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SÜDKURIER NR. 4 | MP<br />

SAMSTAG, 5. JANUAR 2013<br />

Kultur SÜDKURIER SAMSTAG, 5. NR. JANUAR 4 | MP2013<br />

13<br />

Galerie<br />

VERLAGSSTREIT<br />

160 Suhrkamp-Autoren<br />

for<strong>de</strong>rn gütliche Lösung<br />

In einem Appell „Eigentum<br />

verpflichtet“ haben mehr als<br />

160 Wissenschaftsautoren <strong>de</strong>s<br />

Suhrkamp-Verlags eine gütliche<br />

Lösung im Gesellschafterstreit<br />

gefor<strong>de</strong>rt. Zu <strong>de</strong>n Unterzeichnern<br />

gehören so renommierte<br />

Professoren wie Jürgen<br />

Habermas, Ulrich Beck, Dieter<br />

Henrich und <strong>de</strong>r kanadische<br />

Philosoph Charles Taylor.<br />

Zwischen Suhrkamp-Verlegerin<br />

Ulla Unseld-Berkéwicz<br />

(61 Prozent) und <strong>de</strong>m Min<strong>de</strong>rheitsgesellschafter<br />

Hans Barlach<br />

(39 Prozent) tobt seit<br />

langem ein erbitterter Streit.<br />

Derzeit versuchen bei<strong>de</strong> vor<br />

Gericht, sich gegenseitig als<br />

Gesellschafter auszuschließen.<br />

Im schlimmsten Fall droht die<br />

Auflösung <strong>de</strong>s renommierten<br />

Verlags. (dpa)<br />

THEATER<br />

Thomas Holtzmann in<br />

München gestorben<br />

Der Schauspieler Thomas<br />

Holtzmann ist tot. Er starb in<br />

<strong>de</strong>r Nacht zum Freitag mit<br />

85 Jahren in München. Holtzmann<br />

hatte mit seiner knarzigen<br />

Stimme über Jahrzehnte<br />

die Münchner Theaterlandschaft<br />

geprägt – <strong>de</strong>n großen<br />

Figuren <strong>de</strong>r Weltliteratur verlieh<br />

er auf <strong>de</strong>r Bühne seine<br />

Präsenz und feierte Triumphe<br />

bis hin zu <strong>de</strong>n Salzburger<br />

Festspielen. (dpa)<br />

MUSIK<br />

Adriano Celentano<br />

feiert 75. Geburtstag<br />

Der Mann mit <strong>de</strong>r Reibeisenstimme<br />

ist noch weit<br />

davon entfernt, leiser zu wer<strong>de</strong>n,<br />

auch wenn er am Sonntag,<br />

6. Januar, 75 Jahre alt wird:<br />

Noch immer klopft <strong>de</strong>r italienische<br />

Sänger Adriano Celentano<br />

in Interviews Sprüche,<br />

wettert gegen die unfähigen<br />

Politiker, verkauft seine Alben<br />

millionenfach und zieht Zehntausen<strong>de</strong><br />

in die Stadien. Seinen<br />

Riesenhit „Azzurro“ aus<br />

<strong>de</strong>m Jahr 1968 wählten die<br />

Musikfans zum beliebtesten<br />

Italo-Song überhaupt außerhalb<br />

Italiens. Gera<strong>de</strong> hat Celentano<br />

ein neues Live-Album<br />

und ein linkes Politmanifest<br />

herausgebracht. (dpa)<br />

Sein Name wur<strong>de</strong> zum Lachprogramm:<br />

Emil. „Ich war von Anfang an überzeugt,<br />

dass dieser Name genau <strong>de</strong>r richtige<br />

für komische Charaktere ist“, erinnert<br />

sich Emil Steinberger. Am 6. Januar<br />

feiert <strong>de</strong>r international bekannteste<br />

und zugleich „dienstälteste“ Schweizer<br />

Kabarettist seinen 80. Geburtstag. Für<br />

das Wort „Ruhestand“ hat <strong>de</strong>r Meister<br />

<strong>de</strong>r Alltagsparodie nach eigenem Bekun<strong>de</strong>n<br />

nur ein kräftiges Lachen übrig.<br />

Ob als Spezialist für seltsame Kreuzworträtsel,<br />

