August-Ausgabe des BEK-Forum - Bremische Evangelische Kirche
August-Ausgabe des BEK-Forum - Bremische Evangelische Kirche
August-Ausgabe des BEK-Forum - Bremische Evangelische Kirche
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>BEK</strong><br />
Aktiv in <strong>Kirche</strong> und Diakonie |<strong>August</strong> – Oktober 2010<br />
<strong>Forum</strong><br />
Beatles, Haus der <strong>Kirche</strong> & La Dolce Vita<br />
Das 50-jährige<br />
Jubiläum
aktuell<br />
text Matthias Dembski<br />
foto panthermedia/Paschertz<br />
Wussten Sie, dass...<br />
• alle hauptamtlich Mitarbeitenden der <strong>Bremische</strong>n<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> (<strong>BEK</strong>) zu Beginn ihrer<br />
Tätigkeit an einer Einführungsschulung teilnehmen<br />
können, die sie mit den Strukturen, Arbeitsfeldern<br />
und Unterstützungsangeboten der <strong>BEK</strong>, ihrer<br />
Ge mein den und Einrichtungen vertraut macht?<br />
(Diese Schulungen finden regelmäßig statt, und<br />
alle neuen Mitarbeitenden werden dazu persönlich<br />
eingeladen.)<br />
• Sie als Mitarbeitende je<strong>des</strong> Jahr fünf Tage beanspruchen<br />
können, um sich für ihre Arbeit weiterzubilden?<br />
• für diese zusätzliche Qualifizierung alle Kosten<br />
von der <strong>BEK</strong> übernommen werden (von den<br />
Seminar- über die Reise- bis zu den Unterkunftsund<br />
Verpflegungskosten), wenn Sie das vorher<br />
beantragen?<br />
• Sie auch für Weiterbildungen, die länger als<br />
fünf Tage pro Jahr oder 15 Tage innerhalb von<br />
drei Jahren dauern, Zuschüsse aus zentralen<br />
Fortbildungsmitteln der <strong>BEK</strong> bekommen können?<br />
(Wünscht Ihr Arbeitgeber die Fortbildung, werden<br />
die Kosten sogar zu 100 Prozent übernommen.)<br />
• Sie Ihren Fortbildungsanspruch auch über drei<br />
Jahre sammeln oder auch für zwei Jahre im Voraus<br />
aufbrauchen können? So ergibt sich die Möglichkeit,<br />
eine bis zu 3-wöchige Langzeitweiterbildung (15<br />
Fortbildungstage) zu besuchen.<br />
• Einkehrtage im Kloster oder andere spirituelle<br />
Angebote ebenfalls gefördert werden? Die <strong>BEK</strong><br />
hat sich zum Ziel gesetzt, die Auseinandersetzung<br />
aller Mitarbeitenden mit Glaubensthemen zu<br />
unterstützen. Was die geistliche Dimension der<br />
Arbeit stärkt, wird genauso gefördert wie jede<br />
andere Personalentwicklungsmaßnahme.<br />
k<br />
kontakt<br />
Fortbildungs-Förderanträge<br />
Infos und Unterstützung<br />
für Qualifizierungsmaßnahmen:<br />
Koordinationsstelle Personalentwicklung<br />
Dr. Jutta Schmidt<br />
Telefon 0421/55 97-291<br />
jutta.schmidt@kirche-bremen.de<br />
Alle Infos unter dem Stichwort<br />
„Personalentwicklung“ im Mitarbeitendenportal<br />
www.bek-intern.de<br />
10 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />
Fortbildungsfreundliche <strong>Kirche</strong><br />
Die <strong>BEK</strong> ist eine fortbildungsfreundliche <strong>Kirche</strong>. Das<br />
zeigen die jetzt überarbeiteten Richtlinien zur beruflichen<br />
Qualifizierung, die seit dem 1. Juli gelten.<br />
Ein Blick in diesen Katalog von Fördermöglichkeiten<br />
lohnt sich – und motiviert gleich, eine geeignete<br />
Fort- oder Weiterbildung ausfindig zu machen. Denn<br />
die Standards, die die <strong>BEK</strong> setzt, sind bei weitem<br />
nicht überall gängig. So müssen Mitarbeitende anderer<br />
großer öffentlicher Arbeitgeber ihre berufsbezogenen<br />
Fortbildungen wie selbstverständlich aus<br />
eigener Tasche bezahlen und in ihrer Freizeit oder<br />
bei unbezahltem Urlaub absolvieren. Die <strong>BEK</strong> hingegen<br />
gewährt sogar Freizeitausgleich für eventuelle<br />
Überstunden, die durch die Fortbildungsteilnahme<br />
entstehen.<br />
Im Regelfall volle Kostenübernahme<br />
In der <strong>BEK</strong> hingegen gibt es einen verbrieften Fort bildungsanspruch.<br />
„In Umbruchzeiten müssen die Mitarbeitenden<br />
viel leisten und sich neuen Anforderungen stellen.<br />
Deshalb hat das <strong>Kirche</strong>nparlament beschlossen, sie<br />
bei der Vorbereitung darauf bestmöglich zu unterstützen“,<br />
erläutert Jutta Schmidt, Koordinatorin der<br />
Personalentwicklung in der <strong>BEK</strong>. „Weil wir uns als<br />
lernende Institution verstehen, erleichtern wir den<br />
Zugang zu Fort- und Weiterbildung durch eine arbeitnehmerfreundliche<br />
Kostenübernahme.“<br />
Zwischen welchen Angeboten können<br />
Mitarbeitende wählen?<br />
– Schulungen: Kurze Qualifizierungsangebote, zum<br />
Beispiel zu einer neuen EDV-Software.<br />
– Fortbildungen: Das „mittelgroße Paket“, zeitlich<br />
kürzere Maßnahmen zum Aufbau neuer bzw.<br />
zur Anpassung oder zum Ausbau bestehender<br />
Qualifikationen.<br />
– Weiterbildungen: Das „große Paket“ mit länger<br />
dauernden Angeboten, die mit einem Zertifikat oder<br />
einem berufsqualifizierenden Abschluss abschließen.<br />
Wer berät mich dabei, ein geeignetes<br />
Qualifizierungsangebot zu finden?<br />
Im Personalentwicklungsteam gibt es für jede<br />
Berufsgruppe eine Ansprechpartnerin oder einen<br />
Ansprechpartner, der die Arbeit genau kennt und weiß,<br />
was sich verändert und welche Fortbildungen dafür nützlich<br />
sind. Weitere Infos im Mitarbeitendenportal bzw.<br />
über die Koordinationsstelle Personalentwicklung.<br />
Wie beantrage ich die Kostenübernahme/<br />
einen Zuschuss?<br />
Min<strong>des</strong>tens sechs Wochen vor der gewünschten<br />
Qualifizierung muss der Antrag beim Vorgesetzten/<br />
der Dienststellenleitung vorliegen. Liegt von dort die<br />
grundsätzliche Zustimmung vor, stellt man den Antrag<br />
auf Kostenübernahme bei der Koordinierungsstelle<br />
Personalentwicklung. Mitarbeitende in Kitas wenden<br />
sich an den Lan<strong>des</strong>verband. Antragsformulare gibt‘s<br />
im Mitarbeitendenportal.<br />
Bei Zuschüssen über 1.000 Euro oder grundsätzlichen<br />
Anträgen entscheidet der Koordinationszirkel<br />
Personalentwicklung bzw. die Leitungsrunde <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong>verban<strong>des</strong>, für Anträge von Pastoren ist die<br />
Theologenkommission bzw. der <strong>Kirche</strong>nausschuss<br />
zuständig.<br />
Gibt es Sozialversicherungs-Abzüge<br />
von den Zuschüssen?<br />
Nein, die Zentralkasse erstattet alle Kosten steuer-<br />
und sozialversicherungsfrei, wenn Mitarbeitende auf<br />
eigene Rechnung Fortbildungskosten ausgelegt haben<br />
– bis zur bewilligten Höhe. In diesem Fall muss die<br />
Originalrechnung vorgelegt werden. Wird das Angebot<br />
direkt auf Rechnung der <strong>BEK</strong> wahrgenommen, liegt<br />
ebenfalls kein steuerpflichtiger Arbeitslohn vor.<br />
Was passiert nach der Fortbildung?<br />
Die Teilnahmebescheinigungen und evtl. Rechnungsbelege<br />
bei der Koordinationsstelle Personalentwicklung<br />
vorlegen, damit die Kosten erstattet und der<br />
Teilnahmebeleg in die Personalakte aufgenommen<br />
werden können.
text Matthias Dembski<br />
foto Hanni Steiner<br />
Alles immer schlechter in der Jugendarbeit? – Die<br />
gefühlte Stimmung geht oft in diese Richtung. Kürzungsrunden,<br />
wegfallende HauptamtlichenStellen –<br />
ist die evangelische Jugendarbeit dadurch schlechter<br />
oder unattraktiver geworden? Gibt es tatsächlich<br />
deutlich weniger FreizeitenAngebote und erreicht<br />
die <strong>Kirche</strong> immer weniger Jugendliche? Wie steht die<br />
evangelische Jugendarbeit in Bremen im Vergleich zu<br />
anderen Jugendverbänden da?<br />
Fakten statt gefühlter Stimmung<br />
Bereits vor zehn Jahren hat das Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt<br />
erstmals eine systematische Bestandsaufnahme durchgeführt:<br />
Wie steht es um die Jugendarbeit (ohne<br />
Konfirmandenarbeit und Kinderkirche) in der <strong>Bremische</strong>n<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> (<strong>BEK</strong>)? Diese Bestandsaufnahme<br />
hat Lan<strong>des</strong>jugendwart HansAlbert Eike<br />
nun wiederholt. An den teils überraschenden Ergebnissen<br />
lässt sich ablesen, wo und wie sich die<br />
Jugendarbeit verändert hat. Im Jahr 2000, vor den<br />
Kürzungsrunden, die auch die Jugendarbeit betrafen,<br />
war das Arbeitsfeld noch unangetastet. Erst mit<br />
der Kürzungsrunde 2005/2006 änderte sich das.<br />
Vollzeitstellen im diakonischpädagogischen Bereich<br />
wurden zu Teilzeitstellen, einige Stellen fielen ganz<br />
weg. Die Zahl der Hauptamtlichen in der Jugendarbeit<br />
sank von 56 auf 42.<br />
Insgesamt mehr Jugendliche erreicht<br />
Trotzdem ist die Gesamtzahl der von der <strong>Kirche</strong><br />
erreichten Jugendlichen insgesamt höher als vor zehn<br />
Jahren – wobei regelmäßige Gruppenangebote gesunken<br />
sind (minus 34 Prozent), aber die Zahl der Projekt<br />
Teilnehmer gleichzeitig deutlich gestiegen ist. Die<br />
veränderte Angebotsstruktur ist auch eine Reaktion<br />
auf veränderte Lebenssituationen von Jugendlichen –<br />
Stichwort „Ganztagsschule“. Halbiert hat sich auch die<br />
Zahl offener Angebote (aktuell noch sieben Angebote)<br />
– eine deutliche Problemanzeige. Doch damit enden<br />
die negativen Ergebnisse auch schon.<br />
Mehr ehrenamtlich Aktive<br />
Deutlich gewachsen ist die Zahl der ehrenamtlich<br />
Aktiven. 10 Prozent mehr sind ein klarer Erfolg der<br />
Ehrenamtsförderung, die das Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt seit<br />
Jahren zum Beispiel mit seinen Juleica – (Jugend leitercard)<br />
und KonfiAss (KonfirmandenAssistenten) –<br />
Schulungen intensiv betreibt. Außerdem hat sich<br />
das Durchschnittsalter der Ehrenamtlichen verjüngt<br />
– ein Verdienst der Schulungsangebote für Jugendliche<br />
direkt nach der Konfirmation. Die Qualifikation der<br />
Ehrenamtlichen hat sich ebenfalls verbessert. „Die<br />
Zahl der JuleicaInhaber hat sich fast verdreifacht – auf<br />
aktuell 315.“ Nicht nur das Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt sondern<br />
auch einzelne Gemeinden wie St. Remberti oder<br />
St. Martini Lesum im Verbund mit anderen Bremen<br />
NorderGemeinden haben ihre Schulungsangebote<br />
ausgebaut.<br />
Freiräume ermöglichen<br />
„Die Rolle der Hauptamtlichen hat sich in den letzten<br />
10 Jahren noch mehr in Richtung Multiplikatoren entwickelt“,<br />
meint HansAlbert Eike. „Ehrenamtliche zu<br />
gewinnen und zu begleiten wird immer wichtiger. Die<br />
Hauptamtlichen werden mehr zu Ermöglichern, die<br />
die Rahmenbedingungen für Ehrenamtliche schaffen,<br />
damit diese selbständig gestalten können.“ In den<br />
Köpfen mancher <strong>Kirche</strong>nvorstände müsse sich das<br />
aber noch durchsetzen: „Sie sollten Ehrenamtlichen<br />
mit entsprechender Qualifikation auch zutrauen, selbständig<br />
eine Freizeit durchzuführen. Wer über 18<br />
Jahre alt ist, darf und kann das.“ Doch in immerhin 26<br />
Gemeinden sitzen aktuell Jugendvertreterinnen und<br />
vertreter in kirchlichen Entscheidungsgremien von<br />
Gemeindevertretungen bis zum <strong>Kirche</strong>nvorstand.<br />
i<br />
infos<br />
Agenda 2015<br />
Kursbestimmung für die Jugendarbeit in der<br />
<strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />
Fachtag<br />
Dienstag, 21. September 2010, 10 bis 16 Uhr<br />
in der Jugendkirche<br />
Seewenjestraße 98a, 28237 BremenGröpelingen<br />
Straßenbahnlinien 2 und 10, Haltestelle Moorstraße,<br />
3 Minuten Fußweg<br />
Anmel<strong>des</strong>chluss: Freitag, 17. September 2010<br />
Anmeldungen unter Telefon 0421/346 15-50<br />
oder an stenzel.forum@kirche-bremen.de<br />
Kosten: keine<br />
Kontakt<br />
HansAlbert Eike, Lan<strong>des</strong>jugendwart<br />
Telefon 0421/346 1550<br />
eike.forum@kirchebremen.de<br />
Weniger Gemeinde-Freizeiten<br />
aktuell<br />
Jugendarbeit – wohin?<br />
Alle Ergebnisse der Studie nach dem Fachtag unter<br />
www.ejhb.de<br />
Schaut man sich die ZuschussStatistik <strong>des</strong> Lan <strong>des</strong>jugendpfarramtes<br />
für Freizeiten an, so stellt man keinen<br />
Rückgang fest. „Die Zuschüsse bewegen sich auf konstantem<br />
Niveau, was für konstante Teilnehmerzahlen<br />
und Freizeitdauer spricht. Aber nur noch 28 Gemeinden<br />
veranstalten Freizeiten. Vor zehn Jahren waren es<br />
noch 40“, bedauert HansAlbert Eike.<br />
Alle Studienergebnisse beim Fachtag<br />
Alle Ergebnisse der JugendarbeitsStudie – auch bezogen<br />
auf einzelne Regionen – gibt es bei einem<br />
Fachtag am 21. September in der Jugendkirche.<br />
Dazu sind alle Verantwortlichen für die Arbeit mit<br />
Jugendlichen in den Gemeinden eingeladen. Neben<br />
den detaillierten Ergebnissen der Befragung aus der<br />
<strong>BEK</strong> sind auch Impulse zu zwei weiteren Themen<br />
geplant, die Lan<strong>des</strong>jugendpfarrerin Ruth Fenko und<br />
Lan<strong>des</strong>jugendwart HansAlbert Eike von einer Tagung<br />
in Berlin mitgebracht haben:<br />
Welche Kompetenzen erwerben Jugendliche in der<br />
evangelischen Jugendarbeit? Was haben sie ganz persönlich<br />
davon, sich dort zu engagieren?<br />
Welchen Wert haben eigentlich Freizeiten? Welche<br />
Erinnerungen bleiben, inwiefern motivieren die<br />
Erlebnisse zu einem weiteren Engagement in der<br />
<strong>Evangelische</strong>n Jugend?<br />
„Wir wollen diese Impulse und Informationen gern<br />
den Kolleginnen und Kollegen zur Verfügung stellen<br />
und freuen uns auf eine gute Resonanz am 21.<br />
September in der Jugendkirche“, sagt HansAlbert<br />
Eike. „Wenn wir die Trends und deren Konsequenzen<br />
für die einzelnen Regionen der <strong>BEK</strong> bewerten, ist das<br />
eine gute Gelegenheit, sich innerhalb der Regionen<br />
neu abzustimmen und zu schauen, wo die Reise mit<br />
der Jugendarbeit hingehen soll.“<br />
<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 11
geistreich<br />
text Matthias Dembski<br />
Hilfe für die Seele im Katastrophenfall foto Hanni Steiner<br />
Die Massenpanik bei der Duisburger Love-Parade hat<br />
gezeigt: Katastrophen erfordern nicht nur ein schnelles<br />
Eingreifen von Rettungsdiensten und technischem Ka tastro<br />
phen schutz sondern auch von Helferinnen und<br />
Helfern, die sich um seelische Notlagen kümmern.<br />
Was im Katastrophenschutz ebenso nüchtern wie technisch<br />
als „Großschadenslage“ mit „Massenanfall an<br />
Verletzten“ umschrieben wird, bedeutet für die be troffe nen<br />
Menschen und Einsatzkräfte große seelische Belastungen.<br />
Sie brauchen Seelsorge – so wie in Duisburg, wo<br />
Notfallseelsorger der Rheinischen Lan<strong>des</strong>kirche die Love-<br />
Parade für eine Übung nutzen wollten und sich plötzlich<br />
mitten in einem Großeinsatz wiederfanden.<br />
Doch was würde in einem vergleichbaren Fall in Bremen<br />
passieren, etwa bei einem Flugzeugabsturz oder einer<br />
Flutkatastrophe? In der ökumenischen Notfallseelsorge<br />
arbeiten derzeit rund 15 hauptamtliche Pastoren und<br />
Pastoralreferenten. Bei Katastrophen mit über 50 Toten<br />
und Verletzten wird über den Innensenator oder die<br />
Feuerwehrleitstelle das sogenannte Schnell-Einsatz-<br />
Gruppen-Katastrophen-Interventions-Team (SEG-KIT)<br />
alarmiert – per „Pieper“ in der Hosentasche. Dieses SEG-<br />
KIT steht unter der Leitung von Pastor Peter Walther,<br />
Leiter der Notfallseelsorge. „Großschadensfälle erfordern<br />
aber mehr Personal, als die Notfallseelsorge allein<br />
stellen kann“, so Walther.<br />
Ausbildung mit den Johannitern<br />
Bis zum letzten Jahr kooperierte die Notfallseelsorge für<br />
solche Fälle mit der ehrenamtlichen Notfallnachsorge<br />
<strong>des</strong> Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Doch das DRK<br />
stellte diesen Arbeitsbereich ein. Übergangsweise sprang<br />
die Notfallseelsorge ein und versprach, die Lücke im<br />
Bedarfsfall zu füllen. „Doch mittelfristig brauchen<br />
wir für die erste unmittelbare seelsorgerliche Hilfe<br />
bei einem solchen Großeinsatz qualifizierte ehrenamtliche<br />
Unterstützung, die ständig alarmbereit<br />
ist“, erläutert Peter Walther. So entstand die Idee<br />
zur Kooperation mit den Johannitern, die über ihre<br />
Unfallhilfe – allerdings nicht in Bremen – auch im<br />
Rettungs- und Sanitätsdienst tätig sind. Gemeinsam<br />
12 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />
starteten Notfallseelsorge und Johanniter Anfang dieses<br />
Jahres einen ersten Ausbildungsgang für ehrenamtliche<br />
Kriseninterventionshelfer. An der ersten 10-monatigen<br />
Ausbildung nehmen zur Zeit sechs künftige SEG-KIT-<br />
Helfer teil. Den Kurs verantworten der Notfallseelsorger<br />
und eine Notfallpsychologin von den Johannitern. Ein<br />
weiterer Ausbildungsgang startet im Herbst, für den sich<br />
Interessierte bereits jetzt anmelden können. „Vorteilhaft<br />
ist, wenn sich die Teilnehmer bereits im Rettungsdienst<br />
auskennen, ausreichend Lebenserfahrung und eine<br />
ge standene, stresserprobte Persönlichkeit mitbringen.“ In<br />
Block-Kursen mit insgesamt 30 bis 40 Unterrichtsstunden<br />
lernen sie dann Grundlagen der praktischen, psychosozialen<br />
Notfallversorgung: Was ein Trauma ist, was in<br />
Menschen bei extremen Erlebnissen vorgeht und was<br />
ihnen dann hilft.<br />
Teamfähig nach Anweisung arbeiten<br />
„Wir wünschen uns teamfähige Menschen, die Aufträge<br />
im Ernstfall nach Anweisung abarbeiten“, erläutert<br />
Walther. „Wenn am Unglücksort die Betroffenen schreiend<br />
durch die Gegend laufen, geht es nicht darum, den<br />
als erstes zu betreuen, der am lautesten schreit, sondern<br />
Schwerpunkte und Prioritäten zu setzen. Deshalb<br />
leitet und koordiniert ein Hauptamtlicher den Einsatz<br />
von zunächst vier Ehren- und vier Hauptamtlichen. Er<br />
stimmt sich mit der technischen Einsatzleitung ab: Was<br />
ist an welcher Stelle erforderlich?<br />
Wo ist der Behandlungsplatz für die Verletzten, wo<br />
werden Tote abgelegt? Wieviele Seelsorger brauchen<br />
wir noch? Wann ist eine Ablösung durch Kollegen aus<br />
