02.02.2013 Aufrufe

Kormorane in der Fußacher Bucht - HYDRA-Institute

Kormorane in der Fußacher Bucht - HYDRA-Institute

Kormorane in der Fußacher Bucht - HYDRA-Institute

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Vorschlag 8:<br />

Abschüsse außerhalb<br />

von Schutzgebieten<br />

erst<br />

dann, wenn sich<br />

die Brutkolonie<br />

und die Zahl <strong>der</strong><br />

“übersommernden”<br />

Vögel nicht<br />

durch <strong>in</strong>direkte<br />

Maßnahmen<br />

begrenzen lässt<br />

Frage 42<br />

Vorschlag 9:<br />

regelmäßige<br />

Vergrämungsmaßnahmen<br />

vermeiden<br />

Vorschlag 10:<br />

Störungen auf<br />

nicht vermeidbares<br />

Maß reduzieren<br />

Maßnahmenvorschläge <strong>Fußacher</strong> <strong>Bucht</strong><br />

Handlungsbedarf zu erkennen, auch wenn <strong>der</strong> Beweis für e<strong>in</strong>e nachhaltige<br />

fischökologische Schädigung noch nicht erbracht ist.<br />

Vergrämungs- o<strong>der</strong> gar Reduzierungsabschüsse haben sich <strong>in</strong> vielen belegten<br />

Fällen nicht bewährt, <strong>der</strong> Aufwand ist relativ gross und e<strong>in</strong>e regelmäßige Störung<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Naturschutzgebiets sche<strong>in</strong>t auch nicht vertretbar. Die am<br />

Untersee <strong>in</strong> vielen Jahren praktizierten Abschüsse jagen<strong>der</strong> <strong>Kormorane</strong> außerhalb<br />

von Naturschutzgebieten und Brutzeiten wären für den östlichen Teil des<br />

Bodensees nach <strong>der</strong>zeitigem Wissenstand vermutlich kontraproduktiv, da <strong>Kormorane</strong><br />

vermehrt <strong>in</strong> fischökologisch vergleichbar sensible Gebiete ausweichen<br />

könnten. So wären Erhöhungen des Frassdrucks im Rhe<strong>in</strong>delta und möglicherweise<br />

auch <strong>in</strong> den Fliessgewässern des Bodensee- und Alpenrhe<strong>in</strong>-E<strong>in</strong>zugsgebietes<br />

(v.a. Äschenregion) wahrsche<strong>in</strong>lich.<br />

Abschüsse sollten demnach nur als e<strong>in</strong> mögliches Mittel zur Reduktion des<br />

Bestand saisonal verbleiben<strong>der</strong> Vögel (v.a. “Übersommerer”) angewendet werden,<br />

wenn <strong>in</strong>direkte Maßnahmen nicht greifen. Abschüsse sollten sodann<br />

zunächst e<strong>in</strong>malig und für den ganzen östlichen Seeteil koord<strong>in</strong>iert erfolgen.<br />

Welche Maßnahmen sollten ausbleiben?<br />

Vergrämungsmaßnahmen zeigen unserer E<strong>in</strong>schätzung nach we<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb<br />

noch außerhalb <strong>der</strong> <strong>Fußacher</strong> <strong>Bucht</strong> gewünschte Effekte:<br />

� da sie sich nicht als wirksam erwiesen haben, die Zahl <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Fußacher</strong><br />

<strong>Bucht</strong> jagenden <strong>Kormorane</strong> zu begrenzen,<br />

� da die <strong>Kormorane</strong> auf an<strong>der</strong>e möglicherweise ökologisch sensiblere Bereiche<br />

(Fliessgewässer <strong>der</strong> Äschenregion im H<strong>in</strong>terland) ausweichen,<br />

� da Vergrämungen mit e<strong>in</strong>em hohen Aufwand betrieben werden, koord<strong>in</strong>iert<br />

werden müssen und e<strong>in</strong>e ernstzunehmende Störung für an<strong>der</strong>e Wasservögel<br />

darstellen können.<br />

Nicht letale Vergrämungsmaßnahmen können nach unserer E<strong>in</strong>schätzung<br />

ke<strong>in</strong>en dauerhaften E<strong>in</strong>fluß auf den Kormoranbestand nehmen. Es ist im<br />

Gegenteil möglich, dass sie zu e<strong>in</strong>er Erhöhung des Frassdrucks durch „vergrämte“<br />

<strong>Kormorane</strong> führen können, da diese e<strong>in</strong>en erhöhten Energiebedarf<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>in</strong> ihren gewohnten Nahrungsgebieten decken würden.<br />

Künftig ist beson<strong>der</strong>s darauf zu achten, dass <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>Fußacher</strong> <strong>Bucht</strong><br />

ke<strong>in</strong>e ungenehmigten Vergrämungsaktionen durchgeführt werden. Sie müssen<br />

unterbleiben, da sonst ke<strong>in</strong>e ungestörten Untersuchungsergebnisse erhoben<br />

werden können. Auf diesen Punkt wurde bereits mehrfach h<strong>in</strong>gewiesen (jüngstes<br />

Beispiel: PUCHTA, 2005). Allerd<strong>in</strong>gs ist zu berücksichtigen, dass verschiedene<br />

Tätigkeiten auch <strong>in</strong>nerhalb des Naturschutzgebiets genehmigt s<strong>in</strong>d und<br />

unter E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> rechtlichen Vorgaben möglich bleiben müssen, auch wenn<br />

dabei <strong>Kormorane</strong> auffliegen. Hierzu gehören u.a. die Ausübung <strong>der</strong> Berufsfischerei<br />

und <strong>der</strong> Jagd. Die damit verbundenen Störungen müssen auch im<br />

Rahmen von Untersuchungen als “Umgebungsfaktor” erachtet werden.<br />

PUCHTA (2005) unterstellt daneben aber auch absichtliche, systematische Störungen<br />

<strong>der</strong> Kormorankolonie durch die Fischerei und vermutet, dass vor allem<br />

dadurch Untersuchungsergebnisse bee<strong>in</strong>flusst werden können.<br />

So umstritten sie <strong>in</strong> ihrer Anwendung se<strong>in</strong> mögen - treten aber beson<strong>der</strong>e Er-<br />

54 Peter Rey & Andreas Becker, <strong>HYDRA</strong>-Institut Konstanz

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!