Das zivilgesellschaftliche Engagement in städtischer Klimapolitik.

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Das zivilgesellschaftliche Engagement in städtischer Klimapolitik 48 sammenhängen zu (vgl. ebd., S. 447). Für die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit wäre der Einbezug mehrerer Fallstudien sicherlich bereichernd. Insbesondere die Handlungsempfehlungen würden so auf einem solideren empirischen Fundament stehen und könnten konkreter ausfallen. Eine unreflektierte Übernahme von Projek- ten aus anderen Städten im Sinne von Best-Practice-Anwendungen ist jedoch kritisch zu sehen. Wie in Kapitel 2.1 beschrieben, ist eine regional differenzierte Stra- tegieentwicklung nötig. Der qualitative Ansatz der Arbeit betont zudem das breite Verständnis einer konkreten Situation, ohne direkt kausale Beziehungen herzustel- len. Diese können in einem anderen Rahmen quantitativ untersucht werden. Zu strikte generalisierbare Aussagen lassen sich mit dem qualitativen Forschungsde- sign nur schwer erzielen (vgl. FLICK 2005, S. 260). Die Handlungsempfehlungen sind entsprechend als Reflexionsangebot zu verstehen, denn als konkrete Lösungs- ansätze. Ziel der Arbeit war es das zivilgesellschaftliche Engagement in der lokalen Klimapo- litik zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass in den Governance-Strukturen eine starke Verwaltungsorientierung besteht. Hinsichtlich der Ergebnisse lässt sich so eine thematische Fokussierung auf den Klimaschutz konstatieren. Dies ist von den Stadtverwaltungen vorgegeben, welche sich an der Erreichung der Klima- schutzziele messen. Auch die Interviewführung war entsprechend stark am Klima- schutz orientiert Wie jedoch in Kapitel 2 dargestellt, kommt dem Thema Anpassung eine durchaus höhere Bedeutung zu. Andererseits zeigen die Ergebnisse so jedoch die intern schlechte Einstellung der Stadtverwaltung auf solche multisektoralen Go- vernance-Strukturen. Diese Überlegungen führen zu einem weitreichenderen Problem. Im Hinblick auf die gewünschte Aufgabendelegation oder die Erbringung von Dienstleistungen für die Stadtverwaltung durch die Zivilgesellschaft ist die Verwaltungsorientierung kritisch zu beurteilen. Sollte die Aufgabenübernahme verrechtlicht werden, besteht die Ge- fahr, dass die Zivilgesellschaft lediglich zur Aufgabenerfüllung instrumentalisiert wird. Deren demokratisch-normativen Ansprüche würden in einem solchen Verhält- nis konterkariert. Zudem ist dies nicht mit dem für die Zivilgesellschaft konstitutiven Gebot der Freiwilligkeit vereinbar (siehe Kapitel 4). Die gesetzliche Festschreibung der konkreten Kooperation von Verwaltung und Zivilgesellschaft verbietet sich entsprechend. Darüber hinaus begeben sich zivilgesellschaftliche Organisationen so in den marktwirtschaftlichen Wettbewerb und werden zur Konkurrenz von etablierten Unternehmen.
Das zivilgesellschaftliche Engagement in städtischer Klimapolitik 49 Das führt vor Augen, dass solche Governance-Ansätze an Marktrationalitäten orientiert sind. Im konkreten Fall der zivilgesellschaftlichen Aufgabenübernahme, besteht die Gefahr, dass normative pluralistische gesellschaftliche Elemente, den ökonomi- schen Mechanismen der Verdrängung unterliegen. Diese eigentlich widersprüchli- che Entwicklung wird kritisch gesehen, da sich in ihr neoliberale Regierungsweisen problematisch verselbstständigen. Prozesse der Entscheidungsfindung und wirt- schaftliche Aktivitäten, die bislang durch staatliche Organe abgedeckt wurden gehen nun in den Aufgabenbereich der Bürger über (FÜLLER U. MARQUARDT 2009, S. 92 f.). Die Zivilgesellschaft als Schutzraum vor staatlicher Intervention wird damit aufgelöst (vgl. ADLOFF 2010, S. 39). Dementsprechend muss darauf geachtet werden, dass die Rolle der Zivilgesellschaft als eigenständiger Sektor neben Markt und Staat er- halten bleibt. Für die weiterführende Forschung ergeben sich somit Vertiefungsfra- gen und Hypothesen. 9.3 Weiterer Forschungsbedarf Sowohl allgemein als auch die konkreten Fallbeispiele betreffend ergibt sich weiterer Forschungsbedarf. Insbesondere hinsichtlich der konkreten Problemgebiete, wie finanzielle, zeitliche und personelle Ressourcen, die sich mit den Ergebnissen in anderen Untersuchungen weitgehend decken, sollten umfangreiche quantitative Befragungen durchgeführt werden. Die qualitativen Daten können zur Erarbeitung eines Indikatorensets dienen, mit dem die Verbreitung der Problematik und deren Ursachen erhoben werden. Hinsichtlich der dauerhaften Bearbeitung des Themas Klimaschutz und Anpassung in Kommunen ergeben sich zwei Untersuchungsansätze. Retrospektiv kann nach den konkreten Erfahrungen, die mit partizipativen Stadtentwicklungsprozessen, wie Lokale Agenda oder Soziale Stadt gemacht wurden, gefragt werden. Darauf auf- bauend ließe sich der Umgang mit diskursiven Aushandlungsprozessen im städti- schen Klimawandeldiskurs erforschen, um eine Prognose für dessen Beständigkeit zu treffen. Mit einer prospektiven Sicht könnten die Auswirkungen einer möglichen Verrechtlichung von partizipativen Klimaschutzmaßnahmen erkundet werden. Wel- che Einflussfaktoren existieren und wie beeinflussen sie welche Akteure? Dies ist vor dem Hintergrund des Neoliberalisierungsdikurses und der normativen Aufladung der Zivilgesellschaft interessant (siehe Kapitel 9.2). Auch die Rolle finanzieller Akteure im Rahmen der klimawandelgerechten Stadtent- wicklung knüpft an eine neoliberale Ökonomisierung an. Zunächst stellt sich die Frage, nach welcher Logik diese handeln und welchen Einfluss die Besitzstrukturen haben. Darüber hinaus ist interessant inwieweit sie das Governance Arrangement
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