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(c) Thomas Siepmann / pixelio.de<br />
L A W @ G R A Z I N F O B O x<br />
Kuriose Fälle der Höchstgerichte<br />
4 Ob 51/12x<br />
Politisch brisant, rechtlich interessant<br />
Uwe Scheuch, der zurückgetretene<br />
Vize-Landeshauptmann von Kärnten<br />
stand in den letzten Mon<strong>at</strong>en<br />
nicht nur als Angeklagter, sondern<br />
auch als Kläger vor Gericht.<br />
Ein Foto vom Villacher Faschingsumzug<br />
2009, auf welchem LH Dörfler<br />
und angeblich auch Scheuch abgebildet<br />
waren gab den Anlass dazu.<br />
Die Zeitung „Österreich“ druckte<br />
dieses Foto, auf dem Dörfler und ein<br />
als Frau verkleidet und schwarz geschminkter<br />
Mann (laut „Österreich“<br />
Uwe Scheuch) zu sehen sind, ein<br />
Jahr nach dem Umzug ab. Daraufhin<br />
klagte Scheuch die Zeitung auf<br />
Unterlassung der Behauptung er sei<br />
auf diesem Foto abgebildet und auf<br />
tausend Euro Entschädigung, da er<br />
„in seiner politischen Stellung Würde<br />
und Ansehen zu wahren h<strong>at</strong>“.<br />
In der Unterlassungs-causa gaben<br />
alle Instanzen dem Politiker Recht,<br />
wohingegen im Falle des Schaden-<br />
Christopher Sp<strong>at</strong>h<br />
sudiert Rechtswissenschaften und ist<br />
Mitarbeiter der <strong>FV</strong>-<strong>Jus</strong>.<br />
law @graz<br />
ers<strong>at</strong>zes geteilte Meinungen herrschten.<br />
Der OGH entschied schließlich<br />
gegen den Entschädigungsanspruch,<br />
da der Bildnisschutz des Urheberrechts<br />
nur dann greife, wenn jemand<br />
auch wirklich auf dem Bild<br />
abgebildet ist. Auch § 1328 ABGB<br />
greife hier nicht, da die Teilnahme<br />
an einem öffentlichen Ereignis (Faschingsumzug)<br />
nicht in die Priv<strong>at</strong>sphäre<br />
falle stellte das Höchstgericht<br />
fest.<br />
Das der Bildnisschutz des UrhG<br />
hier nicht greife ist laut „Österreich“<br />
- Anwalt Peter Zöchbauer sehr interessant,<br />
da in der Vergangenheit<br />
dieser auch für Karik<strong>at</strong>uren gegolten<br />
h<strong>at</strong>, auf denen auch niemand als<br />
Person abgebildet ist.<br />
1 Ob 134/12f<br />
Schmerzensgeld für Liebeskummer?<br />
Wer kennt das nicht, Liebeskummer<br />
nach einer gescheiterten Beziehung.<br />
Im konkreten Fall h<strong>at</strong> die Ehefrau<br />
ihren Mann nach 20 Jahren Ehe<br />
betrogen. Dieser forderte darauf<br />
25.000 Euro Schmerzensgeld vom<br />
Liebhaber seiner Frau, da er an Depressionen<br />
erkrankte und längere<br />
Zeit im Krankenstand war. Schon<br />
die erste Instanz wies diese Forderung<br />
mit der Begründung, dass „es<br />
für verlorene Liebe kein Schmerzensgeld<br />
gibt“, ab. Auch die zweite<br />
Instanz bestätigte diese Entscheidung<br />
mit dem Zus<strong>at</strong>z, dass der<br />
OGH schon 2003 in einem ähnlichen<br />
Fall so entschieden h<strong>at</strong>te (6 Ob<br />
124/02g). Dass der betrogene Ehemann<br />
trotzdem noch vors Höchstgericht<br />
zog liegt an einem neueren<br />
Rechtliches<br />
Fall, in diesem entschied der OGH<br />
nämlich für den Schmerzensgeldanspruch<br />
eines Mannes, dessen Ex-<br />
Frau ihm den Umgang mit seinem<br />
Kind verweigerte (4 Ob 8/11x). Vor<br />
dem OGH hielt dieser Vergleich allerdings<br />
nicht stand, da man, nach<br />
der Meinung der Höchstrichter, ein<br />
Eheverhältnis, welches man wieder<br />
lösen kann, nicht mit dem zu einem<br />
Kind, welches auf Dauer angelegt<br />
ist, vergleichen kann.<br />
Die Ehe des Paares wurde übrigens<br />
mittlerweile einvernehmlich geschieden.<br />
VwGH 2008/13/0082<br />
Antiquität oder abnutzbares<br />
Wirtschaftsgut<br />
Ein Biedermeier Bücherregal ist<br />
nicht das gleiche wie eine historische<br />
Geige. Was auf den ersten<br />
Blick offensichtlich scheint, ist aus<br />
steuerrechtlicher Sicht nicht ganz<br />
so klar. Das Finanzamt und der<br />
Unabhängige Finanzsen<strong>at</strong> Wien<br />
vertr<strong>at</strong>en die Meinung, dass ein Berufsmusiker<br />
diese Geige nicht von<br />
der Steuer absetzten konnte. Dieser<br />
klagte darüber, dass die Geige unter<br />
dem ständigen Gebrauch, Transport<br />
