weil nun<br />
Neumüller glaubt, die Schulden mit Zinsen nicht abtragen zu können, werden beide<br />
einig, ihre Mühlen zu tauschen, und was die Niederhauser Mühle mehr wert ist, <strong>als</strong><br />
Tilgung der Schuld <strong>an</strong>zusehen. Aber Neumüller, seine Söhne und Enkel können<br />
des Tausches nicht froh werden. Er bringt ihnen nur Kummer Sorgen und Not. Das<br />
Mühlchen im Rechental ist zu klein, des Wassers zu wenig, so dass 1/2 Jahr l<strong>an</strong>g<br />
überhaupt nicht gemahlen werden k<strong>an</strong>n, die Pacht ist zu hoch. Der Besitzer hat 7<br />
Kinder zu ernähren und einen alten gebrechlichen Schwiegervater bei <strong>sich</strong>.<br />
6.2 Eine Pulvermühle zu <strong>Mittelbach</strong><br />
Der heutige Fußballplatz unterhalb der <strong>Mittelbach</strong>er Mühle trug noch vor 30<br />
Jahren den Namen die „Pulverwiese" und die Gärten am linken Bickenalbufer<br />
hießen „Pulvergärten. Es ist dies derselbe Platz, <strong>an</strong> dem die älteste <strong>Mittelbach</strong>er<br />
Mahlmühle, die Mühle der Schultheißerei Ixheim st<strong>an</strong>d.<br />
1619 kaufte der Bürger Matheiß Roden von Zweibrücken von dem Untert<strong>an</strong><br />
Pfeifer Theobald von <strong>Mittelbach</strong> ein Stück L<strong>an</strong>d und zwei Gärten jenseits der<br />
Bach, auf welchem Platz früher eine Mahlmühle st<strong>an</strong>d. Er zahlt für das 8 Ruten<br />
große Stück L<strong>an</strong>d 10 bz 10 Pfennige. Roden errichtet hier eine Pulvermühle mit<br />
einem „Kernhaus". Im selben Jahr noch wurde ihm ein Erbbest<strong>an</strong>dsbrief über die<br />
Mühle ausgestellt. Boden und Wasserfallzins betrugen einen halben Gulden. Die<br />
Herrschaft liefert den Salpeter für rund 7 Gulden den Zentner. Roden muss ihn zu<br />
Pulver vermahlen und von jedem Zentner Salpeter musste Roden 1 Zentner oder<br />
100 Pfund gutes Pulver liefern, 1631, in einem Kaufakt, wird uns ein<br />
Salpetermacher H<strong>an</strong>sen zu <strong>Mittelbach</strong> gen<strong>an</strong>nt, und am 1.9. 1687 stirbt Abraham<br />
Grimm, der alte Pulvermacher von <strong>Mittelbach</strong>.<br />
1632 besitzen die Erben von Matheiß Roden noch die Gärten und der<br />
Erbbest<strong>an</strong>dszins für die Pulvermühle wurde noch 1634 bezahlt. 1635 ging nun die<br />
Pulvermühle mit dem Dorf <strong>Mittelbach</strong> unter. Die Gebäude zerfielen, das L<strong>an</strong>d<br />
65
verwilderte. Erst 1667 wird zwar nicht von der Pulvermühle aber von dem Garten<br />
berichtet. Die gnäd. Herrschaft hat ihn für 7 Gulden 12 bz. und 8 Pf. säubern<br />
lassen. Ein Schweizer Hintersaß, der unständig auf dem Ixheimer Hof lebt,<br />
genießt ihn und zahlt den Zins. 1673 hat Peter Royer, der im Zweibrücker<br />
Kirchenbuch der Welsche gen<strong>an</strong>nt wird, für einige Jahre den Zins bezahlt. Er lief<br />
d<strong>an</strong>n aber davon. Ab 1674 erfolgt die Zinszahlung unständig durch Fredericus<br />
Müller, einen Erben des Mathis Roden.- 1699 ist Chirurgus Joh. Adam Braun<br />
Besitzer, und 1706 kaufen H<strong>an</strong>ß Rohrbacher und seine Hausfrau Anna Catharina<br />
den Garten für 25 Gulden, den Gulden zu 15 bz. oder 60 Kreuzern. Auf dem<br />
Garten lagen dam<strong>als</strong> noch ,7bz. 8Pf. Bodenzins zur L<strong>an</strong>dschreiberei.<br />
6.3 Die Mühle im Rechental (..die Alt Mühl ' )<br />
Schon vor dem 50 jährigen Kriege entsteht im Rechental <strong>an</strong> der Stelle, die noch<br />
die „Alt Mühl" heißt, eine kleine Mühle. Cornelius Carsten (Korst) von <strong>Mittelbach</strong><br />
bittet am 20.1.1609 die herzogliche Regierung zu <strong>Mittelbach</strong> im Rechental in der<br />
Neuwies, wo die zwei Bronnenflüßchen durchlaufen, eine Pletschmühle mit einem<br />
G<strong>an</strong>g aufbauen zu dürfen. Er bekommt die Erlaubnis, darf aber nur „zu seines<br />
Hausstaden Notdurft" mahlen. Nur in Notzeiten, wenn die <strong>an</strong>dern Mühlen nicht<br />
mahlen können, soll ihm gestattet sein, Mahlgäste <strong>an</strong>zunehmen und <strong>als</strong> Molter<br />
1/16 zu nehmen. Als Mühlpacht zahlt er 2 Cappen und 3 Malter Korn Zweibrücker<br />
Maß.<br />
1612 erkauft Theophelus Lammersdörfer das Mühlchen. Er will noch einen<br />
Schälg<strong>an</strong>g einbauen und soll darum zu der vorigen Pacht noch 2 Cappen<br />
zugeben.<br />
6.4 In <strong>Mittelbach</strong> entsteht eine neue Mühle<br />
1707 schon kommt Neumüller ein, seine Mühle abreißen und nach <strong>Mittelbach</strong><br />
herein <strong>an</strong> die Bickenalb verlegen zu dürfen. 1711 erhält er die Erlaubnis und<br />
beginnt mit dem Neubau <strong>an</strong> der Stelle der heutigen Mühle. Aber auch <strong>als</strong> die Mühle<br />
d<strong>an</strong>n endlich steht, treffen wir immer wieder auf Gesuche um Pachtminderung u.<br />
Zahlungsaufschub wegen Kr<strong>an</strong>kheit und geringer Einnahmen. Auch <strong>als</strong> sein Sohn<br />
Wilhelm 1738 die Mühle um 900 Gulden übernimmt und seinen Geschwistern ihr<br />
Erbteil herauszahlen muss, wird es nicht besser. Er bittet Geld auf die Mühle<br />
aufnehmen zu dürfen, um Nachlass des Laudemiums, um Nachlass beim Erwerb<br />
des Erbbest<strong>an</strong>dsbriefes, der 34 Gulden 7 Batzen 8 Pfennige kosten soll. Er hat<br />
durch Hochwasser für 500 Gulden Schaden gehabt. 1743 kauft Wilhelm Neumüller<br />
L<strong>an</strong>d und bittet, 500 Gulden aufnehmen zu dürfen. Die neuerbaute <strong>Hengstbach</strong>er<br />
Mühle macht ihm zu schaffen. Er will darum eine neue Mühle mit oberschlägigem<br />
Mühlrad bauen und dazu einen Mühlgraben durch die Wiesen und Gärten der<br />
<strong>Mittelbach</strong>er ziehen was aber nicht zugest<strong>an</strong>den wird. - 1754 wird ihm das g<strong>an</strong>ze<br />
Vieh versteigert. Als er 1755, vom Mühlrad erdrückt, stirbt, hinterlässt er seiner<br />
Frau eine Schuldenlast von 1690 Gulden. Frau Barbara bittet um Erlass der Pacht<br />
auf 3 Jahre. 1767 wird die Mühle um 3367 Gulden versteigert. Steigerer ist<br />
Zacharias Wilhelm von Odweiler. Er gibt sie seinem Vetter Friedrich Neu Müller,<br />
einem Sohn von Wilhelm Neumüller, der Witwer ist und die Hochwieser Mühle<br />
66
Oberamt Ottweiler im Nassau-Saarbr. zur Hälfte besitzt. Dieser bekommt 1769 den<br />
Erbbest<strong>an</strong>dsbrief.<br />
Aber keiner von beiden k<strong>an</strong>n zahlen. Darum wird die Mühle 1772 erneut versteigert.<br />
Wieder ersteigt sie Zacharias Wilhelm und zwar mit den Liegenschaften zusammen<br />
für 2750 Gulden. Nach seinen Angaben verkauft er alles bald wieder <strong>an</strong> den<br />
Kriegsrat von Ochs um 3000 Gulden. Dieser aber konnte ebenso wenig zahlen,<br />
ergriff aber Besitz von der Mühle und wohnte dort. Inzwischen war bei der<br />
Regierung der Ged<strong>an</strong>ken aufgetaucht, die Mühle in eine Achatschleife<br />
umzuw<strong>an</strong>deln und sie allein für 1900 Gulden zu erwerben. M<strong>an</strong> beginnt auch sie<br />
einzurichten. Aber im März 1777 ist die Gipstampfe, die auch errichtet werden soll,<br />
noch nicht gedeckt und mit dem Wasserbau ist noch nicht begonnen. Die<br />
Achatschleifer gehen müßig und kosten viel Geld. Als Achatschleifer werden in<br />
<strong>Mittelbach</strong> gen<strong>an</strong>nt Jacob Märker und Steinschneider Schmid. Der Wasserbau,<br />
Wehr usw. werden für 500-600 Gulden ver<strong>an</strong>schlagt. (vergl.1550) An der Geldfrage<br />
scheitert das g<strong>an</strong>ze Projekt, und 1777 lässt die Herrschaft die Mühle wieder<br />
versteigern. Steigerer ist Georg Noe, der 1784 <strong>als</strong> Schuldiener in Ixheim gen<strong>an</strong>nt<br />
wird. Er erwirbt die Mühle für 1650 Gulden. Die teilweise eingerichtete<br />
Achatschleife wird nun abgebaut. Es finden <strong>sich</strong> noch ungefähr 18 Zentner<br />
ungeschliffene Steine und ungefähr ein Korb voll <strong>an</strong>geschliffener Steine vor. Was<br />
mit der Einrichtung und den Steinen geschah, wissen wir nicht. Vielleicht wurde<br />
alles in die alte Achatschleife nach Eiweiler Amt Nohfelden gebracht, oder erkaufte<br />
es Ludwig Müller u. Conrad Klein, <strong>als</strong> sie 1778 <strong>an</strong> der Schließe, welche zur<br />
Wiesenbewässerung errichtet worden war, eine Schleife und später eine<br />
Waffenschmiede, den Ixheimer Hammer errichteten.<br />
Georg Noe hat den Auftrag, eine Mahlmühle einzurichten.<br />
Dazu baut er auch noch eine Gipsmühle.<br />
1784 verkauft er die Mühle <strong>an</strong> Wilhelm Schwarz von W<strong>als</strong>heim um 5822 Gulden.<br />
Dieser wieder verkauft sie 1787 um 4000 Gulden <strong>an</strong> Georg Wolf (1642) von<br />
Wolfersheim.<br />
Weiter waren Besitzer der <strong>Mittelbach</strong>er Mühle: (Die Zahlen in den Klammern<br />
weißen auf den sippenkundlichen Teil hin)<br />
Christi<strong>an</strong> Hauter<br />
Jakob Rohrbacher<br />
Heinrich Brünisholz<br />
Christi<strong>an</strong> Müller verkauft die Mühle 1845 um 5000 fl. <strong>an</strong><br />
Georg Schneider Dieser ist ab 1851 Ziegler und verkauft die<br />
Mühle im gleichen Jahr <strong>an</strong><br />
Josef Weber um 6700 fl. Von ihm kommt sie 1852 um 5000 fl. <strong>an</strong><br />
D<strong>an</strong>iel Christm<strong>an</strong>n Er übergibt sie 1862 <strong>an</strong> seine Tochter Luise und<br />
seinen Schwiegersohn Wilhelm Eisenbeiß Von<br />
ihm wird die Mühle auf seinen Sohn<br />
Ferdin<strong>an</strong>d Eisenbeiß vererbt. 1923 ging sie <strong>an</strong><br />
Friedrich Weber über, der sie <strong>an</strong> seinen Schwiegersohn<br />
Georg Reif vererbte. Von ihm kam sie wieder <strong>an</strong> den<br />
Schwiegersohn<br />
Helmut Ruf d<strong>an</strong>ach <strong>an</strong> dessen Sohn<br />
Rainer Ruf, der die Mühle abreißen und durch einen Neubau<br />
ersetzen ließ..<br />
67
6.5 Die Lohmühle im Rechental<br />
68<br />
Die <strong>Mittelbach</strong>er Mühle<br />
wurde 1711 gegründet und,<br />
wie einige <strong>an</strong>dere Mühlen<br />
im Herzogtum auch, unter<br />
Herzog Christi<strong>an</strong> IV. In eine<br />
Achatschleife<br />
umgew<strong>an</strong>delt, wo die im<br />
Hunsrück gefundenen<br />
Halbedelsteindrusen und -<br />
m<strong>an</strong>deln geschliffen<br />
wurden. Auch Gips wurde<br />
hier dam<strong>als</strong> gemahlen.<br />
Unser Bild zeigt die<br />
Bachseite mit dem Wehr.<br />
Der alte Mühlenplatz im Kirchen- oder Rechental lag, seit 1711 die Mahlmühle durch<br />
Jacob Neumüller ins Dorf <strong>an</strong> die Bickenalb verlegt worden war, unbenutzt 1741<br />
heiratet Joh<strong>an</strong>n Michael Heck von Bergzabern die Anna Margaretha Enkler von<br />
<strong>Mittelbach</strong> und ließ <strong>sich</strong> nun hier nieder. Bald beg<strong>an</strong>n er auch auf seinem H<strong>an</strong>dwerk<br />
<strong>als</strong> Rothgerber zu arbeiten. Die Eichenlohe zum Gerben musste er in Niederauerbach<br />
holen, wie er selbst berichtet. Das war, weil er kein Fuhrwerk hatte, für ihn<br />
beschwerlich, umständlich und zeitraubend. So wendet er <strong>sich</strong> am 1.5.1743 <strong>an</strong> die<br />
gnädige Herrschaft und bittet, im Rechental, auf dem Platz, den er Jakob Neumüller<br />
gekauft hat, wo früher die Mahlmühle st<strong>an</strong>d, eine Lohstampfe mit drei Stempeln<br />
errichten zu dürfen. Die Genehmigung wird ihm erteilt, und nach dem Erbbest<strong>an</strong>dsbrief<br />
muss er 1 Gulden 7 bz 8 Pfennige deutscher Währung Erbbest<strong>an</strong>dszins zahlen. Bald<br />
aber zeigt <strong>sich</strong> die Wasserkraft wieder <strong>als</strong> zu schwach und Heck will 1753 noch ein<br />
Wiesenstück zur Schwellung und Clausung des Wassers kaufen. 1758 will er bei der<br />
Lohstampfe ein kleines Wohnhaus errichten, da ihm durch Neider viel Schaden<br />
entsteht, er möchte auch den Erbbest<strong>an</strong>d in einen Zeitbest<strong>an</strong>d umgew<strong>an</strong>delt haben.<br />
1773 bittet Heck, ihn g<strong>an</strong>z von dem Erbbest<strong>an</strong>d zu lösen. Er hat vor 12 Jahren die<br />
Hälfte des Mölschbacher Hofes übernommen und darum während der g<strong>an</strong>zen Zeit die<br />
Mühle nicht mehr benutzt aber sein Best<strong>an</strong>dsgeld bezahlt. Nun hat vor drei Jahren <strong>an</strong><br />
einem Sonntag der Sturm das Mühlchen umgerissen, das Holzwerk wurde gestohlen<br />
und das Eisenwerk abgeschlagen. Aber die Herrschaft ist mit der Lossprechung nicht<br />
einverst<strong>an</strong>den. Entweder muss Heck den Zins weiterzahlen, oder er muss die
Lohmühle wieder aufbauen und <strong>an</strong> den L<strong>an</strong>desherrn abtreten, wie es im Best<strong>an</strong>dsbrief<br />
gefordert wird.<br />
Heck sucht nun nach einem Ausweg. Zunächst will er eine Gipsmühle errichten, die<br />
Gips zum Düngen liefern soll. Aber es kommt nicht zum Bau, die Wasserkraft ist zu<br />
schwach und die <strong>Mittelbach</strong>er brauchen das Wasser zum Bewässern ihrer Wiesen.<br />
Darum verl<strong>an</strong>gt das Oberamt, dass Heck den Preis für die Errichtung einer Lohmühle<br />
bezahlen soll. Am 24.7.1774 macht Heck seinen Gegenvorschlag, er will den<br />
Mühlenplatz abtreten und von dem Zins befreit sein. Wahrscheinlich hat m<strong>an</strong> <strong>sich</strong><br />
d<strong>an</strong>n geeinigt, denn die Akten melden weiter nichts mehr von der „Alt- Mühl"<br />
6.6 Dorf u. Hof Bickenaschbach<br />
Aus den ehemaligen Dörfchen, dem Meyerhof des Klosters Hornbach, entstehen der<br />
Bickenaschbacher- und der Wahlerhof. Tilem<strong>an</strong> Stella nennt in seiner Beschreibung<br />
des Oberamts Zweibrücken 1563/64 einen Hof Bickenaspach. Es war dies kein Hof in<br />
heutigem Sinn, sondern ein kleiner Ort, ein Meyerhof des Klosters Hornbach auf dem<br />
kurz vor Ausbruch des 30jährigen Krieges der Hofmeyer des Klosters und 12<br />
Gemeinsleute lebten.<br />
Schon 1307 besaß nach Kampfm<strong>an</strong>n der Edelknecht Folmar gen. Clobelauch das<br />
Lehen und gab es in diesem Jahr <strong>an</strong> den Ritter Henrich Mauchenheimer von<br />
Zweibrücken. Als Hofbeständer werden uns d<strong>an</strong>n 1550 Peter Motsch von Ixheim und<br />
1605 H<strong>an</strong>s Opp von Lichtenberg gen<strong>an</strong>nt.<br />
Von Interesse ist, dass dieser Ort Bickenaspach und der heutige Bickenaschbacher-<br />
Hof in älterer Zeit schon eine <strong>Sie</strong>dlung <strong>als</strong> Vorgängerin hatten. Im <strong>Mittelbach</strong>er<br />
Renovationsprotokoll wird die enge Schlucht, die der <strong>Hengstbach</strong>er Mühle gegenüber<br />
in den Bickenaschbacher Wald einschneidet „Weiler Grund" gen<strong>an</strong>nt und nicht weit<br />
davon ist in der Bickenalb die „Weilerfurt" eingezeichnet. Die Annahme, dass hier in<br />
der ältesten Zeit der Besiedlung durch die Fr<strong>an</strong>ken ein Ort mit dem Namen „Weiler"<br />
lag, wird noch bestärkt wenn in einem Hofbest<strong>an</strong>dsbrief von Bickenaspach um 1530 zu<br />
lesen ist, dass der Beständer auch das „Weiler-Gütchen" zu genießen habe.<br />
Am Ende des großen Krieges lag Hof und Gut verwildert und verwüstet. Vielleicht<br />
schon um 1650 erhielt der Sekretär Barth. Wernigk, welcher <strong>sich</strong> später von<br />
St. Ingbrecht n<strong>an</strong>nte, <strong>als</strong> Lohn für seine dem Herzogtum geleisteten Dienste und <strong>als</strong><br />
Vergütung für ausstehende Besoldung den „öden und mageren Ort Bickenaspach".<br />
1664 wird ein Hofm<strong>an</strong>n gen<strong>an</strong>nt. Er ließ um 1680 auf der alten Gemarkung von<br />
Aspach, welche <strong>sich</strong> <strong>an</strong> beiden Ufern der Bickenalb hinzog, zwei Höfe, den<br />
Bickenaschbacher- und den Wahlerhof, erbauen. Der Bickenaschbacher-Hof gehört<br />
heute zur Gemeinde Hornbach.<br />
6.7 Der Wahlerhof<br />
69
Das Tälchen, in dem heute der Wahlerhof liegt, nennt schon Til. Stella Wahler Grund.<br />
Der Hof erhielt <strong>als</strong>o nach der Lage seinen Namen. Er gehört heute zur Gemeinde<br />
<strong>Hengstbach</strong>. Seine Südwestgrenze und die des Aschbacher Hofes fallen mit der von<br />
T. Stella beschriebenen Oberamtsgrenze zusammen. Einzelne der von ihm gen<strong>an</strong>nten<br />
Grenzsteine sind heute noch zu sehen. Dieser Linie folgt nun auch die nach dem<br />
ersten Weltkrieg gezogene Grenze des Saargebiets. Wernigk von St. Ingbrecht ließ<br />
das Wahlertal von dem Gemeinsm<strong>an</strong>n Ulrich Neuschw<strong>an</strong>ger roden und ein Hofhaus<br />
erbauen.<br />
1722 bei der Erbteilung fiel der Wahlerhof mit all dem L<strong>an</strong>d<br />
links der Bickenalb <strong>an</strong> die Tochter Wernigks Anna Joh<strong>an</strong>na<br />
Katharina v. Schorrenburg geb. v. Sf. Ingbrecht, welche seif<br />
3.9.1705 mit Philipp Friedrich v. Schorr verheiratet war.<br />
Dieser war Amtm<strong>an</strong>n und Oberamtm<strong>an</strong>n bei der schwedischen Regierung in<br />
Zweibrücken und wurde unter Gustav Samuel von Cleburg 1718 Regierungsrat, 1719<br />
„Fürstlicher Geheimbder<br />
Rath wie auch Präsident von allen Collegis". Auf Antrag seines Herzogs wurde er 1720<br />
in den Reichsfreiherrnst<strong>an</strong>d erhoben. Er hatte den Kirchheimerhof am Kahlenberg<br />
erworben, zu einem Edelsitz ausgebaut und n<strong>an</strong>nte ihn die Schorrenburg. Von da <strong>an</strong><br />
führt er den Titel Freiherr von und zu Schorrenburg. Sein Wappen zeigte zwei<br />
springende Eber. 1758, nach seinem Tode, erbte seine Tochter Concordia Joh<strong>an</strong>na<br />
von und zu Schorrenburg den Wahlerhof.<br />
Sowohl die von St. Ingbrecht <strong>als</strong> auch die von und zu Schorrenburg bewirtschafteten<br />
ihre Höfe nicht selbst sondern hatten sie in Erbpacht gegeben.<br />
Erbpächter des Wahlerhofes war zuerst Ulrich Neuschw<strong>an</strong>ger, der das Tal gerodet<br />
und das Hofhaus erbaut hat.<br />
Am 29. I. 1707 heiratete H<strong>an</strong>s Peter Weinl<strong>an</strong>d die Tochter Neuschw<strong>an</strong>gers, Anna<br />
Catharina, und wurde d<strong>an</strong>n Erbbeständer.<br />
Um 1748 erhielt der Hof zwei Erbbeständer. Peter Weinl<strong>an</strong>d teilte ihn unter zwei<br />
Kinder Joh<strong>an</strong>n Paul Weinl<strong>an</strong>d (1560) und Barbara Weinl<strong>an</strong>d Wtw von Nickel Moschel<br />
(1025 b), die d<strong>an</strong>n Georg Gölzer (450) heiratete. Beide sollen jedem ihrer 4<br />
Geschwister 700 Gulden ausbezahlen.<br />
1751 wird der Hof geschätzt:<br />
70
338 Gebäude 1022 Gulden<br />
40 Morgen L<strong>an</strong>d 4058 Gulden<br />
Morgen Gärten und Wiesen 2965 Gulden<br />
Hofgeding 100 Gulden<br />
Brenn und Nutzholz 60 Gulden<br />
aus dem Wald<br />
Kap 1000 Gulden<br />
Die Erbpacht beträgt 150 Gulden <strong>an</strong> Geld<br />
Ein fettes Schwein von 100 Pfd. 10 Gulden<br />
Ein Capaun 2 Gulden<br />
Holz machen und dem Baron 15 Gulden<br />
zufahren<br />
Diese entspricht einem Kapital von 7 123 Gulden. Der Baron hatte seine Einwilligung<br />
zur Erbteilung gegeben. Weiter soll der Hof aber nicht mehr geteilt werden.<br />
Der halbe Hof des Joh.Paul Weinl<strong>an</strong>d ging um 1775 auf seine Tochter Barbara und<br />
ihren M<strong>an</strong>n Balthasar Ringle (1252) und d<strong>an</strong>n <strong>an</strong> dessen Sohn Balthasar (1253)<br />
über, der 1814 noch auf dem Hof wohnte.<br />
Die <strong>an</strong>dere Hälfte des Hofes teilte Barbara verw. Moschel und Gölzer geb. Weinl<strong>an</strong>d<br />
nach dem Tode ihres 2. M<strong>an</strong>nes (450( 1774 unter zwei Töchter aus ihrer 1. Ehe:<br />
Angelica Moschel verh. mit Paul Grüneisen (5o6) und Elisabetha Catharina Moschel<br />
verh. mit Nickel Weinl<strong>an</strong>d (1564). Da Paul Grüneisen 1785 sehr verschuldet ist,<br />
verkauft im selben Jahr seinen 1/4 Hof<strong>an</strong>teilen seinen Schwager Joseph Schwarz<br />
(So-) von Bubenhausen mit dem Vorbehalt des Einlösungsrechtes innerhalb von 5<br />
Jahren. Zu denselben Bedingungen verkauft im selben Jahr <strong>an</strong> denselben Käufer<br />
auch Nickel Weinl<strong>an</strong>d seinen Hof<strong>an</strong>teil. Die Gründe dazu sind undurch<strong>sich</strong>tig. Schon<br />
nach einigen Jahren hebt nun ein großer Streit <strong>an</strong>, der zu einem l<strong>an</strong>gen Prozess<br />
führt. Am Ende wurden die beiden Hof<strong>an</strong>teile, die immer noch im Erbbest<strong>an</strong>d<br />
gepfl<strong>an</strong>zt wurden, wahrscheinlich um 1795 versteigert.<br />
Wir finden um 1800 nun Andreas Leyenberger (875) und Joseph Oesch (1197) auf<br />
diesen Hof<strong>an</strong>teilen.<br />
Leyenbergers Anteil geht <strong>an</strong> den Tochterm<strong>an</strong>n Joseph Renkenberger (1255), dessen<br />
Töchter Lisette, Christi<strong>an</strong> Stalter (1444) vom Bickenaschbacher Hof und Babette,<br />
Christi<strong>an</strong> Stalter (1446) vom Gersberger Hof heiraten.<br />
Der Sohn des ersteren Jacob (1448) brachte 1885 den Hof<strong>an</strong>teil Oesch <strong>an</strong> <strong>sich</strong>,<br />
während der Teil des zweiten <strong>an</strong> Jacob Sutter (1482) kam. Heute bewirtschaften<br />
71
die Nachkommen von Jacob Stalter 2 Teile, während der Hof<strong>an</strong>teil Sutter <strong>an</strong><br />
Burkhart (212) kam.<br />
Nach der <strong>Hengstbach</strong>er Renovation 1725 waren die Gemarkungsgrenzen nicht<br />
genau festgelegt. So kam es 1740 zum Streit mit dem Besitzer des Wahlerhofes,<br />
dem Freiherrn von Schorrenburg. Die <strong>Hengstbach</strong>er hatten einen Acker Hafer<br />
gemäht und abgefahren. Dieses Grundstück war aber strittig. Am 9.11.174o kam es<br />
zu einem Ortstermin, bei dem auf der einen Seite der Baron v. Schorrenburg und<br />
der Erbpächter Peter Weil<strong>an</strong>d mit seinem Sohn Georg Jacob, auf der <strong>an</strong>deren Seite<br />
die <strong>Hengstbach</strong>er Gemeinsleute: der Gerichtsm<strong>an</strong>n Georg Hof, Matheis Klensch,<br />
Friedrich Moschel, Jacob Klensch, Heinrich Eichacker, Conrad Schmink, Friedrich<br />
Klensch und der Heymeier Adam Baum<strong>an</strong>n <strong>an</strong>wesend waren. Es wurde ein<br />
Vergleich geschlossen: <strong>Hengstbach</strong> zählt für den genommenen Hafer 30 Gulden<br />
Fr<strong>an</strong>kfurter Währung. Am 6.12. 1740 wurde die Grenze ausgesteint. Oben, wo das<br />
Böckweiler B<strong>an</strong>n <strong>an</strong>stößt, wurde ein Dreibänner gesetzt und d<strong>an</strong>n die Winterbach<br />
hinunter noch 7 Steine. Der letzte steht 1/2 Ruthe vom Bach, wo dam<strong>als</strong> die<br />
Webenheimer berechtigt waren ihr Vieh zu tränken.<br />
Von 1757 bis 1759 dauert ein Streit der Erbbeständer, vom Wahlerhof mit dem<br />
Erbbeständer der Klostermühle zu Hornbach Balthasar Cronen, der verl<strong>an</strong>gt, dass<br />
der Bickenaschbacher -und der Wahlerhof zu seiner Mühle geb<strong>an</strong>nt werden, weil<br />
das ehemalige Dorf Bickenaschbach zur Schultheißerei Althornbach gehört habe<br />
und diese zur Klostermühle geb<strong>an</strong>nt gewesen sei. Beide Parteien führen zum<br />
Beweis ihres Rechtes Teile des Hornbacher Weistums von 1558 <strong>an</strong>, und der<br />
Freiherr von Schorrenburg behauptet sogar, seine Erbpächter seien keine<br />
Untert<strong>an</strong>en und Leibeigene des Oberamts, sein Hof sei ein Freihof und darum sei<br />
das Oberamt auch gerichtlich nicht zuständig. Er wird mit diesem Ansinnen aber<br />
abgewiesen. Aber auch Cronen dringt nicht durch, und so können die Erbbeständer<br />
des Wahlerhofes weiter mahlen, wo sie wollen.<br />
6.8 Die Bickenaschbacher Mühle<br />
72
Hart <strong>an</strong> der ehemaligen Oberamtsgrenze und heutigen Saargrenze gegenüber dem<br />
Torhaus, nur durch die Altheimer Straße getrennt, liegt die Bickenaschbacher Mühle.<br />
M<strong>an</strong> nennt sie <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> auch die "Kötz" Es ist ein eigenartiger<br />
Name. Die Einen sagen, die Mühle hat ihren Namen nach dem herzoglichen Förster<br />
Kötz, der hier gestorben ist. Die Andern aber verweisen auf die Lage des Gebäudes,<br />
welches <strong>an</strong> den Bergh<strong>an</strong>g unterhalb der Straße <strong>an</strong>gehängt ist, wie eine „Kötze"<br />
(Rückkorb.) Ein Stückchen Volksweisheit aber bringt die dritte Erklärung: Die<br />
Besitzer der Mühle wechselten seit ihrem Bestehen wie wohl nirgends sonst wo. Alle<br />
kamen voll Hoffnung und brachten ihre Habe mit dem Fuhrwerk her<strong>an</strong>. Wenn sie die<br />
Mühle aber bald wieder verließen, brauchten sie noch nicht einmal einen<br />
Schubkarren; sie konnten ihr g<strong>an</strong>zes Vermögen in der "Kötze" wegbringen.<br />
Erbaut wurde die Mühle 1610 auf dem Grund des Klösterlichen Meyerhofs<br />
Bickenaschbach. Der erste Müller war wohl Henrich Hilspach. Die Mühle wurde im<br />
3ojährigen Kriege zerstört und 1709 durch den Müller Faust von Maßweiler wieder<br />
aufgebaut und zwar <strong>als</strong> Erbbest<strong>an</strong>dsmühle.<br />
1743 ist Sebasti<strong>an</strong> Kruim Müller auf der Mühle.<br />
1768 wurde von der herzoglichen Rentenkammer ein Erbbest<strong>an</strong>dsbrief<br />
ausgestellt und <strong>an</strong> die geistliche Güterverwaltung übertragen.<br />
Um 1780 hat Joh<strong>an</strong>n Bachm<strong>an</strong>n die Mühle in Erbpacht<br />
Im Jahre 8 geht sie <strong>an</strong> Christi<strong>an</strong> Zimmer und seine Ehefrau Sophia von Ernstweiler<br />
über Im Jahre 13 ist D<strong>an</strong>iel Ambos von Zweibrücken Müller und Erbpächter<br />
Die Erbpacht betrug:<br />
2 Gulden in Geld und 8 hl oder ebensoviel Malter Spelz, marktrein auf Martini<br />
Zur Sicherung der Pacht wurde in der Folge immer eingetragen:<br />
20 facher Betrag des Geldes 40 Gulden<br />
Frucht<strong>an</strong>schlag 1 hl = 47 Kreuzer 445,20 Gulden<br />
Allenf<strong>als</strong>ige Verfolgungskosten 114,50 Gulden<br />
600 Gulden<br />
Joseph Dettweiler (282) saß wahrscheinlich von 1806-1840 auf der Mühle.<br />
73
Nach ihm kam der Müller Philipp Theyson (1485) Am 17.9.1866 wurde die Mühle von<br />
Jakob Cron, Bäcker Schwarzenacker und Ludwig Cron, Müller Niederauerbach um<br />
11 369 Gulden <strong>an</strong> Rudolf Riehrn, Müller und seine Ehefrau Philippine Kesselring<br />
(1245) verkauft. Dieser verkaufte sie wieder am 9.11. 1871 <strong>an</strong> Joh. Mai (979).<br />
1885 stellte der Müller D<strong>an</strong>iel Nafziger (l070) den Betrieb der Mühle ein. Später ging<br />
die Mühle <strong>an</strong> den Bickenaschbacher-Hof über.<br />
1929 kaufte sie Eis von Einöd.<br />
Um 1930 kaufte sie Ludwig Leiner (909) von <strong>Mittelbach</strong>. Dessen Töchter veräußerten<br />
die ehemalige Mühle mit dem dazugehörigen L<strong>an</strong>d 1955 <strong>an</strong> Walter Gawehns x Groß<br />
Lenkenau Kr. Tilsit-Regnit 1923 zum Preise von 32 000 DM.<br />
6.9 Das Bickenaschbacher Torhaus<br />
Die Zweibrücker Herzöge waren wie die meisten Fürsten dieser Zeit große<br />
Jagdliebhaber. Das Wild wurde gehegt und gepflegt. Wehe dem Bauer, der etwas<br />
gegen das Wild unternahm, wenn es seine Felder verwüstete. Dafür aber musste er<br />
Jagdfronden leisten und die Jagdhunde des Herzogs das Jahr über halten und<br />
füttern.<br />
Herzog Christi<strong>an</strong> IV (1734-1775) ließ sein Oberamt Zweibrücken mit einem Zaun<br />
umgeben, um den Wildwechsel in <strong>an</strong>dere Herrschaftsgebiete zu unterbinden. Wo<br />
Straßen die Grenzen überschritten, wurden Tore <strong>an</strong>gebracht. Ihre Angeln waren so<br />
befestigt, dass die Tore nie offen bleiben konnten, sondern von selbst zufielen. Es<br />
waren Falltore. Zu ihrer Wartung und zur Beauf<strong>sich</strong>tigung des Zaunes waren<br />
besondere Knechte aufgestellt, die „Folterknechte".<br />
Die Straße <strong>Mittelbach</strong> - Altheim überschritt bei der Bickenaschbacher Mühle die<br />
Grenze des Oberamts, Altheim war lothringisch. Darum war auch hier solch ein Tor.<br />
Für den Folterknecht ließ der Herzog auf Schorrenburgischen Grund ein Haus<br />
bauen. Dies erhielt später den Namen Bickenaschbacher Torhaus. Einen<br />
Folterknecht vom Torhaus finden wir im sippenkundlichen Teil (1659). Dass auch<br />
Fr<strong>an</strong>z Kötz (816) der 1832 <strong>als</strong> pens. Förster auf der Bickenaschbacher Mühle starb,<br />
<strong>als</strong> solcher <strong>an</strong>gestellt war, k<strong>an</strong>n vermutet werden.<br />
Als die Grenzen des Herzogtums in der fr<strong>an</strong>z. Revolution aufhörten zu bestehen,<br />
wurde das Torhaus mit einigen Feldern ein kleines Bauerngut, das nach 1830 von<br />
Joseph Klein (674) bewirtschaftet wurde. Seit 1876 ungefähr war es in Besitz der<br />
Familie Collmenter (252). Schon im ersten Kriegsjahr 1939/40 wurden die Gebäude<br />
stark zerstört. Der Besitzer aber starb im Krieg und das Höfchen zerfiel in der<br />
Folgezeit immer mehr.<br />
74
1954 kaufte Bruno Schwarzin ( x 20.1.1903 in Barringen, Kr. Eberode/Ostpreußen)<br />
das Höfchen zum Preise v. 5000 DM und richtete neue Gebäude auf.<br />
6.10 Die <strong>Hengstbach</strong>er Mühle<br />
Oberhalb von <strong>Mittelbach</strong>, wo <strong>sich</strong> das Bickenalbtal etwas weitet, kurz bevor das<br />
<strong>Hengstbach</strong>er Tälchen einmündet, liegt die <strong>Hengstbach</strong>er Mühle. Ein Türstein trägt<br />
eingehauen den Namen Leithäuser und die Jahreszahl I745.- Jakob Leithäuser von<br />
Nünschweiler bittet am<br />
6.7.1743, da er in <strong>Hengstbach</strong> ein Wiesenstück erkauft habe um Genehmigung<br />
zum Bau einer Mühle mit 2 Gängen und einem Schälg<strong>an</strong>g.<br />
Im selben Monat noch be<strong>sich</strong>tigt Baudirektor Verch. von Zweibrücken den Platz in<br />
Anwesenheit von Gemeinsleuten von <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong>. Der Platz wird<br />
<strong>als</strong> gut befunden.<br />
Bei Versteigerung der Mühlgerechtigkeit am 11.9. 1743 erwirbt sie Leithäuser um 9<br />
Gulden und 6 Malter 2 Fass Korn jährlich. Der Steigerer ist, sol<strong>an</strong>ge er keine Fuhre<br />
