Wir glauben und geloben: Auferstehung - Römisch-katholische ...
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Das Mahl des Lammes<br />
Lammfleisch gehört an Ostern zum traditionellen Festtagsessen. Zwar<br />
sind Osterei <strong>und</strong> Osterhase die bekannteren Symbole, doch nur das<br />
Osterlamm hat christliche Bedeutung. In der Liturgie der drei österlichen<br />
Tage begegnet uns das Lamm auf Schritt <strong>und</strong> Tritt.<br />
Wehrlos <strong>und</strong> unschuldig<br />
„Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen<br />
Blick auf ihn <strong>und</strong> sagte: Seht, das Lamm<br />
Gottes!“ (Joh 1,36). Dass ein Mensch mit<br />
einem Tiernamen bezeichnet wird, mag uns<br />
auf den ersten Blick befremdlich erscheinen.<br />
Doch die Verwandtschaft zwischen Mensch<br />
<strong>und</strong> Tier ist grösser, als wir gemeinhin annehmen.<br />
Nicht selten sprechen wir uns selber<br />
oder anderen Menschen Eigenschaften von<br />
Tieren zu. <strong>Wir</strong> sagen von einer Person, sie sei<br />
flink wie ein Wiesel, schlau wie ein Fuchs,<br />
scheu wie ein Reh oder frei wie ein Vogel. Zu<br />
allen Zeiten haben sich die Mächtigen der<br />
Welt mit Tiersymbolen ausgestattet, um ihre<br />
Grösse zu demonstrieren: Löwe, Adler, Bär<br />
<strong>und</strong> Tiger sind häufig anzutreffende Symbole<br />
der Stärke.<br />
Das Lamm verkörpert das Gegenteil von<br />
Bedeutung <strong>und</strong> Macht. Es erscheint in unseren<br />
Augen wehrlos <strong>und</strong> verletzlich, treuherzig<br />
<strong>und</strong> naiv. Im Buch des Propheten Jesaja<br />
wird der Diener Gottes mit einem Lamm verglichen.<br />
Obschon ihm gr<strong>und</strong>los Gewalt angetan<br />
wird, lässt er sich nicht in die Spirale des<br />
Bösen hineinziehen <strong>und</strong> verzichtet auf Gegengewalt.<br />
„Wie ein Lamm, das man zum<br />
Schlachten führt“, setzt er sich nicht zur<br />
Wehr, erträgt alles geduldig <strong>und</strong> tut „seinen<br />
M<strong>und</strong> nicht auf“ (Jes 52,7). Nicht von ungefähr<br />
steht dieser Bibeltext als Lesung in der<br />
Liturgie des Karfreitags: Die Kirche sieht im<br />
misshandelten <strong>und</strong> getöteten Gottesknecht<br />
eine prophetische Ankündigung des Leidens<br />
<strong>und</strong> Sterbens Jesu am Kreuz.<br />
Das wahre Osterlamm<br />
Auch der Apostel Paulus vergleicht den gewaltsamen<br />
Tod Jesu mit dem Schlachten<br />
eines Lammes (1 Kor 5,7). Er schlägt dabei<br />
die Brücke zum höchsten jüdischen Fest, an<br />
dem das Paschalamm zubereitet wird. Das<br />
jährliche Pascha (sprich: pas-cha) erinnert<br />
die Juden daran, wie Gott sein Volk aus der<br />
Sklaverei in Ägypten befreite. Bevor die Israeliten<br />
damals das Land verliessen, sollten sie<br />
ein Lamm schlachten <strong>und</strong> verspeisen. Das<br />
Blut des Lammes aber strichen sie an die<br />
Pfosten ihrer Türen, damit der Todesengel,<br />
der in jener Nacht Ägypten heimsuchte, ihre<br />
3. April 2010<br />
Häuser verschonte. Für das jüdische Volk<br />
bleibt dieses Ereignis durch alle Zeiten<br />
bedeutsam; das Paschalamm symbolisiert<br />
dabei die bewahrende <strong>und</strong> rettende Nähe<br />
Gottes.<br />
Der biblische Bericht von der Einsetzung<br />
des Paschamahles (Ex 12,1–8.11–14) wird in<br />
der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag<br />
