Kormorane in der Fußacher Bucht - HYDRA-Institute
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Vergrämungen<br />
Wirkung von<br />
Vergrämungen<br />
Nur wirksam, wenn<br />
Leitvögel geschossen<br />
werden<br />
Regulierung von Kormoranbeständen<br />
Das Problem bei Scheuchmaßnahmen ist, dass <strong>Kormorane</strong> häufig zurückkommen<br />
und erneut verscheucht werden müssen. Bei je<strong>der</strong> Störaktion verbrauchen<br />
<strong>Kormorane</strong> Energie, wodurch mehr gefressen werden muss. Man nimmt an,<br />
dass e<strong>in</strong> Kormoran pro Störaktion etwa 23 g Fisch mehr fressen muss, um se<strong>in</strong>en<br />
erhöhten Energiebedarf zu decken. Ausserdem können die Auswirkungen<br />
auf die Verteilung im Gebiet beträchtlich se<strong>in</strong> (RUTSCHKE, 1998) und haben oft<br />
nicht den gewünschten Effekt. So wird e<strong>in</strong> plötzlicher Äschenrückgang im<br />
Alten Rhe<strong>in</strong> ebenfalls auf die beobachtete Verlagerung von Jagdaktivitäten e<strong>in</strong>iger<br />
<strong>Kormorane</strong> aus <strong>der</strong> <strong>Fußacher</strong> <strong>Bucht</strong> zurückgeführt (SCHNEIDER, mündl.<br />
Mitt., 2004).<br />
Knallanlagen, die mit unregelmässigem Zeitmuster feuern, vertreiben <strong>Kormorane</strong><br />
zum<strong>in</strong>dest kurzfristig. Es kann jedoch e<strong>in</strong>e Gewöhnung an diese Geräusche<br />
e<strong>in</strong>treten. Zeigen sich erste Anzeichen e<strong>in</strong>er Gewöhnung müssen die Anlagen<br />
sofort abgestellt werden (RUTSCHKE, 1998).<br />
Abwehr durch ferngesteuerte Flugzeuge und Abwehr durch dressierte Wan<strong>der</strong>falken<br />
und Habichte wurden für <strong>Kormorane</strong> als unpraktikabel bewertet<br />
(RUTSCHKE, 1998).<br />
Durch den E<strong>in</strong>satz von Lasergewehren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht können <strong>Kormorane</strong> vom<br />
Schlafplatz vertrieben werden (RUTSCHKE, 1998). Diese Methode ist aus tierschutzrechtlichen<br />
Gründen nicht zulässig (CONRAD et al., 2002), da Lasergewehre<br />
die Augen <strong>der</strong> Vögel schädigen (AKKERMANN, 2001; THIENEL, 2003).<br />
Nicht letale Vergrämungsmaßnahmen erwiesen sich generell als sehr aufwändig<br />
und zumeist wirkungslos, o<strong>der</strong> sie wirkten nur über e<strong>in</strong>en sehr kurzen<br />
Zeitraum (BAER et al., 2003).<br />
Für den Bodensee, speziell die <strong>Fußacher</strong> <strong>Bucht</strong> als Vogelschutzgebiet, würden<br />
Vergrämungsmaßnahmen, die e<strong>in</strong>igermaßen nachhaltige Ergebnisse zeigen sollen,<br />
e<strong>in</strong>e periodische und erhebliche Störung darstellen. Sie s<strong>in</strong>d nach Ansicht<br />
<strong>der</strong> Autoren als Lösung <strong>der</strong> Kormoranproblematik auszuschließen. Nach<br />
SCHUMACHER (2004) ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von Vergrämungsmaßnahmen <strong>in</strong>nerhalb<br />
wertvoller Vogelrastgebiete <strong>in</strong> größerem Ausmaß generell nicht vertretbar.<br />
Die Erfahrungen mit Vögeln <strong>der</strong> W<strong>in</strong>terkolonien am Bodensee und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
H<strong>in</strong>terland haben <strong>in</strong> den letzten Jahren gezeigt, dass Vergrämungen von <strong>Kormorane</strong>n<br />
ohne Bestandsregulierung/-management meist zu e<strong>in</strong>er Verlagerung<br />
des Problems <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Bereiche des Sees und/o<strong>der</strong> H<strong>in</strong>terlands führen. Der<br />
Fraßdruck auf die jeweiligen Fischpopulationen bleibt <strong>in</strong>sgesamt gleich groß<br />
o<strong>der</strong> wächst sogar noch an (siehe Zitat oben).<br />
An<strong>der</strong>s verhält es sich mit Vergrämungsmassnahmen <strong>der</strong> Frühjahrs- o<strong>der</strong><br />
Herbstdurchzügler. Die bisher durchgeführten Vergrämungen haben zu e<strong>in</strong>er<br />
Reduktion des Durchzüglerbestands im östlichen Teil des Bodensees um möglicherweise<br />
rund 80 % geführt (vgl. Abb. 2, S. 8). Aber auch hier ist zu bemerken,<br />
dass Vergrämungsmaßnahmen ohne Bestandsregulierung zu e<strong>in</strong>er Verlagerung<br />
des Problems <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e, weiter entfernte Regionen führt.<br />
C) Vergrämungs-Abschüsse<br />
Mit so genannten Vergrämungs-Abschüssen soll die Wirksamkeit von Vergrämungsmaßnahmen<br />
gesteigert werden, ohne bereits e<strong>in</strong>e Bestandsregulierung<br />
vorzunehmen. Wenn “unblutige” Vergrämungsaktionen zu e<strong>in</strong>em Gewöhnungseffekt<br />
führen und nach und nach wirkungslos werden, so soll durch<br />
42 Peter Rey & Andreas Becker, <strong>HYDRA</strong>-Institut Konstanz