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Wärmebehandlung des Stahls - Europa-Lehrmittel

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<strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>des</strong> <strong>Stahls</strong> - 10. Auflage, <strong>Europa</strong>-Nr. 13039<br />

Lösungen zur Aufgabensammlung / Prof. Dr.-Ing. V. Läpple<br />

<strong>Wärmebehandlung</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Stahls</strong><br />

10., aktualisierte und erweiterte Auflage, <strong>Europa</strong>-Nr. 13039<br />

Lösungen zur Aufgabensammlung<br />

Prof. Dr.-Ing. Volker Läpple, Schorndorf<br />

VERLAG EUROPA LEHRMITTEL � Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG<br />

Düsselberger Straße 23 � 42781 Haan-Gruiten<br />

<strong>Europa</strong>-Nr. 13039<br />

Bibliothek <strong>des</strong> technischen Wissens<br />

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<strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>des</strong> <strong>Stahls</strong> - 10. Auflage, <strong>Europa</strong>-Nr. 13039<br />

Lösungen zur Aufgabensammlung / Prof. Dr.-Ing. V. Läpple<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Grundlagen der Metallkunde<br />

Lösungen zu den Aufgaben zu Kapitel 1 ................................................................. 3<br />

2 Eisenwerkstoffe<br />

Lösungen zu den Aufgaben zu Kapitel 2 ................................................................. 8<br />

3 Stahlnormung<br />

Lösungen zu den Aufgaben zu Kapitel 3.................................................................. 9<br />

4 Einführung in die <strong>Wärmebehandlung</strong> der Stähle<br />

Lösungen zu den Aufgaben zu Kapitel 4 ................................................................. 10<br />

5 Glühen<br />

Lösungen zu den Aufgaben zu Kapitel 5 ................................................................. 11<br />

6 Härten<br />

Lösungen zu den Aufgaben zu Kapitel 6 ................................................................. 14<br />

7 Anlassen und Vergüten<br />

Lösungen zu den Aufgaben zu Kapitel 7.................................................................. 22<br />

8 Verfahren <strong>des</strong> Oberflächenhärtens<br />

Lösungen zu den Aufgaben zu Kapitel 8.................................................................. 25<br />

9 Verhaltensregeln und Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz der Gesundheit<br />

Lösungen zu den Aufgaben zu Kapitel 9.................................................................. 32<br />

10 <strong>Wärmebehandlung</strong>sangaben in Technischen Zeichnungen<br />

Lösungen zu den Aufgaben zu Kapitel 10................................................................ 33<br />

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<strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>des</strong> <strong>Stahls</strong> - 10. Auflage, <strong>Europa</strong>-Nr. 13039<br />

Lösungen zur Aufgabensammlung / Prof. Dr.-Ing. V. Läpple<br />

Lösungen zu Kapitel 1<br />

Lösung zu Aufgabe 1.1<br />

a) Atommodell nach Demokrit (um 400 v. Chr.):<br />

� Materie ist nicht beliebig teilbar.<br />

� Die Teilung von Materie führt zu nicht mehr zerlegbaren Urbestandteilen (Atome).<br />

� Zwischen den Atomen herrscht leerer Raum.<br />

b) Atommodell nach Dalton (1808):<br />

� Materie besteht aus sehr kleinen Atomen. Die Atome können weder zerlegt noch erschaffen werden.<br />

� Je<strong>des</strong> chemische Element besteht aus einer Atomart. Die verschiedenen Atomsorten unterscheiden sich durch<br />

Größe und Masse voneinander.<br />

� Bei der Verbindungsbildung vereinigen sich die Atome der Elemente in einem bestimmten Zahlenverhältnis.<br />

c) Atommodell nach Thomson (1897):<br />

Atome sind gleichmäßig mit positiver Ladung ausgefüllte Kugeln, in welche die kleinen, negativ geladenen Elektronen<br />

eingebettet sind („kompakter“ Atombau).<br />

d) Atommodell nach Rutherford (1911):<br />

� Atome bestehen aus einem positiv geladenen, sehr kleinen Atomkern und einer negativ geladenen Atomhülle.<br />

� Die Atomhülle ist relativ zum Kern räumlich ausgedehnt und enthält die fast masselosen Elektronen („Kern-Hülle-<br />

Modell“).<br />

Lösung zu Aufgabe 1.2<br />

a) Elektronengasmodell: Positiv geladene Metall-Kationen sind von einem negativen Elektronengas (freie Valenzelektronen)<br />

umgeben. Der Zusammenhalt erfolgt durch die gegensätzlichen elektrostatischen Anziehungskräfte zwischen<br />

Elektronengas und Metall-Kationen. Da die anziehenden und abstoßenden Kräfte allseits gerichtet sind, kommt es zur<br />

Ausbildung eines Kristallgitters. Skizze siehe Lehrbuch, Seite 14, Bild 1.4.<br />

b) Die abstoßenden Kräfte zwischen den positiv geladenen Metall-Kationen sowie die Anziehungskräfte zwischen den<br />

negativ geladenen Elektronen <strong>des</strong> Elektronengases und den positiv geladenen Metall-Kationen sind nach allen Richtungen<br />

gleich groß. Damit folgt zwangsläufig eine regelmäßige Anordnung der Metall-Kationen und damit die Bildung eines<br />

Kristallgitters.<br />

Lösung zu Aufgabe 1.3<br />

a) Elementarzelle: Kleinstes geometrisches Raumelement, durch <strong>des</strong>sen Verschiebung um seine eigenen Kantenlängen<br />

man sich das Kristallgitter aufgebaut denken kann.<br />

Gitterparameter: Abstände der Atommitten in einem Kristallgitter.<br />

b) � Kubisch-raumzentriertes Kristallgitter: Die Metall-Ionen sind an den Ecken eines Würfels angeordnet. Zusätzlich<br />

ist auch die Würfelmitte mit einem Metall-Ion besetzt. Siehe Lehrbuch, Seite 16, Bild 1.8.<br />

� Kubisch-flächenzentriertes Kristallgitter: Die Metall-Ionen sind an den Ecken eines Würfels angeordnet. Zusätzlich<br />

sind auch die Mitten der Würfelflächen mit Atomen besetzt. Die Raummitte <strong>des</strong> Würfels enthält keine Metall-Ionen.<br />

Siehe Lehrbuch, Seite 17, Bild 1.3.<br />

� Hexagonales Gitter dichtester Packung: Die Metall-Ionen bilden eine regelmäßige sechseckige Säule. Zwischen<br />

der Grund- und Deckfläche befindet sich eine Atomlage „auf Lücke“. Siehe Lehrbuch, Seite 18, Bild 1.10.<br />

c) krz-Gitter: �-Eisen (�-Fe); Chrom (Cr)<br />

kfz-Gitter: Aluminium (Al); Nickel (Ni)<br />

hdP-Gitter: Magnesium (Mg); Zink (Zn)<br />

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<strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>des</strong> <strong>Stahls</strong> - 10. Auflage, <strong>Europa</strong>-Nr. 13039<br />

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Lösung zu Aufgabe 1.4<br />

a) Packungsdichte: Von Materie ausgefülltes Volumen einer Elementarzelle.<br />

Koordinationszahl: Anzahl der Nachbarn eines Atoms in einem Kristallgitter mit gleichem, kleinstem Abstand.<br />

b)<br />

krz hdP 1)<br />

Volumen eines Atoms VA<br />

4<br />

�� �R<br />

3<br />

3<br />

4<br />

�� �R<br />

3<br />

Anzahl n der Atome je Elementarzelle 1 + 8 � 1/8 = 2 8 � 1/8 + 6 � 1/2 = 4 2)<br />

Zusammenhang zwischen Gitterkonstante a der<br />

Elementarzelle und Atomradius R<br />

Packungsdichte<br />

n �V<br />

P � A<br />

3<br />

a<br />

2<br />

3 � a �<br />

�4�R� 4 � R<br />

� a �<br />

3<br />

2<br />

4 3<br />

2 � ��<br />

�R<br />

P � 3<br />

3<br />

� 4 �R<br />

�<br />

� �<br />

� �<br />

� 3 �<br />

� 0,<br />

68 � 68 %<br />

2<br />

2 � a �<br />

3<br />

�4�R� 4 � R<br />

� a �<br />

2<br />

2<br />

4 3<br />

4 � ��<br />

� R<br />

P � 3<br />

3<br />

� 4 �R<br />

�<br />

� �<br />

� �<br />

� 2 �<br />

� 0,<br />

74 � 74 %<br />

1)<br />

Das kfz-Gitter und das hdP-Gitter unterscheiden sich nur hinsichtlich der Stapelfolge der Gitterebenen. Die Packungsdichten sind daher identisch (siehe<br />

auch Lösung zu Aufgabenteil c). Da sich die Packungsdichte <strong>des</strong> kfz-Gitters jedoch wesentlich einfacher ermitteln lässt, wird die Berechnung <strong>des</strong> Zahlenswertes<br />

für die Packungsdichte daher am Beispiel <strong>des</strong> kfz-Gitters durchgeführt.<br />

2)<br />

Gültig für das kfz-Gitter.<br />

3)<br />

Die Gitteratome bzw. Metall-Ionen berühren sich über die Raumdiagonale <strong>des</strong> Kristallgitters.<br />

4)<br />

Die Gitteratome bzw. Metall-Ionen berühren sich über die Flächendiagonale <strong>des</strong> Kristallgitters.<br />

c) Das kfz-Gitter und das hdP-Gitter unterscheiden sich nur hinsichtlich der Stapelfolge der Gitterebenen. Die Packungsdichte<br />

bleibt daher unverändert.<br />

Lösung zu Aufgabe 1.5<br />

a) In der Schmelze befinden sich die Metallatome und die freien Elektronen in ungeordneter Bewegung. Wird mit sinkender<br />

Temperatur der Erstarrungspunkt erreicht, dann werden die chemischen Bindungskräfte wirksam. Ausgehend<br />

von Kristallisationskeimen (z. B. Fremd- bzw. Legierungsatome) bzw. Grenzflächen (z. B. Gefäßwand) beginnt das<br />

Kristallgitterwachstum. Die Gitterbereiche wachsen hierbei unabhängig voneinander, bis die gesamte Schmelze aufgebraucht<br />

(erstarrt) ist. Da die Keimbildung und das Kristallwachstum an mehreren Stellen gleichzeitig stattfindet, liegen<br />

nach der Erstarrung eine Vielzahl voneinander abgegrenzter Kristallbereiche vor. Auf diese Weise bilden sich die<br />

einzelnen Kristallite (Körner) als Hauptbestandteile eines (polykristallinen) Gefüges (siehe Lehrbuch, Seite 20, Bild<br />

1.13).<br />

b) Korn (Kristallit): Einzelner, räumlich ausgedehnter Bereich eines in der Regel metallischen Werkstoffs mit einheitlich<br />

ausgerichtetem Kristallgitter.<br />

Korngrenze: Grenzfläche zwischen benachbarten Körnern (Kristalliten) mit in der Regel großem Orientierungsunterschied.<br />

Diese das Korn flächenhaft umschließende Grenzfläche ist eine ungeordnete (strukturlose bzw. amorphe)<br />

Übergangszone mit der Breite einiger (2 ... 3) Atomdurchmesser.<br />

c) Die Korngröße hängt von der Anzahl der Kristallisationskeime (z. B. Anzahl der Fremdelemente in der Schmelze) ab.<br />

Mit zunehmender Keimzahl steigt auch die Anzahl der gleichzeitig entstehenden Kristallgitterbereiche und das Gefüge<br />

wird feinkörnig.<br />

d) Impfen: Zugabe von Fremdkeimen (z. B. Legieren mit geringen Mengen an Aluminium oder Seltene Erdmetalle bei<br />

den Eisenwerkstoffen).<br />

Zweck: Erzeugung eines feinkörnigen Gefüges durch Erhöhung der Anzahl an Kristallisationskeimen.<br />

e) � Höhere Festigkeit.<br />

� Verbesserte plastische Verformbarkeit und verbesserte Zähigkeit.<br />

� Bessere Oberflächenqualität nach einer plastischen Verformung (z. B. nach dem Tiefziehen).<br />

3)<br />

2) 4)<br />

2)<br />

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Lösung zu Aufgabe 1.6<br />

Leerstellen: Haben bei Raumtemperatur oder wenig erhöhten Temperaturen keinen nennenswerten Einfluss auf die<br />

Werkstoffeigenschaften.<br />

Einlagerungs- oder Substitutionsatome: Erhöhen durch Mischkristallbildung die Festigkeit eines metallischen Werkstoff<br />

und vermindern die plastische Verformbarkeit sowie die Zähigkeit.<br />

Versetzungen: Ermöglichen die plastische Verformbarkeit eines metallischen Werkstoffs (siehe Aufgabe 1.7).<br />

Korngrenzen: Nehmen Einfluss auf die mechanischen Eigenschaften (z. B. Festigkeit, plastische Verformbarkeit, Zähigkeit)<br />

von Metallen (siehe Aufgabe 1.5e).<br />

Lösung zu Aufgabe 1.7<br />

a) Plastische Verformbarkeit.<br />

b) Plastische Verformbarkeit ist unter normalen Bedingungen die Folge von Abgleitvorgängen benachbarter Gitterbereiche,<br />

hervorgerufen durch Versetzungsbewegungen. Am Beispiel von Stufenversetzungen kann man sich die plastische Verformung<br />

als Bewegung von in das Kristallgitter eingeschobenen „Halbebenen“ vorstellen. Diese Abgleitvorgänge finden<br />

in Richtung der größten Schubspannung in denjenigen Gitterebenen statt, die dichtest gepackt sind (Gleitebenen) und<br />

dort längs der dichtest gepackten Richtungen (Gleitrichtungen). Erreicht eine Versetzung eine Grenzfläche (z. B. Kornfläche<br />

oder Bauteiloberfläche), dann tritt sie dort unter Bildung einer Gleitstufe aus. Mit jeder weiteren Versetzung die<br />

sich längs dieser Gleitebene bewegt, wächst schließlich die Höhe der Gleitstufe. Das Korn und somit auch die Nachbarkörner<br />

und damit letztlich auch das gesamte Bauteil verformen sich plastisch.<br />

Lösung zu Aufgabe 1.8<br />

� Kaltverformung: Erhöht die Festigkeit und vermindert die plastische Verformbarkeit (Kaltverfestigung). Durch eine<br />