als Postbeamter, Ski-Lehrer<br />

o<strong>de</strong>r Tankwart – Emil ist in seiner jeweiligen<br />

Rolle immer <strong>de</strong>r einfache, etwas<br />

verkniffen dreinblicken<strong>de</strong> Durchschnittsschweizer.<br />

Seine Para<strong>de</strong>rolle<br />

ermöglichte es ihm menschliche<br />

Schwächen, Spießigkeit, Dummheit<br />

und Vorurteile aufs Korn zu nehmen.<br />

Bis heute macht er sich gna<strong>de</strong>nlos über<br />

gewisse Zeitgenossen lustig, doch stets<br />

gibt es eine Grenze: Niemand wird beleidigt.<br />

Manchmal genügt schon das<br />

Klingeln <strong>de</strong>s Telefons auf Emils Bühnenschreibtisch,<br />

um das Publikum<br />

zum Lachen zu bringen. Es weiß o<strong>de</strong>r<br />

ahnt zumin<strong>de</strong>st, was nun kommt. Zum<br />

Beispiel: „Polizeihauptwache, Schnie<strong>de</strong>r,<br />

halb drei Uhr. Äh, was haben Sie, eine<br />

Bombe vor <strong>de</strong>m Haus... Oh, na, das<br />

ist eine Überraschung. Was? Nein, wir<br />

können jetzt nicht kommen. Sind schon<br />

Ein Jahrhun<strong>de</strong>rt Mord und Totschlag<br />

In einer Übersichtsschau<br />

widmet sich das Museum für<br />

Gestaltung Zürich <strong>de</strong>r<br />

Gattung <strong>de</strong>s Kriminalfilms<br />

VON TORBJÖRN BERGFLÖDT<br />

................................................<br />

Ob es damit zu tun hat, dass <strong>de</strong>r Impuls,<br />

Verbrechen zu begehen, vielleicht in je<strong>de</strong>m<br />

von uns steckt? O<strong>de</strong>r ist es einfach<br />

unser Bedürfnis nach Spannung? Der<br />

Kriminalfilm gehört je<strong>de</strong>nfalls zu <strong>de</strong>n<br />

populärsten Genres im Kino wie auch<br />

im Fernsehen. Begrifflich ist <strong>de</strong>r „Krimi“<br />

auf das lateinische Wort „crimen“<br />

zurückzuführen, das „Verbrechen“ be<strong>de</strong>utet.<br />

Darum und um <strong>de</strong>ssen Aufklärung<br />

geht es ja auch. Das Museum für<br />

Gestaltung Zürich hat jetzt im Kriminalfilm-Milieu<br />

ermittelt und zeigt die<br />

Ergebnisse in einer Übersichtsschau.<br />

Andres Janser als „commissaire d’exposition“<br />

– so heißt <strong>de</strong>r Ausstellungskurator<br />

im Französischen – lässt <strong>de</strong>n Parcours<br />

in <strong>de</strong>r Museumshalle mit hun<strong>de</strong>rt<br />

Plakaten aus hun<strong>de</strong>rt Jahren Kriminalfilmgeschichte<br />

eröffnen. Da wird mit<br />

charakteristischen visuellen Signalen<br />

<strong>de</strong>s jeweiligen Werkes geworben. Kino<br />

vor <strong>de</strong>m Kino also gewissermaßen. Janser<br />

hat aus <strong>de</strong>n reichhaltigen Bestän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r museumseigenen Plakatsammlung<br />

geschöpft und diese Auswahl um Leihgaben<br />

<strong>de</strong>r Cinémathèque Suisse ergänzt.<br />

Ein begehbares Szenenbild<br />

„Kommissariat“ einschließlich Requisiten<br />

und technischem Gerät sowie ein<br />

Greenscreen liefern dann Anschauungsmaterial<br />

dafür, wie Filme (möglichst<br />

kostengünstig) im Studio entstehen<br />

können. Die Pseudorealität <strong>de</strong>s<br />

Szenenbil<strong>de</strong>s ist nur so <strong>de</strong>tailliert ausgeführt,<br />