zum L<strong>an</strong>dbau hält, wie die <strong>an</strong>deren Müller, frei von der Fron.<br />
Wir erfahren hier auch, dass vor l<strong>an</strong>gen Zeiten <strong>an</strong> dem Platz schon einmal eine<br />
Mühle gest<strong>an</strong>den habe. Die Karte des Renovationsprotokolls zeigt auch noch<br />
deutlich einen alten Mühlgraben.<br />
Im Monat der Versteigerung laufen auch schon die Beschwerden der Müller von<br />
Bickenaschbach und <strong>Mittelbach</strong> beim Oberamt ein. <strong>Sie</strong> fürchten um ihr Brot, da sie<br />
wenig zu mahlen haben und es oft auch <strong>an</strong> Wasser m<strong>an</strong>gelt. Besonders für<br />
Neumüller in der Mühle zu <strong>Mittelbach</strong> besteht die Gefahr, dass das Wasser zu sehr<br />
zerschlagen werde. Diese und noch <strong>an</strong>dere Beschwerden laufen nun noch öfters<br />
ein.<br />
Im J<strong>an</strong>uar 1744 meldet Leithäuser, dass er die Mühle <strong>an</strong> einer <strong>an</strong>deren Stelle<br />
erbauen will. Da das Wasser in m<strong>an</strong>chen Zeiten so schwach ist, will er ein<br />
oberschlächtiges Mühlrad einbauen. Wieder gibt Baudirektor Verch ein günstiges<br />
Gutachten ab. Es beginnt nun ein zäher Kampf Leithäusers für seinen Pl<strong>an</strong>. Alle,<br />
außer der Regierung, scheinen <strong>sich</strong> gegen ihn verschworen zu haben. Die von St.<br />
Ingbrecht auf dem Bickenaschbacher-Hof fürchten Schaden für ihre Wiesen. Baron<br />
von und zu Schorrenburg will nicht genehmigen, dass der nun nötig gewordene<br />
Mühlgraben durch seine Wiesen gezogen wird, die <strong>Hengstbach</strong>er wollen nicht<br />
zugestehen, dass der Aushub des Grabens in den Wiesen aufgeschüttet wird, und<br />
selbst die <strong>Mittelbach</strong>er sind nun Gegner des Baues. So kommt es, dass <strong>als</strong> <strong>an</strong><br />
Martini 1745 die erste Mühlpacht fällig wird, der Mühlbau wohl begonnen aber der<br />
Wassergraben noch fehlt.<br />
75
Schließlich gestattet Baron von Schorrenburg den Bau des Mühlgrabens durch<br />
seine Wiesen gegen eine Entschädigung von 30 Gulden 11 bz u. 4 Pf.. Bei einer<br />
Ortsbe<strong>sich</strong>tigung durch den Renovator Sundahl treten die <strong>Hengstbach</strong>er besonders<br />
scharf auf. Georg Hof, der Ziegler und Friedrich Moschel erklären, sie wären nicht<br />
schuldig den Bau zu leiden, und Hof riss unter noch <strong>an</strong>dern hitzigen Reden<br />
Sundahl das Lagerbuch aus der H<strong>an</strong>d. Sundahl beschwerte <strong>sich</strong> beim Oberamt<br />
über dieses Vorgehen und gibt den Schultheißen Römer von lxheim, der zugegen<br />
war, <strong>als</strong> Zeugen <strong>an</strong>.<br />
Immer wieder laufen Beschwerden. gegen die neue Mühle ein.<br />
1752 will der Müller von <strong>Mittelbach</strong> Wilhelm Neumüller auch eine neue Mühle mit<br />
oberschlächtigem Wasserrad bauen. Es kommt aber doch nicht dazu. 1756 zeigt<br />
die Witwe von Wilhelm Neumüller <strong>an</strong>, Leithäuser habe nicht dahin gebaut, wo<br />
bestimmt gewesen wäre.<br />
1757 will der Müller Cronen von Hornbach den Bickenaschbacher und den<br />
Wahlerhof zu seiner Mühle geb<strong>an</strong>nt wissen.<br />
1758 Die Witwe Neumüller beschwert <strong>sich</strong>, dass der Leithäuser in <strong>Mittelbach</strong> bei<br />
den Gemeinsleuten Frucht zum Mahlen abhole.<br />
Leithäuser hält entgegen, dass die Witwe Neumüller auch in <strong>Hengstbach</strong><br />
Frucht abhole. <strong>Hengstbach</strong> habe nur 23 Hausgesäß, <strong>Mittelbach</strong> aber 44; er<br />
müsse b Malter 2 Fass Korn geben, die <strong>Mittelbach</strong>er Mühle gebe nur 3<br />
Malter.<br />
Die Entscheidung des Oberamts geht dahin, dass beide Müller keine Frucht<br />
abholen sollen; die Untert<strong>an</strong>en sollen sie bringen.<br />
Als Leithäuser 1759 zu den herrschaftlichen- u. Gemeindefronden <strong>an</strong>gehalten wird,<br />
macht er geltend, dass er nicht nur die Abgaben von seiner Mühle zu leisten habe,<br />
sondern auch noch extra beschwert sei. Er muss alljährlich einen herrschaftlichen<br />
Hund halfen, was für Brot und Suppe mindestens 10 Gulden ausmacht; wenn der<br />
Hund aber verloren geht, muss er 10 Reichstaler zahlen.<br />
1774 geht die Mühle <strong>an</strong> den Schwiegersohn Leithäusers Christoph Hof (534) von<br />
<strong>Hengstbach</strong> über, der sie um 1795 <strong>an</strong> Joh. Bernh. Neumüller (1102) von <strong>Mittelbach</strong><br />
verkauft. Im 19. Jahrhundert wechselt der Besitzer öfters bis die Mühle d<strong>an</strong>n um<br />
1874 in die Hände der Familie Isem<strong>an</strong>n (646/647) kommt. Neben der Mühle treibt<br />
diese Familie auch Ackerbau. 1946 stellt Philipp Isem<strong>an</strong>n die Mühle auf<br />
elektrischen Betrieb um. Nach seinem Tod, 1957 wurde von seinen Töchtern<br />
2 Söhne sind gefallen) die Mühle stillgelegt und eine Gastwirtschaft eingerichtet.<br />
76
6.11 Brunnen<br />
Die <strong>Hengstbach</strong>er Mühle aus dem<br />
Jahre 7745. <strong>als</strong> <strong>sich</strong> hier noch das<br />
Mühlrad drehte, <strong>an</strong>getrieben vom<br />
Wasser der Bickenalb. Der<br />
Volksmund hat hier offenbar einmal<br />
nicht recht, wenn er behauptet,<br />
Müllers Vieh gedeihe selten oder<br />
nie. Wasserleitung, Asphaltstrasse<br />
und elektrischen Strom gab es<br />
noch nicht. 7957 wurde das Mahlen<br />
eingestellt.<br />
Die wasserführenden Schichten des Bunts<strong>an</strong>dsteins werden von dem Bickenalbtal und<br />
seinen Nebentälern vielfach <strong>an</strong>geschnitten und daraus erklärt <strong>sich</strong> der<br />
Quellenreichtum. In der Beschreibung des Oberamtes Zweibrücken<br />
77
erscheint bei Tilem<strong>an</strong>n Stella das Bickenalbtal <strong>als</strong> 8. Hauptgrund. Er reicht im Oberamt<br />
von der Grenze <strong>an</strong> Bickenaschbach bis wo am Berckhauser Berg die Schwalb die<br />
Bickenalb aufnimmt. Da dieser 8. Hauptgrund beinahe ausschließlich in die<br />
Gemarkungen von <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> fällt, seien alle von Telem<strong>an</strong>n hier<br />
gen<strong>an</strong>nten Brunnen aufgeführt:<br />
Der süße Born ist gar schön und gut<br />
Der Born in der Fessel gen<strong>an</strong>nt, in der Aspach.<br />
Der Dorfborn zu Bickenaschbach.<br />
Der Born <strong>an</strong> der Auen gen<strong>an</strong>nt, <strong>an</strong> der <strong>Mittelbach</strong>er L<strong>an</strong>dstraße<br />
Der Born, <strong>an</strong> der Wiesen. Im Brüel gen<strong>an</strong>nt, <strong>an</strong> vorgen<strong>an</strong>nter L<strong>an</strong>dstraße<br />
Der unterst Born in der Wallerbach, das ist der Grund den m<strong>an</strong> eigentlich den Waler<br />
nennt<br />
Der oberst Born im Waler<br />
Der oberst Born in der Winterbach Der unterst Born in der Winterbach Der Born bei<br />
Pfaffenbrüel, liegt <strong>an</strong> der L<strong>an</strong>dstraße Der Born auf dem Geidfurt gen<strong>an</strong>nt<br />
Das Klebesbörnchen<br />
Der Dorfborn am Rech untern <strong>an</strong> <strong>Hengstbach</strong> dem Dorf Der Röstborn<br />
Der Born in den Sauerwiesen<br />
Der Born im Bruch<br />
Der Born oben in der Wallersbach. Er hat daselbst oben in selbigen Tale viele<br />
Winterborn<br />
Der Mortzborn in der Wallersbach<br />
Der Dorfborn in dem Dorf <strong>Mittelbach</strong> Der <strong>an</strong>der Dorfborn unter dem Wirtshaus<br />
Der erst Born im Dömpel gen<strong>an</strong>nt<br />
Der Klingelborn<br />
Der Born im Mertel im Feld<br />
Der Born in der hintersten Hitschenbach<br />
Das Börnchen bei der Neuwiese<br />
Der Born in der Unterstede bei dem Wooge in der Rechtenbach, sind daselbst viele<br />
Quellen umher<br />
Der oberst Born im Rechental<br />
Der unterst Born im Rechental ist gar hübsch und groß<br />
Der unterst und oberst Born im Hüenertal<br />
Der L<strong>an</strong>genbacher Born.<br />
Ein <strong>an</strong>der L<strong>an</strong>genbacher Born.<br />
Das Steinbörnchen.<br />
Der Looborn.<br />
Der Elternborn, der Graben, so aus diesem Born geführt ist, scheidet <strong>Mittelbach</strong>er und<br />
Ixemer B<strong>an</strong>n.<br />
Der Krampborn <strong>an</strong> der L<strong>an</strong>dstraße.<br />
Der Felsborn, er liegt neben der L<strong>an</strong>dstraße, die nach <strong>Mittelbach</strong> zugeht, <strong>an</strong> den<br />
Wiesen.<br />
Der Born im Bruch <strong>an</strong> der Bickenalb.<br />
6.12 Die Weiher<br />
An Wögen (Weihern) gibt uns Tilem<strong>an</strong>n Stella <strong>an</strong>:<br />
78
XVII. Der unterst Woog im rechten Tal ist l<strong>an</strong>g etwa 80 Schritte und breit<br />
am Damm 76 Schritte.<br />
XVIII. Der mittelst Woog im rechten Tale ist l<strong>an</strong>g 58 Schritte<br />
und breit 24 Schritt.<br />
XIX. Das oberst Wöglein in der Rechtenbach ist l<strong>an</strong>g 50 Schritte<br />
und 28 breit.<br />
Unter rechten Tal ist hier das Rechental zu verstehen. Der oben gen<strong>an</strong>nte „mittelst<br />
Woog" wurde 1533 von Werner Keßler von Zweibrücken <strong>an</strong>gelegt. Er erwarb den<br />
Grund und Boden, der zum Pfarrgut gehörte, durch Tausch und gab eigenen Besitz in<br />
Ixheim dafür. Diese Weiher scheinen aber in schlechter Pflege gewesen zu sein.<br />
Schon 1628 ist Werner Keßlers Weiher zum größten Teil verl<strong>an</strong>det, und die Bauern<br />
treiben ihr Vieh zur Weide hin.<br />
Trotz dieser Einteilung blieb die Ertragsfähigkeit des Bodens noch l<strong>an</strong>ge unter dem<br />
St<strong>an</strong>d vor dem 30jährigen Krieg. Bepfl<strong>an</strong>zt wurden nur die s<strong>an</strong>digen Hänge, denn der<br />
Talboden gab nur magere Frucht. Vieh konnte auch nicht viel gehalten werden, da die<br />
wenigen Talwiesen nicht genügend Futter gaben und die Hänge und Höhen wegen<br />
der Bodenbeschaffenheit zur Anlage solcher nicht geeignet waren. So gab es nur<br />
wenig natürlichen Dung für die Felder. Kein Wunder, dass m<strong>an</strong> dem Boden darum<br />
immer wieder in der Brache Ruhe und Erholung gewähren musste. So lagen viele<br />
Felder öd und verwildert da, bis die Menschen sie wieder bestellen konnten. Die Folge<br />
dieser Missstände: es gab wenige reiche Bauern und viele Tagner.<br />
7.0 Entwicklung der beiden Dörfer bis ins<br />
19. Jahrhundert<br />
79
7.1 Aufschwung unter Christi<strong>an</strong> IV<br />
Für die Entwicklung der L<strong>an</strong>dwirtschaft war besonders die Regierungszeit des<br />
Zweibrücker Herzogs Christi<strong>an</strong> IV. von Bedeutung. Die zielstrebigen Bemühungen des<br />
Herzogs und seiner Beamten waren auf eine pl<strong>an</strong>mäßige Stärkung und ertragreichere<br />
Gestaltung, der in den Kriegszeiten des 17. Jahrhunderts schwer geschädigten und in<br />
Verfall geratenen L<strong>an</strong>dwirtschaft gerichtet. Eine um 1750 errichtete L<strong>an</strong>desbehörde,<br />
die sogen<strong>an</strong>nte „ÖkonomieKommissiori' hatte insbesondere die Aufgabe erhalten, die<br />
Gründe des Darniederliegens der L<strong>an</strong>dwirtschaft, sowie die <strong>an</strong>dernorts gemachten<br />
Besserungsversuche zu prüfen, selbst Versuche <strong>an</strong>zustellen, um d<strong>an</strong>n endgültige<br />
Vorschläge zu machen. Vor allem unter ihrem Vorsitzenden „Rentkammerdirektor S c<br />
h i m p e r „ hat diese Behörde eine in ziviler Hin<strong>sich</strong>t erfolgreiche Tätigkeit zur Hebung<br />
des Nahrungsst<strong>an</strong>des entfaltet und Grundlagen geschaffen, die <strong>sich</strong> für die<br />
Entwicklung der L<strong>an</strong>dwirtschaft des Herzogtums Zweibrücken, welchem <strong>Mittelbach</strong><br />
und <strong>Hengstbach</strong> <strong>an</strong>gehörten, <strong>als</strong> von großer Bedeutung erwiesen. Dieser M<strong>an</strong>n hatte<br />
die Gabe und den Willen zu einer wirtschaftlichen sozialen Reform des Westrichs.<br />
Seine Bemühungen zielten darauf hin, das geschwächte deutsche Volk <strong>an</strong> seine<br />
Kulturaufgabe zu erinnern, um es wieder ebenbürtig neben Fr<strong>an</strong>kreich, das die<br />
diplomatische Vorherrschaft <strong>an</strong> <strong>sich</strong> riss, und Engl<strong>an</strong>d, das <strong>sich</strong> zum<br />
l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen und h<strong>an</strong>delspolitischen Musterstaat entwickelte, stehen zu sehen.<br />
Vor allem strebte er dahin, im deutschen L<strong>an</strong>d einen freien Bauernst<strong>an</strong>d zu schaffen.<br />
Dieser Ged<strong>an</strong>ke schwebte ihm auch bei seiner Reform im Westrich vor (i).<br />
Der Westricher Bauer k<strong>an</strong>nte bis dahin <strong>als</strong> Mutterpfl<strong>an</strong>ze nur die von ihm selbst<br />
<strong>an</strong>gebaute Grasart, das Unkraut der Brachäcker und die Stoppelweiden. Das Nutzvieh<br />
konnte deshalb auch in der wärmeren Jahreszeit nur kärglich ernährt werden. Durch<br />
die Reform ,"Schimpers" wurden neue Kleearten und Futterrüben <strong>an</strong>gebaut. Neue Be-<br />
und Entwässerungs<strong>an</strong>lagen verbesserten die Wiesenkultur derart, dass die ehedem<br />
schmale Futterbasis für das Nutzvieh wesentlich erweitert werden konnten.<br />
Kleesamen aus Holl<strong>an</strong>d und Sp<strong>an</strong>ien, Futterrübensamen aus Burgund und von der<br />
Mosel, Raygräser aus Lyon und London brachten einen derartigen Mehrertrag, dass<br />
m<strong>an</strong> immer mehr von der Sommerweide des Viehes abkam. Durch den infolge<br />
längerer Stallfütterung vermehrt gewonnenen Dung, konnte der abgewirtschaftete<br />
Ackerboden schneller regeneriert werden. Außerdem war die Düngung mit Kalk,<br />
Mergel und Gips in Anwendung gekommen. Die Getreideproduktion war bei der<br />
durch rationellere Versorgung der Äcker mit wirtschaftseigenem Dung gesteigerten<br />
Ertragsfähigkeit des Bodens wesentlich erhöht worden.<br />
Im Rahmen der durch den Anbau von Brachfrüchten vor allem der Kartoffel, der<br />
Futterrübe, des Klees und einiger H<strong>an</strong>delsgewächse - modifizierten und<br />
80
verbesserten Dreifelderwirtschaft wurden in der Hauptsache Hafer, Roggen, Weizen<br />
und verhältnismäßig wenig Gerste <strong>an</strong>gebaut. Auch der Obstbau wurde pl<strong>an</strong>mäßig in<br />
die Agrarreform aufgenommen. Jedem Erwachsenen wurde die Pfl<strong>an</strong>zung von sechs<br />
Obstbäumen zur Auflage gemacht . Alle diese Reformbestrebungen wirkten <strong>sich</strong> sehr<br />
vorteilhaft auf die L<strong>an</strong>dwirtschaft aller Dörfer aus. Trotz aller Lasten durch die<br />
Abgaben <strong>an</strong> das herzogliche Regiment, erlebte das Dorf <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />
einen Aufschwung, der bis zur fr<strong>an</strong>zösischen Revolution <strong>an</strong>hielt.<br />
Aus dem Jahre 1786 ist eine Visitation des Dorfb<strong>an</strong>nes erhalten, die ich hier<br />
<strong>an</strong>fügen möchte<br />
Visitation über den Dorfb<strong>an</strong>n von <strong>Mittelbach</strong> 1786.<br />
Gärten: 17 Morgen Bauplätze und 41 Morgen Gärten sind da. Von letzteren<br />
sind 23 Pfl<strong>an</strong>zgärten und 18 Morgen Grasgärten<br />
In den Pfl<strong>an</strong>zgärten werden Kraut, Bohnen, Rüben, Maagsamen usw.<br />
<strong>an</strong>gebaut. Es ist jeder bestrebt seinen Garten zu bessern. Erlöst wird<br />
nichts aus den Gärten, da jeder verbraucht, was er pfl<strong>an</strong>zt. Die Gärten<br />
sind mit Dornen Hecken, hie und da noch mit alten Palisaden und<br />
einige mit Mauern zugemacht.<br />
In den Gärten stehen nicht mehr <strong>als</strong> 70 Obstbäume und auf den<br />
Feldern 240. Aus ihnen können jährlich 55 Gulden erlöst werden.<br />
Jeder junge Gemeinsm<strong>an</strong>n muss, wenn er das Gemeinderecht<br />
bekommt, b junge Obstbäume in die Baum- oder Pfl<strong>an</strong>zschule setzen<br />
Wenn sie hernach <strong>als</strong> gut befunden werden, werden sie unter die<br />
Gemeinsleute verteilt. Die Baumschule wird d<strong>an</strong>n mit neuen Bäumen<br />
besetzt.<br />
121 Morgen liegen im Tal. <strong>Sie</strong> haben keine Gräben und nur wenige<br />
werden bewässert. Die Winterflut düngt sie, und sie leiden unter dem<br />
Wild keinen Schaden. Der Boden ist von bester Art, nämlich<br />
Wiesen: 121 Morgen liegen im Tal. <strong>Sie</strong> haben keine Gräben und nur wenige<br />
werden bewässert. Die Winterflut düngt sie, und sie leiden unter dem<br />
Wild keinen Schaden. Der Boden ist von bester Art, nämlich schweren<br />
S<strong>an</strong>dboden. Von den Wiesen und Grasgärten mit 139 Morgen können<br />
jährlich 15 Ztr Heu und 8 ztr. Grummet je Morgen gemacht werden,<br />
mithin zusammen 2085 Ztr Heu und 1112 Ztr. Grummet.<br />
Klee-Stücker: Von 25 Morgen können jährl. pro Morgen 16 Ztr. gerechnet, mithin im<br />
g<strong>an</strong>zen 400 Ztr. gerechnet werden.<br />
Gedüngtl<strong>an</strong>d: 80 Morgen können jährlich. mit Stalldung gedüngt und nur 4 Morgen<br />
gepfercht werden. Wegen deswenigen Viehs können sie nicht mehr in<br />
Dung bringen. Auf dem Dorfb<strong>an</strong>n sind 100 Morgen S<strong>an</strong>dboden, 80<br />
Morgen Buchgrund, und der Rest ist weißer Boden mit Kiesel vermengt.<br />
Gedüngt wird gewöhnlich nur der S<strong>an</strong>dboden, selten geschieht dies mit<br />
dem weißen Boden. Das Dungl<strong>an</strong>d wird 3 mal gefrüchtet., <strong>als</strong> einmal<br />
mit Winter- und 2 mal mit Sommerfrucht.<br />
Willerungs -u. Aussenfelder:10 Morgen, welche gar nicht, weil sie meistens Triften und<br />
Klammen sind, gebaut werden können.<br />
81
Brache: 288 Morgen<br />
10 Aussenfelder:<br />
eingesät davon wird geerntet:<br />
25 Morgen Weizen 15 Fass pro Morgen = 81 1/4. Malter<br />
51 Morgen Korn 16 Fass pro Morgen = 204 Malter<br />
44 Morgen Gerste 18 Fass pro Morgen = 198 Malter<br />
244 Morgen Haferl 10 Fass pro Morgen = 610 Malter<br />
240 Morgen Dinkel 12 Fass pro Morgen = 720 Malter<br />
85 Morgen Grundbirn 24 Malter pro Morgen = 2040 Malter<br />
25 Morgen Kleestücker<br />
7 Morgen H<strong>an</strong>f 1 ½ Ztr. pro Morgen = 10½ Ztr.<br />
20 Morgen Wicken werden gefüttert<br />
57 Morgen bleiben <strong>als</strong> Weide liegen<br />
____________________________________________________________________<br />
1088 Malter<br />
ist der Betrag des g<strong>an</strong>zen Ackerl<strong>an</strong>des<br />
Viehst<strong>an</strong>d in <strong>Mittelbach</strong> 176:<br />
Pferde 17 Stck. Ochsen 14 Stück<br />
Rindvieh 88 Stck. Schafe 84 Stück<br />
Schweine 150 Stck. Ziegen 4 Stück<br />
Hühner 150 Sick. Gänse 100 Stück<br />
Aus Butter, Schweinen, Eiern, Hühnern, Gänsen usw. können jährlich 400 Gulden<br />
gelöst<br />
werden.<br />
Waldungen: Die Gemeinde hat 188 Morgen Waldungen und die gnädische<br />
Herrschaft hat das g<strong>an</strong>ze L<strong>an</strong>gental <strong>an</strong> Niederwaldungen 59 Morgen,<br />
ohne die Wolfsracee, deren Morgenmaß nicht zu bestimmen ist. Aus den<br />
Gemeindewaldungen bezieht jeder gemeinsam jährlich<br />
1/2 Klafter Holz und 12 Wellen.<br />
Die Untert<strong>an</strong>en zu <strong>Mittelbach</strong> bauen ihr L<strong>an</strong>d so gut <strong>als</strong> möglich <strong>an</strong>, so dass m<strong>an</strong><br />
dar<strong>an</strong> nichts auszusetzen hat. Und ist übrigens keine Hauptverbesserung hier<br />
vorzunehmen. Das Wildbrett lassen sie durch Schützen hüten und dadurch<br />
beschützen sie ihre Felder so gut sie können.<br />
Br<strong>an</strong>ntwein wird wenig oder gar keiner gebr<strong>an</strong>nt.<br />
Durch den großen Viehbest<strong>an</strong>d, nach welchem sie <strong>sich</strong> streben, versuchen<br />
sie ihre Felder immer besser zu düngen.<br />
82
7.2 Die <strong>Mittelbach</strong>er Flurnamen<br />
Ein großer Teil <strong>unsere</strong>r Flurnamen reicht in die Zeit vor dem 30jährigen Kriege zurück.<br />
Die ältesten, urkundlich nachweisbaren sind: „Die Ouwe" zwischen <strong>Mittelbach</strong> und<br />
<strong>Hengstbach</strong> und „in der L<strong>an</strong>genwiese" bei <strong>Mittelbach</strong>. <strong>Sie</strong> werden am 12.11. 1460 bei<br />
Verleihung verschiedener Zehnten durch den Abi Blicker von Hornbach <strong>an</strong> Heinrich<br />
Mauchenheimer gen<strong>an</strong>nt. (Neubauer, Regesten des ehemaligen Benediktiner Klosters<br />
Hornbach; 422) Ich führe nachfolgend die Flurnamen auf:<br />
1. Wie sie heute gebraucht werden,<br />
2. Wie sie in den Renovationsprotokollen von 1711,<br />
1725 und 174- erscheinen und<br />
3. Die Namen die Tilem<strong>an</strong>n Stella 1565/64 in seiner Beschreibung<br />
des Oberamts Zweibrücken überliefert.<br />
Die letzteren verd<strong>an</strong>ke ich dem freundlichen Entgegenkommen des Herrn<br />
Kreisschulrats Emmrich, Zweibrücken, dem ich auch <strong>an</strong> dieser Stelle für seine<br />
Unterstützung d<strong>an</strong>ke.<br />
1. Heutige Form 2. Im Renovationspr. 3. Tilem<strong>an</strong>n Stella<br />
g<br />
Lohberk Looberg Looberg<br />
Loo<br />
<strong>Mittelbach</strong>er Höhe<br />
Streitb<strong>an</strong>n Aspacherberg<br />
in de Kaude<br />
die Dreispitz<br />
83
uff de K<strong>an</strong>une<br />
Beddinger Keppche Böttinger Berg<br />
Rodheck<br />
Buelerberg<br />
Weißersbach Weißersbach Wissersbach<br />
Im Bickeralbtal<br />
am Ixemer Hammer<br />
Elternwiesen<br />
Ellerborn Elterborn<br />
Ellergraben<br />
Schweizer Wisse Schweizerwiesen<br />
Wadsackerwiesen<br />
Mühlgarten<br />
Pulwerviss Pulverwiese<br />
Pulvergarten<br />
am Steinborn<br />
Kirchenwisse Kirchgarten<br />
Krautgärten Krautgarten<br />
Brückengarten Bruckgarten<br />
Gänseglam<br />
Brechkraut<br />
Bläch<br />
Bruchwisse Bruchwiesen Bruchwiese<br />
in de L<strong>an</strong>gwiss<br />
in de Newewisse<br />
in de Brätwisse Breitwiesen Breitwiesen<br />
Nordwestl. des Bickenalbt<strong>als</strong><br />
Ixemerberk Ixheimer Berg<br />
die Seifers<br />
im L<strong>an</strong>gdahl L<strong>an</strong>gental L<strong>an</strong>gental<br />
in Deiwels Loch<br />
in Deiwelsküch<br />
Flurgärten Flurgärten<br />
Flur Flurfelder<br />
uff de Hohl uff der Hohlen<br />
Klingelsberg<br />
84
l<strong>an</strong>ge Ahnung<br />
M<strong>an</strong>tel M<strong>an</strong>tel<br />
Lehmkaut Leimenkaut<br />
Baumgarten<br />
<strong>an</strong> de Höh<br />
Leischeacker<br />
Wasserloch<br />
Weiherberg<br />
G<strong>an</strong>s<br />
Blaul<br />
Kerche od. Rechedahl im Rechental Rechental<br />
Dömpel<br />
<strong>an</strong> de Altmiel Neuwiese<br />
vorrerscht u. hinnerscht<br />
Henscheglam Hentschenbach vord. u. hint.<br />
im Weiher Werner Keßlers Weiher<br />
Rädche<br />
Hintschenbach<br />
(Hintzenbach)<br />
<strong>an</strong> de Viehunner Viehunder Unterstede in der<br />
Rechtenbach<br />
im Hinnerdahl im Hühnertal Hünertal<br />
owwe <strong>an</strong> de Unner<br />
Servelhüwwel<br />
Herisertal<br />
in de Wolfsacht die Wolferacht Wolfsracht<br />
Wallersbach Wahlersbach Wallersbach<br />
Dachshüwwel<br />
(Waltersbach)<br />
uff em Mittelhüwel Mittelbühl Mittelbuhel<br />
das Klostergut<br />
Artsitters<br />
Mertel Mertel Mörtel, Mortel<br />
"s Schulwäldche<br />
de Abbergarte<br />
de Auberk der Augarten<br />
Felder am Auerberg<br />
85
7.3<br />
1. Heutige Form 2. Im Renovationspr. 3. bei Tilem<strong>an</strong>n Stella<br />
Auberg In der Auwies<br />
Seilacker Zeilacker Seilacker Gaßenberg<br />
Mertel Mertel Mertel Mörtel<br />
Am Breitenstein am Breitenstein<br />
Äckerchen auf Eckerchen<br />
Bornbrech Bornbrech<br />
Borngarten Borngarten<br />
Hawweracker<br />
Mattenberg Mattenberg<br />
Schachen Der <strong>Hengstbach</strong>er<br />
hohe Wald<br />
Im <strong>Hengstbach</strong>er Tal Im <strong>Hengstbach</strong>er Tal<br />
In den Rahmwiesen Ramwies Brustwies<br />
in den Gassenwiesen Gaßenwiesen<br />
<strong>an</strong> de Viehtränk<br />
in den Roßwiesen die Roßwies<br />
<strong>an</strong> de Schwemm<br />
im Brühl<br />
Krautgarten im großen Garten Großgarten Gredengarten<br />
im Rebgarten im Rebgarten<br />
im Rebacker im Rebacker<br />
im Dellengarten<br />
im Schelmertal Schelberger Glam Schelbertal<br />
Ewwerglam<br />
86
hohes Kreuz beim Kreuz<br />
in der Dell Heide<br />
H<strong>an</strong>g am Blieserweg H<strong>an</strong>g am Blieserweg<br />
Auf dem Heidenbühl Heidenbühl<br />
Glockenberg Glockenberg<br />
Rädere<br />
Bremmekeppche<br />
L<strong>an</strong>gengrafenteich<br />
Hungerberg Hungerberg Hungerberg<br />
Grieffort (Greisfort) am<br />
Sper ( r ) weg<br />
im Tälchen, im Etzel Etzel Das groß Tälchen<br />
(Großtelgen)<br />
Kemmling Klemmling Kemmel<br />
im Litzental Litzendählgen Lötzentälchen<br />
im vorderen und hinteren vord. u. hini.<br />
großen Acker große Acker<br />
in der Winterbach in der Winterbach Winterbach<br />
(auch großes Tal gen<strong>an</strong>nt)<br />
Dörrenbach Dörrenbach<br />
Dell Dellen<br />
im Boden im Boden<br />
in den kurzen Stückern Krautgarten oder<br />
in der Au Knöbelspferch Klebesborn<br />
im Pfaffenbrühl im Pfaffenbrühl in Pfaffenbrühl<br />
<strong>an</strong> de <strong>Hengstbach</strong>er Mühl<br />
den Sträng<br />
87
7.4 Flurnamen des Wahlerhofes<br />
Da der Hof erst nach dem 30jährigen Krieg entst<strong>an</strong>d, gibt es kein Renovationsprotokoll.<br />
Vorher gehörte der Boden zu dem Ort Bickenaschbach.<br />
1. Heutige Form 2. Bei Tilem<strong>an</strong>n Stella<br />
Köpfchen<br />
im unteren Tal Walerbach unterem Brunnen<br />
Unnerbrunne<br />
in der Neubruchahnung<br />
Sauunter<br />
ober dem Baum und Pfl<strong>an</strong>zgarten<br />
Böckweiler Fußpfad<br />
Scheuergarten<br />
Ornbrühl<br />
Buchwald Aspacher Wäldchen<br />
H<strong>an</strong>g oder der Schleus<br />
Mühlweg<br />
am Kiefernwald<br />
Lehmkaut<br />
oder dem Scheuergarten am Mühlweg<br />
auf dem Berg zwischen Wald und Trischfeld<br />
Süßenbach Suesenbach<br />
die Schw<strong>an</strong>n<br />
Geckelsröder<br />
Creutzeich<br />
88
7.5 Das alte Geld und die alten Maße<br />
In den geschichtlichen Abh<strong>an</strong>dlungen kommen öfters die alte Währung und die<br />
alten Maße vor. <strong>Sie</strong> lassen <strong>sich</strong> nicht einfach in unser Geld und <strong>unsere</strong> Maße<br />
umrechnen. Um das Gefühl für ein ungefähres Verhältnis zu wecken führe ich <strong>an</strong>:<br />
Der Gulden war ursprünglich eine Goldmünze (Gulden=Gold) und<br />
wurde in Florenz schon im 13. Jahrhundert geprägt. Darum erhielt<br />
er auch den Namen Florentiner, abgekürzt fl. Später wurden auch<br />
Gulden aus Silber geprägt.<br />
1 Gulden ( fl / 15 Batzen (bz) = 60 Kreuzer (Kr)<br />
1 Batzen = 16 Pfennig (&)<br />
1Albus = 1/2bz= 8Pfennig<br />
Um einen Vergleich über den Geldwert zu haben, seien die Preise für<br />
verschiedene Früchte, für Brot und Fleisch aus dem Jahr 1792 hier <strong>an</strong>geführt:<br />
Kammerfaxen 1792<br />
1 Großmalter Korn = 5 fl<br />
1 Großmalter Gerste = 5 fl<br />
1 Großmalter Spelz = 2 f1<br />
1 Großmalter Hafer = 2 fl<br />
1 Kleinmalter Korn = 2 fl 7 bz 8 &<br />
1 Kleinmalter Gerste =2 fl 7 bz 8 &.<br />
1 Kleinmalter Spelz = 1 fl 2 bz 8 &<br />
1 Kleinmalter Hafer = 1 fl - -<br />
Marktpreise<br />
1 Großmalter Korn = 5 fl<br />
1 Großmalter Gerste = 3 fl 11 bz 1 &<br />
1 Großmalter Spelz = 2 fl 2 bz 8 &.<br />
1 Großmalter Hafer = 2 fl 5 bz -<br />
1 Großmalter Weizen = 5 fl 7 bz 8 &.<br />
1 Großmalter Dinkel = 2 fl - -<br />
89
Brot und Fleischpreise<br />
6 Pfund Brot 1 bz 11 &<br />
b Pfund gem. Brot 2 bz 2 &<br />
1 Pfund 1 a Ochsenfleisch 1 bz 1 &<br />
1 Pfund geringer Ochsenfleisch 1 bz 4 &<br />
1 Pfund Kuhfleisch f bz 4 &<br />
1 Pfund jg. Rindfleisch 1 bz 2 &<br />
1 Pfund Kalbfleisch 1 bz 6 &<br />
1 Pfund Hammelfleisch 1 bz 4 &<br />
1 Pfund Schaffleisch 1 bz 2 &<br />
1 Pfund Schweinefleisch 1 bz 4 &<br />
7.6 Die Nahrungsquellen<br />
Bodenart, Bodenform, Klima und Niederschläge (600-700 mm) sind für die<br />
Entwicklung der L<strong>an</strong>dwirtschaft in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> nicht besonders<br />
günstig. Dass der Ackerbau, die Viehzucht und der Obstbau <strong>sich</strong> zur heutigen Höhe<br />
entwickelt haben, ist neben dem strebsamen Fleiß der Bewohner, der Einführung<br />
der neuesten Bewirtschaftungsmethoden, der künstlichen Düngung und dem<br />
Einsatz der Maschine zu d<strong>an</strong>ken.<br />
Wie arm waren doch die ersten Ansiedler nach dem 30jährigen Kriege! Die Felder<br />
waren verunkrautet, mit Dornen und Hecken gewachsen, keine Saatfrucht und kein<br />
Zugvieh waren vorh<strong>an</strong>den. So st<strong>an</strong>den die Menschen vor einem schweren<br />
Beginnen. Und haften sie einen Anf<strong>an</strong>g gemacht, ein Äckerchen ausgeputzt,<br />
umgegraben und die ersten Körner ausgestreut, so erfolgten neue Überfälle,<br />
Plünderungen und Verwüstungen der Felder und Wohnstätten und Wegnahme des<br />
Viehes auch in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts (Reunionskriege).<br />
1695 schreibt der Kirchenschaffner Bender, <strong>als</strong> die Kammer in Meisenheim<br />
<strong>an</strong>ordnete, dass die Wiesen zu <strong>Mittelbach</strong> jährl. zu vermieten seien und die Mieter<br />
Bürgen zu stellen hätten, „von den Untert<strong>an</strong>en zu <strong>Mittelbach</strong> ist keiner im<br />
Vermögen den geringsten Zins zu zahlen. <strong>Sie</strong> lassen fast ins gemein von ihren<br />
Kindern das Brot betteln."<br />
90
Der größte der Fluren <strong>an</strong>derer Dörfer lag noch im 18. Jahrhundert unbebaut <strong>als</strong><br />
Willerungs oder Wilderungsfelder und diente zumeist der Viehweide. Gepfl<strong>an</strong>zt wurden<br />
nur die s<strong>an</strong>digen Hänge, der Boden gab nur magere Frucht. Vieh konnte auch nicht<br />
viel gehalten werden, da die wenigen Talwiesen nicht genügend Futter gaben, und<br />
<strong>sich</strong> die Hänge und Höhen wegen der Bodenbeschaffenheit und Trockenheit zur<br />
Anlage solcher nicht eigneten. So gab es nur wenig natürlichen Dung für die Felder.<br />