Kaltverformung wird die Versetzungsdichte sehr stark erhöht (� Frank-Read-Mechanismus). Die einzelnen Versetzungen<br />

behindern sich hierbei in ihrer Fortbewegung gegenseitig.<br />

� Legieren: Durch Einlagerung von Fremdatomen auf regulären Gitterplätzen oder auf Zwischengitterplätzen (Mischkristallbildung)<br />

wird das Kristallgitter lokal elastisch verformt. Hierdurch wird die Versetzungsbewegung behindert,<br />

d. h. die Festigkeit steigt und die plastische Verformbarkeit verschlechtert sich (Mischkristallverfestigung).<br />

� Kornfeinung: Mit abnehmender Korngröße nimmt die Anzahl der Korngrenzen zu. Da jede Korngrenze ein Hindernis<br />

für die Versetzungsbewegung darstellt, steigt mit abnehmender Korngröße die Festigkeit <strong>des</strong> metallischen Werkstoffs,<br />

während sich die plastische Verformbarkeit bzw. die Zähigkeit vermindert (Feinkorn- oder Korngrenzenhärtung).<br />

� Fremdphasen: Durch Einbringen von Fremdphasen mittels einer <strong>Wärmebehandlung</strong> (z. B. Vergüten oder Ausscheidungshärten)<br />

oder mittels pulvermetallurgischer Verfahren, wird die Versetzungsbewegung effizient behindert und<br />

hierdurch die Festigkeit erhöht, jedoch die plastische Verformbarkeit sowie die Zähigkeit vermindert (Teilchenverfestigung).<br />

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Lösungen zur Aufgabensammlung / Prof. Dr.-Ing. V. Läpple<br />

Lösung zu Aufgabe 1.9<br />

a)<br />

b) Mit zunehmendem Umformgrad nimmt die Anzahl der Versetzungen (Versetzungsdichte) zu (� Frank-Read-<br />

Mechanismus). In Folge behindern sich die Versetzungen in ihrer Fortbewegung gegenseitig. Zur Aufrechterhaltung<br />

der Versetzungsbewegung bedarf es einer zunehmend höheren (Schub-)Spannung. Die Festigkeit <strong>des</strong> Werkstoffs<br />

steigt, während die plastische Verformbarkeit bzw. die Zähigkeit vermindert wird.<br />

Lösung zu Aufgabe 1.10<br />

Reine Metalle: Wird bei der Abkühlung einer reinen Metallschmelze die Erstarrungs- bzw. Kristallisationstemperatur<br />

erreicht, dann bleibt aufgrund der frei werdenden Kristallisationswärme, die Temperatur so lange konstant, bis die gesamte<br />

Schmelze erstarrt ist. Im Temperatur-Zeit-Diagramm ergeben sich bei der entsprechenden Erstarrungstemperatur<br />

Haltepunkte.<br />

Metalllegierungen: Wird eine Metalllegierung abgekühlt, dann findet die Erstarrung nicht bei einer festen Temperatur<br />

(Erstarrungstemperatur) statt, sondern innerhalb eines Temperaturintervalls. Im Temperatur-Zeit-Diagramm treten Knickpunkte<br />

auf, die den Beginn sowie das Ende der Erstarrung kennzeichnen.<br />

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Lösung zu Aufgabe 1.11<br />

a) Eutektisches System mit Mischungslücke.<br />

b) Vollständige Löslichkeit im flüssigen Zustand und teilweise Löslichkeit im festen Zustand.<br />

c) 1. Möglichkeit: 45 Masse-% Sn und 55 Masse-% Pb<br />

2. Möglichkeit: 88 Masse-% Sn und 12 Masse-% Pb<br />

d) Begutachtung <strong>des</strong> Gefüges anhand eines metallographischen Schliffs.<br />

e) Freisetzung von Kristallisationswärme durch Ausscheidung von Mischkristallen aus der Schmelze (A-B) bzw. Erstarrung<br />

der Restschmelze zu Eutektikum (B-C).<br />

f) Siehe Abbildung.<br />

g) 1. Schmelze: 45 Masse-% Sn und 55 Masse-% Pb.<br />

�-Mischkristalle: 18 % Sn und 82 % Pb.<br />

2. 58 % Schmelze und 42 % �-Mischkristalle.<br />

3. Der Mengenanteil Eutektikum nach Unterschreiten der Eutektikalen entspricht dem Mengenanteil Schmelze unmittelbar<br />

vor der eutektischen Erstarrung, also: 21 % Eutektikum und 79 % �-Mischkristalle.<br />

4. Eutektikum ist ein Kristallgemisch aus �- und �-Mischkristallen:<br />

�-Mischkristalle: 5 Masse-% Sn und 95 Masse-% Pb.<br />

�-Mischkristalle: 98 Masse-% Sn und 2 Masse-% Pb.<br />

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Lösung zu Aufgabe 2.1<br />

Lösungen zu Kapitel 2<br />

a) Das �-Eisen hat ein kubisch-raumzentriertes Kristallgitter, das �-Eisen hingegen ein kubisch-flächenzentriertes Gitter.<br />

Da die Gitterlücken im kfz-Gitter, im Vergleich zum krz-Gitter, deutlich größer sind, können kleinere Fremdatome in<br />

das kfz-Gitter besser eingelagert werden, d. h. die Löslichkeit ist höher.<br />

b) �-Eisen (krz) + Kohlenstoff auf Zwischengitterplätzen � Ferrit<br />

�-Eisen (kfz) + Kohlenstoff auf Zwischengitterplätzen � Austenit<br />

c) Tetraederlücken im kfz-Gitter: Die Tetraederlücken im kfz-Gitter befinden sich in der Mitte eines regelmäßigen Tetraeders.<br />

Der Abstand zu den 4 nächsten Eisen-Ionen beträgt jeweils (a��3)/4 mit a = 0,3646 nm (Gitterkonstante <strong>des</strong> kfz<br />

�-Eisens). Siehe Lehrbuch, Seite 52, Bild 2.3 (oberes Teilbild).<br />

Oktaederlücken im kfz-Gitter: Die Oktaederlücken im kfz-Gitter befinden sich in der Mitte eines regelmäßigen Oktaeders.<br />

Der Abstand zu den 6 nächsten Eisen-Ionen beträgt jeweils a/2 mit a = 0,3646 nm (Gitterkonstante <strong>des</strong> kfz �-<br />

Eisens). Siehe Lehrbuch, Seite 52, Bild 2.3 (unteres Teilbild).<br />

d) In die Oktaederlücke <strong>des</strong> kfz �-Eisens lassen sich ohne Verzerrung <strong>des</strong> Kristallgitters kleinere Fremdatome, wie z. B.<br />

Kohlenstoff, bis zu einem maximalen Durchmesser von 0,103 nm und im Falle der Tetraederlücken bis zu einem maximalen<br />

Durchmesser von nur 0,058 nm einlagern. Die Einlagerung erfolgt dementsprechend bevorzugt auf den Oktaederlücken.<br />

Lösung zu Aufgabe 2.2<br />

a) Zementit ist eine metastabile Verbindungsphase zwischen Eisen- und Kohlenstoffatomen mit stöchiometrischer Zusammensetzung<br />

(Fe3C) und überwiegend metallischem Bindungscharakter. Zementit weist ein komplexes, rhomboedrisches<br />

Kristallgitter mit 12 Eisenatomen und 4 eingelagerte Kohlenstoffatomen auf (siehe Lehrbuch, Seite 53,<br />

Bild 2.4).<br />

b) Zementit zerfällt bei höheren Temperaturen bzw. längerer Glühdauer in Graphit („Temperkohle“).<br />

c) Die Zementitbildung wird durch die Zugabe Carbid bildender Legierungselemente wie zum Beispiel Mn, Mo, Zr oder V<br />

sowie durch eine rasche Abkühlung aus dem schmelzflüssigen Zustand begünstigt.<br />

Lösung zu Aufgabe 2.3<br />

Das Zustandsdiagramm Eisen-Kohlenstoff liefert die folgenden wichtigen Informationen:<br />

1. In Abhängigkeit von Kohlenstoffgehalt und Temperatur können aus dem Zustandsdiagramm Eisen-Kohlenstoff die<br />

jeweils vorliegen Phasen ermittelt und somit die Gefügeausbildungen abgeschätzt werden.<br />

2. Werden bei einer Temperaturänderung Phasengrenzen über- oder unterschritten, dann können mit Hilfe <strong>des</strong> Diagramms<br />

die zu erwartenden Gefügeveränderungen ermittelt werden.<br />

Lösung zu Aufgabe 2.4<br />

Im metastabilen System ist der im Kristallgitter <strong>des</strong> �-, �- oder �-Eisens nicht mehr lösbare Kohlenstoff in Form von Zementit<br />

(Fe3C) chemisch an das Eisen gebunden. Zementit ist thermisch nicht stabil (metastabil), d. h. er zerfällt bei höheren<br />

Temperaturen bzw. längerer Glühdauer in Graphit. Im stabilen System liegt der nicht mehr im Kristallgitter lösbare<br />

Kohlenstoff in Form von Graphit (C) vor.<br />

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Lösungen zur Aufgabensammlung / Prof. Dr.-Ing. V. Läpple<br />

Lösung zu Aufgabe 3.1<br />

1. C10R<br />

2. 60WCrV7<br />

3. C60E<br />

Lösungen zu Kapitel 3<br />

Kurzname Bedeutung<br />

4. GX50NiCrCo20-20-20<br />

5. X20CrMoV11-1<br />

Unlegierter Stahl; 0,10 % Kohlenstoff (C), mit vorgeschriebenem Bereich für den<br />

Schwefelgehalt.<br />

Legierter Stahl; 0,60 % Kohlenstoff (C); 1,75 % Wolfram (W); Anteile an Chrom (Cr)<br />

und Vanadium (V).<br />

Unlegierter Stahl; 0,60 % Kohlenstoff (C), mit vorgeschriebenem maximalem Schwefelgehalt.<br />

Legierter Stahlguss; 0,50 % Kohlenstoff (C); 20 % Nickel (Ni); 20 % Chrom (Cr); 20 %<br />

Cobalt (Co).<br />

Legierter Stahl; 0,20 % Kohlenstoff (C); 11 % Chrom (Cr); 1 % Molybdän (Mo); Anteile<br />

an Vanadium (V).<br />

6. 11SMnPb37 Legierter Stahl; 0,11 % Kohlenstoff (C); 0,37 % Mangan (Mn); Anteile an Blei (Pb).<br />

7. G32NiCrMo8-5-4 Legierter Stahlguss; 0,32 % Kohlenstoff; 2 % Nickel; 1,25 % Chrom; 0,4 % Molybdän.<br />

8. HS6-5-2-5 Schnellarbeitsstahl; 6 % Wolfram; 5 % Molybdän; 2 % Vanadium; 5 % Cobalt.<br />

9. X10CrNi18-8+C1900<br />

10. C120U+A+C<br />

Legierter Stahl; 0,10 % Kohlenstoff (C); 18 % Chrom (Cr); 8 % Nickel (Ni); kaltverfestigt<br />

auf eine Min<strong>des</strong>tzugfestigkeit von 1900 MPa.<br />

Unlegierter Stahl; 1,20 % Kohlenstoff (C), für Werkzeuge (unlegierter Kaltarbeitsstahl),<br />

weichgeglüht (+A) und kaltverfestigt (+C).<br />

11. 16MnCr5 Legierter Stahl; 0,16 % Kohlenstoff (C); 1,25 % Mangan (Mn); Anteile an Chrom (Cr).<br />

12. 15MnCrMoNiV5-3<br />

Legierter Stahl; 0,15 % Kohlenstoff (C); 1,25 % Mangan (Mn); 0,75 % Chrom (Cr);<br />

Anteile an Molybdän (Mo), Nickel (Ni) und Vanadium (V).<br />

13. HS0-4-1 Schnellarbeitsstahl; kein Wolfram, 4 % Molybdän; 1 % Vanadium; kein Cobalt.<br />

14. 46S20 Legierter Stahl; 0,46 % Kohlenstoff (C); 0,20 % Schwefel (S).<br />

15. 42CrMo4+H<br />

16. HS6-5-2+N<br />

17. 51CrV4+QT<br />

Legierter Stahl; 0,42 % Kohlenstoff (C); 1 % Chrom (Cr); Anteile an Molybdän, mit<br />

Anforderungen an die Härtbarkeit.<br />

Schnellarbeitsstahl; 6 % Wolfram; 5 % Molybdän; 2 % Vanadium; kein Cobalt; normalgeglüht.<br />

Legierter Stahl; 0,51 % Kohlenstoff (C); 1 % Chrom; Anteile an Vanadium (V); vergütet.<br />

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Lösungen zur Aufgabensammlung / Prof. Dr.-Ing. V. Läpple<br />

Lösung zu Aufgabe 4.1<br />

Lösungen zu Kapitel 4<br />

� Verbesserung der mechanischen Eigenschaften (z. B. Festigkeit oder Zähigkeit).<br />

Beispiel: Vergüten.<br />

� Verbesserung der Oberflächeneigenschaften (z. B. Härte bzw. Verschleißbeständigkeit).<br />

Beispiel: Härten.<br />

� Verbesserung der Verarbeitbarkeit (z. B. Zerspanbarkeit oder Umformbarkeit).<br />

Beispiel: Weichglühen.<br />

� Abbau innerer Spannungen.<br />

Beispiel: Spannungsarmglühen.<br />

Lösung zu Aufgabe 4.2<br />

a) Anwärmzeit: Zeit bis zum Erreichen der Glüh- oder Härtetemperatur in den oberflächennahen Bereichen.<br />

Durchwärmzeit: Zeit bis zum Erreichen der Glüh- oder Härtetemperatur in der Kernzone seit dem Erreichen der<br />

Behandlungstemperatur in den oberflächennahen Bereichen.<br />

b) Bei einer Reihe von <strong>Wärmebehandlung</strong>sverfahren, wie zum Beispiel dem Normalglühen oder Vergüten, sollte das<br />

