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106 beiträge<br />
Dr. Heinz Frommelt, Steuerfahndung im Dreiländereck<br />
beiträge<br />
Steuerfahndung im Dreiländereck<br />
Dr. Heinz Frommelt, Rechtsanwalt, Sele Frommelt & Partner, Vaduz 1<br />
1. Der Staub legt sich<br />
Das gleichnamige Buch der Autoren ist aus dem Seminar «Steuerfahndung<br />
im Dreiländereck» entstanden, das am 18.11.2008<br />
in München stattfand und am 11.11.2009 mit den neuen zwischenzeitlich<br />
gewonnenen Erkenntnissen wiederholt wurde.<br />
Zum Zeitpunkt der Konzeption des Seminars Ende 2007 war allerdings<br />
noch nicht im Ansatz erkennbar, in welchem Masse das<br />
Steuer- und Steuerstrafrecht im Verhältnis Deutschland – Österreich<br />
– Schweiz und <strong>Liechtenstein</strong> von aktueller Bedeutung sein<br />
würde. An dieser Stelle möchte ich dies aus liechtensteinischer<br />
Sicht etwas präzisieren und die neuesten Entwicklungen zusammenfassen.<br />
«Der 14.2.2008, der Tag an dem man im Frühstücksfernsehen<br />
die Durchsuchung des Kölner Wohnhauses von Herrn Dr. Klaus<br />
Zumwinkel mitverfolgen konnte, stellt einen Meilenstein auf<br />
dem Gebiet des Steuerstrafrechts dar. Noch nie zuvor erfolgte<br />
eine öffentliche Blossstellung von potenziellen Steuerhinterziehern<br />
in dieser Form», so Dr. Rainer Spatscheck im Vorwort des<br />
Buches. 2 Dem ist nichts hinzuzufügen.<br />
Seitdem ist – jedenfalls aus deutscher Sicht – nichts mehr so,<br />
wie es früher war. Der erstmalige Ankauf entwendeter Bankdaten<br />
durch deutsche Behörden stellt insofern einen Dammbruch<br />
dar. Das scheint den deutschen Bundesfinanzminister<br />
ermutigt zu haben, in einer nie da gewesenen Aggression gegen<br />
Steuerhinterzieher vorzugehen. Hierbei schreckte er nicht<br />
davor zurück, politisch gegen <strong>Liechtenstein</strong> und die Schweiz<br />
vorzugehen, was zu erheblichen Verwerfungen zwischen den<br />
Staaten führte.<br />
Auch aus liechtensteinischer Sicht ist einiges passiert. Nach<br />
dem Mediengeplänkel nach dem 14.2.2008 akzeptierte <strong>Liechtenstein</strong><br />
am 12.3.2008 Auskunftsabkommen nach dem OECD-<br />
Standard. Dies löste, begleitet von der mehr oder minder aus<br />
der Luft gegriffenen Zahl von 12 Abkommen, die Voraussetzung<br />
für die «weisse Liste» sei, eine Welle von Auskunftsabkommen<br />
aus, bis hin zu Doppelbesteuerungsabkommen, die<br />
bisher lediglich eine Fussnote im liechtensteinischen Steuerrecht<br />
zu sein schienen. 3<br />
liechtenstein-journal 4/2009<br />
Aufgrund der bisherigen Struktur des Finanzplatzes <strong>Liechtenstein</strong><br />
und seiner mitunter auf «Steuerneutralität» bedachten<br />
Nutzung, trat in den letzten Jahrzehnten ein zentrales Merkmal<br />
zu Unrecht in den Hintergrund, nämlich die hohe Qualität<br />
liechtensteinischer Finanzdienstleistungen. Gleichzeitig<br />
kann aus heutiger Sicht festgestellt werden, dass eine frühere<br />
strukturelle Öffnung des Finanzplatzes, etwa mittels Doppelbesteuerungsabkommen,<br />
wohl versäumt wurde. Nun gilt es,<br />
die Qualität in den Vordergrund zu rücken und das Versäumte<br />
möglichst nachzuholen, wobei Letzteres eine bedeutende Ausweitung<br />
der bisherigen Kooperation in Steuerfragen bedingen<br />
wird. Die massgeblichen staatlichen und wirtschaftlichen Kräfte<br />
haben sich dabei aber einem zentralen Grundsatz verschrieben:<br />
Die weitestgehend mögliche Aufrechterhaltung der Privatsphäre,<br />
deren Durchbrechung stets vor rechtsstaatlichen Prinzipien<br />
standhalten muss.<br />
2. Paradigmawechsel?<br />
Im Lande <strong>Liechtenstein</strong> scheint seit dem Sommer 2008 ein<br />
Paradigmawechsel Einzug gehalten zu haben. Anlässlich des<br />
diesjährigen liechtensteinischen Staatsfeiertages am 15.8.2008<br />
drückte es Erbprinz Alois von und zu <strong>Liechtenstein</strong> wie folgt<br />
aus:<br />
«(…) Das Schengen-Abkommen stand vor der Unterzeichnung<br />
und die Verhandlungen mit der EU zum Betrugsabkommen<br />
waren weit fortgeschritten. Angesichts der Verhandlungslösungen,<br />
die die Schweiz erreichen konnte, war klar, dass es<br />
nach dem Zinsertragsbesteuerungsabkommen vor einigen Jah-<br />
1<br />
Der Beitrag entspricht der überarbeiteten Kurzfassung des Beitrags des<br />
Autors zum Buch Frommelt/Holenstein/Leitner/Spatscheck, Steuerfahndung<br />
im Dreiländereck, C.H. Beck Verlag, München, 2009.<br />
2<br />
Zitate beziehen sich auf das genannte Buch und dessen Autoren.<br />
3<br />
Zum bisherigen Zustand Wagner, Bankenplatz <strong>Liechtenstein</strong>, 3. Aufl., Zürich,<br />
2008/2009, S. 72 ff; zu den Reaktionen der Medien s. S. 365 ff.<br />
Der aktuelle Stand der abgeschlossenen Abkommen findet sich unter<br />
http://www.liechtenstein.li/eliechtenstein_main_sites/portal_fuerstentum_liechtenstein/fl-med-steuerabkommen.htm.