Wärmebehandlung des Stahls - Europa-Lehrmittel
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<strong>Wärmebehandlung</strong> <strong>des</strong> <strong>Stahls</strong> - 10. Auflage, <strong>Europa</strong>-Nr. 13039<br />
Lösungen zur Aufgabensammlung / Prof. Dr.-Ing. V. Läpple<br />
Lösung zu Aufgabe 6.14<br />
Beschreibung<br />
<strong>des</strong> Verfahrens<br />
einschließlich<br />
Werkstoffart und<br />
Geometrie <strong>des</strong><br />
Prüfkörpers<br />
Typisches Anwendungsbeispiel<br />
für das<br />
Verfahren und<br />
Begründung für<br />
<strong>des</strong>sen besondere<br />
Eignung<br />
nach Brinell<br />
(DIN EN ISO 6506)<br />
Bei der Härteprüfung nach Brinell<br />
wird eine Hartmetall-Kugel mit einer<br />
bestimmten Prüfkraft (abhängig<br />
vom Kugeldurchmesser) senkrecht<br />
in die glatte, gereinigte Probenoberfläche<br />
eingedrückt.<br />
Nach einer Einwirkdauer von 10 s ...<br />
15 s wird entlastet und die Kugel<br />
entfernt.<br />
Der entstandene, meist ovale Eindruck,<br />
wird mit z. B. Hilfe eines Mikroskops<br />
ausgemessen, d. h. die<br />
beiden Durchmesser <strong>des</strong> Eindrucks<br />
(d1 und d2) werden ermittelt. Aus d1<br />
und d2 errechnet man schließlich<br />
den mittleren Durchmesser d =<br />
½�(d1 + d2).<br />
Die Brinellhärte HB wird als Quotient<br />
aus Prüfkraft F und Eindruckoberfläche<br />
A (Kugelkalotte) errechnet<br />
oder entsprechenden Tabellen<br />
aus DIN EN ISO 6506-1 entnommen.<br />
Härteprüfung an Bauteilen aus<br />
Grauguss.<br />
Begründung:<br />
Grauguss weist harte (Ferrit und /<br />
oder Perlit) und weiche (Graphit)<br />
Gefügebestandteile auf. Aufgrund<br />
der Größe <strong>des</strong> Prüfkörpers (Kugel<br />
mit einem Durchmesser zwischen 1<br />
mm und 10 mm) werden gleichzeitig<br />
viele harte und weiche Gefügebestandteile<br />
bei der Messung erfasst.<br />
Somit erhält man bereits mit einer<br />
Messung einen mittleren Härtewert,<br />
der relativ wenig streut.<br />
1) Vickers-Makrohärteprüfung 2) Rockwell-C-Verfahren<br />
Härteprüfverfahren<br />
nach Vickers 1)<br />
(DIN EN ISO 6507)<br />
Bei der Härteprüfung nach Vickers<br />
wird eine regelmäßige, vierseitige<br />
Diamantpyramide mit einem Flächenwinkel<br />
von 136° in die Oberfläche<br />
<strong>des</strong> Prüflings eingedrückt.<br />
Nach einer Einwirkdauer von 10 s ...<br />
15 s wird der Prüfkörper entfernt,<br />
die beiden Diagonalen d1 und d2 <strong>des</strong><br />
Eindrucks ausgemessen und der<br />
mittlere Durchmesser d = ½�(d1 +<br />
d2) errechnet.<br />
Die Vickershärte HV errechnet sich<br />
als Quotient aus Prüfkraft F und<br />
Eindruckoberfläche A oder kann in<br />
Abhängigkeit von d aus Tabellen in<br />
DIN EN ISO 6507-1 entnommen<br />
werden.<br />
Ermittlung von Härteverlaufskurven<br />
an polierten Querschliffen oberflächengehärteter<br />
Bauteile.<br />
Begründung:<br />
Um eine Härteverlaufskurve aufzunehmen,<br />
müssen die Härteeindrücke<br />
möglichst eng nebeneinander<br />
platziert werden. Da jedoch zwischen<br />
den Härteeindrücken bestimmte<br />
Min<strong>des</strong>tabstände einzuhalten<br />
sind, ist ein möglichst kleiner<br />
Eindringkörper erforderlich bzw. es<br />
sind möglichst geringe Prüfkräfte<br />
anzuwenden. Diese Eigenschaft ist<br />
beim Vickers-Verfahren gegeben.<br />
Da der Eindringkörper (Vickers-<br />
Pyramide) außerdem aus Diamant<br />
(härtester Stoff) besteht, ist auch<br />
eine Messung harter Gefügebestandteile<br />
(Martensit- und Nitrierschichten)<br />
möglich, ohne dass sich<br />
der Prüfkörper unzulässig verformt.<br />
nach Rockwell 2)<br />
(DIN EN ISO 6508)<br />
18<br />
Bei der Härteprüfung nach Rockwell<br />
wird der Prüfkörper (Diamantkegel<br />
mit einem Spitzenwinkel von 120°<br />
beim Rockwell-C-Verfahren) zunächst<br />
mit einer vom jeweiligen<br />
Rockwell-Verfahren abhängigen<br />
Vorlast F0 (beim Rockwell-C-Verfahren:<br />
F0 = 99,07 N) in die Oberfläche<br />
der Prüflings eingedrückt und die<br />
Messskala auf den Wert „Null“ abgeglichen.<br />
Anschließend wird die ebenfalls<br />
vom jeweiligen Rockwell-Verfahren<br />
abhängige Prüfzusatzkraft F1 (beim<br />
Rockwell-C-Verfahren: F1 = 1.373<br />
N) aufgebracht.<br />
Nach einer Belastungsdauer von 4<br />
� 2 s wird auf die Vorlast entlastet<br />
und der Rockwell-Härtewert als bleibende<br />
Eindringtiefe am Prüfgerät<br />
abgelesen.<br />
Härtemessung an gehärteten Stahlteilen.<br />
Begründung:<br />
An gehärteten Stahlteilen ist das<br />
Brinell-Verfahren aufgrund der<br />
erforderlichen hohen Prüfkräfte<br />
nicht anwendbar (Hartmetallkugel<br />
würde abplatten). Das Vickers-<br />
Verfahren würde unter Umständen<br />
eine erhöhte Streuung der Messwerte<br />
liefern, da neben Martensit<br />
auch weichere Gefügebestandteile<br />
wie Restaustenit vorhanden sein<br />
können. Mit dem gegenüber der<br />
Vickers-Pyramide größeren Diamantkegel<br />
<strong>des</strong> Rockwell-C-Verfahrens<br />
werden die Nachteile <strong>des</strong><br />
Brinell- sowie <strong>des</strong> Vickers-Verfahrens<br />
umgangen.