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Ein Beitrag zur Pädagogischen Diagnostik

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Der Nachteil der selektiven und strukturierenden Funktion der Kriterien wird im Beispiel „in<br />

Kauf genommen“, um in punkto Vergleichbarkeit und Orientierung den Teilnehmern der<br />

Module im Rahmen einer pädagogischen Grundbildung Bezugspunkte zu geben.<br />

Gleichwohl bleibt der Abstraktionsgrad der Kriterien hoch, so dass eine direkte<br />

Überführung in eine Bewertungsskala auf kriterialer Basis im Beispielsfall undurchführbar<br />

ist. Dennoch sind die Kriterien als orientierende Bezüge bedeutsam, da das Portfolio zum<br />

Ausgangspunkt eines Kolloquiums wird, welches bestanden werden muss, um die<br />

Ausbildung fortsetzen zu können. Hierbei tritt der Bewertungscharakter des Instruments<br />

ausdrücklich in den Vordergrund; als Gegengewicht zu den Nachteilen einer<br />

wahrgenommen Bewertung tritt eine individualisierte Prüfungssituation in den Vordergrund,<br />

die der persönlichen Kompetenzentwicklung von Lehramtsanwärtern gerecht wird.<br />

Die Art der Kriterien erlaubt in diesem Beispiel kein messtheoretisches Vorgehen, sondern<br />

eher eine Art hermeneutisches Auslegen der Gesamtheit der Belegstücke, um holistisch<br />

den „Sinn“ - in diesem Fall die Kompetenzentwicklung - herauszulesen bzw. „zu<br />

verstehen“. Allerdings existiert ein Anlehnen an die Testtheorie, indem eine Entscheidung<br />

<strong>zur</strong> Bewertung anhand von Kriterien vorgenommen wird (kriteriumsorientiertes Bewerten),<br />

die sich idealerweise aus einem Katalog von Kompetenzen ableiten, die von<br />

professionellen Lehrkräften erwartet werden (vgl. z.B. KMK 2004 oder Arbeitsgruppe 2002)<br />

- dabei ist es von Relevanz, dass konterkarierende Erwägungen <strong>zur</strong> Bezugsgruppe<br />

(Vergleich mit anderen eingereichten verschriftlichten Prozessdokumentationen) außen vor<br />

bleiben. Das heißt en detail, dass keine Rangplätze innerhalb der Ausbildungskohorte<br />

(Gruppe der Lehramtsanwärter mit gleichem Ausbildungsbeginn) vergeben werden dürfen -<br />

auch nicht im Kopf der Bewerten als mentale Konstruktion. 3<br />

Reich geht sogar davon aus, dass eine portfoliobasierte Bewertung aufgrund der<br />

individuellen Beurteilung von Fähigkeiten im Gegensatz <strong>zur</strong> traditionellen Rangfolge bei<br />

einer Bewertung inhärent kriteriumsorientiert sei (Reich 2009). <strong>Ein</strong>e wissenschaftlich<br />

überprüfte Sammlung potenzieller Kriterien liegt jedoch bislang nicht vor.<br />

3.2.2 Ansatz auf der Grundlage eines „Verstehensprozesses“<br />

Demnach müsste also eine spezielle Hermeneutik für die Auslegung von Belegstücken in<br />

Portfolios entwickelt werden. Dafür sind von Seiten der Bewerter Voraussetzungen und<br />

Methoden der Interpretation festzulegen.<br />

Dazu sollen im Folgenden einige Vorschläge dargestellt werden:<br />

(A) Voraussetzungen:<br />

• Im Rahmen einer Vorbereitungsveranstaltung wurden mit den Portfolio-Führenden<br />

die Erwartungen im Hinblick auf Dokumentationen und Zeiteinsatz, die<br />

Unterstützungsmechanismen und die Intentionen besprochen/erarbeitet.<br />

• Die Kriterien und die Methoden der Bewertung wurden offen gelegt und ex-ante <strong>zur</strong><br />

Verfügung gestellt.<br />

• Verschiedene Bewerter sollten im Vorhinein gemeinsam die Methoden<br />

ausgearbeitet bzw. eine auswertungsmethodische Schulung durchlaufen haben.<br />

3 Für eine intensivere Beschäftigung mit dem Gegenstand der norm- versus kriteriumsorientierten Bewertung<br />

vgl. bei Ingenkamp & Lissmann (2008, S. 158ff.).

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