anderen Bun<strong>des</strong>ländern erforderlich? „Zunächst kann<br />
das komplette Notfallseelsorge-Team nachalarmiert<br />
werden, eventuell auch weitere SEG-KIT-Mitarbeiter.<br />
Doch irgendwann brauchen auch die eine Ablösung, je<br />
nach dem, wie lange ein Einsatz dauert“, betont Peter<br />
Walther.<br />
Jeweils ein Haupt- und ein Ehrenamtlicher übernehmen<br />
gemeinsam Aufträge. „Eine Eins-zu-Eins-Betreuung ist in<br />
Fällen mit vielen Toten und Verletzten nicht möglich. Die<br />
Aufgabe <strong>des</strong> SEG-KIT ist es, Schicksalsgemeinschaften zu<br />
organisieren.“ Diese ermöglichen dann unter Anleitung<br />
Selbsthilfe angesichts der schlimmen Erlebnisse, die<br />
Betroffene miteinander teilen.<br />
Bislang gab es in Bremen noch keine Einsatzprofile, die<br />
auf das SEG-KIT passten. „Großschadenslagen ereignen<br />
sich glücklicherweise nicht jeden Tag. Es kann sein,<br />
dass die jetzt Ausgebildeten in den nächsten zehn<br />
Jahren keinen Einsatz haben, sondern lediglich regelmäßig<br />
an Fortbildungen und Übungen teilnehmen, um<br />
ihre Einsatzfähigkeit aufrecht zu erhalten“, so Walther.<br />
Interessierte sollten in Bremen oder im unmittelbaren<br />
Speckgürtel wohnen, so dass sie in 30 bis 45 Minuten<br />
am zentral gelegenen Sammelpunkt sein können. Sie<br />
müssen alles stehen- und liegenlassen können, wie<br />
bei der Freiwilligen Feuerwehr. Einen eventuellen<br />
Verdienstausfall durch versäumte Arbeitszeit erstattet<br />
die Innenbehörde.<br />
Dünne Personaldecke der Notfallseelsorge<br />
Eine Ergänzung der „normalen“ Notfallseelsorge durch<br />
Ehrenamtliche im SEG-KIT ist nötig, weil die Per sonalsituation<br />
dort ohnehin angespannt ist. Mit nur 15<br />
Seelsorgern muss die Notfallseelsorge an 365 Tagen<br />
rund um die Uhr einsatzbereit sein. 180 Einsätze<br />
jährlich zeigen, dass die Arbeit auch im bun<strong>des</strong>weiten<br />
Vergleich stark gefragt ist.<br />
„Die Aktivisten der ersten Stunde scheiden langsam<br />
aus, aber trotz intensiver Bemühungen gewinnen wir keinen<br />
Nachwuchs.“ Dies sei, so Walther, auch durch<br />
die Arbeitsverdichtung bedingt, die nebenamtliche,<br />
unbezahlte Zusatzaufträge wie Notfallseelsorge für<br />
Pastoren erschwere. „Der Zeitausgleich etwa für<br />
Bereitschaftszeiten ist ein Problem. Da muss die<br />
Notfallseelsorge raus aus der Bittstellerrolle und<br />
braucht verbindliche dienstrechtliche Regelungen.“<br />
Das Angebot müsse in jedem Fall von den <strong>Kirche</strong>n<br />
aufrecht erhalten werden, so Walther. „Wenn wir als<br />
<strong>Kirche</strong> nicht für Menschen an den Abgründen ihres<br />
Lebens da sein könnten, stellte das das kirchliche<br />
Selbstverständnis massiv in Frage.“<br />
i<br />
infos<br />
Kriseninterventionshelfer-Ausbildung<br />
für die Seelsorge<br />
im Katastrophenfall<br />
Ausbildung<br />
30 bis 40 Blockstunden bei den Johannitern<br />
Julius-Bamberger-Str. 11<br />
28279 Bremen-Habenhausen<br />
Nächster Kursstart<br />
voraussichtlich im Oktober 2010<br />
Kontakt:<br />
Pastor Peter Walther, Leiter der Notfallseelsorge<br />
Telefon 0421/244 28 90<br />
notfallseelsorge@kirche-bremen.de<br />
Holger Lampe, Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.<br />
Tel. 0800 00192145<br />
www.kirche-bremen.de<br />
www.johanniter.de
Am Sonntag muss nicht unbedingt eine Pastorin<br />
oder ein Pastor auf der Kanzel stehen. Gottesdienste<br />
vorbereiten und feiern können in der evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> auch Menschen, die nicht Theologie studiert<br />
haben. Denn Gottes Wort zu verkündigen, ist<br />
im evangelischen Verständnis Auftrag der ganzen<br />
Gemeinde, nicht nur ihrer Pfarrer. In der <strong>Bremische</strong>n<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> (<strong>BEK</strong>) gibt es derzeit ungefähr<br />
30 Prädikantinnen und Prädikanten, so genannte<br />
ehrenamtliche „Laienprediger“. Sie haben einen<br />
anderen Beruf und sprechen über ihren Glauben<br />
vor dem Hintergrund dieser Lebenserfahrungen. Ihre<br />
Verkündigung gestalten sie eigenverantwortlich. „Prädikanten<br />
sind kein Pastorenersatz, sondern eine Be reicherung<br />
für das Gottesdienstleben und die Gemeinde,<br />
weil sie eine zusätzliche Farbe in die Predigten<br />
bringen“, erklärt Pastorin Christine Kind, verantwortlich<br />
für die Prädikantenausbildung in der <strong>BEK</strong>. Ein<br />
neuer, zweijähriger Kurs läuft Anfang September an.<br />
Anmeldungen sind noch möglich.<br />
Was glauben Christen?<br />
Frisch ausgebildet auf die Kanzel:<br />
Prädikantinnen und Prädikanten,<br />
die im September 2009 ihre<br />
Ausbildung abgeschlossen haben.<br />
Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, wohl aber<br />
Interesse, über den eigenen Glauben und seine Wurzeln<br />
nachzudenken und zu diskutieren. Die Kurse<br />
stehen jedem offen. „Ich wünsche mir Menschen mit<br />
Freude am Gottesdienst und Interesse an Themen<br />
der Bibel und <strong>des</strong> Glaubens“, sagt Christine Kind.<br />
„Wir werden theologische Informationen und eigene<br />
Glaubenserfahrungen miteinander ins Gespräch bringen.“<br />
Wer möchte, kann auch lediglich den ersten<br />
Kursteil unter dem Titel „Was glauben Christen?“<br />
belegen, ohne die praktischer Predigerausbildung im<br />
zweiten Kursjahr zu besuchen.<br />
Eigene Glaubensfragen klären<br />
„Im ersten Abschnitt lernen die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer die zentralen Glaubensinhalte <strong>des</strong><br />
Christentums noch einmal systematisch im Überblick<br />
kennen. Dazu gehören Bibelkunde <strong>des</strong> Alten und <strong>des</strong><br />
Neuen Testaments ebenso wie die Frage, was eigentlich<br />
‚evangelisch’ ist.“ Dieser Kursteil läuft im September<br />
2010 an und dauert bis zu den Sommerferien im<br />
kommenden Jahr. Im Mittelpunkt steht dabei die<br />
Frage, wie die Kursteilnehmer selbst über diese Fragen<br />
denken und wie sie lernen können, darüber zu reden.<br />
Die Schöpfungsgeschichte, Propheten, Psalmen, eine<br />
Einführung in die Evangelien, Gleichnisse, Paulus, das<br />
Thema Kreuz und Auferstehung und die Themen aus<br />
Luthers Kleinem Katechismus stehen unter anderem im<br />
Mittelpunkt der 14-täglich stattfindenden Kursabende.<br />
„Ich möchte den Teilnehmenden dabei sowohl die<br />
nötigen theologischen Hintergründe liefern, sie aber<br />
auch ermuntern, diese vor dem Hintergrund eigener<br />
Erfahrungen und Gefühle zu diskutieren. Denn wer<br />
eine eigene Aussage in der Predigt vermitteln möchte,<br />
braucht dafür einerseits Hintergrundwissen, aber auch<br />
Lebenserfahrung.“<br />
Eigene Gemeinde beruft Prädikanten<br />
Wer als Prädikant predigen und Gottesdienste halten<br />
möchte, sollte rechtzeitig Kontakt mit der eigenen<br />
Gemeinde aufnehmen, um sich mit <strong>Kirche</strong>nvorstand<br />
und Pastoren abzustimmen. Spätestens vor Beginn<br />
<strong>des</strong> zweiten Kurses, in dem die Prädikanten in ihren<br />
Gemeinden Predigten halten, muss diese Absprache<br />
erfolgt sein. „Denn die jeweilige Gemeinde beauftragt<br />
Prädikanten und dort feiern sie nach der Ausbildung<br />
in der Regel auch ihre Gottesdienste.“ Nur in<br />
Ausnahmefällen halten Prädikanten auch in anderen<br />
Gemeinden der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />
Gottesdienste. Trauungen, Taufen und Beerdigungen<br />
gehören aber in der Regel nicht zu ihren Aufgaben. Für<br />
Amtshandlungen, die sie nur nach Absprache mit dem<br />
zuständigen Pastor übernehmen dürfen, sind zusätzliche<br />
Fortbildungen erforderlich. Gleiches gilt für das<br />
Abendmahl, das sie nur nach klarer Absprachen mit<br />
Pastor und <strong>Kirche</strong>nvorstand feiern dürfen.<br />
Praktisch predigen lernen<br />
Nach den Sommerferien 2011 bis Ende September<br />
2011 ist ein Lektorenkurs mit einer professionellen<br />
Sprecherzieherin geplant. Dabei geht es um<br />
den Umgang mit der eigenen Stimme und das<br />
Bewegen im <strong>Kirche</strong>nraum. „Biblische Texte sind vom<br />
Erzähl- oder Schreibstil sehr unterschiedlich: Die<br />
Schöpfungsgeschichte liest sich ganz anders als die<br />
Briefe von Paulus im Neuen Testament. Im Lektorenkurs<br />
geht es darum, diese verschiedenen Texte angemessen<br />
vorzutragen.“ Denn ein guter Vortragsstil ist mehr<br />
als bloßes Ablesen – und gut gelesen ist schon halb<br />
verstanden.<br />
Danach beginnt im Oktober 2011 der zweite, eigentliche<br />
Prädikantenkurs. Die Teilnahme am ersten<br />
Kurs und an der Lektorenausbildung sind dafür<br />
Teilnahmevoraussetzung. „Im zweiten Jahr steht das<br />
Predigen im Mittelpunkt. Die Teilnehmenden werden<br />
selbst schrittweise lernen, Predigten zu schreiben, die<br />
wir dann im Kurs besprechen.“ Im Lektorenkurs können<br />
sie schon vorher testen, wie es sich anfühlt, vor<br />
Publikum zu sprechen. Dort gibt es auch Tipps und<br />
Tricks, wie man Lampenfieber oder Sprechhemmungen<br />
überwinden sowie überzeugend und klar vor der<br />
Gemeinden reden kann.<br />
i<br />
infos<br />
Prädikantenausbildung<br />
Kontakt:<br />
Pastorin Christine Kind, Ausbildungsreferentin<br />
Telefon 0421/55 97-270<br />
pastorin.kind@kirche-bremen.de<br />
Anmel<strong>des</strong>chluss: 31. <strong>August</strong> 2010<br />
Kursstart: 6. September 2010<br />
Zeit: 14-täglich jeweils montags, 19 bis 21 Uhr<br />
im Haus der <strong>Kirche</strong>, Franziuseck 2-4.<br />
Teil 1 „Was glauben Christen?“<br />
September 2010 bis Juni 2011<br />
Lektorenkurs: „Wie lese ich (biblische) Texte?“<br />
<strong>August</strong> bis September 2011<br />
(mit einer Sprecherzieherin)<br />
Teil 2 „Predigen lernen“<br />
September 2011 bis zu den Oktober 2012<br />
Abschluss:<br />
Predigt und Gespräch darüber (Colloquium)<br />
Danach bestätigt der <strong>Kirche</strong>nausschuss die erfolgreiche<br />
Teilnahme und die eigene Gemeinde beruft<br />
den neuen Prädikanten/ die neue Prädikantin.<br />
www.bek-intern.de<br />
geistreich<br />
text & foto<br />
Matthias Dembski<br />
Fit für die Kanzel<br />
<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 13
praktisch<br />
Bei Missbrauch und Gewalt: Konsequent handeln!<br />
texte & fotos<br />
Matthias Dembski<br />
Was tun, wenn das Wohl eines Kin<strong>des</strong> gefährdet ist?<br />
Wenn durch seelische, körperliche oder sexuelle Gewalt<br />
seine gesunde Entwicklung bedroht ist? – Gefahren<br />
für das Wohlergehen von Kindern sind für alle<br />
Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe ein Thema.<br />
Nicht nur aufgrund aktueller Medienschlagzeilen über<br />
Fälle von Missbrauch und Vernachlässigung müssen<br />
die Träger, auch die <strong>Kirche</strong>, aktiv werden. Die aktuelle<br />
Gesetzeslage fordert von alle freien Trägern der Kinder-<br />
und Jugendhilfe Konzepte, wie sie Kinder schützen<br />
(Prävention) und was sie im Fall von Übergriffen<br />
und Verwahrlosung tun. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz<br />
(§ 8a) hat dazu geführt, dass alle Bun<strong>des</strong>länder<br />
mit den Jugendhilfe-Trägern Rahmenvereinbarungen<br />
geschlossen haben, die das körperliche und seelische<br />
Wohl von Kindern schützen sollen.<br />
In der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> betrifft diese<br />
Aufgabe alle Arbeitsbereiche, die mit Kindern und Jugendlichen<br />
zu tun haben: Das sind vor allem die Kitas<br />
und die Kinder- und Jugendarbeit in den Gemeinden.<br />
Beide Arbeitsbereiche müssen sich damit auseinanderzusetzen,<br />
wie das Wohl von Kindern geschützt werden<br />
kann.<br />
14 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />
Wer das Wohl von Kindern – ob im Kindergarten oder<br />
in der Jugendarbeit – schützen will, muss zwei Richtungen<br />
gleichzeitig im Auge behalten.<br />
Gefährungen von Außen: Was ist zu tun, wenn mir als<br />
Jugendmitarbeiter oder als Erzieherin im Kindergarten<br />
bei einem Kind Hinweise auffallen, die auf eine Gefährung<br />
z.B. durch Gewalt oder Missbrauch außerhalb<br />
der Einrichtung hindeuten könnten?<br />
Gefährdungen von Innen: Wo verletzen Mitarbeitende<br />
bzw. Kollegen Grenzen? Was ist zu tun, wenn ich innerhalb<br />
meiner Kita oder Betreuergruppe Verhaltensweisen<br />
beobachte, die nicht in Ordnung sind, die auf<br />
Missbrauch durch Kollegen hindeuten könnten? Dazu<br />
gehört auch, wie ich mit dem unbestimmten Gefühl<br />
umgehe, dass es eine unangemessene Nähe zwischen<br />
betreuten Kindern und Pädagogen oder anderen Aufsichtspersonen<br />
gibt.<br />
Eine Rahmenvereinbarung mit dem Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />
Bremen verpflichtet alle freien Träger der Jugendarbeit,<br />
also auch das Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt und den<br />
Kita-Lan<strong>des</strong>verband der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>Kirche</strong>, geeignete Maßnahmen zum Schutz von Kindern<br />
und Jugendlichen zu ergreifen, um sexueller Gewalt<br />
vorzu beugen und im Fall eines Übergriffs richtig<br />
zu handeln.<br />
Jugendarbeit: Klare Grenzen ziehen<br />
Das Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt arbeitet derzeit noch an<br />
seinem Leitfaden zur Kin<strong>des</strong>wohlsicherung für die<br />
<strong>Evangelische</strong> Jugend Bremen. Voraussichtlich im März<br />
2011 läuft ein Fachtag zum Thema „Nähe und Distanz<br />
in der Kinder- und Jugendarbeit“. Außerdem wird das<br />
Thema Sexuelle Gewalt und Prävention in Mitarbeiterschulungen<br />
verstärkt thematisiert. „Bei der Jugendleitercard-Schulung<br />
beschäftigen sich Jugendliche auch<br />
mit den Fragen, was Kin<strong>des</strong>wohlgefährung ist, was im<br />
Falle bestimmter Beobachtungen zu tun ist“, erläutert<br />
Jugendbildungsreferent Uli Ruback. Vor allem lernten<br />
die Ehrenamtlichen, hinzuschauen und das eigene wie<br />
das Verhalten anderer offen zu hinterfragen. „Ehrenamtliche<br />
Teamer sind oft nur zwei Jahre älter als die<br />
von ihnen Betreuten. Da sind der Austausch über Nähe<br />
und Distanz, wie auch klare Grenzziehungen wichtig.“<br />
Natürlich lebe Jugendarbeit von Beziehungen und<br />
Vertrauen. „Wir wollen keine sterile Jugendarbeit, sondern<br />
bei aller Vorsicht auch altersgemäße Spielräume<br />
ermöglichen.“<br />
Beobachtungen offen hinterfragen<br />
Das kritische Hinterfragen müsse bereits bei sexistischen<br />
Witzen beginnen. „Wir müssen unsere Wahrnehmung<br />
weiter schärfen. Das gilt auch für Beobachtungen<br />
von Auffälligkeiten, die ihre Ursache außerhalb<br />
der Jugendarbeit, zum Beispiel im Elternhaus, haben.“<br />
Auf Gemeindeebene gelte es, sichere Orte zu schaffen.<br />
Dafür sind konkrete Ansprechpartner mit offenem<br />
Ohr und Blick auf mögliche Ungereimtheiten unerlässlich.<br />
„Das ist besonders für jugendliche Freizeithelfer<br />
wichtig, wie der jüngste schlagzeilenträchtige Fall aus<br />
Osnabrück gezeigt hat. Kommunikationsstrukturen<br />
müssen offen sein und jede Gruppe braucht sensible<br />
Vertrauenspersonen, die Beobachtungen und Anfragen<br />
nicht abtun.“ Das Beschwerdemanagement muss<br />
in jeder Gruppe allen Teilnehmern und Begleitern bekannt<br />
sein.<br />
Sofortige Anzeige bei direkter Gefahr<br />
Beobachtungen sollten offen angesprochen, mit anderen<br />
Mitarbeitenden besprochen, notiert und ausgewertet<br />
werden. „Wo Gefahr im Verzug ist, muss der Verantwortliche<br />
Informationen natürlich nicht nur ernst<br />
nehmen und dokumentieren, sondern sofort handeln.“<br />
Das bedeutet: Das Amt für soziale Dienste muss umgehend<br />
informiert und gegebenenfalls Strafanzeige bei<br />
der Polizei gestellt werden. Das Jugendamt muss ebenfalls<br />
eingeschaltet werden, wenn Eltern Gespräche und<br />
Hilfsangebote ablehnen.<br />
So genannte „Gefährdungs- und Beobachtungsbögen“<br />
gibt es beim Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt. Auf ihnen können<br />
Beobachtungen systematisch dokumentiert werden,<br />
um später einen Beleg in der Hand zu haben.<br />
Soll eine externe Fachkraft bei der Beurteilung eines<br />
Sachverhalts beraten, gibt es beim Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt<br />
eine Telefon- und Adressenliste mit Kinderschutzorganisationen<br />
wie dem Mädchenhaus, Schattenriss<br />
oder dem Bremer Jungenbüro. „Bei einem Verdacht<br />
auf Missbrauch zum Beispiel im Elternhaus ist viel<br />
Fingerspitzengefühl nötig“, meint Uli Ruback. „Wenn<br />
sich Mitarbeitende unsicher sind, wie sie sich verhalten<br />
und einen Fall beurteilen sollen, empfiehlt es sich,<br />
eine erfahrene Fachkraft zur Beratung von Außen zu<br />
holen.“ Nur wenn das Kin<strong>des</strong>wohl dadurch nicht zusätzlich<br />
gefährdet ist, dürfen das Kind selbst und seine<br />
Eltern einbezogen werden.<br />
Intern unklare Situationen vermeiden<br />
Grundsätzlich gilt: Intern muss alles dafür getan werden,<br />
unklare Situationen gar nicht erst entstehen zu<br />
lassen. Bei gemischtgeschlechtlichen Gruppen sollte<br />
auf Freizeiten stets eine weibliche und ein männlicher<br />
Begleiter dabei sein. Die Eignung von Räumen muss<br />
auch unter dem Aspekt „Prävention“ vor der Nutzung<br />
z.B. für eine Freizeit geprüft werden. Vier-Augen-Gespräche<br />
mit Jugendlichen werden vorab im Team angekündigt<br />
und auch nur gleichgeschlechtlich geführt.<br />
„Niemand darf allein einsame Entscheidungen fällen,<br />
weil das einem evtentuellen Machtmissbrauch die Tür<br />
öffnet.“<br />
Kein Führungszeugnis für Ehrenamtliche<br />
Ehrenamtlich Aktive in der <strong>BEK</strong> sollen auch künftig<br />
kein Führungszeugnis vorlegen müssen. „Alle Jugendverbände<br />
lehnen diese Soll-Regelung ab, weil damit<br />
die Hürde für das Ehrenamt zu hoch wird“, erläutert<br />
Uli Ruback. Für hauptamtliche Jugendmitarbeiter muss<br />
hingegen bei der Einstellung der Nachweis vorgelegt<br />
werden, dass keine einschlägigen Vorstrafen vorliegen.<br />
