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November - rewi.at | FV Jus | UniGraz

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(c) Thomas Siepmann / pixelio.de<br />

L A W @ G R A Z I N F O B O x<br />

Kuriose Fälle der Höchstgerichte<br />

4 Ob 51/12x<br />

Politisch brisant, rechtlich interessant<br />

Uwe Scheuch, der zurückgetretene<br />

Vize-Landeshauptmann von Kärnten<br />

stand in den letzten Mon<strong>at</strong>en<br />

nicht nur als Angeklagter, sondern<br />

auch als Kläger vor Gericht.<br />

Ein Foto vom Villacher Faschingsumzug<br />

2009, auf welchem LH Dörfler<br />

und angeblich auch Scheuch abgebildet<br />

waren gab den Anlass dazu.<br />

Die Zeitung „Österreich“ druckte<br />

dieses Foto, auf dem Dörfler und ein<br />

als Frau verkleidet und schwarz geschminkter<br />

Mann (laut „Österreich“<br />

Uwe Scheuch) zu sehen sind, ein<br />

Jahr nach dem Umzug ab. Daraufhin<br />

klagte Scheuch die Zeitung auf<br />

Unterlassung der Behauptung er sei<br />

auf diesem Foto abgebildet und auf<br />

tausend Euro Entschädigung, da er<br />

„in seiner politischen Stellung Würde<br />

und Ansehen zu wahren h<strong>at</strong>“.<br />

In der Unterlassungs-causa gaben<br />

alle Instanzen dem Politiker Recht,<br />

wohingegen im Falle des Schaden-<br />

Christopher Sp<strong>at</strong>h<br />

sudiert Rechtswissenschaften und ist<br />

Mitarbeiter der <strong>FV</strong>-<strong>Jus</strong>.<br />

law @graz<br />

ers<strong>at</strong>zes geteilte Meinungen herrschten.<br />

Der OGH entschied schließlich<br />

gegen den Entschädigungsanspruch,<br />

da der Bildnisschutz des Urheberrechts<br />

nur dann greife, wenn jemand<br />

auch wirklich auf dem Bild<br />

abgebildet ist. Auch § 1328 ABGB<br />

greife hier nicht, da die Teilnahme<br />

an einem öffentlichen Ereignis (Faschingsumzug)<br />

nicht in die Priv<strong>at</strong>sphäre<br />

falle stellte das Höchstgericht<br />

fest.<br />

Das der Bildnisschutz des UrhG<br />

hier nicht greife ist laut „Österreich“<br />

- Anwalt Peter Zöchbauer sehr interessant,<br />

da in der Vergangenheit<br />

dieser auch für Karik<strong>at</strong>uren gegolten<br />

h<strong>at</strong>, auf denen auch niemand als<br />

Person abgebildet ist.<br />

1 Ob 134/12f<br />

Schmerzensgeld für Liebeskummer?<br />

Wer kennt das nicht, Liebeskummer<br />

nach einer gescheiterten Beziehung.<br />

Im konkreten Fall h<strong>at</strong> die Ehefrau<br />

ihren Mann nach 20 Jahren Ehe<br />

betrogen. Dieser forderte darauf<br />

25.000 Euro Schmerzensgeld vom<br />

Liebhaber seiner Frau, da er an Depressionen<br />

erkrankte und längere<br />

Zeit im Krankenstand war. Schon<br />

die erste Instanz wies diese Forderung<br />

mit der Begründung, dass „es<br />

für verlorene Liebe kein Schmerzensgeld<br />

gibt“, ab. Auch die zweite<br />

Instanz bestätigte diese Entscheidung<br />

mit dem Zus<strong>at</strong>z, dass der<br />

OGH schon 2003 in einem ähnlichen<br />

Fall so entschieden h<strong>at</strong>te (6 Ob<br />

124/02g). Dass der betrogene Ehemann<br />

trotzdem noch vors Höchstgericht<br />

zog liegt an einem neueren<br />

Rechtliches<br />

Fall, in diesem entschied der OGH<br />

nämlich für den Schmerzensgeldanspruch<br />

eines Mannes, dessen Ex-<br />

Frau ihm den Umgang mit seinem<br />

Kind verweigerte (4 Ob 8/11x). Vor<br />

dem OGH hielt dieser Vergleich allerdings<br />

nicht stand, da man, nach<br />

der Meinung der Höchstrichter, ein<br />

Eheverhältnis, welches man wieder<br />

lösen kann, nicht mit dem zu einem<br />

Kind, welches auf Dauer angelegt<br />

ist, vergleichen kann.<br />

Die Ehe des Paares wurde übrigens<br />

mittlerweile einvernehmlich geschieden.<br />

VwGH 2008/13/0082<br />

Antiquität oder abnutzbares<br />

Wirtschaftsgut<br />

Ein Biedermeier Bücherregal ist<br />

nicht das gleiche wie eine historische<br />

Geige. Was auf den ersten<br />

Blick offensichtlich scheint, ist aus<br />

steuerrechtlicher Sicht nicht ganz<br />

so klar. Das Finanzamt und der<br />

Unabhängige Finanzsen<strong>at</strong> Wien<br />

vertr<strong>at</strong>en die Meinung, dass ein Berufsmusiker<br />

diese Geige nicht von<br />

der Steuer absetzten konnte. Dieser<br />

klagte darüber, dass die Geige unter<br />

dem ständigen Gebrauch, Transport<br />

