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Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa ...

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8 LANDSLEUTE <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 21/2006<br />

Pädagog<strong>in</strong> und Sprachheillehrer<strong>in</strong>, Adelheid Daniel<br />

Nur wenige Schritte entfernt von der BdV-<br />

Thür<strong>in</strong>gen – Landeszentrale, er<strong>in</strong>nert <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Gedenktafel an den jahrzehntelangen<br />

vorbildlichen<br />

E<strong>in</strong>satz jener Lehrer<strong>in</strong>,<br />

die sich besonders <strong>in</strong><br />

den Nachkriegsjahren<br />

vehement um<br />

das Wohlergehen<br />

der <strong>in</strong> Erfurt neuansässigen<br />

K<strong>in</strong>der kümmerte.<br />

Die verdiente Pädagog<strong>in</strong><br />

und Sprachheillehrer<strong>in</strong>,<br />

Adelheid Daniel, geborene North, erblickte<br />

am 19. 4. 1925 <strong>in</strong> Erfurt das Licht der Welt<br />

und wuchs hier, wohl behütet im Umkreis<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r erfolgreichen Unternehmerfamilie auf.<br />

Bereits frühzeitig wurde das K<strong>in</strong>d mit den<br />

Familientraditionen im S<strong>in</strong>ne <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Friedrich<br />

Fröbel vertraut gemacht, der zu ihren direkten<br />

Vorfahren zählte. Schon damals reifte<br />

<strong>in</strong> dem K<strong>in</strong>d, das übrigens als e<strong>in</strong>ziges<br />

Mädchen, im Kreis der Geschwister aufwuchs,<br />

beizeiten der Gedanke diesem Vorfahren<br />

als Lehrer<strong>in</strong> nachzueifern. In s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />

S<strong>in</strong>ne absolvierte die Erfurter<strong>in</strong>, die ihren Beruf<br />

immer als Berufung an den K<strong>in</strong>dern ansah,<br />

erfolgreich mehrere Ausbildungen,<br />

wobei sich das Spektrum von der K<strong>in</strong>dergärtner<strong>in</strong>,<br />

Vorschullehrer<strong>in</strong>, Sprachlehrer<strong>in</strong><br />

bis h<strong>in</strong> zur Diplom-Rehabilitationspädagog<strong>in</strong><br />

erstreckte. Unterbrochen wurde ihr Berufsweg<br />

durch den Zweiten Weltkrieg.<br />

Bombardierungsnächte, Hunger und Flucht<br />

waren für sie, die dies alles selbst miterlebte,<br />

k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Fremdbegriffe. Besonders im vorletzten<br />

und letzten Kriegsjahr erreichten<br />

mehr und mehr Flüchtl<strong>in</strong>ge aus Schlesien,<br />

Pommern und Preußen das Schutz versprechende<br />

Erfurt. Das gerade hier <strong>in</strong> Mitteldeutschland<br />

noch viele der Neuankömml<strong>in</strong>ge<br />

den Tod fanden ist <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Tragik der besonderen<br />

Art. (Mit Tränen <strong>in</strong> den Augen berichtete<br />

Frau Hartmann im Jahr 2006 im Kreise<br />

der alten Schlesier<strong>in</strong>nen im Lokal Schützenhaus,<br />

vom Schicksal ihrer Familie. Aus<br />

Breslau-Brockau nach Erfurt waren sie gekommen,<br />

<strong>in</strong> der Hoffnung hier endlich Ruhe<br />

und <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n sicheren Unterschlupf zu f<strong>in</strong>den.<br />

Was niemand gedacht hätte, wurde traurigste<br />

Wahrheit. Wenige Wochen vor Kriegsende<br />

zählte ihr kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Bruder zu den unzähligen<br />

Bombardierungsopfern.)<br />

Umso mehr engagierte sich die junge Erfurter<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> den folgenden Aufbaujahren für<br />

das Wohlergehen der ihr anvertrauten kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />

