RZ Inhalt A5 64 Seiten 2011-12.indd - Landschaftspark Binntal
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LANDWIRTSCHAFT<br />
UND PFLANZEN-<br />
VIELFALT<br />
Die landwirtschaftliche Nutzung<br />
hat ihren Einfluss auf die Artenvielfalt.<br />
Je weniger die Wiesen<br />
gedüngt werden, desto grössser<br />
ist die Pflanzenvielfalt. Auch die<br />
Weidenutzung beeinflusst das<br />
Pflanzenspektrum. Sie kann die<br />
Vielfalt fördern oder hemmen.<br />
Insbesondere Schafe sind wählerisch.<br />
Die von ihnen verschmähten<br />
Pflanzen können sich ungehindert<br />
ausbreiten, währenddem<br />
andere, die vor dem Aussamen<br />
abgefressen werden, sich nicht<br />
mehr vermehren können.<br />
Vielfältige Flora<br />
im <strong>Landschaftspark</strong><br />
Das Gebiet des <strong>Landschaftspark</strong>s <strong>Binntal</strong> gehört zu<br />
den blumenreichsten Gegenden der Schweiz. Auf Alpweiden<br />
und Talwiesen, auf Magerrasen und Mooren,<br />
auf genutzten und brach liegenden Flächen wächst<br />
ein unvergleichlicher Pflanzenreichtum. Grund dafür<br />
sind die Unterschiede in der Exposition, die landwirtschaftliche<br />
Bewirtschaftungsform und der geologische<br />
Untergrund. Die Nordseite des Gebiets besteht<br />
aus kalkhaltigem Bündnerschiefer. Die Südseite dagegen<br />
setzt sich aus Gneisen zusammen, dazwischen<br />
liegen Dolomitbänder. Da Kalk und Dolomit basisch<br />
und Gneis eher sauer reagiert, hat das über dem Gestein<br />
liegende Erdreich einen jeweils anderen Säuregehalt.<br />
Das hat seine Auswirkung auf die Flora. Viele<br />
Arten gedeihen nur auf saurem, andere wiederum nur<br />
auf kalkhaltigem Untergrund. Am vielfältigsten sind<br />
Mischgesteine, wie z. B. der Bündnerschiefer.<br />
Nebst dem Artenreichtum besticht der <strong>Landschaftspark</strong><br />
auch durch die Menge seltener und attraktiver<br />
Blütenpflanzen wie Türkenbund, Walliser Levkoje und<br />
Alpenakelei.<br />
Einmalige Grengjer Tulpe<br />
In der zweiten Maihälfte blüht auf Roggenäckern<br />
oberhalb des Dorfes Grengiols eine einmalige Wildtulpenart:<br />
die «Tulipa grengiolensis». Entdeckt wurde die<br />
Tulpe 1945 vom Botaniker Eduard Thommen, der sie<br />
als eigenständige Art beschrieb. Bei der Tulpe handelt<br />
es sich vermutlich um Nachkommen einer vor Jahrhunderten<br />
eingeführten Tulpenart unbekannter Herkunft.<br />
Im Volksmund wurde die Grengjer Tulpe auch<br />
Römertulpe genannt.<br />
Mit dem rückläufigen Anbau von Winterroggen<br />
wäre die Grengjer Tulpe beinahe ausgestorben. In den<br />
achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts gab es in den<br />
brach liegenden Roggenäckern sowie in den Hausgärten<br />
und auf dem Friedhof nur noch wenige Exemplare.<br />
Es ist der Verdienst von Pro Natura Wallis und der Tulpenzunft<br />
Grengiols, die Tulpe gerettet zu haben. Heute<br />
blühen in einigen alten Roggenäckern wieder über<br />
3000 Tulpen. 1994 hat der Staatsrat des Kantons Wallis<br />
die Grengjer Tulpe unter Schutz gestellt.<br />
TULPE UND<br />
ROGGENANBAU<br />
Das Überleben der Grengjer<br />
Tulpe ist eng an den traditionellen<br />
Anbau von Winterroggen gebunden.<br />
Beim Pflügen im Herbst<br />
werden die Nebenzwiebeln<br />
abgetrennt und im Acker verteilt.<br />
Im folgenden Frühling blühen die<br />
Tulpen zusammen mit anderen<br />
«Unkräutern» wie dem seltenen<br />
Sommer-Adonis zwischen dem<br />
Getreide. Werden die Felder im<br />
Frühling statt im Herbst gepflügt<br />
oder in Fettwiesen umgewandelt,<br />
verschwindet die Tulpe.