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Einführung in das Studium der Radiolarien

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Migration kommt bei den <strong>Radiolarien</strong> <strong>der</strong> durchlichteten Zone e<strong>in</strong> täglicher vertikaler<br />

Migrationscyclus vor. Dieser ist physiologisch hauptsächlich durch symbiotische<br />

Zooxanthellen bed<strong>in</strong>gt. Die Zooxanthellen verbrauchen Kohlensäure,<br />

die im Protoplasma <strong>der</strong> <strong>Radiolarien</strong> gebildet wird, und geben Sauerstoff ab. Der<br />

Stoffaustausch <strong>der</strong> Zooxanthellen ist vom Tageslicht abhängig. In <strong>der</strong> Nacht<br />

hört die Assimilationstätigkeit <strong>der</strong> Zooxanthellen auf. Die durch die Atmung gebildete<br />

Kohlensäure bildet Vakuolen und erleichtert den <strong>Radiolarien</strong>körper, <strong>der</strong><br />

zur Oberfläche aufsteigt. Am Tage wird dann die Kohlensäure von den assimilierenden<br />

Zooxanthellen verbraucht. Die Vakuolen verschw<strong>in</strong>den und die <strong>Radiolarien</strong><br />

s<strong>in</strong>ken <strong>in</strong> tiefere Wasserschichten. Die tägliche vertikale Migration hat e<strong>in</strong><br />

Ausmaß von 200 bis 350 m.<br />

Die allgeme<strong>in</strong>e Gestalt <strong>der</strong> <strong>Radiolarien</strong> und <strong>der</strong> Fe<strong>in</strong>bau <strong>der</strong> Gehäuse wird beträchtlich<br />

durch die Wassertemperatur bee<strong>in</strong>flußt. Mit ansteigen<strong>der</strong> Wärme verr<strong>in</strong>gert<br />

sich auch die Viskosität und <strong>das</strong> spezifische Gewicht des Wassers. Dadurch<br />

wird <strong>das</strong> Schweben <strong>der</strong> planktonischen Organismen erschwert. Sie müssen<br />

beson<strong>der</strong>e E<strong>in</strong>richtungen ausbilden, um sich den äußeren Bed<strong>in</strong>gungen<br />

anzupassen und verän<strong>der</strong>n sowohl ihren Plasmakörper als auch <strong>das</strong> Skelett.<br />

Die Verän<strong>der</strong>ungen im Plasma umfassen die Länge <strong>der</strong> Pseudopodien, den<br />

Umfang <strong>der</strong> Fetttröpfchen und <strong>das</strong> Volumen <strong>der</strong> Vakuolen. Verän<strong>der</strong>ungen im<br />

Fe<strong>in</strong>bau <strong>der</strong> Gehäuse zeigen sich oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vergrößerung des horizontalen<br />

Durchmessers von Warmwasserformen. Häufig s<strong>in</strong>d breite, glockenförmige und<br />

flache Gehäuse. Hier erfolgt gleichzeitig e<strong>in</strong>e Vergrößerung des horizontalen<br />

Durchmessers und e<strong>in</strong>e Verkle<strong>in</strong>erung des Umfanges. Kälteliebende Arten s<strong>in</strong>d<br />

umgekehrt <strong>in</strong> vertikaler Richtung schlank gebaut. Warmwasser-<strong>Radiolarien</strong> haben<br />

im allgeme<strong>in</strong>en fe<strong>in</strong>ere Skelette mit vielen Fensterchen o<strong>der</strong> zahlreichen<br />

Nadeln und Apophysen; letztere s<strong>in</strong>d lang, oft verzweigt und haben e<strong>in</strong>en eckigen<br />

Querschnitt. Kaltwasser-<strong>Radiolarien</strong> haben gröbere Skelette. Der Querschnitt<br />

ihrer Nadeln und Apophysen ist rund o<strong>der</strong> diese Gebilde fehlen völlig.<br />

Kaltwasserformen haben e<strong>in</strong>en größeren Umfang als Warmwasserformen. Die<br />

entgegengesetzte Anschauung HAECKELS ist irrig. Bei den kälteliebenden<br />

Formen ist demnach die Oberfläche des Körpers im Verhältnis zum Umfang<br />

relativ kle<strong>in</strong> und dadurch auch e<strong>in</strong>e relativ kle<strong>in</strong>e Reibung vorhanden. Der<br />

Zweck <strong>der</strong> Modifikationen <strong>der</strong> Warmwasserformen ist die Erhöhung des Wi<strong>der</strong>standes<br />

ihres Körpers gegen <strong>das</strong> Wasser. Durch die Vergrößerung <strong>der</strong> Körperoberfläche<br />

wird <strong>das</strong> spezifische Gewicht des Körpers ger<strong>in</strong>ger und er kann sich<br />

leichter im warmen Wasser schwebend halten. Auch zwischen den Tiefsee-<br />

<strong>Radiolarien</strong> und den Formen des Oberflächenwassers bestehen bemerkenswerte<br />

morphologische Unterschiede.<br />

Der lithologische Charakter <strong>der</strong> fossilen <strong>Radiolarien</strong>sedimente (Radiolarite) ist<br />

sehr mannigfaltig. Man f<strong>in</strong>det die fossil erhaltungsfähigen Skelette als akzessorische<br />

Elemente <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schreibkreide, <strong>in</strong> Kalken, Mergeln, Tonen, Tuffiten, Diatomiten<br />

und Koprolithen. Unter den Geologen ist seit den Arbeiten EHREN-<br />

BERGs und HAECKELs die Ansicht verbreitet, daß Radiolarite Tiefseesedimente<br />

s<strong>in</strong>d. Das ist nur bed<strong>in</strong>gt richtig. Viele Radiolarite können als Seichtwassersedimente,<br />

sogar als lagunäre Sedimente (Buchtensedimente) aufgefaßt werden:<br />

Als Folge <strong>der</strong> Verdunstung strömt nach CHABAKOV (1934) <strong>in</strong> die mit dem<br />

freien Meer verbundenen Lagunen Wasser, <strong>das</strong> Massen von <strong>Radiolarien</strong> und<br />

Diatomeen mit sich führt. Wie weiter oben bereits ausgeführt wurde, s<strong>in</strong>ken die<br />

<strong>Radiolarien</strong> am Tage <strong>in</strong> die Tiefe und geraten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lagune <strong>in</strong> mit Schwefel-

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