Werkstück unmittelbar nach Erreichen der Glüh- bzw. Härtetemperatur wieder (zweckentsprechend) abgekühlt werden.<br />

Voraussetzung für den Erfolg der <strong>Wärmebehandlung</strong> ist jedoch, dass möglichst in der gesamten Querschnittsfläche<br />

die Behandlungstemperatur erreicht wird. Bei dickwandigen Bauteilen führt dies zu einem Optimierungsproblem:<br />

Die oberflächennahen Bereiche <strong>des</strong> Bauteils erreichen die Behandlungstemperatur relativ schnell (Anwärmzeit), während<br />

die Kernzone, bedingt durch Wärmeleitung, erst nach einer relativ langen Haltedauer die gewünschte Behandlungstemperatur<br />

erreicht (Durchwärmzeit). Ist die Haltedauer zu kurz, findet in der Kernzone die gewünschte <strong>Wärmebehandlung</strong><br />

nicht statt, ist die Haltedauer jedoch zu lang, dann können in den oberflächennahen Bereichen unerwünschte<br />

Effekte wie zum Beispiel Grobkornbildung, Randentkohlung oder Verzunderung auftreten.<br />

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<strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>des</strong> <strong>Stahls</strong> - 10. Auflage, <strong>Europa</strong>-Nr. 13039<br />

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Lösung zu Aufgabe 5.1<br />

Lösungen zu Kapitel 5<br />

Glühverfahren 1. Art: Werkstoffunabhängige Glühverfahren.<br />

Beispiel: Spannungsarmglühen.<br />

Glühverfahren 2. Art: Werkstoffabhängige Glühverfahren.<br />

Beispiel: Normalglühen von Stählen.<br />

Lösung zu Aufgabe 5.2<br />

a) Zur Schaffung von Oberflächen (z. B. Korngrenzen) muss Energie aufgewendet werden. Ein grobkörniges Gefüge<br />

hat, im Vergleich zu einem feinkörnigen Gefüge, bei gleichem Volumen eine geringere Gesamtoberfläche der Körner.<br />

Dementsprechend ist die Oberflächenenergie <strong>des</strong> grobkörnigen Gefüges geringer, im Vergleich zu einem Gefüge mit<br />

feinem Korn. Da jeder Körper bestrebt ist, einen möglichst energiearmen Zustand einzunehmen, ist die treibende<br />

Kraft für ein Kornwachstum in der damit verbundenen Verminderung der Oberflächenenergie begründet. Unter der<br />

Voraussetzung einer ausreichenden diffusionsgestützten Beweglichkeit der Metall-Ionen, d. h. bei ausreichend hoher<br />

Temperatur, wird daher stets ein mehr oder weniger ausgeprägtes Kornwachstum in metallischen Werkstoffen stattfinden.<br />

b) Eine Grobkornbildung kann u. a. durch Legieren mit geringen Mengen an Al, Ti, Nb oder V (Mikrolegieren) vermieden<br />

werden. Diese Legierungselemente bilden fein verteilte und thermisch beständige Carbide oder Nitride im Austenit<br />

und stellen auf diese Weise Hindernisse für die Bewegung der Korngrenzen dar.<br />

Lösung zu Aufgabe 5.3<br />

Für den Erfolg einer Spannungsarmglühung ist u. a. die Abkühlgeschwindigkeit aus der Glühtemperatur entscheidend.<br />

Überschreitet die Abkühlgeschwindigkeit einen Wert von etwa 50 K/h bis 100 K/h, dann muss mit einer erneuten Entstehung<br />

von Eigenspannungen während der Abkühlung gerechnet werden.<br />

In vorliegendem Fall wird das Bauteil aus der Glühtemperatur innerhalb von etwa 15 Minuten von 640 °C auf etwa 200<br />

°C also mit 1760 K/h abgekühlt. Dementsprechend muss damit gerechnet werden, dass die <strong>Wärmebehandlung</strong> im Sinn<br />

<strong>des</strong> Abbaus vorhandener Eigenspannungen erfolglos bleibt. Abhilfe: Abkühlgeschwindigkeit auf unter 100 K/h vermindern.<br />

Lösung zu Aufgabe 5.4<br />

a) Eigenspannungen: Spannungen im Bauteilinnern ohne das Vorhandensein einer äußeren Beanspruchung.<br />

Eigenspannungen 1. Art: Erstrecken sich über größere Werkstoffbereiche, teilweise über den gesamten Werkstückquerschnitt<br />

und befinden sich stets im inneren Gleichgewicht (auch als Makroeigenspannungen<br />

bezeichnet).<br />

Eigenspannungen 2. Art: Erstrecken sich über kleinere Werkstoffbereiche, in der Regel über einige Körner.<br />

Eigenspannungen 3. Art: Erstrecken sich über kleinste Werkstoffbereiche (einige Atomabstände).<br />

b) � Schweißen: Ungleichmäßige Abkühlung und behinderte Schrumpfung.<br />

� Gießen: Unterschiedliche Schrumpfung infolge fester Schwindung (z. B. bei unterschiedlichen Wanddicken).<br />

� Zerspanen: Verfestigung der Werkstückoberfläche z. B. aufgrund der Schnittkräfte.<br />

c) � Eigenspannungen überlagern sich den Betriebsspannungen. Dadurch wird die Beanspruchbarkeit <strong>des</strong> Bauteils vermindert.<br />

� Eigenspannungen können während einer spanenden Bearbeitung zu unerwünschten Maß- und Formänderungen<br />

führen.<br />

� Eigenspannungen vermindern das plastische Verformungsvermögen eines Werkstoffs.<br />

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Lösungen zur Aufgabensammlung / Prof. Dr.-Ing. V. Läpple<br />

d) Spannungsarmglühen von Stählen:<br />

1. Erwärmung: 500 °C ... 650 °C (abhängig von der <strong>Stahls</strong>orte bzw. vom Werkstoffzustand <strong>des</strong> Stahles)<br />

2. Haltedauer: 1 h ... 2 h (abhängig von der Werkstückdicke)<br />

3. Langsame Abkühlung<br />

Besonders beachtet werden muss, dass die gewählte Glühtemperatur keine unerwünschten Gefügeveränderungen zur<br />

Folge hat (z. B. Veränderung eines bereits über eine <strong>Wärmebehandlung</strong> eingestellten Vergütungsgefüges).<br />

e) Die inneren Vorgänge beim Spannungsarmglühen können der Kristallerholung zugeordnet werden. Bei der Kristallerholung<br />

findet im Wesentlichen eine Umordnung der Versetzungen (Polygonisation) unter Bildung einer Subkornstruktur<br />

statt. Die Versetzungsdichte ändert sich kaum (keine ausgeprägte Versetzungsannihilation). Damit werden die mechanischen<br />

Eigenschaften nur unwesentlich verändert. Auch treten keine nennenswerten Gefügeveränderungen auf. Lediglich<br />

die Spannungsspitzen werden durch plastische Verformung reduziert.<br />

f) Durch Spannungsarmglühen können Eigenspannungen nur bis zur jeweiligen Warmstreckgrenze vermindert werden.<br />

Eine vollständige Beseitigung ist nicht möglich. Die Bezeichnung „Spannungsfreiglühen“ ist daher nicht korrekt (siehe<br />

auch Lehrbuch, Seite 80, Bild 5.6).<br />

Lösung zu Aufgabe 5.5<br />

a) Mit zunehmendem Umformgrad nimmt die Anzahl der<br />

Versetzungen (Versetzungsdichte) zu (� Frank-Read-<br />

Mechanismus). In Folge behindern sich die Versetzungen<br />

in ihrer Fortbewegung gegenseitig. Zur Aufrechterhaltung<br />

der Versetzungsbewegung bedarf es einer zunehmend<br />

höheren (Schub-)Spannung. Die Festigkeit<br />

<strong>des</strong> Werkstoffs steigt, während sich die plastische Verformbarkeit<br />

bzw. die Zähigkeit vermindert.<br />

b) � Verminderung der plastischen Verformbarkeit sowie<br />

der Zähigkeit.<br />

� Anisotropie der Werkstoffeigenschaften.<br />

c) � Halbzeuge mit eng bemessenen Toleranzen erhalten<br />

ihre endgültigen Abmessungen in der Regel durch eine<br />

Kaltverformung. Bei starker Umformung ist jedoch die<br />

Fließfähigkeit <strong>des</strong> Werkstoffs häufig erschöpft, noch ehe die gewünschten Endabmessungen erreicht sind. Um eine<br />

Rissbildung zu vermeiden, muss daher zwischen den einzelnen Verformungsschritten eine Rekristallisationsglühung<br />

durchgeführt werden.<br />

� Für Fertigteile die durch eine Kaltumformung, wie zum Beispiel Tiefziehen oder Massivumformung, hergestellt werden<br />

und im Anschluss wieder eine ausreichende plastische Verformungsfähigkeit aufweisen müssen.<br />

Lösung zu Aufgabe 5.6<br />

a) Aus einem Rekristallisationsdiagramm kann für eine jeweils konstante Glühdauer bei gegebener Glühtemperatur und<br />

gegebenem Umformgrad die zu erwartende Korngröße abgeschätzt werden.<br />

b) Bei geringer Kaltverformung entstehen im Kristallgitter nur relativ wenige als Keime für eine nachfolgende Rekristallisation<br />

wirkende, stark verformte Gitterbereiche. Da dementsprechend die Kornneubildung (Rekristallisation) nur an<br />

diesen wenigen Keimen beginnt, wird das Gefüge nach abgeschlossener Kornneubildung grobkörnig.<br />

Lösung zu Aufgabe 5.7<br />

a) � Beseitigung einer Kaltverfestigung.<br />

� Beseitigung von Grobkorn.<br />

� Beseitigung von Widmannstätten’schem Gefüge (bei Stahlguss).<br />

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b) Normalglühen von unlegierten, untereutektoiden Stählen:<br />

1. Erwärmung auf Glühtemperatur 30 °C ... 50 °C über G-S<br />

2. Halten auf Glühtemperatur Haltedauer (in Minuten): 60 + max. Werkstückdicke in mm<br />

3. Langsame Abkühlung<br />

c) � Randentkohlung.<br />

Abhilfe: Verwendung einer Schutzgasatmosphäre oder Glühen im Vakuumofen.<br />

� Verzunderung der Werkstückoberfläche.<br />

Abhilfe: Verwendung einer Schutzgasatmosphäre oder Glühen im Vakuumofen.<br />

� Grobkornbildung.<br />

Abhilfe: Verwendung legierter Stähle (Hemmung <strong>des</strong> Kornwachstums im Austenitgebiet).<br />

d) � Schweißen.<br />

� Warmumformen (z. B. Schmieden).<br />

e) Perlit und Ferrit wandeln sich bei Temperaturen zwischen G-S und P-S in ein feinkörniges austenitisches Gefüge um,<br />

da der Umwandlungsvorgang innerhalb eines Kornes an mehreren Stellen gleichzeitig beginnt. Die anschließende<br />

Abkühlung führt zu einem ebenso feinkörnigen ferritisch-perlitischen Gefüge. Durch das Normalglühen werden Festigkeit<br />

und plastische Verformbarkeit verbessert.<br />

f) Das Verfahren ist nur anwendbar, da Eisen ein polymorphes Metall ist.<br />

Lösung zu Aufgabe 5.8<br />

Beim Normalglühen übereutektoider Stähle wird in der Regel auf eine Temperatur von 30 °C bis 60 °C über Ac1 erwärmt,<br />

damit kein unerwünschtes Grobkornwachstum eintritt. Der bei diesen Temperaturen noch weitgehend an den Korngrenzen<br />

vorliegende Sekundärzementit stellt Hindernisse für die Bewegung der Korngrenzen dar.<br />

Lösung zu Aufgabe 5.9<br />

Werden Stähle mit einem Kohlenstoffgehalt unter 0,5 % weichgeglüht, dann treten bei einer nachfolgenden Zerspanung<br />

Probleme im Sinne von Zusetzen der Spanräume sowie Bildung von Aufbauschneiden auf. Außerdem muss mit einer<br />

unerwünschten Fließspanbildung gerechnet werden.<br />

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Lösung zu Aufgabe 6.1<br />

Lösungen zu Kapitel 6<br />

a) � Verbesserung der Härte und Verschleißbeständigkeit (für Werkzeugstähle, Wälzlagerstähle sowie andere härtbare<br />

Stähle).<br />

� Verbesserung der Festigkeit bei angemessener Zähigkeit bzw. Einstellung eines vorgegebenen Verhältnisses von<br />

Festigkeit und Zähigkeit (für härtbare und vergütbare Konstruktionsstähle).<br />

b) Siehe Abbildung (linkes Teilbild).<br />

c) Siehe Abbildung (rechtes Teilbild). Die optimale Härtetemperatur für unlegierte Stähle ist etwa 30 °C bis 50 °C über G-<br />

S-K.<br />

d) Mit Erreichen der Härtetemperatur wird ein Teil oder der gesamte Kohlenstoff <strong>des</strong> <strong>Stahls</strong> im kfz-Kristallgitter <strong>des</strong> Austenits<br />

gelöst. Wird anschließend mit einer höheren Geschwindigkeit als der oberen kritischen Abkühlgeschwindigkeit abgeschreckt,<br />

dann ist eine Diffusion der Kohlenstoffatome nicht mehr möglich. Im Verlauf der Abkühlung wandelt sich das<br />

kfz-Austenitgitter durch eine diffusionslose, koordinierte, gekoppelte Bewegung ganzer Atomgruppen in eine raumzentrierte<br />

Gitterstruktur um. Die Kohlenstoffatome bleiben in Zwangslösung und führen zu einer starken Übersättigung <strong>des</strong><br />

nunmehr raumzentrierten Gitters. Die zwangsgelösten Kohlenstoffatome führen zu einer starken tetragonalen Gitterverzerrung<br />

(siehe auch Lehrbuch, Seite 109, Bild 6.15) und damit zu einer hohen Härte, da keine nennenswerte Versetzungsbewegung<br />

mehr möglich ist. Die entstehende Kristallstruktur (Mischkristall) wird nach dem deutschen Metallforscher<br />