Kein Wunder, dass m<strong>an</strong> dem Boden darum immer wieder in der Brache Ruhe und<br />
Erholung gewähren musste. Eine besondere Art von Feldern waren die Rodbüsche,<br />
wie sie in den Renovationsprotokollen aufgeführt werden. Die Hecken und Dornen, die<br />
auf ihnen wuchsen, wurden gefällt und verbr<strong>an</strong>nt. D<strong>an</strong>n wurde die Asche, ohne. die<br />
Wurzelstöcke zu entfernen, untergegraben und der Boden eingesät. Schon nach<br />
einiger Zeit war aber der Boden wieder erschöpft. Er blieb nun 15 bis 20 Jahre liegen,<br />
verwilderte wieder, d<strong>an</strong>n erst konnte m<strong>an</strong> dar<strong>an</strong> denken ihn wieder zu besamen.<br />
Der Kartoffel<strong>an</strong>bau scheint bald nach 1700 eingeführt worden zu sein. Im<br />
Renovationsprotokoll werden am heute bewaldeten H<strong>an</strong>g des Streitb<strong>an</strong>ns eigens<br />
„Grund Behrenrsticker" verzeichnet.<br />
Wahrscheinlich haben die <strong>Mittelbach</strong>er wenigstens zum Teil auch noch auf eine<br />
<strong>an</strong>dere Art ihr Fortkommen gesucht. Das Renovationsprotokoll nennt bei der<br />
Aufteilung des Streitb<strong>an</strong>ns für <strong>Mittelbach</strong> 24 H<strong>an</strong>dfröner, 10 Fuhrleute,1 Ackersm<strong>an</strong>n,<br />
einen Taglöhner und zwei Gerichtsmänner. Warum so viele Fuhrmänner? Schon vor<br />
dem 12. Jahrhundert führte die alte Salzstraße (Heerstraße; Hornbacher Urbar) von<br />
Dieuze (Dus) über Böckweiler, durch den Hochwald, Ernstweiler und die heutige<br />
Sickinger Höhe nach L<strong>an</strong>dstuhl. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts verlegten sie die<br />
Grafen von Zweibrücken, dass sie von Böckweiler aus wahrscheinlich über den<br />
Wahlerhof, <strong>Mittelbach</strong>, Ixheim lief, bei Zweibrücken den Schwarzbach überquerte und<br />
dahinter auf der Höhe ihren alten Lauf wieder erreichte. Die Grafen konnten so bei<br />
ihrer Burg Zweibrücken den Zoll erheben. Weil nun diese dam<strong>als</strong> wichtige Verbindung<br />
durch <strong>Mittelbach</strong> lief, können wir uns leicht denken, dass neben den Fuhrleuten von<br />
Bockweiler auch die von <strong>Mittelbach</strong> am Tr<strong>an</strong>sport des „Gesods" (Salz) auf dieser<br />
Straße beteiligt waren.<br />
Für die Entwicklung der L<strong>an</strong>dwirtschaft und Viehzucht war besonders die<br />
Regierungszeit des Zweibrücker Herzogs Christi<strong>an</strong> IV (1735-1775) von<br />
Bedeutung. Die unter ihm gegründeten Höfe in der Umgegend von Zweibrücken<br />
wurden Vorbild in der Bewirtschaftung für die Bauern der Dörfer. Durch<br />
Einführung besserer Zuchttiere hob der Herzog die Pferde-, Rindvieh- und<br />
Schafzucht. Unter ihm wurde versucht, den Seidenbau einzuführen. Schuldiener,<br />
die auf diesem Gebiet etwas leisteten, wurden bevorzugt.<br />
91
Krapp wurde besonders in Webenheim und <strong>Mittelbach</strong> <strong>an</strong>gepfl<strong>an</strong>zt.<br />
Wie der Obstbau gefördert wurde, sehen wir aus der Visitation des <strong>Mittelbach</strong>er<br />
B<strong>an</strong>nes von 1786.<br />
Den Ertrag der Wiesen hob m<strong>an</strong> durch Schaffung von Bewässerungs<strong>an</strong>lagen.<br />
1776/77 wurde unterhalb von <strong>Mittelbach</strong>, wo heute der Hammer steht, eine<br />
Schleuse errichtet, die der Bewässerung der Wiesen im Bickenalb- und<br />
Hornbachtal bis Bubenhausen diente.<br />
Der Kleebau wurde von den sesshaft gewordenen Schweizer aus ihrer Heimat<br />
mitgebracht.<br />
7.7 Aus der Zeit der fr<strong>an</strong>zösischen Revolution und<br />
Napoleons<br />
Im Plünderungswinter 1793/94 war es mit dem Wohlst<strong>an</strong>d der Bauern aus der<br />
Herzogtumszeit vorbei. Am 6. Dezember wurde der Ort vollständig ausgeraubt<br />
und viele <strong>Mittelbach</strong>er flohen nach Zweibrücken.<br />
Der Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> wurde eine so hohe Abgabepflicht auferlegt, dass sie<br />
dieselbe nur durch eine Anleihe in Zweibrücken aufbringen konnte. Hierzu eine<br />
Begebenheit aus der damaligen Zeit:<br />
„Ein <strong>Mittelbach</strong>er Wirt, der vermögend war, hatte sein Geld gegen<br />
Schuldscheine und H<strong>an</strong>dschriften nicht bloß im Ort selbst, sondern auch <strong>an</strong><br />
Leute aus den umliegenden Dörfern verliehen. Plündernde Soldaten des<br />
Revolutionsheeres f<strong>an</strong>den unter seinem Bett eine Kiste, mit den für sie<br />
wertlosen Papieren. <strong>Sie</strong> nahmen sie alle mit, zerrissen oder verbr<strong>an</strong>nten sie. So<br />
st<strong>an</strong>d der Wirt, aller Unterlagen beraubt, vor dem Verlust seines g<strong>an</strong>zen<br />
Barvermögens. Die Überlieferung berichtet aber, dass trotzdem m<strong>an</strong>cher der<br />
Schuldner, dem Ruf seines Gewissens folgend, seine Schuld <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte und<br />
später abtrug".<br />
Nicht nur dieser Wirt, auch die Bauern verloren durch ihre Flucht, zum Teil ihren<br />
g<strong>an</strong>zen Besitz oder sie hatten erhebliche Schäden aufzuweisen. Besonders <strong>an</strong><br />
Best<strong>an</strong>d von Pferden, Rindvieh, Schafen und Schweinen war 1794 fast nichts<br />
mehr vorh<strong>an</strong>den.<br />
Die L<strong>an</strong>dwirtschaft brauchte einige Jahre, um die in den Kriegswirren<br />
entst<strong>an</strong>denen Schäden zu überwinden. Die Zivilverwaltung widmete um 1800<br />
der L<strong>an</strong>dwirtschaft große Aufmerksamkeit. Im Department Donnersberg wurde<br />
92
1801 ein besonderer „Wirtschaftsrat" eingerichtet, der <strong>sich</strong> auch mit<br />
l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Angelegenheiten befasste.<br />
Um 1806 war die l<strong>an</strong>dwirtschaftliche Produktion wieder so ausgedehnt, dass in<br />
Zweibrücken und Umgebung ein H<strong>an</strong>del mit Schafen und Schweinen nach<br />
Holl<strong>an</strong>d und der Schweiz blühte. An H<strong>an</strong>delsgewächsen wurde vor allem in<br />
<strong>Mittelbach</strong> „Krapp" (Färberpfl<strong>an</strong>ze) <strong>an</strong>gebaut, der fast ausschließlich nach<br />
Hagenau im Elsaß ausgeführt wurde. Die Bauern konnten <strong>sich</strong> in dieser Zeit,<br />
sozial und wirtschaftlich aufbessern, denn die Leibeigenschaft wurde<br />
aufgehoben. <strong>Sie</strong> brauchten <strong>als</strong>o keine Zehntel und sonstige Abgaben mehr zu<br />
leisten und das von ihnen bewirtschaftete Lehensl<strong>an</strong>d ging in ihren Besitz über.<br />
7.8 1789 bis 1815<br />
Wie die Ideen der Revolution in <strong>unsere</strong> Dörfer kamen, und wie sie von den<br />
Untert<strong>an</strong>en aufgenommen wurden, finden wir nirgends verzeichnet. Dass die<br />
Parole<br />
„Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit"<br />
aber begrüßt wurde, ist verständlich, wenn auch nicht alle Herzen in gleichen<br />
Maße mitschw<strong>an</strong>gen. Trotz aller Lasten unter dem herzoglichen Regiment<br />
hatte das L<strong>an</strong>d besonders unter Herzog Christi<strong>an</strong> IV einen Aufschwung<br />
genommen, der für die meisten Untert<strong>an</strong>en doch deutlich fühlbar war.<br />
Als d<strong>an</strong>n die Künder der neuen Lehre, ihr wahres Ge<strong>sich</strong>t zeigten, in dem sie<br />
raubten, plünderten und Gewalt <strong>an</strong>wendeten, verloren sie bald jede<br />
Sympathie.<br />
Nach der alten Pfarrchronik des Pfarramtes <strong>Mittelbach</strong> sollen die Glocken der<br />
Kirche während der Revolutionszeit zweimal vom Turm genommen worden<br />
sein. <strong>Sie</strong> sollten verschleppt und eingeschmolzen werden. Aber die<br />
Einwohner kauften sie zweimal wieder zurück.<br />
Schon die ersten Jahre nach Ausbruch der Revolution 1789 in Paris brachten<br />
für <strong>unsere</strong> Gegend auch kriegerische Unruhen. Gegen die<br />
Eroberungsbestrebungen der jungen Republik entst<strong>an</strong>d im Jahre 1793 die<br />
erste Koalition, in der <strong>sich</strong> Engl<strong>an</strong>d, Österreich, Sp<strong>an</strong>ien, Rom Neapel und<br />
Portugal zusammenschlossen, um den Revolutionsheeren entgegenzutreten.<br />
3 fr<strong>an</strong>zösische Armeen st<strong>an</strong>den gegen das damalige Deutschl<strong>an</strong>d: die<br />
Rheinarmee, das Corps Vosges und die Moselarmee. Der fr<strong>an</strong>zösische<br />
93
General Custin war es, der im Winter 1792/93 auf dem Scheid bei Hornbach,<br />
durch die Bewohner der Gegend ein befestigtes Lager errichten ließ, von<br />
dem aus d<strong>an</strong>n ab Frühjahr 1793 das Corps des Vosges die Gegend von<br />
Zweibrücken durch verschiedene Vorstöße beunruhigte und unter Druck<br />
hielt. Von hier aus marschierten die fr<strong>an</strong>zösischen Volontärs Mitte September<br />
1793 auch zur Schlacht bei Pirmasens auf. Ende September 1793 bezog<br />
d<strong>an</strong>n das 3. preußische Corps unter Herzog Karl Wilhelm Ferdin<strong>an</strong>d von<br />
Braunschweig, Erbprinz von Hohenlohe und dem General von Kalkenreuth<br />
und dem österreichischen Feldmarschall Graf von Wurmser Stellung in<br />
<strong>unsere</strong>r Gegend.<br />
Am 27.9.1793 wurden die Blieskastler Höhen von den Preußen gestürmt und<br />
<strong>an</strong>schließend die Fr<strong>an</strong>zosen aus ihrem Lager bei Hornbach auf Bitsch<br />
zurückgeworfen. Der König von Preußen welcher <strong>sich</strong> bei der Armee bef<strong>an</strong>d,<br />
übernachtete vom 27. zum 28.9.1793 in Böckweiler. Aus dieser Zeit<br />
stammen die Flurnamen, „Sachsen- und Preußensch<strong>an</strong>ze" bei Böckweiler<br />
und Wattweiler.<br />
1798 sollten die einzelnen Gemeinden das Revolutionstribunal in Paris<br />
bitten, ihre Orte in die große fr<strong>an</strong>zösische Republik aufzunehmen. Zu diesem<br />
Zwecke sollten die Agenten (Bürgermeister) eine Adresse unterschreiben.<br />
Molitor berichtet uns, dass die Agenten von <strong>Mittelbach</strong>, <strong>Hengstbach</strong>,<br />
Böckweiler und Wattweiler abgesetzt wurden, weil sie ihre Unterschrift<br />
verweigerten. Die Fr<strong>an</strong>zosenfreundlichkeit k<strong>an</strong>n <strong>als</strong>o nicht groß gewesen<br />
sein.<br />
94
7.9 Unter fr<strong>an</strong>zösischer Verwaltung<br />
Waren mit Einbruch der fr<strong>an</strong>zösischen Freiheitshorden auch alle Bindungen<br />
<strong>an</strong> das Herzogtum gefallen, Herzog Karl August musste 1793 in dunkler<br />
Nacht aus seinem Schloss Karlsberg bei Homburg fliehen, so dauerte es<br />
doch noch bis 1797 bis sie offiziell aufgehoben wurden. Im Frieden von<br />
Campo Formio am 17.10. 1797 hatte der deutsche Kaiser den Fr<strong>an</strong>zosen die<br />
linksrheinischen L<strong>an</strong>de zuge<strong>sich</strong>ert. Der Elsässer Rudler, <strong>als</strong><br />
Generalkommissär eingesetzt, teilte nun das neu gewonnene L<strong>an</strong>d in 4<br />
Departements. Die Pfalz gehörte zu dem Departement Donnersberg mit der<br />
Hauptstadt Mainz. Das Departement wurde d<strong>an</strong>n wieder in Arrondissements<br />
und diese wieder in K<strong>an</strong>tone eingeteilt. <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> gehörten<br />
zum Departement Donnersberg, Arrondissement Zweibrücken und zum<br />
K<strong>an</strong>ton Medelsheim, wo 1798 ein Friedensgericht errichtet wurde. An der<br />
Spitze der Gemeinden st<strong>an</strong>d der Munizipialagent, später Maire<br />
(Bürgermeister) gen<strong>an</strong>nt mit dem Munizipialrat (Gemeinderat).<br />
Die Leibeigenschaft der Bauern wurde aufgehoben. Aus den ehemaligen<br />
Untert<strong>an</strong>en und Gemeinsleuten wurden jetzt citoyen (Bürger) Der Adel und<br />
die Geistlichkeit verloren alle Vorrechte und ihre Titel. Bauern, die<br />
Lehensl<strong>an</strong>d besaßen, wurden jetzt Eigentümer desselben; sie brauchten<br />
keine Zehnten und sonstigen Abgaben mehr zu leisten. Ebenso fiel die Fron.<br />
Der Besitz des Adels, der Geistlichkeit und der Kirche wurde <strong>als</strong> Nationalgut<br />
erklärt, zuerst verpachtet und später in Mainz versteigert. Die<br />
Kirchenschaffnei Zweibrücken verst<strong>an</strong>d, dam<strong>als</strong> ihre Güter zu retten und den<br />
Best<strong>an</strong>d bis auf der heutigen Tag zu erhalten.<br />
Den Pfarrern wurde verboten, Kirchenbücher zu führen. Die bestehenden<br />
Bücher mussten bei der Mairie abgeliefert werden. So lag das alte<br />
<strong>Mittelbach</strong>er Kirchenbuch bis zum Ende des ersten Weltkriegs auf dem<br />
Bürgermeisteramt und kam d<strong>an</strong>n über das Pfarramt <strong>an</strong> das Kirchenarchiv in<br />
Speyer.<br />
Bei jeder Mairie wurde dam<strong>als</strong> ein St<strong>an</strong>desamt errichtet, wo alle Geburten,<br />
Trauungen und Sterbefälle eingetragen werden mussten<br />
Bis zum Jahre 1816 wurden auch die St<strong>an</strong>desamtsfälle von Böckweiler in<br />
<strong>Mittelbach</strong> verzeichnet.<br />
Anstelle der vertrauten Münzen Taler, Gulden, Batzen, Kreutzer und Albus<br />
traten jetzt Fr<strong>an</strong>ken und Centimes.<br />
Der christliche Kalender mit seiner Einteilung in Wochen wurde abgeschafft. Es<br />
gab die altgewohnten Fest- und Feiertage nicht mehr. An seine Stelle trat der<br />
republik<strong>an</strong>ische Kalender, Er wurde 1793 eingeführt und zählte die Jahre vom<br />
22. September 1792 <strong>an</strong>. Das Jahr hatte nach diesem Kalender 12 Monate, die<br />
ihre Namen von den Erscheinungen in der Natur ableiteten. Jeder Monat hatte<br />
95
50 Tage, dazu kamen in jedem gewöhnlichen Jahr 5, in Schaltjahren<br />
6 Ergänzungstage. Ab 1806 wurde der christliche Kalender wieder eingeführt.<br />
Der Maire musste die neu eingeführten Grund- Personal- Luxus- Tür- und<br />
Fenstersteuern erheben und eintreiben.<br />
Ab 1804 wurden alle alten Rechte und Gesetze in den neuen Departements<br />
aufgehoben und dafür wurde das fr<strong>an</strong>zösische Recht eingeführt.<br />
Aus dieser Zeit, da unser L<strong>an</strong>d fr<strong>an</strong>zösisch war, stammten viele Fremdwörter,<br />
die bis vor dem zweiten Weltkrieg besonders von älteren Leuten viel gebraucht<br />
wurden. Es ist nicht zu leugnen, dass <strong>unsere</strong> Dörfer nach Rückkehr der<br />
Ordnung, unter der neuen Verwaltung einen gewissen Aufschwung nahmen<br />
7.10 Als Soldat in fr<strong>an</strong>zösischen Diensten<br />
Drückend und belastend aber waren die Aushebungen der jungen Leute zum<br />
Kriegsdienst. Es ist heute nicht mehr festzustellen, welche Männer <strong>unsere</strong>r<br />
beiden Orte unter den fremden Fahnen dienen mussten und welche nicht<br />
mehr in die Heimat zurückkehrten. Im November 1809 starb Heinrich Jakob<br />
Röller <strong>als</strong> Soldat v. 1. Reg. 4.Tirailler la quere imperial.<br />
Am 10.7.1808 starb in <strong>Mittelbach</strong> Fr<strong>an</strong>z Hartm<strong>an</strong>n, Leutn<strong>an</strong>t im 100.<br />
Linienregiment. Er ist aber kein <strong>Mittelbach</strong>er, denn die Familie kommt hier<br />
nicht vor.<br />
Mehr wissen wir von dem <strong>Mittelbach</strong>er Christi<strong>an</strong> Dettweiler, dessen<br />
Militärpapiere uns zum großen Teil erhalten sind. Er trat am 11. Germinal des<br />
Jahres 12 der fr<strong>an</strong>z. Republik (1.April 1804) <strong>als</strong> gemeiner Soldat ins 16.<br />
fr<strong>an</strong>z. Inf<strong>an</strong>terieregiment in Toulon ein. 1807, 1808 und 1809 steht er bei der<br />
großen Armee, 1810, 11, 12, 13 und 1814 bei der Armee Lyon. Viermal<br />
wurde er verwundet. Am 20.5.1809 in der Schlacht bei Essling (Aspern)<br />
durch einen Schuss <strong>an</strong> der linken Augenbraue, am 6. Juli 1809 in der<br />
Schlacht bei Wagram, Quetschung der linken Schulter durch eine<br />
K<strong>an</strong>onenkugel; am 50. Mai 1811 beim Sturm auf Fort Olivo (Sp<strong>an</strong>ien),<br />
Verwundung durch Gr<strong>an</strong>atsplitter <strong>an</strong> beiden Knien; am 14. März 1614 im<br />
Treffen bei Poligny (Fr<strong>an</strong>kreich) durch einen Gewehrschuss, der den Rücken<br />
durchbohrte.<br />
Am 6. Juni 1807 wurde er zum Korporal und am 19. 9.1811 zum Serge<strong>an</strong>ten<br />
befördert. Am 29. Juni 1815 wurde er Unterleutn<strong>an</strong>t und schon nach 5<br />
Monaten am 2. Dezember 1813 Leutn<strong>an</strong>t, was nach der bei uns üblichen<br />
Benennung Oberleutn<strong>an</strong>t heißt. Am 27. Juli 1814 wird er wegen seiner<br />
Verwundungen in den Ruhest<strong>an</strong>d versetzt und erhält eine Pension<br />
zugesprochen. Dettweiler kehrt nun in seine Heimat nach <strong>Mittelbach</strong> zurück.<br />
96
Persönliche Anmerkung zu vorgen<strong>an</strong>nter Person nach Auffinden einer<br />
Pergamenturkunde.<br />
Durch seine Rückkehr ins Heimatdorf hatte er Schwierigkeiten mit dem<br />
Bezug seines Ruhegehaltes, weil er nicht mehr in Fr<strong>an</strong>kreich wohnhaft war.<br />
Darum richtete er ein Gesuch <strong>an</strong> den fr<strong>an</strong>z. König Ludwig XVIII und bat um<br />
Verleihung des fr<strong>an</strong>z. Heimatrechts. In einer schönen Pergamenturkunde mit<br />
der eigenhändigen Unterschrift des Königs nebst dem königlichen Insiegel<br />
mit dem Bourbonischen Lilienwappen wurde dem Oberleutn<strong>an</strong>t das erbetene<br />
Heimatrecht erteilt. Vor allem blieb Dettweiler aber bayerischer<br />
Staats<strong>an</strong>gehöriger, denn er nahm bis zu seinem Tode <strong>an</strong> allen politischen<br />
und gemeindlichen Wahlen teil. Er war auch nicht gewillt, nach Fr<strong>an</strong>kreich zu<br />
übersiedeln. Er blieb in <strong>Mittelbach</strong>, verheiratete <strong>sich</strong> hier und betrieb seine<br />
L<strong>an</strong>dwirtschaft.<br />
Sein Ruhegehalt betreffend aber blieb Ormesweiler, nahe der Grenze bei<br />
Brenschelbach sein Wohnsitz. Dorf mietete er <strong>sich</strong> ein Zimmer, in dem er<br />
seine Uniform aufbewahrte. Wahrscheinlich alle Vierteljahr begab <strong>sich</strong><br />
Dettweiler nach Ormesweiler, legte seine Uniform <strong>an</strong> und ging mit einer<br />
Bescheinigung des Maire von Ormesweiler versehen zum Notar nach<br />
Wollmünster oder Bitsch und ließ <strong>sich</strong> seine Pension ausbezahlen. Nach<br />
Ormesweiler zurückgekehrt, legte er die Uniform wieder ab und w<strong>an</strong>dte <strong>sich</strong><br />
wieder heimwärts. Da Dettweiler während der letzten 10 Jahre seines Lebens<br />
erblindet war, holte in dieser Zeit einer seiner Angehörigen aufgrund einer<br />
Bescheinigung des Bürgermeisters von Ormesweiler die Pension ab.<br />
An Auszeichnungen besaß Dettweiler die „Lilie Sr. Hoheit des Herzogs von<br />
Orle<strong>an</strong>s", welche gleich nach Wiedererl<strong>an</strong>gung des Königsthrones durch<br />
Ludwig XVIII gestiftet worden war, und die „S<strong>an</strong>kt Helenarmedaille" welche<br />
von dem fr<strong>an</strong>z. König Napoleon III <strong>an</strong> alle lebende Veter<strong>an</strong>en seines Oheims<br />
verliehen wurde.<br />
Zusatz zum Gedenken oben beschriebener Person:<br />
Auf dem Zweibrücker Friedhof steht der sogen<strong>an</strong>nte Napoleonstein mit der<br />
Widmung: „Die unter Napoleons Fahnen gedienten und wieder in die Heimat<br />
zurückgekehrten Krieger der Stadt und Umgebung Zweibrückens.<br />
97
7.11 Das Royal Deuxpont<br />
Die deutsche Zerrissenheit und Ohnmacht und die fr<strong>an</strong>zösische Vorherrschaft<br />
nach dem 30jährigen Krieg und auch noch im 18. Jahrhundert erkennen wir<br />
nicht nur im fr<strong>an</strong>zösischen Kultureinfluss und in der militärischen Macht,<br />
sondern auch in einer gewissen Abhängigkeit der kleinen deutschen Fürsten <strong>an</strong><br />
der Westgrenze. <strong>Sie</strong> schielten nach Paris und suchten die Gunst der<br />
fr<strong>an</strong>zösischen Herrscher trotz der Wunden die, die Reunionskriege geschlagen<br />
hatten. Das Reich konnte ihnen weder Schutz noch sonst einen Vorteil bieten.<br />
Im Westen aber lockte Gl<strong>an</strong>z und Prunk, aber auch Geld.<br />
Nur so können wir verstehen, dass Herzog Christi<strong>an</strong> IV. von Zweibrücken 1751,<br />
bald nach seinem Regierungs<strong>an</strong>tritt mit Fr<strong>an</strong>kreich einen Vertrag schloss, nach<br />
dem er 40 000 Gulden Subsidiengelder erhielt und der Krone von Fr<strong>an</strong>kreich<br />
ein Bataillon von 1000 M<strong>an</strong>n Inf<strong>an</strong>terie stellen sollte. Alle Kosten,<br />
Werbung, Aushebung, Bewaffnung und Kleidung sowie Unterhalt der Truppe<br />
trug Fr<strong>an</strong>kreich. So entst<strong>an</strong>d das Regiment Royal Deuxpont aus Söhnen des<br />
Herzogtums Zweibrücken in fr<strong>an</strong>zösischem Sold.<br />
Dieses Regiment kämpfte im 7jährigen Krieg gegen Friedrich den Großen und<br />
wurde 1780 zur Unterstützung der nordamerik<strong>an</strong>ischen Freiheitskämpfer gegen<br />
die Engländer in die „Neue Welt" geschickt. 1783 kehrte das Regiment mit den<br />
<strong>an</strong>deren fr<strong>an</strong>zösischen Hilfstruppen nach Europa zurück. Als 1789 in Fr<strong>an</strong>kreich<br />
die Revolution ausbrach, verlor das Regiment seinen Namen und erhielt die Nr.<br />
99. Herzog Karl von Zweibrücken rief nun seine Untert<strong>an</strong>en aus dem Regiment<br />
in die Heimat zurück.<br />
Dieses 99. Inf<strong>an</strong>terieregiment kämpfte 1792 in der Schlacht bei Kaiserslautern<br />
mit und wurde beinah vollständig aufgerieben.<br />
Es wird uns berichtet, dass <strong>sich</strong> die Versprengten zu <strong>Mittelbach</strong> wieder<br />
gesammelt hätten.<br />
98
Während für <strong>Hengstbach</strong> 2 Soldaten im Regiment Royal Deuxpont festgestellt<br />
werden konnten, erscheinen im sippenkundlichen Teil dieses Buches für<br />
<strong>Mittelbach</strong> 4.<br />
1. Joh<strong>an</strong>n Michael Aulenbach Bei der Geburt seines ersten Kindes<br />
am 11.11.1765 ist der Soldat unter<br />
Royal Deuxpont gen<strong>an</strong>nt.<br />
2. Joh<strong>an</strong>n Gaßm<strong>an</strong>n) wird 1758/59 <strong>als</strong> Soldat unter Royal<br />
Deuxpont gen<strong>an</strong>nt.<br />
3. Joh<strong>an</strong>n Heinrich Harnisch bei seiner Eheschließung 1757 unter<br />
dem neuen Pfalz-Zweibrückerischen<br />
Regiment von der Camp. Neul<strong>an</strong>d.<br />
4. Nickel, Moschel gest. He. 5.12.1822 (78Jhr. 11. Mon. 8<br />
Tage alt) led. pensionierter Soldat v.<br />
ehemaligen Regiment Royal Deuxpont.<br />
5. Joh. Georg Neumüller gest. 26.2.1784 <strong>als</strong> Soldat in<br />
fr<strong>an</strong>zösischen Diensten, ward still<br />
begraben.<br />
6. Michael Werle wird 1790 <strong>als</strong> Soldat unter dem<br />
Herzoglichen Zweibrückerischen<br />
Regiment aufgeführt.<br />
Joh<strong>an</strong>n D<strong>an</strong>iel von St. Ingbrecht erhielt am 14.10.1761 vom König von<br />
Fr<strong>an</strong>kreich die Bestallung <strong>als</strong> Oberst und Befehlshaber des Regimentes Royal<br />
Deuxpont.<br />
Er war der Sohn des Aemilium Casimir Wernigk von St. Ingbrecht + 13.8bris<br />
1742, welcher <strong>als</strong> Besitzer des Bickenaschbacher Hofe mit den <strong>Mittelbach</strong>ern<br />
den Prozess um den Streitb<strong>an</strong>n führte. Beim Tod seines Vaters war Joh.<br />
D<strong>an</strong>iel 5 Jahre alt.<br />
Es erhebt diese Zusammenstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit,<br />
sondern gibt nur die in den Pfarrbüchern gefundenen Eintragungen wieder!<br />
99
7.12 Aus der Zeit der deutschen Einheitsbewegung 1848/49<br />
(Heckerjahre)<br />
Mit großen Hoffnungen war der größte Teil des deutschen Volkes in die<br />
Befreiungskriege gezogen. Um so schmerzlicher war d<strong>an</strong>n die Enttäuschung,<br />
<strong>als</strong> nach Beendigung des Kampfes die Fürsten mit ihren Ratgebern dort<br />
<strong>an</strong>zuknüpfen versuchten, wo sie in den 1790er Jahren gest<strong>an</strong>den hatten.<br />
Daraus und aus der persönlichen Not der Untert<strong>an</strong>en, bedingt durch das<br />
Anwachsen der Bevölkerung, durch Hungerjahre und Missernte entst<strong>an</strong>d d<strong>an</strong>n<br />
die Unzufriedenheit, welche den Nährboden für die Unruhen und Aufstände bis<br />
1849 abgab.<br />
Mag die Fr<strong>an</strong>zosenzeit auch noch soviel Wunden geschlagen haben die Bürger<br />
hatten aber eine <strong>an</strong>ders freiere Regierungsform kennengelernt und beugten<br />
<strong>sich</strong> nur ungern alten Fesseln.<br />
Die Heckerjahre, welche ihren Namen nach einem Anführer der aufständischen<br />
Bauern 1848/49 erhalten haben, schlugen ihre Wellen bis in <strong>unsere</strong> stillen<br />
Dörfchen. Das nahe Zweibrücken war eine Hochburg dieser Bestrebungen. In<br />
Homburg und zeitweise in Zweibrücken erschien die Zeitung „Tribüne"<br />
Herausgeber war Dr. Wirth, der beim Hambacher Fest 1832 <strong>als</strong> Redner<br />
aufgetreten war und unentwegt Freiheit für sein Volk und ein freies deutsches<br />
Vaterl<strong>an</strong>d verl<strong>an</strong>gte.<br />
Im Frühjahr 1848 f<strong>an</strong>d die Wahl zum Fr<strong>an</strong>kfurter Parlament statt Die Orte<br />
Böckweiler, Ixheim, <strong>Hengstbach</strong> und <strong>Mittelbach</strong> wählten in <strong>Mittelbach</strong>, da die<br />
Wahl eine indirekte war, 4 Wahlmänner, die d<strong>an</strong>n den kath. Pfarrer Tafel für das<br />
Parlament erkoren.<br />
Als aber diese mit so hohen Zielen zusammengetretene Volksvertretung ohne<br />
Erfolg ausein<strong>an</strong>derging, wurden in Kaiserslautern die provisorische Regierung<br />
für die Pfalz und der L<strong>an</strong>desverteidigungsausschuss gebildet. Beiden gehörten<br />
die Zweibrücker Schüler und Cullm<strong>an</strong>n <strong>an</strong>.<br />
Jetzt bildete <strong>sich</strong> in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> auch eine Volkswehr. Von<br />
dieser berichtete mir ein alter Einwohner:<br />
Ein <strong>Mittelbach</strong>er, wahrscheinlich mit dem Namen Schneider, diente bei den<br />
Bayern in L<strong>an</strong>dau. Er war entflohen und hatte <strong>sich</strong> der Volkswehr<br />
<strong>an</strong>geschlossen. Unter seinem Komm<strong>an</strong>do exerzierten die <strong>Mittelbach</strong>er Bauern,<br />
welche mit Dreschflegeln, Sensen und Mistgabeln bewaffnet waren, auf dem<br />
alten Friedhof vor der Kirche. Der Schmied hatte alle Hände voll zu tun, „stracke<br />
Sensen" zu schmieden.<br />
In der Gemeindeordnung von <strong>Hengstbach</strong> finden wir eine alte Rechnung, die<br />
Auskunft über die Kleidung der Hecker gibt. Die Gemeinde <strong>Hengstbach</strong> ließ<br />
„Stiefel, Kittel, Hosen, und Gürtel" <strong>an</strong>fertigen. <strong>Sie</strong> gab dafür dem Schuster<br />
Basti<strong>an</strong> für 48 Kreuzer Leder und <strong>an</strong> Geld 5 fl 36 Kreuzer. Conrath Schneider<br />
100
zu <strong>Mittelbach</strong> erhielt 5 fl 36 Kreuzer und der Gürtelmacher zu Zweibrücken 4 fl<br />
40 Kreuzer. Diese Ausrüstungsstücke wurden d<strong>an</strong>n versteigert und 12 fl 48<br />
Kreuzer erlöst, sodass die Gestehungskosten gedeckt waren. Nur Jacob<br />
Baum<strong>an</strong>n konnte seine Stiefel und seinen Hut nicht bezahlen.<br />
Als d<strong>an</strong>n preußische Truppen über Homburg in die Pfalz einrückten, st<strong>an</strong>den<br />
bei dieser Stadt 1000 Freischärler des Zweibrücker Gebiets mit 5 K<strong>an</strong>onen.<br />
<strong>Sie</strong> ließen es aber nicht zum Kampf kommen, sondern verschw<strong>an</strong>den ohne<br />
einen Schuss abgefeuert zu haben.<br />
Bei Rinnthal treffen wir d<strong>an</strong>n <strong>unsere</strong> <strong>Mittelbach</strong>er und <strong>Hengstbach</strong>er wieder,<br />
wo ein Volkshaufen von 1500 M<strong>an</strong>n das enge Tal sperrte. Als aber die<br />
Preußen über L<strong>an</strong>dstuhl, Queidersbach Waldfischbach und Rodalben<br />
her<strong>an</strong>rückten, f<strong>an</strong>den sie nur wenig Widerst<strong>an</strong>d. Die Aufständischen flohen<br />
und suchten <strong>sich</strong> so gut <strong>als</strong> es ging in Sicherheit zu bringen. Einer soll um<br />
Gef<strong>an</strong>genschaft und Strafe zu entgehen kurzer H<strong>an</strong>d Hut und Rock beiseite<br />
geworfen haben. In einem Hof stellte er <strong>sich</strong> <strong>an</strong> einen Hackklotz und beg<strong>an</strong>n<br />
den Einheimischen mimend Holz zu zerkleinern.<br />
Hier muss auch das Erlebnis des Paul Dettweiler von <strong>Mittelbach</strong> berichtet<br />
werden.<br />
Auf der Flucht lief er bei Rinntal mit den <strong>an</strong>deren <strong>Mittelbach</strong>ern über ein<br />
Wiesental. Plötzlich stürzte er wie vom Blitz getroffen zu Boden. Seine<br />
Kameraden liefen weiter und meinten er wäre tödlich getroffen. Er aber war<br />
nur in einen Graben getreten und nach seinem Sturz überrascht und aufgeregt<br />
liegen geblieben. Als er <strong>sich</strong> endlich aufraffte, waren seine Kameraden schon<br />
weit, und er konnte sie nicht mehr einholen. Nach l<strong>an</strong>gem, <strong>an</strong>strengendem<br />
Marsch hatten die <strong>Mittelbach</strong>er endlich ihren Heimatort erreicht und erzählten<br />
nun, Paul sei bei Rinnthal gefallen.<br />
Diese Nachricht löste im g<strong>an</strong>zen Ort besonders aber unter den<br />
Angehörigen große Bestürzung und Trauer aus. Wie erstaunt war aber die<br />
Mutter, <strong>als</strong> sie am nächsten Morgen in Pauls Schlafstube trat und ihn<br />
friedlich in seinem Bette schlafend vorf<strong>an</strong>d. Er war in der Nacht erst<br />
heimgekommen und um kein Aufsehen zu erregen, <strong>an</strong> der Hinterseite<br />
seines Elternhauses in der „Gaß" durch ein Fenster in seine Schlafstube<br />
eingestiegen. Müde und abgehetzt wie er war, s<strong>an</strong>k er auf sein Bett und<br />
erwachte nicht früher, bis die Mutter erstaunt und verwundert vor ihm<br />
