02.02.2013 Aufrufe

Die Noahgeschichte in rabbinischer Literatur und ... - bei DuEPublico

Die Noahgeschichte in rabbinischer Literatur und ... - bei DuEPublico

Die Noahgeschichte in rabbinischer Literatur und ... - bei DuEPublico

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Die</strong> ausgewählten rabb<strong>in</strong>ischen Werke zur biblischen <strong>Noahgeschichte</strong><br />

Netter me<strong>in</strong>t, sich den Pädagogen <strong>und</strong> die Amme/die Erde als Sklaven für den Königsohn/die<br />

Menschen vorzustellen. 214 So wäre die Erde mitschuldig, denn sie stellte sich der<br />

sündigen S<strong>in</strong>tflutgeneration maßlos zur Verfügung <strong>und</strong> zeigte ihr ke<strong>in</strong>en Widerstand. Das<br />

Bild von Netter ist nicht ganz passend, da e<strong>in</strong> Sklave dies nicht freiwillig tut.<br />

Denn es kann ebenfalls das Gegenteil bestätigt werden: <strong>Die</strong> Verfügbarkeit der Erde für<br />

die Menschen hängt mit der Gerechtigkeit der letzteren zusammen. Wenn die Menschen nicht<br />

gerecht handeln, dann werden sie mit der Erde vernichtet. Mit anderen Worten: Der Mensch<br />

ist nicht nur verantwortlich für sich selbst, sondern auch für die Natur. 215<br />

Bei der Diskussion über das Ausmaß der S<strong>in</strong>tflut wird an der folgenden Stelle GenR<br />

28,6 durch die Anführung zweier Gleichnisse auch die Frage beantwortet, weshalb <strong>bei</strong> der<br />

S<strong>in</strong>tflut nicht nur die Menschen von Gott vernichtet wurden, sondern auch alle anderen Geschöpfe<br />

216 :<br />

1) R. Judan sagte: Gleich e<strong>in</strong>em König, welcher se<strong>in</strong>en Sohn e<strong>in</strong>em Pädagogen übergab,<br />

der ihn aber verwildern ließ. Der König geriet deshalb über se<strong>in</strong>en Sohn <strong>in</strong> Zorn<br />

<strong>und</strong> erschlug ihn. Da sprach der König: Wer ließ me<strong>in</strong>en Sohn so entarten? Doch nur<br />

der Pädagoge. Me<strong>in</strong> Sohn ist dah<strong>in</strong>, soll der Pädagoge am Leben bleiben? Darum heißt<br />

es „vom Menschen an bis h<strong>in</strong> zum Vieh <strong>und</strong> bis zum Gewürm <strong>und</strong> bis zu den Vögeln<br />

des Himmels“ (Gen 6: 7).<br />

2) R. P<strong>in</strong>Îas sagte: Gleich e<strong>in</strong>em König, der se<strong>in</strong>en Sohn verheiratete <strong>und</strong> er für ihn e<strong>in</strong>en<br />

gestrichenen Baldach<strong>in</strong> herstellte. Er hat ihn bemalt <strong>und</strong> getafelt. E<strong>in</strong>es Tages geriet<br />

der König nun über se<strong>in</strong>en Sohn <strong>in</strong> Zorn <strong>und</strong> tötete ihn. Was tat er hierauf? Er g<strong>in</strong>g<br />

unter den Baldach<strong>in</strong> <strong>und</strong> f<strong>in</strong>g an die Krüge zu zerbrechen <strong>und</strong> die Scheidewände ause<strong>in</strong>ander<br />

zu reißen <strong>und</strong> die Vorhänge zu zerstücken, denn er sprach: Das alles bereitete<br />

ich doch für me<strong>in</strong>en Sohn. Nun, da er tot ist, wozu soll dies bleiben. Darum heißt es<br />

„vom Menschen an bis h<strong>in</strong> zum Vieh <strong>und</strong> bis zum Gewürm <strong>und</strong> bis zu den Vögeln“(Gen<br />

6: 7). In Zeph 1: 2,3 steht geschrieben: „Ich will alles vom Erdboden wegraffen, spricht<br />

der Herr. Ich will Mensch <strong>und</strong> Vieh, die Vögel des Himmels <strong>und</strong> die Fische im Meer<br />

wegraffen; alles wodurch die Frevler zu Fall kommen.“ 217<br />

Im ersten Gleichnis werden der Mißratene (der Sohn des Königs =die S<strong>in</strong>tflutgeneration) <strong>und</strong><br />

der mit se<strong>in</strong>er Erziehung Betrauten (se<strong>in</strong> Pädagoge =alle anderen Geschöpfen als der Menschen,<br />

die ihn von se<strong>in</strong>er Sündigung ablenken hätten müssen) erschlagen, denn mit dem Tode<br />

des Königssohns wird die Aufgabe des Pädagogen h<strong>in</strong>fällig. Mit anderen Worten zielen <strong>bei</strong>de<br />

214<br />

Vgl. Netter 1891: Anm.1/38.<br />

215<br />

Vgl. Thoma/Lauer 1991: II/224.<br />

216<br />

Ebd.: 204f.<br />

217<br />

<strong>Die</strong>ses zweite Gleichnis bef<strong>in</strong>det sich ebenfalls <strong>bei</strong> bSanh 108a im Zusammenhang der Auslegung des Versteiles<br />

„so vertilgte er alle Wesen, die auf dem Erdboden waren“ (Gen 7:23).<br />

85

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!