Adolf Martens als Martensit bezeichnet.<br />

e) 1. Bei kohlenstoffarmen Stählen wird die kritische Abkühlgeschwindigkeit im praktischen Härtebetrieb nicht mehr<br />

erreicht bzw. kann nur noch mit sehr hohem Aufwand realisiert werden. Außerdem besteht bei sehr hohen Abkühlgeschwindigkeiten<br />

die Gefahr der Bildung von Härterissen bzw. Maßänderungen und Verzug (siehe auch<br />

Lehrbuch, Seite 115, Bild 6.27).<br />

2. Aufgrund <strong>des</strong> geringen Kohlenstoffgehalts kann nur eine relativ niedrige Martensithärte erwartet werden (siehe<br />

auch Lehrbuch, Seite 120, Bild 6.33).<br />

Lösung zu Aufgabe 6.2<br />

Voraussetzung für den Erfolg der Stahlhärtung ist, dass eine ausreichende Kohlenstoffmenge im kfz-Kristallgitter <strong>des</strong><br />

Austenits gelöst wird. Legierte Stähle müssen in Abhängigkeit von Art und Menge ihrer Legierungselemente auf höhere<br />

Temperaturen erwärmt werden um eine ausreichende Carbidauflösung sicherzustellen und die Legierungselemente in<br />

Lösung zu bringen (im Austenit zu lösen).<br />

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Lösung zu Aufgabe 6.3<br />

Nach Erwärmung <strong>des</strong> <strong>Stahls</strong> auf Härtetemperatur sind die Kohlenstoffatome auf Zwischengitterplätzen im Kristallgitter<br />

<strong>des</strong> kfz-Austenits gelöst. Die Menge <strong>des</strong> gelösten Kohlenstoffs hängt vom Kohlenstoffgehalt <strong>des</strong> <strong>Stahls</strong> sowie von der<br />

gewählten Härtetemperatur ab (siehe auch Lehrbuch, Seite 117, Bild 6.30).<br />

Wird aus dem Austenitgebiet hinreichend schnell abgekühlt (abgeschreckt), dann ist eine Diffusion der Eisen- sowie der<br />

Kohlenstoffatome nicht mehr möglich. Wird während <strong>des</strong> Abschreckvorgangs die Martensit-Starttemperatur unterschritten,<br />

dann wandelt sich das kfz-Gitter <strong>des</strong> Austenits in ein thermodynamisch stabiles raumzentriertes Gitter um. Da im<br />

raumzentrierten Kristallgitter <strong>des</strong> Eisens die Kohlenstofflöslichkeit einerseits sehr gering ist, anderseits jedoch keine<br />

Kohlenstoffdiffusion stattfinden konnte, bleiben die vormals im Austenitkristall gelösten Kohlenstoffatome in Zwangslösung.<br />

Dies führt letztlich zu einer tetragonalen Verzerrung <strong>des</strong> raumzentrierten Eisens (Martensitkristall) sowie zu einer<br />

hohen Gitterfehlerdichte. Eine Versetzungsbewegung ist in dieser Gitterstruktur nicht mehr möglich. Das entstandene<br />

martensitische Gefüge weist dementsprechend eine hohe Festigkeit bzw. Härte auf, es ist jedoch plastisch nicht mehr<br />

verformbar.<br />

Lösung zu Aufgabe 6.4<br />

Unter einer martensitischen Umwandlung versteht man eine diffusionslose, koordinierte, gekoppelte Bewegung ganzer<br />

Atomgruppen von einer bei erhöhter Temperatur thermodynamisch stabilen Gitterstruktur in eine andere, bei tieferen<br />

Temperaturen stabile Gitterstruktur.<br />

Lösung zu Aufgabe 6.5<br />

Die kritische Abkühlgeschwindigkeit ist diejenige Abkühlgeschwindigkeit, nach deren Überschreiten mit Martensitbildung<br />

gerechnet werden muss.<br />

� Untere kritische Abkühlgeschwindigkeit: Nach Überschreiten der unteren kritischen Abkühlgeschwindigkeit tritt<br />

erstmals Martensit im Gefüge auf.<br />

� Obere kritische Abkühlgeschwindigkeit: Nach Überschreiten der oberen kritischen Abkühlgeschwindigkeit besteht<br />

das Gefüge vollständig aus Martensit.<br />

Lösung zu Aufgabe 6.6<br />

a) Mit zunehmendem Kohlenstoffgehalt behindern sich die Kohlenstoffatome in ihrer Diffusionsfähigkeit gegenseitig.<br />

Dementsprechend wird bereits bei geringerer Abkühlgeschwindigkeit eine Diffusion der Kohlenstoffatome aus dem<br />

kfz-Kristallgitter <strong>des</strong> Austenits verhindert, so dass sich Martensit bildet. Die kritische Abkühlgeschwindigkeit der Martensitbildung<br />

sinkt dementsprechend.<br />

b) Legierungselemente wie zum Beispiel Cr, Ni, Mo oder Mn behindern die Diffusionsfähigkeit der Kohlenstoffatome<br />

erheblich. Dementsprechend kann auch mit deutlichen niedrigeren Abkühlgeschwindigkeiten noch eine vollständige<br />

Martensitbildung erreicht werden. Eine verminderte Abkühlgeschwindigkeit führt zu einem geringen Verzug und die<br />

Gefahr der Bildung von Härterissen ist deutlich vermindert.<br />

Mit abnehmender Abkühlgeschwindigkeit wird außerdem der Temperaturgradient bedingt durch Wärmeleitung flacher,<br />

so dass auch tiefere Querschnitte noch vollständig gehärtet bzw. vergütet werden können (siehe Lehrbuch, Seite<br />

116, Bild 6.29).<br />

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Lösung zu Aufgabe 6.7<br />

a) Restaustenit: Nach dem Abschrecken nicht in Martensit umgewandelter Austenit.<br />

b) Tiefkühlen unter die Martensit-Endtemperatur nach dem Abschrecken (siehe auch Lehrbuch, Seite 118, Bild 6.31).<br />

c) Bei der Umwandlung von Restaustenit in Martensit besteht die Gefahr der Entstehung unerwünschter Spannungen,<br />

Maßänderungen oder Verzug, da Martensit ein um etwa 1 % größeres Volumen einnimmt im Vergleich zum (Rest-)<br />

Austenit.<br />

Lösung zu Aufgabe 6.8<br />

a) � Wärmespannungen: Die Abkühlung (Abschrecken) aus der Härtetemperatur ist stets mit einer Volumenkontraktion<br />

verbunden. Da die Randzonen <strong>des</strong> Werkstücks schneller abkühlen als der Kern, wird das Schrumpfen der<br />

Randzone durch den noch heißen Kern behindert, so dass zunächst Risse in radialer Richtung entstehen. Anschließend<br />

kühlt auch der Kern bei bereits erkalteter Oberfläche ab, wobei <strong>des</strong>sen Schrumpfung durch die kalten<br />

und damit bereits starren Oberflächenbereiche behindert wird. Hierdurch können weitere Spannungen in Umfangsrichtung<br />

und damit auch Risse (Umfangsrisse) entstehen.<br />

� Umwandlungsspannungen: Martensit weist mit seinem tetragonal raumzentrierten Kristallgitter ein um etwa 1 %<br />

größeres Volumen auf, im Vergleich zum Austenitkristall aus dem er gebildet wird. Diese Volumenzunahme kann<br />

aufgrund der niedrigen Umwandlungstemperatur jedoch nicht mehr durch plastisches Fließen abgebaut werden.<br />

Das Gefüge wird elastisch verformt, wodurch Umwandlungsspannungen und somit Maß- und Formänderungen<br />

entstehen.<br />

b) � Verwendung legierter Stähle: Aufgrund der Diffusionsbehinderung der Legierungselemente kann die Abkühlgeschwindigkeit<br />

deutlich reduziert werden. Hierdurch findet zwischen Randzone und Kern ein besserer Temperaturausgleich<br />

statt, so dass insgesamt geringere Spannungen und somit auch geringere Maßänderungen auftreten.<br />

� Gebrochenes Härten: Beim gebrochenen Härten wird das Werkstück zunächst schroff (meist in Wasser) abgeschreckt.<br />

Nach Erreichen einer bestimmten Temperatur (Abfangtemperatur etwa 300 °C ... 400 °C) wird das<br />

Werkstück entnommen und in Härteöl weiter bis auf Raumtemperatur abgekühlt. Spannungen und damit Maßänderungen,<br />

Verzug oder gar Rissbildungen werden verringert, da im unteren Temperaturbereich ein besserer Temperaturausgleich<br />

zwischen Randzone und Kern stattfinden kann (siehe Lehrbuch, Seite 123, Bild 6.36, mittleres<br />

Teilbild).<br />

� Warmbadhärten: Beim Warmbadhärten (auch gebrochenes Härten) wird das Werkstück zunächst in einem<br />

Warmbad mit einer konstanten Temperatur geringfügig oberhalb der Martensit-Starttemperatur abgeschreckt und<br />

bei dieser Temperatur gehalten. Hierdurch findet ein Temperaturausgleich zwischen Randschicht und Kern statt.<br />

Da das Gefüge noch vollständig austenitisch ist, können sich Spannungen sehr gut abbauen. Die Martensitbildung<br />

findet erst bei der weiteren Abkühlung an ruhender Luft oder in Härteölen statt (siehe Lehrbuch, Seite 123, Bild<br />

6.36, rechtes Teilbild).<br />

Lösung zu Aufgabe 6.9<br />

a) Abschrecken: Unter Abschrecken versteht man nach DIN EN 10052 eine Abkühlung, in der Regel aus der Härtetemperatur,<br />

mit einer Abkühlgeschwindigkeit die größer ist als ruhende Luft (> 1 K/s).<br />

b) Wird das heiße Metall in ein flüssiges Abschreckmedium (z. B. Wasser oder Härteöl) getaucht, dann bildet sich an<br />

der Werkstückoberfläche zunächst ein Wärme isolierender Dampffilm (Dampfhautphase). Die Wärme wird dementsprechend<br />

dem Bauteil zunächst nur relativ langsam entzogen, die Abkühlgeschwindigkeit ist gering.<br />

Wird während der Abkühlung schließlich die Leidenfrost-Temperatur unterschritten, dann bricht der Dampfmantel<br />

zusammen und das Abschreckmittel kommt direkt mit der Metalloberfläche in Berührung. Die Abschreckgeschwindigkeit<br />

steigt dementsprechend im mittleren Temperaturbereich sehr stark an (Kochphase).<br />

Sinkt die Werkstücktemperatur schließlich unter die Siedetemperatur <strong>des</strong> Abschreckmittels, dann erfolgt die weitere<br />

Wärmeabfuhr nur noch durch Wärmeleitung (Konvektionsphase) und die Abschreckgeschwindigkeit nimmt wieder<br />

deutlich ab.<br />

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Lösung zu Aufgabe 6.10<br />

� Verschiebung der Umwandlungslinien zu höheren Zeiten und tieferen Temperaturen sowie Absenkung der Martensitstart-Temperatur<br />

(MS-Temperatur).<br />

Ursache: Verminderung der Diffusionsfähigkeit <strong>des</strong> Kohlenstoffs sowie Erhöhung der Austenitstabilität durch die Legierungselemente.<br />

� Verschiebung <strong>des</strong> Bereichs der Perlitbildung zu längeren Zeiten, falls Carbid bildende Legierungselemente vorhanden<br />

sind.<br />

Ursache: Die Carbidbildung führt zu einer verzögerten Diffusion <strong>des</strong> Kohlenstoffs sowie zur Notwendigkeit der Diffusion<br />

der Legierungselemente.<br />

� Aufspaltung der Umwandlungsbereiche für die Bainit- und für die Perlitbildung bei sehr hohem Gehalt Carbid bildender<br />

Legierungselemente.<br />

Ursache: Verzögerte Diffusion <strong>des</strong> Kohlenstoffs sowie zur Notwendigkeit der Diffusion der Legierungselemente.<br />

Lösung zu Aufgabe 6.11<br />

Das Bainitisieren hat zum Ziel ein rein bainitisches Gefüge (unterer Bainit) zu erzeugen. Dieses Gefüge hat, ähnlich einem<br />

Vergütungsgefüge, eine hervorragende Zähigkeit bei gleichzeitig guter Festigkeit. Voraussetzung hierfür ist jedoch,<br />

dass kein zusätzlicher Ferrit, Perlit oder Martensit im Gefüge auftritt.<br />

Bei kontinuierlicher Abkühlung kann kein rein bainitisches Gefüge erzielt werden, da vor der Umwandlung <strong>des</strong> Austenits<br />

in Bainit zusätzlich Ferrit und Perlit entsteht. Außerdem entsteht im Anschluss an die Bainitbildung bei kontinuierlicher<br />

Akühlung aus dem noch vorhandenen Austenit unerwünschter Martensit (siehe zum Beispiel Lehrbuch, Seite 182, Bild<br />

7.21). Eine vollständige Umwandlung in der (unteren) Bainitstufe kann nur durch eine isotherme Temperaturführung<br />

erreicht werden (siehe zum Beispiel Lehrbuch, Seite 183, Bild 7.22), da in diesem Fall keine anderen Gefügebestandteile<br />

vor oder nach der Bainitbildung entstehen.<br />

Lösung zu Aufgabe 6.12<br />

a) Der vorliegende übereutektoide Stahl (100Cr6) wird in das Zweiphasengebiet „Austenit + Carbid“ erwärmt. Bei einer<br />

Aufheizgeschwindigkeit von 1 K/s und der Forderung nach einer maximalen Martensithärte liegt die optimale Härtetemperatur<br />

bei etwa 900 °C.<br />

b) Bei einer Aufheizgeschwindigkeit von 1 K/s und einer Härtetemperatur von 900 °C erhält man aus dem Diagramm<br />

zunächst eine ASTM-Korngrößenkennzahl von GASTM = 11 bis 9. Hieraus errechnet sich die ISO-Korngrößenkennzahl<br />

G entsprechend DIN EN ISO 643 zu: G = GASTM – 0,0458 und damit G � 11 bis 9 (die Korngrößenkennzahlen<br />

nach ASTM und ISO entsprechen sich nahezu). Dies entspricht einem mittleren Korndurchmesser von etwa 8 μm bis<br />

