November - rewi.at | FV Jus | UniGraz
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(c) Thorben Wengert / pixelio.de<br />
Obwohl es an den österreichischen<br />
Universitäten mittlerweile<br />
seit einigen Jahren<br />
eine „Moot Court-Tradition“ gibt<br />
und in verschiedenen Rechtsgebieten<br />
dieser Prozesswettbewerb abgehalten<br />
wird (z.B. Zivilrecht, UN-Kaufrecht,<br />
Völkerrecht), weiß man als Studierender<br />
vor der Teilnahme trotzdem<br />
nicht genau, was da auf einen zukommt.<br />
Zumindest ging es mir so, als ich<br />
mich für die Lehrveranstaltung zum<br />
Zivilrechts-Mootcourt im September<br />
2011 angemeldet h<strong>at</strong>te. Wobei<br />
ich zugeben muss, dass ich von<br />
Studienkollegen, die in den Jahren<br />
davor teilgenommen h<strong>at</strong>ten, bereits<br />
tolles Feedback und Empfehlungen<br />
dafür bekommen habe.<br />
Es ist eigentlich recht einfach – und<br />
dann auch wieder nicht - diesen<br />
law @graz<br />
Moot Court zu beschreiben:Grundsätzlich<br />
nehmen<br />
die teilnehmenden<br />
Studierenden die<br />
Position der Parteienvertreter<br />
in<br />
einem Zivilprozess<br />
ein und zwar jeweils<br />
als Team. Das<br />
hört sich leicht an,<br />
bringt aber zahlreicheHerausforderungen<br />
mit sich,<br />
mit denen man im<br />
sonstigen Studienplan nie konfrontiert<br />
wird: man muss Schriftsätze<br />
verfassen, in denen es nicht um die<br />
objektive Beurteilung der Rechtslage<br />
geht (wie es ja bei schriftlichen Fachprüfungen<br />
meistens der Fall ist), sondern<br />
darum, die Position der Partei<br />
möglichst<br />
glaubhaft<br />
und fundiert<br />
zu<br />
vermitteln.Außerdem<br />
muss zusätzlich<br />
zu diesem<br />
Schrifts<strong>at</strong>z<br />
auch<br />
n o c h<br />
mündlichvorgetragen<br />
Studium<br />
Moot Court: eine einzigartige Lehrveranstaltung<br />
Das Team der Universität Graz konnte den Österreichischen Zivilrechts-<br />
Moot Court 2012 gewinnen und kann eine Teilnahme daran n<strong>at</strong>ürlich<br />
nur wärmstens empfehlen.<br />
werden, was neben einer genauen<br />
Kenntnis der Rechtslage und Argument<strong>at</strong>ionslinien<br />
auch rhetorisches<br />
Talent und Schlagfertigkeit erfordert.<br />
Die ganze Lehrveranstaltung zieht<br />
sich über ein Semester und besteht<br />
aus drei Runden, wobei man die<br />
erste alleine bestreitet und die folgenden<br />
als Team. Das Besondere dabei<br />
ist, dass man nicht nur als Team<br />
zusammenarbeitet und so jeder seine<br />
juristischen Stärken in die Arbeit<br />
einbringen kann, sondern man auch<br />
noch von einer Grazer Rechtsanwaltskanzlei<br />
betreut wird, was die<br />
Qualität des Wettbewerbes nochmals<br />
steigert. Dazu kommen tolle Vorträge<br />
der Lehrveranstaltungsleiter (Prof.<br />
Nummer-Krautgasser, Richter Dr.<br />
Kirsch und Prof. Terlitza) und externer<br />
Referenten. Außerdem erhält<br />
man nach jeder Runde juristisches<br />
und präsent<strong>at</strong>ionstechnisches Feedback,<br />
eine tolle Erfahrung für später.<br />
Beim Moot Court kann man also<br />
salopp gesagt im sicheren Terrain<br />
der Universität Anwalt in einem<br />
Zivilprozess spielen. Das ist eine<br />
Erfahrung, die für verschiedene<br />
spätere juristische Tätigkeiten (z.B.<br />
Mag. Jan-Philipp Schifko<br />
h<strong>at</strong> zusammen mit Florian Hutzl<br />
und Christian Thon den Österreichischen<br />
Zivilrechts-Moot Court 2012<br />
gewonnen. Er h<strong>at</strong> an der Universität<br />
Graz das Diplomstudium Rechtswissenschaften<br />
studiert, war Mitarbeiter<br />
der <strong>FV</strong>-<strong>Jus</strong> und ist seit Oktober 2012<br />
Rechtsanwaltsanwärter in Wien.<br />
als Rechtsanwaltsanwärter oder in<br />
der <strong>Jus</strong>tiz) ein großer Vorsprung ist.<br />
Es ist ein Unterschied, ob man die<br />
ZPO für eine Fachprüfung lernt<br />
oder über ein<br />
Semester lang<br />
praktisch anwendet(plötzlich<br />
ergeben<br />
viele Dinge<br />
mehr Sinn als<br />
beim Lernen!<br />
:D).<br />
Jenes Team,<br />
das die Vorausscheidung<br />
gewinnt, darf<br />
am Bundesfinaleteilnehmen,<br />
wo<br />
Teams aller juridischen Fakultäten<br />
Österreichs gegeneinander antreten.<br />
Im Juni 2012 fand dieses Finale in<br />
einem Verhandlungsaal des OGH<br />
im Wiener <strong>Jus</strong>tizpalast st<strong>at</strong>t, eine<br />
große Ehre für alle teilnehmenden<br />
Studierenden, wenn man bedenkt,<br />
wie selten eine mündliche Verhandlung<br />
vor dem OGH in Zivilrechtssachen<br />
st<strong>at</strong>tfindet.<br />
Eines ist klar: ein Moot Court bedeutet<br />
viel Arbeit, mehr als die meisten<br />
anderen Seminare und wenn<br />
man ihn ernst nimmt, ist er wohl<br />
zeitaufwendiger als so manche Fachprüfung.<br />
Aber es lohnt sich hundertprozentig<br />
aus mehreren Gründen:<br />
Erstens bekommt man Praxiserfahrung<br />
in einem Zivilrechtsverfahren,<br />
lernt Schriftsätze zu verfassen und<br />
mündlich seine Positionen zu vertreten.<br />
Zum Zweiten erhält man durch<br />
die Lehrveranstaltungsleiter und die<br />
Rechtsanwälte tolles Feedback und<br />
Praxistipps von Experten und das in<br />
14 15<br />
L A W @ G R A Z I N F O B O x<br />
der konstruktiven Atmosphäre eines<br />
kleinen Seminars (18 Teilnehmer).<br />
Drittens muss man als Team Schriftsätze<br />
und Argument<strong>at</strong>ionslinien erarbeiten,<br />
koordinieren, einstudieren<br />
und vortragen. Und man bekommt<br />
mit Sicherheit eine Antwort auf die<br />
Frage, ob die Tätigkeit eines Rechtsanwalts<br />
einem liegt und man diese<br />
anstreben will.<br />
Die Anmeldephase für das Studienjahr<br />
2012/13 ist schon vorbei,<br />
allerdings kann ich allen, denen<br />
Zivil(prozess)recht Spaß macht und<br />
die mit dem Gedanken spielen, in<br />
die Anwaltei oder <strong>Jus</strong>tiz zu gehen,<br />
nur wärmstens empfehlen im nächsten<br />
Jahr am Zivilrechts-Moot Court<br />
in Graz teilzunehmen.<br />
Euer<br />
Studium<br />
Jan