wie es die Bildauflösung <strong>de</strong>r<br />

Kamera verlangt. Und wer an <strong>de</strong>r richtigen<br />

Stelle vor <strong>de</strong>m interaktiven Greenscreen<br />

steht, wird zum Mitakteur in einem<br />

vorgedrehten Film – hier zur Person,<br />

die eine Zeugin bei einer Gegenüberstellung<br />

unter mehreren Tatverdächtigen<br />

als „Täter“ wie<strong>de</strong>rerkennt.<br />

In einem zweiten Ausstellungsteil<br />

kommen die verschie<strong>de</strong>nen Subgenres<br />

<strong>de</strong>s Krimis zur Verhandlung. Es gibt da<br />

<strong>de</strong>n Gangster-, Mafia-, Auftragsmör<strong>de</strong>r-,<br />

Gefängnis- und Gerichtsfilm, <strong>de</strong>n<br />

Detektiv- und Polizeifilm, die Krimikomödie<br />

und <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rkrimi – die sich<br />

alle im Deutschen gattungsmäßig<br />

selbst erklären. Und zu ihnen gesellen<br />

sich auch das „Heist-Movie“, wo das<br />

Verbrechen (<strong>de</strong>r US-amerikanische<br />

Slang-Ausdruck „heist“ be<strong>de</strong>utet<br />

„Raub“ o<strong>de</strong>r „Raubüberfall“) als Teamarbeit<br />

einer Gruppe von Ganoven gezeigt<br />

wird, <strong>de</strong>r „True-Crime“-Film, <strong>de</strong>r<br />

Der Spiegelvorhalter wird 80<br />

Der dienstälteste Schweizer<br />

Kabarettist, Emil Steinberger,<br />

mimt bis heute <strong>de</strong>n verkniffenen<br />

Durschnittsschweizer<br />

Der Kabarettist Emil Steinberger feiert am<br />

Sonntag seinen 80. Geburtstag. BILD: DPA<br />

alle Leute im Bett.“ Bei an<strong>de</strong>ren mag das<br />

eher lächerlich als lustig wirken. Doch<br />

mit <strong>de</strong>r Unschuldsmimik seines – auch<br />

heute noch – bubenhaft wirken<strong>de</strong>n Gesichtes<br />

macht Emil selbst aus <strong>de</strong>r<br />

flachsten Pointe einen Lacherfolg.<br />

Die Ent<strong>de</strong>ckung seines Talents verdankt<br />

er auch einem Lehrer. „Der erklärte<br />

uns das Sonnensystem. Ich habe<br />

gestaunt und gestaunt. Plötzlich sagt er:<br />

Emil, geh’ vor die Tür, wenn ich dich angucke,<br />

muss ich einfach immer lachen.“<br />

1967 grün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r gelernte Postbeamte<br />

und studierte Grafiker in seiner Geburtsstadt<br />

mit seiner ersten Frau Maya<br />

das Luzerner Kleintheater. Mit <strong>de</strong>m Zir-<br />

Filmplakate aus hun<strong>de</strong>rt Jahren Kriminalfilm-Geschichte, Szenenbil<strong>de</strong>r und Filmausschnitte sind während <strong>de</strong>r Übersichtsschau „Verbrechen<br />

lohnt sich“ im Museum für Gestaltung Zürich zu sehen. BILDER: MUSEUM<br />

Das Plakat zur Ausstellung Kreischen<strong>de</strong> Geigen, ein Messer, ein Mör<strong>de</strong>r: <strong>de</strong>r Kern von Alfred Hitchcocks „Psycho“<br />

auf einem wahren Verbrechen basiert,<br />

und natürlich <strong>de</strong>r „Film noir“. Der<br />

„schwarze Film“, in welchem tatsächlich<br />

viele sinistre Gestalten auftreten<br />

und kunstvolle Schattenspiele nach Art<br />

<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Expressionismus vorkommen,<br />

hatte seine klassische Ära in<br />

<strong>de</strong>n USA <strong>de</strong>r Vierziger- und Fünfzigerjahre.<br />