16 μm (siehe Lehrbuch, Seite 143, Tabelle 6.6).<br />

c) Bei induktiver Erwärmung mit einer Aufheizgeschwindigkeit von 500 K/s und der Forderung nach einer maximalen<br />

Martensithärte ist eine Härtetemperatur von etwa 1040 °C optimal.<br />

Lösung zu Aufgabe 6.13<br />

a) Härte ist der Widerstand, den ein Körper aus einem bestimmten Werkstoff dem Eindringen eines Körpers aus einem<br />

anderen (härteren) Werkstoff entgegensetzt.<br />

b) � Härteprüfungen sind einfach und schnell durchführbar (keine Probenentnahme erforderlich). Aus den Härtewerten<br />

können die mechanischen Eigenschaften (Zugfestigkeit) der gehärteten Gefügebereiche abgeschätzt werden.<br />

� Mit der Härteprüfung können Härteverlaufskurven aufgenommen werden und die Ergebnisse mit vertraglichen Vereinbarungen<br />

(z. B. Angaben in Technischen Zeichnungen) verglichen werden.<br />

� Mit den ermittelten Härtewerten kann der Erfolg einer <strong>Wärmebehandlung</strong> abgeschätzt werden. Insbesondere kann<br />

man aus den Werten erkennen, ob ggf. eine unerwünschte Versprödung (z. B. Anlassversprödung nach dem Vergüten)<br />

aufgetreten sein könnte.<br />

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Lösungen zur Aufgabensammlung / Prof. Dr.-Ing. V. Läpple<br />

Lösung zu Aufgabe 6.14<br />

Beschreibung<br />

<strong>des</strong> Verfahrens<br />

einschließlich<br />

Werkstoffart und<br />

Geometrie <strong>des</strong><br />

Prüfkörpers<br />

Typisches Anwendungsbeispiel<br />

für das<br />

Verfahren und<br />

Begründung für<br />

<strong>des</strong>sen besondere<br />

Eignung<br />

nach Brinell<br />

(DIN EN ISO 6506)<br />

Bei der Härteprüfung nach Brinell<br />

wird eine Hartmetall-Kugel mit einer<br />

bestimmten Prüfkraft (abhängig<br />

vom Kugeldurchmesser) senkrecht<br />

in die glatte, gereinigte Probenoberfläche<br />

eingedrückt.<br />

Nach einer Einwirkdauer von 10 s ...<br />

15 s wird entlastet und die Kugel<br />

entfernt.<br />

Der entstandene, meist ovale Eindruck,<br />

wird mit z. B. Hilfe eines Mikroskops<br />

ausgemessen, d. h. die<br />

beiden Durchmesser <strong>des</strong> Eindrucks<br />

(d1 und d2) werden ermittelt. Aus d1<br />

und d2 errechnet man schließlich<br />

den mittleren Durchmesser d =<br />

½�(d1 + d2).<br />

Die Brinellhärte HB wird als Quotient<br />

aus Prüfkraft F und Eindruckoberfläche<br />

A (Kugelkalotte) errechnet<br />

oder entsprechenden Tabellen<br />

aus DIN EN ISO 6506-1 entnommen.<br />

Härteprüfung an Bauteilen aus<br />

Grauguss.<br />

Begründung:<br />

Grauguss weist harte (Ferrit und /<br />

oder Perlit) und weiche (Graphit)<br />

Gefügebestandteile auf. Aufgrund<br />

der Größe <strong>des</strong> Prüfkörpers (Kugel<br />

mit einem Durchmesser zwischen 1<br />

mm und 10 mm) werden gleichzeitig<br />

viele harte und weiche Gefügebestandteile<br />

bei der Messung erfasst.<br />

Somit erhält man bereits mit einer<br />

Messung einen mittleren Härtewert,<br />

der relativ wenig streut.<br />

1) Vickers-Makrohärteprüfung 2) Rockwell-C-Verfahren<br />

Härteprüfverfahren<br />

nach Vickers 1)<br />

(DIN EN ISO 6507)<br />

Bei der Härteprüfung nach Vickers<br />

wird eine regelmäßige, vierseitige<br />

Diamantpyramide mit einem Flächenwinkel<br />

von 136° in die Oberfläche<br />

<strong>des</strong> Prüflings eingedrückt.<br />

Nach einer Einwirkdauer von 10 s ...<br />

15 s wird der Prüfkörper entfernt,<br />

die beiden Diagonalen d1 und d2 <strong>des</strong><br />

Eindrucks ausgemessen und der<br />

mittlere Durchmesser d = ½�(d1 +<br />

d2) errechnet.<br />

Die Vickershärte HV errechnet sich<br />

als Quotient aus Prüfkraft F und<br />

Eindruckoberfläche A oder kann in<br />

Abhängigkeit von d aus Tabellen in<br />

DIN EN ISO 6507-1 entnommen<br />

werden.<br />

Ermittlung von Härteverlaufskurven<br />

an polierten Querschliffen oberflächengehärteter<br />

Bauteile.<br />

Begründung:<br />

Um eine Härteverlaufskurve aufzunehmen,<br />

müssen die Härteeindrücke<br />

möglichst eng nebeneinander<br />

platziert werden. Da jedoch zwischen<br />

den Härteeindrücken bestimmte<br />

Min<strong>des</strong>tabstände einzuhalten<br />

sind, ist ein möglichst kleiner<br />

Eindringkörper erforderlich bzw. es<br />

sind möglichst geringe Prüfkräfte<br />

anzuwenden. Diese Eigenschaft ist<br />

beim Vickers-Verfahren gegeben.<br />

Da der Eindringkörper (Vickers-<br />

Pyramide) außerdem aus Diamant<br />

(härtester Stoff) besteht, ist auch<br />

eine Messung harter Gefügebestandteile<br />

(Martensit- und Nitrierschichten)<br />

möglich, ohne dass sich<br />

der Prüfkörper unzulässig verformt.<br />

nach Rockwell 2)<br />

(DIN EN ISO 6508)<br />

18<br />

Bei der Härteprüfung nach Rockwell<br />

wird der Prüfkörper (Diamantkegel<br />

mit einem Spitzenwinkel von 120°<br />

beim Rockwell-C-Verfahren) zunächst<br />

mit einer vom jeweiligen<br />

Rockwell-Verfahren abhängigen<br />

Vorlast F0 (beim Rockwell-C-Verfahren:<br />

F0 = 99,07 N) in die Oberfläche<br />

der Prüflings eingedrückt und die<br />

Messskala auf den Wert „Null“ abgeglichen.<br />

Anschließend wird die ebenfalls<br />

vom jeweiligen Rockwell-Verfahren<br />

abhängige Prüfzusatzkraft F1 (beim<br />

Rockwell-C-Verfahren: F1 = 1.373<br />

N) aufgebracht.<br />

Nach einer Belastungsdauer von 4<br />

� 2 s wird auf die Vorlast entlastet<br />

und der Rockwell-Härtewert als bleibende<br />

Eindringtiefe am Prüfgerät<br />

abgelesen.<br />

Härtemessung an gehärteten Stahlteilen.<br />

Begründung:<br />

An gehärteten Stahlteilen ist das<br />

Brinell-Verfahren aufgrund der<br />

erforderlichen hohen Prüfkräfte<br />

nicht anwendbar (Hartmetallkugel<br />

würde abplatten). Das Vickers-<br />

Verfahren würde unter Umständen<br />

eine erhöhte Streuung der Messwerte<br />

liefern, da neben Martensit<br />

auch weichere Gefügebestandteile<br />

wie Restaustenit vorhanden sein<br />

können. Mit dem gegenüber der<br />

Vickers-Pyramide größeren Diamantkegel<br />

<strong>des</strong> Rockwell-C-Verfahrens<br />

werden die Nachteile <strong>des</strong><br />

Brinell- sowie <strong>des</strong> Vickers-Verfahrens<br />

umgangen.


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Lösungen zur Aufgabensammlung / Prof. Dr.-Ing. V. Läpple<br />

Fortsetzung der Tabelle von Seite 18<br />

Zwei typische<br />

Vorteile <strong>des</strong><br />

Verfahrens<br />

Zwei typische<br />

Nachteile <strong>des</strong><br />

Verfahrens<br />

Beispiel für<br />

normgerechte<br />

Härteangabe<br />

(bitte erläutern)<br />

nach Brinell<br />

(DIN EN ISO 6506)<br />

� Einfacher und robuster Prüfkörper,<br />

daher geeignet für den „rauen“<br />

Werkstattbetrieb.<br />

� Geringe Kosten für die Prüfkugeln.<br />

� Nur für weiche bis mittelharte<br />

Werkstoffe (< 650 HBW). Sonst<br />

Abplattung der Hartmetallkugel<br />

und Verfälschung <strong>des</strong> Härtewertes<br />

� Relativ große Probenbeschädigung<br />

durch Prüfeindruck.<br />

320 HBW/5/187,5/25<br />

� Härtewert nach Brinell: 320<br />

� Prüfkörper: Hartmetallkugel<br />

� Kugeldurchmesser: 5 mm<br />

� Prüfkraft: 1839 N<br />

� Einwirkdauer der Prüfkraft: 25 s<br />

1) Vickers-Makrohärteprüfung 2) Rockwell-C-Verfahren<br />

Lösung zu Aufgabe 6.15<br />

Härteprüfverfahren<br />

nach Vickers 1)<br />

(DIN EN ISO 6507)<br />

� Sehr geringe Beschädigung der<br />

Oberfläche.<br />

� Unabhängigkeit <strong>des</strong> Härtewertes<br />

von der Prüfkraft im Makrobereich<br />

(F � 49,03 N).<br />

� Relativ großer Aufwand für die<br />

Vorbereitung der Prüffläche und<br />

das Ausmessen der Eindruckdiagonalen.<br />

� Sehr empfindlich gegenüber Erschütterungen<br />

und Stößen.<br />

470 HV5<br />

� Härtewert nach Vickers: 470<br />

� Prüfkraft: 49,03 N<br />

nach Rockwell 2)<br />

(DIN EN ISO 6508)<br />

19<br />

� Schnelle und preiswerte Prüfung,<br />

da keine aufwändige Probenvorbereitung<br />

sowie Direktanzeige<br />

<strong>des</strong> Härtewertes.<br />

� Preiswertes Prüfgerät, da lediglich<br />

ein Längenmessgerät erforderlich<br />

ist (keine teure Optik).<br />

� Ungenau aufgrund von Verformungen<br />

der Probe und anderer<br />

im Kraftfluss liegender Bauteile<br />

(Streuung der Messergebnisse).<br />

� Empfindlichkeit <strong>des</strong> Diamant-<br />

Eindringkörpers gegenüber Stößen.<br />

56 HRC<br />

Härtewert nach dem Rockwell-C-<br />

Verfahren: 56<br />

� Gehäuse aus Grauguss: Brinell-Verfahren.<br />

Begründung: Grauguss weist harte (Ferrit und / oder Perlit) und weiche (Graphit) Gefügebestandteile auf. Aufgrund<br />

der Größe <strong>des</strong> Prüfkörpers (Kugel mit einem Durchmesser zwischen 1 mm und 10 mm) werden viele<br />

harte und weiche Gefügebestandteile bei der Messung gleichzeitig erfasst. Somit erhält man bereits<br />

mit einer Messung einen mittleren Härtewert, der relativ wenig streut.<br />

� Drehmeißel aus gehärtetem Schnellarbeitsstahl: Rockwell-Verfahren.<br />

Begründung: An gehärteten Stahlteilen ist das Brinell-Verfahren aufgrund der erforderlichen hohen Prüfkräfte nicht<br />

anwendbar (Hartmetallkugel würde abplatten). Das Vickers-Verfahren würde unter Umständen eine<br />

erhöhte Streuung der Messwerte liefern, da neben Martensit auch weichere Gefügebestandteile wie<br />

Restaustenit vorhanden sein können. Mit dem gegenüber der Vickers-Pyramide größeren Diamantkegel<br />

<strong>des</strong> Rockwell-C-Verfahrens werden die Nachteile <strong>des</strong> Brinell- sowie <strong>des</strong> Vickers-Verfahrens<br />

umgangen.<br />

� Rohr aus EN AW-Al 99,5: Vickers- oder Brinell-Verfahren.<br />

Begründung: Beide Verfahren haben gegenüber der Rockwell-Prüfung eine höhere Messgenauigkeit und sind damit<br />

für die Prüfung grundsätzlich geeignet. EN AW-Al 99,5 ist außerdem ein relativ niedrigfester Werkstoff,<br />

so dass keine nennenswerte Abplattung der Brinell-Prüfkugel zu erwarten und damit grundsätzlich auch<br />

das Brinell-Verfahren anwendbar ist.<br />

� Ermittlung einer Härteverlaufskurve an einem nitrierten Bauteil: Vickers-Verfahren.<br />

Begründung: Um eine Härteverlaufskurve aufzunehmen, müssen die Härteeindrücke möglichst eng nebeneinander<br />

platziert werden. Da jedoch zwischen den Härteeindrücken bestimmte Min<strong>des</strong>tabstände einzuhalten<br />

sind, ist ein möglichst kleiner Eindringkörper erforderlich bzw. es sind möglichst geringe Prüfkräfte anzuwenden.<br />

Diese Eigenschaft ist beim Vickers-Verfahren gegeben. Da der Eindringkörper (Vickers-<br />

Pyramide) außerdem aus Diamant (härtester Stoff) besteht, ist auch eine Messung harter Gefügebestandteile<br />

(Martensit- und Nitrierschichten) möglich, ohne dass sich der Prüfkörper unzulässig verformt.