gelesen, in jenem Gottesdienst also, in dem<br />
wir die Einsetzung der Eucharistie begehen.<br />
Mit Jesus Christus erhält das Paschamahl<br />
eine neue Bedeutung. Er selber ist das neue<br />
Paschalamm: Er hat in konsequenter Liebe<br />
<strong>und</strong> Gewaltlosigkeit das Todesschicksal auf<br />
sich genommen. Weil Gott ihn aber nicht im<br />
Tod gelassen, sondern zum Leben befreit hat,<br />
ist Christus für uns an Ostern zum neuen<br />
Schutz- <strong>und</strong> Lebenszeichen Gottes, zum<br />
Lamm Gottes, geworden. Im grossen Gesang<br />
der Osternacht, dem Exsultet, wird dies besungen:<br />
„Gekommen ist das heilige Osterfest,<br />
an dem das wahre Lamm geschlachtet ward,<br />
dessen Blut die Türen der Gläubigen heiligt<br />
<strong>und</strong> das Volk bewahrt vor Tod <strong>und</strong> Verderben.“<br />
Das österliche Mahl<br />
„Zum Mahl des Lammes schreiten wir …“ ,<br />
singen wir an Ostern (KG 443). Bei diesem<br />
Mahl wird jedoch kein Lammfleisch geges-<br />
Plädoyer für einen<br />
menschlichen Islam<br />
Elham Manea, jemenitisch-schweizerische<br />
Doppelbürgerin, lebt in Bern, als Familienfrau,<br />
Journalistin, Politologin <strong>und</strong> Unidozentin.<br />
Ihr Buch „Ich will nicht mehr schweigen“<br />
(2009) ist ein Bestseller. Mit den Forderungen<br />
nach einem menschlichen Islam<br />
<strong>und</strong> einer modernen Auslegung des Korans<br />
bricht sie Tabus.<br />
Der Fre<strong>und</strong>eskreis der ökumenischen<br />
Buchhandlung Voirol lädt Sie ein zu zwei<br />
Veranstaltungen. Am ersten Abend stellt Elham<br />
Manea ihr Buch vor, am zweiten kann<br />
aufgr<strong>und</strong> der Lektüre diskutiert werden. Diskussionsleitung:<br />
Rita Jost. Die Abende können<br />
unabhängig voneinander besucht werden.<br />
Weitere Informationen:<br />
Telefon 031 311 20 88.<br />
sen, gemeint ist das österliche Mahl, die Eucharistie.<br />
Christus, das Lamm Gottes, gibt<br />
sich uns zur Speise, nicht indem wir ein<br />
Lamm schlachten, sondern indem wir Brot<br />
<strong>und</strong> Wein bringen, Gott für diese Gaben danken,<br />
das Brot brechen <strong>und</strong> den Kelch herumreichen,<br />
so wie es Jesus aufgetragen hat.<br />
Beim „Mahl des Lammes“ ist Christus<br />
auch Gastgeber. Vor seinem Tod hat er zu seinen<br />
Jüngern gesagt: „Ihr sollt in meinem<br />
Reich mit mir an meinem Tisch essen <strong>und</strong><br />
trinken“ (Lk 22,30). Die Menschen der Bibel<br />
sahen in der friedlichen Gemeinschaft um<br />
einen reich gedeckten Tisch ein Bild für den<br />
Himmel, die Vereinigung mit Gott. Auch<br />
nach seiner <strong>Auferstehung</strong> ist Jesus den Jüngern<br />
mehrmals erschienen, um mit ihnen<br />
Mahl zu halten. Die Eucharistie verweist auf<br />
diese Mahlgemeinschaft mit Christus. Sie<br />
lässt die himmlische Liturgie aufscheinen,<br />
die Johannes in seiner Vision zeichnet: Vor<br />
dem Thron steht Christus als Lamm, das aussieht<br />
„wie geschlachtet“. Alles, was lebt im<br />
Himmel <strong>und</strong> auf Erden, kommt herbei, um<br />
ihn anzubeten (Offb 5). Die Situation erscheint<br />
aus menschlicher Sicht grotesk: Im<br />
Besitz der Macht sind nicht Löwe, Adler <strong>und</strong><br />
Co., sondern ein unscheinbares Lamm.<br />
Josef-Anton Willa, Liturgisches Institut<br />
der deutschsprachigen Schweiz