Schützl<strong>in</strong>ge, denen sie, selbst k<strong>in</strong>derlos,<br />

zur zweiten Mutter wurde. Aus allen Gauen<br />

Deutschlands strömten damals Vertriebenentrecks<br />

<strong>in</strong> die SBZ. E<strong>in</strong> Sprachgewirr<br />

der verschiedensten Dialekte und Idiome ertönte<br />

fortan auf Erfurts Strassen und Plätzen.<br />

Oft als ungeliebte Polen tituliert, waren<br />

die Heimatlosen hier zumeist nicht sehr<br />

willkommen, da die Erfurter <strong>in</strong> ihren Wohnungen<br />

Platz machen mussten. Zusammenrücken<br />

hieß damals das Motto. Auf<br />

dem Petersberg, hoch über der Stadt gelegen,<br />

errichtete die Verwaltung e<strong>in</strong> Auffanglager<br />

für die vielen Neuankömml<strong>in</strong>ge.<br />

Bis zu 30.000 dieser entwurzelten, verjagten<br />

und traumatisierten Menschen, rangen<br />

um <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Bleibe <strong>in</strong> der zerstörten Stadt. Wer<br />

bemühte sich jetzt noch um e<strong>in</strong> akzentfreies<br />

Hochdeutsch, wer kümmerte sich um die<br />

Aussprache der Neuankömml<strong>in</strong>ge?<br />

Adelheid North war es, die sich neben<br />

der alltäglichen Versorgung ihrer Schützl<strong>in</strong>ge,<br />

ganz besonders um deren korrekte<br />

Aussprache kümmerte.<br />

Nach 1945 an verschiedenen<br />

Erfurter<br />

K<strong>in</strong>derbetreuungse<strong>in</strong>richtungentätig,<br />

erlebte sie<br />

tagtäglich, hautnah<br />

und direkt die<br />

verschiedenen<br />

Sprachprobleme bereits<br />

im Vorschulalter,<br />

deren Beseitigung sie sich <strong>in</strong>tensiv<br />

ihr ganzes Leben lang widmete. Als<br />

Pädagog<strong>in</strong> war ihr durchaus bewusst welch<br />

ungeme<strong>in</strong> hohen Wert die Sprache als wichtigstes<br />

Kommunikationsmittel besitzt, und<br />

wie schnell gerade K<strong>in</strong>der wegen fehlerhafter<br />

Schülerbegegnung<br />

Wie <strong>in</strong> der Ausgabe Nr. 15/16/2006, Seite 20,<br />

angekündigt, möchte der Vere<strong>in</strong> zur Förderung<br />

der deutsch-polnischen Verständigung<br />

und Zusammenarbeit mit Petergrätz Kurzform<br />

Fördervere<strong>in</strong> Petersgrätz e.V., den Lesern die<br />

Fortsetzung s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Tätigkeiten nach der Gründungsversammlung<br />

am 2. 7. 2005 anlässlich<br />

des Schlesiertreffens <strong>in</strong> Nürnberg, bekannt<br />

geben.<br />

Die 16 Gründungsmitglieder (<strong>in</strong>zwischen<br />

s<strong>in</strong>d es 31 Mitglieder) setzten gemäß des Vere<strong>in</strong>zieles<br />

„die Bildung und Begegnung durch<br />

Schulpartnerschaften“ e<strong>in</strong> Zeichen zur Völkerverständigung.<br />

Durch die vorausgegangenen Aktionen,<br />

die den Lesern bekannt s<strong>in</strong>d, zuletzt E<strong>in</strong>richtung<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Heimatstube <strong>in</strong> der Schule, entwickelten<br />

sich die deutsch-polnischen Beziehungen<br />

so gut, dass durch den 1. Vorsitzenden<br />

des FV Petersgrätz, Dieter Utikal, <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

sechstägige Schülerbegegnung vom 30. April<br />

bis 5. Mai 2006 mit<strong>in</strong>itiiert und mitorganisiert<br />

werden konnte.<br />

Voraussetzung war auf bayerischer Sei-<br />

Aussprache gehänselt werden. Schon im<br />

K<strong>in</strong>dergarten galt es diese Probleme anzugehen<br />

um den K<strong>in</strong>dern den bestmöglichen<br />

Start <strong>in</strong>s Leben zu ermöglichen.<br />

Zur Verwirklichung ihrer Ideen und Vorstellungen<br />

im Fach der Sprachheilung<br />

nahm sie e<strong>in</strong> Studienangebot an. In Berl<strong>in</strong><br />