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� Härtemessung an einem Ferritkorn in einem Baustahl (S275JR): Vickers-Verfahren (Mikrohärteprüfung).<br />

Begründung: Aufgrund der sehr niedrigen Prüfkräfte der Vickers-Mikrohärteprüfung sowie <strong>des</strong> mikroskopisch kleinen<br />

Eindringkörpers, kann auch eine Härteprüfung an sehr kleinen Strukturen, wie zum Beispiel einzelnen<br />

Gefügebestandteilen, ohne deren Zerstörung, durchgeführt werden.<br />

Lösung zu Aufgabe 6.16<br />

1500<br />

� 1500 � � 1500 �<br />

Es gilt: HRC � 116 � und somit: HV<br />

� � � � � � � 567<br />

HV<br />

�116<br />

- HRC � �116<br />

- 53 �<br />

Alternativ kann die Umwertung auch mit Hilfe von Tabelle A.1 (für Stähle und Stahlguss) in DIN EN ISO 18265 erfolgen.<br />

Aus Tabelle A.1 entnimmt man für eine Rockwell-C-Härte von 53 eine Vickers-Härte von 560 HV10. Dieser Wert entspricht<br />

etwa dem Ergebnis der Berechnung gemäß der obigen empirischen Formel.<br />

Normgerechte Angabe <strong>des</strong> Ergebnisses: Umwertung ISO 18265 - 560 HV – A.1-HRC<br />

Lösung zu Aufgabe 6.17<br />

a) Zwischen der Zugfestigkeit Rm und der Vickers-Härte existiert für Stähle die folgende empirische Umwertebeziehung:<br />

Rm (in MPa) = 3,5 � HV = 3,5 � 280 = 980 MPa<br />

Alternativ kann die Umwertung auch mit Hilfe von Tabelle A.1 in DIN EN ISO 18265 erfolgen. Aus Tabelle A.1 (für<br />

Stähle und Stahlguss) entnimmt man für eine Vickers-Härte von 280 HV10 eine Zugfestigkeit von 900 MPa. Dieser<br />

Wert entspricht etwa dem Ergebnis der Berechnung gemäß der obigen empirischen Formel.<br />

b) Eine Härtemessung kann, obwohl das Werkstück nur geringfügig beschädigt wird und einfach durchführbar ist, den<br />

Zugversuch nicht ersetzen, da:<br />

� die Härtewerte nur den oberflächennahen Zustand erfassen. Beim Zugversuch wird, bedingt durch den Bruch der<br />

Probe, die gesamte Querschnittsfläche erfasst,<br />

� die Umwertung mit sehr hohen Streuungen behaftet ist und daher allenfalls eine grobe Schätzung darstellt.<br />

Lösung zu Aufgabe 6.18<br />

Beim Stirnabschreckversuch nach Jominy (DIN EN ISO 642) wird eine normalgeglühte<br />

und anschließend allseits bearbeitete Probe (Durchmesser 25<br />

mm, Länge 100 mm) auf die vereinbarte Härtetemperatur im Ofen erwärmt<br />

(austenitisiert). Die Haltedauer auf Härtetemperatur beträgt 30 bis 35 Minuten.<br />

Eine Randentkohlung muss hierbei vermieden werden.<br />

Anschließend wird die Probe dem Ofen entnommen und in einer genormten<br />

Abschreckvorrichtung (siehe Abbildung, Skizze de Abbildung wird nicht verlangt)<br />

min<strong>des</strong>tens 10 Minuten lang mit einem definierten Wasserstrahl (freie<br />

Steighöhe: 65 � 10 mm; Wassertemperatur 20 °C � 5 °C abgeschreckt. Die<br />

Zeitspanne zwischen Entnahme der Probe aus dem Ofen und Beginn der<br />

Abschreckung darf 5 s nicht überschreiten.<br />

Nach Abkühlen der Probe auf Raumtemperatur werden zwei gegenüberliegende<br />

Flächen auf eine Tiefe von 0,4 mm bis 0,5 mm nass angeschliffen. In<br />

festgelegten Abständen von der abgeschreckten Stirnfläche (1,5 mm; 3 mm;<br />

usw.) wird die Rockwell-C-Härte (DIN EN ISO 6507) ermittelt und in einem<br />

Diagramm aufgetragen. Als Ergebnis <strong>des</strong> Stirnabschreckversuchs erhält<br />

man eine Härteverlaufs- bzw. Stirnabschreck-Härtekurve. Diese Kurve wird<br />

mit vorgegebenen Streubändern für die Härtbarkeit verglichen, die man beispielsweise<br />

in Normen oder Werkstoffdatenblätter findet.<br />

2<br />

2<br />

20


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Lösung zu Aufgabe 6.19<br />

a)<br />

b) Ergebnis <strong>des</strong> Stirnabschreckversuchs: J 47-15<br />

c) In einem Abstand von 10 mm von der abgeschreckten Stirnfläche der Probe beträgt die Rockwell-C-Härte etwa 50 HRC.<br />

Nach DIN EN ISO 18265 ergibt sich nach Umwartung hieraus eine Vickershärte von:<br />

� 1500 �<br />

HV � � �<br />

�116<br />

- HRC �<br />

2<br />

� 1500 �<br />

� � �<br />

�116<br />

- 50 �<br />

2<br />

� 516<br />

Alternativ kann die Umwertung auch mit Hilfe von Tabelle A.1 (für Stähle und Stahlguss) in DIN EN ISO 18265 erfolgen.<br />

Aus Tabelle A.1 der Norm entnimmt man für eine Rockwell-C-Härte von 50 eine Vickers-Härte von 513 HV10.<br />

Dieser Wert entspricht etwa dem Ergebnis der Berechnung gemäß der obigen empirischen Formel.<br />

Aus dem ZTU-Diagramm entnimmt man, dass der Temperatur-Zeit-Verlauf der Abkühlung, welcher zu einer Härte von<br />

513 HV10 führt, geringfügig rechts von derjenigen Kurve im Diagramm verläuft, die dort eine Härte von 550 HV10 ergibt.<br />

Aus dem Diagramm schätzt man somit für diesen Werkstoff ein Gefüge aus etwa 5 % Bainit und 95 % Martensit<br />

ab.<br />

21<br />

Die gemessenen Rockwell-C-<br />

Härtewerte befinden sich ausnahmslos<br />

innerhalb <strong>des</strong> Streuban<strong>des</strong>.<br />

Der Werkstoff weist also<br />

eine ausreichende Härtbarkeit<br />

auf.


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Lösung zu Aufgabe 7.1<br />

Lösungen zu Kapitel 7<br />

a) Anlassen: Erwärmen eines in der Regel martensitisch gehärteten Werkstücks auf eine Temperatur unter P-S-K (Ac1-<br />

Temperatur), Halten bei dieser Temperatur sowie nachfolgen<strong>des</strong>, zweckentsprechen<strong>des</strong> Abkühlen.<br />

b) Das Anlassen ist kein eigenständiges <strong>Wärmebehandlung</strong>sverfahren, da es in der Regel im Anschluss an das Härten<br />

durchgeführt wird.<br />

c) 1. Verminderung der Sprödigkeit und Abbau innerer Spannungen<br />

Anwendung: � Unlegierte und legierte Kaltarbeitsstähle<br />

� Niedriglegierte Warmarbeitsstähle<br />

� Wälzlagerstähle (durchhärtende Sorten)<br />

2. Verbesserung der Festigkeit bzw. Zähigkeit oder Einstellung eines bestimmten Verhältnisses aus Festigkeit und<br />

Zähigkeit.<br />

Anwendung: � Vergütbare Bau- und Konstruktionsstähle<br />

� Vergütbare Wälzlagerstähle<br />

3. Verbesserung der Warmhärte bzw. Warmfestigkeit sowie der Verschleißbeständigkeit durch Sekundärhärtung<br />

Anwendung: � Hochlegierte Warmarbeitsstähle<br />

� Schnellarbeitsstähle<br />

� Warmharte Wälzlagerstähle<br />

Lösung zu Aufgabe 7.2<br />

Anlassstufe<br />

Temperaturbereich Wesentliche Vorgänge im Gefüge F 1)<br />

1 100 °C ... 200 °C Stähle mit C unter 0,2 %:<br />

Ein Teil <strong>des</strong> Kohlenstoffs entweicht aus<br />

der Zwangslösung <strong>des</strong> Martensits. Es<br />

bildet sich der weniger verspannte kubische<br />

Martensit. Die aus der Zwangslösung<br />

„entkommenen“ Kohlenstoffatome<br />

bilden feinste noch kohärent mit dem<br />

Kristallgitter verbundene �-Carbide (ggf.<br />

bilden sich auch Übergangscarbide der<br />

Form Fe2C oder Fe2,5C).<br />

Stähle mit C über 0,2 %:<br />

Noch keine �-Carbidbildung.<br />

2 200 °C ... 320 °C � Bildung von Zementit aus �- und ggf. �-<br />

oder �-Carbid.<br />

� Ausscheidung von Carbiden im Restaustenit<br />

3 320 °C ... 400 °C Der gesamte Kohlenstoff entweicht aus<br />

seiner Zwangslösung. Der kubische<br />

Martensit erreicht schließlich die Zusammensetzung<br />

<strong>des</strong> Ferrits. Das Gefüge<br />

besteht aus Ferrit mit feinst verteilten<br />

Zementitteilchen (Fe3C). Die vom Martensit<br />

herrührende nadelige Gefügestruktur<br />

bleibt zunächst noch erhalten.<br />

Aus dem noch verbliebenen �-Carbid<br />

bildet sich Zementit.<br />

Z 1) H 1) Bemerkungen<br />

� � (�)<br />

� � �<br />

�� �� ��<br />

22<br />

Die Umwandlung <strong>des</strong> tetragonalen<br />

in den kubischen Martensit ist mit<br />

einer Volumenabnahme verbunden.<br />

Damit besteht die Gefahr von Verzug.<br />

� Gefahr der Versprödung (300°C-<br />

Versprödung).<br />

� Gefahr von Verzug durch Umwandlung<br />

<strong>des</strong> Restaustenits in<br />

kubischen Martensit.<br />

Gefahr der Versprödung im Temperaturbereich<br />

zwischen 370°C und<br />

500 °C (500°C-Versprödung).<br />

1) Veränderung der Werkstoffeigenschaften: F = Festigkeit, Z = Zähigkeit, H = Härte<br />

2) Keine Carbid bildenden Legierungselemente vorhanden. (�) geringfügig abnehmende Tendenz � zunehmende Tendenz<br />

3) Carbid bildende Legierungselemente vorhanden. � abnehmende Tendenz �� stark zunehmende Tendenz<br />

�� stark abnehmende Tendenz


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Fortsetzung der Tabelle von Seite 22<br />

4 400 °C ... Ac1 Unlegierte und legierte Stähle 2)<br />

Oberhalb von 550 °C ... 600 °C wird die<br />

nadelförmige Gefügestruktur durch Rekristallisation<br />

zurückgebildet.<br />

Mit zunehmender Anlasstemperatur ballen<br />

sich die Zementitausscheidungen zu<br />

gröberen<br />

gulation).<br />

Partikeln zusammen (Koa-<br />

Legierte Stähle 3)<br />

Sekundärhärtung<br />

� � (�)<br />

�� � ��<br />

1) Veränderung der Werkstoffeigenschaften: F = Festigkeit, Z = Zähigkeit, H = Härte<br />

2) Keine Carbid bildenden Legierungselemente vorhanden. (�) geringfügig abnehmende Tendenz � zunehmende Tendenz<br />

3) Carbid bildende Legierungselemente vorhanden. � abnehmende Tendenz �� stark zunehmende Tendenz<br />

�� stark abnehmende Tendenz<br />

Lösung zu Aufgabe 7.3<br />

� Verbesserung der plastischen Verformbarkeit sowie der Zähigkeit. Damit auch Verbesserung der Sprödbruchsicherheit,<br />

insbesondere bei tiefen Temperaturen, schlagartiger Beanspruchung sowie ausgeprägter Kerbwirkung.<br />

� Verbesserung der Schwingfestigkeit infolge erhöhter Zähigkeit sowie der Abwesenheit von voreutektoidem Ferrit.<br />

� Verbesserung der Festigkeit, insbesondere der Dehngrenze. Hierdurch, bei gleicher Beanspruchung, Möglichkeit der<br />

Verminderung der Querschnittsfläche und somit Reduktion der Bauteilmasse sowie verminderter Fertigungsaufwand (z.<br />

B. bei Schweißkonstruktionen).<br />

� Festigkeits- und Verformbarkeitskennwerte können durch die entsprechende Wahl der Anlasstemperatur an die späteren<br />

Betriebsbedingungen optimal angepasst werden.<br />

� Ausgleich der Werkstoffeigenschaften zwischen Randzone und Kern.<br />

Lösung zu Aufgabe 7.4<br />

Bei Kohlenstoffgehalten unter etwa 0,2 % sind sehr hohe Abschreckgeschwindigkeiten erforderlich, um eine vollständige<br />

Martensitbildung zu erreichen (siehe Lehrbuch, Seite 115, Bild 6.27). Diese hohen Abschreckgeschwindigkeiten können<br />

entweder technisch nicht mehr realisiert werden oder sie führen zu hohen Spannungen und damit zu Maßänderungen bzw.<br />

Verzug.<br />

Bei Kohlenstoffgehalten über 0,7 % weist das Gefüge einen relativ hohen Zementitgehalt auf. Dieser Sekundärzementit<br />

würde jedoch bei den üblichen Härtetemperaturen von 30 °C bis 60 °C über der Ac1-Temperatur nicht aufgelöst und somit<br />

zu einer deutlichen Verminderung der Zähigkeit <strong>des</strong> Vergütungsgefüges führen.<br />

Lösung zu Aufgabe 7.5<br />

----<br />

23


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Lösung zu Aufgabe 7.6<br />

� Hoch beanspruchte Maschinenteile (Materialeinsparung und Sicherheit gegen Versagen) wie z. B. Hochdruckbehälter.<br />

Werkstoffbeispiel: 36Mn4<br />

� Schlag- und stoßartig beanspruchte Teile (Sprödbruchsicherheit) wie z. B. Stanzwerkzeuge.<br />

Werkstoffbeispiel: X35CrMo17<br />

� Komplex gestaltete Bauteile mit „technischen Kerben“ (Sprödbruchsicherheit) wie z. B. Kurbelwellen.<br />

Werkstoffbeispiel: 34CrMo4<br />

� Bauteile die tiefen Temperaturen ausgesetzt sind (Sprödbruchsicherheit) wie z. B. Stahlkonstruktionen.<br />

Werkstoffbeispiel: S460QL<br />

� Schwingend beanspruchte Bauteile (Sicherheit gegen Schwingbruch bzw. Werkstoffermüdung) wie z. B. technische Federn.<br />

