Gesund durch den Winter - CSS Versicherung
Gesund durch den Winter - CSS Versicherung
Gesund durch den Winter - CSS Versicherung
- TAGS
- gesund
- versicherung
- www.css.ch
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
18<br />
Was uns angeht<br />
Herr Kappeler, wie sind Sie gegen Krankheit versichert?<br />
Ich habe nur die Grundversicherung mit<br />
einem Selbstbehalt von 2500 Franken.<br />
Haben Sie auch schon unnötige Leistungen beansprucht?<br />
Nein. Eine Schachtel Medikamente habe<br />
ich einmal bei einem Arzt abgelehnt, weil<br />
ich sie nicht für zweckmässig hielt.<br />
Was tun Sie für Ihre <strong>Gesund</strong>heit?<br />
Ich rauche nicht, trinke wenig Alkohol, fahre<br />
Velo und schwimme.<br />
Kann man von <strong>den</strong> Mitgliedern der Krankenkassen<br />
verlangen, dass sie – wie Sie – auch selber<br />
etwas tun, um gesund zu bleiben?<br />
Ja sicher. Die Prämien sollten abgestuft sein,<br />
je nachdem, ob jemand raucht oder sich zu<br />
wenig bewegt. Das alles kann jeder selber<br />
beeinfl ussen. Nur wenn jemand aus medizinischen<br />
Grün<strong>den</strong> an seiner Situation nichts<br />
ändern kann, dann soll er keine höheren<br />
Prämien zahlen müssen.<br />
Dann sind Sie einig mit Bundesrat Couchepin,<br />
der sich solche Prämiendifferenzierungen in beschränktem<br />
Mass vorstellen kann…<br />
…das sollte man sich nicht nur vorstellen,<br />
sondern tatsächlich einführen.<br />
Interview mit Beat Kappeler<br />
«<strong>Gesund</strong>heit ist kein<br />
Konsumgut»<br />
Der Ökonom und Sozialpolitikwissenschaftler Beat Kappeler verlangt einen<br />
Systemwechsel im <strong>Gesund</strong>heitswesen. <strong>Gesund</strong>heit dürfe kein Selbstbedienungsla<strong>den</strong><br />
mehr sein, mutigere Politiker seien gefordert. Sonst drohe das <strong>Gesund</strong>heitswesen<br />
aus dem Ruder zu laufen.<br />
Manche wer<strong>den</strong> heute am Arbeitsplatz<br />
krank, weil sie zu lange in schlechter Haltung<br />
vor dem Bildschirm sitzen und sich<br />
auch sonst beim Arbeiten kaum bewegen.<br />
Angestellte, die in Form sind, arbeiten<br />
produktiver. Unternehmen hätten also ein<br />
Interesse daran, zur Prävention beizutragen.<br />
Prämien der Krankentaggeldversicherung,<br />
die je nach Krankheitshäufi gkeiten im Betrieb<br />
stärker abgestuft wür<strong>den</strong>, wären ein<br />
zusätzlicher Anreiz.<br />
In einem schrecklichen Szenario haben Sie beschrieben,<br />
wie das <strong>Gesund</strong>heitswesen in 25<br />
Jahren aussieht: Immer mehr krankhaft Übergewichtige,<br />
<strong>den</strong>en die Krankenkassen Taxi-Gutscheine,<br />
XXL-Stühle und extra grosse und stabile<br />
Operationstische zahlen. Wird es wirklich so weit<br />
kommen?<br />
Wirksamen Gegenmassnahmen gebe ich<br />
eine Chance von fünfzig Prozent. Viele Leute<br />
meinen, <strong>Gesund</strong>heit sei ein Konsumgut, das<br />
man vom Gestell nehmen kann. Weil <strong>Gesund</strong>heit<br />
das «höchste Gut» ist, kommen<br />
alle Forderungen <strong>durch</strong>. Diese Mentalität<br />
muss sich ändern. Und die Politik müsste<br />
viel mutiger sein.<br />
Zum Beispiel bei <strong>den</strong> Leistungen der Grundversicherung,<br />
die Sie auf ein «Minimum» reduzieren<br />
möchten? Was wollen Sie <strong>den</strong>n streichen?<br />
Das ist heikel. Sicher sind die psychiatri schen<br />
Leistungen einzuschränken, die Ernährungsberatung,<br />
die Kuren und einige Zusatzleistungen<br />
der Spitex.<br />
Re<strong>den</strong> Sie einem abschliessen<strong>den</strong> Leistungskatalog<br />
wie bei <strong>den</strong> Medikamenten das Wort?<br />
Nein. Statt mehr Kontrollen für Ärzte und<br />
Spitäler braucht es einen Systemwechsel.<br />
Die einzelne Kasse soll man nicht mehr<br />
zwingen, mit sämtlichen Ärzten und Spitälern<br />
einen Vertrag abzuschliessen. Es wären<br />
ja nur einige schwarze Schafe, welche ohne<br />
Vertrag mit einer grossen Kasse dastehen<br />
wür<strong>den</strong>. Die freie Arztwahl bleibt also erhalten.<br />
Aber die Vertragsfreiheit würde das Verhalten<br />
sämtlicher Anbieter positiv beeinfl<br />
ussen. Das ist wie beim Strassenverkehr:<br />
Allein die Möglichkeit, sanktioniert zu wer<strong>den</strong>,<br />
fördert das richtige Verhalten.<br />
Die Angst geht um, dass die Kassen dann nur<br />
noch mit billigen Ärzten und Spitälern einen Vertrag<br />
abschliessen.<br />
Das muss nicht falsch sein. Teure Spitäler<br />
und Ärzte sind medizinisch längst nicht immer<br />
besser. Die Spitäler sollen <strong>den</strong> Kassen<br />
Statistiken liefern, wie häufi g Komplikationen,<br />
im Spital aufgelesene Infektionen,<br />
Rückfälle oder Rehospitalisierungen sind.<br />
Dann wer<strong>den</strong> die Kassen schon aus fi nan-<br />
<strong>CSS</strong> Magazin 4|2007