Thomas Mann: “Der Kleiderschrank” – Originaltext und Übersetzung ...
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„ihre kleinen Brüste wurden durch die Oberarme zusammengepresst“ 1617 - „ses avant-bras<br />
comprimaient ses seins menus“ 1618<br />
„ob er nicht vielmehr schlafend in seinem Coupé erster Klasse verblieb <strong>und</strong> von dem Schnellzuge<br />
Berlin <strong>–</strong> Rom mit ungeheuerer Geschwindigkeit über alle Berge getragen ward?“ 1619 - „n’est-il pas<br />
plutôt resté à dormir dans son compartiment de première, emporté au loin à une vitesse inouïe par<br />
le rapide Berlin <strong>–</strong> Rome?“ 1620<br />
„ob er nicht vielmehr schlafend in seinem Coupé erster Klasse verblieb <strong>und</strong> von dem Schnellzuge<br />
Berlin <strong>–</strong> Rom mit ungeheuerer Geschwindigkeit über alle Berge getragen ward?“ 1621 - „ou si,<br />
plutôt, il ne resta point endormi dans son compartiment de première et ne laissa pas l’express<br />
Berlin <strong>–</strong> Rome l’emporter à une vitesse inouïe par-delà les monts?“ 1622<br />
5.7 Ungenauigkeiten in der <strong>Übersetzung</strong><br />
Es ist sehr schwierig, einen ganzen Text mit genau <strong>und</strong> treu wiederzugeben. Manchmal versucht<br />
der Übersetzer, sich vom <strong>Originaltext</strong> zu distanzieren. Aber mit dieser Freiheit könnte man das<br />
Risiko eingehen, etwas vom Original zu Verschiedenes zu schaffen. Dagegen kann auch eine zu<br />
tiefe Treue dem Text gegenüber problematisch werden, weil man zu einer wörtlichen <strong>Übersetzung</strong><br />
gelangen könnte. Diese Art <strong>Übersetzung</strong> ruft eine komische Sprache <strong>und</strong> besondere<br />
Konstruktionen hervor, die einen starken Einfluss von einer anderen Sprache erleiden, deswegen<br />
wird die Empfindsamkeit des Lesers gestört.<br />
Außerdem werden die <strong>Übersetzung</strong>en auch vom Entwicklungsprozess jeder Sprache beeinflusst:<br />
diesen kann man auch in den Unterschieden zwischen dem Text von Louise Servicen (1955) <strong>und</strong><br />
dem von Romain Deygout (1993) feststellen. Der Wortschatz stellt <strong>–</strong> normalerweise ist er auch<br />
damit verb<strong>und</strong>en - die Umgebung <strong>und</strong> die Epoche dar, in denen die Geschichte spielt, deswegen<br />
sollte man in <strong>Übersetzung</strong>en nicht zeitgenössischer Texte alle Neologismen vermeiden, die einen<br />
komischen <strong>und</strong> falschen Effekt bewirken würden.<br />
Louise Servicen hat die Tendenz zur Treue gegenüber dem <strong>Originaltext</strong>, aber sie ist übermäßig,<br />
solange sie dem französischen Ergebnis wenig Beachtung schenkt. Man trifft nämlich hier viele<br />
Ungenauigkeiten, die dem französischen Leser falsche Kenntnisse von den Details der Geschichte<br />
bieten.<br />
Romain Deygout dagegen gibt den Text durch eine zeitgenössische französische Sprache - in<br />
Respekt des deutschen Begriffs <strong>–</strong> wieder.<br />
In diesem kurzen Unterkapitel versucht man, zu zeigen, was es wirklich ungenau <strong>und</strong> falsch in den<br />
beiden <strong>Übersetzung</strong>en gibt <strong>und</strong> wenn ich persönlich die beiden nicht ganz korrekt <strong>und</strong> gelungen<br />
gef<strong>und</strong>en habe, habe ich meine eigenen Interpretationen vorschlagen.<br />
1617<br />
Ebd., S. 71<br />
1618<br />
Ebd. (übersetzt von L. Servicen), S. 121<br />
1619<br />
Ebd., S. 74<br />
1620<br />
Ebd., S. 75<br />
1621<br />
Ebd., S. 74<br />
1622<br />
Ebd. (übersetzt von L. Servicen), S. 122<br />
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