„Wir denken aber darüber nach, eine Selbstverpflichtungserklärung<br />
mit einem Verhaltenscodex einzuführen,<br />
der Schutz vor Grenzverletzungen und sexueller<br />
Gewalt bieten soll. Diese Erklärung muss zumin<strong>des</strong>t<br />
von Hauptamtlichen unterschrieben werden. Für Ehrenamtliche<br />
kann auch das nur eine Soll-Vorschrift<br />
sein.“ In der bayerischen und hannoverschen Lan<strong>des</strong>kirche<br />
gibt es solche Erklärungen bereits.<br />
Uli Ruback sieht den geplanten Leitfaden, Mitarbeitendenschulungen,<br />
Fortbildungen für Hauptamtliche<br />
und etwaige Selbstverpflichtungserklärungen als „Gesamtprogramm“<br />
gegen Missbrauch und Gewalt: „Wir<br />
wollen sensibilisieren und die Wahrnehmung schärfen<br />
und damit vermeiden, dass es zu Übergriffen und<br />
Grenzverletzungen kommt.“
Ansprechpartner in der <strong>Bremische</strong>n<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> zum Thema<br />
Kin<strong>des</strong>wohl<br />
Vorbeugung und Aufklärung<br />
von sexuellem Missbrauch und Gewalt<br />
Beim Lan<strong>des</strong>verband <strong>Evangelische</strong>r<br />
Tageseinrichtungen für Kinder:<br />
Anneliese Spreckels-Hülle<br />
Telefon 0421/346 16-28<br />
aspreckels-huelle@kirche-bremen.de<br />
www.ev.kiki-bremen.de<br />
Beim Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt<br />
Uli Ruback<br />
Telefon 0421/346 15-50<br />
ruback.forum@kirche-bremen.de<br />
www.ejhb.de<br />
Missbrauchsbeauftragte<br />
für <strong>Kirche</strong> und Diakonie in Bremen<br />
Dr. Jutta Schmidt,<br />
Theologische Referentin<br />
Telefon 0421/55 97-291<br />
jutta.schmidt@kirche-bremen.de<br />
Literaturtipps<br />
„Bei uns nicht“ - Gemeinsam gegen sexuellen<br />
Missbrauch im Jugendverband.<br />
Arbeitshilfe für die Schulung und das Gespräch mit<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. (2,50 Euro)<br />
Bestellungen beim Bayerische Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt:<br />
www.ejb.de<br />
Manuela Dörsch & Karin Aliochin:<br />
Gegen sexuellen Missbrauch.<br />
Das Handbuch zur Verdachtsklärung und Intervention.<br />
(140 Seiten; 11 Euro + Versandkosten) Bezug<br />
über<br />
www.wildwasser-nuernberg.de<br />
Webtipps mit Materialangeboten<br />
Der Bayerische Jugendring hat ein hervorragen<strong>des</strong><br />
Web-Angebot mit praxisnahen Arbeitshilfen zum Thema<br />
Prävention von sexueller Gewalt erarbeitet.<br />
www.praetect.de<br />
Bun<strong>des</strong>ministerium für Jugend: Vielfältige Informationen,<br />
z.B. das Buch <strong>des</strong> Kinderschutz-Zentrums Berlin<br />
„Kin<strong>des</strong>wohlgefährdung. Erkennen und Helfen.“<br />
zum Download<br />
www.bmfsfj.de<br />
praktisch<br />
In der Kita: Leitfaden Kin<strong>des</strong>wohlsicherung kommt<br />
Pünktlich zum Beginn <strong>des</strong> Kindergartenjahres ist der<br />
neue „Leitfaden zur Kin<strong>des</strong>wohlsicherung“ fertig.<br />
Ende September stellt der Lan<strong>des</strong>verband das Konzept<br />
auf der Leiterinnenkonferenz vor und übergibt die<br />
Materialien an alle Kitas. Der Leitfaden ist als Hilfestellung<br />
für Kita-Mitarbeitende gedacht und soll ihnen<br />
Rechtssicherheit geben, wenn sie zur Sicherung <strong>des</strong><br />
Kin<strong>des</strong>wohls aktiv werden.<br />
Seit mehreren Jahren hatte eine Arbeitsgruppe <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verban<strong>des</strong><br />
mit externen Experten daran gearbeitet.<br />
„Das ist ein wichtiger Baustein für die Sicherheit der<br />
Kinder in unseren Einrichtungen und für die Qualität“,<br />
meint Dr. Carsten Schlepper, Leiter <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verban<strong>des</strong><br />
<strong>Evangelische</strong>r Tageseinrichtungen für Kinder.<br />
Grundsätze <strong>des</strong> Leitfadens<br />
Das eigene Gefühl ernst nehmen: Keine Gewöhnungseffekte<br />
bei Beobachtungen, die „nicht in Ordnung“<br />
sind.<br />
Sich frühzeitig austauschen (Vier-Augen-Prinzip):<br />
Keine Einschätzungen allein treffen.<br />
Sich im Team darüber verständigen, was Kin<strong>des</strong>wohl(gefährung)<br />
ist: Wann und wo beginnen körperliche<br />
und seelische Vernachlässigung? – Dafür gibt es<br />
keine starren Grenzen, <strong>des</strong>wegen muss darüber gesprochen<br />
werden.<br />
Ständiges Thema in Dienstbesprechungen: „Kinder,<br />
die uns auffallen“. Akute Krisensituationen sofort ansprechen,<br />
die „Fälle“ auf einem Beobachtungsbogen<br />
mit Datum und Zeit genau dokumentieren, um nicht<br />
nur Eindrücke, sondern gesicherte Fakten zu haben,<br />
die einen Anfangsverdacht belegen können. Zusatzinfos<br />
von Dritten (Arzt, Therapeut etc.) dürfen nur mit<br />
Einwilligung der Eltern eingeholt werden.<br />
Kita-Leitung hat die Federführung<br />
Die Kita-Leitung ist künftig verantwortlich, die empfangenen<br />
Signale weiter zu bearbeiten. Sie kann eine<br />
externe Fachberatung hinzuziehen. „Dabei können<br />
die Bezirkskoordinatoren und die Fachberatung <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> helfen, die auch weitervermitteln.<br />
Die Stadt finanziert uns als Träger weder eine Fachkraft<br />
mit Schwerpunkt Kin<strong>des</strong>wohl, noch deren Qualifizierung“,<br />
betont Anneliese Spreckels-Hülle vom<br />
Lan<strong>des</strong>verband, die den Leitfaden federführend mit<br />
entwickelt hat. Deshalb kooperiert der Lan<strong>des</strong>verband<br />
u.a. mit Schattenriss, pro familia oder dem Jungenbüro.<br />
Nehmen Eltern die Beratungs- und Unterstützungsangebote<br />
der Kita nicht an, wird das Jugendamt eingeschaltet.<br />
Da ist auch ohne das elterliche Einverständnis<br />
möglich, wenn deren Verweigerung schriftlich<br />
festgehalten wurde (Ergebnisprotokoll). Wichtig ist<br />
außerdem, dass vorher die Beobachtungen <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong><br />
(„Gefährdungsbogen“) möglichst genau dokumentiert<br />
wurden. Diese Aufzeichnungen müssen stets in einem<br />
sicher verschlossenen Schrank aufbewahrt werden.<br />
Vertrauliche, sensible Infos gehören nicht ins gesamte<br />
Team.<br />
Das Jugendamt übernimmt den gemeldeten Fall und<br />
ist verpflichtet, ihn weiterzubearbeiten. Hat sich der<br />
Verdacht erhärtet, darf die Kita Daten an das Jugendamt<br />
weitergegeben. Um Mitarbeiterinnen abzusichern,<br />
sollte mit der Rechtsabteilung der <strong>Kirche</strong>nkanzlei<br />
Rücksprache gehalten werden, ehe das Jugendamt<br />
eingeschaltet wird. Die Eltern müssen nur dann über<br />
die Weitergabe <strong>des</strong> Falles informiert werden, wenn<br />
das betroffene Kind dadurch nicht zusätzlich gefährdet<br />
wird.<br />
„Erzieherinnen gestärkt“<br />
„Eltern können sich nicht mehr mit dem Hinweis, es<br />
sei alles in Ordnung, herausziehen und dann plötzlich<br />
ihr Kind abmelden und verschwinden. Die Vereinbarung<br />
stärkt Erzieherinnen den Rücken, weil sie<br />
jetzt zur Weitermeldung verpflichtet sind und handeln<br />
müssen“, sagt Carsten Schlepper, Leiter <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verban<strong>des</strong>.<br />
„Das erhöht den Druck auf die Eltern gefährdeter<br />
Kinder, zu handeln.“<br />
Auch teamintern soll der Leitfaden Erzieherinnen<br />
sensibilisieren. „Wenn wir gegen jegliche Übergriffe<br />
vorbeugend tätig sind, müssen auch kleinste Grenzüberschreitungen<br />
innerhab <strong>des</strong> Kita-Team thematisiert<br />
werden“, erläutert Anneliese Spreckels-Hülle. „Fehlerfreundliche<br />
Reflexion der gemeinsamen Arbeit ist nötig.<br />
Wenn eine Kollegin andauernd ein Kind auf dem<br />
Schoß hat, ist das Anlass nachzufragen: Tut sie das,<br />
weil das Kind z.B. Trost braucht oder weil sie selbst<br />
es braucht?“ Solche offenen Nachfragen müssten im<br />
Team erlaubt sein, ohne Kolleginnen damit gleich zu<br />
stigmatisieren. Kita-Leitungen müssen <strong>des</strong>halb klar<br />
kommunizieren: „Jede Beobachtung muss offen an<br />
gesprochen werden, ohne dass die Leiterin abblockt.<br />
Sonst besteht die Gefahr, dass aus kleinen Grenzüberschreitungen<br />
größere erwachsen.“<br />
Genau hinschauen lautet die Strategie der Missbrauchsprävention<br />
und Kin<strong>des</strong>wohlsicherung in Kitas. „Erzieherinnen<br />
sollten sich lieber einmal zuviel als zuwenig<br />
über Auffälligkeiten untereinander austauschen, damit<br />
kein Gewöhnungseffekt eintritt“, sagt Carsten Schlepper.<br />
Das gilt sowohl im Team, als auch gegenüber<br />
Hinweisen, die auf Gewalt, Verwahrlosung oder Missbrauch<br />
außerhalb der Einrichtung hindeuten.<br />
Zartbitter e.V. Kontakt- und Informationsstelle gegen<br />
sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen<br />
www.zartbitter.de<br />
Deutsche Gesellschaft für Prävention & Intervention<br />
bei Kin<strong>des</strong>misshandlung & -vernachlässigung e.V.<br />
www.dgfpi.de<br />
Bun<strong>des</strong>arbeitsgemeinschaft Prävention<br />
und Prophylaxe: Viele Informationen zum Thema<br />
sexuelle Gewalt/sexueller Missbrauch und Prävention<br />
sowie angrenzenden Themenschwerpunkten<br />
(z.B. Kin<strong>des</strong>misshandlung, Gewalt unter Kindern und<br />
Jugendlichen etc.).<br />
www.praevention.org<br />
“Richtlinien zum Umgang mit der Vermutung oder<br />
Gewissheit über sexuelle Ausbeutung“<br />
<strong>des</strong> Schweizer christlichen Jugendverban<strong>des</strong>:<br />
www.cevi.ch/praevention<br />
Fortbildungsangebote in Bremen<br />
zu Kin<strong>des</strong>wohl und Prävention sexueller Gewalt im<br />
Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe unter<br />
fobi.jugendinfo.de<br />
<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 15
praktisch<br />
Unter dem Dach <strong>des</strong> Diakonischen Werks Bremen<br />
und der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> gibt es eine<br />
Reihe von Verbänden mit einem bremenweiten Netz<br />
von Suchtselbsthilfegruppen, darunter das Blaue<br />
Kreuz und die Freun<strong>des</strong>kreise für Suchtkrankenhilfe.<br />
Sie haben sich an einem bun<strong>des</strong>weiten Projekt zur<br />
Gesundheitsförderung beteiligt. Mehr Bewegung und<br />
Sport, Raucherentwöhnung und gesündere Ernährung,<br />
so die Ziele. Dabei geht es nicht nur um Verzicht,<br />
sondern auch darum, nicht mehr zu Ersatzdrogen zu<br />
greifen, zufrieden abstinent zu sein und mehr<br />
Le bensqualität zu gewinnen. Ursula Großer vom<br />
Bre mer Lan<strong>des</strong>verband der Freun<strong>des</strong>kreise für Suchtkrankenhilfe:<br />
„Es sind Tipps und Empfehlungen, die<br />
wir geben und keine Vorschriften.“ Doch es hat sich<br />
schon viel getan, so Ursula Großer: „Wir verbieten<br />
niemandem das Rauchen, aber während der Gruppentreffen<br />
bleibt die Kippe aus, nicht zuletzt auch,<br />
weil viele Vermieter der Räumlichkeiten – oft auch<br />
<strong>Kirche</strong>ngemeinden – Wert auf rauchfreie Treffen<br />
legen. Zudem haben wir die Kekse aus dem Programm<br />
genommen und reichen Obst. Vor den zweistündigen<br />
Gesprächskreisen machen wir Lockerungsübungen.<br />
Neu ist auch, dass wir unseren Mitgliedern Kochkurse<br />
für die gesunde Küche anbieten und mit einem kleinen<br />
Team bereits an einem Citylauf teilgenommen haben.<br />
Sporttrainer, Heilpraktiker und Ernährungsberater<br />
haben die Suchtselbsthilfegruppen fachlich auf ihrem<br />
Weg begleitet.“<br />
Die Gefahr eines Rückfalls mindern<br />
Großer erläutert, dass sich neben den kirchlichen und<br />
diakonischen Gruppen auch andere Verbände, etwa<br />
die Guttempler und der Kreuzbund an dem Projekt<br />
zur Gesundheitsförderung in Suchtselbsthilfegruppen<br />
beteiligten. Ursprünglich war es auf zwei Jahre angesetzt,<br />
die im Herbst auslaufen. Großer: „Wir werden<br />
es jedoch noch min<strong>des</strong>tens ein Jahr fortsetzen,<br />
weil wir nicht wollen, dass die bereits erreichten<br />
Veränderungen wieder im alten Trott verloren gehen.<br />
Wir setzen auf Nachhaltigkeit.“ Denn: „Zufrieden<br />
abstinent zu sein, bedeutet, seelisch und körperlich<br />
gesund zu bleiben. Ziel der zufriedenen Abstinenz<br />
ist es auch, „dass wir uns an das erinnern, was uns<br />
wirklich gut tut und was uns gesund erhält“, fasst<br />
Sucht-Selbsthilfegruppen<br />
montags<br />
Behandlungszentrum Nord (Raum 021), Aumunder<br />
Heerweg 83, Kontakt-Telefon: 0421/64 40 868<br />
Oberneuland - Gemeindehaus, Hohenkampsweg 8<br />
Kontakt-Telefon: 0421/ 25 51 25<br />
Vegesack: Freie Christengemeinde, Kirchheide 23<br />
Kontakt-Telefon: 0421/65 62 31<br />
St. Martini-Gemeinde, gr. Gemein<strong>des</strong>aal, Martinikirchhof<br />
1 Kontakt-Telefon: 0421/ 40 58 16<br />
Junge Menschen und Sucht:<br />
Altentagestätte Olymp, Eislebener Str. 31<br />
Tel. 0421/ 47 63 34<br />
dienstags<br />
Abraham-Gemeinde Kattenturm, Anna-Stiegler-<br />
Straße 124, Kontakt-Telefon: 0421/ 8 72 85 54<br />
Osterholz: Gemeindehaus, Heiligenbergstraße 71,<br />
Kontakt-Telefon: 0421/ 48 39 66<br />
Begegnungsstätte Haferkamp 8,<br />
Kontakt-Telefon: 0421/ 57 20 846<br />
Rotes-Kreuz-Haus, Wachmannstraße 8 (Eingang<br />
durch den Torbogen),<br />
Kontakt-Telefon: 0421/ 3491770<br />
16 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />
„Da bleibt<br />
die Kippe aus...“<br />
Ursula Großer zusammen. Mehr Gesundheit sorge für<br />
Entspannung und mindere die Gefahr eines Rückfalls.<br />
Selbsthilfeangebote - ein dichtes Netz<br />
Alle kirchlichen und diakonischen Selbsthilfegruppen<br />
bieten Informationen, Rat, Hilfe und Unterstützung<br />
rund um den Problemkreis Sucht sowie Begegnung<br />
und Gespräche. Die Angebote gibt es in allen Stadtteilen<br />
und an allen Wochentagen. Alle Gruppen<br />
stehen Betroffenen und zum Teil auch deren Partnern<br />
und Angehörigen offen. Neueinsteiger sind stets<br />
willkommen, die Teilnahme ist kostenlos. Sie sind<br />
Ansprechpartner für das gesamte Spektrum möglicher<br />
Abhängigkeiten von der Spiel- über Alkohol-,<br />
Ess- oder Drogensucht. Die Selbsthilfegruppen nutzen<br />
für ihre regelmäßigen Treffen auch Räume von<br />
<strong>Kirche</strong>ngemeinden.<br />
mittwochs<br />
St. Magni-Gemeinde, Unter den Linden 24,<br />
Kontakt-Telefon: 0421/ 68 11 69<br />
Matthias-Claudius-Gemeindehaus, Wilhelm-Raabe-<br />
Straße 1, Kontakt-Telefon: 0421/ 54 09 73<br />
Altentagesstätte Olymp, Eislebener Straße 31<br />
Kontakt-Telefon: 04207/ 47 99 877<br />
Begegnungsstätte Haferkamp 8,<br />
Kontakt-Telefon: 0421/ 52 95 33<br />
Begegnungsstätte, Ohser Str. 2, Habenhausen<br />
Kontakt-Telefon: 0421 82 54 85<br />
donnerstags<br />
Rat- und Tat Zentrum, Theodor-Körner-Str. 1, Frauengruppe,<br />
Kontakt-Telefon: 0421/ 45 44 28<br />
Gemeinde <strong>des</strong> guten Hirten, Forbacher Straße 16<br />
Kontakt-Telefon: 0421/ 40 12 68<br />
„Hibiduri“, Thedinghauser Straße 2<br />
Kontakt-Telefon: 0421 / 57 20 846<br />
freitags<br />
Begegnungsstätte Sudwehe, Högemannsweg, Weyhe<br />
Kontakt-Telefon: 0421/ 409 55 98<br />
Nachbarschaftshaus Beim Ohlenhof 19,<br />
Kontakt-Telefon: 0421/ 59 32 37<br />
text Ingo Hartel<br />
foto Ulrike Rank<br />
k<br />
kontakt<br />
Suchtkranken-Selbsthilfe<br />
Freun<strong>des</strong>kreise für Suchtkrankenhilfe<br />
Lan<strong>des</strong>verband Bremen e.V.<br />
Die Freun<strong>des</strong>kreise sind Selbsthilfegruppen und<br />
bieten an jedem Wochentag in allen Stadtteilen<br />
in der Zeit von 19.30 bis 21.30 Uhr Treffen an.<br />
An allen Treffen können auch die Angehörigen<br />
von Suchtkranken teilnehmen. Ferner begleiten<br />
die Freun<strong>des</strong>kreise Suchtkranke und Angehörige<br />
vor, während und nach einer stationären oder<br />
ambulanten Behandlung. Freun<strong>des</strong>kreise sind<br />
frei von starren Bindungen und offen für alle<br />
Konfessionen.<br />
Geschäftstelle<br />
Winsener Straße 3, 28329 Bremen<br />
Telefon 0421/223 41 07<br />
Ursula Großer, Telefon 0421/82 54 85<br />
fkbremen@web.de<br />
www.freun<strong>des</strong>kreise-sucht.de<br />
Blaues Kreuz in der<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> Bremen e.V.<br />
Mehrere Gruppen für Sucht- und Motivationsberatung<br />
beraten vornehmlich in Fragen <strong>des</strong><br />
Alkohol- und Medikamentenmissbrauchs. Die<br />
Gruppen stehen aber auch anderen Abhängigen<br />
und deren Angehörigen offen.<br />
Ansprechpartner<br />
Günter Richtsteig<br />
Telefon 04282/594 10 83<br />
bke-hb-gr@t-online.de<br />
www.blaues-kreuz.org
<strong>Kirche</strong> mit Kindern kreativ entdecken<br />
„Bei Gott bin ich zu Hause“ heißt das neue Kinder-<br />
Kunstprojekt, das Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt und Kita-<br />
Lan<strong>des</strong>verband jetzt gemeinsam starten. Gemeinden<br />
mit Kitas oder Kinder(gottes)dienstgruppen können sich<br />
ab sofort und bis zum 1. Oktober anmelden. Dabei sollen<br />
Kinder zwischen drei und 12 Jahren auf ihre Weise<br />
den <strong>Kirche</strong>nraum entdecken und diese Erfahrungen<br />
künstlerisch-kreativ umsetzen.<br />
Ziel ist außerdem eine intensivierte Zusammenarbeit<br />
von Gemeinde, Kindergarten, Kindergottesdienst und<br />
Kindergruppen. Die Projektidee eignet sich auch für<br />
eine Kooperation mit benachbarten Grundschulen<br />
oder als gemeinsames Eltern-Kind-/ Familienangebot.<br />
Denkbar ist ebenfalls, dass mehrere Gemeinden das<br />
Kunstprojekt gemeinsam an den Start bringen.<br />
Team unterstützt bei der Planung<br />
„Das Projekt läuft als bremenweites Langzeitprojekt<br />
vom 1. Oktober 2010 bis Ende Mai 2011. „Das<br />
heißt nicht, dass man die gesamte Zeit nur auf dieses<br />
eine Projekt verwendet. Der Zeitraum dafür lässt<br />
sich flexibel gestalten: Als kompaktes sechsstündiges<br />
Tagesprojekt, über eine ganze Woche zum Beispiel<br />
als Ferienprojekt oder auch verteilt über einen längeren<br />
Zeitraum“, erläutert Birte Leemhuis, Referentin<br />
für „<strong>Kirche</strong> mit Kindern“ beim Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt.<br />