st<strong>an</strong>d.<br />
101
Von den Strafen, die es in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> wegen der<br />
Teilnahme <strong>an</strong> dem Aufst<strong>an</strong>d gab, wissen wir wenig.<br />
Der Lehrer Peter Decker von <strong>Mittelbach</strong> war während des Aufst<strong>an</strong>ds<br />
Bürgermeister (Heckerbürgermeister) geworden und fertigte <strong>als</strong> solcher<br />
einen Geburtsakt aus. Derselbe wurde später auf Anordnung der<br />
Regierung gestrichen und neu aufgenommen. Nach dem Aufst<strong>an</strong>d wurde<br />
Decker vors Gericht gestellt und zur Strafe nach Webenheim versetzt.<br />
Sein Kollege Martin Orschied, Lehrer in <strong>Hengstbach</strong> aber wurde wegen<br />
Teilnahme <strong>an</strong> dem Aufst<strong>an</strong>d nach Contwig versetzt! Vielleicht ist auch Paul<br />
Schreiner von <strong>Hengstbach</strong> ein Opfer dieser Zeit. Anf<strong>an</strong>g 1849 wird er <strong>als</strong><br />
Bürgermeister von <strong>Hengstbach</strong> gen<strong>an</strong>nt. Später aber wird er bei<br />
st<strong>an</strong>desamtlichen Eintragungen <strong>als</strong> heimlich nach Amerika ausgew<strong>an</strong>dert<br />
bezeichnet.<br />
7.13 1870/71<br />
Unheimlich und drohend brach im Juli 1870 der Krieg über <strong>unsere</strong> beiden<br />
Dörfer, so nahe der damaligen Grenze, herein. Furcht und Schrecken<br />
erfüllte nach so l<strong>an</strong>ger Friedenszeit die Bewohner. Die wertvollste Habe,<br />
hauptsächlich Getüch, Hausmacher, Leinen und Geschirr wurde vergraben<br />
oder sonst in einem <strong>sich</strong>er scheinendem Versteck untergebracht.<br />
Kennzeichnend ist eine kleine Geschichte aus einem Nachbardorf. In guter<br />
Nachbarschaft wohnten dort eine katholische und eine protest<strong>an</strong>tische<br />
Familie. Die beiden Hausfrauen kamen überein ein gemeinsames Versteck<br />
für ihr wertvollstes Gut <strong>an</strong>zulegen. Kämen die kath. Fr<strong>an</strong>zosen und würden<br />
das Versteck entdecken, so wollte die kath. Frau alles <strong>als</strong> ihr Eigentum<br />
ausgeben. Kämen aber die prot. Preußen, so sollte die prot. Frau das tun.<br />
So gedachten beide Frauen auf besonders kluge Art <strong>sich</strong> vor Schaden zu<br />
schützen.<br />
Bald beg<strong>an</strong>n auch schon der Aufmarsch der Armeen <strong>an</strong> der Grenze. Teile<br />
der 2. deutschen Armee kamen durch <strong>Mittelbach</strong> und besetzten am 6.u.7.<br />
August 1870 die Höhe zwischen Bickenalb und Hornbach besonders die<br />
Morsitters. Die Bewohner <strong>unsere</strong>r Orte eilten <strong>an</strong> die Straße, um den<br />
Vorbeiziehenden Speise und Tr<strong>an</strong>k <strong>an</strong>zubieten. Wenn m<strong>an</strong> alten<br />
Erzählungen glauben darf, erwartete m<strong>an</strong> hier sogar eine Schlacht, denn<br />
der fr<strong>an</strong>z. General Failly drohte von Bitsch her in <strong>unsere</strong> Gegend<br />
102
vorzudringen. Es wird berichtet, dass schon vorher im Elsaß<br />
Taschentücher mit einem großen Schlachtenbild und der Aufschrift<br />
„La baitaille d'Altheim" verkauft worden wären. Nach den Schlachten bei<br />
Weißenburg und Spichern verschw<strong>an</strong>den die deutschen Truppen aus<br />
<strong>unsere</strong>r Gegend und marschierten nach Fr<strong>an</strong>kreich hinein. Die<br />
Bevölkerung aber atmete, von einem Albdruck befreit, erleichtert auf.<br />
Wie viele <strong>Mittelbach</strong>er <strong>an</strong> dem Krieg teilnahmen, wissen wir nicht. Doch<br />
scheinen alle Kämpfer wieder gesund in die Heimat zurückgekehrt zu sein.<br />
7.14 Das Friedensfest<br />
Am Samstag, den 11. und Sonntag, den 12. März 1871 feierte <strong>Mittelbach</strong> und<br />
<strong>Hengstbach</strong> nach Beendigung des Krieges das Friedensfest. In „aus<br />
heimatlichen Gauen" Zweibrücker Druckerei vom16. August 1927, berichtet uns<br />
F.A. über dieses Fest:<br />
Sämtliche Straßen und Häuser sowie die Brücke waren mit Girl<strong>an</strong>den und<br />
Fahnen festlich geschmückt. Drei Ehrenpforten st<strong>an</strong>den <strong>an</strong> den Häusern von<br />
Adjunkt Jacob Decker, Georg Vollenweider und Jacob Leiner. Samstags<br />
abends erkl<strong>an</strong>g feierliches Glockengeläute. Vom Lohberg her aber dröhnten die<br />
Böller und leuchtete ein Freudenfeuer. Um 6 Uhr am Sonntagmorgen weckten<br />
die Glocken und die Böller (Katzenköpfe) die Bürger. Beim feierlichen<br />
D<strong>an</strong>kgottesdienst um 10 Uhr hielt Pfarrer Pistor die Festpredigt. Bei herrlichen<br />
Frühlingswetter bewegte <strong>sich</strong> nachmittags 3 Uhr ein Festzug durch alle Straßen<br />
<strong>unsere</strong>s Dorfes. Vor<strong>an</strong> schritten zwei Fahnenträger mit Fahnen in den<br />
bayrischen und deutschen Farben. Dahinter kamen Pfarrer Pistor u.<br />
Bürgermeister Schneider, d<strong>an</strong>n Lehrer Gauff mit den größeren Schulkindern,<br />
welche Fahnen trugen. Anschließend folgten 12 Schützen und 20 Sänger,<br />
dahinter die kleineren Schulkinder, Adjunkt Decker mit 10 Gemeinderäten und<br />
endlich die Einwohner von <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong>. Die Glocken läuteten<br />
und die Böller krachten. Auf dem alten Friedhof vor dem Gotteshaus setzten der<br />
Bürgermeister Schneider und der Adjunkt Decker je eine Friedenslinde,<br />
während die Schulkinder, ein von Pfarrer Pistor gedichtetes Lied nach der<br />
Melodie „Zu Straßburg auf der Sch<strong>an</strong>z", s<strong>an</strong>gen. D<strong>an</strong>n wurden <strong>an</strong> die Kinder<br />
und die Armen des Dorfes 25 Brezeln verteilt. Ab 7 Uhr abends war der g<strong>an</strong>ze<br />
Ort und die Brücke festlich illuminiert, und ein Fackelzug bewegte <strong>sich</strong> durch die<br />
Straßen. Ab 9 Uhr aber f<strong>an</strong>d im Saal des Bürgermeisters und Wirtes Heinrich<br />
Schneider ein Festessen statt, zu dem 40 Gedecke aufgelegt waren.<br />
103
Ein Reich, was alle Deutschen ersehnt hatten, war erst<strong>an</strong>den. Aber nur sehr<br />
l<strong>an</strong>gsam besserte <strong>sich</strong> die Lebenshaltung der Bewohner. Darum suchten<br />
gerade in den Jahren bis ungefähr 1890 viele Männer und Frauen auch aus<br />
<strong>unsere</strong>n beiden Gemeinden eine neue Heimat und bessere<br />
Lebensbedingungen in Amerika (<strong>Sie</strong>he unter Ausw<strong>an</strong>derer)<br />
104
8.0 Die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Dorfes<br />
<strong>Mittelbach</strong> vom Beginn der Industrialisierung <strong>an</strong><br />
Was wäre geworden, falls der sozial-wirtschaftliche Kurs <strong>unsere</strong>r Väter<br />
beibehalten worden wäre, wenn nicht die Einflüsse der fr<strong>an</strong>zösischen<br />
Revolution hindernd und zerstörend, sondern fördernd gewirkt hätten? Hätten<br />
die Notzeiten vor und nach 1849 verhindert werden können?<br />
Wir dürfen allerdings hier nicht vergessen, dass die Probleme, zu denen wir<br />
diese Frage stellen, nicht auf den winzigen Raum des Westrichs begrenzt<br />
waren, sondern ein allgemein europäisches Ereignis darstellten. Ebenso muss<br />
es uns gewiss sein, dass der Westrich zwar beispielhaft vor<strong>an</strong>ging dies in der<br />
Zeit des Absolutismus - dennoch aber von innen heraus zu schwach war, um<br />
umfassendere Reformen zu erwirken, selbst wenn er die äußeren Machtmittel<br />
gehabt hatte.<br />
In diese Zeit fiel der Beginn der für die weitere Entwicklung der Menschheit<br />
bedeutsamsten Ereignisse. Der Abschluss des Prozesses zur Bauernbefreiung<br />
dessen Ausg<strong>an</strong>gslage um 1500 - bei uns bereits früher und stärker <strong>sich</strong><br />
auswirkend - sehr stark agrarisch akzentuiert war, fiel in den weitreichenden<br />
Einbruch der industriellen Revolution.<br />
8.1 Wirtschaftliche und soziale Probleme nach 1848<br />
Die Aufstände 1848 und 1849 f<strong>an</strong>den für die <strong>Mittelbach</strong>er und <strong>Hengstbach</strong>er<br />
einen unbefriedigenden Ausg<strong>an</strong>g. <strong>Sie</strong> kehrten alle in ihre Heimat zurück, wo<br />
sie auch in den folgenden drei Jahrzehnten keinen sozialen und<br />
wirtschaftlichen Fortschritt erreichen konnten, obwohl die lästigen und<br />
beschwerlichen Steuer -und Zehntelabgaben, ebenso die Frondienste<br />
wegfielen. Die vielen Missernten, vor und nach 1848, ließen den Bauern<br />
resignieren. Kennzeichen für die Ernten waren wenig Halme und kornlose<br />
Ähren, was der Bewirtschaftungsart und den Dungverhältnissen<br />
zuzuschreiben war. Den ersten künstlichen Dünger konnten <strong>sich</strong> nur die<br />
reichen Bauern leisten. Ein Zentner "Gu<strong>an</strong>o" kostete 12 Taler. Reiche<br />
Bauern, die gegen die Überzahl der Armen mitleids- und skrupellos waren<br />
und nur nach Ausbeutung trachteten. Unwetterschäden und<br />
Pfl<strong>an</strong>zenkr<strong>an</strong>kheiten die oft die gesamte Ernte vernichteten, runden das Bild<br />
dieser Notzeiten ab. Fürstenmacht und Adelsherrschaft hatten mit<br />
Besitzbürgertum und dessen Kapitalismus gewechselt. Der tiefe<br />
Lebensst<strong>an</strong>dard von dam<strong>als</strong> war schon <strong>an</strong> der Kleidung zu sehen. Die<br />
Ärmsten im Dorfe mussten froh sein, wenn sie <strong>sich</strong> m<strong>an</strong>chmal ein Brot leisten<br />
105
konnten. Die Bewohner führten wirklich ein erbärmliches Dasein und so war<br />
es nicht verwunderlich, dass in dieser Zeit einige <strong>Mittelbach</strong>er und<br />
<strong>Hengstbach</strong>er ausw<strong>an</strong>derten, um im fernen lockenden Amerika ihr Glück zu<br />
suchen. Erst die mit der Zeit <strong>an</strong>steigenden sozialen, wirtschaftlichen und<br />
industriellen Reformen begünstigten eine Verbesserung der Verhältnisse.<br />
8.2 Das Ausw<strong>an</strong>dererproblem<br />
Die Ausw<strong>an</strong>derung, die vornehmlich ländliche Gebiete betraf, hing eng mit den<br />
wirtschaftlichen, sozialen und industriellen Reformkrisen und Revolutionswirren<br />
zusammen, außerdem ausgelöst durch die schon erwähnten Missernten, des<br />
Wuchers und der daraus entstehenden Notzeit für die zunehmende und<br />
hierdurch beengte ländliche Bevölkerung.<br />
Nach den Bevölkerungsstatistiken muss eine starke Ausw<strong>an</strong>derungswelle in<br />
den Jahren um 1850 und 1880 stattgefunden haben.<br />
Hier eine Tabelle der Einwohnerzahlen:<br />
um 1852 1855 1880 1885<br />
<strong>Mittelbach</strong> 516 453 630 613<br />
<strong>Hengstbach</strong> 283 255 286 270<br />
Wie uns die Tabelle deutlich zeigt, f<strong>an</strong>d in den gen<strong>an</strong>nten Jahren ein Rückg<strong>an</strong>g<br />
der Einwohnerzahlen statt. In den Jahren von 1850 - 1890 sind ungefähr 80<br />
Personen aus <strong>Mittelbach</strong> und 30 Personen aus <strong>Hengstbach</strong> ausgew<strong>an</strong>dert.<br />
Unter ihnen finden wir Namen, wie:<br />
Bender, Blatt, Brünisholz,<br />
Carius, Decker, Feß,<br />
Glück, Grunder, Homberger,<br />
Kinzinger, Klein, Mauß,<br />
Noe, Schlimmer, Tretjakow,<br />
Werle<br />
und <strong>an</strong>dere<br />
106
<strong>Sie</strong> alle f<strong>an</strong>den in ihrer neuen Heimat, „der neuen Welt", für sie fast unbek<strong>an</strong>nte<br />
und unbegreifliche Verhältnisse vor, indessen <strong>unsere</strong> Bevölkerung hart um<br />
jedes Zugeständnis vonseiten der Regierung kämpfen musste.<br />
8.2.1 Ausw<strong>an</strong>derer aus <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />
Diese Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. <strong>Sie</strong> stützt <strong>sich</strong><br />
auf Notizen, die <strong>sich</strong> in den Akten f<strong>an</strong>den und auf Angaben von Frau Frieda<br />
Mauß, geb. Knecht die aus der Erinnerung eine Aufstellung der Ausw<strong>an</strong>derer<br />
der 1880er und 1890er Jahre machte und sie mir überließ.<br />
Die meisten Ausw<strong>an</strong>derer zogen natürlich nach Nordamerika. Genaue<br />
Angaben über die Ansiedlungsorte können nicht gemacht werden.<br />
Bender, Friedrich und Frau Luise Werle mit 5 Kindern<br />
Brünisholz. Paul und Frau Karoline geb. Schunk mit 3 Kindern<br />
Brünisholz, Heinrich Jakob und Frau Elisabetha Brünisholz mit 5 Kindern<br />
Carius, Sus<strong>an</strong>ne Luise x Mi 25.8.1868, zwischen 1868 und 1870 nach<br />
G<strong>an</strong>us, Jakob<br />
Carius, Katharina x 31.10.1868<br />
Decker, Ludwig x 05.11.1865<br />
Pensylv<strong>an</strong>nien USA ausgew<strong>an</strong>dert.<br />
Feß, Maria Elisabetha x Webenheim ?, Beim Tod ihres geschiedenen M<strong>an</strong>nes<br />
1861, ist sie 54 Jahre alt und lebt in Amerika<br />
Glück, Joh<strong>an</strong>n Adam x Nünschweiler 10.8.1823. Er wird in allen x und + Akten<br />
von 1836 bis 1863 <strong>als</strong> abwesend oder heimlich nach<br />
Amerika ausgew<strong>an</strong>dert aufgeführt.<br />
Grunder, D<strong>an</strong>iel Heinrich x Wattweiler 19.2.7796, 1820 wohnhaft Philadelphia,<br />
Nordamerika<br />
Nonnberger, Heinrich x Wollmersheim, bei L<strong>an</strong>dau 21.2.1856, 1885<br />
unbek<strong>an</strong>nten Wohnorts Amerika<br />
Kinzinger. Joh<strong>an</strong>n x Blumenauer Mühle 1878 in Amerika<br />
Klein, Conrad Hammerschmied + in Amerika<br />
Kühn, Elisabetha x Mi 23.7.1860, 3 Geschwister<br />
107
Kühn, Jacob x Mi 12.12.1861 n. Amerika<br />
Kühn, Heinrich x Mi 25.5.1874<br />
L<strong>an</strong>g, Hugo x Erzenhausen 17.10.1839<br />
L<strong>an</strong>g, Wilhelm x Mi 14.8.1918<br />
L<strong>an</strong>g, Charlotte geb. Wenz x Mi 11.6.1894, Die g<strong>an</strong>ze Familie ist am<br />
Leiner, Elisabetha x Mi 5.12.1867<br />
Leiner, Jakob x Mi 7.5.1869<br />
Leiner, Karoline x Mi 17.11.1872<br />
8.4.1927 nach Newark bei New York ausgew<strong>an</strong>dert.<br />
Leiner. Georg x Mi 27.5.1875, Geschwister Lorch, Emma<br />
Mauß, Karl x Mi 25.7.1859<br />
Müller, Joh<strong>an</strong>n kath. x Ixheim 4.12.1865<br />
Müller. Luise geb. Werle x Mi 14.6.1866 Ehefrau, beide am 19.7.1888<br />
nach Amerika ausgew<strong>an</strong>dert<br />
Noe, Peter x Jägersburg 14.3.1819, 1917 heißt es von ihm + in Amerika<br />
Röller, Jakob x Mi 10. 12.1864<br />
Schlimmer, Ludwig x Mi 2.8.1884<br />
Schlimmer, Karl x Mi 23.12.1886 (Bruder)<br />
Schlimmer, Paul x Mi 8.10.1902<br />
Schneider, Luise x Mi 20.10.1874<br />
Schneider, Albert x Mi 17.2.1888<br />
Schneider, Pauline x Mi 22.11.1899, 3 Geschwister<br />
Schneider, Karl x Mi 15.3.1903<br />
Schreiner, Paul x He 9.5.1824, 1848 in Amerika, 1872 heimlich nach<br />
Amerika ausgew<strong>an</strong>dert<br />
Tretjakkow, Emilia + K<strong>an</strong>awa Russl<strong>an</strong>d, 5.8.1891<br />
Tretjakkow, Luise geb. Hertel x Mi 6.4.7890<br />
Tretjakkow, Envin x Mi 9.5.1921<br />
Tretjakkow, Gertrud x Mi 29.1.1924<br />
Tretjakkow, Adolf x Mi 17.8.1928. Die g<strong>an</strong>ze Familie ist inzwischen 1930 und<br />
Trier, Jakob x Mi 1.1.1868<br />
1935 nach Russl<strong>an</strong>d, ausgew<strong>an</strong>dert.<br />
Trier, Katharina x Mi 7.11.1869, Geschwister nach Amerika<br />
Werle, Jakob x Mi 7.12.1827<br />
Weber, Karl x Mi 27.1.1902 nach Amerika<br />
108
Wenz, Elisabeth x Mi 18.6.1881<br />
Vollenweider, Joh<strong>an</strong>n und Ehefrau Elisabetha Suther von<br />
Großsteinhausen 6 Kinder:<br />
Heinricus x Mi 27.1.1771<br />
Friedrich x Mi 15.2.1773<br />
Magaretha x Mi 1.4.1775<br />
Maria Luisa x Mi 7.3.1777<br />
Maria Elisabetha x Mi 28.12.1779<br />
Maria Dorothea x Mi ?.?.1783<br />
w<strong>an</strong>derten 1786 nach Novi Sivatz in der Batschka aus.<br />
Die Kinder aus der ersten Heirat w<strong>an</strong>derten nicht mit aus. Der älteste Sohn Heinrich<br />
heiratete 1792 in der neuen Heimat Maria Heimfahrt und hatte 16 Kinder. So kam es,<br />
dass die Familie Vollenweider eine der zahlreichsten in Novi Sivatz wurde. Nach<br />
fahren kommen nach der Vertreibung 1945 wieder in die Pfalz zurück und ließen <strong>sich</strong><br />
hier nieder.<br />
In „Quellen" der deutschen <strong>Sie</strong>dlungsgeschichte in Südosteuropa" von Dr. Wilhelm<br />
Kallbrunner werden noch <strong>an</strong>gegeben:<br />
Ausgew<strong>an</strong>dert am 27.Juni 1784:<br />
Elisabetha Wurstin, Bäuerin, 6 Personen von <strong>Mittelbach</strong> aus<br />
dem Leiningischen<br />
Joh<strong>an</strong>n Großm<strong>an</strong>n, Zimmerm<strong>an</strong>n, 6 Personen aus <strong>Mittelbach</strong><br />
In meinen Unterlagen konnte ich aber von beiden nichts feststellen, ob sie in<br />
<strong>Mittelbach</strong> gewohnt haben.<br />
8.2.2 Ausw<strong>an</strong>derer aus <strong>Hengstbach</strong><br />
Nach Amerika vor 1900 ausgew<strong>an</strong>dert:<br />
Wonnemacher, D<strong>an</strong>iel Ehefrau und Kinder<br />
Baum<strong>an</strong>n, Jakob und Ehefrau<br />
Röller, Ludwig L ledig<br />
Roller, Ludwig II. ledig<br />
Wolf, Philippine ledig<br />
Pirm<strong>an</strong>n, Anna ledig<br />
109
8.3 Berufsaufgliederung vor Beginn der Industrialisierung<br />
Von 1800 - 1900 lebten vier Fünftel des deutschen Volkes auf dem L<strong>an</strong>de,<br />
nach 1882 waren etwa 50 Prozent aller Erwerbstätigen in der L<strong>an</strong>d- und<br />
Forstwirtschaft tätig.<br />
Um das Jahr 1850 hatten wir in den Gemeinden <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />
folgende Berufsaufgliederung: (alle Angaben in Prozent)<br />
<strong>Mittelbach</strong> <strong>Hengstbach</strong><br />
Industrie 2% -<br />
L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft 49% 68%<br />
Tagelöhner 15% 20%<br />
H<strong>an</strong>dwerker 27% 10%<br />
Angestellte/Beamte 7 % 2 %<br />
Während wir in <strong>Hengstbach</strong> eine überwiegend l<strong>an</strong>dwirtschaftliche<br />
Bevölkerung finden, verhinderte eine große Anzahl von H<strong>an</strong>dwerkern in<br />
<strong>Mittelbach</strong> einen g<strong>an</strong>z l<strong>an</strong>dwirtschaftlich orientierten Ort.<br />
Folgende H<strong>an</strong>dwerker waren in <strong>Mittelbach</strong> tätig:<br />
10 Leineweber 4 Schneider<br />
2 Schuhmacher 1 Zimmerm<strong>an</strong>n<br />
2 Hufschmiede 1 Schreiner<br />
2 Stückwerker 1 Wagner<br />
Wir sehen aus dieser Aufzählung, dass vor allem die Leineweber sehr<br />
zahlreich vorh<strong>an</strong>den waren. Dieses ist auf die blühende Schafzucht in der<br />
Pfalz, vor allem aber in <strong>unsere</strong>m Westrich zurückzuführen.<br />
Im Jahre 1840 zählte m<strong>an</strong> in der Pfalz 77 557 Stück Schafe. Die Leineweber<br />
hatten <strong>an</strong>scheinend in dieser Zeit eine wirklich saubere Zunft.<br />
110
8.4 Beginn der Industrialisierung in Zweibrücken<br />
Der weitere soziale und wirtschaftliche St<strong>an</strong>d der Bevölkerung <strong>Mittelbach</strong>s<br />
und <strong>Hengstbach</strong>s hing in erster Linie von den Industriegründungen der Stadt<br />
Zweibrücken ab. Das Aufkommen der Industrie wurde aus der<br />
Zeitnotwendigkeit geboren, denn die Hüttenprodukte <strong>an</strong> der Saar und im<br />
Ruhrgebiet, hätten schon früher erheblich mehr ertragen und zu einer<br />
Gesundung der wirtschaftlichen Lage führen können, wenn sie im L<strong>an</strong>d<br />
selbst verarbeitet worden wären. Durch die zahlreichen Fabrikgründungen in<br />
Zweibrücken, st<strong>an</strong>den den Bewohnern der Nachbardörfer viele Arbeitsplätze<br />
zur Verfügung, die sie auch nach und nach besetzten. Bald stellten die<br />
Bewohner der Zweibrücker Umgebung den Haupt<strong>an</strong>teil der Arbeiterschaft.<br />
Die ersten Fabriken in Zweibrücken waren:<br />
1 Buntweberei 2 Großschuhfabriken<br />
4 Maschinenfabriken 2 Seidenfabriken<br />
2 Seidenstofffabriken 1 Zigaretten- und Zichorienfabrik<br />
2 Großbrauereien 1 Eisen- und Metallgießerei<br />
1 Möbelfabrik 2 Tiefbaugeschäfte<br />
1 Tonwerk<br />
Die heute noch bedeutendsten sind im Einzelnen:<br />
Dinglersche Maschinenfabrik (heute TEREX) 1827<br />
L<strong>an</strong>dmaschinenfabrik L<strong>an</strong>z (heute John Deere) 1884<br />
Diese Fabriken sind aus dem H<strong>an</strong>dwerk oder aus Eisen bearbeitenden<br />
Großbetrieben hervorgeg<strong>an</strong>gen.<br />
Weiter sind zu nennen:<br />
Firma Wolf 8 Sofsky, Baugeschäft, 1884<br />
Drahtwerk Roth, Heck & Schwinn, 1843<br />
Wie aus den Gründungsjahren zu erkennen ist, gehören die „Dinglerische<br />
Maschinenfabrik" und das „Drahtwerk Roth, Heck & Schwinn' zu den ältesten<br />
der Zweibrücker Industrie. Gerade das letztgen<strong>an</strong>nte Werk sollte im Leben der<br />
Bewohner <strong>Mittelbach</strong>s eine große Rolle spielen.<br />
111
8.5 Die Bedeutung des Drahtwerkes .Roth. Heck & Schwinn"<br />
für die <strong>Mittelbach</strong>er<br />
Gemeinsam mit dem Mech<strong>an</strong>iker Joh<strong>an</strong>n Carl Roth aus Fr<strong>an</strong>kfurt am<br />
Main und dem Kaufm<strong>an</strong>n Georg Adolf Schwinn aus St. Joh<strong>an</strong>n errichtete<br />
der in Zweibrücken <strong>an</strong>sässige Georg Heck am 1. November 1843 auf<br />
dem Gelände der Ixheimer Mühle, ungefähr 2 km von <strong>Mittelbach</strong> entfernt,<br />
eine Draht-, Ketten- und Stiftenfabrik, um den steigenden Bedarf der<br />
Industrie und L<strong>an</strong>dwirtschaft <strong>an</strong> Drähten, Ketten und Nägeln zu decken.<br />
Georg Heck hatte bereits 1830 einen Drahtzug in der Tschifflicker Mühle<br />
errichtet. Die Wasserkraft des Schwarzbaches hatte <strong>sich</strong> jedoch <strong>als</strong> zu<br />
schwach für den Fabrikbetrieb erwiesen.<br />
Den Werbungen der Fabrik<strong>an</strong>ten st<strong>an</strong>den die Bewohner <strong>Mittelbach</strong>s<br />
zunächst abweisend gegenüber. <strong>Sie</strong> wussten nicht wie schwer die Arbeit<br />
in der Fabrik war, außerdem lag die Bezahlung nicht besonders hoch. Die<br />
Firma holte deshalb die ersten Fachkräfte aus Westfalen, Württemberg,<br />
Lothringen und dem Saarl<strong>an</strong>d nach Ixheim um den M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong><br />
Arbeitskräften zu beseitigen. Nach dem das Werk, das zunächst auf die<br />
Stromerzeugung aus eigener Wasserkraft <strong>an</strong>gewiesen war, 1857 seine<br />
erste von der Dinglerischen Maschinenfabrik erbaute Dampfmaschine<br />
(Antriebskraft 40 PS) in Betrieb nahm, konnte es seine Kapazität<br />
erweitern und innerhalb eines Jahrzehntes seine Jahresproduktion, die<br />
bis dahin bei rund 90 Beschäftigten, etwa 1200 t erreicht hatte um mehr<br />
<strong>als</strong> 50 % erhöhen. Die Fabrik verfügte 1865 über Dampfmaschinen mit<br />
einer Leistung von 70 PS, Wasserturbinen mit einem N = 40 PS, womit<br />
35 Stiftenmaschinen, 8 Drahtzüge mit 74 Drahtziehtrommeln und 2<br />
Drahtspitzwalzen <strong>an</strong>getrieben wurden -. Es waren wieder Arbeitskräfte<br />
notwendig. Da die <strong>Mittelbach</strong>er Kleinbauern zur gleichen Zeit,<br />
l<strong>an</strong>dwirtschaftlich immer mehr in Schwierigkeiten gerieten, fassten <strong>sich</strong><br />
vor allem die Jüngeren ein Herz und nahmen die Arbeit in der Drahtfabrik<br />
auf. Von dem Facharbeiterstamm der Zugezogenen wurden die jungen<br />
Leute aus <strong>Mittelbach</strong> <strong>an</strong>gelernt. <strong>Sie</strong> erk<strong>an</strong>nten, dass die Arbeit doch nicht<br />
zu schwer war. Zu ihren bereits in der L<strong>an</strong>dwirtschaft erworbenen<br />
Kenntnissen kamen nun die technischen Fertigkeiten dazu. <strong>Sie</strong> lernten<br />
Zieheisen schlagen, Maschinen für das Drahtziehen und die<br />
Stiftenfertigung einzustellen und zu bedienen. Stolz auf ihre Leistungen<br />
warben sie innerhalb des Dorfes, bei Alt und Jung, im eigen<br />
Familienkreise, um neue Mitarbeiter. Bis kurz vor dem ersten Weltkriege<br />
war es d<strong>an</strong>n soweit, dass aus einzelnen Familien mehrere Personen, oft<br />
sogar Vater und Söhne, im Nagelwerk beschäftigt waren.<br />
112
Nachfolgende Statistik bestätigt diese Ausführungen:<br />
Beschäftigte aus <strong>Mittelbach</strong> bei dem Drahtwerk Roth, Heck und Schwinn<br />
um 1870 5 Arbeitnehmer<br />
1890 40 Arbeitnehmer<br />
1910 100 Arbeitnehmer<br />
M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n daraus erkennen, dass <strong>als</strong>o um 1910 etwa die Hälfte aller<br />
männlichen Arbeiter des Dorfes <strong>Mittelbach</strong> bei der Firma Roth, Heck und<br />
Schwinn, im Volksmund „Nagelwerk" gen<strong>an</strong>nt, beschäftigt waren. Dies war<br />
hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die Firma mehr Lohn bezahlte,<br />
<strong>als</strong> alle <strong>an</strong>deren Fabriken in Zweibrücken.<br />
So verdiente ein<br />
Fabrikarbeiter 1 -3 Mark am Tag,<br />
Kettenschmied.<br />
Drahtzieher,<br />
Stiftenmacher 3-6 Mark am Tag.<br />
Die normale Arbeitszeit verlief von morgens 6 Uhr bis abends 18.00 Uhr.<br />
Viele arbeiteten zu Zeiten der Hochkonjunktur noch länger, um möglichst<br />
viel Geld nach Hause zu bringen, welches sie zum Teil wieder in der<br />
L<strong>an</strong>dwirtschaft <strong>an</strong>legten.<br />
Aus Taglöhnern und Kleinbauern waren nun Fabrikbauern geworden. <strong>Sie</strong><br />
konnten jetzt ihre Äcker mit besserem Dünger und Saatgut bestellen und<br />
damit höhere Erträge erzielen. Während der M<strong>an</strong>n tagsüber in der Fabrik<br />
arbeitete, bestellte die Frau mit den Kindern, soweit sie konnte, die Felder.<br />
Die schwere Arbeit innerhalb der L<strong>an</strong>dwirtschaft besorgten sie abends<br />
gemeinsam. Die Nahrung aus der L<strong>an</strong>dwirtschaft und der Lohn aus der<br />
Fabrik besserten den Lebensst<strong>an</strong>dard der Fabrikbauern wesentlich auf.<br />
113
erhalten.<br />
114<br />
Aus einer Mühle am<br />
Harnbuch entst<strong>an</strong>d das<br />
„Nagelwerk" von Roth.<br />
Schwinn. Nachdem ein<br />
Versuch Drahtzug auf<br />
dem Tschifflick<br />
einzurichten, dort wegen<br />
Geldm<strong>an</strong>gels scheiterte,<br />
etablierte <strong>sich</strong> das<br />
Unternehmen hier. Das<br />
baulich interess<strong>an</strong>te<br />
Gebäude mit dem<br />
schönen M<strong>an</strong>sarddach<br />
wurde in der später<br />
„enthauptet".<br />
Die Autobahnauffahrt<br />
Ixheim und die Straßen<br />
nach Rimschweiler und<br />
<strong>Mittelbach</strong> bilden<br />
zusammen mit dem<br />
Industriegleis des<br />
Nagelwerks einen<br />
Verkehrsknotenpunkt. Das<br />
Hauptgebäude des<br />
Nagelwerks, ursprünglich<br />
eine Getreidemühle aus<br />
dem Jahre 1751 und d<strong>an</strong>n<br />
Knochenmühle für die<br />
Hundemeuten Herzog Karl<br />
Augusts. hat leider nach<br />
nicht wieder sein schönes<br />
altes M<strong>an</strong>sardendach<br />
Die alte Hornbachbrücke am<br />
Nagelwerk,
8.6 Die berufliche Gliederung in <strong>Mittelbach</strong><br />
und <strong>Hengstbach</strong> nach 1900<br />
Die Industrialisierung beeinflusste die Dörfer <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> in<br />
verschiedenster Weise.<br />
Nach 1900 haben wir folgende Berufsaufgliederung in <strong>Mittelbach</strong>:<br />
L<strong>an</strong>dwirtschaft 22 % Erwerbspersonen<br />
Industrie 55% “<br />
Tagelöhner 9 % “<br />
Selbstständige 7 % “<br />
Angestellte/Beamte 7 % “<br />
Aus der Statistik ist g<strong>an</strong>z klar zu erkennen, dass <strong>sich</strong> eine neue<br />
Entwicklung <strong>an</strong>gebahnt hat, die wo<strong>an</strong>ders im deutschen L<strong>an</strong>de schon<br />
längst ihren Abschluss gefunden hatte. Aus den Kleinbauern wurden<br />
Fabrikarbeiter, deren Beruf ihre g<strong>an</strong>ze Kraft be<strong>an</strong>sprucht und ein<br />
einigermaßen hinreichendes Einkommen brachte. So entwickelte <strong>sich</strong><br />
innerhalb der Dorfgemeinschaft rieben dem alt eingesessenen<br />
Bauernst<strong>an</strong>d, ein Arbeiterst<strong>an</strong>d. Dieser Arbeiterst<strong>an</strong>d übernahm sogleich<br />
die Führung innerhalb der Berufsgruppen. Dies lag nicht zuletzt <strong>an</strong> dem<br />
erwähnten Aufkommen der Metallindustrie Zweibrückens und vor allem<br />
des benachbarten Drahtwerkes Roth, Heck und Schwinn.<br />
Der Aufstieg innerhalb der Industrie im Laufe der Zeit verursachte auch<br />
innerhalb der gewerblichen Wirtschaft einige grundlegende<br />
Veränderungen. Viele H<strong>an</strong>dwerker gingen <strong>als</strong> Facharbeiter in die Fabriken,<br />
So z B. die <strong>Mittelbach</strong>er Schuhmacher in die Schuhfabrik „Ixheimer<br />
Hammer“. Darüber hinaus dürfen wir nicht vergessen, dass fast alle<br />
Arbeiter und Gewerbetreibende zu Hause nebenberuflich ihre Äcker und<br />
Wiesen bestellten.<br />
Vergleichen wir hierzu die Statistik des Ortes <strong>Hengstbach</strong>:<br />
Industrie<br />
Erwerbspersonen<br />
28<br />
Prozent<br />
30<br />
L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft 46 49<br />
Selbstständige 2 2<br />
Tagner 15 16<br />
Angestellte/Beamte 3 3<br />
115
Während wir in <strong>Mittelbach</strong> die Arbeiterschaft <strong>als</strong> die Mehrzahl der<br />
Erwerbspersonen haben, behauptet die Bauernschaft in <strong>Hengstbach</strong> die<br />
führende Rolle. Folgende wichtige Faktoren gaben der L<strong>an</strong>dwirtschaft in<br />
<strong>Hengstbach</strong> den Rückhalt:<br />
1. der Obstbau (Kirschen)<br />
2. die Höfe<br />
3. die schlechte Verbindung zur Industrie nach Zweibrücken.<br />
Der Zuwachs des Arbeiterst<strong>an</strong>des geht auf Kosten der H<strong>an</strong>dwerker.<br />
8 7 Veränderungen innerhalb der L<strong>an</strong>dwirtschaft des Dorfes<br />
<strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> Im Zuge der Industrialisierung<br />
Obwohl die Industrie auf die L<strong>an</strong>dwirtschaft durch Entzug von<br />
Arbeitskräften, die in der Stadt ein besseres Fortkommen suchten,.<br />
einen denkbar ungünstigen Einfluss ausgeübt hatte, spürte m<strong>an</strong> in<br />
<strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> keine Schwäche in der Ertragsfähigkeit der<br />
