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Die Noahgeschichte in rabbinischer Literatur und ... - bei DuEPublico

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1.2 <strong>Die</strong> Rabb<strong>in</strong>en <strong>und</strong> die Auslegungsregeln<br />

Rabb<strong>in</strong>ische <strong>Literatur</strong>: Zur Auswahl der Quellen<br />

<strong>Die</strong> Annahme, dass die ausgewählten rabb<strong>in</strong>ischen Werke als Auslegungsmaterial für<br />

die Bibel zu betrachten s<strong>in</strong>d, löst nun die Frage nach der Methodik der Rabb<strong>in</strong>en <strong>bei</strong> diesem<br />

Auslegungsprozess aus. Denn die Auslegung der heiligen Schrift ist ke<strong>in</strong>e leichte Aufgabe:<br />

<strong>Die</strong> Tora ist e<strong>in</strong> geheimnisvolles, <strong>in</strong>haltlich überreiches Werk, dessen Bedeutungen nicht auszuschöpfen<br />

s<strong>in</strong>d. 27 <strong>Die</strong> heilige Schrift enthält gewissermaßen jede mögliche Bedeutung, so<br />

dass die Bibel z.B. <strong>bei</strong> Eco mit e<strong>in</strong>em Wald oder e<strong>in</strong>em Ozean verglichen wird. 28 Da<strong>bei</strong> entsteht<br />

die Frage: „Wie sollte man das Buch der Bücher lesen, ohne dar<strong>in</strong> neue D<strong>in</strong>ge zu entdecken.“<br />

29 <strong>Die</strong> Tora ist also e<strong>in</strong>e wörtliche <strong>und</strong> zugleich e<strong>in</strong>e symbolische Bedeutung<br />

zuzuschreiben. 30 So heißt es <strong>in</strong> bSanh. 34 a : „E<strong>in</strong>e Bibelstelle hat mehrere Bedeutungen.“ 31<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Annahme e<strong>in</strong>er solchen Mehrdeutigkeit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es solchen geheimnisvollen<br />

Bedeutungsumfangs der Bibelverse <strong>und</strong> –wörter entstanden <strong>bei</strong> dem Versuch der Rabbi-<br />

nen, die Bibel zu verstehen, zwei Wege. Es s<strong>in</strong>d der Weg des PišaÔ (die e<strong>in</strong>fache Erklärung)<br />

<strong>und</strong> der Weg des Diraš (die Deutung). 32<br />

Der erste Weg des PišaÔ führt „von der Vokabel zum Wort, vom Satz zur Satzung, vom<br />

Text zur Lehre, vom `Sefer` zur Tora.“ 33 Zusammenfassend kann hier von e<strong>in</strong>er philologischen<br />

Exegese gesprochen werden. 34 Bei PišaÔ wird vom Text zur Lehre geführt. 35<br />

Der Weg des Diraš gilt se<strong>in</strong>erseits als Deutungsexegese, als hermeneutischer Prozess. 36<br />

Während man sich <strong>bei</strong> PišaÔ um die Erklärung des Worts<strong>in</strong>ns bemüht, wird durch den Diraš<br />

der lebendige Geists<strong>in</strong>n geklärt. 37<br />

27<br />

Im Anschluss an Gadamer beschränkt sich e<strong>in</strong> solches Geheimnisvolles nicht unbed<strong>in</strong>gt nur auf die Sprache<br />

der Tora. Denn die Sprache im Allgeme<strong>in</strong>en „erreicht nie das letzte, unaufhebbare Geheimnis der <strong>in</strong>dividuellen<br />

Person“ (Gadamer 1984: 24). <strong>Die</strong>s hat mit der „Eigengesetzlichkeit des sprachlichen Ausdrucks“ zu tun, „die<br />

se<strong>in</strong>e Grenze ausmacht“ (Gadamer 1984: 24).<br />

28<br />

Vgl. Eco 1987: 20.<br />

29<br />

Ebd.<br />

30<br />

Ausführlich über dieses Thema (sehe Kedar 1981: 9ff.).<br />

31<br />

<strong>Die</strong> Tatsache, dass der biblische Text mehrere Interpretationen zulässt, zeigt sich <strong>in</strong> Bezug auf das neue Testament<br />

anhand der sogenannten „allegorischen S<strong>in</strong>ne“, die von den Kirchenvätern vorgeschlagen wurden. Wie Eco<br />

anmerkt, waren es am Anfang drei „der literale, der moralische <strong>und</strong> der mystische bzw. pneumatische S<strong>in</strong>n; dann<br />

wurden es vier: literal, allegorisch, moralisch <strong>und</strong> anagogisch.“ Wie Eco weiter ausführt: „<strong>Die</strong> Theorie des vierfachen<br />

Bibels<strong>in</strong>ns garantierte gewissermaßen die korrekte Decodierung der heiligen Schrift“ (Eco 1987: 20).<br />

32<br />

Vgl. Berkovits 1963: 13f. Damit verwandt s<strong>in</strong>d die <strong>bei</strong>den <strong>in</strong> der Koranwissenschaft etablierten Begriffe „tafsīr“<br />

<strong>und</strong> „ta`wīl“ (vgl. Kapitel 3 dieser Ar<strong>bei</strong>t).<br />

33<br />

Berkovits 1963: 13.<br />

34 Ebd.<br />

35 Ebd.: 14.<br />

36 Ebd.<br />

37 Ebd.<br />

12

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