Wie lang das Projekt vor Ort dauert, lässt sich je nach<br />
den örtlichen Gegebenheiten festlegen. „Individuell<br />
auswählen lassen sich auch die künstlerischen Formen<br />
und die verwendeten Materialien. Alles ist denkbar:<br />
Vom Malen über Collagen, Kneten, Tonarbeiten bis<br />
hin zu Modellbau, Musik oder zur Gestaltung eines<br />
Segenstores am <strong>Kirche</strong>neingang.“ Oft bietet der <strong>Kirche</strong>nraum<br />
selbst Anregungen. Wo z.B. besonders<br />
schöne, bunte Fenster das Sonnenlicht farbig brechen,<br />
lassen sich transparente Mobiles bauen, die diese<br />
Effekte aufnehmen.<br />
Kreative Ideen, wie sich das Projekt umsetzen lässt,<br />
gibt es zuhauf. Die beiden Projektinitiatoren, Birte<br />
Leemhuis und Pastor Rolf Sänger-Diestelmeier, beraten<br />
gern, in welcher Form sich das Kunstprojekt in<br />
der jeweiligen Gemeinde, ihrer Kita oder im Rahmen<br />
ihres Kin<strong>des</strong>gottesdienstes umsetzen lässt. Mit im<br />
Beraterteam ist auch eine professionelle Künstlerin.<br />
„Wir begleiten – wenn gewünscht – die konzeptionelle<br />
Projektplanung und die praktisch Vorbereitung<br />
im jeweiligen Team. Gemeinsam Ideen weiterzuspinnen<br />
ist spannend“, freut sich Birte Leemhuis auf viele<br />
Gruppen, die mitmachen.<br />
Gemeinsames Fest mit Ausstellung<br />
Den Abschluss <strong>des</strong> Projektes für alle beteiligten Ge meinden,<br />
Kitas, Schulen und anderen Kindergruppen bildet ein<br />
großes, bremenweites Abschlussfest mit gemeinsamer<br />
Ausstellung verschiedener Kunstwerke im Mai 2011,<br />
das in der Friedensgemeinde im Viertel stattfinden<br />
soll. Dazu sind alle beteiligten Gruppen eingeladen.<br />
k kontakt<br />
„Bei Gott bin ich zu Hause“<br />
kirche kunst projekt für Kinder<br />
Birte Leemhuis<br />
Diakonisch-pädagogische<br />
Mitarbeiterin im Jugendpool<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>jugendpfarramtes<br />
zuständig für „<strong>Kirche</strong> mit<br />
Kindern“<br />
Telefon 0178/ 4596421<br />
leemhuis@kirche-bremen.de<br />
Rolf Sänger-Diestelmeier<br />
Pastor für Religionspädagogik<br />
im Lan<strong>des</strong>verband<br />
<strong>Evangelische</strong>r Tageseinrichtungen<br />
für Kinder<br />
Telefon 0421/34616-21<br />
rsaengerdiestelmeier@<br />
kirche-bremen.de<br />
www.kirche-entdecken.de<br />
www.kirche-bremen.de<br />
praktisch<br />
text & fotos<br />
Matthias Dembski<br />
Anregungen für das<br />
eigene Kreativprojekt<br />
Methoden<br />
• Generationsübergreifend: Ältere Menschen<br />
stellen die <strong>Kirche</strong> vor und erzählen, was sie dort<br />
erlebt haben. Nach diesem Austausch beginnt<br />
für die Kinder die kreative Phase.<br />
• <strong>Kirche</strong>nraumpädagogisch: Was brauche ich<br />
als Kind, um mich in der <strong>Kirche</strong> zu Hause zu<br />
fühlen? Was hilft mir, mich wohl zu fühlen und<br />
eine warme Atmosphäre zu gestalten?<br />
• Interreligiös: Was ist anders und was verbindet?<br />
In einem multikulturellen Umfeld bietet es<br />
sich sich an, zum Beispiel mit der benachbarten<br />
Moschee zu sprechen, um auch muslimischen<br />
Kindern in der Kita die Teilnahme zu ermöglichen<br />
und sich wechselseitig besser kennenzulernen,<br />
indem man sowohl eine <strong>Kirche</strong> als auch<br />
eine Moschee oder Synagoge besucht.<br />
• Kinder zeigen ihre <strong>Kirche</strong> anderen Kindern:<br />
Dabei geht es nicht um „Richtigkeiten“, sondern<br />
eigene Entdeckungen und Wahrnehmungen aus<br />
der Perspektive von Kindern.<br />
• Räume tauschen zwischen Kinder- und<br />
Erwachsenengottesdienst am Reformationstag:<br />
Die Kinder bleiben im Kirchraum und „erobern“<br />
ihn sich, die Erwachsenen ziehen ins<br />
Gemeindehaus um. Die Aktion soll symbolisch<br />
zeigen: Auch der Kindergottesdienst ist ein vollwertiger<br />
Gottesdienst und Kinder haben dasselbe<br />
Recht auf den <strong>Kirche</strong>nraum, wie Erwachsene.<br />
Hilfsmittel und<br />
Unterstützungsangebote<br />
• Mit www.kirche-entdecken.de gibt es eine<br />
Web-Seite, die bereits für Vorschulkinder geeignet<br />
ist und Anregungen gibt, den <strong>Kirche</strong>nraum<br />
zu entdecken.<br />
• Angedacht ist auch eine Kooperation mit<br />
Ottmar Hinz vom <strong>Evangelische</strong>n Bildungswerk,<br />
der sich seit Jahren mit <strong>Kirche</strong>nraumpädagogik<br />
befasst und dazu Bildungsurlaube und die<br />
Weiterbildung „Sprechende Räume der Stille“<br />
für künftige <strong>Kirche</strong>nführer anbietet. „Darüber<br />
könnten sich interessierte Projektverantwortliche<br />
kirchenraumpädagogische Hilfestellung holen“,<br />
so die Idee.<br />
• Ausleihbarer „Requisitenkoffer“ mit<br />
Materialsammlung:<br />
Er enthält Gegenstände, die in einen Kirchraum<br />
gehören, wie die Altarbibel, das Kreuz, Kerzen,<br />
Paramente, eine Zimbel, kleine Glocke und ein<br />
Pult.<br />
• Regelmäßiger Ideen-Newsletter:<br />
Die Projektinitiatoren wollen alle teilnehmenden<br />
Gruppen-Verantwortlichen per e-mail regelmäßig<br />
mit Ideen, Literatur- und Webtipps sowie<br />
aktuellen Praxiserfahrungen versorgen.<br />
<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 17
praktisch<br />
Alles, was Recht ist<br />
Lieder im Kindergarten<br />
Ob Fotos im Gemeindebrief, Noten für den Gottesdienst,<br />
Filme beim Seniorennachmittag – <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />
stehen oft vor der Frage „darf ich es abdrucken,<br />
ko pieren, aufführen?“. Texte, Musik, Bilder, Filme,<br />
Com puterprogramme und vieles mehr unterliegen<br />
dem Urheberrechtsschutz. Die Nutzungsrechte hierfür<br />
muss man einholen und kaufen. Um Gemeinden zu<br />
entlasten, hat die <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> Deutschland<br />
(EKD) zahlreiche Pauschalverträge abgeschlossen, die<br />
die Verwertung ermöglichen, ohne dass die einzelnen<br />
Gemeinden dafür bezahlen müssen.<br />
Informationen finden Sie im neuen Leitfaden<br />
„Urheberrecht in den Gemeinden“ (s. Servicekasten).<br />
Im Folgenden finden sich erste Hinweise zu<br />
Urheberrechtsfragen ohne Anspruch auf Vollständigkeit.<br />
Holen Sie im Zweifel eine Rechtsauskunft von der<br />
<strong>Kirche</strong>nkanzlei ein!<br />
Bilder und Fotos anderer Urheber<br />
Für Bilder, Fotos, Zeichnungen in Gemeindebrief,<br />
Internet, Flyern etc. Genehmigung <strong>des</strong> Rechteinhabers<br />
oder VG Bild-Kunst einholen.<br />
Eigene Fotografien<br />
für Gemeindebrief, Internet<br />
Grundsätzlich gilt: Fotografierte um Erlaubnis fragen<br />
und sich diese schriftlich geben lassen.<br />
Sehr wichtig bei Kindern unter 18 Jahren: Unbedingt<br />
das Einverständnis der Erziehungsberechtigten einholen.<br />
Aus der Erlaubnis muss genau hervorgehen<br />
für welches Medium es genutzt wird. Soll das<br />
Foto mehrfach verwendet werden, zum Beispiel im<br />
Gemeindebrief und im Internet, gleich ein generelles<br />
18 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />
Einverständnis für die Veröffentlichung geben lassen.<br />
Ohne Genehmigung dürfen nur öffentliche (Groß-)<br />
Veranstaltungen, Straßenszenen o.ä fotografiert werden.<br />
Bei Gemeindefesten wenn möglich fragen.<br />
Künstlerische Fotos selber nachzustellen, ist nicht<br />
erlaubt (Recht an der Idee).<br />
Texte<br />
Veröffentlichung von Texten, Gedichten, Gebeten,<br />
Reden: Rechte einholen beim Autor oder bei der<br />
VG-Wort<br />
Lieder und Noten<br />
Grundsätzlich absolutes Kopierverbot.<br />
Genehmigung unbedingt beim Verlag oder über die<br />
VG Musikedition einholen.<br />
Gilt auch für Internetveröffentlichung. -> Siehe Lieder<br />
im Kindergarten, Ausnahme s. Gemeindegesang<br />
Gemeindegesang<br />
Einzelne Lieder und Liedtexte dürfen für Gottesdienste,<br />
Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen, Andachten o.ä.<br />
kopiert werden (auch auf Folie oder Beamer). Auch<br />
für nichtkommerzielle kirchliche Veranstaltungen<br />
(Tagungen, Seminare, Seniorentreffen). Der Urheber<br />
ist auf Kopien zu nennen.<br />
Der Pauschalvertrag gilt nur für Gemeindegesang,<br />
nicht für Kopien für <strong>Kirche</strong>nchöre, Bands, Orchester<br />
etc.!<br />
Noten für den Kindergarten dürfen nicht kopiert werden.<br />
Die <strong>Kirche</strong>ngemeinde kann einen Lizenzvertrag<br />
bei der GEMA für ihren Kindergarten abschließen.<br />
Liederhefte und Sammlungen<br />
Nicht im Pauschalvertrag enthalten, Gemeinden wenden<br />
sich direkt an die VG Musikedition<br />
Musikaufführungen<br />
Musikaufführungen im Gottesdienst und gottesdienstlichen<br />
Veranstaltungen sind im Pauschalvertrag enthalten<br />
und müssen nicht angemeldet werden.<br />
Im Vertrag enthalten sind auch Konzerte oder Feste<br />
mit Unterhaltungsmusik, wenn die Gemeinde alleiniger<br />
Veranstalter ist und diese Veranstaltungen keinen<br />
Eintritt kosten. Spenden zur Deckung der Kosten<br />
zu sammeln, ist aber möglich.<br />
Konzerte müssen gemeldet werden beim <strong>Kirche</strong>namt<br />
der EKD, Urheberrechtsreferat GEMA-Stelle<br />
Andere Musikveranstaltungen min<strong>des</strong>tens 3 Tage vorher<br />
bei der GEMA melden, 20% Rabatt für Gemeinden.<br />
Verspätete Anmeldungen sind sehr teuer!<br />
Singspiele, Musicals,<br />
Krippenspiele, Theater und<br />
Kabarett<br />
Kein Pauschalvertrag, Rechte einholen beim Verlag<br />
oder der VG Musikedition.
Urheberrecht<br />
im Gemeindealltag<br />
Musik aus dem Radio & von CDs<br />
Im Vertrag enthalten: Musik bei Gemeindeabenden,<br />
Sommerfesten, Jugendveranstaltungen.<br />
Bei nicht gemeindeinternen Veranstaltungen muss die<br />
Musik mit der GEMA abgerechnet werden.<br />
Konzert auf CD aufnehmen: Abgabe an Mitwirkende<br />
erlaubt, bei Verkauf an Dritte Lizenzierung durch<br />
GEMA erforderlich.<br />
Filme und Fernsehaufnahmen<br />
Erlaubnis der Sendeanstalt oder <strong>des</strong> Filmverleihers /<br />
Filmverlags notwendig.<br />
Einfacher: Film bei der Mendienzentrale im forum<br />
<strong>Kirche</strong> leihen, diese sind zur Aufführung lizenziert.<br />
Unbeschränkt erlaubt ist die Aufführung in<br />
begrenztem Kreis (z.B. Seniorengruppe). Für öffentliche<br />
Aufführungen Genehmigung einholen, z.B. für<br />
Gemeindehäuser, Jugendzentren, Altenheime. Der<br />
Eintritt darf bis zu einem Euro betragen sofern nicht<br />
mehr als ein Film pro Woche gezeigt wird.<br />
Man kann auch sehr günstige besondere Vorführlizenzen<br />
MPLC (vormals VIDEMA) erwerben (eingeschränkter<br />
Katalog, die Konditionen für Gemeinden sind aber<br />
eher schwierig).<br />
Zusätzlich müssen Filme wegen ihrer Musik GEMA<br />
gemeldet werden.<br />
Werbung in eigenen Veröffentlichungen ist erlaubt, die<br />
text Silvia Teuwsen<br />
fotos Archiv<br />
sich an Mitglieder wendet, Plakatanschläge im eigenen<br />
Haus und Ankündigung im Veranstaltungskalender<br />
sind erlaubt. Erlaubt ist, dass eine Zeitung darüber<br />
berichtet. Nicht erlaubt: Bezahlte Werbeanzeigen.<br />
Bei Musik in selbstgedrehten Filmen ein<br />
„Filmherstellungsrecht“ beim Verlag oder Urheber<br />
einholen.<br />
Für empfangsbereite Fernseh- und Radiogeräte –<br />
egal ob genutzt oder nicht – müssen bei der GEZ<br />
Rundfunkgebühren bezahlt werden. Bitte anmelden<br />
statt schwarz-sehe<br />
Public Viewing<br />
Bei Übertragungen von Fußball-WM-Spielen im öffentlich-rechtlichen<br />
Fernsehen gab es in der Vergangenheit<br />
stets Sonderlizenzen der EKD.<br />
Gemeinden konnten sich dazu jeweils kostenlos<br />
registrieren (www.ekd.de). Das Logo <strong>des</strong> jeweiligen<br />
Sportereignisses darf (z.B. auf Plakaten) nicht verwendet<br />
werden. Auch darf kein Eintritt erhoben werden.<br />
Das Fernsehgerät muss bei der GEZ angemeldet sein.<br />
Verkauf von Speisen und Getränken ist erlaubt.<br />
Lizenzen für Bun<strong>des</strong>liga-Spiele gibt es direkt beim übertragenden<br />
Sender, sind aber sehr teuer. Gemeinden<br />
sollten sich überlegen, ob und wie sie die Kosten<br />
wieder hereinbekommen können.<br />
Internet<br />
Musik in einem Internetauftritt muss bei der GEMA<br />
angemeldet werden.<br />
Für digitale Pressespiegel muss an die VG Wort oder<br />
an die PMG (Presse Monitor Deutschland GmbH,<br />
www.pressemonitor.de) gezahlt werden.<br />
Für Texte und Fotos Genehmigungen einholen.<br />
Verwendung ohne Genehmigung ist Diebstahl geistigen<br />
Eigentums und strafbar. Es gibt Rechtsanwaltskanzleien,<br />
die nach Verwertungsdiebstählen im Internet<br />
suchen. Informationen zum Internet-Recht<br />
hat der Internetbeauftragte der <strong>Bremische</strong>n<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>, Pastor Rüdiger Kunstmann,<br />
im Mitarbeitendenportal zusammengestellt. In seinen<br />
„Tipps zur Erstellung von Webseiten“ finden sich dazu<br />
im Kapitel 9 genaue Hinweise.<br />
k<br />
kontakt<br />
praktisch<br />
Adressen & Ansprechpartner<br />
bei Urheberrechtsfragen<br />
GEMA<br />
Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und<br />
mechanische Vervielfältigungsrechte<br />
GEMA, Schierenberg 66, 22145 Hamburg<br />
Postfach 73 03 60, 22123 Hamburg<br />
Telefon 040/67 90 93-0<br />
www.gema.de<br />
Initiative RESPE©T COPYRIGHTS<br />
Informationen über geistiges Eigentum<br />
www.respectcopyrights.de<br />
VG Bild-Kunst<br />
(Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst)<br />
Weberstr. 61, 53113 Bonn<br />
www.bildkunst.de<br />
VG Musikedition<br />
(Verwertungsgesellschaft Musikedition)<br />
Königstor 1A, 34117 Kassel<br />
www.vg-musikedition.de<br />
VG Wort<br />
(Verwertungsgesellschaft Wort)<br />
Goethestr. 49, 80336 München<br />
www.vgwort.de<br />
MPLC<br />
MPLC Filmlizenzierung GmbH<br />
Infotelefon 06150/1085-69<br />
www.mplc-gmbh.de<br />
Buchtipps<br />
Urheberrecht in den Gemeinden.<br />
Leitfaden für die tägliche Praxis (4 Seiten)<br />
www.bek-intern.de (Menüpunkt „EKD“)<br />
Urheberrecht in den <strong>Kirche</strong>n der EKD.<br />
Broschüre (59 Seiten)<br />
www.ekd.de/download/urheberrecht.pdf<br />
Auf der sicheren Seite. Das öffentliche<br />
Aufführen von Filmen (Artikel, 4 Seiten).<br />
Erhältlich bei der <strong>Evangelische</strong>n Medienzentrale<br />
im forum <strong>Kirche</strong>, Hollerallee 75, 28209 Bremen<br />
emz.forum@kirche-bremen.de<br />
Telefon 0421/34615-70<br />
Beratung<br />
Juristisches Referat der <strong>BEK</strong>, Ines Weishaupt<br />
Telefon 55 97 219<br />
E-Mail weishaupt@kirche-bremen.de<br />
Internetbeauftragter der <strong>BEK</strong><br />
Pastor Rüdiger Kunstmann<br />
Telefon 0421/55 97-271<br />
internet@kirche-bremen.de<br />
Werkstatt Gemeindebrief<br />
Silvia Teuwsen<br />
Telefon 0421/55 97-213<br />
teuwsen@kirche-bremen.de<br />
www.bek-intern.de<br />
<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 19
aktuell 3 50 Jahre Haus der kirche<br />
Am Franziuseck wird Ende Oktober Jubiläum gefeiert<br />
praktisch<br />
Meldungen<br />
Sabine HaTScHeR<br />
presse@kirche-bremen.de<br />
Telefon 0421 / 55 97-224<br />
4 neuer Tarifvertrag für erzieherinnen<br />
Wie sich die Arbeitsbedingungen in der Kita ändern<br />
6 Projektstellen<br />
Richtungsweisende Ideen mit Ausstrahlung starten demnächst<br />
8 Diakonische Unternehmenskultur erkennbar machen<br />
Angebote, um dem diakonischen Profil auf die Spur zu kommen<br />
9 Diakonische Jugendhilfe bündelt kräfte<br />
Die Stiftungen Alten Eichen und St. Petri verstärken ihre Kooperation<br />
10 Fortbildungsfreundliche kirche<br />
Wie sich Mitarbeitende Weiterbildungen fördern lassen können<br />
11 Jugendarbeit – wohin?<br />
Eine Studie vergleicht die heutige Situaton mit der vor zehn Jahren<br />
12 Hilfe für die Seele im katastrophenfall<br />
Ehrenamtlichen-Ausbildung für das Katastropheninterventionsteam<br />
13 Fit für die kanzel<br />
Neuer Prädikanten-Kurs für theologische Laien startet im September<br />
14 bei Missbrauch und Gewalt: konsequent handeln!<br />
Wie in der Jugendarbeit klare Grenzen gezogen werden<br />
15 in der kita: Leitfaden kin<strong>des</strong>wohlsicherung kommt<br />
Mehr Handlungssicherheit für Erzieherinnen<br />
16 „Da bleibt die kippe bleibt aus...“<br />
Sucht-Selbsthilfegruppen setzen rundum auf gesündere Lebensweise<br />
17 kirche mit kindern kreativ entdecken<br />
Wie sich Gruppen an dem großen Kunstprojekt beteiligen können<br />
18 alles, was Recht ist<br />
Urheberrechte für den Gemeindealltag erklärt<br />
20 ... kurz notiert<br />
Aktuelle Meldungen aus der kirchlichen Praxis<br />
22 ehrenamtskarte und Versicherungssschutz<br />
Wie Ehrenamtliche die Karte bekommen und wie sie versichert sind<br />
23 Der neue eulentyp bei der eSG<br />
Pastor Dr. Andreas Quade ist neuer Studentenpfarrer<br />
24 neuer Schwung für die altenarbeit<br />
Gabriele Holdorf unterstützt Gemeinden als neue Altenbeauftragte<br />
MaTTHiaS DeMbSki<br />
redaktion@kirche-bremen.de<br />
Telefon 0421 / 55 97-221<br />
impressum<br />
<strong>BEK</strong>-<strong>Forum</strong> ist eine Publikation für haupt-<br />
und ehrenamtlich Mitarbeitende der Bre mischen<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>. Sie erscheint<br />
vier Mal im Jahr.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen<br />
nicht in jedem Fall die Meinung der Re daktion<br />
dar. Ihre Anregungen für Themen sind<br />
uns willkommen, für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte können wir jedoch nicht haften.<br />
Titelmontage: Ulrike Rank<br />
geistreich<br />
persönlich<br />
Herausgeber: <strong>Bremische</strong> <strong>Evangelische</strong><br />
<strong>Kirche</strong> (Mitglied im Gemeinschaftswerk der<br />
Ev. Publizistik) Franziuseck 2-4, 28199 HB<br />
Redaktion: Sabine Hatscher &<br />
Matthias Dembski, Telefon: 5597-221,<br />
redaktion@kirche-bremen.de<br />
Grafik: Rank - Grafik-Design.<br />
Druck & Vertrieb:<br />
Bremer Tageszeitungen AG, 28195 Bremen<br />
Die nächste <strong>Ausgabe</strong> von <strong>BEK</strong>-<strong>Forum</strong> er scheint<br />
am 18. November 2010.