L<strong>an</strong>dwirtschaft. Im Gegenteil, es gel<strong>an</strong>g eine Steigerung der<br />
Ertragsfähigkeit um 1900 um 50 % gegenüber 1850. Wie ist dies zu<br />
erklären? Bis zu dem Jahr 1870 unterschied <strong>sich</strong> die Bewirtschaftung<br />
der L<strong>an</strong>dfläche sehr von der, der nachfolgenden. Der früher übliche auf<br />
ein<strong>an</strong>derfolgende Anbau von Hackfrüchten sog den Boden aus, sodass<br />
es nicht immer gel<strong>an</strong>g, das <strong>an</strong>spruchsvolle Getreide in die Fruchtfolge<br />
zu bringen, die nur wenig von der Drei-Felder-Wirtschaft abwich. Wenn<br />
die Felder abgebaut waren, so konnte <strong>sich</strong> m<strong>an</strong> nicht <strong>an</strong>ders helfen, <strong>als</strong><br />
mit den wenig vorh<strong>an</strong>denen natürlichen Düngern den Boden zu<br />
verbessern, den die wenigen Nutztiere lieferten. Das übrige L<strong>an</strong>d blieb<br />
brachliegen, d.h., m<strong>an</strong> wartete ab, bis durch Atmosphärilien der Boden<br />
<strong>sich</strong> wieder etwas erholt hatte. Dies änderte <strong>sich</strong> jedoch in den 90er<br />
Jahren. Die ersten künstlichen Dünger halfen den Bauern die Bestellung<br />
der Felder vor<strong>an</strong>zutreiben. Hinzu kamen die neuen l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen<br />
Geräte, wie z. B. verbesserte Eggen, Pflüge und Sensen, vor allem aber<br />
auch die ersten Dreschmaschinen um 1895. Dadurch ließ Erfolg und<br />
Erfrag nicht l<strong>an</strong>ge auf <strong>sich</strong> warten. Außer den Getreidearten, die in<br />
bester Qualität und Menge erzielt wurden, hatten Klee, Futter- und<br />
Hackfrüchte<strong>an</strong>bau (Rüben und Kartoffeln) eine große Ausdehnung<br />
erfahren. Mit dem gesamten Futter<strong>an</strong>bau H<strong>an</strong>d in H<strong>an</strong>d ging die<br />
Entwicklung der Viehzucht.<br />
116
Dazu eine statistische Aufstellung:<br />
1873<br />
Mi He<br />
1883<br />
Mi He<br />
1892<br />
Mi He<br />
Pferde 27 27 22 27 28 29<br />
Rindvieh 236 183 138 203 298 245<br />
Schafe 4 200 2 119 7 1<br />
Schweine 35 19 26 48 109 68<br />
Ziegen 43 - 67 3 62 11<br />
Bienen 13 38 17 11 10 11<br />
Über Hühner und Gänse waren keine Angaben vorh<strong>an</strong>den, doch waren<br />
auch hier bestimmt eine größere Anzahl vorh<strong>an</strong>den, denn aus den<br />
Gemeindeakten war eine Besoldung einer Gänsewirtin zu erlesen.<br />
Wir erkennen aus der Statistik, dass die Anzahl von Rinder und Schweinen<br />
überwiegt. Dies hatte folgenden Grund: Verschiedentliche Verordnungen<br />
und Maßnahmen, wie Abhaltung von Tierschauen in Zweibrücken,<br />
Gründung von Zuchtgenossenschaften, Gewährung von<br />
Staatszuschüssen, natürlich nur im geringen Maße, während der letzten<br />
Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten die<br />
Rindviehzucht auf eine hohe Stufe gebracht. In dieser Zeit wurde<br />
ausschließlich das „Simmentaler Rind" gezüchtet, das <strong>sich</strong> nicht allein <strong>als</strong><br />
Zug- und Masttier gut eignete, sondern auch in der Milchproduktion<br />
befriedigende Leistungen aufwies.<br />
Die Schafzucht, die früher, vor den 1870er Jahren eine bedeutende Rolle<br />
gespielt hat, war in den 1880er und 1890er Jahren am Aussterben. Die<br />
Gründe hierfür waren auf der einen Seite die Konkurrenz der<br />
ausländischen Schaf- und Baumwolle; auf der <strong>an</strong>deren Seite die Ödungen,<br />
die bisher den Schafen <strong>als</strong> Weidel<strong>an</strong>d gedient hatten, waren<br />
verschwunden. G<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders war es mit der Schweinezucht bestellt, die<br />
früher <strong>als</strong> l<strong>an</strong>dwirtschaftlicher Betriebszweig nur wenig in Betracht kam<br />
und <strong>sich</strong> später zu einem hoch wichtigen und rentablen Betriebszweig<br />
aufschw<strong>an</strong>g. Diese Entwicklung war dem durch die gehobene Industrie<br />
bedingten Absatz zu verd<strong>an</strong>ken. Die alten Schweinerassen, die spät reif<br />
und wenig mastfähig waren, wurden mit allerbestem Erfolg durch die<br />
Einführung des veredelten L<strong>an</strong>dschweines verbessert und schließlich auch<br />
g<strong>an</strong>z verdrängt. Die l<strong>an</strong>dwirtschaftliche Bevölkerung brachte der Zucht des<br />
Schweines fortwährend erhöhtes Interesse entgegen. Auch die Kleintier-<br />
Ziegen- und Geflügelzucht erfreuten <strong>sich</strong> eines guten Rufes. Im<br />
117
lühendsten Aufschwung bef<strong>an</strong>d <strong>sich</strong> um die Jahrhundertwende der<br />
Obstbau. Der Anbau von Kirschen und Zwetschgen wurde in <strong>Mittelbach</strong><br />
und <strong>Hengstbach</strong> besonders gepflegt.<br />
8.8 Der Kirschen<strong>an</strong>bau Im Zweibrücker Kirschenl<strong>an</strong>d<br />
<strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> hatten <strong>als</strong> Kirschen<strong>an</strong>baugebiet in der Pfalz<br />
einen besonderen und guten Ruf. Die Kirschen waren ein Aushängeschild<br />
der beiden Dörfer. Schon vor 1800 scheint der Kirschen<strong>an</strong>bau in den<br />
beiden Dörfern mit besonderer Sorgfalt betrieben worden sein. Es ist zu<br />
vermuten, dass Herzog Christi<strong>an</strong> den Anstoß zum Anbau der Kirschen<br />
gegeben hat. Aus der Legende ist er<strong>sich</strong>tlich, dass der Schuldiener von<br />
<strong>Hengstbach</strong>, Michael Noe, 1769 vom Kirschbaum gefallen war und <strong>sich</strong><br />
schwer verletzt hatte. Die Frage, warum die Kirschen gerade hier in so<br />
großem Maße <strong>an</strong>gebaut wurden, be<strong>an</strong>twortete ein Gewährsm<strong>an</strong>n so „Das<br />
macht der Boden und die Lage". Kirschbäume findet m<strong>an</strong> beinahe<br />
ausschließlich <strong>an</strong> den Hängen, wo die Schichten des Muschels<strong>an</strong>dsteines<br />
in die oberen Bunts<strong>an</strong>dsteins übergehen. Der Boden ist <strong>als</strong>o nicht leicht<br />
und nicht schwer, enthält genügend Nahrungsstoffe und auch Kalk.<br />
Besonders wichtig ist es aber, dass der Untergrund wohl die nötige<br />
Feuchtigkeitsmenge führt, aber nicht zu stauender Nässe neigt.<br />
Die Vorbereitungen zur Kirschenernte beginnen eigentlich schon im<br />
Winter, wenn der Bauer seine Leitern und Körbe nachsieht oder neue<br />
<strong>an</strong>fertigt. Da die Bäume meistens sehr hoch waren und größtenteils am<br />
H<strong>an</strong>g st<strong>an</strong>den, mussten die Leitern sehr l<strong>an</strong>g sein , so mit 30 bis 40<br />
Sprossen. Diese <strong>an</strong>zufertigen war eine kleine Kunst, denn sie durften<br />
auch nicht schwer sein, weil der Bauer sie um den Baum tragen musste<br />
zum Anstellen. Neu geflochten wurden Tragkörbe und die „Kratten" (Das<br />
sind hohe, schmale Körbe, die mit einem Hacken versehen sind, damit<br />
sie der Bauer am Baum und Leiter <strong>an</strong>hängen konnte), In den Monaten<br />
Juni bis Anf<strong>an</strong>g August beg<strong>an</strong>n die Ernte- oder Brechzeit. Von morgens<br />
bis abends saßen die Brecher mit ihren extra l<strong>an</strong>gen Daumenfingernägel<br />
in den Bäumen, oder st<strong>an</strong>den auf den Leitern und kniffen die Kirsche mit<br />
Stiel vom Baume ab. Dadurch verlor sie keinen Saft bis zur weiteren<br />
Verwendung.<br />
Leute die beim Brechen (Pflücken) aushalfen, waren sehr beliebt, wenn<br />
sie <strong>sich</strong> viel zu erzählen hatten oder s<strong>an</strong>gen und so keine Zeit hatten, die<br />
Kirschen in ihren eigenen Mund zu stecken.<br />
Die gebrochenen Kirschen wurden in dieser Zeit meistens von den<br />
Frauen auf dem Kopfe nach Hause getragen und den schon wartenden<br />
118
Händler oder Kunden dargeboten und verkauft. So verw<strong>an</strong>delte <strong>sich</strong> des<br />
Tages Mühe in klingende Münzen. Kirschenbauern die in einem guten<br />
Jahr 60 - 80 Zentner Kirschen ernteten, hatten eine zusätzliche:<br />
Geldeinnahme in der Zeit erzielt, wo die Geldquellen der L<strong>an</strong>dwirtschaft<br />
am spärlichsten flossen.<br />
Welche Kirschensorten wurden nun <strong>an</strong>gebaut?<br />
Die frühesten Früchte nennt m<strong>an</strong> zusammenfassend Mai-Kirschen. Ihr<br />
Anbau fiel aber nicht ins Gewicht.<br />
D<strong>an</strong>n gab es die dicken roten und dünne hell rote Süßkirschen. Von ihnen<br />
wurden die ersten Kirschenkuchen gebacken.<br />
Jetzt erst, Mitte Juli, wurden die Kirschen reif, welche unser Kirschenl<strong>an</strong>d<br />
so bek<strong>an</strong>nt gemacht haben. Es ist die „dicke Schwarze" auch<br />
Mohrenkirsche gen<strong>an</strong>nt. Ihr schien das Klima und der Boden besonders<br />
zuzusagen. <strong>Sie</strong> wurde auch am längsten <strong>an</strong>gebaut. Glänzend schwarz,<br />
recht fleischig und mit gutem Aroma, füllten die Hausfrauen mit ihr mit<br />
Vorliebe ihre Einmachgläser.<br />
In den späteren Jahren wurden die "Beidelfinger Riesen" und die<br />
„Haumüller" <strong>an</strong>gepfl<strong>an</strong>zt. Bei gutem Wetter bringen sie schöne, große<br />
Früchte, die aber bei Regen schnell aufspringen und faulen.<br />
Ähnlich verhielt es <strong>sich</strong> mit den „Napoleonskirschen", die noch später<br />
<strong>an</strong>gepfl<strong>an</strong>zt wurde. Bei härterem Fleisch sind sie gelblich, rötlich<br />
<strong>an</strong>gehaucht oder mit einer roten Backe. Als letzte reifen noch die<br />
Spätkirschen. Die Schneidersknorpelkirsche ist braun, ziemlich dick und<br />
härter im Fleisch.<br />
Die Kaiserkirsche ist rot und süß. Beide Arten wurden gerne <strong>als</strong> Tafelobst<br />
aufgetragen.<br />
Sauerkirschen wurden nur wenig <strong>an</strong>gepfl<strong>an</strong>zt. Zu nennen wäre die<br />
„Sp<strong>an</strong>ische Glaskirsche" hell rot und ziemlich weich, und die „Ostheimer<br />
Weichsel", welche von rot-brauner Farbe ist.<br />
Um all diese vielen Kirschensorten zum Verkauf zu bringen gingen<br />
hauptsächlich die Frauen mit dem Korb auf dem Kopf zu den Märkten der<br />
Umgebung. Hier sei eine Frau Bergm<strong>an</strong>n aus <strong>Hengstbach</strong>, gen<strong>an</strong>nt die<br />
Klotzegot" zu erwähnen, die um 1910 die Kirschen bis zum Neunkirchener<br />
Markt brachte.<br />
In den Jahren nach dem zweiten Weltkriege und dem Beginn der<br />
Industrialisierung der L<strong>an</strong>dwirtschaft ging der Anbau der Kirschen zurück,<br />
weil die Bäume der Feldbestellung hinderlich waren.<br />
119
8.8.1 Die Geschicht vum Kerschep<strong>an</strong>nkuuchekerschbam<br />
"s Luiche war bei seim Fraind. Der wohnt e par Heiser weirer jowwe. Demm<br />
sai Mamme hat Kerschep<strong>an</strong>nkuuche gebackt gehat. Luiche hat a enner<br />
griet.. Der hat geschmackt, so goldegeel de Däg vun de Eier, dezwische die<br />
safdische Kersche un owwedruff, Zugger, g<strong>an</strong>z dick. Wie's Luiche werrer<br />
heemkom isch, sads zu saim Vatter; Wammer numme a so e Kerschbam<br />
hedde, dass die Mamme a so Kerschep<strong>an</strong>nkuuche backe kend. Mer h<strong>an</strong>n<br />
doch junne vorm Dorf e Obststick. Gell Vatter, du setsch uns a ball e<br />
<strong>Sie</strong>ßkerschekerschep<strong>an</strong>nkuuchekerschbam.<br />
Bilder der <strong>Hengstbach</strong>er Gemarkung mit seinen vielen Kirschbäumen<br />
120
9.0 Neuerungen technischer, sozialer und wirtschaftlicher<br />
Art um 1900<br />
Jahrhundertel<strong>an</strong>g holten <strong>sich</strong> die Bewohner <strong>Mittelbach</strong>s ihr Wasser aus den<br />
zahlreichen Brunnen des Ortes. Die vielen Brunnen lassen <strong>sich</strong> aus dem<br />
Quellenreichtum des Bickenalbtales erklären. Kurz vor der Jahrhundertwende<br />
trug <strong>sich</strong> der damalige Bürgermeister des Ortes <strong>Mittelbach</strong>, Herr Eisenbeiß,<br />
mit dem Ged<strong>an</strong>ken im Ort eine Wasserleitung zu verlegen. Es bedurfte seiner<br />
g<strong>an</strong>zen Überredungskunst, um die Bürger von der Notwendigkeit der<br />
Wasserleitung zu überzeugen. Durch Unterstützung der übergeordneten<br />
Dienstbehörde war es d<strong>an</strong>n 1897 soweit, dass mit dem Bau begonnen werden<br />
konnte. Von der Quellenfassung in der Gemarkung „Hentscheglam" verlief die<br />
Leitung durch das Kirchental hinauf zum Hochbehälter am „Mertelwald". Von<br />
dort erfolgte der Anschluss ins Dorf und in die Häuser. Jedes Haus bekam nur<br />
einen Wasserhahn.<br />
Für die damalige Zeit war diese Neuerung eine kostspielige Angelegenheit<br />
und die Gemeinde musste sehr viel Geld hinlegen. Um die Kosten zu decken<br />
forderte die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> ihre Bewohner auf, im darauf folgenden Jahr<br />
zweimal 50,-- Mark zu zahlen. Diese zusätzliche Zahlung bereitete vielen<br />
Einwohnern Schwierigkeiten, obwohl sie fin<strong>an</strong>ziell nicht mehr g<strong>an</strong>z so schlecht<br />
gestellt waren, wie vielleicht zw<strong>an</strong>zig Jahre vorher. Außerdem wurde für die<br />
monatliche Wasserentnahme 6,-Mark Beitrag erhoben.<br />
Bild von dem Quellenfassungseing<strong>an</strong>g in der Hentschenklamm<br />
121
Aufstellung der Gesamtkosten für den Bau der Wasserleitung der Gemeinde<br />
<strong>Mittelbach</strong> 1897<br />
Firma Joos & Cie, München-L<strong>an</strong>dau:<br />
1.Quellfassung 371 M 79<br />
2. Rohrgraben<br />
3. Rohrleitung<br />
4. Hochreservoir 13303 M 38<br />
5. Baureserve<br />
b. Anschlussleitungen 5490 M 24<br />
7. Installationen 1395 M 60<br />
Firma Lux, Ludwigshafen:<br />
l. Wassermesser 2300 M<br />
2. Hauszuleitungen 1610 M<br />
Kosten für die Bauführung (Bornheiner):<br />
1. August 238 M 85<br />
2. Oktober 490 M 92<br />
Gesamtkosten: 25200 M 78<br />
An<strong>sich</strong>t des Hochbehälters in der Nähe des kleinen Sportplatz<br />
122
Kaum hatten <strong>sich</strong> die Bürger <strong>an</strong> die Einrichtung der Wasserleitung gewöhnt,<br />
pl<strong>an</strong>te die Gemeinde die Einführung der Elektrizität. Die bisherige Beleuchtung<br />
best<strong>an</strong>d aus Kerzen. Weiterhin k<strong>an</strong>nten die Einwohner die Petroleumlaternen.<br />
1908 gaben die beiden Gemeinden ihre Zustimmung zum Bau der<br />
elektrischen Anlage. Im Zuge der Elektrifizierung des gesamten Bliesgaues<br />
war es im Jahre 1914 endlich soweit, dass <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> mit<br />
elektrischem Licht versorgt wurden.<br />
Für die Inneneinrichtung der Häuser bezahlten die Einwohner beider Orte<br />
150, Mark. Die meisten konnten jedoch die Summe gar nicht aufbringen und<br />
weigerten <strong>sich</strong> daher elektrisches Licht in ihre Haushaltungen verlegen zu<br />
lasen. Erst nach dem ersten Weltkrieg waren d<strong>an</strong>n alle Häuser mit<br />
elektrischem Licht versorgt.<br />
Von den eigentlichen Baukosten konnte ich leider keine Angaben mehr finden.<br />
Interess<strong>an</strong>t ist jedoch eine Kostenaufstellung der Elektrotechnischen<br />
Beratungsstelle des Pfälzischen Gewerbe-Amtes in Kaiserslautern:<br />
(Abschrift aus dem Gemeindebuch „<strong>Mittelbach</strong> 1913" )<br />
1) Vergebung der Inneneinrichtung für <strong>Hengstbach</strong> und <strong>Mittelbach</strong><br />
18.09.1913<br />
15.10.1913 Arbeitsamt Lohn<br />
19.11.1913 7 Tage mal 49 Std. a 3 Mark<br />
25.11.1913 7 Stunden = 147,- Mark<br />
26.11.1913<br />
09.12.1913<br />
13.12.1913<br />
2) Fahrauslagen und Tagegeld des Oberin. Grühn 13,90 Mark<br />
3) Begutachtung der Angebote betr. Inneneinrichtung für <strong>Hengstbach</strong><br />
6 Std. a 3 Mark = 18,- Mark.<br />
123
Im Jahre 1910 wurde <strong>an</strong> der Bevölkerung , gem. staatlicher Verordnung, eine<br />
Schutzimpfung vorgenommen. Aus den Akten der Gemeinde konnte m<strong>an</strong><br />
folgendes Schreiben der Auf<strong>sich</strong>tsbehörde mit der Gebührenabrechnung<br />
entnehmen:<br />
Abschrift:<br />
Kgl. Bezirksamt Zweibrücken:<br />
Betreff: Kosten des Impfgeschäftes per 1910<br />
Nach der von der kgl. Regierung der Pfalz, Kammer des Innern geprüften<br />
Über<strong>sich</strong>t, der auf Vorname des Impfgeschäftes für das Jahr 1910 im Amtsbezirk<br />
Zweibrücken entst<strong>an</strong>denen Impfkosten, treffen auf die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong>:<br />
1. Ärztliche Gebühren 52 M- Pf.<br />
2. Formulareinkosten - M 88 Pf.<br />
Es ergeht der Auftrag, die ärztlichen Gebühren <strong>an</strong> Herrn ,Bezirksarzt Dr. Fr<strong>an</strong>ke in<br />
Zweibrücken einzusenden, die Formularkosten dagegen <strong>an</strong>her abzuliefern.<br />
Die Einsendung beider Beträge ist bis längstens 10. Dezember zu ver<strong>an</strong>lassen,<br />
gez. Pöhlm<strong>an</strong>n<br />
9.1 Zahlungsgeld nach der Jahrhundertwende<br />
sowie eine Aufstellung von Bürgern des Ortes <strong>Mittelbach</strong><br />
124
125
126
127
10.0 <strong>Mittelbach</strong> von 1914 - 1939<br />
10.1 Kriegsverhältnisse und Auswirkungen des<br />
1. Weltkrieges<br />
Kaum war das Wirtschaftsleben einigermaßen im Aufwärtstrend und die Menschen<br />
konnten berechtigt, hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, da brach am 1. August 1914<br />
der erste Weltkrieg aus. Für einen l<strong>an</strong>gen Krieg war die deutsche Wirtschaft nicht<br />
gerüstet. Die militärischen Operationspläne waren darauf abgestellt, einen schnellen<br />
<strong>Sie</strong>g herbeizuführen. Die maßgeblichen Männer der Heeresleitung rechneten nicht mit<br />
der Blockade, die <strong>unsere</strong> Zufuhren von außen abschnitten. Der industrielle<br />
Aufschwung war längst nicht so weit gediehen, dass der riesige Materialeinsatz hätte<br />
verkraftet werden können, obgleich der deutschen Industrie eine hervorragende<br />
Umstellung auf eine erhöhte Leistungsfähigkeit gel<strong>an</strong>g. Eine Überbetonung der<br />
Industrie nach dem Kriege war die Folge, ein nicht Beachten der <strong>an</strong>deren<br />
Wirtschaftszweige <strong>an</strong>derseits, was wiederum eine ungesunde Wirtschaftsformpolitik<br />
hervorrief, die <strong>sich</strong> letzten Endes das Naziregime zunutze machte.<br />
Eine Vorratswirtschaft jeglicher Art war vor dem ersten Weltkrieg nicht betrieben<br />
worden. Nach dem die Industrie nicht mit Schritt halten konnte, wuchs die Bedeutung<br />
der L<strong>an</strong>dwirtschaft in den Kriegsjahren erheblich. Doch auch sie konnten den stets<br />
steigenden Bedarf nicht l<strong>an</strong>ge decken. Ihre Produktion s<strong>an</strong>k zudem infolge von M<strong>an</strong>gel<br />
<strong>an</strong> Geräten, Zugtieren, Düngemittel und Arbeitskräften; für Industrie und<br />
L<strong>an</strong>dwirtschaft das schwerste Problem. Darüber hinaus dürfte der Unterschied in der<br />
Lebensmittelversorgung auf dem L<strong>an</strong>de sowie in der Stadt nicht übersehen werden.<br />
Große Verbitterung und Ressentiments ließen im Gefolge des Hungers, die moralische<br />
Geschlossenheit, die das deutsche Volk in den ersten Kriegsmonaten gezeigt hatte,<br />
allmählich verfallen.<br />
Die Dörfer <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> wurden von den Kämpfen des ersten<br />
Weltkrieges nicht direkt betroffen. Trotzdem brachten die Kriegsjahre für <strong>unsere</strong><br />
Heimatdörfer viel Leid und Kummer. Während die Männer <strong>an</strong> der Front ihr Vaterl<strong>an</strong>d<br />
verteidigten, bewirtschafteten die Alten, die Frauen und die Kinder die Felder, um <strong>sich</strong><br />
vor allen Dingen selbst ernähren zu können. Außerdem forderte der Staat erhebliche<br />
Abgaben des Ernteertrages. Invaliden, Rentner und Jugendlich mussten<br />
Schwerstarbeit in den auf Rüstung und Kriegsmaterial umgestellten Betrieben leisten.<br />
Die schwersten Opfer aber, die die beiden Gemeinden bringen mussten, waren ihre<br />
Gefallenen.<br />
<strong>Mittelbach</strong> beklagte 29 Gefallene<br />
<strong>Hengstbach</strong> 10 Gefallene<br />
Ihnen zu Ehren errichteten beide Gemeinden auf ihren Friedhöfen Denkmäler.<br />
128
Die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> betrauert ihre Toten aus dem Weltkrieg<br />
1914-1918<br />
Herm<strong>an</strong>n Krackenberger<br />
1889 – 1914<br />
Friedrich Wesch<br />
-1914<br />
Herm<strong>an</strong>n Becker<br />
1883-1914<br />
Heinrich Krackenberger<br />
1882 1914<br />
Ludwig Brenkm<strong>an</strong>n<br />
1877- 1914<br />
Reinhold Decker<br />
1895-1914<br />
D<strong>an</strong>iel Friedrich<br />
1878-1914<br />
Karl Weinm<strong>an</strong>n W<strong>an</strong>nenmacher<br />
-1915<br />
Hugo Schwitzgebel<br />
-1915<br />
Heinrich Sutter<br />
1884-1916<br />
Otto Knecht<br />
1894 – 1916<br />
August Hertel<br />
1895-1916<br />
Ludwig Oblzer<br />
1889-1916<br />
Herm<strong>an</strong>n Mauß<br />
1895-1916<br />
Jakob Ludwig Fels<br />
1897-1916<br />
129
Robert Leiner<br />
1896-1976<br />
Paul Brünisholz<br />
1897-1916<br />
Otto Leiner<br />
1892-1916<br />
August Morquet<br />
1890-1916<br />
Jakob Schneider<br />
1877-1916<br />
August Werle<br />
1880-1917<br />
Max Eduard Schwitzgebel<br />
1897-1917<br />
Friedrich Brill<br />
1891-1917<br />
Friedrich Hertel<br />
1886-1917<br />
Wilhelm Hüther<br />
1891-1917<br />
Ferdin<strong>an</strong>d Ambos<br />
-1918<br />
Ludwig Weber<br />
1887-1918<br />
Gustav Röller<br />
1899-1918<br />
Heinrich Klensch<br />
1887-1918<br />
130
Die Gemeinde <strong>Hengstbach</strong> betrauert Ihre Toten aus dem Weltkrieg<br />
Otto W<strong>an</strong>nenmacher<br />
1883-1914<br />
Georg Adam Hüther<br />
1887-1914<br />
Adolf Schwarz<br />
1893- 1914<br />
Jakob Pirm<strong>an</strong>n<br />
1886-1914<br />
Joh<strong>an</strong>n Nafziger<br />
-1914<br />
Wilhelm Basti<strong>an</strong><br />
1891-1914<br />
D<strong>an</strong>iel Karl Decker<br />
1892-1915<br />
Gustav Finger<br />
1889-1916<br />
Jakob Knecht<br />
1896-1916<br />
Karl Wilhelm Knecht<br />
1890-1916<br />
Christi<strong>an</strong> Noe<br />
1894-1916<br />
Wilhelm Br<strong>an</strong>d<br />
1892-1914<br />
Ludwig Knecht<br />
1888-1915<br />
SIE GABEN ALLES, WAS SIE KONNTEN GEBEN,<br />
DIE SEELE GOTT, DER HEIMAT BLUT UND LEBEN.<br />
131
10.2 Die wirtschaftliche Lage Zweibrückens<br />
nach dem ersten Weltkrieg<br />
Wir können die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Arbeiter des<br />
Dorfes <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> nach dem ersten Weltkrieg nicht verstehen,<br />
wenn wir keinen Blick auf die Veränderung innerhalb der Wirtschaftsstruktur<br />
Zweibrückens, bedingt durch die neuen Grenzen, werfen.<br />
Die ökonomischen Auswirkungen, der durch den Versailler Vertrag im<br />
deutschen Südwesten geschaffenen neuen politischen Situation, haben die<br />
Wirtschaft Zweibrückens, die schon nach der erfolgten Besetzung der Stadt<br />
kurz nach dem Waffenstillst<strong>an</strong>d, ins W<strong>an</strong>ken gekommen war, unmittelbar und<br />
nachhaltig in ihren Grundlagen getroffen. Die für die Wirtschaftsstruktur<br />
Zweibrückens und Umgebung vor dem ersten Weltkrieg charakteristischen<br />
Austauschbeziehungen mit Elsaß-Lothringen erfuhren durch den bereits bei<br />
Kriegsende vollzogenen und durch den Friedensvertrag bestätigten Anschluss<br />
des ehemaligen Reichsl<strong>an</strong>des <strong>an</strong> Fr<strong>an</strong>kreich eine dauerhafte Reduktion.<br />
Wenn auch mit dem Inkrafttreten des Saarstatutes die bis dahin sehr<br />
intensiven wirtschaftlichen Beziehungen Zweibrückens mit dem Saarl<strong>an</strong>d nicht<br />
g<strong>an</strong>z aufhörten, so gestalteten sie <strong>sich</strong> doch während der fünfjährigen<br />
Überg<strong>an</strong>gszeit (1920 - 1925) infolge umständlicher und hemmender Kontroll -<br />
und Verfahrensvorschriften sowie der Einführung der fr<strong>an</strong>zösischen Währung<br />
im Saarl<strong>an</strong>d am 1.6.1923 immer schwieriger. 1925 schnürte d<strong>an</strong>n die in<br />
<strong>Mittelbach</strong> und Einöd errichtete Zollgrenze, Zweibrücken auf die Dauer von 10<br />
Jahren von seinen natürlichen und herkömmlichen, wie aber auch von seinem<br />
bedeutenden Absatzmarkt ab. Die hohen Zölle bewirkten, dass jeder<br />
Warenaustausch mit dem neuen Zollausl<strong>an</strong>d ausschied.<br />
Die Eing<strong>an</strong>gszölle nach dem Saarl<strong>an</strong>d für die deutschen Erzeugnisse<br />
betrugen nach den stark überhöhten Sätzen des fr<strong>an</strong>zösischen Generaltarifs<br />
mit 30 - 100 Prozent fast durchweg das vierfache derjenigen Zollsätze, die<br />
<strong>an</strong>deren Ländern bei ihrer Einfuhr auferlegt wurden. Die aus dem Saargebiet<br />
eingeführten Rohstoffe wurden durchschnittlich mit 30 % Zollgebühren<br />
belastet.<br />
Der Absatz der Zweibrücker Industrie nach dem Saargebiet beschränkte <strong>sich</strong><br />
daher in der Zeit von 1925 bis 1935 in der Hauptsache auf die notwendigen<br />
Ergänzungen und Ersatzteile für Anlagen und Betriebsausrüstungen, die von<br />
der Zweibrücker Industrie vor dem Kriege im Saargebiet erstellt worden waren,<br />
sowie auf jene Erzeugnisse deren <strong>an</strong>derweitige Beschaffung der Saarindustrie<br />
nicht möglich war. Die Auswirkungen der neuen Wirtschaftsgrenzen,<br />
insbesondere der Verlust des natürlichen Marktes im Süden und Westen, auf<br />
132
die Zweibrücker Industrie erwiesen <strong>sich</strong> von besonders einschneidender und<br />
dauerhafter Natur. Die Metallindustrie wurde durch die Erscheinungen wie<br />
Kohlen- und Rohstoffknappheit, Rückbildung der Absatzbeziehung,<br />
Verkehrsbeschränkungen und Verbote, Betriebsbesatzung, und <strong>an</strong>dere<br />
störende Eingriffe Lind Maßnahmen stark in ihrer Produktionskraft getroffen,<br />
Die Betriebe arbeiteten in der Zeit der schwersten Bedrückung ihre geringen<br />
Rohstoffvorräte auf und gingen dar<strong>an</strong>, die technischen Anlagen und<br />
Einrichtungen auf Friedensproduktion umzustellen und unrentable Abteilungen<br />
und verbrauchte Maschinen stillzulegen So kam es, dass durch die Folge der<br />
veränderten St<strong>an</strong>dortbedingungen und durch die Rationalisierungs-<br />
maßnahmen in den Betrieben ein großer Personalabbau zu verzeichnen war.<br />
Viele Fabriken verloren über die Hälfte ihrer Arbeitskräfte, wie uns die<br />
folgende Tabelle zeigt:<br />
1914 1932<br />
Dingler 2000 850<br />
Pörringer & Schindler 800 310<br />
L<strong>an</strong>z- Wery 1600 320<br />
Peschke 350 110<br />
Roth, Heck & Schwinn 500 200<br />
Dieser Rückg<strong>an</strong>g der Beschäftigten in den Fabriken, brachte eine große Zahl<br />
von Arbeitslosen mit <strong>sich</strong>.<br />
133
11.0 Das Dorf <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> in den Wirren der<br />
Nachkrieg -und Inflationszeit<br />
Nach 1918 war ein großer Teil der Bevölkerung <strong>Mittelbach</strong>s, infolge der<br />
Reduzierung der Arbeitskräfte des Drahtwerkes Roth, Heck & Schwinn ohne<br />
jegliche Arbeit und Verdienst. Die betroffenen Arbeiter arbeiteten <strong>als</strong><br />
Tagelöhner auf den Höfen von <strong>Hengstbach</strong>, bei den Bauern, oder sie gingen<br />
stempeln. Eine Tabelle des Arbeitsamtes Zweibrücken zeigt uns, wie viele<br />
Arbeiter Arbeitslosenunterstützung bekamen<br />
1.04.1924 7,5 v. H.<br />
1.04.1925 32,0 v. H.<br />
1.04.1926 68,0 v. H.<br />
1.04.1927 55,0 v. H.<br />
1.04.1928 36,0 v. H.<br />
Wir sehen, dass die Zeit um 1926 besonders schlimm für die <strong>Mittelbach</strong>er und<br />
<strong>Hengstbach</strong>er Arbeiter war. Die Arbeitslosenunterstützung half so gut sie<br />
konnte. Dieses durfte jedoch kein Dauerzust<strong>an</strong>d bleiben. Die<br />
Unterbeschäftigung jener Tage war absolut ungesund.<br />
134
Viele, der bei Roth, Heck & Schwinn beschäftigten Arbeiter bekundeten ihre<br />
Zuneigung zu dem fr<strong>an</strong>zösisch besetzten Saarl<strong>an</strong>d, indem sie <strong>sich</strong> dort<br />
Arbeitsplätze suchten. Die Bergwerke und die Metallindustrie von Saarbrücken,<br />
Neunkirchen und Völklingen wurden zur neuen Verdienstquelle des<br />
<strong>Mittelbach</strong>er Arbeiters.<br />
Selbstverständlich waren die Arbeiter durch die Kriegseinwirkungen weit stärker<br />
betroffen <strong>als</strong> die Bauern. Obwohl die Bauern zur Überbrückung der städtischen<br />
Notzeiten viele Abgaben zu leisten hatten, konnten sie ihre gute soziale und<br />
wirtschaftliche Position aufrecht erhalten.<br />
Ein alter Bürger <strong>Mittelbach</strong>s erzählte mir: Es war gegen Abend im<br />
Sommer 1919 <strong>als</strong> ich im Begriff war die Kühe zu melken, <strong>als</strong> es plötzlich<br />
<strong>an</strong> der Haustür läutete. Ich stellte den Eimer auf den Boden, ging zur<br />
Tür um nachzusehen wer draußen sei. Als ich öffnete, sah ich vor mir<br />
eine Frau mit zwei kleinen Kindern stehen. In ihrer H<strong>an</strong>d trug sie eine<br />
kleine Milchk<strong>an</strong>ne. <strong>Sie</strong> bat mich höflich um ein wenig Milch. Ich fragte<br />
sie, ob sie Geld bei <strong>sich</strong> hätte, da drehte sie <strong>sich</strong> um und wollte<br />
weggehen. Ich rief sie aus Mitleid zurück und gab ihr die Milch umsonst.<br />
Solche Begebenheiten waren nach dem ersten wie auch nach dem<br />
zweiten Weltkrieg bei <strong>unsere</strong>n Bauern im Ort <strong>an</strong> der Tagesordnung.<br />
Dies zeigt sehr deutlich, dass die wirtschaftliche Lage der Städte nach<br />
dem Kriege noch viel schlechter waren <strong>als</strong> die <strong>unsere</strong>r Arbeiter, denn<br />
diese hatten zumindest eine Kuh oder eine Ziege im Stall stehen, und<br />
ein Stück L<strong>an</strong>d, aus dem sie, die für sie notwendigsten<br />
Grundnahrungsmittel gewinnen konnten.<br />
Viel Not brachte auch die Inflation über unser L<strong>an</strong>d. Alles Hartgeld, die Gold-<br />
und Silbermünzen waren im Krieg eingezogen worden. Dafür gel<strong>an</strong>gten<br />
Papiergeldscheine zur Ausgabe, die nach dem Kriege, weil keine Deckung<br />