Für diesen Abschnitt präsentiert<br />

Janser auch Teile einer Ausstellung, die<br />

kürzlich im Deutschen Filmmuseum in<br />

Frankfurt am Main zu sehen war.<br />

Verfolgungsjagd, Tatort, Tatwerk-<br />

kus Knie war er als „Kniemil“ auf Tournee.<br />

Er hat mehrere Bücher veröffentlicht.<br />

Und er war nicht immer nur <strong>de</strong>r<br />

Spaßmacher: Als kleinkarierter Einwan<strong>de</strong>rungsbeamter<br />

brillierte Steinberger<br />

1978 in <strong>de</strong>m Film „Die Schweizermacher“<br />

von Rolf Lyssy. Bis heute ist<br />

die bittere Satire über eine Einbürgerungspraxis,<br />

die Auslän<strong>de</strong>r zwang, sich<br />

schweizerischer als die Schweizer zu<br />

geben, einer <strong>de</strong>r international erfolgreichsten<br />

Filme <strong>de</strong>r Schweiz.<br />

Nach einem selbsterwählten mehrjährigen<br />

Abtauchen „als Mister Nobody“<br />

in New York heiratete Steinberger<br />

dort 1999 seine zweite Frau Niccel. Die<br />

1965 als Nicole Kristuf in Wermelskirchen<br />

(Nordrhein-Westfalen) geborene<br />

Autorin ist Spezialistin für Gelotologie,<br />

also für jene Wissenschaft, die sich mit<br />

körperlichen wie psychischen Auswirkungen<br />

<strong>de</strong>s Lachens beschäftigt. Mit<br />

Niccel kehrte Emil dann in die Schweiz<br />

zurück. Sie leben in einem Haus bei<br />

Montreux am Genfer See.<br />

Die Begeisterung <strong>de</strong>r Schweizer für<br />

ihren Spiegelvorhalter ist <strong>de</strong>rweil ungebrochen.<br />

Das Fernsehen würdigt ihn<br />

mit <strong>de</strong>r Sendung „Emil wird Lachtzig“.<br />

Im September steht <strong>de</strong>r Kabarett-Methusalem<br />

im Luzerner Kultur- und Kongresszentrum<br />

in <strong>de</strong>r Geburtstagsgala<br />

„Merci vielmol“ auf <strong>de</strong>r Bühne. An vier<br />

Aben<strong>de</strong>n, in einem Saal mit immerhin<br />

fast 1900 Sitzplätzen. Schon jetzt sind<br />

alle vier Shows ausverkauft. (dpa)<br />

Vi<strong>de</strong>os mit Emil Steinberger im Internet:<br />

www.suedkurier.<strong>de</strong>/kultur<br />

zeug: Ausschnitte aus 150 amerikanischen<br />

und europäischen Filmen und<br />

TV-Serien zeigen typische Motive. Und<br />

zu erkennen ist, dass die Kommissarin<br />

seit einigen Jahren vermehrt <strong>de</strong>n Kommissar<br />

abgelöst hat. Auf weiteren Monitoren<br />

wer<strong>de</strong>n die gestalterischen Mittel<br />

gezeigt, die einen (Kriminal-)Film zu<br />

<strong>de</strong>m machen, was er ist. Hierzu zählt<br />

natürlich auch die Musik. Gera<strong>de</strong> sie<br />

spielt immer wie<strong>de</strong>r eine prominente<br />

Rolle, ja, zieht uns eigentlich die Daumenschrauben<br />

an.<br />

Gegenlicht<br />

Zeit für Beschei<strong>de</strong>nheit<br />

Nach verfahrenen Großprojekten<br />

wie Stuttgart 21 und <strong>de</strong>m<br />

Berliner Flughafen ist es Zeit<br />

für die kleinen Dinge.<br />

VON ELISABETH SCHWIND<br />

................................................<br />

Und wer hat <strong>de</strong>n höchsten Kirchturm<br />

<strong>de</strong>r Welt gebaut? Eben. Die<br />

Schwaben. Und nicht die Berliner.<br />

Nicht mal die Rheinlän<strong>de</strong>r haben die<br />

Schwaben toppen können: Der Kölner<br />

Dom ist 157,38 Meter hoch, das Ulmer<br />

Münster aber 161,53 Meter. Das sind<br />

nun mal die Fakten. Allerdings datieren<br />

die schon ein paar Jahrhun<strong>de</strong>rte zurück.<br />

Inzwischen sind die <strong>de</strong>utschen<br />

Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r längst in einen Wettbewerb<br />