Klima-Netzwerk in Ghana<br />
Auf Initiative der evangelischen <strong>Kirche</strong> haben sich im<br />
westafrikanischen Ghana religiöse Organisationen zu<br />
einem Klima-Netzwerk zusammengeschlossen. Das<br />
Bündnis wolle sich für das Klima engagieren und beispielsweise<br />
den Umgang mit Öl- und Gasfunden in Ghana<br />
kritisch begleiten, teilte die Norddeutsche Mission in<br />
Bremen mit.<br />
Im Netzwerk arbeiten den Angaben zufolge auch freikirchliche<br />
Gruppen und muslimische Vereinigungen<br />
mit. Die Geschäftsstelle ist bei der evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong> in Ho angesiedelt, knapp 160 Kilometer von<br />
der Lan<strong>des</strong>hauptstadt Accra entfernt.<br />
Die Norddeutsche Mission ist partnerschaftlich mit<br />
der evangelischen <strong>Kirche</strong> in Ghana verbunden. Das<br />
Missionswerk wurde vor fast 175 Jahren von lutherischen<br />
und reformierten Christen gegründet. Zu<br />
dem Werk gehören die evangelischen Lan<strong>des</strong>kirchen<br />
Bremen, Oldenburg und Lippe, die Evangelischreformierte<br />
<strong>Kirche</strong> sowie die evangelischen <strong>Kirche</strong>n<br />
von Ghana und Togo. epd<br />
www.norddeutschemission.de<br />
5. Bremer Fundraisingtag<br />
Mit acht Praxiswerkstätten und sechs Impulsvorträgen<br />
geht der fünfte Bremer Fundraisingtag am 23. September<br />
in der St. Pauli-Gemeinde an den Start. Dabei geht<br />
es nach Angaben der Veranstalterin um praxisnahe<br />
Tipps und Konzepte für die Mittelbeschaffung und<br />
Gewinnung von Unterstützerinnen und Unterstützern.<br />
Der Bremer Fundraisingtag richtet sich sowohl an<br />
Experten wie auch an interessierte Einsteiger in das<br />
Thema Fundraising. Die Tagung beginnt um 9 und<br />
endet gegen 16.30 Uhr. Die Teilnahme kostet 110<br />
Euro bei Anmeldung bis zum 9. September, danach<br />
135 Euro und beinhaltet auch das Catering und die<br />
Tagungsunterlagen. <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong><br />
Informationen und Anmeldung unter:<br />
www.bremer-fundraisingtag.de<br />
20 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />
Küstergemeinschaft feiert Jubiläum<br />
Die <strong>Bremische</strong> Küstergemeinschaft feiert in diesem<br />
Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Der Festgottesdienst mit<br />
anschließendem Empfang wird am 7. November 2010<br />
um 10 Uhr in der St. Pauli-<strong>Kirche</strong> in der Neustadt<br />
ge feiert. Die Küstergemeinschaft ist ein freiweilliger<br />
Zu sammenschluss der hauptamtlichen Küsterinnen und<br />
Küster in der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>. Sie<br />
versteht sich als berufsständische Interessenvertretung<br />
und hat nach eigenen Angaben derzeit rund 50 Mitglieder.<br />
Den Vorsitz hat derzeit der Küster der Brückengemeinden<br />
Volker Jentzsch aus Hemelingen.<br />
<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong><br />
www.kirche-bremen.de<br />
Mitwirken beim <strong>Kirche</strong>ntag in Dresden<br />
Kaum ist der Ökumenische <strong>Kirche</strong>ntag in München<br />
vorbei, wirft bereits der nächste Deutsche <strong>Evangelische</strong><br />
<strong>Kirche</strong>ntag im kommenden Jahr seine Schatten voraus.<br />
Vom 1. bis 5. Juni 2011 werden rund 100.000 Besucher<br />
zum 33. Deutschen <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>ntag in Dresden<br />
erwartet. Der <strong>Kirche</strong>ntag in der sächsischen<br />
Elbme tropole steht unter dem Motto „... da wird<br />
auch dein Herz sein“ (Matthäus-Evangelium Kapitel<br />
6, Vers 21). Ab sofort können Mitwirkende ihre<br />
Programmbeiträge bei der <strong>Kirche</strong>ntags-Geschäftsstelle<br />
anmelden. Bewerbungsschluss für den Markt der<br />
Möglichkeiten, für Beiträge zu „Musik–Theater–Kleinkunst“<br />
sowie für die Gottesdienst-Werkstatt ist der<br />
30. September. Ebenfalls bis zu diesem Termin müssen<br />
<strong>Kirche</strong>nmusikalische Konzerte angemeldet werden,<br />
für Bläser- und Sängerchöre hingegen liegt<br />
der Anmel<strong>des</strong>chluss am 30. November. Ausführliche<br />
Informationen zu allen Mitwirkungsmöglichkeiten gibt<br />
es im Internet. Teilnehmerinnen und Teilnehmer können<br />
sich für den <strong>Kirche</strong>ntag in Dresden voraussichtlich<br />
ab Herbst 2010 anmelden (Service-Telefon 0351/ 79<br />
585-100). <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong><br />
www.kirchentag.de/mitwirken<br />
Mehr Geld für Altenpflege gefordert<br />
Bremens Lan<strong>des</strong>sozialpfarrer Michael Schmidt hat<br />
mehr Geld für die Altenhilfe gefordert. „Der Bereich<br />
ist unterfinanziert“, sagte Schmidt dem epd. Der leitende<br />
evangelische Theologe, der auch Vorsitzender<br />
der Bremer Lan<strong>des</strong>arbeitsgemeinschaft der Freien<br />
Wohlfahrtspflege ist, forderte höhere Pflegesätze für<br />
die stationäre und die ambulante Altenpflege.<br />
Die mit den Kassen vereinbarten Abschlüsse der<br />
zu rück liegenden Jahre seien regelmäßig unter den<br />
Kostensteigerungen etwa durch höhere Tarife für<br />
das Personal oder steigende Energiepreise geblieben,<br />
kritisierte Schmidt. „Damit kann nicht auskömmlich<br />
gearbeitet werden.“ Der Gesellschaft müsse die Pflege<br />
mehr Geld wert sein, was auch höhere Beiträge für die<br />
Pflegeversicherung bedeuten könne.<br />
Jobs in der Altenpflege müssten besser bezahlt werden,<br />
damit das Berufsfeld für Beschäftigte attraktiver werde.<br />
Schmidt sieht zwar noch keinen Pflegenotstand wegen<br />
Personalmangels. Aber insbesondere bei Fachkräften<br />
sei die Arbeitsmarktsituation „angespannt“.<br />
Nach einer Studie <strong>des</strong> Wifor-Instituts an der Technischen<br />
Universität Darmstadt, über die die „Frankfurter Rundschau“<br />
berichtete, gehört die Pflegebranche zu den<br />
Wachstumstreibern der deutschen Wirtschaft. Die Zahl<br />
der Beschäftigten stieg zwischen 1996 und 2008 um<br />
50 Prozent oder durchschnittlich 3,7 Prozent pro Jahr.<br />
„Die Branche stellt durchschnittlich sechs Mal mehr<br />
Erwerbstätige ein als die Gesamtwirtschaft“, sagte<br />
Studienautor Dennis Ostwald.<br />
2008 beschäftigte die Pflegebranche 1,12 Millionen<br />
Menschen und damit mehr als die Auto-, die Elek troindustrie<br />
oder der Maschinenbau. Das Wifor-Institut<br />
zog für seine Berechnungen nicht nur die Alten- und<br />
die Krankenpflege heran. Eingerechnet wurden zum<br />
Beispiel auch Einrichtungen zur Eingliederung und<br />
Pflege behinderter Menschen und Wohnheime für<br />
Behinderte sowie Heime für werdende Mütter. epd<br />
www.diakonie-bremen.de<br />
www.sozialag.de<br />
www.wifor.de
Verbraucherschutz im Pflegeheim<br />
Das Land Bremen will die Rechte behinderter und<br />
alter Menschen in traditionellen Heimen und in neueren<br />
Angeboten wie Wohngemeinschaften stärken. Zu<br />
diesem Zweck hat der Senat kürzlich das „<strong>Bremische</strong><br />
Wohnungs- und Betreuungsgesetz“ verabschiedet. Es<br />
muss nun im Landtag beraten und beschlossen werden<br />
und soll spätestens Anfang kommenden Jahres in Kraft<br />
treten.<br />
Es löst das alte bun<strong>des</strong>weite Heimgesetz ab, weil die<br />
Länder mit der Föderalismusreform 2006 aufgerufen waren,<br />
für diesen Bereich eigene Regelungen zu schaffen. „Wir<br />
greifen mit unserem Vorschlag die inzwischen entstandene<br />
Vielfalt <strong>des</strong> Wohn- und Betreuungsangebots<br />
für ältere und behinderte Menschen auf“, betonte<br />
Sozialstaatsrat Joachim Schuster (SPD). Dem Senat<br />
gehe es darum, möglichst viel Transparenz und Sicherheit<br />
für die Verbraucher zu schaffen, „ohne neue selbstbestimmte<br />
Ansätze mit Bürokratie zu überziehen“.<br />
Wichtig sei, dass sich gerade traditionelle Heime für<br />
ältere Menschen zum Stadtteil hin öffneten und dass<br />
bürgerschaftliches Engagement fester Bestandteil <strong>des</strong><br />
Lebens in der Einrichtung werde, ergänzte Schuster.<br />
Die Heimaufsicht soll künftig in Zusammenarbeit mit<br />
dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen prüfen,<br />
ob die Regelungen eingehalten werden.<br />
Der Entwurf schreibt auch vor, welche Mitwirkungsmöglichkeiten<br />
Bewohner im Heim haben müssen.<br />
Das Rahmengesetz wird später durch Verordnungen<br />
konkretisiert, die dann beispielsweise Baustandards<br />
und Personalschlüssel regeln. So legt Schuster Wert<br />
darauf, dass in den Altenpflegeheimen auch künftig<br />
die bislang vorgeschriebene Fachkraftquote von 50<br />
Prozent eingehalten wird.<br />
In Bremen und Bremerhaven gibt es nach Angaben<br />
<strong>des</strong> Leiters der Heimaufsicht, Martin Stöver, bei rund<br />
6.000 Altenpflegeplätzen ein Überangebot von etwa<br />
600 Betten. „Das sehen wir mit Sorge“, sagte Stöver.<br />
Leerstände bereiteten den Trägern wirtschaftliche<br />
Probleme, die wiederum zu „Qualitätsengpässen“ in<br />
der Betreuung führten. Doch die Pflege sei ein freier<br />
Markt. Sozialbehörde und Heimaufsicht hätten keine<br />
Möglichkeit, die Zahl der Heimneubauten und der<br />
Plätze zu beeinflussen.<br />
In einer ersten Reaktion sagte der Vorsitzende der<br />
Lan<strong>des</strong>arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege,<br />
Michael Schmidt, in den Entwurf seien Anregungen<br />
von Heimträgern eingeflossen. Die Ausweitung <strong>des</strong><br />
Heimgesetzes auf neuere Lebensformen sieht er ebenso<br />
kritisch wie einen eigenen Paragrafen zur Förderung<br />
bürgerschaftlichen Engagements: „Eine Öffnung in<br />
den Stadtteil ist in der Regel selbstverständlich. Aber<br />
Ehrenamtliche zur Mitarbeit im Heim kann man nicht<br />
zwangsrekrutieren.“ epd<br />
www.soziales.bremen.de<br />
Studie zur Überlastung in der Pflege<br />
Schon Pflegeschüler fühlen sich in ihrer praktischen<br />
Ausbildung nach einer Studie der Bremer Universität<br />
überlastet. Gut die Hälfte der Schülerinnen und Schüler<br />
leidet täglich bis wenigstens einmal wöchentlich an<br />
Kreuz- oder Rückenschmerzen, fanden Wissenschaftler<br />
<strong>des</strong> Instituts für Public Health und Pflegeforschung IPP<br />
heraus. Fazit der Gesundheitsexperten: Schon in der<br />
Ausbildung in den Krankenhäusern und Pflegeheimen<br />
muss die Gesundheit der Pflegenden mehr als bisher<br />
beachtet werden.<br />
Auftraggeber der Studie ist die Berufsgenossenschaft<br />
für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege in Hamburg.<br />
In der Studie erfassten die Bremer Forscher<br />
zwischen Oktober 2009 bis Juli 2010 bun<strong>des</strong>weit<br />
1.314 Pflegeschulen. Zusätzlich wurden 1.119 Pflegeauszubildende<br />
zu ihrer Gesundheit befragt.<br />
Fast die Hälfte von ihnen leidet unter Nacken- oder<br />
Schulterschmerzen. Min<strong>des</strong>tens einmal wöchentlich<br />
haben 45,9 Prozent der angehenden Pflegekräfte<br />
Kopf schmerzen. Gut ein Drittel gab an, dass bei ihnen<br />
täglich bis mehrmals wöchentlich Schlafstörungen<br />
auf treten. Bei 26 Prozent kommt es zu Bauch- und<br />
Magenschmerzen. Insgesamt beurteilt jeder Dritte sei nen<br />
Gesundheitszustand als befriedigend bis mangelhaft.<br />
„Aus den Ergebnissen müssen deutliche Konsequenzen<br />
gezogen werden“, mahnte IPP-Direktor Professor<br />
Stefan Görres. Für die Mitarbeitenden in der Pflege<br />
seien gerade angesichts alternder Belegschaften größere<br />
Anstrengungen zur Förderung der Gesundheit<br />
nötig. Zwar lernten die Auszubildenden vieles über<br />
Prävention in den Schulen, etwa über rückenschonen<strong>des</strong><br />
Arbeiten. „Die Frage ist: Können sie das im<br />
Pflegealltag umsetzen, der von hoher Leistungsdichte<br />
gekennzeichnet ist und in den sie oft voll integriert<br />
sind?“<br />
Die praktische Ausbildung sei in diesem Bereich<br />
noch nicht genügend sensibilisiert. Pflegekräfte, die<br />
schon lange im Beruf seien, hätten vielfach kein ausgeprägtes<br />
Gespür für gesundheitsbewusstes Arbeiten.<br />
Sie benutzten beispielsweise nur selten technische<br />
Hilfsmittel: „Die Schüler haben kein gutes Vorbild vor<br />
Augen und lernen dann am schlechten Beispiel.“ Da<br />
müssten Theorie und Praxis künftig besser zusammen<br />
arbeiten.<br />
„Nicht nur der Beruf, sondern auch die Schulen müssen<br />
attraktiver werden“, forderte Görres. „Durch entsprechende<br />
Angebote zur Förderung der Gesundheit<br />
könnten sie die Anziehungskraft auf jugendliche<br />
Be rufs anfänger deutlich erhöhen.“ Schließlich seien<br />
gestiegene Arbeitsbelastungen, Überforderung und Burnout<br />
bei Pflegekräften schon lange bekannt. Damit<br />
verbunden seien krankheitsbedingte Fehlzeiten, eine<br />
hohe Fluktuationsrate im Beruf und das schlechte<br />
Image <strong>des</strong> Pflegeberufs. epd<br />
www.public-health.uni-bremen.de<br />
Lan<strong>des</strong>posaunenfest in der Innenstadt<br />
Mit ihrem Lan<strong>des</strong>posaunenfest wollen evangelische<br />
Bläserinnen und Bläser am 28. <strong>August</strong> Bremens<br />
Innen stadt in einen klingenden Konzertsaal verwandeln.<br />
Unter dem Motto „Zwischen Himmel und Erde“<br />
sind überall Platzkonzerte geplant. Zum Auftakt<br />
la den die Posaunisten bereits am Vorabend ab 19.30<br />
Uhr zu einem Konzert in die Jugendkirche in der<br />
Seewenjestraße 98a ein. Im St.-Petri-Dom wird nach<br />
Angaben von Lan<strong>des</strong>posaunenwart Rüdiger Hille vom<br />
22. bis 29. <strong>August</strong> eine Ausstellung zur Bläserarbeit<br />
gezeigt. In der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> gibt<br />
es nach seinen Angaben 40 Posaunenchöre. epd<br />
www.kirche-bremen.de<br />
Kritik an verkürzter Erzieherausbildung<br />
Die Bremer Vorschulexpertin Ilse Wehrmann hat die<br />
Pläne von Bun<strong>des</strong>familienministerin Kristina Schröder<br />
(CDU) kritisiert, arbeitslose Männer in zwei Jahren<br />
als Erzieher für Kindertagesstätten umzuschulen. Es<br />
sei zwar richtig, dass dringend mehr Männer in den<br />
Einrichtungen gebraucht würden, räumte Wehrmann<br />
in einem Gespräch mit dem epd ein. „Aber ein Schnellkurs<br />
von zwei Jahren ist nicht der richtige Weg - da ist<br />
vom Fachlichen überhaupt nicht mehr die Rede.“<br />
Ab dem kommenden Jahr soll es Schröder zufolge<br />
gemeinsam mit der Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit ein<br />
Um schulungsangebot für Männer geben, die sich<br />
dann innerhalb von zwei Jahren zum Erzieher ausbilden<br />
lassen können. Die normalen Ausbildungszeiten<br />
von Erzieherinnen und Erziehern in Kindertagesstätten<br />
können Wehrmann zufolge je nach Bun<strong>des</strong>land variieren,<br />
liegen durchschnittlich aber bei fünf Jahren.<br />
„Im Vorschulbereich muss das Ausbildungsniveau<br />
beispielsweise durch eine Hochschulausbildung<br />
angehoben und darf zeitlich nicht gekürzt werden“,<br />
warnte sie. „Den Erzieherinnen und Erziehern kommt<br />
im Bil dungsprozess kleiner Kinder eine Schlüsselrolle<br />
zu“, betonte Wehrmann. Ihre Qualifikation und ihre<br />
Arbeitsbedingungen seien entscheidend für die pädagogische<br />
Qualität der Arbeit in den Tagesstätten und<br />
für die Zukunftsperspektiven, die sich den Kindern<br />
eröffneten.<br />
„Uns fehlen die männlichen Vorbilder“, sagte Wehrmann<br />
in Übereinstimmung mit der Bun<strong>des</strong>familienministerin.<br />
Aber ihre Zahl dürfe nicht durch einen Schnellkurs<br />
angehoben werden. In skandinavischen Ländern etwa<br />
seien die erziehenden Berufe für Männer attraktiver,<br />
weil sie gesellschaftlich ein höheres Ansehen hätten<br />
und auch besser dotiert seien. „In Deutschland sind<br />
viele Jobs in Kitas Teilzeitstellen - davon kann man<br />
nicht leben und nicht sterben“, kritisierte die ehemalige<br />
Vorsitzende der Bun<strong>des</strong>vereinigung <strong>Evangelische</strong>r<br />
Tageseinrichtungen für Kinder. epd<br />
www.ilse-wehrmann.de<br />
<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 21
praktisch<br />
text<br />
Antje de Haan Ehrenamtskarte<br />
und Versicherungsschutz<br />
Ab September gibt es für alle Bremer Ehrenamtlichen<br />
viele Vergünstigungen durch die neue „Ehrenamtskarte“.<br />
Auf Initiative der Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter<br />
soll sie eine Anerkennung für das freiwillige Engagement<br />
z.B. bei Feuerwehr, Jugend- und Sozialarbeit sein. „Die<br />
Karte ist eine gute Idee, denn ehrenamtliche Arbeit muss<br />
gewürdigt werden“, meint Pastorin Jeannette Querfurth<br />