vorh<strong>an</strong>den war, schnell <strong>an</strong> Wert verloren. Im Sommer 1923 rechnete m<strong>an</strong><br />
bereits mit Millionen und Milliarden. Der Arbeiter der seinen Wochenlohn<br />
heimbrachte, musste am Samstag noch versuchen ihn in Waren<br />
umzusetzen, da das Geld bis Montag schon wieder einen großen Teil seines<br />
135
Wertes verloren hatte. Der Bauer aber, der einen fetten Ochsen zum Metzger<br />
brachte, konnte, wenn er das Geld liegen ließ damit kaum noch eine<br />
Schachtel Streichhölzer kaufen. Am schlimmsten waren die alten<br />
arbeitsunfähigen Menschen dr<strong>an</strong>. Ihr für die alten Tage erspartes Geld<br />
zerfloss ihnen unter den Händen, und so st<strong>an</strong>den sie bald mittellos, auf die<br />
Hilfe von <strong>an</strong>deren <strong>an</strong>gewiesen, da.<br />
Notgeld nach dem 1. Weltkrieg<br />
Erst nach Einführung der Festmark (Rentenmark) 1923 wurden die Zeiten<br />
wieder besser. Aber die Bestimmungen des Versailler Vertrages drückten<br />
noch immer sehr stark auf das g<strong>an</strong>ze Volk, dass <strong>an</strong> eine wirkliche<br />
Aufwärtsentwicklung noch nicht zu denken war. 1929 rückten die letzten<br />
Besatzungstruppen aus Zweibrücken aus. Aber nun brach die große<br />
Weltwirtschaftskrise herein, die wieder viele Betriebe zum Stillst<strong>an</strong>d brachte<br />
und ein großes Arbeitslosenheer schuf.<br />
136
Postkarten aus <strong>Mittelbach</strong> nach dem 1. Weltkrieg<br />
137
11.1 Neuerung und Verbesserungen Im Zuge der<br />
Technisierung und Sozialisierung<br />
In diese Notzeiten fielen m<strong>an</strong>che lebensnotwendigen Verbesserungen. <strong>Sie</strong><br />
trugen mit dazu bei, die aufgebrachte Bevölkerung zu beruhigen, zumal diese<br />
<strong>an</strong> H<strong>an</strong>d verschiedener neuer Errungenschaften befriedigt feststellen konnte,<br />
dass <strong>unsere</strong> Wirtschaft <strong>sich</strong> nach und nach aus der diktierten Stagnation<br />
befreite.<br />
Zu den Neuerungen gehörten vor allem die l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Maschinen.<br />
Zu der Mähmaschine, die schon vor 1914 in Betrieb war, kamen nun die<br />
Bindemaschinen fürs Getreide, der Kartoffelroder (Hexe), der Rechen und<br />
der Heuwender sowie die Saatmaschine und der Heuaufzug. Dieser<br />
technische Fortschritt brachte der L<strong>an</strong>dbevölkerung eine große<br />
Erleichterung, denn jahrhundertel<strong>an</strong>g hatten sie den größten Teil ihrer<br />
Ernteerträge mit der H<strong>an</strong>d erzielt.<br />
Auch in sozialer Hin<strong>sich</strong>t festigten <strong>sich</strong> die Verhältnisse. Am 15. 11. 1928 gab<br />
die bayerische innere Verwaltung feste Richtlinien zur Arbeitsregelung und<br />
Lohnabfindung heraus.<br />
Daraus entnehmen wir:<br />
Arbeitszeit: mindestens 48-nicht über 54 Stunden<br />
Urlaubszeit: nach 1 jähriger Dienstzeit: 6 Werktage<br />
nach 2jähriger Dienstzeit: 8 Werktage usw.<br />
über 40 Jahre alt: 21 Werktage<br />
Kr<strong>an</strong>kenbeihilfe: im 1. Dienstjahr: bis 3 Wochen<br />
im 2. u. 3. Dienstjahr: bis 6 Wochen<br />
im 4. u. 5. Dienstjahr: bis 12 Wochen<br />
vom 6. Dienstjahr: 26 Wochen<br />
Ortslöhne: (Keine Gerwerbelöhne), vom vollendeten<br />
16. Lebensjahr <strong>an</strong>: 50 v. H.<br />
17. Lebensjahr <strong>an</strong>: 66 v. H.<br />
18. Lebensjahr <strong>an</strong>: 90 v. H.<br />
Lehrlinge: im 1. Lehrjahr: 30 v. H.<br />
Im 2. Lehrjahr: 34 v. H.<br />
im 3. Lehrjahr: 38 v. H.<br />
im 4. Lehrjahr: 44 v. H.<br />
Dazu: Zweibrücken-Homburg in Lohnstaffel V<br />
I II III IV V<br />
62 64 65 77 83<br />
Weibliche Arbeiter hatten <strong>an</strong>dere Löhne!<br />
Lohngruppen<br />
I II III<br />
47 49 56<br />
138
Eine Herabsetzung der Altersgrenze für die Altersrenten vom vollendeten 70.<br />
auf das vollendete 65. Lebensjahr war schon 1916 erwirkt worden; ebenso<br />
eine Erhöhung der Waisenrenten<br />
Dazu liegt parallel eine Festsetzung von Höchstpreisen vor:<br />
Vollmilch -,24 Mk<br />
Magermilch -,14 Mk<br />
Schweinefleisch 1,66 Mk<br />
Ochsen- und Rindfleisch 1,60 Mk<br />
Fleischwurst 1,50 Mk<br />
Schweinefett 2,10 Mk<br />
Speck 1,90 Mk usw.<br />
Weiterhin besserten die vielen Arbeitslosen - sie wurden von der Gemeinde<br />
<strong>an</strong>gestellt - die schlechten Straßen<strong>an</strong>lagen aus. So kamen die Bewohner jetzt<br />
auch des Öfteren in Berührung mit den „Vehikeln"' obgleich die Motorisierung<br />
im Dorf selbst noch längst nicht beg<strong>an</strong>n. (Vor dem 2. Weltkrieg f<strong>an</strong>d m<strong>an</strong><br />
lediglich 3 Traktoren im Dorf..)<br />
All diese Neuerungen und Verbesserungen trugen nur zur Überwindung der<br />
sozialen und wirtschaftlichen Krise bei.<br />
Auch das Ende der großen Weltwirtschaftskrise der Jahre 1930/32 brachte<br />
zunächst keine fühlbare Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse. Erst <strong>als</strong><br />
im Jahre 1935 das Saargebiet in den deutschen Staatsverb<strong>an</strong>d zurückkehrte<br />
und 1936 der Westwallbau beg<strong>an</strong>n, verbesserte <strong>sich</strong> die Lage der beiden<br />
Dörfer <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong>.<br />
11.2 Der Westwallbau<br />
Der Westwallbau führte zu einer kurzen wirtschaftlichen Blüte, während<br />
der die Arbeitslosigkeit beseitigt werden konnte. Zehntausende<br />
auswärtige Arbeiter bezogen in der Umgebung Zweibrückens ihre<br />
Quartiere. Diese reichten mit der Zeit nicht mehr aus, so dass m<strong>an</strong> sogar<br />
die T<strong>an</strong>zsäle der Wirtschaften und sogar die Schulsäle mit Arbeitern<br />
belegte. Die Bauern mussten viele Äcker opfern, bis die zahlreichen<br />
Bunker und die Höckerlinie fertiggestellt waren. So entst<strong>an</strong>d in der Zeit<br />
bis 1939 die Befestigungslinie des Westwalls. <strong>Sie</strong> kam vom großen<br />
Zweibrücker Exerzierplatz über den Hungerberg nördlich von<br />
Rimschweiler, schnitt das Hornbachtal <strong>an</strong> der Einmündung des Mühltales,<br />
führte zur Höhe über der Birkhausen, erreichte und überschritt beim<br />
Ixheimer Hammer das Bickenalbtal, führte auf dem Westh<strong>an</strong>g des<br />
Ixheimer Berges entl<strong>an</strong>g, erreichte nach Überschreitung des L<strong>an</strong>gentales<br />
den Waldr<strong>an</strong>d am Kugelf<strong>an</strong>g und Hochwald, <strong>an</strong> dem sie entl<strong>an</strong>g lief,<br />
139
durchquerte den Wald auf dem Mittelbühl und lief d<strong>an</strong>n dem Westh<strong>an</strong>g<br />
folgend auf der Höhe gegen Webenheim zu. Die g<strong>an</strong>ze Befestigung<br />
best<strong>an</strong>d aus Bunkern, aus Eisenbeton, die je nach ihrer Bestimmung tief<br />
in die Erde eingelassen waren, oder mehr auf der Oberfläche st<strong>an</strong>den<br />
und mit Schießscharten und drehbaren Stahltürmen versehen waren. Je<br />
nach Gelände waren die Bunker mehr oder weniger tief gestaffelt. Vor<br />
der Bunkerlinie wurde eine durchgehende Höckerlinie aus fest<br />
fundamentierten Betonklötzen von verschiedener Höhe in einer Breite<br />
von 6 - 8 Metern, gegen <strong>an</strong>greifende P<strong>an</strong>zer und außerdem ein breites<br />
Stacheldrahthindernis errichtet. Im Bickenalbtal, gleich neben dem<br />
Ixheimer Hammer wurde durch Strafgef<strong>an</strong>gene ein breiter tiefer<br />
P<strong>an</strong>zergraben ausgehoben und d<strong>an</strong>n mit Wasser gefüllt. Am<br />
Nordostabh<strong>an</strong>g des Mertels zum Rechental sollte eine Steilw<strong>an</strong>d<br />
geschaffen werden. Schon hatte der Bagger mit der Arbeit begonnen, da<br />
brach der zweite Weltkrieg aus. Für <strong>unsere</strong> beiden Dörfer war es teils<br />
eine gute aber auch schwierige Zeit. Durch die vielen Einquartierungen in<br />
Wirtschaften, Sälen und Privathäusern der hier beschäftigten Arbeiter am<br />
Westwall gab es oft Unstimmigkeiten und Streitereien zwischen ihnen<br />
und der Bevölkerung.<br />
Andererseits gab es für die Bauern, die mit ihren Fuhrwerken in dem<br />
unwegsamen Gelände, Baumaterial für den Bunkerbau tr<strong>an</strong>sportierten<br />
sowie <strong>an</strong>deren Helfern aus dem Dorf zusätzlich Geld zu verdienen und so<br />
eine bessere Lebensweise zu erreichen.<br />
Höckerlinie auf dem „Mittelbühl“ zwischen <strong>Mittelbach</strong> und Wattweiler<br />
140
Zentrale Betonmisch<strong>an</strong>lage bei <strong>Mittelbach</strong> , für mehrere kleinere Bunker<br />
in nächster Umgebung<br />
11.3 Berufsmäßige Aufgliederung um 1939<br />
Durch den Westwallbau und durch die Rückgliederung des Saarl<strong>an</strong>des 1935,<br />
finden wir in der nun folgenden beruflichen Gliederung der beiden Orte<br />
<strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> folgende Zahlen:<br />
<strong>Mittelbach</strong><br />
Erwerbspersonen Prozent<br />
L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft 160 31<br />
Industrie, H<strong>an</strong>dwerk 237 46<br />
H<strong>an</strong>del und Verkehr 35 7<br />
Öffentl. und private Dienste 17 3<br />
Selbstständige, Berufslose Rentner usw. 62 13<br />
<strong>Hengstbach</strong><br />
L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft 142 60<br />
Industrie, H<strong>an</strong>dwerk 65 28<br />
H<strong>an</strong>del und Verkehr 8 3<br />
Öffentl. und private Dienste 6 2<br />
Selbstständige, Berufslose Rentner usw. 12 7<br />
Eine wesentliche Veränderung innerhalb der berufsmäßigen Aufgliederung<br />
können wir gegenüber 1905 nicht registrieren. In <strong>Mittelbach</strong> sind weiterhin die<br />
meisten Beschäftigten in der Industrie, in <strong>Hengstbach</strong> in der L<strong>an</strong>dwirtschaft<br />
tätig.<br />
141
11.4 Kommunale und politische Verhältnisse bis zum<br />
Ausbruch des Zweiten Weltkrieges<br />
Über politische und kommunale Verhältnisse innerhalb des Dorfes <strong>Mittelbach</strong> -<br />
<strong>Hengstbach</strong> liegen mir keine schriftlichen Unterlagen vor. Durch die<br />
Kriegswirren <strong>unsere</strong>r Grenzdörfer wurden die Gemeindebücher aus der Zeit<br />
der Weimarer Republik und des Nation<strong>als</strong>ozialismus von den<br />
Besatzungsmächten beschlagnahmt und verbr<strong>an</strong>nt.<br />
Folgende mündliche Angaben stehen mir zur Verfügung:<br />
In der Zeit der Weimarer Republik erzielte die SPD in <strong>Mittelbach</strong> und<br />
<strong>Hengstbach</strong> bei den Wahlen die meisten Stimmen. Erst nach 1933 wählte, die<br />
unter Druck gesetzte Bevölkerung, überwiegend die NSDAP. Ein besonderes<br />
Ereignis erregte im Sommer 1938 die Bevölkerung, <strong>als</strong> Adolf Hitler bei der<br />
Be<strong>sich</strong>tigung auch durch <strong>unsere</strong>n Ort <strong>Mittelbach</strong> kam.<br />
Die hier durch den Verlust der Archivalien entst<strong>an</strong>dene Lücke, versuche ich<br />
durch einige Worte aus dem H<strong>an</strong>dbuch zur „Deutschen Geschichte", B<strong>an</strong>d IV,<br />
von Bruno Gebhard, zu schließen:<br />
„Wenn die Gleichschaltung des deutschen Lebens durch den Führerstaat es<br />
tatsächlich zuwege brachte, das Volk in seiner Mehrheit, wenn nicht innerlich<br />
zu überzeugen, so doch jedenfalls dahin zu bringen, dass es das neue<br />
Regime gewähren ließ, so lag das entscheidende und überzeugende<br />
Argument in den Erfolgen der nation<strong>als</strong>ozialistischen Wirtschaftspolitik . . Die<br />
Nation<strong>als</strong>ozialisten setzten vom ersten Augenblick <strong>an</strong> die Bestrebungen<br />
Brünings fort, dem wirtschaftlichen Wiederaufstieg durch energische staatliche<br />
Hilfe einen zusätzlichen Impuls zu geben und verwendeten ihre g<strong>an</strong>ze Energie<br />
zum Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Ihr Ziel erreichten sie größtenteils: Die<br />
Arbeitslosigkeit wurde bis zu einem Minimum behoben, der Anteil der<br />
deutschen L<strong>an</strong>dwirtschaft <strong>an</strong> der Volksversorgung steigerte <strong>sich</strong> von Jahr zu<br />
Jahr erheblich, die industriellen Leistungen wurden zu einem Höchstmaß<br />
gehoben. All dies führte wiederum zu einer Befürwortung des Regimes.<br />
142
12.0 Der zweite Weltkrieg1939 - 1945 und seine<br />
Auswirkungen<br />
Das nation<strong>als</strong>ozialistische Regime, das uns in eine verheißungsvolle Zukunft<br />
führen sollte und uns hiervon ein trügerisches Bild fertigte, führte Deutschl<strong>an</strong>d<br />
in seine größte Katastrophe, die mit dem Ruin alles Bestehenden endete.<br />
Kurz vor der Fertigstellung des Westwalls im Sommer 1939 und der<br />
<strong>an</strong>gesp<strong>an</strong>nten Lage zwischen den Achsenmächten Italien und Deutschl<strong>an</strong>d,<br />
sowie den Alliierten Polen, Fr<strong>an</strong>kreich und Engl<strong>an</strong>d erging von der Gauleitung<br />
Westmark <strong>an</strong> die Bevölkerung vor dem Westwall, der sogen<strong>an</strong>nten „Roten Zone"<br />
eine vorsorgliche „Verhaltungs<strong>an</strong>weisung" für die Bevölkerung:<br />
143
12.1 Die Kriegsjahre 1939-45<br />
Diese Anweisung trat am Vorabend der Kriegserklärung gegen Polen am<br />
1. September 1939 in Kraft und die Menschen der gen<strong>an</strong>nten Orte in der<br />
„Roten Zone" mussten ihre Anwesen verlassen und das Wohngebiet räumen.<br />
In den Orten <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> geschah diese Räumung nach<br />
Erzählungen wie folgt:<br />
Am Morgen des 30.8.1939 wurden alle <strong>sich</strong> auf dem Weg zur Arbeit<br />
befindliche Personen von Wehrmachts- und NS-Angehörigen <strong>an</strong>gehalten und<br />
unter folgender Vorgabe wieder nach Hause beordert:<br />
„Alle Frauen und Kinder müssen der Anweisung des Räumungsbefehles<br />
folgend, <strong>sich</strong> um 11:00 Uhr am Schulhaus einfinden mit ungefähr<br />
vorgeschriebenem Gepäck versehen, zwecks Abtr<strong>an</strong>sport in den Bereich der<br />
Sicherheitszone".<br />
<strong>Sie</strong> können <strong>sich</strong> vorstellen, welche Aufregung im Dorf herrschte. Das wenige,<br />
das sie mitnehmen durften, wurde von den Frauen in Koffern verpackt und<br />
144
zum Schulhaus getragen. Die b<strong>an</strong>ge Frage, was aus dem zurückgebliebenen<br />
Haus, Einrichtung und Kleidern wird, trieb den Frauen Tränen in die Augen.<br />
Um 11:00 Uhr wurden sie und ihre Kinder von den Männern und Soldaten auf<br />
die LKW´s verladen und unter den Tränen der Abschied nehmenden und<br />
Zurückgebliebenen fuhren die Lkws in Richtung Kaiserslautern ab. Dort<br />
wurden alle in Schulräumen, Hallen, bzw. bei Privatpersonen untergebracht<br />
um zu übernachten. Am nächsten Morgen wurden ca. 1200 Personen vom<br />
Personal des Roten Kreuzes, Wehrmachtssoldaten und vielen freiwilligen<br />
Helfern zum Hauptbahnhof tr<strong>an</strong>sportiert und in den bereitstehenden<br />
Sonderzug der deutschen Reichsbahn verladen. Gegen 12:00 Uhr verließ der<br />
Sonderzug den Kaiserslauterer Bahnhof mit einem für alle unbek<strong>an</strong>ntem Ziel.<br />
Wie wir heute wissen, war unser Ziel die Stadt Erfurt in Thüringen.<br />
Die Insassen des Zuges aber waren traurig und konnten <strong>sich</strong> kaum mit ihrem<br />
Schicksal abfinden. Kleinkinder weinten in der Enge der Abteile, sie durften<br />
nicht spielen und konnten nicht schlafen. Andere wollten den g<strong>an</strong>zen Tag am<br />
Fenster stehen und schauen. Wut über die Evakuierung machte <strong>sich</strong> breit.<br />
Kr<strong>an</strong>ke riefen nach Ärzten und bis wir <strong>an</strong> der Endstation waren, wurden 4<br />
Kinder geboren. Am nächsten Morgen gegen 07:00 Uhr erreichten wir unser<br />
Ziel, die Blumenstadt Erfurt in Thüringen. Nach l<strong>an</strong>gem Warten, bis zum<br />
Eintreffen des Org<strong>an</strong>isationskomitees des DRK, wurden wir Flüchtlinge von<br />
den Helfern in die Quartiere eingewiesen. Viele Evakuierten waren mit ihrer<br />
Unterbringung, die ja über ein Jahr dauerte, zufrieden. Andere Familien hatten<br />
es nicht so gut, denn Unterkunft, Hunger und Kr<strong>an</strong>kheit, lassen m<strong>an</strong>che<br />
Familie noch heute mit Grauen <strong>an</strong> diese Zeit zurückdenken.<br />
Doch in allen Herzen schmerzte das Heimweh. Die in der Heimat<br />
zurückgebliebenen Männer und Bauernfamilien bekamen den Befehl,<br />
sämtliches Vieh in das Wiesental zu treiben. Kühe wurden noch einmal<br />
gemolken und d<strong>an</strong>n aus dem Stall ins Tal geführt. Soldaten übernahmen<br />
d<strong>an</strong>n den weiteren Abtrieb. Gar m<strong>an</strong>ches Schwein, Ziege oder Hase wurde<br />
schnell noch geschlachtet. D<strong>an</strong>n beg<strong>an</strong>n ihre Evakuierung. Kastenwagen<br />
wurden mit Sitzen versehen, der Boden mit Stroh ausgelegt und mit Pl<strong>an</strong>en<br />
gegen die Witterung besp<strong>an</strong>nt. So verließ, wenige Tage später <strong>als</strong> die<br />
Frauen, eine mit den wenigen Habseligkeiten die m<strong>an</strong> mitnehmen durfte,<br />
beladene, aus den drei Dörfern Rimschweiler, <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />
bestehende Pferdefuhrwagenkolonne die Heimat in Richtung<br />
Bergungsgebiet.<br />
Nach einer Fahrzeit von fast einem Monat erreichte die<br />
Fuhrwerkskolonne ihr Endziel, den L<strong>an</strong>dkreis und die Stadt Bayreuth.<br />
Die immer wieder zu tätigenden Vorarbeiten zur Unterbringung der<br />
Menschen, die Versorgung der Tiere, das tägliche Quartier besorgen<br />
und all die guten und schlechten Erlebnisse die auf die Menschen herein<br />
strömten, bewiesen, welche hohen Anforderungen <strong>an</strong> alle gestellt<br />
145
werden können, wenn Opferbereitschaft vorh<strong>an</strong>den ist. (siehe hierzu die<br />
Bildtafeln, sowie die Schilderung der Fahrt der Fuhrwerke nach<br />
Bayreuth von einer <strong>Mittelbach</strong>er Bürgerin.) Ca. 60 Fuhrwerke mit 125<br />
Pferden und ca. 200 Leute wurden in und um Bayreuth untergebracht<br />
und mussten über ein Jahr auf die Rückkehr in die Heimat warten.<br />
Die Beamten der Straf<strong>an</strong>stalt nahmen <strong>sich</strong> der zum Abtr<strong>an</strong>sport zusammengetriebenen Rindeherden <strong>an</strong> Zeichnung Otto Ditsche<br />
146
Fuhrwerke bereit zur Abfahrt<br />
147
Brief der Fam. Feß zum Verlauf der 1. Evakuierung vom 29.9.1939<br />
Kopie des Origin<strong>als</strong>:<br />
148
149
150
Der Inhalt des Briefs:<br />
Wir haben eine I<strong>an</strong>ge W<strong>an</strong>derung hinter uns. Unsere erste Nacht brachten wir<br />
in Mittelbrunn herum, von dort aus ging´s nach Enkenbach, jedoch kam schon<br />
<strong>als</strong> erstes Hindernis ein schweres Gewitter. ..... sind wir bei Sturm und Regen,<br />
der reinste Wolkenbruch, in Weilerbach bei Kaiserslautern gel<strong>an</strong>det. Von da<br />
aus ging´s über Rockenhausen nach Kirchheimbol<strong>an</strong>den, rund um den<br />
Donnersberg nach Bischheim. ....... nächsten Tag ging es über Westhofen,<br />
Osthofen, über Eich nach Gernsheim. Daselbst sind wir über den Rhein mit<br />
einer Fähre übersetzt worden. D<strong>an</strong>n ging es über Hahn nach Pfungstadt, über<br />
Eberstadt bei Darmstadt vorbei. Nächsten Tag ging's nach Nieder-Ramstadt,<br />
Ober-Ramstadt, Roßdorf, Gundernhausen, Dieburg nach Altheim. Daselbst<br />
war es samstags, ein Ruhetag für uns. Nächsten Tag Montag ging über<br />
Babenhausen, Aschaffenburg, Goldbach, Hösbach, Fronhofen, Laufach nach<br />
Hain, im schönen Spessart. Wo wir 10 Tage Rast haben sollten, aber nur<br />
leider 2 Tage verweilen durften, da schon Befehl zur Weiterreise kam.<br />
D<strong>an</strong>n ging es über Rechtenbach, Lohr, Steinbach, Wiesenfeld, Karlburg,<br />
Mühlbach, Karlstadt, Stetten, Thüngen Dort kamen wir bei Nacht und Regen<br />
<strong>an</strong> und hatten Glück ein gutes Unterkommen zu finden. Nächsten Morgen ging<br />
es wieder bei Zeit ab nach Binsfeld, H<strong>als</strong>heim, Mödeshelm, Heugrumbach<br />
Amsteln, Gänheim, Mühlhausen, Zeugleben nach Wegneck. ...Von hier ging<br />
es über Ettberg, Burgrheinfeld nach Schweinfurt. .......... D<strong>an</strong>n ging es weiter<br />
über Mahrberg, Schonungen, Gädheim, Untertheres, Obertheres, Wölflingen,<br />
Haßfeld nach Haßfurt, wo wir einen schönen Sonntag erlebten. Nächsten Tag<br />
ging es nach Zeib, Steinbach, Ebelsbach, Eltn<strong>an</strong>n, Eschenbach, Diggach,<br />
Roßstadt, Tmmstadt Vieweth, Unterhaid, Oberhaid, Dörfleins, Gundelsheim,<br />
Mennelsdorf über die Regnitz bei Bamberg. Von hier aus ging nach Scheßtitz,<br />
Wörgau, Steinfeld, Trentnitz, Wiesenfels Loch, Freinfels , Hohlfeld ......<br />
Schönfeld, Busbach, Eschen, Eckersbach nach Bayreuth.<br />
Familie<br />
Feß<br />
151
152
153
In der Heimat belegte das Militär die Bunker des Westwalls und die Häuser<br />
des Dorfes. Die Ortskomm<strong>an</strong>d<strong>an</strong>tur wurde im Hause von Herrn Max Klensch<br />
untergebracht.<br />
Da eine Heimkehr aus eigener Erkennung vorerst nicht möglich war,<br />
versuchten die Grenzabw<strong>an</strong>derer in der Fremde Arbeit zu finden, <strong>sich</strong><br />
irgendwo zu betätigen, eine Existenz aufzubauen, zu leben um den ewigen<br />
Heimwehged<strong>an</strong>ken zu unterbinden. Erst der Beginn des Fr<strong>an</strong>kreich-<br />
Feldzuges. im Mai 1940 ließ das b<strong>an</strong>ge Fragen nach der Heimat wieder<br />
aufflackern. Nach erfolgreichem Abschluss dieses Kriegszuges verkündigte<br />
Hitler am 25. 6. 1940 die baldige Heimkehr der Rückgeführten.<br />
Vor der Heimfahrt am Bahnhof Erfurt<br />
154
Sogen<strong>an</strong>nte Voraustrupps kehrten <strong>als</strong> erste nach Hause, um<br />
Aufräumungsarbeiten zu leisten, Versorgungsleitungen von Strom und Wasser<br />
in Ordnung zu bringen. So rollten d<strong>an</strong>n ab August 1940 Sonderzüge für die<br />
Heimkehrer aus der Gegend von Bayreuth und Erfurt nach Zweibrücken, in die<br />
Heimat. Am Hauptbahnhof wurden sie mit Musik empf<strong>an</strong>gen, freudig begrüßt<br />
und verpflegt.<br />
Heimkehrer- Postkarte<br />
Mit Autos wurden sie in ihre Heimatsorte zurückgefahren. So groß auch die<br />
Freude der Heimkehr war, so enttäuscht waren die Ge<strong>sich</strong>ter, bei dem<br />
Eintreten in ihre Wohnungen. Alles war schmutzig und von den ehemaligen<br />
vorh<strong>an</strong>denen Wohnungseinrichtungen und Gegenständen fehlte doch vieles.<br />
So hieß doch die erste Arbeit, putzen und die Wohnung wieder beziehbar<br />
machen. Bewohner von nicht beziehbaren Häusern wurden vom Nachbar<br />
aufgenommen, bis ihr Heim bewohnbar wurde.<br />
Um all denen zu d<strong>an</strong>ken, die in harter Arbeit es ermöglicht hatten, dass alle<br />
Bewohner des Ortes wieder heimkehren durften, ver<strong>an</strong>staltete die Ortsgruppe<br />
<strong>Mittelbach</strong> am 29. 9. 1940 ein Fest unter dem Motto „Wider dehemm".<br />
Tausende Soldaten, Männer von NS-Formationen, Jugendliche von DJ und HJ<br />
und die Bevölkerung zogen in einem l<strong>an</strong>gen Zug in der Ortsmitte <strong>an</strong><br />
Brigadeführer Schwitzgebel vorbei.<br />
155
Dieses Fest erhöhte die Bereitschaft unterein<strong>an</strong>der, <strong>sich</strong> gegenseitig Hilfe<br />
zukommen zu lassen. M<strong>an</strong>cher Bauer, der schon Pferde hatte, pflügte des<br />
Nachbarn Acker mit und säte ihn ein. Dafür kochte der Beschenkte dem<br />
Anderen ein Mittagessen. So gestaltete <strong>sich</strong> das Dorfleben aus der Aufbauzeit<br />
zur Normalzeit um. Dennoch war es nicht so wie vorher. Der Krieg hinterließ<br />
seine Spuren. Lebensmittel-, Schuh- und Bekleidungskarten wurden <strong>an</strong> die<br />
Bevölkerung ausgegeben, eine große Einschränkung der persönlichen<br />
Freiheit.<br />
156
Alle beleuchteten Fenster und Lichtquellen mussten verdunkelt werden,<br />
um den nächtlichen Flieger<strong>an</strong>griffen, die Orientierung zu erschweren.<br />
Immer mehr jüngere Männer wurden zur Wehrmacht einberufen und nach<br />
der Ausbildung zur Front abkomm<strong>an</strong>diert.<br />
Der erste <strong>Mittelbach</strong>er Kriegstote<br />
Urlaubsfreuden, Abschied und Trauer kehrten in vielen Häusern des<br />
Dorfes ein. So dauerte die Freude in die Heimkehr der Dörfer nicht mehr<br />
l<strong>an</strong>ge.<br />
Der Ernst des Krieges ließ die Gemüter der Einwohner erstarren, denn<br />
die <strong>Sie</strong>ge <strong>an</strong> der Front wurden weniger und der Krieg w<strong>an</strong>delte <strong>sich</strong> zu<br />
<strong>unsere</strong>n Ungunsten.<br />
157
Die Fronten im Osten, Süden und Westen brachen zusammen und die<br />
Alliierten näherten <strong>sich</strong> immer mehr der Heimat. Im Herbst 1944 mussten<br />
die <strong>Mittelbach</strong>er und <strong>Hengstbach</strong>er zum dritten Mal ihre Heimat<br />
verlassen. <strong>Sie</strong> suchten zumeist Unterkunft in den Orten hinter dem<br />
Westwall oder in den Orten der Pfalz. Die, die zu Hause blieben, wurden<br />
zur Mithilfe beim Schützengrabenbau und der Errichtung von Einm<strong>an</strong>n-<br />
Schützenstellungen her<strong>an</strong>gezogen. Nach dem Zusammenbruch der<br />
Westfront näherten <strong>sich</strong> im März 1945 die alliierten Truppen der<br />
Reichsgrenze und <strong>unsere</strong>m Dorf.<br />
In einer Tagesmeldung der Division „Götz von Berlichingen" wird der<br />
Beginn des Angriffs der Amerik<strong>an</strong>er und kleinen fr<strong>an</strong>zösischen Einheiten<br />
auf den Westwall und Zweibrücken gemeldet. Unter <strong>an</strong>derem heißt es:<br />
„Die in diesem Raum befindlichen Bunkergruppen kämpfen weiter. Im<br />
Laufe des Vormittages griff der Feind ebenfalls bei Webenheim zweimal<br />
in Btl: Stärke mit 5 P<strong>an</strong>zern und 1 km nordwestlich von <strong>Hengstbach</strong> in<br />
Stärke eines Btl, nach Norden, sowie aus dem Raume <strong>Mittelbach</strong> nach<br />
Nordwesten ebenfalls in Btl.-Stärke <strong>an</strong>. Der Feind vernebelte hierzu den<br />
Raum nordwestl. <strong>Hengstbach</strong> bis in die Tiefe von Wattweiler. Hart<br />
nordwestlich <strong>Mittelbach</strong>s wurden 20 P<strong>an</strong>zer festgestellt. Die zwei<br />
feindlichen Angriffe bei Webenheim wurden abgeschlagen, ebenso der<br />
Angriff nordwestlich <strong>Hengstbach</strong>. Am 18.5.1945 erfolgte ein Angriff von 4<br />
Jagdbombern auf <strong>Mittelbach</strong>. <strong>Sie</strong> flogen von Osten kommend über die<br />
„Weißersbach" unser Dorf <strong>an</strong>, jeder warf 2 Bomben und belegte das Dorf<br />
außerdem mit Maschinengewehrfeuer. Zerstört wurden das Wohnhaus<br />
mit Stall und Scheune von August Feß und der Pferdestall von Ernst<br />
Decker, wobei auch die Kirche beschädigt wurde.<br />
Weiter wurden zerstört die Wohnhäuser von Schlimmer Paul, Nehlig, Fritz<br />
und Niedermeier Michel. Stark beschädigt wurden die Wohnhäuser von<br />
Herrm<strong>an</strong>n Brünisholz und Leiner. Eine Bombe fiel in die Flurgärten und<br />
ein Blindgänger wurde in den Breitwiesen gefunden. Im Keller des<br />
Hauses Schlimmer kamen 4 Soldaten ums Leben. Beim Rückzug der<br />
deutschen Truppen aus dem Ort, sprengten sie die Wirtschaft von Otto<br />
Schneider, auf der Straßengabelung Haupt- und Römerstraße und die<br />
Brücke in der Mitte des Dorfes.<br />
Von alliierter Seite wird gemeldet:<br />
Am 18.3.1945 beginnt der Angriff der 7. und 30. IR-Div. auf den Westwall<br />
und die Stadt Zweibrücken. 1200 m nordwestlich von <strong>Mittelbach</strong> wurden<br />
schwere Kämpfe gemeldet. Mit Unterstützung von P<strong>an</strong>zern wurde Altheim<br />
und das verminte <strong>Mittelbach</strong> eingenommen.<br />
158
Weiter wird gemeldet:<br />
In zwei Keilen, von <strong>Mittelbach</strong> her und über die Rote Hecke sprengten<br />
<strong>sich</strong> das 1. und 2. Btl. einen Weg durch die Höckerlinie und besetzten in<br />
den frühen Morgenstunden die Stadt Zweibrücken.<br />
Amerik<strong>an</strong>ischer P<strong>an</strong>zer ( M36) beim Überqueren der Höckerlinie auf der<br />
<strong>Mittelbach</strong>er Höhe<br />
US –Inf<strong>an</strong>terie rückt am 20.03.1945 auf der <strong>Mittelbach</strong>er Straße auf<br />
Ixheim vor. Im Hintergrund der Birkhauserwald<br />
159
Die Häuser der Dörfer <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> wurden von Soldaten<br />
der Alliierten belegt und für den Nachschub reserviert. sonst aber war<br />
Niem<strong>an</strong>dsl<strong>an</strong>d für die Bevölkerung. <strong>Sie</strong> mussten in ihren Häusern<br />
bleiben.<br />
Am 8. Mai 1945 wurde der Waffenstillst<strong>an</strong>d zwischen den Alliierten und<br />
dem Rest des Deutschen Reiches abgeschlossen und unterzeichnet.<br />
Der zweite Weltkrieg war zu Ende.<br />
12.2 Die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> betrauert Ihre Toten<br />
aus dem Weltkrieg 1939-1945<br />
Friedrich Wenz<br />
1914 – 1939<br />
Karl Hertel<br />
1914 – 1941<br />
Ludwig Brünisholz<br />
1915–1941<br />
Karl Meyer<br />
1918 – 1941<br />
Oskar Klensch<br />
1908 - 1942<br />
Kurt Schaumburger<br />
1920 - 1942<br />
H<strong>an</strong>s Wenz<br />
1910 - 1942<br />
Herm<strong>an</strong>n Mauß<br />
1920 – 1942<br />
Otto Lambert<br />
1911 - 1942<br />
Ludwig Flickinger<br />
1910 - 1943<br />
160
Max Fuhrm<strong>an</strong>n<br />
1914 - 1943<br />
Emil Glöckner<br />
1903 - 1943<br />
H<strong>an</strong>s Flickinger<br />
1922-1943<br />
Kurt Hunsicker<br />
1919-1943<br />
Ernst Vollenwelder<br />
1924-1943<br />
Ludwig Marschall<br />
1915 - 1943<br />
Ludwig Schaub<br />
1912 - 1943<br />
Friedrich Heinrich Brill<br />
1920-1943<br />
Benno Haßler<br />
1924 - 1943<br />
Walter Deßloch<br />
1924 – 1943<br />
Wilhelm Hunsicker<br />
1914 – 1944<br />
Max Decker<br />
1920 - 1944<br />
Herm<strong>an</strong>n Decker<br />
1906 - 1944<br />
Robert Schuhmacher<br />
-1944<br />
Martin Werle<br />
1912 - 1944<br />
Paul Noe<br />
1922 - 1944<br />
161
Adolf Schaumburger<br />