Werkstoffbeispiel: 51CrV4<br />

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Lösung zu Aufgabe 8.1<br />

Lösungen zu Kapitel 8<br />

a) Bei den Verfahren <strong>des</strong> Randschichthärtens wird die chemische Zusammensetzung der oberflächennahen Schicht<br />

nicht verändert, wohl aber das Gefüge. Durch hinreichend schnelles Abschrecken aus dem Austenitgebiet erfolgt eine<br />

martensitische Umwandlung der oberflächenahen Bereiche und damit eine Härtesteigerung.<br />

Beim thermochemischen Behandeln erfolgt eine Änderung <strong>des</strong> Werkstoffzustands der Randschicht unter gleichzeitiger<br />

Änderung der chemischen Zusammensetzung. Bei diesen Verfahren diffundieren Nichtmetallatome wie z. B.<br />

Kohlenstoff, Stickstoff oder Bor oder auch Metallatome wie z. B. Chrom, Aluminium oder Silicium aus geeigneten Behandlungsmitteln<br />

in die oberflächennahe Schicht <strong>des</strong> Werkstücks ein und bewirken dort eine Veränderung <strong>des</strong> Werkstoffzustan<strong>des</strong><br />

sowie der chemischen Zusammensetzung. Nachfolgend oder gleichzeitig kann auch bei diesen Verfahren<br />

noch eine <strong>Wärmebehandlung</strong> durchgeführt werden.<br />

b) Beispiel für Randschichthärteverfahren: Flammhärten<br />

Beispiel für thermochemisches Behandeln: Einsatzhärten<br />

Lösung zu Aufgabe 8.2<br />

a) Flammhärten: Erwärmung der oberflächennahen Werkstoffschicht auf Härtetemperatur mit Hilfe einer Brenngas-<br />

Sauerstoff-Flamme (entspricht den Härtetemperaturen beim durchgreifenden Härten). Nach dem<br />

Abschrecken Anlassen auf 150 °C ... 200 °C (siehe Lehrbuch, Seite 188, Bild 8.3 bis 8.5 und Seite<br />

189, Bild 8.6).<br />

Induktionshärten: Elektroinduktive Erwärmung der oberflächennahen Schicht auf Härtetemperatur durch ein zeitlich<br />

veränderliches magnetisches Feld mittels Induktor. Damit auch bei der schnellen induktiven Erwärmung<br />

eine vollständige Austenitisierung eintritt, muss auf Härtetemperaturen erwärmt werden,<br />

die 50 K ... 100 K höher liegen, als die üblichen Temperaturen beim durchgreifenden Härten. Anschließend<br />

erfolgt das Abschrecken (Wasser, geeignetes Härteöl oder Druckluft). Beim Hochfrequenz-Impulshärten<br />

bzw. bei ausreichender Werkstückdicke kann auch eine Selbstabschreckung<br />

erfolgen. Nach dem Abschrecken in der Regel Anlassen auf 150 °C ... 200 °C (siehe auch Lehrbuch,<br />

Seite 189, Bild 8.7).<br />

b) Flammhärten: Erwärmung mittels Brenngas (Ethin)-Sauerstoff-Flamme. Erwärmung der Randschicht erfolgt durch<br />

Wärmeleitung. Dementsprechend ist die höchste Temperatur in der Nähe der Wärmquelle (Brenner),<br />

also im Bereich der Bauteiloberfläche.<br />

Induktionshärten: Erwärmung mittels elektromagnetischer Induktion. Erwärmung bleibt auf die oberflächennahe<br />

Schicht beschränkt, da die Magnetfeldstärke mit zunehmendem Abstand vom Induktor stark abnimmt.<br />

c) Vorteile: � Schnelle Erwärmung, damit keine Gefahr von Grobkornbildung, Randentkohlung oder Verzunderung der<br />

Oberfläche.<br />

� Gute Reproduzierbarkeit, d. h. Einhärtungstiefe kann über die Wahl der Frequenz gut eingestellt werden.<br />

Nachteil: � Teure Anlagentechnik<br />

� Begrenzte Bauteilgröße<br />

d) � Stähle 1 und 2 sind nicht umwandlungsfähig und entfallen daher.<br />

� Stahl 3 ist geeignet, da umwandlungsfähig und ausreichender Kohlenstoffgehalt.<br />

� Stahl 4 hat einen zu geringen Kohlenstoffgehalt und eignet sich daher nicht für eine Flamm- oder Induktionshärtung.<br />

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Lösung zu Aufgabe 8.3<br />

a) Aus der Vickers-Härte lässt sich zunächst der mittlere Eindruckdurchmesser ermitteln:<br />

b)<br />

F 0,<br />

1891�<br />

F<br />

HV � 0,<br />

1891�<br />

� d �<br />

2<br />

d<br />

HV<br />

mit F = 9,807 N (da HV 1) erhält damit die folgenden Längen der mittleren Eindruckdiagonalen (siehe zweite Zeile in<br />

nachfolgender Tabelle).<br />

Vickers-Härte in HV 1 980 970 950 750 530 370 330 320<br />

Länge der mittleren Eindruckdiagonalen<br />

d in mm<br />

Soll 1)<br />

Abstand vom Mittelpunkt <strong>des</strong><br />

Härteeindrucks zum Proben-<br />

mm<br />

rand Ist<br />

mm<br />

Soll 2)<br />

Abstand der Mittelpunkte<br />

zweier benachbarter Härte- mm<br />

eindrücke Ist<br />

mm<br />

0,0435 0,0437 0,0442 0,0497 0,0592 0,0708 0,0749 0,0761<br />

� 0,109 ---- ---- ---- ---- ---- ---- ----<br />

0,150 ---- ---- ---- ---- ---- ---- ----<br />

---- � 0,131 � 0,133 � 0,149 � 0,178 � 0,212 � 0,225 � 0,228<br />

---- 0,150 0,200 0,500 0,500 0,500 0,500 0,500<br />

1)<br />

Min<strong>des</strong>twert: 2,5�d für Stahl<br />

2)<br />

Min<strong>des</strong>twert: 3�d für Stahl<br />

Die geforderten Min<strong>des</strong>tabstände werden eingehalten. Die Messung ist normgerecht.<br />

Die Randschichthärtungstiefe SHD beträgt 1,3 mm und befindet sich damit innerhalb der Grenzen von 0,8 mm bis 1,6<br />

mm. Die Forderung wird eingehalten.<br />

Der SHD-Wert ist gültig, da SHD � 0,3 mm und in einem Abstand von 3 � SHD (= 3,9 mm) die Vickers-Härte mit etwa<br />

320 HV1 um mehr als 100 HV1 unterhalb der Oberflächen-Min<strong>des</strong>thärte (750 HV10) liegt.<br />

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Lösung zu Aufgabe 8.4<br />

Die Randschichthärtungstiefe SHD beträgt 3,30 mm und befindet sich damit innerhalb der Grenzen von 1,6 mm bis 3,6<br />

mm. Die Forderung wird eingehalten.<br />

Der SHD-Wert ist gültig, da SHD � 0,3 mm und in einem Abstand von 3 � SHD (= 9,90 mm) die Vickers-Härte mit etwa<br />

250 HV1 um mehr als 100 HV1 unterhalb der Oberflächen-Min<strong>des</strong>thärte (550 HV10) liegt.<br />

Lösung zu Aufgabe 8.5<br />

a) � Gute Zerspanbarkeit<br />

� Gute Schweißbarkeit<br />

� Gute plastische Verformbarkeit<br />

b) 1. Bei kohlenstoffarmen Stählen wird die kritische Abkühlgeschwindigkeit im praktischen Härtebetrieb nicht mehr<br />

erreicht bzw. kann nur noch mit sehr hohem Aufwand realisiert werden. Außerdem besteht bei sehr hohen Abkühlgeschwindigkeiten<br />

die Gefahr der Bildung von Härterissen bzw. Maßänderungen und Verzug (siehe auch<br />

Lehrbuch, Seite 115, Bild 6.27).<br />

2. Aufgrund <strong>des</strong> geringen Kohlenstoffgehalts kann nur eine relativ niedrige Martensithärte erwartet werden (siehe<br />

auch Lehrbuch, Seite 120, Bild 6.33).<br />

c) Einsatzhärten:<br />

1. Schritt: Aufkohlen (Zufuhr von Kohlenstoff in die Randschicht <strong>des</strong> Werkstücks) in Kohlenstoff abgebenden, festen,<br />

flüssigen oder gasförmigen Medien. Die Aufkohlungstemperaturen betragen in Abhängigkeit vom<br />

Kohlungsmittel 850 °C ... 1050 °C.<br />

2. Schritt: Härten der Randschicht. Hierfür stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung (Direkthärten, Einfachhärten,<br />

Doppelhärten und Härten nach isothermer Umwandlung (siehe auch Lehrbuch, Kapitel 8.3.5.3).<br />

3. Schritt: Anlassen auf Temperaturen zwischen 150 °C ... 180 °C (unlegierte Stähle) bzw. 160 °C ... 200 °C (legierte<br />

Stähle). Anlassdauer 1 h ... 4 h.<br />

Lösung zu Aufgabe 8.6<br />

a) Aus der Vickers-Härte lässt sich zunächst der mittlere Eindruckdurchmesser ermitteln:<br />

F 0,<br />

1891�<br />

F<br />

HV � 0,<br />

1891�<br />

� d �<br />

2<br />

d<br />

HV<br />

mit F = 9,807 N (da HV 1) erhält man die folgenden Längen der mittleren Eindruckdiagonalen (siehe zweite Zeile in<br />

nachfolgender Tabelle).<br />

Vickers-Härte in HV 1 980 950 800 500 420 378 335 326 320 318<br />

Länge der mittleren Eindruckdiagonalen<br />

d in mm<br />

Soll 1)<br />

Abstand vom Mittelpunkt <strong>des</strong><br />

Härteeindrucks zum Proben-<br />

mm<br />

rand Ist<br />

mm<br />

Soll 2)<br />

Abstand der Mittelpunkte<br />

zweier benachbarter Härte- mm<br />

eindrücke Ist<br />

mm<br />

0,043 0,044 0,048 0,061 0,066 0,070 0,074 0,075 0,076 0,076<br />

�0,109 ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ----<br />

0,150 ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ----<br />

---- �0,133 �0,144 �0,183 �0,199 �0,210 �0,223 �0,226 �0,228 �0,229<br />

---- 0,150 0,200 0,200 0,200 0,200 0,300 0,500 0,500 0,500<br />

1) 2)<br />

Min<strong>des</strong>twert: 2,5�d für Stahl Min<strong>des</strong>twert: 3�d für Stahl<br />

Die geforderten Min<strong>des</strong>tabstände werden nahezu eingehalten. Lediglich beim Härtewert von 378 HV1 wird der geforderte<br />

Min<strong>des</strong>tabstand geringfügig unterschritten.<br />

27


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b) Aus dem Diagramm liest man ab: CHD = 0,62 mm.<br />

c) Die Forderung (CHD = 0,5 + 0,3) wird eingehalten, da CHD = 0,62 mm beträgt. Der Wert ist gültig, da in einem Abstand<br />

von 3 � CHD (= 1,86 mm) die Härte unter 450 HV1 abgefallen ist.<br />

Lösung zu Aufgabe 8.7<br />

Härteverfahren Kurzbeschreibung <strong>des</strong> Verfahrens Vorteile Nachteile<br />

Direkthärten Beim Direkthärten wird das Werkstück nach<br />

dem Aufkohlen aus der Kern- oder Randhärtetemperatur<br />

so schnell abgekühlt, dass eine<br />

Härtung durch Martensitbildung eintritt.<br />

Im Anschluss an das Härten wird auf niedrige<br />

Temperaturen angelassen.<br />

Siehe Lehrbuch, Seite 210, Bild 8.31.<br />

Einfachhärten<br />

Härten nach<br />

isothermer<br />

Umwandlung<br />

Beim Einfachhärten wird das Werkstück nach<br />

dem Aufkohlen zunächst langsam bis auf<br />

Raumtemperatur abgekühlt, so dass zunächst<br />

keine Härtung eintritt.<br />

Im abgekühlten Zustand besteht dann die Möglichkeit<br />

das Werkstück zu bearbeiten oder zu<br />

richten.<br />

Anschließend erfolgt eine Wiedererwärmung auf<br />

Rand- oder Kernhärtetemperatur mit nachfolgendem<br />

Abschrecken zur Martensitbildung.<br />

Im Anschluss an das Härten wird auf niedrige<br />

Temperaturen angelassen.<br />

Siehe Lehrbuch, Seite 211, Bild 8.32.<br />

Beim Härten nach isothermer Umwandlung<br />

werden die Werkstücke zunächst hinreichend<br />

schnell auf eine Temperatur unter A1 (550 °C bis<br />

650 °C; Bainit- oder Perlitstufe) abgekühlt und<br />

bei dieser Temperatur bis zum vollständigen<br />

Ablauf der Gefügeumwandlungen isotherm gehalten.<br />

Im Anschluss an das isotherme Halten wird das<br />

Werkstück auf die Randhärtetemperatur erwärmt<br />

und abgeschreckt (Martensitbildung).<br />

Im Anschluss an das Härten wird auf niedrige<br />

Temperaturen angelassen.<br />

Siehe Lehrbuch, Seite 212, Bild 8.33.<br />

� Einfaches und schnelles<br />

Verfahren.<br />

� Geringer Energieaufwand.<br />

� Möglichkeit der Werkstückbearbeitung<br />

nach der ersten<br />

Abkühlung.<br />

� Kornfeinung durch Wiedererwärmung.<br />

� Bildung von feinstreifigem<br />

Perlit im Kern (verbesserte<br />

mechanische Kerneigenschaften)<br />

durch Abschrecken<br />

auf Badtemperatur.<br />

� Geringe Verzugs- oder<br />

Rissgefahr.<br />

28<br />

� Gefahr der Grobkornbildung.<br />

� Keine Möglichkeit der Kornfeinung.<br />

� Erhöhter Zeit- und Energieaufwand.<br />

� Erhöhte Verzugs- und Rissgefahr.<br />

� Hoher Zeitaufwand.<br />

� Notwendigkeit der Einrichtung<br />

eines Warmba<strong>des</strong>.


