Kormorane in der Fußacher Bucht - HYDRA-Institute
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Regulierungsmaßnahmen<br />
s<strong>in</strong>d unumgänglich,<br />
will man<br />
e<strong>in</strong> weiteres Anwachsen<br />
<strong>der</strong> Zahl<br />
saisonal verbleiben<strong>der</strong><br />
<strong>Kormorane</strong> verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
Orientierende<br />
Zahlenangaben<br />
Frage 40<br />
Maßnahmenvorschläge <strong>Fußacher</strong> <strong>Bucht</strong><br />
im H<strong>in</strong>terland verr<strong>in</strong>gern. Hierzu gehört <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie, dafür zu sorgen, dass<br />
das bestehende Gefährdungspotenzial (Zahl auf die Fischzönosen “wirkenden”<br />
<strong>Kormorane</strong>) nicht weiter anwächst.<br />
Ohne Regulierungsmaßnahmen an <strong>der</strong> Brutkolonie wird die Zahl saisonal verbleiben<strong>der</strong><br />
<strong>Kormorane</strong> beschleunigt anwachsen (bei e<strong>in</strong>er Lebensdauer von<br />
rund 7 Jahren aufsummierte Zahlen). Derzeit ist ke<strong>in</strong>e Limitierung des Lebensraum-<br />
o<strong>der</strong> Nahrungsangebots zu erkennen. Will man die Kormoranzahlen<br />
dennoch e<strong>in</strong>igermaßen stabil halten, bleiben nur zwei Alternativen:<br />
A) Die Begrenzung <strong>der</strong> Reproduktion über e<strong>in</strong>e Senkung <strong>der</strong> Brutpaarzahlen<br />
(selbst e<strong>in</strong> stabil bleiben<strong>der</strong> Bestand von 62 Brutpaaren (Stand 2004) führt<br />
rechnerisch zu e<strong>in</strong>em stark beschleunigten Populationswachstum übersommern<strong>der</strong><br />
<strong>Kormorane</strong>). Dabei ersche<strong>in</strong>t uns nur e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>direkte Maßnahme, z.B.<br />
die Beschränkung des Angebotes an Brutbäumen, erfolgversprechend. Bei allen<br />
an<strong>der</strong>en Maßnahmen ist mit e<strong>in</strong>er Kompensation <strong>der</strong> Brutpaarzahlen durch<br />
Zuzügler o<strong>der</strong> Begleitvögel aus <strong>der</strong> Brutkolonie zu rechnen.<br />
B) Die Begrenzung <strong>der</strong> Populationszahlen über Abschüsse. Diese Maßnahme<br />
sollte nur <strong>in</strong> Frage kommen, wenn alle Möglichkeiten <strong>in</strong>direkter o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>sweitig<br />
schonen<strong>der</strong> Regulierungsmaßnahmen erschöpft s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong> weiteres<br />
Anwachsen <strong>der</strong> Kormoranzahlen an<strong>der</strong>s nicht zu bremsen ist.<br />
Möglicherweise wäre es hilfreich, auf orientierende Zahlenangaben zurückgreifen<br />
zu können, um die Richtung und Stärke allfälliger Regulierungsmaßnahmen<br />
besser festlegen zu können. Solche orientierenden Zahlen, zum Beispiel<br />
Angaben über die Zahl <strong>der</strong> Brutpaare und Nester, bei denen sich Nachkommenschaft<br />
und Mortalität e<strong>in</strong>er Kolonie <strong>in</strong> etwa die Waage halten, liegen<br />
noch nicht vor und können von den Autoren auch nicht gemacht werden.<br />
Welche sonstigen Überlegungen s<strong>in</strong>d noch zu erwägen?<br />
Die „Ökologische Balance“:<br />
Von Naturschutzseite her wird immer wie<strong>der</strong> vorgetragen, die Entwicklung <strong>der</strong><br />
Kormoranbestände würde <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>er Räuber-Beute-Beziehung<br />
gleichen und sich nach Gesetzen <strong>der</strong> Ökologie e<strong>in</strong>pendeln. Das ist grundsätzlich<br />
richtig. Aus vor allem zwei Gründen kann diese Argumentation für den<br />
Fall <strong>der</strong> <strong>Fußacher</strong> <strong>Bucht</strong> jedoch nicht dazu benutzt werden, um e<strong>in</strong>e eventuelle<br />
(ökologische) Schadwirkung auszuschließen:<br />
� Das Ökosystem <strong>Fußacher</strong> <strong>Bucht</strong>, Bodensee und auch das Gewässernetz im<br />
H<strong>in</strong>terland können nicht als natürliche, son<strong>der</strong>n müssen als anthropogen direkt<br />
o<strong>der</strong> <strong>in</strong>direkt stark bee<strong>in</strong>flusste Ökosysteme angesehen werden. Solche Systeme<br />
s<strong>in</strong>d labil und können auf Dauer <strong>in</strong> ihrem Zustand nur erhalten werden,<br />
wenn steuernde E<strong>in</strong>griffe stattf<strong>in</strong>den. Seit vielen Jahrzehnten f<strong>in</strong>den solche<br />
E<strong>in</strong>griffe sowohl im Bodensee als auch <strong>in</strong> den grösseren Fliessgewässern des<br />
H<strong>in</strong>terlandes statt. Dabei ist gerade die fischereiliche Bewirtschaftung als wichtiger<br />
E<strong>in</strong>griff zur Aufrechterhaltung berechtigter Nutzungs<strong>in</strong>teressen zu<br />
werten.<br />
� <strong>Kormorane</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> hohem Maße mobil. Im Gegensatz zu Fischen s<strong>in</strong>d sie<br />
<strong>in</strong> ihrer Ausbreitung nicht durch Wasserkörpergrenzen limitiert. Als opportunistische<br />
Jäger jagen <strong>Kormorane</strong> dort, wo die Erreichbarkeit <strong>der</strong> Beute den<br />
52 Peter Rey & Andreas Becker, <strong>HYDRA</strong>-Institut Konstanz