1915 – 1944<br />
Ewald Wobido<br />
1909 - 1944<br />
Eugen Trautm<strong>an</strong>n<br />
1911 - 1944<br />
Wilhelm W<strong>an</strong>nenmacher<br />
-1944<br />
August Richard Knecht<br />
1901 - 1945<br />
Fritz Fuhrm<strong>an</strong>n<br />
1918 - 1945<br />
Heinz Hugo Wenz<br />
1927 - 1945<br />
Herbert Vollenweider<br />
1925 - 1945<br />
Adolf Weber<br />
1896 - 1945<br />
Kurt Hertel<br />
1926-1947 <strong>an</strong> Kriegsfolgen in der Heimat<br />
Als vermisst gemeldet, kehrten nicht mehr in die Heimat<br />
zurück:<br />
Werner Hußong<br />
1923 - 1942<br />
Kurt Fromm<br />
-1944<br />
Edmund Stoll<br />
1921 - 1943<br />
Bernhard Hüther<br />
1906 - 1943<br />
Walter W<strong>an</strong>nenmacher<br />
1911 - 1943<br />
162
Adolf Bächle<br />
1916 - 1944<br />
Ernst Decker<br />
1907 - 1945<br />
Ludwig Fuhrm<strong>an</strong>n<br />
1909 - 1945<br />
Otto Geith<br />
1920 - 1945<br />
Willi Götz<br />
1914 – 1945<br />
Alfred Lambert<br />
1908 – 1944<br />
Walter Weber<br />
1911 - 1945<br />
Will! Weinm<strong>an</strong>n<br />
1911 - 1945<br />
Hugo Hertel<br />
1907 - 1945<br />
Wilhelm Vollenweider<br />
1904 - 1945<br />
Richard Knecht<br />
1905 – 1945<br />
Ludwig Heinrich Pirm<strong>an</strong>n<br />
1914 - 1945<br />
163
Das Ehrenmal in <strong>Mittelbach</strong><br />
zum Gedenken der Gefallenen von<br />
1914-1918<br />
und<br />
1939-1945<br />
164
12.3 Die Gemeinde <strong>Hengstbach</strong> betrauert Ihre Toten<br />
aus dem Weltkrieg 1939-1945<br />
Gustav Müller<br />
1913 - 1940<br />
Fr<strong>an</strong>z W<strong>an</strong>ka<br />
-1941<br />
Erwin Linn<br />
1916 - 1941<br />
Gustav Mensch<br />
1906 - 1942<br />
Emil Hof<br />
1920 - 1943<br />
Wilhelm Klein<br />
1918 - 1943<br />
Em<strong>an</strong>uel Baum<strong>an</strong>n<br />
1912 - 1943<br />
Heinrich Basti<strong>an</strong><br />
1924 - 1944<br />
August Knerr<br />
1906 - 1944<br />
Wilhelm Basti<strong>an</strong><br />
1905 - 1944<br />
Herm<strong>an</strong>n Klein<br />
1911 - 1944<br />
Ewald Martin Klein<br />
1919 - 1944<br />
Walter Isem<strong>an</strong>n<br />
1929 - 1944<br />
Günther Schmidt<br />
1925 - 1944<br />
165
Christi<strong>an</strong> Ast<br />
1906 - 1944<br />
Max Neumüller<br />
1911 - 1943<br />
Paul Rehländer<br />
1903 - 1943<br />
Albert Müller<br />
1915 – 1944<br />
Xaver Obele<br />
1897 – 1944<br />
Wilhelm Br<strong>an</strong>d<br />
1918 - 1944<br />
Emil Klein<br />
1911 - 1944<br />
Jakob Klein<br />
1907 - 1944<br />
Kurt Hammler<br />
1906 – 1945<br />
Leonhard Edel<br />
1909-1945<br />
Karl Püttm<strong>an</strong>n<br />
1901 - 1945<br />
Ludwig Noe<br />
1927 - 1945<br />
<strong>Sie</strong>gfried Knecht<br />
1900 – 1945<br />
Wilhelm Mein<br />
1918 - 1945<br />
Helmut L<strong>an</strong>dau<br />
1925 - 1945<br />
Fritz Isem<strong>an</strong>n<br />
1921 - 1945<br />
166
Ludwig Schönberger<br />
1909 - 1945<br />
Walter Pier<br />
1925 – 1946<br />
Fr<strong>an</strong>z Kahlenmeyer<br />
1911 - 1945<br />
Ludwig Blessing<br />
1913-verm. 1945<br />
Benno Ebersold<br />
1921-verm. 1945<br />
Wilhelm Friedrich Igeln<br />
1907- verm. 1945<br />
Ludwig Wilhelm Knecht<br />
1915-verm. 1945<br />
Albert Knecht<br />
1925 -. 1945<br />
167
Wir trauern aber auch um die Opfer, die von der Zivilbevölkerung gebracht<br />
werden mussten.<br />
Jakob Paul Brünisholz<br />
00 He 01.10.1890<br />
+ 17.03.1945 bei einem Luft<strong>an</strong>griff auf Zweibrücken<br />
Jakob Heßler<br />
Niederauerbach<br />
00 Peppenkum 21.08.1870<br />
+ Peppenkum 1945 im Lazarett in Alzey, Verbrennungen<br />
durch aufgefundene Sprengkörper<br />
Wilhelm<br />
Knecht<br />
00 Mi<br />
10.12.1971<br />
Mi.<br />
+ 26.09.1945 durch eine S. Mine im Hühnertal<br />
Karl Ludwig Jung<br />
Rammelsbach<br />
+ 06.10.1945<br />
M<strong>an</strong>fred Noe<br />
00 Altenplos/Bayreuth 06.01.1940<br />
Karl Püttm<strong>an</strong>n<br />
00 Zweibrücken 13.08.1939<br />
Harald Quati<br />
00 Ihringhausen Kr. Kassel 25.04.1940<br />
Die 4 Kinder kamen um, <strong>als</strong> sie am 02.03.1946 in der Waldabteilung<br />
Schachen, <strong>Hengstbach</strong>er B<strong>an</strong>n mit gefundener Munition spielten<br />
Ein Söhnchen des Schornsteinfegers Meyer, Ixheim, verstarb im<br />
Kr<strong>an</strong>kenhaus in Zweibrücken.<br />
168
1 3 . 0 Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis zur<br />
Gründung der deutschen Bundesrepublik<br />
1 3 . 1 D i e B e s a t z u n g s z e i t<br />
Nach dem Niederg<strong>an</strong>g des nation<strong>als</strong>ozialistischen Regimes und der<br />
Zerschlagung der deutschen Wehrmacht, der Zerstörungen der Industrie,<br />
Städte und Dörfer, der Kapitulation, wurde durch die <strong>Sie</strong>germächte<br />
Deutschl<strong>an</strong>d in vier Besatzungszonen aufgeteilt und durch die jeweiligen<br />
Besatzungstruppen besetzt. Die Bevölkerung am Anf<strong>an</strong>g des Hitlerregimes<br />
noch begeistert und einsatzbereit, durch die Bomben<strong>an</strong>griffe der alliierten<br />
Flugzeuge und den dadurch hohen menschliche Verluste schwer bedrückt,<br />
beg<strong>an</strong>n in den letzten Kriegsjahren <strong>an</strong> dem sogen<strong>an</strong>nten Endsieg zu<br />
zweifeln. Der Kampf um das Dasein, gestärkt durch Hunger und<br />
Missachtung des persönlichen Rechts, ließen die Bereitschaft sinken und<br />
Deutschl<strong>an</strong>d in seine größte Niederlage gleiten. Die kluge Voraus<strong>sich</strong>t des<br />
Gegners, die eng verbunden war mit den eigenen Interessen, gab der<br />
deutschen Bevölkerung Gelegenheit <strong>sich</strong> von den Nachkriegswirren zu<br />
befreien. Viele Hilfsaktionen verhalfen zu einer baldigen Gesundung der<br />
Wirtschaft und damit der sozialen Verhältnisse. Der Zweck der<br />
169
Demontagen best<strong>an</strong>d neben den Reparationen nur darin die deutsche<br />
Industriekapazität zu reduzieren, und das Hauptgewicht auf die<br />
L<strong>an</strong>dwirtschaft zu legen. Allerdings sollte <strong>sich</strong> herausstellen, dass <strong>unsere</strong><br />
Gegner auch hierin gegenteiliger Meinung waren.<br />
Unsere beiden Dörfer waren bei der Besetzung nur noch mit wenigen<br />
Bürgern belegt. <strong>Sie</strong> kamen l<strong>an</strong>gsam aus ihren Häusern und Unterständen<br />
herausgeschlüpft und warteten der Dinge, die sie durch die<br />
Besatzungstruppen <strong>an</strong>get<strong>an</strong> bekamen. Dass daher das erste<br />
Kennenlernen nicht immer freundlich war, war zu erwarten.<br />
Im Hause des Hugo Mauß errichteten die Amerik<strong>an</strong>er eine Meldestelle und<br />
die Bewohner wurden <strong>an</strong>gewiesen, <strong>sich</strong> dort zu melden. So war es den<br />
Heimkehrern möglich mit militärischer Genehmigung in ihre Heimatdörfer<br />
und Häuser zurückzukehren. Allmählich beg<strong>an</strong>n die Bevölkerung wieder<br />
Mut zu fassen, mit der Besatzung zu leben, durch Anbau im Garten und<br />
dem Feld, das nötigste zum Essen zu ernten. Die Gemeinschaft<br />
unterein<strong>an</strong>der wurde größer, es beg<strong>an</strong>n ein neues Leben auch unter den<br />
aufgebürdeten alliierten Bedingungen.<br />
Von der Besatzungsmacht wurden kommissarische Stadt- und<br />
Dorfverwaltungen eingesetzt. Männer, die zum größten Teil nicht dem<br />
Naziregime <strong>an</strong>gehörten, wurden <strong>als</strong> Bürgermeister eingesetzt und <strong>an</strong>gewiesen,<br />
die von den Besatzungsmächten vorgelegten Anordnungen den Bevölkerungen<br />
bek<strong>an</strong>nt zu machen und für die Durchführung zu sorgen.<br />
Folgende Bestimmungen wurden zu Anf<strong>an</strong>g auferlegt.<br />
1.) Anweisungen der Militärbehörde.<br />
2.) Meldebescheinigungen der Behörde<br />
3.) Anmeldung zur Erstellung eines Personalausweises<br />
4.) Erstellung einer Wohnbescheinigung für den Erhalt der<br />
Lebensmittelkarten..<br />
5.) Mitteilungen über die Sperrzeit (20.00 - 6.00 Uhr) in der <strong>sich</strong> niem<strong>an</strong>d auf<br />
der Straße bewegen durfte.<br />
6.) Abgabebestimmungen<br />
170
Anweisung der Militärregierung Zweibrücken<br />
171
Der erste eingesetzte Bürgermeister nach dem 2. Weltkrieg war<br />
Herr D<strong>an</strong>iel Groß in <strong>Mittelbach</strong> und<br />
Herr August Brünisholz in <strong>Hengstbach</strong>.<br />
Das gemeinsame Gemeindebüro wurde von<br />
Herrn Emrich verwaltet.<br />
172
Meldebescheinigung Bürgermeisteramt <strong>Mittelbach</strong><br />
Nach der Übernahme der Besatzung der fr<strong>an</strong>zösischen Zone durch die<br />
fr<strong>an</strong>zösische Armee am 10. Mai 1945 beg<strong>an</strong>n eine neue Registrierung.<br />
Vom Gouvernement Militaire wurde eine neue „Carte D'identite"<br />
(Kennkarte) ausgestellt.<br />
Sobald der Inhaber dieser Karte eine Arbeitsstelle nachweisen konnte,<br />
wurde vom Arbeitsamt Zweibrücken eine „Carte de Travail" (Arbeitskarte)<br />
ausgestellt. Auf dieser bestätigte die betreffende Firma den monatlichen<br />
Arbeitsnachweis. Auf Grund dieser Bescheinigung händigte das<br />
Bürgermeisteramt der betreffenden Person die Lebensmittel-, Kleider-<br />
und Schuhkarten aus, die beim Einkauf notwendig waren.<br />
Welche Papiere notwendig waren, um <strong>als</strong> entlassener<br />
Wehrmachts<strong>an</strong>gehöriger in der Heimat zu bleiben und nicht <strong>als</strong> weiterer<br />
Gef<strong>an</strong>gener in Kohlengruben oder fremden Ländern zu arbeiten beweisen<br />
die <strong>als</strong> Fotokopien beigelegten Unterlagen.<br />
173
174
Ausweispapiere<br />
175
176
177
178
179
Arbeitskarte<br />
180
181
Lebensmittelkarte<br />
182
Schuhpunktkarte<br />
183
Genehmigung zur Haltung eines Fahrrades<br />
184
Eine weitere Anordnung der alliierten Besatzungsmacht war die<br />
Abtrennung des Saarl<strong>an</strong>des vom Deutschen Reich Es wurde unter<br />
fr<strong>an</strong>zösische Verwaltung gestellt und <strong>als</strong> Zahlungseinheit der "Fr<strong>an</strong>c"<br />
eingeführt. Auf der Straße nach Altheim, nach der Abzweigung nach<br />
<strong>Hengstbach</strong> wurde eine Zollschr<strong>an</strong>ke erstellt und die alten Zollhäuser in<br />
<strong>Mittelbach</strong> mit Zöllner besetzt. So wurden <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />
wieder Grenzdörfer und das Niem<strong>an</strong>dsl<strong>an</strong>d, „Schmuggell<strong>an</strong>d".<br />
185<br />
Zeichnung des alten Zollhauses und<br />
des Schlagbaumes <strong>an</strong> der Straße nach<br />
Altheim<br />
Schwierigkeit bereitete die Lebensmittelversorgung. So konnten oft<br />
Kolonialwaren, die auf den Lebensmittelkarten aufgerufen wurden, nicht<br />
ausgegeben werden, weil sie nicht vorh<strong>an</strong>den waren. Zwar hatten die<br />
Heimkehrer noch Vorrat <strong>an</strong> Nahrungsmittel mitgebracht, doch dieser war<br />
sehr schnell aufgebraucht. In den ersten Monaten wurde Wasser noch<br />
aus den vorh<strong>an</strong>denen Brunnen geholt. Durch den Notdienst der Pfalz-<br />
und Stadtwerken Zweibrücken wurde jedoch das Strom- und Wassernetz<br />
in den beiden Orten wieder inst<strong>an</strong>d gesetzt.<br />
Bauern, die noch Schweine zum Schlachten hatten, mussten dies auf<br />
dem Gemeindeamt melden, um eine Schlachtgenehmigung zu erhalten.<br />
Außerdem wurde Ihnen für eine bestimmte Zeit die<br />
Fleischlebensmittelkarte entzogen.<br />
Am härtesten traf es die Einwohner beider Orte, wenn durch die<br />
Militärbehörde Einzugsmaßnahmen getroffen wurden. Es gab<br />
Bestimmungen, die vorschrieben, weicher Anteil der Eigenerzeugnisse
abzuliefern sei und welcher zum Eigenbedarf bleiben durfte. Selbst den<br />
frei wirtschaftenden Bauern, wurden Kontrollen über den Viehbest<strong>an</strong>d<br />
auferlegt. Getreidevorräte und auf dem Feld gelesene Getreideähren<br />
wurden durch die selbst gebauten Schrotmühlen per H<strong>an</strong>d gedreht und<br />
von diesem Mehl Brot gebacken.<br />
Eine selbst gefertigte Schrotmühle<br />
In der Bevölkerung gab es Unruhe, <strong>als</strong> m<strong>an</strong> unter ihnen noch Anhängern<br />
des Hitlerregimes suchte. Es gab Verhaftungen und je nach dem<br />
Strafverfahren der Besatzungsmacht wurden Personen zu Arbeits- und<br />
Minensuchdiensten verurteilt.<br />
Ein weiteres Beispiel der Überwachung: Als im Sommer 1946 mit<br />
Genehmigung der Besatzungsmacht Ges<strong>an</strong>g- und Fußballvereine wieder<br />
gegründet werden durften, wurde ich zum Kassierer des Vereines<br />
vorgeschlagen. Der Verein durfte mich aber erst nach Vorlage des<br />
Entnazifizierungsbescheides in diesem Amt bestätigen.<br />
186
Der Entnazifizierungsbescheid.<br />
187
Weitere Schwierigkeiten ergaben <strong>sich</strong> durch die Abnahme des Geldwertes.<br />
Für Mark und Pfennige gab es immer weniger zu kaufen. Die Zeit des<br />
Schwarzmarktes und des Tauschens beg<strong>an</strong>n. Alle Artikel, die m<strong>an</strong> zum<br />
Wiederaufbau benötigte, z. B. Holz Steine, Nägel, Dachpappe usw.<br />
wurden gegen <strong>an</strong>dere Dinge wie Betten, Schränke, Matratzen, Kleider<br />
usw. eingetauscht. Das härteste Tauschgeschäft betraf die<br />
Nahrungsmittel. Jeder der schon einmal Hunger gelitten hat, wird<br />
verstehen, warum es die Menschen auf den Schwarzmarkt trieb. Nach<br />
einem gelungenen Tauschgeschäft, eine Abendmahlzeit zubereiten zu<br />
können, war stets ein Freudenfest. Am schlimmsten aber war es für die<br />
Personen, die nach einem Tausch bei Kontrollen von sogen<strong>an</strong>nten<br />
Hilfspolizisten oder Angehörigen der Besatzungsmacht ihre Lebensmittel<br />
konfisziert bekamen. Diese Zeit stellte eine schwere Belastung in der<br />
Beziehung zwischen Bevölkerung und Auf<strong>sich</strong>tsorg<strong>an</strong>en da. Besserung<br />
erfolgte, <strong>als</strong> die drei westlichen Besatzungsmächte es zuließen, dass ein<br />
neues Parlament gewählt werden konnte und dieses eine Regierung<br />
einsetzte. Ihre erste Aufgabe war es, dem verfall des Preis-Waren-<br />
Verhältnisses entgegen zu arbeiten. So wurde mit alliierter Genehmigung<br />
am 20. Juni 1948 die<br />
„Die Deutsche Mark"<br />
eingeführt. Nach genauen Angaben pers. Daten und Ausstellung der<br />
Erfassungs-und Wohnbescheinigungen erhielt jeder Bürger<br />
40.- DM <strong>als</strong> Erstkapital<br />
ausgezahlt. Sparkassenbücher wurden eingezogen und auf den neuen<br />
Geldwert (1/10) umgeschrieben.<br />
188
Erfassungs- und Lohnbescheinigung, sowie der Kassenzettel.<br />
189
190
Den Besatzungsmächten ist es zu verd<strong>an</strong>ken, dass die Einführung der<br />
D-Mark möglich war. Ihre Unterstützungen und Zugeständnisse ermöglichten<br />
der Republik den Aufbau von Verwaltungen in den Städten und Dörfern. Es<br />
wurde neu registriert, Geburten, Hochzeiten und Sterbefälle<br />
niedergeschrieben. Lebensmittelkarten ausgegeben und bei der<br />
Wohnungssuche vermittelt. Amtliche Bek<strong>an</strong>ntmachungen für unser Dorf<br />
wurden durch den neu ern<strong>an</strong>nten Gemeindediener Herrn Hussong, wie in<br />
alten Zeiten, nach Läuten der Dorfschelle ausgerufen<br />
191
Auch die Bevölkerung erk<strong>an</strong>nte den Fortschritt. Durch Verh<strong>an</strong>dlungen mit<br />
Behörden und freien Verkäufern, wurden aus den nicht evakuierten<br />
Gebieten Kühe, Pferde und Waren <strong>an</strong>geschafft. Das brach liegende Feld<br />
wurde wieder bewirtschaftet und bepfl<strong>an</strong>zt. Der Verkauf der Ernte<br />
ermöglichte wieder den Einkauf neuer Waren. Doch der Anf<strong>an</strong>g war schwer.<br />
H<strong>an</strong>darbeit war gefragt, denn die l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Maschinen und<br />
Geräte waren durch die Evakuierung und den vorherigen nationalen Einsatz<br />
nicht mehr vorh<strong>an</strong>den. Sensen, Rechen und Harken wurden mit Muskelkraft<br />
geschwungen. Zusammen mit Tagelöhnern und Nachbarn wurde geerntet<br />
und die Ernte nach Hause gefahren. Dreschmaschinen zogen von<br />
Bauernhaus zu Bauernhaus um das vorh<strong>an</strong>dene auf der Tenne sitzende<br />
Getreide vom Stroh zu trennen und die Furcht in Säcke zu füllen. Diese<br />
wurde verkauft oder zum Teil selbst verbraucht.<br />
Vor der Währungsumstellung wurde wegen des niedrig stehenden Wertes<br />
der Reichsmark die Ware getauscht oder Schwarzgeschäfte getätigt. Doch<br />
bald brachte die Industrie wieder l<strong>an</strong>dwirtschaftliche Maschinen auf den<br />
Markt, die den Arbeitsablauf in der L<strong>an</strong>dwirtschaft erleichterten und so<br />
beg<strong>an</strong>n gleichzeitig mit der Einführung der D-Mark der wirtschaftliche<br />
Aufschwung.<br />
192
14.0 Umstrukturierungen und wirtschaftliche<br />
Probleme<br />
Bei uns hatte <strong>sich</strong> die L<strong>an</strong>dwirtschaft verhältnismäßig rasch von den Kriegs-<br />
und Nachkriegsschäden erholt. In ihrer Entwicklung hat sie <strong>sich</strong> durch die<br />
Technisierung und Automatisierung qualitativ aufrechterhalten, qu<strong>an</strong>titativ weist<br />
sie seit 1948 eine abfallende Tendenz auf.<br />
Etwas länger zur Wiederherstellung brauchte die Industrie in Zweibrücken.<br />
Darunter litten zunächst die <strong>Mittelbach</strong>er Arbeiter. Aber bis 1950 st<strong>an</strong>den die<br />
meisten von ihnen wieder <strong>an</strong> ihren Arbeitsplätzen.<br />
14.1 Berufsaufgliederung<br />
Betrachten wir uns jetzt die Berufsaufgliederung der beiden Orte um 1950. In<br />
Klammern sind die Zahlen von 1939 <strong>an</strong>gegeben.<br />
Berufliche Gliederung: <strong>Mittelbach</strong> <strong>Hengstbach</strong><br />
L<strong>an</strong>d- u. Forstwirt. 182 (16) 138 (142)<br />
Industrie-H<strong>an</strong>dwerk 276 (237) 66 (65)<br />
H<strong>an</strong>del - Verkehr 30 (35) 10 (8)<br />
öffentl. Dienste 32 (17) 21 (6)<br />
Selbstständige, Berufslose 113 (62) 43 (12)<br />
Ein Vergleich der Angaben über die Berufszugehörigkeit für die Jahre 1939 und<br />
1950 zeigt, dass <strong>sich</strong> in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> zwischen den Gruppen<br />
keine größere Verschiebungen ergeben haben. Dies sollte <strong>sich</strong> jedoch in den<br />
nächsten 20 Jahren ändern, wie uns die Aufgliederung im Jahre 1966 zeigt:<br />
L<strong>an</strong>d- u. Forstwirtschaft <strong>Mittelbach</strong> <strong>Hengstbach</strong><br />
L<strong>an</strong>d- u. Forstwirtschaft 211 123<br />
Industrie u. H<strong>an</strong>dwerk 346 140<br />
H<strong>an</strong>del, Geld u. Verkehr 82 22<br />
Häusl. Dienste, Dienstleist. 53 35<br />
Während <strong>sich</strong> in <strong>Mittelbach</strong> keine größere Veränderungen abzeichnen,<br />
lesen wir deutlich die Umstrukturierung ab, die <strong>sich</strong> in <strong>Hengstbach</strong><br />
vollzogen hat. Der Arbeiterst<strong>an</strong>d löste den Baumst<strong>an</strong>d in der führenden<br />
Stellung ab.<br />
Worin sind die Gründe für eine solche Umstrukturierung zu sehen?<br />
Durch die in ungewohnter Schnelligkeit vor<strong>an</strong>getriebene<br />
Produktionsfähigkeit, mit der die l<strong>an</strong>dwirtschaftlichen Betriebe mitgehen<br />
mussten, durch die Errungenschaften der Technisierung und Automation<br />
und durch die neuesten Umwälzungen der wirtschaftlichen Art verpasste<br />
die l<strong>an</strong>dwirtschaftliche Bevölkerung <strong>Hengstbach</strong>s den Anschluss. <strong>Sie</strong><br />
193
konnte <strong>sich</strong> den plötzlich veränderten Verhältnissen nicht <strong>an</strong>passen.<br />
Darüber hinaus versprachen <strong>sich</strong> die Bauernsöhne von dem verlockenden,<br />
beständigen und <strong>sich</strong>eren Einkommen in der Industrie weit mehr, <strong>als</strong> von<br />
der Schufterei auf dem Felde. Oft wurden sie noch darin von ihren Eltern<br />
unterstützt. Da hieß es immer wieder: "Unsere Kinder sollen <strong>sich</strong> nicht so<br />
plagen wie mir, sie sollen einen ordentlichen Beruf erlernen". D<strong>an</strong>n können<br />
sie immer mit einem festen Lohn rechnen und haben ihren geregelten<br />
Feierabend. Solche und <strong>an</strong>dere Äußerungen hörte m<strong>an</strong> sehr oft unter den<br />
Bauern. Dabei wurde von Staats wegen viel dafür get<strong>an</strong>, um der<br />
bäuerlichen Bevölkerung, jedem einzelnen, sowie der L<strong>an</strong>dwirtschaft<br />
überhaupt, gerecht zu werden. Ja, sogar ältere Bauern, die schon<br />
Jahrzehnte in der L<strong>an</strong>dwirtschaft tätig waren, verpachteten oder<br />
verkauften ihre Felder und suchten <strong>sich</strong> eine Arbeitsstelle in Zweibrücken.<br />
Die übriggebliebenen Bauern nutzten diese Gelegenheit, um durch Pacht<br />
oder Kauf ihre l<strong>an</strong>dwirtschaftliche Fläche zu vergrößern. <strong>Sie</strong> erhofften <strong>sich</strong><br />
dadurch eine Steigerung der Einträge.<br />
Angeregt durch die L<strong>an</strong>dwirtschaftskammer in Kaiserslautern, verl<strong>an</strong>gten<br />
nun die Bauern von <strong>Hengstbach</strong> und auch von <strong>Mittelbach</strong> die<br />
Flurbereinigung. Es wurden mehrere Bürgerversammlungen abgehalten.<br />
Der gewünschte Erfolg der Bauern die Flurbereinigung durchzuführen,<br />
blieb jedoch aus. <strong>Sie</strong> scheiterte <strong>an</strong> den Besitzern derjenigen Äcker, in<br />
denen Obstbäume (besonders Kirschbäume) st<strong>an</strong>den. Den Erlös aus den<br />
Früchten dieser Bäume wollte niem<strong>an</strong>d verlieren und darum auch dem<br />
Verkauf oder dem Umlegen des Ackers zustimmen, Nun halfen <strong>sich</strong> die<br />
Bauern selbst. Durch Kauf und Tausch unterein<strong>an</strong>der reihten sie Acker <strong>an</strong><br />
Acker und erreichten somit eine Vergrößerung der Parzellen. Diese wieder<br />
in den einzelnen Gemarkungen zusammengelegt, ergab eine<br />
I<strong>an</strong>dwirtschaftliche Nutzungsfläche von 20-30 Hektar, die den Einsatz der<br />
neuen Erntemaschinen ermöglichten. Um auch die l<strong>an</strong>gen Anfahrtswege<br />
aus dem Dorf bis in die Felder zu sparen, entschlossen <strong>sich</strong> drei<br />
Jungbauern Aussiedlerhöfe zu bauen.<br />
Es entst<strong>an</strong>den der Lindenhof, der Rechentalerhof und der Ständerhof.<br />
Eine Fotoaufnahme vom Lindenhof:<br />
194
14.2 Erwerbstätigkeit und Motorisierung<br />
Das Dorf <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> hatte <strong>sich</strong> aus einem fast rein<br />
l<strong>an</strong>dwirtschaftlich orientierten Ort gew<strong>an</strong>delt zu einer Gemeinde, in der die<br />
Arbeiterschaft um 1970 mit 48,5 % gegenüber den Bauern mit 30% überwog.<br />
Der <strong>Mittelbach</strong>er Bauer wird weiterhin seine Obstbäume pflegen, das Getreide<br />
ernten und auf die Viehzucht großen Wert legen<br />
Nach der Viehzählung von 1970 hatten wir folgenden<br />
Viehbest<strong>an</strong>d: Stück<br />
Rindvieh 333<br />
Pferde 17<br />
Schweine 110<br />
Hühner 1638<br />
Schafe 7<br />
Bienenvölker 27<br />
Anzahl der Obstbäume:<br />
Apfelbäume 1520<br />
Birnbäume 605<br />
Süßkirschenbäume 2674<br />
Sauerkirschenbäume 98<br />
Zwetschgenbäume 1654<br />
Nussbäume 67<br />
L<strong>an</strong>dwirtschaftliche Betriebsflächen:<br />
Gesamte Betriebsfläche 978 ha<br />
davon genutztes Ackerl<strong>an</strong>d 542 ha<br />
davon für<br />
Getreide 265 ha<br />
Hackfrüchte 144 ha<br />
Futterbau 152 ha<br />
Wiesen 1151 ha<br />
Weiden 19 ha<br />
195
Demgegenüber fuhr der Industrie-Arbeiter täglich nach Zweibrücken zu<br />
seinem Arbeitsplatz. Die Anfahrt zur Arbeitsstätte war kein Problem, denn die<br />
meisten Arbeiter hatten bereits oder kauften ein Auto. Für die nicht<br />
motorisierten Personen st<strong>an</strong>d der Stadtbus zur Verfügung, der stündlich die<br />
Linie <strong>Mittelbach</strong> - Zweibrücken befuhr. In <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> st<strong>an</strong>den 1970<br />
<strong>an</strong> Bewirtschaftungs- und Erwerbsmöglichkeiten 18 nichtl<strong>an</strong>dwirtschaftliche<br />
Betriebe zur Verfügung, die 49 Personen Beschäftigung boten.<br />
Diese unterteilten <strong>sich</strong> in<br />
Industrie 1 Betrieb<br />
H<strong>an</strong>dwerk 7 Betriebe<br />
H<strong>an</strong>del 10 Betriebe.<br />
Im ehemaligen Werkstattgebäude der Fa. Wicklein, siedelte <strong>sich</strong> die Fa.<br />
Fraunhofer & Co <strong>an</strong>.<br />
Die Firma baute Werkzeuge für die Kunststoffindustrie.<br />
An selbstständigen H<strong>an</strong>dwerkern waren 1970 in <strong>Mittelbach</strong> beschäftigt:<br />
1 Wagner 2 Schmiede 1 Bäcker<br />
1 Metzger 2 Schreiner<br />
Hinzu kamen im H<strong>an</strong>del:<br />
1 Drogerie 4 Gastwirtschaften<br />
1 T<strong>an</strong>kstelle 1 Gemischtwarengeschäft<br />
1 L<strong>an</strong>dwirtschaftliche Produkte 1 Kolonialwarengeschäft<br />
1 Dekorationsgeschäft<br />
Außerdem hatte <strong>Mittelbach</strong> eine Niederlassung der Raiffeisen GmbH und eine<br />
Milchablieferungsstelle.<br />
Im Vergleich zu früheren statistischen Angaben finden wir hier einen starken<br />
Rückg<strong>an</strong>g des h<strong>an</strong>dwerklichen Berufes. Viele H<strong>an</strong>dwerker gaben ihr Geschäft<br />
auf und waren <strong>als</strong> gut bezahlte Facharbeiter bei den einzelnen Betrieben<br />
beschäftigt.<br />
196
15.0 Politische und kommunale Verhältnisse<br />
Mit Genehmigung der alliierten Militärbehörde durften in den drei Westzonen<br />
politische Parteien wieder gegründet werden. Im Sinne der Demokratie<br />
warben Männer der ersten Stunde um die Gunst der Wähler für die Wahl eines<br />
neuen Parlamentes. Die 1949 gewählten Abgeordneten proklamierten 1949<br />
die<br />
„Bundesrepublik Deutschl<strong>an</strong>d"<br />
Die Bevölkerung wurde aufgerufen politisch mitzuarbeiten und ihre neuen<br />
Stadt- und Gemeinderäte zu wählen. Unsere beiden Gemeinden <strong>Mittelbach</strong><br />
und <strong>Hengstbach</strong> blieben weiterhin verwaltungsmäßig bei der<br />
L<strong>an</strong>dkreisverwaltung Zweibrücken. Für die politische Gemeinde gab es<br />
demnach keine Änderung. Die L<strong>an</strong>deszugehörigkeit wechselte allerdings. Die<br />
Pfalz wurde von Bayern getrennt und mit dem Rheinl<strong>an</strong>d zu dem L<strong>an</strong>de<br />
„Rheinl<strong>an</strong>d-Pfalz" zusammengefasst.<br />
Die Gemeinden <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> haben eine politisch und<br />
kommunal interessierte Bevölkerung. Dies zeigt uns die Beteiligung <strong>an</strong> den<br />
Wahlen, die folgende Ergebnisse brachten:<br />
Bei den Bundestags-, L<strong>an</strong>dtags- und Kreistagswahlen von 1949 - 1969 gingen<br />
stets 70 - 85 % der Wähler zu Wahlurne. Die von den Parteien aufgestellten<br />
Wahllisten erhielten in <strong>unsere</strong>n beiden Orten folgende Stimmen<strong>an</strong>teile:<br />
CDU - ca. 20 - 30%<br />
SPD - ca. 50 - 65%<br />
FDP - ca. 7 - 14%<br />
Splitterp. - ca. 5 - 7%<br />
Anders war die Tendenz bei den Gemeinderatswahlen. Hier konnten <strong>sich</strong><br />
von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> die politischen Parteien nicht durchsetzen. Dies lag dar<strong>an</strong>,<br />
dass viele Männer <strong>sich</strong> nicht bereit f<strong>an</strong>den, öffentlich wieder politisch<br />
tätig zu sein. So wurden so gen<strong>an</strong>nte Wählerlisten erstellt und die<br />
K<strong>an</strong>didaten zur Wahl <strong>an</strong>geboten.<br />
So wurde in den Häusern, auf der Straße, auf dem Feld, besonders aber<br />
am ehemaligen „Michhäuschen", wo die Bevölkerung <strong>sich</strong> sehr oft traf,<br />
heftig debattiert. Besonders Neuigkeiten wurden genau überprüft. So gab<br />
es frohe und niedergeschlagene Ge<strong>sich</strong>ter bei Wahlausgängen, den<br />
Beschlüssen des Gemeinderates und kommunalen Dringlichkeiten, die<br />
zum Teil auch Kosten für die Bevölkerung brachten.<br />
197
Gemeinderatswahl in <strong>Mittelbach</strong>:<br />
198
Gemeinderatswahlen in <strong>Hengstbach</strong><br />
09.11.52<br />
Wahlberechtigte 248<br />
abgegebene Stimmen 195<br />
gültige Stimmen 192<br />
Sitzverteilung Mehrheitswahl<br />
Stimmverteilung<br />
11.11.56 gewählt wurden:<br />
Wahlberechtigte 271 Albert Klein<br />
abgegebene Stimmen 202 Robert Linn<br />
gültige Stimmen 202 . Albert Noe<br />
199<br />
Gustav Blessing<br />
Sitzverteilung Mehrheitswahl Jakob Knecht<br />
Stimmverteilung Benno Stalter<br />
Jakob Mathieu<br />
23.70.60 gewählt wurden:<br />
Wahlberechtigte 300 Jakob Knecht<br />
abgegebene Stimmen 211 Albert Klein<br />
gültige Stimmen Robert Linn<br />
Benno Stalter<br />
Sitzverteilung Verhältniswahl Gustav Blessing<br />
Stimmverteilung Wilhelm Blessing<br />
Ludwig Knecht<br />
25.10.64 gewählt wurden:<br />
Wahlberechtigte 262 Jakob Knecht<br />
abgegebene Stimmen 248 Albert Klein<br />
gültige Stimmen 239 Ludwig Knecht<br />
Kurt Blessing<br />
Sitzverteilung Verhältniswahl Wilhelm Müller<br />
Stimmverteilung Benno Stalter<br />
Robert Linn
Gemeinderatswahlen in <strong>Mittelbach</strong><br />
09.11.52<br />
Wahlberechtigte 573<br />
abgegebene<br />
Stimmen<br />
gültige Stimmen<br />
367<br />
227<br />
Sitzverteilung 7 Hertel 3 Brill<br />
Stimmverteilung 157 Hertel 84 Brill<br />
11.11.56 WG Seegmüller WG Röller<br />
Seegmüller Röller Otto<br />
Wahlberechtigte Hertel August Schmitt Helmut<br />
abgegebene Stimmen Flickinger Willi Werner Helmut<br />
gültige Stimmen Weber Otto II<br />
Sitzverteilung 5 3<br />
Stimmverteilung<br />
237 WG<br />
Seegmüller<br />
96 WG<br />
Röller<br />
Ruf Helmut<br />
23.10.60 gewählt wurden:<br />
Wahlberechtigte 548 F.Emmrich<br />
abgegebene Stimmen 474 H. Ruf<br />
gültige Stimmen . Willi Flickinger<br />
Erwin Vollenweider<br />
Sitzverteilung Mehrheitswahl Walter Ebersold<br />
Stimmverteilung Alois Hertel<br />
25.10.64<br />
Wahlberechtigte 570<br />
abgegebene Stimmen 463<br />
gültige Stimmen 426<br />
Sitzverteilung<br />
Stimmverteilung 180 SPD 246 WG<br />
200<br />