<strong>de</strong>r verfahrenen Großprojekte<br />

eingetreten. Stuttgart 21 hier, <strong>de</strong>r Berliner<br />

Flughafen dort. Einst waren es die<br />

Kirchtürme, heute steigen die Baukosten<br />

in nie gekannte Höhen. Und oben<br />

trifft man sich schließlich doch noch<br />

auf Augenhöhe. Und winkt rüber nach<br />

Hamburg, wo die Elbphilharmonie<br />

mühelos mithält beim Verballern von<br />

Milliar<strong>de</strong>n. Logisch, dass die Euros am<br />

Schluss irgendwo an<strong>de</strong>rs fehlen. Zum<br />

Beispiel beim Bäcker, für die Schrippen<br />

o<strong>de</strong>r die Weckle, je nach<strong>de</strong>m.<br />

Aber jetzt hat ein neues Jahr begonnen.<br />

Zeit vielleicht für eine neue Ära<br />

<strong>de</strong>r Beschei<strong>de</strong>nheit. Und es gibt schon<br />

ein paar Anzeichen. Im Kölner Dom<br />

geht man mit gutem Vorbild voran.<br />

Kultur 13<br />

Meistens wer<strong>de</strong>n im Kriminalfilm die<br />

Missetäter überführt und erscheint die<br />

vorübergehend gestörte Ordnung am<br />

En<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rhergestellt. Es gibt Ausnahmen,<br />

wovon die Ausstellung ebenfalls<br />

erzählt. „Verbrechen lohnt sich“ als<br />

Titel dieser Veranstaltung zu a<strong>de</strong>ln,<br />

überzeugt freilich nicht.<br />

Ausstellungsstraße 60, Zürich. Bis 2. Juni. Di<br />

bis So 10-17 Uhr, Mi 10-20 Uhr. Diverse Begleitveranstaltungen.<br />

Informationen im Internet:<br />

www.museum-gestaltung.ch<br />

Dort sorgte <strong>de</strong>r Orgelbauer Klais bislang<br />

vor allem für Superlative. Das<br />

weltweit führen<strong>de</strong> Unternehmen, das<br />

manche Kirche mit einem schönen Instrument<br />

bestückte – darunter übrigens<br />

auch das Konstanzer Münster –<br />

macht nun mit einem umgekehrten<br />

Rekord Schlagzeilen: Es baut die<br />

kleinste Orgel in seiner Geschichte. Es<br />

ist ein Portativ, also ein tragbares Instrument,<br />

das, wie man hört, nur in etwa<br />

so viel wiegt wie ein Kasten Bier. Ein<br />

bemerkenswerter Vergleich. Der<br />

Rheinlän<strong>de</strong>r wird die Kiste Bier zwar<br />

gedanklich erst noch in Riesling umrechnen,<br />

aber klar ist auch, dass sich<br />

das Gewicht <strong>de</strong>s Örgelchens so auch<br />

für <strong>de</strong>n durchschnittlichen Kirchgänger<br />

sinnfälliger machen lässt, als wenn<br />

man es mit Gebetsbüchern aufwiegen<br />

wür<strong>de</strong>.<br />

Abgeschaut ist das Örgelchen je<strong>de</strong>nfalls<br />

kleinen Engelsfiguren im Kölner<br />

Dom. Sie thronen über <strong>de</strong>n Köpfen <strong>de</strong>r<br />

zwölf Apostel, die auf <strong>de</strong>n Altarraum<br />

hinunterblicken. Je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Engel hat<br />

ein Musikinstrument in <strong>de</strong>r Hand. Und<br />

eines davon ist eben das Örgelchen –<br />

das nebenbei beweist, dass es bereits<br />

im 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt solche Instrumente<br />

gab. Und dass die Engel damals noch<br />

mit kleinen Dingen zufrie<strong>de</strong>n waren.<br />

Die Rekonstruktion von Klais umfasst<br />

je<strong>de</strong>nfalls nur elf Pfeifen und eineinhalb<br />

Oktaven. Sogar die Halbtöne fehlen.<br />

Ach, himmlische Beschei<strong>de</strong>nheit.<br />

elisabeth.schwind@suedkurier.<strong>de</strong>

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