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Fortsetzung der Tabelle von Seite 28<br />

Doppelhärten Beim Doppelhärten wird das Werkstück nach<br />

dem Aufkohlen zunächst langsam abgekühlt.<br />

Anschließend erfolgt die Wiedererwärmung auf<br />

die Härtetemperatur <strong>des</strong> Kerns mit nachfolgendem<br />

Abschrecken (Martensitbildung).<br />

Nach dem Abschrecken wird erneut auf die<br />

Härtetemperatur der Randschicht erwärmt und<br />

abgeschreckt.<br />

Im Anschluss an das zweite Abschrecken wird<br />

auf niedrige Temperaturen angelassen.<br />

Siehe Lehrbuch, Seite 212, Bild 8.34.<br />

Lösung zu Aufgabe 8.8<br />

a) Aufgrund <strong>des</strong> geringen Kohlenstoffgehaltes (C � 0,25 %):<br />

� gute Zerspanbarkeit (insbesondere geringer Werkzeugverschleiß),<br />

� gute Schweißbarkeit,<br />

� Möglichkeit der Werkstückbearbeitung<br />

nach der ersten<br />

Abkühlung.<br />

� Erste Wiedererwärmung auf<br />

optimale Härtetemperatur<br />

<strong>des</strong> Kerns. Zweite Erwärmung<br />

auf optimale Härtetemperatur<br />

der Randschicht.<br />

Hierdurch gleichzeitig<br />

Vergütung <strong>des</strong> Kerns.<br />

� Sehr hoher Zeit- und Energieaufwand.<br />

� Hohe Verzugs- und Rissgefahr.<br />

� nach dem Einsatzhärten relativ hohe Härte der Randschicht und damit gute Verschleißbeständigkeit sowie gute Zähigkeit<br />

im Kern.<br />

b) Um die in Aufgabenteil a) genannten Eigenschaften zu gewährleisten.<br />

c) 17MnCr5: Wälzlagerstahl. Geeignet für die Herstellung von Bauteilen für Wälzlager.<br />

10SPb20: Automateneinsatzstahl. Stähle weisen eine gute Zerspanbarkeit auf.<br />

d) Vorteile: � Verbesserung der Einhärtbarkeit, sodass auch bei größeren Werkstückdurchmessern verbesserte Kerneigenschaften<br />

erzielt werden können (z. B. Chrom, Mangan, Nickel, Molybdän).<br />

� Verbesserung der Verschleißbeständigkeit durch Carbidbildung (Chrom, Molybdän).<br />

Nachteile: � Verminderung der Zähigkeit der gehärteten Randschicht durch Carbidbildung (Chromcarbide).<br />

� Erhöhter Restaustenitgehalt (Nickel).<br />

e) Chrom: Verbesserung der Einhärtbarkeit.<br />

Molybdän: Verbesserung der Verschleißbeständigkeit (Carbidbildung).<br />

Nickel: Verbesserung der Zähigkeit <strong>des</strong> Kerns und Verschiebung der Übergangstemperatur der Kerbschlagarbeit<br />

zu tiefen Temperaturen.<br />

Lösung zu Aufgabe 8.9<br />

a) Zufuhr von Stickstoffatomen (Nitrieren) bzw. von Stickstoff- und Kohlenstoffatomen (Nitrocarburieren) in die oberflächennahe<br />

Schicht bei Temperaturen von 500 °C ... 590 °C aus flüssigen Medien (Salzschmelzen), gasförmigen Medien<br />

(NH3) oder aus dem Plasma. Die Nitrierdauer ist abhängig von der Nitriertemperatur, vom Nitriermittel sowie<br />

vom Werkstoff und beträgt wenige Minuten bis mehrere Stunden. Im Anschluss an das Nitrieren wird das Werkstück<br />

langsam abgekühlt.<br />

b) Beim Nitrieren diffundiert Stickstoff (beim Nitrocarburieren zusätzlich Kohlenstoff) in die oberflächennahe Randschicht.<br />

Am äußersten, stickstoffreichen Rand <strong>des</strong> Werkstücks bildet sich eine geschlossene, sehr harte (aber auch<br />

spröde) Schicht aus Eisennitriden (Fe4N) und ggf. Nitriden der Legierungselemente (z. B. AlN), die Verbindungsschicht.<br />

Die Dicke der Verbindungsschicht beträgt 5 μm ... 30 μm.<br />

Unterhalb der Verbindungsschicht schließt sich die Diffusionsschicht an. Sie besteht ebenfalls aus Eisennitriden bzw.<br />

Nitriden der Legierungselemente, die sich jedoch nadelförmig in der Ferritgrundmasse ausscheiden. Die Dicke der Diffusionsschicht<br />

beträgt wenige 1/10 mm bis maximal 1,5 mm. Siehe auch Lehrbuch, Seite 218, Bild 8.36.<br />

29


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c) Vorteile <strong>des</strong> Nitrierens bzw. Nitrocarburierens im Vergleich zu anderen Oberflächenhärteverfahren:<br />

� Die Oberfläche nitrierter Bauteile weist eine deutlich höhere Härte im Vergleich zu martensitisch gehärteten Bauteilen<br />

auf.<br />

� Nitrierschichten haben eine relativ hohe Verschleißbeständigkeit.<br />

� Nitrierschichten haben eine hohe Warmhärte (bis etwa 500 °C). Die Betriebstemperaturen nitrierter Bauteile können<br />

dementsprechend bis zu 500 °C betragen.<br />

� Nitrierschichten tragen kaum auf. Die Werkstücke können dementsprechend vor dem Nitrieren weitgehend fertig bearbeitet<br />

werden.<br />

� Beim Nitrieren bzw. Nitrocarburieren treten keine nennenswerten Maß- und Formänderungen auf, da die Behandlungstemperaturen<br />

relativ niedrig sind (< 600 °C) und die Bauteile nicht abgeschreckt werden müssen.<br />

d) Vorteile <strong>des</strong> Nitrocarburierens im Vergleich zum Nitrieren:<br />

� Kürzere Schichtaufbauzeiten.<br />

� Verbesserte Eigenschaften wie zum Beispiel Gleiteigenschaften, Verschleißbeständigkeit, Duktilität).<br />

� Geringere Neigung zum Abplatzen der Nitrierschicht.<br />

� Verbesserte Korrosionsbeständigkeit.<br />

Lösung zu Aufgabe 8.10<br />

a) Aus der Vickers-Härte lässt sich zunächst der mittlere Eindruckdurchmesser ermitteln:<br />

F 0,<br />

1891�<br />

F<br />

HV � 0,<br />

1891�<br />

� d �<br />

2<br />

d<br />

HV<br />

mit F = 4,9035 N (da HV 0,5) erhält man die folgenden Längen der mittleren Eindruckdiagonalen:<br />

Vickers-Härte in HV0,5 1080 940 750 550 400 370 360 357 355<br />

Länge der mittleren Eindruckdiagonalen<br />

d in mm<br />

Soll 1)<br />

Abstand vom Mittelpunkt <strong>des</strong><br />

Härteeindrucks zum Proben-<br />

mm<br />

rand Ist<br />

mm<br />

Soll 2)<br />

Abstand der Mittelpunkte<br />

zweier benachbarter Härte- mm<br />

eindrücke Ist<br />

mm<br />

0,0293 0,0314 0,0352 0,0411 0,0481 0,0501 0,0508 0,0510 0,0511<br />

�0,073 ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ----<br />

0,020 ---- ---- ---- ---- ---- ---- ---- ----<br />

---- �0,094 �0,106 �0,123 �0,144 �0,150 �0,152 �0,153 � 0,153<br />

---- 0,020 0,020 0,020 0,020 0,100 0,100 0,100 0,100<br />

1) 2)<br />

Min<strong>des</strong>twert: 2,5�d für Stahl Min<strong>des</strong>twert: 3�d für Stahl<br />

Die geforderten Min<strong>des</strong>tabstände werden nicht eingehalten. Die Messung ist dementsprechend nicht normgerecht.<br />

b) Die Messwerte sind zwar nicht normgerecht, dennoch soll eine Auswertung erfolgen. Aus dem Diagramm liest man ab:<br />

NHD = 0,14 mm.<br />

30


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Lösungen zur Aufgabensammlung / Prof. Dr.-Ing. V. Läpple<br />

c) Die Forderung (NHD = 0,1 + 0,05) wird eingehalten, da NHD = 0,14 mm beträgt. Die Messung ist jedoch nicht normgerecht,<br />

da die geforderten Min<strong>des</strong>tabstände der Härteeindrücke nicht eingehalten werden.<br />

Lösung zu Aufgabe 8.11<br />

Die Grenzhärte liegt bei etwa 310 HV05, d. h. 50 HV0,5 über der Kernhärte von 260 HV0,5. Die Nitrierhärtetiefe NHD<br />

beträgt bei dieser Grenzhärte etwa 0,65 mm.<br />

Die Forderung (NHD = 0,5 + 0,3) wird eingehalten, da der NHD-Wert (0,65 mm) innerhalb der geforderten Grenzen (0,5<br />

mm bis 0,8 mm) liegt.<br />

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Lösungen zur Aufgabensammlung / Prof. Dr.-Ing. V. Läpple<br />

Lösung zu Aufgabe 9.1<br />

Lösungen zu Kapitel 9<br />

� Vor dem Essen müssen die Hände gründlich gereinigt werden, da die in Härtereien und <strong>Wärmebehandlung</strong>sbetrieben<br />

verwendeten Aufkohlungs-, Nitrier- und Nitrocarburiersalze außerordentlich giftig sind. In den Produktionsräumen ist außerdem<br />

das Essen grundsätzlich verboten.<br />

� Werkstücke von dem Eintauchen in Salzbäder trocknen, da ansonsten durch plötzliches Verdampfen <strong>des</strong> Wassers Salz<br />

aus den Bädern geschleudert werden kann.<br />

� Vorhandensein von Gas-Warnanlagen, da die verwendeten Aufkohlungs- und Nitriergase meist giftig und explosiv sind.<br />

� Tragen von Schutzhandschuhen und Gesichtsschutz, um Verbrennungen zu vermeiden.<br />

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Lösungen zur Aufgabensammlung / Prof. Dr.-Ing. V. Läpple<br />

Lösung zu Aufgabe 10.1<br />

Lösungen zu Kapitel 10<br />

� Mittlerer Zylinder (mit dem größten Durchmesser) muss wie folgt wärmebehandelt werden:<br />

- Induktiv Härten und anschließend Anlassen.<br />

- Oberflächen-Min<strong>des</strong>thärte: 780 HV30. Obere Grenzabweichung der Oberflächenhärte: 100 HV30.<br />

- Randschichthärtungstiefe (SHD), ermittelt nach DIN EN 10328, muss bei einer Grenzhärte von 625 HV1 zwischen 0,6<br />

mm und 1,2 mm (Abstand vom Rand) liegen.<br />

- Die Härtemessung muss an der gekennzeichneten Stelle (zwischen 250 mm und 270 mm vom rechten Absatz entfernt)<br />

erfolgen.<br />

� Linker Zylinder (mit dem kleinsten Durchmesser) muss wie folgt wärmebehandelt werden:<br />

- Induktiv Härten und anschließend Anlassen.<br />

- Oberflächen-Min<strong>des</strong>thärte 650 HV10. Obere Grenzabweichung der Oberflächenhärte: 100 HV10.<br />

- Randschichthärtungstiefe (SHD), ermittelt nach DIN EN 10328, muss bei einer Grenzhärte von 525 HV1 zwischen 0,8<br />

mm und 1,6 mm (Abstand vom Rand) liegen.<br />

- Die Härtemessung muss an der gekennzeichneten Stelle (etwa in der Mitte <strong>des</strong> Zylinders) erfolgen.<br />

� Die zylindrischen Absätze links und rechts <strong>des</strong> Zylinders mit dem größten Durchmesser dürfen mitbehandelt werden.<br />

� Der rechte Zylinder (mit Gewinde) darf nicht wärmebehandelt werden (wegen Gewinde).<br />

Überprüfung Zeichnungsangabe:<br />

� Bei einer Oberflächen-Min<strong>des</strong>thärte von 780 HV und einer Min<strong>des</strong>t-Randschichthärtungstiefe (SHD) von 0,6 mm darf<br />

die Oberflächenhärte höchstens mit HV50 geprüft werden (Tabelle A.1 in DIN ISO 15787). Diese Forderung wird erfüllt,<br />

da eine Prüfkraft von HV30 gewählt wurde.<br />

� Die gewählte obere Grenzabweichung für die Randschichthärtungstiefe (SHD) von 0,6 mm bei einer Min<strong>des</strong>t-<br />

Randschichthärtungstiefe (SHD) von 0,6 mm entspricht der Empfehlung nach DIN ISO 15787 (Tabelle A.5) für Induktionshärten<br />

(siehe auch Lehrbuch, Seite 246, Tabelle 10.5).<br />

Überprüfung Zeichnungsangabe:<br />

� Bei einer Oberflächen-Min<strong>des</strong>thärte von 650 HV und einer Min<strong>des</strong>t-Randschichthärtungstiefe (SHD) von 0,8 mm darf<br />

die Oberflächenhärte höchstens mit HV100 geprüft werden (Tabelle A.1 in DIN ISO 15787). Diese Forderung wird erfüllt,<br />

da eine Prüfkraft von HV10 gewählt wurde.<br />

� Die gewählte obere Grenzabweichung für die Randschichthärtungstiefe (SHD) von 0,8 mm bei einer Min<strong>des</strong>t-<br />

Randschichthärtungstiefe (SHD) von 0,8 mm entspricht der Empfehlung nach DIN ISO 15787 (Tabelle A.5) für Induktionshärten<br />

(siehe auch Lehrbuch, Seite 246, Tabelle 10.5)..<br />

Lösung zu Aufgabe 10.2<br />

�100<br />

�780 �<br />

0<br />

SHD 625<br />

�100<br />

�650 �<br />

0<br />

SHD 525<br />

HV30<br />

�<br />

0,<br />

6<br />

HV10<br />

�<br />

0,<br />

8<br />

�0,<br />

6<br />

0<br />

�0,<br />

8<br />

0<br />

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