und Klimawechsel leide und die<br />
Nutzungsdauer daher nur noch 35<br />
Jahre beträgt. Mit Verweis auf eine<br />
Entscheidung des VwGHs aus dem<br />
Jahr 1996, die besagte, dass eine<br />
Bücherwand aus dem Biedermeier<br />
kein abnutzbares Wirtschaftsgut,<br />
sondern eine Antiquität darstellt,<br />
wollte der UFS Wien dem Berufsmusiker<br />
die steuerliche Absetzbarkeit<br />
verweigern. Dem widersprach<br />
aber der VwGH und somit darf der<br />
Musiker die Bemessungsgrundlage<br />
seiner Einkommenssteuer auf die<br />
Jahre verteilt verringern.<br />
Im Mai 2012 h<strong>at</strong> die erste österreichische<br />
Universität mit einer<br />
S<strong>at</strong>zungsänderung die autonome<br />
Einhebung von Studienbeiträgen<br />
festgeschrieben, das mediale Echo<br />
war bekanntlich sehr groß. Der<br />
Sen<strong>at</strong> der Karl-Franzens-Universität<br />
Graz h<strong>at</strong> in seiner Sitzung am<br />
16.5.2012 die Einhebung beschlossen.<br />
Die Rechtsauffassung zu diesem<br />
Thema ist sehr umstritten, einerseits<br />
bezieht sich das Bundesministerium<br />
für Wissenschaft und Forschung<br />
(BMWF) auf ein Gutachten von<br />
Prof. Heinz Mayer (Verfassungs-<br />
und Verwaltungsjurist, Universi-<br />
Martin Halsmayr<br />
studiert Rechtswissenschaften und ist<br />
Mitarbeiter der <strong>FV</strong>-<strong>Jus</strong>.<br />
tätsprofessor und seit 2006 Dekan<br />
der rechtswissenschaftlichen Fakultät<br />
der Universität Wien), welches<br />
eine autonome Einhebung bejaht.<br />
Andererseits verneinen viele andere<br />
österreichische Juristen diese Auffassung.<br />
Gewisse Teile der Studentenvertreter<br />
gehen aktiv gegen diese<br />
Pläne mit einer „Doppelstr<strong>at</strong>egie“<br />
vor: Einerseits suchen sie Studenten,<br />
die im Rahmen einer Individualbeschwerde<br />
bereit sind, vor den Verfassungsgerichtshof<br />
(VfGH) zu ziehen,<br />
andererseits r<strong>at</strong>en sie allen anderen<br />
Beitragspflichtigen, Anträge auf<br />
Rückerst<strong>at</strong>tung zu stellen, über die<br />
am Ende des Instanzenzuges auch<br />
der VfGH zu entscheiden h<strong>at</strong>.<br />
Entschieden h<strong>at</strong> der VfGH bereits,<br />
dass den Beschwerden keine aufschiebende<br />
Wirkung zukommt - das<br />
heißt, dass die Studienbeiträge vorerst<br />
bezahlt werden müssen. Der<br />
VfGH teilte Anfang Oktober mit,<br />
dass es bis Ende dieses Jahres eine<br />
Entscheidung geben wird, ob gegen<br />
die autonome Einhebung von Studiengebühren<br />
aus Sicht des VfGH<br />
Bedenken bestehen oder nicht.<br />
Derzeit sind jedoch insgesamt nur<br />
rund zehn bis fünfzehn Prozent der<br />
Studierenden von den Beiträgen be-<br />
26 27<br />
(c) Universität Graz<br />
L A W @ G R A Z I N F O B O x<br />
Rechtliches<br />
Quellen:<br />
www.ris.bka.gv.<strong>at</strong>, 08.10.2012<br />
Die Presse, Rechtspanorama 18.6.2012 – Politisch brisant, rechtlich interessant<br />
Die Presse, Rechtspanorama 24.9.2012 – Schmerzensgeld für Liebeskummer?<br />
Die Presse, Rechtspanorama 24.9.2012 – Antiquität oder abnutzbares Wirtschaftsgut<br />
Die Autonomen Studiengebühren in Graz und<br />
Österreich<br />
troffen.<br />
Wie hoch ist nun mein Studienbeitrag<br />
und wann muss ich diesen<br />
bezahlen?<br />
Ordentliche Studierende aus Österreich,<br />
einem EU- oder EWR-Sta<strong>at</strong><br />
und Studierende, denen Österreich<br />
auf Grund eines völkerrechtlichen<br />
Vertrages dieselben Rechte für den<br />
Berufszugang zu gewähren h<strong>at</strong> wie<br />
InländerInnen (z. B. Konventionsflüchtlinge),<br />
sind für die Mindeststudiendauer<br />
Ihres Studiums plus<br />
zwei Toleranzsemester vom Studienbeitrag<br />
befreit.<br />
Für Diplomstudien besteht die beitragsfreie<br />
Zeit aus der Mindestdauer<br />
je Studienabschnitt laut Curriculum<br />
(Studienplan) plus zwei Toleranzsemester<br />
je Studienabschnitt.<br />
Wird die beitragsfreie Zeit überschritten,<br />
so sind der Studienbeitrag<br />
in Höhe von € 363,36 sowie der<br />
ÖH-Beitrag in Höhe von € 17,50<br />
also in Summe € 380,86 zu entrichten.<br />
(Quelle: uni-graz.<strong>at</strong>)<br />
Euer<br />
Martin