Albert S<strong>an</strong>dhöfer<br />
Helmut Werner<br />
Willi Schaumburger<br />
Willi Brill
15.1 Gründung der Verwaltungsgemeinde <strong>Mittelbach</strong><br />
Die Gemüter in der Gemeinde <strong>Hengstbach</strong> erregten <strong>sich</strong> sehr, <strong>als</strong> bek<strong>an</strong>nt<br />
wurde, dass sie im Zuge der Verwaltungsreform, die durch die<br />
Bestimmungen der L<strong>an</strong>desregierung durchgeführt werden sollte, mit<br />
<strong>Mittelbach</strong> eine Gemeinde bilden sollte.<br />
Am 10.07.1968 f<strong>an</strong>d im L<strong>an</strong>dratsamt Zweibrücken, unter Vorsitz von Herrn<br />
L<strong>an</strong>drat Dr. Kling, ein Gespräch mit den beteiligten Spitzenvertretern der<br />
Gemeinden statt. Bei diesem Gespräch wurden die Gründe dargelegt,<br />
welche die beab<strong>sich</strong>tigte Zusammenlegung der Gemeinden rechtfertigten.<br />
Dabei kam g<strong>an</strong>z klar zum Ausdruck, dass insbesondere kreis<strong>an</strong>gehörige<br />
Gemeinden, die mit ihrem bebauten Gebiet zusammenwachsen, oder bei<br />
denen auf Grund der baulichen Entwicklung ein Zusammenwachsen zu<br />
erwarten sei, zu einer neuen Gemeinde fusioniert werden sollten.<br />
Außerdem wurde Gemeinde <strong>Hengstbach</strong> schon seit Jahrzehnten von der<br />
Verwaltungsstelle in <strong>Mittelbach</strong> mitverwaltet, so dass <strong>sich</strong> der<br />
Zusammenschluss direkt <strong>an</strong>bot. Eine Stärkung der Leistungskraft durch<br />
das einheitliche Wirtschaftsgebiet war zu erwarten. Trotz noch vieler<br />
heftiger Proteste der <strong>Hengstbach</strong>er, die nicht gewillt waren, der<br />
Zusammenlegung beider Orte zuzustimmen, wurden beide Orte, im Zuge<br />
der Verwaltungsreform, <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> aufgelöst und die<br />
Verwaltungsgemeinde<br />
<strong>Mittelbach</strong><br />
gebildet.<br />
Hier der genaue Wortlaut:<br />
„Die Gemeinden <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> werden aufgelöst. Aus den<br />
Gebieten der aufgelösten Gemeinden wird eine neue Gemeinde gebildet; sie<br />
ist Rechtsnachfolger der aufgelösten Gemeinden; dies entscheidet nach<br />
Anhörung der beteiligten Gemeinden der Minister des Innern".<br />
Durch diese Verordnung vom 10. J<strong>an</strong>uar 1969 veränderten <strong>sich</strong> auch die<br />
Sitzverhältnisse innerhalb des Gemeinderates von 11 auf 15 Sitze. Nach der<br />
Wahl des neuen Gemeinderates vom 8. Juni 1969 ergaben <strong>sich</strong> folgende<br />
Sitzverhältnisse:<br />
SPD 2 Sitze<br />
Wählergruppe Emrich 8 Sitze<br />
Wählergruppe Knecht 4 Sitze<br />
Wählergruppe Decker 1 Sitz<br />
Die Gemeinderäte der ehemaligen Gemeinden von <strong>Mittelbach</strong> und<br />
<strong>Hengstbach</strong> und der neuen Verb<strong>an</strong>dsgemeinde <strong>Mittelbach</strong> unter der<br />
Führung ihrer jeweiligen Bürgermeistern zeigten <strong>sich</strong> allen<br />
201
fortschrittlichen Problemen gegenüber sehr aufgeschlossen. Die<br />
Zusammenarbeit der Räte unterein<strong>an</strong>der war <strong>als</strong> gut zu bezeichnen.<br />
Die <strong>an</strong>fallenden Neuerstellungen auf allen Gebieten der Gemeinde<br />
stellten hohe Anforderungen <strong>an</strong> alle.<br />
In beiden Gemeinden wurden bis zur Eingliederung folgende<br />
Neupl<strong>an</strong>ungen beschlossen und durchgeführt:<br />
Wegen Verschmutzung des Trinkwassers der öffentlichen<br />
Wasserversorgung aus der Quelle „Hentscheklamm" musste diese<br />
außer Betrieb genommen werden. Es wurde ein neuer Tiefbrunnen<br />
in den „L<strong>an</strong>gwiesen" gebohrt. Das Wasser über eine neue<br />
Hauptleitung in den neu erbauten Hochbehälter <strong>an</strong> der<br />
Römerstraße mit 500 cbm Fassungsvermögen, gepumpt. Im Zuge<br />
dieser Maßnahme wurden die Hauptleitungen und die<br />
Haus<strong>an</strong>schlüsse erneuert. So wurden beide Gemeinden neu mit<br />
Trinkwasser versorgt.<br />
Die Haupt- und Nebenstraßen wurden mit einer neuen<br />
Straßenbeleuchtung versehen.<br />
Pl<strong>an</strong>mäßiger Ausbau der Feldwege.<br />
Gemeinsam mit der Stadt Zweibrücken wurde die Müllabfuhr<br />
eingeführt.<br />
Beschlussfassung über den Neubau des Schulhauses im Mertel.<br />
Neue Baugebiete in beiden Orten wurden der Bevölkerung<br />
<strong>an</strong>geboten.<br />
Die hierfür notwendigen Angebote für Wege- und<br />
K<strong>an</strong>alisierungsarbeiten eingeholt. Vorgabe der Baumaßnahmen <strong>an</strong><br />
die Unternehmer zur Nutzung des Baugebietes.<br />
Gesamtk<strong>an</strong>alisierung der beiden Orte mit Anschluss <strong>an</strong> die Stadt<br />
Zweibrücken.<br />
Erweiterung der beiden Friedhöfe.<br />
Es war nicht immer leicht 15 Mitglieder des Gemeinderates auf einen<br />
Nenner zu bringen, Doch die Überzeugungskraft der Bürgermeister und<br />
der Verwaltung, aber auch das gute Verständnis der Räte unterein<strong>an</strong>der,<br />
ließen m<strong>an</strong>ch große Klippe überwinden zum Wohle der Gemeinde und<br />
ihrer Bürger.<br />
202
203
204
205
15.2 Die schulischen Verhältnisse<br />
Vom Jahre 1819 bis zum Jahre 1937 gingen die schulpflichtigen Kinder<br />
der beiden Dörfer <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> in getrennte Schulen. Im<br />
Winter 1937/38 hatten der Gemeinderat von <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong>,<br />
sowie die Schulpflegeschaften beider Orte nach einstimmigen Beschluss<br />
den Antrag <strong>an</strong> die Bezirksschulbehörde gestellt, die Schulen beider Orte<br />
zusammenzulegen und das achte Schuljahr einzuführen. Die Antragsteller<br />
zeigten damit eine besondere Aufgeschlossenheit für die Erfordernisse der<br />
Zeit, aber auch tiefes Verständnis und Interesse für das Wohl ihrer Kinder.<br />
Anstatt einer allklassigen und einer zweiklassigen gab es nun eine<br />
leistungsfähigere dreiklassige Schule mit drei Lehrern. Die Schwierigkeiten<br />
bei der Erl<strong>an</strong>gung von Lehrstellen für die Schulentlassenen waren<br />
beseitigt, da alle nun das Schuljahr hatten, welches von H<strong>an</strong>del, Industrie<br />
und H<strong>an</strong>dwerk unbedingt vorausgesetzt wurde.<br />
Die schulpflichtigen Kinder gingen jedoch in 2 Orten in die Schule.<br />
<strong>Mittelbach</strong> - Unterstufe<br />
<strong>Hengstbach</strong>- Mittelstufe<br />
<strong>Mittelbach</strong> - Oberstufe<br />
Bedingt durch größere Reparaturarbeiten <strong>an</strong> beiden Schulen und m<strong>an</strong>cher<br />
Beengung der Räumlichkeiten durch größere Schülerzahlen beschlossen<br />
1937 Lehrerschaft und Gemeinderäte der beiden Orte einen Antrag für<br />
einen Neubau eines gemeinsamen Schulhauses zu stellen. Diesem Antrag<br />
wurde zugestimmt und die Bauerlaubnis erteilt. 1965 wurde mit dem<br />
Bauen begonnen und am 20. Mai 1966 konnte der Schulverb<strong>an</strong>d<br />
<strong>Mittelbach</strong> alle zur Einweihungsfeier am 11. Juni 1966 einladen.<br />
So besuchten die Kinder der Klassen 1 – 4von <strong>Mittelbach</strong>, <strong>Hengstbach</strong>, später<br />
auch die Kinder von Wattweiler, das neue Schulhaus in <strong>Mittelbach</strong>. Durch seine<br />
herrliche Lage im Mertelwald, bereitete dieses Gebäude den Lehrern, <strong>als</strong> auch<br />
den Kindern viel Freude. Mit vier hervorragend eingerichteten Schulsälen,<br />
einem komfortablen Lehrerzimmer im zweiten Stock, einem mit viel Geräten<br />
ausgestattetem Turnraum und mit den zahlreichen Waschgelegenheiten ist das<br />
Schulhaus auch im Innern vorzüglich ausgestattet. Nach der Ausgliederung der<br />
Klassen 5 - 8 nach Zweibrücken, werden jetzt nur die Schüler der Grundschule,<br />
d.h. die Klassen 1 - 4 in der Schule unterrichtet. Die Klassen 1 - 2 wurden<br />
1970von Rektor Schwarz und die Klassen 3 - 4 von Lehrerin Conrad betreut. In<br />
den 4 Klassen wurden 74 Schüler unterrichtet.<br />
Die alten Schulhäuser in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> wurden für <strong>an</strong>dere Zwecke<br />
genutzt. Im alten <strong>Mittelbach</strong>er Schulhaus wurde die Gemeindeverwaltung g<strong>an</strong>z<br />
untergebracht, sowie die Ausrüstungen der freiw. Feuerwehr. Die Räume des<br />
<strong>Hengstbach</strong>er Schulhauses wurden in Wohnungen umgebaut, in denen<br />
mehrere Familien ein Zuhause f<strong>an</strong>den.<br />
206
Die alte Schule in <strong>Mittelbach</strong><br />
Bilder neuen Schule<br />
207
Das Programm zur Einweihung der neuen Schule:<br />
208
15.3 Kirchliche und konfessionelle Verhältnisse<br />
Mitten im Dorf, eingeengt durch zahlreiche Häuser, steht <strong>unsere</strong> Kirche. <strong>Sie</strong><br />
wurde in den Jahren 1952 - 1954 erbaut. Die feierliche Einweihung f<strong>an</strong>d am<br />
14.09.1954 statt. In der Folge galt das Bemühen einer würdigen Ausstattung.<br />
Am 23. September 1956 wurde über dem Altar ein Kruzifix befestigt.<br />
Am 26. April 1959 konnte die neue Orgel der Kirche eingeweiht werden.<br />
Am 30. Oktober 1960 f<strong>an</strong>d die Weihe der beiden neuen <strong>an</strong>geschafften<br />
Glocken statt.<br />
Unsere Kirche ist im Innern g<strong>an</strong>z einfach eingerichtet, dadurch unterscheidet<br />
sie <strong>sich</strong> von vielen <strong>an</strong>deren prunkvoll ausgestatteten Kirchen.<br />
Die Kirchengemeinde <strong>Mittelbach</strong> gehört dem Dek<strong>an</strong>at Zweibrücken <strong>an</strong>. <strong>Sie</strong> hat<br />
eine eigene Pfarrei.<br />
Kirche und Religion sind für die meisten Bewohner des Ortes<br />
traditionsgebundene Anhängsel, die zwar zum alltäglichen Leben gehören,<br />
aber nicht unbedingt lebensnotwendig sind. Bibelstunden, Männer- und<br />
Frauenabende, überhaupt außergottesdienstliche Ver<strong>an</strong>staltungen, sowie<br />
Jugendarbeit f<strong>an</strong>den dam<strong>als</strong> nur selten statt. In konfessioneller Hin<strong>sich</strong>t hat<br />
<strong>sich</strong> kaum etwas geändert. Die beiden Dörfer sind fest ev<strong>an</strong>gelisch. In<br />
<strong>Mittelbach</strong> wohnen 6 %, in <strong>Hengstbach</strong> 8% Katholiken. Diese gingen sonntags<br />
nach Ixheim oder Zweibrücken in die Kirche.<br />
Weitere Informationen k<strong>an</strong>n der geneigte Leser der <strong>Chronik</strong> der<br />
Kirchengemeinde entnehmen..<br />
209
Über konfessionelle Streitigkeiten oder gegenseitige Missachtung wurde nichts<br />
berichtet. Es best<strong>an</strong>d ein gutes und echtes Verhältnis zwischen den beiden<br />
Konfessionen, was wohl auch damit zusammenhing, dass nicht mehr wie in<br />
früheren Zeiten, die kirchlichen Verhältnisse mit denen das gesamte Dorfleben<br />
verbunden war, bestimmend waren, sondern in erster Linie die weltlichen<br />
Probleme.<br />
Zu der zahlenmäßigen Entwicklung in konfessioneller Hin<strong>sich</strong>t folgende<br />
Angaben:<br />
<strong>Mittelbach</strong>:<br />
<strong>Hengstbach</strong>:<br />
Jahr kath. prot.<br />
1736 - 240<br />
1811 1 244<br />
1840 6 450<br />
1871 7 537<br />
1890 9 604<br />
1910 21 720<br />
1939 51 734<br />
1961 40 820<br />
1966 56 762<br />
1840 13 258<br />
1871 16 246<br />
1890 25 256<br />
1910 10 324<br />
1939 10 325<br />
1961 34 421<br />
1966 34 437<br />
210
16.0 Das Kultur- Und Gemeinschaftsleben<br />
16.1 Sitten und Bräuche<br />
An Sitten und Bräuchen haben <strong>sich</strong> in <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> die<br />
Kirchweihe und die Hexennacht, verbunden mit dem Blütenfest in <strong>Hengstbach</strong>,<br />
erhalten.<br />
Die Kirchweihe, oder wie im Volksmund die „Kerb oder Kerwe" gen<strong>an</strong>nt, geht<br />
in <strong>Mittelbach</strong> auf das Jahr 1738 zurück. Dam<strong>als</strong> f<strong>an</strong>d in der Gemeinde die<br />
feierliche Einweihung der alten Kirche statt. So war es Brauch, dass die<br />
„Straußbuben" <strong>an</strong> diesem Erinnerungstag die Kirche besuchten. Meistens<br />
geschah dies aber mehr symbolisch, <strong>als</strong> aus Glaubensüberzeugung. In all den<br />
Jahren besaß die Kerwe ihre Anziehungskraft. Schon Wochen vor der Kerwe,<br />
die immer am dritten Sonntag im Oktober stattfindet, treffen die Straußbuben<br />
ihre Vorbereitungen. An den Abenden wird die "Kerwe-Rede" aufgesetzt, in<br />
der die bedeutendsten Ereignisse des Jahres, politischer und kommunaler, vor<br />
allem aber „menschlicher" Art mit Humor, Witz und Ironie „unter die Lupe<br />
genommen" und ausgewertet werden. Einen Sonntag vor dem Festtag wird<br />
der „Kerwe-Strauß" im Wald geschlagen und mit Musik ins Dorf<br />
zurückgebracht. Hier wird er, von der Allgemeinheit verschlossen, mit bunten<br />
Bändern geschmückt. Am Kirchweihsonntag ziehen die Straußbuben mit<br />
Musik und Hochrufen, vor<strong>an</strong> der prächtige „Kerwestrauß" und der<br />
"Kerweredner" in Frack und Zylinder, durch die Dorfstraßen, die viele<br />
Schaulustige säumen. An dem Wirtshaus wird der Kerwestrauß aufgesteckt<br />
und mit der Kerwered seiner Bestimmung übergeben. Drei Tage wird d<strong>an</strong>n<br />
zünftig gefeiert und am Mittwoch die „Kerwe" für ein Jahr wieder vergraben.<br />
Ein <strong>an</strong>derer lustiger Brauch, das sogen<strong>an</strong>nte „Hexen“ in der Walpurgisnacht,<br />
artete in den letzten Jahren meist in grobem Unsinn aus. Dagegen wird das<br />
Setzen eines Maibaumes, einer Birke, geschmückt mit vielen bunten Bändern<br />
oder St<strong>an</strong>deszeichen heute teilweise immer noch ausgeführt<br />
In <strong>Hengstbach</strong> wurde für diese Zeit ein <strong>an</strong>derer Brauch eingeführt. Die<br />
blühenden Kirschen- und Apfelbäumen wurden zum Anlass genommen, das<br />
„<strong>Hengstbach</strong>er Blütenfest"<br />
zu feiern. Viele W<strong>an</strong>derer suchen immer wieder die Feststätte auf, um <strong>sich</strong> <strong>an</strong><br />
den Blüten zu erfreuen und bei Speise und Tr<strong>an</strong>k fröhlich zu sein.<br />
In den letzten Jahren ist Halloween dazu gekommen, ein aus den USA<br />
übernommener ursprünglich keltischer Brauch, der stark kommerzialisiert ist.<br />
211
16.2 Vereine und Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
Durch die zahlreichen Vereine in <strong>unsere</strong>m Dorfe, hatten wir ein reges<br />
Vereinsleben und es bedarf eines Terminkalenders, um alle Ver<strong>an</strong>staltungen<br />
zu besuchen zu können.<br />
In <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> hatten wir in der Zeit der Eigenständigkeit folgende<br />
Vereine:<br />
Turn- und Sportgemeinde <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong><br />
Kegelsportklub <strong>Mittelbach</strong><br />
Tischtennisklub <strong>Mittelbach</strong><br />
Männerges<strong>an</strong>gverein <strong>Mittelbach</strong><br />
Kirchenchor <strong>Mittelbach</strong><br />
Gemischter Chor <strong>Hengstbach</strong><br />
Obstbaumverein <strong>Hengstbach</strong><br />
Geflügelzuchtverein <strong>Mittelbach</strong><br />
K<strong>an</strong>inchenzuchtverein <strong>Mittelbach</strong><br />
L<strong>an</strong>dfrauenverein <strong>Mittelbach</strong> u. <strong>Hengstbach</strong><br />
Die Turn- und Sportgemeinde <strong>Mittelbach</strong>-<strong>Hengstbach</strong> gehört zu den größten<br />
Vereinen des Dorfes. Die TSG, im Jahre 1931 in schwerer Zeit, unter dem<br />
Namen „Sportverein <strong>Mittelbach</strong>", <strong>als</strong> erster Fußballsport treibender Verein<br />
<strong>unsere</strong> Gemeinde gegründet, hat oft seinen Lebenswillen und sein<br />
Durchhaltevermögen unter Beweis stellen müssen. Im Jubiläumsjahr 1971<br />
konnte der Verein, nachdem bereits Jahre vorher das Rosensportfeld neu<br />
<strong>an</strong>gelegt worden war, das neue zweckmäßig gebaute Sportheim, mit allen<br />
notwendigen s<strong>an</strong>itären Anlagen versehen, seiner Bestimmung übergeben<br />
werden. Somit hatte die TSG eine Sport<strong>an</strong>lage, direkt neben der Volksschule<br />
gelegen, geschaffen, die zu den schönsten des Westrich gehört.<br />
Sportplatz mit Sportheim im Jahre 1989<br />
212
Von den vielen sonstigen Ver<strong>an</strong>staltungen sind zu erwähnen:<br />
der Altennachmittag<br />
der Mait<strong>an</strong>z<br />
das Kirchweihfest<br />
das Blütenfest<br />
das Sporttest<br />
Nicht vergessen dürfen wir die vielen kleinen Ausstellungen der Vereine,<br />
in denen Tiere, die von Liebhaber gezüchtet, der Bevölkerung gezeigt<br />
wurden. Bei den Altennachmittagen, von der Gemeinde arr<strong>an</strong>giert,<br />
wurde den älteren Bürgern Kaffee und Kuchen serviert und sie konnten<br />
<strong>sich</strong> außerdem <strong>an</strong> Musik und Ges<strong>an</strong>g erfreuen.<br />
So wurde durch diese Ver<strong>an</strong>staltungen die Dorfgemeinschaft erhalten,<br />
auch wenn die Jugend zwischendurch außerhalb des Dorfes ihrem<br />
Vergnügen nachging.<br />
Die wirtschaftlichen und sozialen Änderungen empfing der Mensch in<br />
<strong>Mittelbach</strong> <strong>als</strong> einen Teil seines persönlichen Wohlergehens. Die<br />
<strong>Mittelbach</strong>er sind gegenüber Neuerungen sehr aufgeschlossen.<br />
Deswegen st<strong>an</strong>d er immer öfter im Einflussbereich des städtischen<br />
Lebens, darum konnte m<strong>an</strong> den <strong>Mittelbach</strong>ern in der neuen Zeit nicht<br />
mehr <strong>als</strong> einen „Dörfler" bezeichnen. Von Natur aus lebensfroh und<br />
kontaktfreudig, liebte er Gesellschaften, in denen er seine g<strong>an</strong>ze<br />
Vitalität und Lebensfreude zeigen k<strong>an</strong>n. Nur fehlte ihm die<br />
Geschlossenheit, die enge Gebundenheit <strong>an</strong> die Dorfgemeinschaft zu<br />
wahren, wie wir sie in den von der Stadt nicht beeinflussten Dörfer<br />
finden. Solche Züge k<strong>an</strong>nten wir noch bei den <strong>Hengstbach</strong>er. <strong>Sie</strong> sahen<br />
in den Umstrukturierungen ein Endringen in ihre Lebensgewohnheiten.<br />
Entgegen der <strong>Mittelbach</strong>er Gewohnheit hielten die <strong>Hengstbach</strong>er noch<br />
l<strong>an</strong>ge <strong>an</strong> ihrer Traditionsgebundenheit fest. Die heutige jüngere<br />
Generation erliegt immer mehr den Verlockungen. die die<br />
wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen mit <strong>sich</strong> gebracht haben.<br />
213
16.4 Die Bevölkerungsstatistik der Gemeinden <strong>Mittelbach</strong> und<br />
<strong>Hengstbach</strong><br />
Nach einer Aufstellung von Lehrer Albert Weis und nach Angaben der<br />
Gemeindeverwaltung <strong>Mittelbach</strong> ergab <strong>sich</strong> für die Gemeinden <strong>Mittelbach</strong><br />
und <strong>Hengstbach</strong> folgende Bevölkerungsstatistik<br />
Einwohnerzahlen:<br />
Jahr <strong>Mittelbach</strong> <strong>Hengstbach</strong><br />
1802 349 197<br />
1834 448 252<br />
1840 459 304<br />
1852 516 283<br />
1855 453 253<br />
1871 544 288<br />
1880 611 286<br />
1885 630 286<br />
1890 613 288<br />
1895 630 286<br />
1900 680 300<br />
1905 687 313<br />
1910 742 345<br />
1925 801 372<br />
1933 749 378<br />
1939 793 336<br />
1950 862 390<br />
1956 851 404<br />
1961 870 457<br />
1965 813 455<br />
St<strong>an</strong>d der beiden Gemeinden nach der Eingliederung auf Grund der<br />
Verwaltungsreform:<br />
1970 1.313 Einwohner.<br />
214
17.0 Die Verwaltungsreform bringt die Auflösung<br />
der Gemeinde und die Eingliederung<br />
in die Stadt Zweibrücken<br />
17.1 Auswirkung der Verwaltungsreform für die Gemeinden<br />
<strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong><br />
Der L<strong>an</strong>dtag von Rheinl<strong>an</strong>d-Pfalz hatte mit dem zweiten L<strong>an</strong>desgesetz über die<br />
Verwaltungsvereinfachung im L<strong>an</strong>d Rheinl<strong>an</strong>d-Pfalz vom 16. Juli 1968 verfügt,<br />
dass zwei L<strong>an</strong>desbezirke und sechs L<strong>an</strong>dkreise aufgelöst werden. Unter diesen<br />
sechs L<strong>an</strong>dkreisen war auch der L<strong>an</strong>dkreis Zweibrücken. Diese gepl<strong>an</strong>te<br />
Auflösung des L<strong>an</strong>dkreises Zweibrücken, hatte bei der Bevölkerung der beiden<br />
Gemeinden <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> schon im Jahre 1965 große Unruhe<br />
und Besorgnis ausgelöst. Die Einwohnerschaft und die Bürgermeisterei der<br />
betroffenen Gemeinden waren der Meinung, dass der vorgesehene Anschluss<br />
<strong>an</strong> den L<strong>an</strong>dkreis Pirmasens die Verwaltung nicht vereinfachen; sondern im<br />
Gegenteil beträchtlich erschweren. Die von der Regierung ortsnahe <strong>an</strong>gestrebte<br />
Verwaltung war für die Verb<strong>an</strong>dsgemeinde <strong>Mittelbach</strong> durch die Zugehörigkeit<br />
zum L<strong>an</strong>dkreis Zweibrücken bereits gegeben. Beide Dörfer liegen mit<br />
Entfernungen von 5 bis 7 km dicht vor den Toren ihrer Kreisstadt und sind <strong>an</strong><br />
deren Omnibus-Linienverkehr <strong>an</strong>geschlossen. Demgegenüber beträgt der über<br />
Zweibrücken führende Weg nach Pirmasens ca. 30 km. Das bedeutete für<br />
jeden Bürger, der gezwungen war die Kreisverwaltung in Pirmasens<br />
aufzusuchen, einen nicht zumutbaren Mehraufw<strong>an</strong>d <strong>an</strong> Zeit und Geld.<br />
Außerdem waren die beiden Gemeinden weder historisch noch geografisch<br />
nach dem Raum Pirmasens orientiert. Lediglich 3 Arbeitnehmer waren im<br />
L<strong>an</strong>dkreis und einer bei der Stadt Pirmasens beschäftigt. Demgegenüber<br />
st<strong>an</strong>den 275 Bürger die in Zweibrücken beschäftigt waren.<br />
Nach Resolutionen fast aller Gemeinden des L<strong>an</strong>dkreises Zweibrücken,<br />
wurde von dieser Umw<strong>an</strong>dlung Abst<strong>an</strong>d genommen und die<br />
Bezirksregierung schlug eine neue Zielpl<strong>an</strong>ung vor, in der nur noch zwei<br />
Verb<strong>an</strong>dsgemeinden „Hornbach und Contwig" vorgesehen waren.<br />
Damit blieben für die Verb<strong>an</strong>dsgemeinde <strong>Mittelbach</strong> nur zwei<br />
Möglichkeiten, <strong>sich</strong><br />
a) der Verb<strong>an</strong>dsgemeinde Hornbach zuzuwenden,oder<br />
b) eine Eingemeindung nach Zweibrücken <strong>an</strong>zustreben.<br />
Bei der Verb<strong>an</strong>dsgemeinde Hornbach blieb zwar die Eigenständigkeit der<br />
Gemeinde bestehen, jedoch sprachen die vorhin gegen Pirmasens<br />
gen<strong>an</strong>nten Gründe auch für Hornbach. Damit blieb nur ein Ausweg:<br />
„die Eingemeindung zur Stadt Zweibrücken"<br />
215
Am 07. März 1970 sprach <strong>sich</strong> die überwiegende Mehrheit der<br />
Teilnehmer in einer Bürgerversammlung für einen Zusammenschluss der<br />
Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> mit der Stadt Zweibrücken aus. In den aufgelegten<br />
Listen hatten <strong>sich</strong> von 213 Bürgern 193 für die Eingemeindung in die<br />
Stadt Zweibrücken und zehn Personen für ein Zusammengehen mit<br />
Hornbach <strong>als</strong> Verb<strong>an</strong>dsgemeinde ausgesprochen.<br />
Nach mehreren vorausgeg<strong>an</strong>genen Informationsgesprächen mit allen<br />
diesen Fragen <strong>an</strong>gehenden Parteien, beschloss der Gemeinderat<br />
<strong>Mittelbach</strong> am 13. März 1970<br />
mit 8 Ja-Stimmen<br />
4 Gegenstimmen<br />
1 Stimmenthaltung<br />
und in einer weiteren Beschlussfassung am 31. März 1970<br />
mit 10 Ja-Stimmen<br />
5 Gegenstimmen<br />
den Antrag zur Eingemeindung in die Stadt Zweibrücken und Auflösung<br />
der Gemeinde.<br />
216
217
Diesen Antrag nahm der Stadtrat einstimmig <strong>an</strong> und verwies gleichzeitig<br />
die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> auf die Vorteile, die sie zu erwarten haben. Diese<br />
sind im Einzelnen:<br />
1. Ein Zusammengehen mit der Stadt Zweibrücken sollte für die Zukunft<br />
größere Möglichkeiten für die wirtschaftliche Gesundung des<br />
Gesamtgebietes schaffen.<br />
2. Mit der Aufnahme in das d<strong>an</strong>n erweiterte Gemarkungsgebiet der Stadt<br />
wurde der aufgenommene Stadtteil <strong>Mittelbach</strong> <strong>an</strong> den<br />
Förderungsmöglichkeiten nach dem regionalen Förderungsmöglichkeiten<br />
nach dem regionalen Aktionsprogramm Saarl<strong>an</strong>d-Westpfalz, <strong>als</strong>o der<br />
218
Möglichkeit der Bezuschussung von Industrie<strong>an</strong>siedlungen bis zu 20 %<br />
teilhaben..<br />
3. Mit der Erweiterung des Stadtgebietes würden alle künftigen Bürger<br />
dieser größeren Stadt <strong>an</strong> den größeren fin<strong>an</strong>ziellen Möglichkeiten der<br />
Stadt teilhaben.<br />
4. Durch einen Zusammenschluss würde innerhalb weniger Jahre eine<br />
weitgehende. Abweichung der Lebensverhältnisse in der jetzigen<br />
Gemeinde eintreten (einheitliche Verkehrserschließung, baldige Lösung.<br />
der Abwasserprobleme, Versorgung mit Gas, Wegfall der<br />
Gastschulkinderbeiträge usw.)<br />
5. Durch ein Zusammengehen mit der Stadt würden den Bürgern der<br />
Gemeinde in Zukunft keine höheren Steuern und Abgaben entstehen;<br />
denn die einheitliche Erschließung eines größeren Gesamtgebietes ist<br />
immer billiger <strong>als</strong> der Bau und die Unterhaltung von<br />
Einzelerschließungs<strong>an</strong>lagen (z. B. Klär<strong>an</strong>lage).<br />
Welche Gründe sprachen nun aus <strong>Mittelbach</strong>er Sicht für die<br />
Eingemeindung?<br />
Die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> grenzte unmittelbar <strong>an</strong> die Gemarkung der Stadt<br />
Zweibrücken. Von der Stadtgrenze bis zur Ortsmitte betrug die Entfernung<br />
750 Meier Luftlinie. Im unmittelbaren Einflussbereich der benachbarten<br />
zentralen Stadt gelegen, wies die Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> eine enge<br />
wirtschaftliche, soziale und kulturelle Verflechtung mit der Stadt auf. Die<br />
dazu aussagekräftigsten Daten sind im Einzelnen:<br />
1. Pendler:<br />
Rund 320 (89 Prozent) Berufstätige der Gemeinde <strong>Mittelbach</strong> fuhren<br />
täglich zur Arbeitsstätte nach Zweibrücken.<br />
2.Schüler in Zweibrücker Schulen:<br />
Es besuchten<br />
Höheren Schulen 33 Schüler<br />
Mittelschule 20 Schüler<br />
Berufsschule 29 Schüler<br />
Sonderschule 3 Schüler<br />
Hauptschule 36 Schüler<br />
Die Gemeinde erwartete außerdem von der Stadt, dass das neue<br />
Schulhaus wieder voll belegt würde mit schulpflichtigen Kindern.<br />
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3. Einkaufsorientierung<br />
Der größte Teil der <strong>Mittelbach</strong>er Bevölkerung besorgte den Einkauf<br />
von Lebensmitteln, Kleidern, Schuhen und <strong>an</strong>deren H<strong>an</strong>delswaren<br />
aus der Stadt Zweibrücken. Aus der Statistik entnahmen wir, dass der<br />
Wert der Einkäufe in Zweibrücken pro Bürger <strong>Mittelbach</strong>s im<br />
Dezember 1969 DM 61,92 betrug.<br />
4. Müllabfuhr<br />
Durch den Gemeinderatsbeschluss vom 05. J<strong>an</strong>uar 1962 ist<br />
<strong>Mittelbach</strong> <strong>an</strong> die städtische Müllabfuhr <strong>an</strong>geschlossen. Einmal<br />
wöchentlich leerten die Arbeiter der Müllfahrzeuge die bereitgestellten<br />
Mülleimer.<br />
5. Entwässerung<br />
Die in <strong>Mittelbach</strong> zum Teil verlegten Entwässerungs<strong>an</strong>lagen waren so<br />
gepl<strong>an</strong>t; dass sie bei der Fertigstellung der Gesamt<strong>an</strong>lage <strong>an</strong> das<br />
städtische Abwassersystem <strong>an</strong>geschlossen werden konnten.<br />
6. Kultur<br />
Auch in kultureller Sicht war <strong>Mittelbach</strong> mit Zweibrücken verbunden.<br />
Die Bewohner des Dorfes besuchten regelmäßig, die in der Festhalle<br />
in Zweibrücken stattfindenden Theatervorstellungen, Schauspiele,<br />
Musikabende usw.<br />
Die Verwaltungsreform hatte <strong>als</strong>o bewirkt, dass aus dem Dorf <strong>Mittelbach</strong><br />
ein Stadtteil Zweibrückens wird.<br />
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17.2 Die Eingemeindung<br />
So wurde denn auf Beschluss des L<strong>an</strong>dtages Rheinl<strong>an</strong>d-Pfalz die<br />
Verwaltungsgemeinde <strong>Mittelbach</strong> aufgelöst und der Stadt Zweibrücken<br />
<strong>als</strong> ein Stadtteil eingegliedert, begleitet mit einem Ausein<strong>an</strong>der-<br />
setzungsvertrag und einer Über<strong>sich</strong>t über die noch ausstehenden<br />
Baumaßnahmen, in der Hoffnung, dass alle erfüllt werden.<br />
Jetzt hieß es nicht mehr<br />
sondern:<br />
„Verwaltungsgemeinde <strong>Mittelbach</strong>"<br />
„Stadt Zweibrücken-Ortsteil <strong>Mittelbach</strong>"<br />
Die beiden Orte <strong>Mittelbach</strong> und <strong>Hengstbach</strong> hatten nach über sieben<br />
Jahrhunderten aufgehört im dörflichen Sinne zu bestehen.<br />
Durch die Eingliederung des Dorfes <strong>Mittelbach</strong> in die Stadt Zweibrücken<br />
wurden die Namen der Straßen folgenderweise geändert:<br />
Altheimerstraße (=Hauptstr.)<br />
Am Bornrech (=Alte Friedhofstr)<br />
Am Fichtenhain =L<strong>an</strong>gent<strong>als</strong>tr.)<br />
Am Glockenberg (=Waldstr.)<br />
An der Kirche<br />
Breitensteinstr. (=Am Auberg u. Schulstr.)<br />
Blickenaschbachertorhaus<br />
Eichenhof<br />
Glockenhof<br />
<strong>Hengstbach</strong>ermühle<br />
<strong>Hengstbach</strong>er Str.<br />
Kirchent<strong>als</strong>tr<br />
Lindenhof (=Wattweilerstr.)<br />
Mertelstr.<br />
Rebgartenstr. (=T<strong>als</strong>tr)<br />
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Rechentalerhof<br />
Rosenstr.<br />
Stuppacherweg (=Blickenalbstr,)<br />
Tulpenstr.<br />
Wacholderstr. (=Hohlstr.)<br />
Wahlerhof<br />
Das Dorf <strong>Mittelbach</strong> trägt nun mehr <strong>als</strong> Stadtteil von Zweibrücken die<br />
Postadresse 66482 Zweibrücken.<br />
Z.Z. (1976) ist in <strong>Mittelbach</strong> die K<strong>an</strong>alisationsarbeit in G<strong>an</strong>ge, die<br />
voraus<strong>sich</strong>tlich noch einige Jahre dauern wird.<br />
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