vom Freiwilligennetzwerk „aktiv evangelisch“.<br />
Vergünstigungen bietet die Ehrenamtskarte in zahlreichen<br />
kulturellen und Sporteinrichtungen sowohl in Bremen als<br />
auch in Niedersachsen. Dort gibt es schon seit längerer<br />
Zeit die Ehrenamtskarte. In Niedersachsen bieten bislang<br />
Vorraussetzungen<br />
Min<strong>des</strong>talter 18 Jahre,<br />
min<strong>des</strong>tens 5 Std. wöchentlich bzw. 250 Std. im<br />
Jahr seit 3 Jahren in Bremen oder Bremerhaven<br />
ehrenamtlich engagiert<br />
Formular ausdrucken<br />
Im Internet zu finden,<br />
Daten zur Person und Organisation/ Tätigkeitsbereich<br />
(Sport, Arbeit mit Senioren, <strong>Kirche</strong> usw.),<br />
sowie Tätigkeitszeiten eintragen<br />
Bestätigung einholen<br />
Unterschrift von der zuständigen Kontaktperson in<br />
der Einrichtung und Stempel auf der Rückseite<br />
Mehrfach engagiert?<br />
Um die Min<strong>des</strong>tstundenanzahl zu erfüllen,<br />
für jede Einrichtung ein Formular ausfüllen<br />
Ehrenamtliche in <strong>Kirche</strong> und Diakonie sind automatisch<br />
umfassend abgesichert. Wenn während der Arbeit<br />
etwas zu Bruch geht oder sich jemand beim Spielen<br />
mit den Kindern ein Bein verstaucht, ist er versichert.<br />
Ein Beispiel: Briefträger Franz Müller engagiert sich<br />
in seiner Freizeit in der <strong>Kirche</strong>ngemeinde, wo er regelmäßig<br />
Kinder betreut und mit ihnen Fußball spielt.<br />
Wenn Herr Müller sich nun auf seinem direkten Weg<br />
zum Gemeindezentrum oder während seiner ehrenamtlichen<br />
Arbeit ein Bein bricht, ist er über einen Rahmenvertrag<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Bremen mit der Öffentlichen<br />
Versicherung Bremen (ÖVB) versichert. Dieser Rahmenvertrag<br />
deckt alle Unfallschäden ab. Darüberhinaus<br />
hat die <strong>Bremische</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> (<strong>BEK</strong>) für<br />
ihre Ehrenamtlichen eine Versicherung bei der ÖVB<br />
abgeschlossen. Diese springt zusätzlich zu der Versicherung<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Bremen bei einem Unfall mit folgender<br />
Dauerinvalidität oder To<strong>des</strong>fall ein. <strong>BEK</strong>-Ehrenamtliche<br />
sind in diesem Punkt doppelt abgesichert.<br />
Diese Versicherungen greifen, wenn Franz Müller keine<br />
private Haftpflicht- oder Unfallversicherung abgeschlossen<br />
hat, die seinen Schaden im Ehrenamt übernimmt.<br />
Herr Müller kann in jedem Fall sofort zu einem Arzt<br />
seiner Wahl gehen. Wichtig: Er sollte angeben, dass es<br />
sich um einen Unfall während seiner ehrenamtlichen<br />
Arbeit handelt.<br />
22 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />
750 Einrichtungen Eintrittsermäßigungen<br />
bis zu 50 Prozent oder sogar kostenlosen<br />
Eintritt. Die Angebote reichen von Sport<br />
über Kultur bis hin zum Kinobesuch. Bremen<br />
und Niedersachsen geben die erste<br />
länderübergreifende Ehrenamtskarte heraus.<br />
In der Hansestadt beteiligen sich u.a. das<br />
Focke Museum, die Bremer Philharmonie,<br />
Bremer Bäder und das Universum. Das Angebot<br />
wächst stetig, auch Kinos und Theater sind<br />
i<br />
im Gespräch. Erkennen kann man die teilnehmenden<br />
Organisationen an einem Aufkleber im Eingangsbereich bzw. an der Kasse.<br />
infos<br />
Wie erhalte ich die Ehrenamtskarte?<br />
Abgabetermine<br />
Jeweils bis zum<br />
15. September oder 15. März<br />
eines Jahres<br />
Antrag an<br />
Senatorin für Soziales<br />
– Referat Bürgerengagement –<br />
Bahnhofsplatz 29<br />
28195 Bremen<br />
Post im Briefkasten<br />
Nach etwa vier Wochen<br />
wird die Ehrenamtskarte zugeschickt.<br />
Gültigkeit<br />
Drei Jahre, nicht übertragbar,<br />
nur in Verbindung mit dem Personalausweis.<br />
Nach den drei Jahren kann sie verlängert werden.<br />
Wird später eine Reha nötig, zahlt die ÖVB auch diese.<br />
Gibt es Schwierigkeiten, in den Beruf zurückzukehren,<br />
hilft ebenfalls die Versicherung.<br />
In der Zeit, in der Franz Müller arbeitsunfähig ist, bekommt<br />
er Verletztengeld (in der Regel 80% seines<br />
letzten Lohnes). In der dann folgenden beruflichen<br />
Wiedereingliederungsphase erhält er etwas weniger<br />
als das Verletztengeld.<br />
Falls Herr Müller nach über sechs Monaten immer<br />
noch nicht arbeiten kann und auch keine Besserung<br />
in Sicht ist, bekommt er eine sogenannte Verletztenrente.<br />
Diese richtet sich danach, wie sehr er in seiner<br />
Arbeitsfähigkeit eingeschränkt ist.<br />
Ina Müller macht sich nun Sorgen, was passiert wäre,<br />
wenn ihr Ehemann bei seinem Unfall gestorben wäre.<br />
Für den Haushalt der Müllers gäbe es in diesem Fall<br />
eine Hinterbliebenenrente.<br />
Die Unfallversicherung übernimmt auch zum BeiBeispiel Beratung, psychosoziale Betreuung, Haushaltshilfen<br />
oder Rehabilitationssport.<br />
Die Rahmenverträge von Diakonie und <strong>BEK</strong> mit<br />
der ÖVB decken auch Haftpflichtschäden ab.<br />
Also kann Franz Müller beruhigt weiter mit den<br />
Jugendlichen kicken – auch wenn dabei mal ein<br />
Gemeindehausfenster zu Bruch gehen sollte.<br />
Ehrenamtskarte<br />
Ansprechpartnerinnen für die Ehrenamtskarte<br />
Ehrenamtskoordinatorin Simone Röttger<br />
Telefon 0421/33 80 99 79<br />
Freiwilligennetzwerk aktiv evangelisch<br />
Pastorin Jeanette Querfurth<br />
Telefon 0421/33 78 220 (Kapitel 8)<br />
Vergünstigungen mit der<br />
Ehrenamtskarte in Bremen<br />
www.buergerengagement.bremen.de<br />
Vergünstigungen in Niedersachsen<br />
www.freiwilligenserver.de<br />
Antragsformular<br />
www.buergerengagement.bremen.de<br />
THEMA:Unfallversicherung<br />
Wie sind Ehrenamtliche versichert? Versicherungsschutz<br />
für Ehrenamtliche<br />
Ansprechpartner für Ehrenamtliche<br />
in der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />
Reinhard Lohmeyer<br />
Telefon 0421/55 97-285<br />
lohmeyer@kirche-bremen.de<br />
Hotline der Öffentlichen Versicherung Bremen<br />
für alle Ehrenamtlichen in <strong>Kirche</strong> und Diakonie<br />
Telefon 0421/30 43 47 88<br />
Literaturtipp<br />
Broschüre<br />
„Zu Ihrer Sicherheit –<br />
Unfallversichert im<br />
Ehrenamt“<br />
www.bmas.de
Der neue Eulentyp bei der ESG<br />
Ob er denn nun eher der Lerchen- oder der Eulentyp sei,<br />
wurde Andreas Quade in seinem Bewerbungsgespräch<br />
bei der Bremer <strong>Evangelische</strong>n Studentengemeinde (ESG)<br />
gefragt, auch wenn deren tierisches Symbol eigentlich<br />
der rote Hahn ist. Das Gespräch soll nur kurz gestockt<br />
haben, berichtet der Pastor, denn der Hintergrund der<br />
Frage war ihm klar: Lerchen singen früh, Eulen hingegen<br />
werden erst abends aktiv und halten die ganze<br />
Nacht durch. „Schon klar, dass man einem 51-Jährigen<br />
die Frage stellt, ob er bei den meist bis in die Nacht reichenden<br />
ESG-Veranstaltungen nicht schlapp macht“,<br />
meint der neue ESG-Pastor, der am 1. September die<br />
neue Aufgabe übernimmt. Bisher war Andreas Quade<br />
Leiter der Religionspädagogischen Arbeitsstelle (RPA)<br />
im forum <strong>Kirche</strong> in der Hollerallee. Nach elf Jahren<br />
auf dieser Stelle zieht er nur einen Steinwurf weiter auf<br />
die andere Seite <strong>des</strong> großen Gartens – in die ESG in<br />
der Parkstraße. Sich als Studentenpfarrer zu bewerben,<br />
sei ihm anfangs nicht in den Sinn gekommen, als er<br />
sich auf Stellensuche machte. „Ich dachte: Da muss<br />
jemand hin, der 30 ist.“<br />
Wechsel nach 11 Jahren RPA<br />
Nach zehn Jahren auf der gesamtkirchlichen Pfarrstelle<br />
als RPA-Leiter stand für ihn nach dem, Pfarrergesetz<br />
der Wechsel an. „Gesamtkirchliche Stellen sind hoch<br />
attraktiv, <strong>des</strong>halb tut ein Wechsel dort gut. Auch<br />
an dere sollten da mal eine Chance haben.“ Doch<br />
ein Gemeindepfarramt wollte er nicht unbedingt<br />
ha ben: „Meine Frau arbeitet schon als Pastorin in der<br />
Gemeinde, zwei Gemeinden in einer Familie sind<br />
zuviel!“ Als die ESG-Stelle ausgeschrieben wurde,<br />
kam Quade ins Nachdenken: „Wer hat mich eigentlich<br />
geprägt? – Das waren allesamt ältere Lehrer<br />
oder Professoren. Schafft Alter also eine hinderliche<br />
Distanz?“ – Schließlich schickte er seine Bewerbung<br />
ab und wurde gewählt.<br />
Auch wenn er die Arbeit in der RPA „mit viel Spaß“<br />
und „total gerne“ gemacht habe, freut sich Andreas<br />
Quade auf den Wechsel in die Studentengemeinde.<br />
„Das ist wahnsinnig spannend. Ich habe schon in<br />
den letzten Jahren viele Projekte<br />
gemacht: Zum Beispiel den<br />
‚Fisch auf dem Dach‘, die<br />
Stadtführung zu den religiösen Symbolen im Bremer<br />
Stadtbild. Oder das Kooperationsprojekt zum <strong>Kirche</strong>ntag<br />
mit dem Universum und die KonfiAss-Ausbildung<br />
(Konfirmanden-Assistenten) für Ehrenamtliche im<br />
Kirchlichen Unterricht.“ Pro jektorientiertes Arbeiten<br />
im Team sei auch in der ESG gefragt.<br />
Verschultes Studium nimmt Freiräume<br />
Durch die neue Struktur der Abschlüsse mit Bachelor<br />
und Master sind Studierende stark unter Druck. „Die<br />
Verschulung hat zugenommen, <strong>des</strong>halb ist projektorientiertes<br />
Arbeiten der einzige Weg, heute Studierende<br />
mit ESG-Arbeit zu erreichen.“ Ganz wichtig sei bei<br />
der Angebotsgestaltung auch der Spaßfaktor, weil<br />
Freizeit bei Studierenden extrem knapp sei. „Eine Idee<br />
ist zum Beispiel, mit Studierenden in der vorlesungsfreien<br />
Woche Anfang Mai mal mit der Verandering zu<br />
fahren. Da kann man erlebnispädagogisch an Fragen<br />
wie „Hart am Wind – hart am Limit?“ arbeiten und die<br />
Belastungssituation thematisieren.“<br />
Bei der Planungsrunde für das Wintersemester mit<br />
dem Schwerpunktthema „Elite(n): Wer sind die? Wo<br />
sind wir?“ war Andreas Quade diesmal nur als Gast<br />
dabei, ab dem folgenden Semester mischt er voll mit.<br />
An Ideen mangelt es ihm nicht. So fasziniert ihn der<br />
Dialog von Glaube und Naturwissenschaft. „Im Urlaub<br />
habe ich gerade ein Buch aus der Hirnforschung zur<br />
Macht der inneren Bilder gelesen.“<br />
Stärkere Präsenz im Uni-Betrieb<br />
Dass die ESG eine anerkannte Größe in der Bremer<br />
Hochschullandschaft ist, freut ihn. „Beim First-time-<br />
Einführungsseminar, das die ESG gemeinsam mit<br />
der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) vor<br />
Semesterbeginn veranstaltet, sind bis zu 80 Erstsemster<br />
dabei und die Uni verschickt die Einladung dazu mit den<br />
persönlich<br />
text & foto<br />
Matthias Dembski<br />
Bewerbungsunterlagen.“ Andreas Quade will solche<br />
Kooperationen ausbauen, auch durch regelmäßige<br />
Hochschulgottesdienste vor Ort in den Hochschulen.<br />
Ob nun mit einem Gottesdienst im Chemielabor<br />
oder gar im Fallturm – sein Anliegen ist der offene<br />
Dialog mit allen Wissenschaftsdisziplinen. Im Blick<br />
hat er dabei nicht nur die Uni, sondern alle Bremer<br />
Hochschulen und auch die private Jacobs Uni in<br />
Bremen-Nord. „Statt übereinander zu reden, sollten<br />
wir alle miteinander reden, Austausch ermöglichen,<br />
um Vorurteile abzubauen.“<br />
Mehr Präsenz vor Ort im akademischen Betrieb ist<br />
ein weiteres Ziel, das sich Andreas Quade für seine<br />
ESG-Arbeit gesteckt hat. Wie eine Hochschule tickt,<br />
weiß er aus seiner eigenen 15-jährigen Uni-Tätigkeit.<br />
In Göttingen war er fünf Jahre Repetent am Bremer<br />
Studienhaus, promovierte nebenbei in Predigtlehre.<br />
An der Bremer Uni hielt er 10 Jahre im Studiengang<br />
Religionswissenschaften/Religionspädagogik vor allem<br />
bibelkundliche , systematisch-theologische und neutestamentliche<br />
Lehrveranstaltungen.<br />
Starkes ökumenisches Profil pflegen<br />
An vieles, was sich in der ESG bewährt hat, will<br />
Andreas Quade anknüpfen. „Ganz wichtig sind das<br />
starke interkulturelle Standbein und die Beratungsarbeit<br />
für ausländische Studierende, die Behrouz Behbehani<br />
macht.“ Das globale Denken und die ökumenische<br />
Dimension in der praktischen Gemeindearbeit seien<br />
Potenziale, die die ESG in die <strong>BEK</strong> noch stärker einbringen<br />
könne. „Das bunte Bild bei der Verabschiedung<br />
meiner Vorgängerin Birgit Locnikar hat mich beeindruckt<br />
– das gibt es nirgends sonst in unserer <strong>Kirche</strong><br />
in dieser Vielfalt.“<br />
Einen Wunsch formuliert der neue ESG-Pastor bereits<br />
vor seinem offiziellen Amtsantritt: „Wir sind eine<br />
Gemeinde der <strong>BEK</strong>, aber nicht im <strong>Kirche</strong>ntag vertreten.<br />
Das <strong>Kirche</strong>nparlament hat Jugendvertreter als<br />
Mitglieder, aber Studierende aus der ESG sind nicht<br />
vertreten. Mal schauen, ob sich daran etwas ändern<br />
lässt...“<br />
k<br />
kontakt<br />
<strong>Evangelische</strong> Studentengemeinde<br />
(ESG)<br />
Pastor Dr. Andreas Quade<br />
Parkstraße 107, 28209 Bremen<br />
Telefon 0421/ 24 12 60<br />
quade.esg@kirche-bremen.de<br />
Einführung:<br />
5. Dezember 2010 (2. Advent) um 10 Uhr<br />
in der St. Michaelis-<strong>Kirche</strong>,<br />
Doventorsteinweg 51<br />
www.esg-bremen.de<br />
www.kirche-bremen.de<br />
<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 23
persönlich<br />
text & foto<br />
Matthias Dembski<br />
„Wir müssen noch stärker wegkommen von dem Bild, dass<br />
die Träger sozialer Arbeit etwas für alte Menschen<br />
veranstalten. Solche Angebote drängen Ältere in eine<br />
Konsumentenrolle, die weder ihren Bedürfnissen noch<br />
der heutigen Realität <strong>des</strong> Älterwerdens entspricht.“<br />
Gabriele Holdorf, die neue, erste hauptamtliche Altenbeauftragte<br />
der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />
(<strong>BEK</strong>) hat klare Vorstellungen, wie sich Altenarbeit weiter<br />
ent wickeln muss, um die Potenziale älterer Menschen<br />
zu nutzen. „Auch die <strong>Kirche</strong> muss unterschiedliche<br />
Interessenlagen älterer Menschen differenzierter wahrnehmen.“<br />
Im Klartext: Seniorenkaffeetrinken ist für<br />
die meisten ‚jungen‘ Alten out, sie wollen selbst aktiv<br />
mitgestalten. Was das bedeutet, hat die 51Jährige in<br />
ihrer bisherigen Tätigkeit als Leiterin der Hemelinger<br />
Seniorenbegegnungssstätte erprobt: Ältere Menschen<br />
zu eigenen Aktionen und ehrenamtlicher Tätigkeit<br />
zu motivieren, sich gegenseitig im Prozess <strong>des</strong> Älterwerdens<br />
zu unterstützen. „Netzwerke für die soziale<br />
Altersvorsorge bilden, sich gegenseitig helfen, nicht zu<br />
vereinsamen“, lautet ihr Motto. „Das ist wichtig, wenn<br />
immer mehr Menschen alleinlebend alt werden.“<br />
Ihre bisherigen Erfahrungen als Motivatorin und<br />
Multiplikatorin werden Gabriele Holdorf auch in ihrer<br />
neuen Funktion zugute kommen. Sie will beraten,<br />
Anstöße geben. „Altenarbeit muss sich zunehmend<br />
vernetzen, weil kein Träger alle Angebote allein<br />
an bieten kann“, stellt Gabriele Holdorf fest. Was das<br />
bedeutet, zeigt beispielhaft das Projekt „Aufsuchende<br />
Altenarbeit“, das sie in Hemelingen trägerübergreifend<br />
mit initiierte. Haus der Familie, Arbeiter Samariter<br />
Bund und <strong>Kirche</strong>ngemeinde bewarben sich<br />
dort als Modellstandort für ein flächendecken<strong>des</strong><br />
Hausbesuchskonzept. Über die Nachbarschaftsbörse<br />
gewonnene Ehrenamtliche suchen alte Menschen auf,<br />
denen Vereinsamung droht oder die Unterstützung<br />
brauchen.<br />
„Die zu gestaltende Altersphase wird für viele<br />
Menschen glücklicherweise immer länger. Da haben<br />
wir auch als <strong>Kirche</strong> den Auftrag, sie dabei nicht allein<br />
zu lassen, sondern Freiräume zu eröffnen, damit<br />
die Zeit nach dem Berufsleben eine aktive Zeit sein<br />
kann.“ Zu tun gibt es genug: Besuchsdienste stärken,<br />
Seelsorgekonzepte für häusliche Pflegefälle, Angebote<br />
für belastete pflegende Angehörige, Teilhabe für an<br />
24 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />
Neue Konzepte für die Altenarbeit entwickeln,<br />
Gemeinden beraten, Angebote vernetzen<br />
und an die Potenziale alter Menschen anknüpfen:<br />
Gabriele Holdorf ist die neue Altenbeauftragte<br />
der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>.<br />
Neuer<br />
Schwung<br />
für die<br />
Altenarbeit<br />
Demenz Erkrankte sind nur einige Stichworte. Gabriele<br />
Holdorf geht‘s mit Elan an. „Richtig zufrieden bin ich erst,<br />
wenn jede Gemeinde ein Demenzcafé hat“, meint die<br />
Altenbeauftragte mit einem Augenzwinkern. „Mein<br />
