Ein Beitrag zur Pädagogischen Diagnostik
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und -weiterbildung integriert werden kann (für pragmatische Ansätze vgl. Wiedenhorn &<br />
Engel 2008 bzw. Leonhard 2007) und (c) wie er sich „geschmeidig“ in das diagnostische<br />
Instrumentarium von Lehrkräften einfügt (Bewertungsauftrag von Lehrkräften, vgl.<br />
Brettschneider 2008 bzw. Havnes & McDowell 2008). Die besonderen Problemlagen von<br />
Aspekt (b) mit Blick auf die komplexen Beratungsleistungen jedoch (dafür sind auch<br />
methodisch-diagnostische Fähigkeiten zum „Herauslesen“ von individuellem Förderbedarf<br />
Voraussetzung) und diejenigen von Aspekt (c) mit Blick auf die benötigten diagnostischen<br />
Fähigkeiten werden bislang nicht hinreichend auf umsetzungshinderliche Wirkungen<br />
untersucht. Gänzlich absent sind bislang Beiträge zu einer speziellen pädagogischen<br />
<strong>Diagnostik</strong> für Portfolios oder portfolioähnliche Instrumente in der Lehrkräfte(aus)bildung.<br />
Es wird zwar auf Gefahren der Portfolioarbeit in diesem Kontext hingewiesen (vgl. im<br />
Handbuch Portfolioarbeit, Brunner et al. 2006), hingegen wird nicht thematisiert, dass eine<br />
spezielle pädagogische <strong>Diagnostik</strong> für Beratungsansätze und für die Bewertung im<br />
Zusammenhang mit Portfolioarbeit noch gar nicht existiert (Ausnahme: Winter 2008). Dies<br />
gilt, obwohl die Problematik der <strong>Diagnostik</strong> in den Augen der Lehrkräfte prohibitiv wirken<br />
könnte; dies würde sich auch als Erklärungstatbestand dafür eignen, dass trotz aller<br />
Popularität des Instruments die Bedeutung „meist mehr an der Peripherie des Unterrichts“<br />
(ebd., S. 2) anzusiedeln ist.<br />
Es wird deshalb die These formuliert, dass die umfangreichen und komplexen (sowie<br />
zeitaufwändigen!) diagnostischen Tätigkeiten im Bereich von Beratung und Bewertung auf<br />
Portfoliobasis die Gründe dafür sind, dass eine Untersuchung herausfand, dass nur knapp<br />
3 % von 107 Lehrkräften bereits mit Portfolios in ihrem Unterricht gearbeitet haben (Böhner<br />
2008a). <strong>Ein</strong>e neuerliche Befragung von 62 teilnehmenden Lehramtsanwärtern 2 an den<br />
Studienseminaren BBS in Mainz und Speyer ergab, dass, obwohl alle im Rahmen ihres<br />
Vorbereitungsdienstes ein Entwicklungsportfolio führen, nur zwei eine Version des<br />
Instruments im eigenen Unterricht einsetzen. Auf schriftliche Nachfrage, weshalb es keine<br />
Verwendung findet, lassen sich nebulöse <strong>Ein</strong>lassungen wie „zu komplex“, „schwierig in der<br />
Umsetzung“, „kaum gerecht zu bewerten“, „zu zeitaufwändig“ und „nicht akzeptiert“ finden.<br />
Zumindest die zweite und die dritte Anmerkung unterstützen direkt die oben geäußerte<br />
These.<br />
Im Folgenden sollen am Beispiel der Lehrkräfte(aus)bildung das Problemfeld Beratung<br />
versus Bewertung im pädagogischen Wirken entfaltet, Ansätze für eine erweiterte<br />
pädagogische <strong>Diagnostik</strong> aufgezeigt und Aussichten für eine „Versöhnung“ der Aspekte<br />
dargelegt werden.<br />
2 Beratung und Bewertung in der Lehr(kräfte)ausbildung: Zwei ungleiche Brüder<br />
oder siamesische Zwillinge?<br />
Auf Basis von Erfahrungen aus der Lehrkräfte(aus)bildung herrscht ein pragmatischer<br />
Trend zum Präsentations- bzw. Bewertungsportfolio (Böhner 2009a, 2009b; vgl. auch<br />
Häcker & Rentsch 2008) - dem originären Zustand eines Entwicklungsportfolios wäre<br />
jedoch eine Prozessdokumentation mit einer „ehrlichen“ und authentischen Darstellung von<br />
Unterrichts- und Schulerfahrungen zuträglicher. Insbesondere im letzten Fall kann von<br />
Ausbilderseite auch ressourcenbezogen beraten und begleitet werden.<br />
2 In der Folge ist bei allen geschlechtsspezifischen Ausdrücken aus Gründen der Lesbarkeit die weibliche Form<br />
jeweils mitgedacht.