an der Humboldt-Universität beendete sie<br />

mit Bravour ihr Zusatzstudium, dem e<strong>in</strong><br />

zweijähriger E<strong>in</strong>satz an diversen Sprachheilk<strong>in</strong>dergärten<br />

folgte. In ihrer Heimatstadt<br />

Erfurt ergriff sie <strong>in</strong> den Nachkriegsjahren die<br />

Initiative und begründete hier den ersten<br />

Sprachheilk<strong>in</strong>dergarten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen. Etwas<br />

kurios mutete es dabei an, dass exakt e<strong>in</strong>hundert<br />

Jahre nach dem Tod von Friedrich<br />

Fröbel, im Jahr 1852, dessen Nachfahr<strong>in</strong> am<br />

17. 3. 1952 im Haus Stadtmünze Nr. 13 die<br />

erste E<strong>in</strong>richtung zur Sprachheilung eröffnete.<br />

Bis zu ihrem Ruhestand 1990 verblieb<br />

Adelheid Daniel, hochgeehrt und wegen ihres<br />

fundierten Fachwissens überall geschätzt,<br />

im Leitungsamt der E<strong>in</strong>richtung. Im<br />

Jahr 2003 vollendete sich der Lebensweg<br />

dieser herausragenden Pädagog<strong>in</strong>, an deren<br />

erfolgreiches Wirken heute <strong>e<strong>in</strong>e</strong> kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

Gedenktafel die Vorrübergehenden er<strong>in</strong>nert.<br />

Hans-Peter Brachmanski<br />

te die Bereitschaft zur<br />

E<strong>in</strong>ladung von<br />

Grundschülern nach<br />

Würzburg durch die<br />

Schulleiter<strong>in</strong> der Leonhard-Frank-SchuleWürzburg-Heuchelhof/Rottenbauer,Rektor<strong>in</strong><br />

Luitgard Barthel.<br />

Ihrer Energie und Ihrem<br />

Optimismus ist es<br />

zu verdanken, dass <strong>in</strong><br />

ihrem letzten Dienstjahr<br />

als Rektor<strong>in</strong> dieses<br />

Projekt – <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

Schülerbegegnung<br />

mit Grundschülern –<br />

durchgeführt werden<br />

konnte.<br />

Die Aufgabe des FV Petersgrätz e.V. bestand<br />

<strong>in</strong> der Koord<strong>in</strong>ation zwischen den<br />

Schulen. Die deutsche und die polnische<br />

Entscheidungsträger<strong>in</strong> hätten die geforderten<br />

Anträge für die Fördermittel beim<br />

Deutsch-Polnischen Jugendwerk (DPJW) <strong>in</strong><br />

Warschau (Fahrtkosten) und Bayerischen Jugendr<strong>in</strong>g<br />

(BJR) <strong>in</strong> München (Programmkosten)<br />

ohne die Hilfe des Vere<strong>in</strong>s nicht fristgerecht<br />

stellen können.<br />

21 Schüler/<strong>in</strong>nen mit fünf Lehrer<strong>in</strong>nen trafen<br />

am Sonntag 30. April 2006 um 8.30 Uhr<br />

mit dem L<strong>in</strong>ienbus <strong>in</strong> Würzburg e<strong>in</strong>.<br />

Im Vorfeld des Treffens hatten sich die polnischen<br />

Sechsklässler, die seit der ersten<br />

Klasse Deutsch lernen, und die deutschen<br />

Viertklässler persönliche Briefe geschrieben.<br />

Der Langenscheidt-Verlag aus München erhörte<br />

den Spendenaufruf des FV Petersgrätz<br />

e.V. und sponserte für jede Schule 26 Wörterbücher.<br />

Die Programmvielfalt <strong>in</strong> der Begegnungswoche<br />

reichte vom geme<strong>in</strong>samen<br />

Unterricht und Schulfeier über Arbeit im

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