Ziel ist die seniorengerechte Gemeinde.“<br />
Generationen sollen sich begegnen<br />
In einer mobilen Gesellschaft, in der Familien längst<br />
nicht mehr an einem Ort leben, sei es beispielsweise<br />
für Angehörige wichtig zu wissen, dass ihre Mutter<br />
durch die <strong>Kirche</strong>ngemeinde gut betreut wird. „Es gibt<br />
flächendeckend Gemeinderäume, die Begegnungen<br />
auch zwischen den Generationen ermöglichen. Das<br />
ist aber mehr, als Kindergartenkinder zum Vorsingen<br />
einzuladen.“ Auch im intergenerativen Arbeiten hat<br />
die neue Altenbeauftragte Erfahrung. So war sie am<br />
Projekt „Ich zeig‘ Dir mein Hemelingen – Du zeigst<br />
mir Dein Hemelingen“ beteiligt, bei dem Alt und Jung<br />
sich gegenseitig durch ihren Stadtteil führten, plötzlich<br />
die Geschichte lebendig wurde und sich Vorurteile<br />
gegenüber „den Jungen“ oder „den Alten“ auflösten.<br />
Beratung, Fortbildungsangebote, Ehrenamtsförderung –<br />
das sind nur einige der Aufgaben der Altenbeauftragten.<br />
„Ich bin Multiplikatorin in die <strong>Kirche</strong> hinein, aber<br />
auch Schnittstelle nach Außen, die Ansprechpartnerin<br />
für andere Träger ist und neue Ideen vermittelt.“<br />
Von der Jugend- zur Seniorenarbeit<br />
Aufgewachsen in Lüssum stieg sie dort früh in die<br />
kirchliche Jugendarbeit ein. Dort lernte sie auch<br />
ihren heutigen Ehemann Jens Holdorf kennen, mit<br />
dem sie gemeinsam die Jugeninitiative Lämmerweg<br />
in einer Hochhaussiedlung aufbaute. „Soziale Arbeit<br />
hat mich seitdem nicht mehr losgelassen.“ Durch die<br />
praktischen Erfahrungen in der Jugendarbeit motiviert,<br />
studierte sie Sozialpädagogik an der Fachhochschule<br />
<strong>des</strong> Rauhen Hauses in Hamburg. Danach ging sie zur<br />
<strong>Evangelische</strong>n Frauenhilfe nach Bremen zurück, wo<br />
sie zuletzt in der MüttergenesungsAbteilung arbeitete.<br />
1985 ging sie in eine ZwangsFamilienpause<br />
– „Erziehungsurlaub gab es damals noch nicht“.<br />
Dennoch blieb sie neben der Familienarbeit beruflich<br />
immer aktiv, etwa als Dozentin beim <strong>Evangelische</strong>n<br />
Bildungswerk oder mit befristeten Stellen. 1999 wechselte<br />
sie in die Seniorenarbeit, während ihr Mann<br />
der Jugendarbeit treu blieb und heute im Pool der<br />
<strong>Evangelische</strong>n Jugend tätig ist. Ab 1999 brachte<br />
Gabriele Holdorf die Seniorenhilfe Delmenhorst e.V.<br />
an den Start, 2004 wechselte sie als Leiterin der<br />
Seniorenbegegnungsstätte in die <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />
Hemelingen.<br />
Theorie mit Praxis verbunden<br />
Gabriele Holdorf wollte mehr wissen über den de <br />
mografischen Wandel und die gesellschaftlichen<br />
Auswirkungen einer älter werdenden Gesellschaft. „Vor<br />
zehn Jahren gab es dazu kaum Fortbildungsangebote.<br />
Deshalb habe ich mich für ein berufsbegleiten<strong>des</strong><br />
Studium der Alterswissenschaften an der damali gen<br />
Fachhochschule Vechta entschieden.“ Zwei Jahre lang<br />
büffelte sie an Wochenenden und nach Feierabend<br />
Alterstheorien und Sozialmanagement, lernte viel über<br />
soziale, medizinische und psychologische Aspekte <strong>des</strong><br />
Älterwerdens.<br />
2006 schloss sie das Weiterbildungsstudium als<br />
frisch gebackene DiplomGerontologin ab. „Ohne<br />
die Unterstützung meiner Familie hätte ich das nicht<br />
geschafft“, meint sie rückblickend. Jetzt freut sie sich<br />
auf die neue Herausforderung: „Altenarbeit bietet<br />
unendliche Möglichkeiten, Neues zu entwickeln. Was<br />
wir jetzt anfangen, wird sich in der Zukunft auszahlen.“<br />
k kontakt<br />
Fachstelle Alter<br />
der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />
Gabriele Holdorf<br />
Telefon 0421/346 1515<br />
holdorf.forum@kirchebremen.de<br />
www.bek-intern.de
aktuell<br />
text<br />
Matthias Dembski<br />
fotos privat.<br />
50 Jahre Haus der <strong>Kirche</strong><br />
Mit 50 Jahren ist es ein echter „Best-Ager“: Jung geblieben,<br />
innovativ und serviceorientiert und im besten Sinne<br />
offen für Veränderungen. Das Haus der <strong>Kirche</strong>, Sitz<br />
der <strong>Kirche</strong>nkanzlei der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />
(<strong>BEK</strong>), feiert sein 50-jähriges Bestehen. Am 15. und<br />
16. September 1960 zogen die damals 86 Mitarbeitenden<br />
aus Verwaltung und zahlreichen gesamtkirchlicher<br />
Einrichtungen in das Gebäude am Franziuseck ein. Die<br />
offi zielle Einweihung feierte man am 29. September<br />
1960 – mit großem Bahnhof.<br />
Der Neubau war nötig geworden, weil die Raumsituation<br />
in der Sandstraße katastrophal war. Dort teilte sich<br />
die <strong>Kirche</strong>nkanzlei die Räume mit der Domkanzlei.<br />
470.000 Mitglieder zählte die <strong>BEK</strong> damals, mehr als<br />
doppelt so viele wie heute. Sie ohne EDV-Hilfe zu verwalten,<br />
erforderte hohen personellen Einsatz. So arbeiteten<br />
damals allein in der Mel<strong>des</strong>telle 12 Angestellte<br />
an den Karteikästen.<br />
Alternativstandort Ansgarikirchhof war zu teuer<br />
Alternativ diskutierte die damalige <strong>Kirche</strong>nleitung als<br />
Standort den Ansgarikirchhof in der Obernstraße. Dort<br />
stand Ende der fünfziger Jahre noch die Ruine der alten<br />
St. Ansgarii-<strong>Kirche</strong> mit der Zütphenkapelle, dem Ort<br />
der ersten evangelischen Predigt in Bremen. Doch der<br />
Erhalt <strong>des</strong> reformationsgeschichtlichen Erbes erschien<br />
den damaligen Entscheidungsträgern zu teuer. Der Kaufpreis<br />
für das Grundstück war mit einer Million D-Mark<br />
zu hoch, und den Architekten mangelte es an Kreativität,<br />
die Ruine der Zütphenkapelle in ein modernes<br />
Verwaltungsgebäude zu integrieren. Am Ende hob der<br />
Senat den Denkmalschutz auf – die Reste <strong>des</strong> historisch<br />
bedeutsamen Ortes riss man kurzerhand ab.<br />
Neubau mit Atombunker auf der Weserinsel<br />
Der <strong>Kirche</strong>nausschuss wählte letztlich (kirchenpolitisch)<br />
neutralen Boden – für 60.000 D-Mark auf der<br />
Weserinsel genau zwischen der Alt- und der Neustadt.<br />
Eine ebenso diplomatische wie pragmatische Entscheidung:<br />
Die Verkehrsanbindung spricht bis heute für den<br />
Standort. Damals wurden zeitgleich die heutige Wilhelm-Kaisen-Brücke<br />
und das Kataster- und Schifffahrtsamt<br />
gebaut. Auf einem Trümmergrundstück entstand<br />
das Haus der <strong>Kirche</strong> nach Plänen der Architekten Hans<br />
Budde und Carsten Schröck – für seine Zeit modern,<br />
aber bewusst schlicht. Die Zwischenwände sind variabel<br />
zwischen den Gebäu<strong>des</strong>treben versetzbar. Typisch<br />
für die Bauzeit mitten im Kalten Krieg ist der obligatorische<br />
Atombunker unter dem Eingangsbereich – mit<br />
fraglicher Schutzwirkung. Heute dient er als Abstellraum.<br />
„Kunst am Bau“ wurde großgeschrieben<br />
„Kunst am Bau“ wurde in der Entstehungszeit <strong>des</strong> Hauses<br />
groß geschrieben. Jeder Mitarbeitende durfte sich<br />
für sein Büro ein Werk eines zeitgenössischen oder<br />
bremischen Künstlers aussuchen. Die Kunstwerke, darunter<br />
zwei Originale von Otto Modersohn, haben heute<br />
einen Wert von 80.000 Euro. Die Bilder, die zur Zeit<br />
nicht in Büros hängen, werden beim Tag der Offenen<br />
Tür in einer kleinen Kunstausstellung gezeigt.<br />
Bei der Ausgestaltung <strong>des</strong> Treppenhauses ließ sich keine<br />
Einigkeit herstellen. Die Backsteinwand blieb auch<br />
nach einem Künstlerwettbewerb frei, weil man sich<br />
auf keines der vorgeschlagenen Reliefs einigen konnte.<br />
Zeitgenössische Kunst war eben auch damals nicht unbedingt<br />
mehrheitsfähig.<br />
Jubiläumsfi lm mit vielen Anekdoten<br />
Zum Jubiläum wird das Haus der <strong>Kirche</strong> seine Türen<br />
für einen Festnachmittag öffnen. Eingeladen sind alle,<br />
die sich dem Haus verbunden fühlen. „Vor allem für<br />
ehemalige Mitabeitende ist das eine interessante Möglichkeit,<br />
hinter die Kulissen <strong>des</strong> heutigen Betriebs zu<br />
blicken“, meint Helmut Junk, Leiter der Abteilung<br />
Innere Dienste. Zu besichtigen ist unter anderem ein<br />
Büro im 60-er Jahre-Stil. Um das Ambiente <strong>des</strong> Gründungsjahres<br />
nachzuahmen, gibt es eine stilechte Kaffeetafel<br />
mit Frankfurter Kranz und anderen Leckereien<br />
der „Sweet Sixties“. Besucher können an einem kleinen<br />
Quiz teilnehmen und ihr Wissen über das Haus<br />
der <strong>Kirche</strong> im Wandel der Zeiten testen: Wieviele<br />
Amts-Telefonleitungen gab es 1960 beim Einzug? Zog<br />
damals auch das Flüchtlingswerk oder nur das <strong>Evangelische</strong><br />
Mädchenwerk als Amt mit in die neuen Räume<br />
ein? Wieviele Reinigungskräfte gab es damals und wie<br />
wenige Mitarbeiterinnen sorgen heute dafür, dass alles<br />
sauber blitzt?<br />
Außerdem lässt ein eigens produzierter Jubiläumsfi lm<br />
ehemalige Mitarbeitende mit ihren Erinnerungen zu<br />
Wort kommen – mit ebenso spannenden wie unterhaltsamen<br />
Anekdoten.<br />
Offenheit statt Behördenmuff<br />
50 Jahre Haus der <strong>Kirche</strong> sind ein Stück Geschichte der<br />
Arbeitswelt und der <strong>BEK</strong>. So zeigt die Personalabteilung<br />
auf sechs Stationen die Entwicklung von Stundenlohn,<br />
Arbeitsbedingungen und Mitarbeitendenzahlen.<br />
Wer möchte, kann mit einem Testkauf ausprobieren,<br />
wie sich die Kaufkraft über die Jahrzehnte hinweg verändert<br />
hat.<br />
Heute hat das Haus den Behördenmuff vergangener<br />
Jahre längst abgestreift. Der Umbau Anfang <strong>des</strong> neuen<br />
Jahrtausends unterstreicht auch optisch die Offenheit:<br />
„Wir sind eine moderne, serviceorientierte Verwaltung,<br />
die vor allem kirchliche Leitungsgremien, Gemeinden<br />
und Ehrenamtliche unterstützt“, sagt Pastor Horst Janus,<br />
stellvertretender Leiter der <strong>Kirche</strong>nkanzlei. Das<br />
Haus hat sich für die Gemeinden geöffnet, die auch<br />
die neu geschaffenen Sitzungsräume buchen können.<br />
„Unser Foyer ist ein Raum der Begegnung, sowohl für<br />
Kollegen aus dem Haus als auch für Besucherinnen<br />
und Besucher.“ Am 29. Oktober wird dort wieder einmal<br />
groß gefeiert – wie schon bei der Eröffnung vor 50<br />
Jahren.<br />
i<br />
infos<br />
Jubiläumsfest<br />
Das Haus der <strong>Kirche</strong><br />
feiert sein 50-jähriges Bestehen mit einem<br />
Nachmittag der offenen Tür.<br />
Freitag, 29. Oktober 2010, 14.30 bis 17 Uhr,<br />
Franziuseck 2 - 4.<br />
www.bek-intern.de<br />
<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 3
aktuell<br />
Ein Blick auf den <strong>August</strong>-Lohnzettel zeigt die Veränderungen:<br />
Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas der<br />
<strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> (<strong>BEK</strong>) haben seit 1.<br />
<strong>August</strong> einen neuen Tarifvertrag. Sie werden künftig<br />
nach einer eigenen Entgelttabelle für ihre Berufsgruppe<br />
(„Sozial- und Erziehungsdienst“) bezahlt. Diese sogenannte<br />
„S-Entgelttabelle“ gilt nur für das pädagogische<br />
Personal in Kitas.<br />
Die Frühpädagogen-Gehälter basieren künftig auf dem<br />
TVöD (dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst in<br />
den Kommunen und der Bun<strong>des</strong>verwaltung).<br />
Alle anderen Angestellten der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>Kirche</strong> werden weiterhin nach der TVL-Tabelle<br />
entlohnt. Das heißt, ihr Gehalt entspricht dem, was<br />
Beschäftigte im Öffentlichen Dienst der Bun<strong>des</strong>länder<br />
bekommen. Für sie gilt unverändert die Kirchliche<br />
Arbeitsvertragsordung (KAVO-<strong>BEK</strong>).<br />
„Das beste draus gemacht“<br />
Man habe das Beste aus den Vorgaben gemacht, die<br />
der Öffentliche Dienst geliefert hat, meinen Arbeitnehmer-<br />
und Arbeitgeberseite übereinstimmend. Dass<br />
kein ganz großer Wurf herausgekommen sei, habe<br />
am Ergebnis im Öffentlichen Dienst gelegen, der stets<br />
Maßstab für die kirchlichen Tarifabschlüsse ist. „Wir<br />
sind aus Sicht der Mitarbeitenden enttäuscht, dass<br />
nach dem öffentlichkeitswirksamen Kita-Streik im<br />
vergangenen Jahr im Öffentlichen Dienst aus den ge -<br />
forderten Verbesserungen nur eine kleine Nummer<br />
geworden ist. Wir hätten uns mehr erhofft“, sagt<br />
4 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />
Neuer Tarifvertrag<br />
Anke Schuback, Vertreterin der Arbeitnehmerseite in<br />
der Arbeitsrechtlichen Kommission. Dort handeln Ar -<br />
beitnehmer- und Arbeitgeberseite für die <strong>Bremische</strong><br />
<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> die Tarifabschlüsse aus. Die kirchlichen<br />
Arbeitsbedingungen orientieren sich daran, was<br />
die Tarifparteien zuvor für den Öffentlichen Dienst in<br />
Kommunen und Bun<strong>des</strong>ländern ausgehandelt haben.<br />
Tarifwerk bleibt kompliziert<br />
Die Mitarbeitervertretung zeigt sich mit dem erzielten<br />
Ergebnis noch aus einem anderen Grund unzufrieden:<br />
„Das neue Tarifwerk ist genauso kompliziert und<br />
unverständlich wie das alte. Man hat lediglich die<br />
Entgeltgruppen umbenannt und die Laufzeiten der<br />
Erfahrungsstufen gespreizt, was die Verwirrung komplett<br />
macht“, meint Klaus Westermann, Vorsitzender <strong>des</strong><br />
Gesamtausschusses der Mitarbeitendenvertretungen.<br />
Nach den neuen Regelungen könnten Mitarbeitende<br />
bis zu elf Jahre in einer Erfahrungsstufe bleiben,<br />
während es nach den bisherigen Regelungen in der<br />
<strong>BEK</strong> höchstens fünf Jahre bis zum nächsten kleinen<br />
Gehaltssprung gedauert habe.<br />
Bessere Qualifizierung wird honoriert<br />
Perspektivisch ist ein Fachkräftemangel auch bei den<br />
Erzieherinnen absehbar. „Unsere Erzieherinnen sind<br />
durch die geforderten Zusatzqualifikationen im religionspädagogischen<br />
Bereich besser qualifiziert. Deshalb<br />
können wir Ihnen nach Erwerb der Zusatzqualifikation<br />
ab dem fünften Berufsjahr auch die Entgeltgruppe<br />
S8 zahlen. Zum Vergleich: Erzieherinnen in städt-<br />
Wer verdient was?<br />
Die neuen Gehaltsstufen für pädagogische Mitarbeitende in Kitas<br />
Ausgeübte Tätigkeit Neue S-Entgeltgr uppe (Bisherige KAVO-Gruppe)<br />
Persönliche Assistenten/-innen + Helfer/in Erziehungsdienst S 2 (KAVO 2)<br />
Beschäftigte mit Aufgaben von Erziehern/-innen S 4 (KAVO 5)<br />
Kinderpfl eger/-innen mit schwierigen Tätigkeiten S 4 (KAVO 5)<br />
Erzieher/-innen<br />
S 6 (KAVO 6)<br />
Leiter/-innen von Kindertagesstätten (bis 39 Plätze) S 8 (KAVO 8)<br />
Erzieher/-innen mit besonderer Qualifi zierung ab 5. Berufsjahr S 8 (KAVO 8)<br />
Heilpädagogen/-innen S 8 (KAVO 8)<br />
Leiter/-innen von Kindertagesstätten (mind. 40 Plätze)<br />
Ständige Vertreter von Leiter/-innen von Kinder-<br />
S 10 (KAVO 9)<br />
tagesstätten (mind. 70 Plätze) S 10 (KAVO 9)<br />
Sozialarbeiter/-innen bzw. Sozialpädagogen/-innen<br />
Sozialarbeiter/-innen bzw. Sozialpädagogen/-innen<br />
S 11 (KAVO 9)<br />
mit chwierigen s Tätigkeiten S 12 (KAVO 9)<br />
Leiter/-innen von Kindertagesstätten (mind. 70 Plätze)<br />
Ständige Vertreter von Leiter/-innen von Kindertages-<br />
S 13 (KAVO 9)<br />
stätten (mind. 100 Plätze)<br />
S 13 (KAVO 9)<br />
Leiter/-innen von Kindertagesstätten (mind. 100 Plätze)<br />
Ständige Vertreter von Leiter/-innen von Kindertages-<br />
S 15 (KAVO 10)<br />
stätten (mind. 130 Plätze)<br />
S 15 (KAVO 10)<br />
Leiter/-innen von Kindertagesstätten (mind. 130 Plätze)<br />
Ständige Vertreter von Leiter/-innen von Kindertages-<br />
S 16 (KAVO 10)<br />
stätten (mind. 180 Plätze)<br />
S 16 (KAVO 10)<br />
Leiter/-innen von Kindertagesstätten (mind. 180 Plätze) S 17 (KAVO 11)<br />
ischen Kitas bekommen lediglich die Gruppe S 6“,<br />
erläutert Wilma Brede, Leiterin der Personalabteilung<br />
der <strong>BEK</strong>. Das, so hofft sie, bindet die frühpädagogischen<br />
Fachkräfte längerfristig an ihren kirchlichen<br />
Arbeitgeber.<br />
Erzieherinnen, die in die Entgeltgruppe S 6 übergeleitet<br />
wurden, sollten ihre Eingruppierung von der<br />
Personalabteilung überprüfen lassen, wenn sie bereits<br />
über eine Zusatzqualifikation verfügen. Dafür benötigt<br />
die Personalabteilung Nachweise über absolvierte Fort-<br />
und Weiterbildungen. Als besondere Qualifikation zählt<br />
die Basisqualifikation Religionspädagogik (Grund- und<br />
Aufbaukurs) oder eine vergleichbare Qualifikation. Bei<br />