und Klimawechsel leide und die<br />

Nutzungsdauer daher nur noch 35<br />

Jahre beträgt. Mit Verweis auf eine<br />

Entscheidung des VwGHs aus dem<br />

Jahr 1996, die besagte, dass eine<br />

Bücherwand aus dem Biedermeier<br />

kein abnutzbares Wirtschaftsgut,<br />

sondern eine Antiquität darstellt,<br />

wollte der UFS Wien dem Berufsmusiker<br />

die steuerliche Absetzbarkeit<br />

verweigern. Dem widersprach<br />

aber der VwGH und somit darf der<br />

Musiker die Bemessungsgrundlage<br />

seiner Einkommenssteuer auf die<br />

Jahre verteilt verringern.<br />

Im Mai 2012 h<strong>at</strong> die erste österreichische<br />

Universität mit einer<br />

S<strong>at</strong>zungsänderung die autonome<br />

Einhebung von Studienbeiträgen<br />

festgeschrieben, das mediale Echo<br />

war bekanntlich sehr groß. Der<br />

Sen<strong>at</strong> der Karl-Franzens-Universität<br />

Graz h<strong>at</strong> in seiner Sitzung am<br />

16.5.2012 die Einhebung beschlossen.<br />

Die Rechtsauffassung zu diesem<br />

Thema ist sehr umstritten, einerseits<br />

bezieht sich das Bundesministerium<br />

für Wissenschaft und Forschung<br />

(BMWF) auf ein Gutachten von<br />

Prof. Heinz Mayer (Verfassungs-<br />

und Verwaltungsjurist, Universi-<br />

Martin Halsmayr<br />

studiert Rechtswissenschaften und ist<br />

Mitarbeiter der <strong>FV</strong>-<strong>Jus</strong>.<br />

tätsprofessor und seit 2006 Dekan<br />

der rechtswissenschaftlichen Fakultät<br />

der Universität Wien), welches<br />

eine autonome Einhebung bejaht.<br />

Andererseits verneinen viele andere<br />

österreichische Juristen diese Auffassung.<br />

Gewisse Teile der Studentenvertreter<br />

gehen aktiv gegen diese<br />

Pläne mit einer „Doppelstr<strong>at</strong>egie“<br />

vor: Einerseits suchen sie Studenten,<br />

die im Rahmen einer Individualbeschwerde<br />

bereit sind, vor den Verfassungsgerichtshof<br />

(VfGH) zu ziehen,<br />

andererseits r<strong>at</strong>en sie allen anderen<br />

Beitragspflichtigen, Anträge auf<br />

Rückerst<strong>at</strong>tung zu stellen, über die<br />

am Ende des Instanzenzuges auch<br />

der VfGH zu entscheiden h<strong>at</strong>.<br />

Entschieden h<strong>at</strong> der VfGH bereits,<br />

dass den Beschwerden keine aufschiebende<br />

Wirkung zukommt - das<br />

heißt, dass die Studienbeiträge vorerst<br />

bezahlt werden müssen. Der<br />

VfGH teilte Anfang Oktober mit,<br />

dass es bis Ende dieses Jahres eine<br />

Entscheidung geben wird, ob gegen<br />

die autonome Einhebung von Studiengebühren<br />

aus Sicht des VfGH<br />

Bedenken bestehen oder nicht.<br />

Derzeit sind jedoch insgesamt nur<br />

rund zehn bis fünfzehn Prozent der<br />

Studierenden von den Beiträgen be-<br />

26 27<br />

(c) Universität Graz<br />

L A W @ G R A Z I N F O B O x<br />

Rechtliches<br />

Quellen:<br />

www.ris.bka.gv.<strong>at</strong>, 08.10.2012<br />

Die Presse, Rechtspanorama 18.6.2012 – Politisch brisant, rechtlich interessant<br />

Die Presse, Rechtspanorama 24.9.2012 – Schmerzensgeld für Liebeskummer?<br />

Die Presse, Rechtspanorama 24.9.2012 – Antiquität oder abnutzbares Wirtschaftsgut<br />

Die Autonomen Studiengebühren in Graz und<br />

Österreich<br />

troffen.<br />

Wie hoch ist nun mein Studienbeitrag<br />

und wann muss ich diesen<br />

bezahlen?<br />

Ordentliche Studierende aus Österreich,<br />

einem EU- oder EWR-Sta<strong>at</strong><br />

und Studierende, denen Österreich<br />

auf Grund eines völkerrechtlichen<br />

Vertrages dieselben Rechte für den<br />

Berufszugang zu gewähren h<strong>at</strong> wie<br />

InländerInnen (z. B. Konventionsflüchtlinge),<br />

sind für die Mindeststudiendauer<br />

Ihres Studiums plus<br />

zwei Toleranzsemester vom Studienbeitrag<br />

befreit.<br />

Für Diplomstudien besteht die beitragsfreie<br />

Zeit aus der Mindestdauer<br />

je Studienabschnitt laut Curriculum<br />

(Studienplan) plus zwei Toleranzsemester<br />

je Studienabschnitt.<br />

Wird die beitragsfreie Zeit überschritten,<br />

so sind der Studienbeitrag<br />

in Höhe von € 363,36 sowie der<br />

ÖH-Beitrag in Höhe von € 17,50<br />

also in Summe € 380,86 zu entrichten.<br />

(Quelle: uni-graz.<strong>at</strong>)<br />

Euer<br />

Martin

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