Erzieherinnen, die bereits vor dem 1. <strong>August</strong> 2010 in<br />
einer <strong>BEK</strong>-Kita gearbeitet haben, werden auch andere<br />
Zusatzqualifikationen (z.B. im Bereich Integration oder<br />
Sprache) anerkannt.<br />
Absolventinnen <strong>des</strong> Bachelor-Studiengangs Frühkindliche<br />
Bildung, der als Weiterbildungsstudium von der<br />
Uni Bremen und dem Lan<strong>des</strong>verband <strong>Evangelische</strong>r<br />
Tageseinrichtungen für Kinder angeboten wird, werden<br />
ebenfalls nach S8 vergütet, solange sie als Erzieherin/<br />
Gruppenleiterin arbeiten und keine herausgehobenen<br />
Stellen (Einrichtungsleitung usw.) besetzen.<br />
Was ändert sich?<br />
Jede Erzieherin kann die neue S-Entgeltgruppe, nach<br />
der sie ab sofort bezahlt wird, ihrer Lohnabrechnung<br />
entnehmen. Die neue Gehaltstabelle für das pädagogische<br />
Personal in evangelischen Kitas hat 16<br />
Gehaltsgruppen (S3 bis S 18).<br />
k<br />
kontakt<br />
Neuer Kita-Tarifvertrag<br />
Über individuelle Einzelheiten<br />
der Überleitung informieren die<br />
Sachbearbeiterinnen und<br />
Sachbearbeiter der Personalabteilung<br />
Haus der <strong>Kirche</strong>, Franziuseck 2-4<br />
Telefon 0421/55 97-0<br />
Ausführliche Infos zum Tarifabschluss<br />
für Erzieherinnen im städtischen<br />
Öffentlichen Dienst unter<br />
dem Stichwort<br />
„Eingruppierung Sozial-<br />
und Erziehungsdienst“<br />
bei der Gewerkschaft<br />
Erziehung und Wissenschaft<br />
www.gew.de<br />
Das komplette Tarifwerk für<br />
Erzieherinnen in <strong>BEK</strong>-Kitas<br />
und weitere Infos im Mitarbeitendenportal<br />
www.bek-intern.de
für Erzieherinnen<br />
Wann treten die Veränderungen in Kraft?<br />
Für die städtischen Kitas gilt die Tarifeinigung <strong>des</strong><br />
öffentlichen Dienstes bereits seit 1. November 2009,<br />
für die Beschäftigten in evangelischen Kitas in Bremen<br />
gelten die Änderungen ab 1. <strong>August</strong> 2010. Damit ist<br />
es der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> (<strong>BEK</strong>) schneller<br />
als anderen Lan<strong>des</strong>kirchen gelungen, das neue<br />
Tarifrecht für die staatlichen Kitas auf die kirchlichen<br />
Erzieherinnen zu übertragen.<br />
Haben Erzieherinnen mehr in der Lohntüte?<br />
Ja, wie für die Kolleginnen der kommunalen Kitas<br />
steigen ihre Einkommen ab 1. Januar 2011 um 0,6<br />
Prozent, ab 1. <strong>August</strong> nächsten Jahres um weitere<br />
0,5 Prozent. Mit der Gehaltszahlung im Januar 2011<br />
bekommen Vollzeitbeschäftigte einmalig 240 Euro<br />
ausgezahlt. Bei Teilzeitkräften fällt die Sonderzahlung<br />
entsprechend geringer aus.<br />
Was verbessert sich?<br />
Für Berufsanfängerinnen (Erzieherin in Entgeltgruppe<br />
S 6) steigt das Einkommen bei einer Vollzeitstelle um<br />
monatlich circa 120 Euro brutto. In der Endstufe, die<br />
nach entsprechender Berufserfahrung erreicht wird,<br />
beträgt der monatliche Einkommensunterschied circa<br />
400 Euro brutto.<br />
Erzieherinnen, die bereits nach Entgeltgruppe S 8 verdienen,<br />
weil eine besondere Qualifizierung vorliegt,<br />
erhalten am Ende ihrer beruflichen Laufbahn bis zu<br />
800 Euro brutto im Monat mehr.<br />
Was tut sich beim „Weihnachtsgeld“?<br />
Die Jahressonderzahlung, auch „Weihnachtsgeld“<br />
genannt, wird für für Erzieherinnen ab 2011 um drei<br />
Prozent erhöht. Für 2012 und 2013 sind weitere<br />
Erhöhungen geplant. Sie sind der Ausgleich dafür,<br />
dass in der <strong>BEK</strong> kein Leistungsentgelt gezahlt wird.<br />
Im Öffentlichen Dienst gibt es dieses Leistungsentgelt<br />
noch. Die Arbeitgeber errechnen 1,25 Prozent der<br />
Lohnsumme aller Beschäftigten und zahlen diese in<br />
einen Topf. Daraus werden dann Zusatzentgelte je<br />
nach persönlicher Arbeitsleistung gezahlt.<br />
Was ist mit der Arbeitszeit?<br />
Während Beschäftigte in städtischen Kitas im<br />
Durchschnitt 39 Wochenstunden arbeiten müssen,<br />
bleibt die Wochenarbeitszeit in den evangelischen Kitas<br />
bei 38,5 Wochenstunden. Damit gilt in der gesamten<br />
<strong>BEK</strong> weiterhin eine einheitliche Wochenarbeitszeit.<br />
Auch dies ist ein Ausgleich dafür, dass die <strong>BEK</strong> ihren<br />
Beschäftigten kein Leistungsentgelt.<br />
Wie sieht es mit den Entwicklungsstufen aus?<br />
Je nach Berufserfahrung (Tätigkeitsdauer) steigen alle<br />
Mitarbeitenden der <strong>BEK</strong> innerhalb ihrer Gehaltsgruppe<br />
auf und verdienen schrittweise mehr. Diese Entwicklungsstufen<br />
gelten auch für Erzieherinnen. Sie nehmen<br />
ihre bisherige Stufe aus dem alten Tarifvertrag mit. Die<br />
Stufenlaufzeiten, also die Zeit bis zum Aufstieg in die<br />
nächsthöhere Entwicklungsstufe, verlängern sich im<br />
neuen Tarifvertrag. Das heißt: Musste eine Erzieherin<br />
bisher zwei Jahre (in der Entwicklungsstufe 2) auf die<br />
text & fotos<br />
Matthias Dembski<br />
aktuell<br />
nächste Stufe warten, sind es jetzt drei Jahre. In der<br />
Stufe 3 erhöht sich die Wartezeit bis zum nächsten<br />
kleinen Gehaltssprung von drei auf vier Jahre.<br />
Stichtag ist der 31. Juli 2010. Das bis dahin gezahlte Gehalt<br />
rechnet die Personalabteilung um, die so genannte<br />
„Überleitung“ in das neue Tarifrecht. Berechnet wird<br />
ein individuelles „Vergleichsentgelt“.<br />
Kann es zu Verschlechterungen kommen?<br />
Nein, niemand verdient weniger als zuvor, auch<br />
wenn durch die verlängerten Stufenlaufzeiten Mitarbeiterinnen<br />
für eine gewisse Zeit in eine andere<br />
Entwicklungsstufe kommen. Auf dem <strong>August</strong>Lohnzettel<br />
steht bei gleicher Tätigkeit und Arbeitszeit min<strong>des</strong>tens<br />
das gleiche Geld, wie auf der JuliAbrechnung.<br />
Was tut sich in Sachen Gesundheitsschutz?<br />
Gesundheitsschutz und förderung waren wichtige<br />
Streikziele der Erzieherinnen kommunaler Kitas im<br />
Jahr 2009. Einzelne Forderungen sind im neuen<br />
Tarifvertrag für die städtischen Einrichtungen<br />
erfüllt. Eine Übernahme dieser Regelungen ist für<br />
die <strong>BEK</strong> aufgrund ihrer Struktur nach Meinung der<br />
Arbeitsrechtlichen Kommission nicht möglich.<br />
Dennoch soll sich im Bereich Gesundheitsschutz<br />
etwas tun. Derzeit überlegt eine Arbeitsgruppe<br />
„Gesundheitsförderung in der <strong>BEK</strong>“ unter Leitung von<br />
Dr. Jutta Schmidt, welche Angebote und Maßnahmen<br />
für die Gruppe der KitaErzieherinnen erforderlich und<br />
möglich sind. (<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> wird über die Ergebnisse der<br />
Arbeitsgruppe im November ausführlich berichten.)<br />
<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 5
aktuell<br />
Zahlreiche neue Projektstellen entstehen derzeit – verteilt<br />
auf alle Regionen – in der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n<br />
<strong>Kirche</strong> (<strong>BEK</strong>). Damit setzt die <strong>BEK</strong> einen Beschluss<br />
<strong>des</strong> <strong>Kirche</strong>nparlaments vom November vergangenen<br />
Jahres um. Die insgesamt zehn vollen Stellen über fünf<br />
Jahre sind ein Teilpaket der „Sonderfinanzausstattung“<br />
für die Gemeinden. 500.000 Euro bzw. 120 Personalpunkte<br />
stehen dafür zur Verfügung. Die Antragsfrist<br />
für die Projektstellen war im April abgelaufen,<br />
Ende Juni hat der <strong>Kirche</strong>nausschuss auf Vorschlag<br />
<strong>des</strong> Personalausschusses über die Vergabe der Stellen<br />
entschieden.<br />
Gefördert werden:<br />
nur neue, innovative Vorhaben, die für die<br />
Gemeinden profilbildend wirken<br />
gemeindeübergreifende Zusammenarbeit, Stadt<br />
teilorientierung und Absprache in der Region<br />
Projekte für verschiedene Zielgruppen<br />
(Kinder, Jugendliche, Familien, Senioren,<br />
Migranten, Aussiedler, <strong>Kirche</strong>nferne etc.) müssen<br />
im Blick sein<br />
Inhaltlich gab es keine Vorgaben, so dass Gemeinden<br />
sowohl musikalische, als auch sozialdiakonische,<br />
missionarische oder Bildungsangebote vorschlagen<br />
konnten.<br />
24 Anträge gingen ein – 13 Projekte bekamen letztlich<br />
eine FörderZusage. „Wir hatten durchweg Anträge<br />
von hoher Qualität. Darin steckt sichtbar viel Arbeit,<br />
und alle Anliegen waren so gut begründet, dass den<br />
Projektstellen<br />
6 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />
Ausschüssen die Auswahl der Projekte nicht leicht<br />
fiel“, erläutert Jutta Schmidt, Theologische Referentin<br />
<strong>des</strong> <strong>Kirche</strong>nausschusses. „Alle Themen werden weiter<br />
behandelt, auch wenn manche Anliegen keine<br />
Projektförderung bekommen haben.“ So beschäftigt sich<br />
die Theologenkommission zur Zeit mit der Frage, wie<br />
Aussiedlerarbeit künftig personell ausgestaltet werden<br />
kann. „Hier gibt es den Bedarf an seelsorgerlicher<br />
und pastoraler Kompetenz, den wir lösen müssen.“<br />
Insgesamt sei der Auswahlprozess der Projekte ein voller<br />
Erfolg gewesen, meint Jutta Schmidt: „Es hat sich klar<br />
gezeigt, dass wir lebendige und kräftige Gemeinden<br />
haben, die mit Mut und Ideenreichtum angesichts veränderter<br />
gesellschaftlicher Rahmenbedingungen neue<br />
Arbeitsfelder entdecken und anpacken.“<br />
Projekte für Kinder und Jugendliche<br />
In der Wilhelm-Kaisen-Schule in der Neustadt wollen<br />
die Gemeinden St. Jakobi und St. Markus eine<br />
Schüler und Sozialarbeit aufbauen. Das kirchliche<br />
Berufsberatungs und Orientierungsprojekt RAZ (Ran<br />
an die Zukunft) ist dort bereits aktiv. Das Projekt wird mit<br />
einer halben Diakonenstelle und zwei Stellen für junge<br />
Erwachsene im Freiwilligen sozialen Jahr (FSJ) ausgestattet.<br />
Sie sollen die Schüler in Arbeitsgemeinschaften<br />
begleiten, Frühstückstreffen und TEN SING anbieten.<br />
„TEN SING“ steht für „Teenager singen.“ Dabei stellen<br />
junge Leute zwischen 13 und 19 Jahren im Laufe eines<br />
Jahres eine eigene Bühnenshow auf die Beine – mit<br />
Chor, Band, Tanz, Theater und anderen Elementen<br />
zu einem Thema, das den TEN SINGern auf der<br />
Seele brennt, zum Beispiel Fremdenfeindlichkeit,<br />
Zukunftsangst, aber auch Liebe und Freundschaft.<br />
Das Zuhause für Kinder der St. Matthäus-Gemeinde<br />
erhält eine Dreiviertelstelle zur Unterstützung seiner<br />
erfolgreichen sozialdiakonischen Arbeit für Kinder<br />
und Jugendliche im sozialen Brennpunkt.<br />
Nach Huchting geht eine weitere, halbe sozialdiakonische<br />
Jugendprojektstelle, die an den Kooperationsverbund<br />
DietrichBonhoeffer – St. Georg – St.<br />
Lukas angedockt wird. Dort soll offene Jugendberatung<br />
für Jugendliche zum Beispiel mit Schulden, Spielsucht<br />
und Ausbildungsproblemen angeboten werden.<br />
In Borgfeld soll ein „Kinder-Gemeinde-Pass“ für<br />
Ehrenamtliche auf den Weg gebracht werden. Durch<br />
den Zuzug junger Familien mit Kindern in die dort<br />
boomenden Neubaugebiete möchte die Gemeinde<br />
dringend die Lücke zwischen Kindergarten und<br />
Konfirmandenarbeit schließen und ihre Kinder und<br />
Jugendarbeit stärken. Dazu sollen Ehrenamtliche qualifiziert<br />
werden. Das Projekt, das modellhaft in einer<br />
wachsenden Gemeinde erprobt, aber gesamtkirchliche<br />
Vorbildfunktion haben soll, wird mit einer halben<br />
Stelle ausgestattet.<br />
In St. Martini Lesum wird eine Dreiviertelstelle<br />
zur Koordination der Konfirmandenarbeit in allen<br />
Gemeinden <strong>des</strong> Bremer Nordens neu eingerichtet.<br />
Damit soll die vorhandene gute Zusammenarbeit weiter<br />
gestärkt und vor allem mit den Ganztagsschulen<br />
vernetzt werden.<br />
Richtungsweisende
Eine ähnlich ausgerichtete Koordinationsstelle<br />
für den Konfirmandenunterricht und den Kontakt<br />
zu Schulen entsteht auch im Bremer Osten. Alle<br />
Brückengemeinden bekommen dafür gemeinsam eine<br />
volle Stelle, die unter dem Motto „Knockin‘ on<br />
heavens door“ an Schulen Jugendliche ab der 7.<br />
Jahrgangsstufe mit einem religiösen Bildungsangebot<br />
in kirchlicher Trägerschaft erreicht.<br />
An den sechs Gesamtschulen im Osten sollen dazu<br />
Arbeitsgemeinschaften angeboten werden. Die<br />
Angebote werden jeweils über zwei Schulhalbjahre<br />
laufen und auf den Konfirmandenunterricht „angerechnet“<br />
Musikprojekt für Jugendliche<br />
Die St. Petri-Domgemeinde will ihre Jugendarbeit<br />
in Kooperation mit den weiterführenden Schulen<br />
ausbauen. Nur noch 20 Prozent der Jugendlichen im<br />
Stadtteil lassen sich dort konfirmieren.<br />
Um mehr Jugendliche zu erreichen, soll das<br />
Schulprojekt „PROtestanten Songwriting“ aufgelegt<br />
werden. Jugendliche lernen in einer Art Poetry Slam<br />
dichten und rappen und sich mit ihren Lebensfragen<br />
auseinanderzusetzen. Dabei kommen sie auch der<br />
<strong>Kirche</strong> näher. Ein weiterer Ansatz ist, Inhalte der<br />
Reformation wie Freiheit und Gerechtigkeit zu thematisieren.<br />
25 Prozent einer Musikpädagogen-Stelle werden unter<br />
der Voraussetzung finanziert, dass die Domgemeinde<br />
min<strong>des</strong>tens weitere 25 Prozent und Honorarmittel zur<br />
Verfügung stellt.<br />
Ideen<br />
Projekte für Familien<br />
Die Friedensgemeinde bekommt Unterstützung für<br />
ihre sozialdiakonischen Arbeit mit jungen Menschen<br />
und Familien im „Viertel“. Mit der „Bildungsbrücke“<br />
und dem Familienzentrum sind dort Akzente gesetzt,<br />
die künftig von einer neuen, ganzen Stelle koordiniert<br />
werden sollen.<br />
Im Bremer Westen geht ein Stadtteilmütter-/väterprojekt<br />
nach einem Berliner Vorbild an den<br />
Start. Dafür steht ein Stellenumfang von insgesamt<br />
175 Prozent zur Verfügung, weil dieses Projekt im<br />
gesam-ten Bremer Westen Fuß fassen soll.<br />
Stadtteilmütter sind Frauen, die wie niemand<br />
anderes Kontakte zu Familien bekommen und sie<br />
in Erziehungsfragen begleiten können. Sie werden<br />
dafür qualifiziert und helfen, wo herkömmliche<br />
Erziehungshilfen sprachlich, kulturell und konzeptionell<br />
an ihre Grenzen stoßen.<br />
Weil sie selbst in der Nachbarschaft leben, sind<br />
sie dort verwurzelt, wo sie arbeiten. Sie besuchen<br />
interessierte Familien regelmäßig und geben dabei<br />
nicht nur Ihr Wissen rund um die Erziehung weiter,<br />
sondern informieren auch über Angebote im Stadtteil<br />
- von diversen Beratungs- bis hin zu Lern- und<br />
Freizeitangebote für Kinder und Familien.<br />
Die beiden Hauptamtlichen sollen Multiplikatorinnen<br />
für diese niedrigschwellige, aufsuchende Arbeit suchen<br />
und qualifizieren.<br />
text Matthias Dembski<br />
illustration Ulrike Rank<br />
Musikprojekt für alle<br />
Unter dem Motto „Musik für alle“ soll mit einer halben<br />
Stelle ein neues Musikprojekt in Lüssum aufgebaut<br />
werden, das Musicalarbeit für Kinder und Erwachsene<br />
im sozialen Brennpunkt anbietet. Das Projekt soll dem<br />
Gemeindeaufbau dienen und wird stadtteilorientiert<br />
mit dem Haus der Zukunft zusammenarbeiten.<br />
Stadtteilorientierte Aktivitäten<br />
Die Vereinigte Gemeinde in der Neustadt bekommt<br />
für ihre Stadtteildiakonie eine halbe Stelle. Das dortige<br />
Projekt „Teilhabe durch Bildung – Bildung durch<br />
Teilhabe“ und die dazugehörige Stellenausschreibung<br />
starten erst 2011. Aufgrund der Neubesetzung von<br />
Pfarrstellen geht diese Arbeit etwas später an den Start.<br />
Aus dem Fonds „Soziale Stadt“ hat die Gemeinde<br />
bereits eine halbe Stelle für Schuldnerberatungsarbeit<br />
bekommen.<br />
Mit dem Familien- und Quartierszentrum am Standort<br />
Heilig Geist und anderen Angeboten setzt die<br />
<strong>Kirche</strong>ngemeinde in der Neuen Vahr klar auf ein sozialdiakonisches<br />
Profil. Diese Arbeit unterstützt in den<br />
nächsten fünf Jahren ein Sozialarbeiter oder Diakon,<br />
der die Aktivitäten koordiniert, um Sozialdiakonie und<br />
Stadtteilarbeit auszubauen.<br />
Arbeit mit Alten Menschen<br />
aktuell<br />
Nach Blumenthal geht eine Dreiviertelstelle für aufsu<br />
chende Altenarbeit. Sie soll bei der Senio renbegegnungsstätte<br />
der Martin-Luther-Gemeinde angegliedert<br />
sein. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt<br />
aller sechs Blumenthaler Gemeinden. In dem Stadtteil<br />
leben immer mehr ältere Menschen in schwierigen<br />
Lebenslagen. Vereinsamung und drohende Verwahrlosung<br />
gehören oft zu ihrem Alltag. Sie brauchen<br />
vor allem Unterstützung, um notwendige Hilfen<br />
zu beantragen. Die Stelle soll einer Mischung aus<br />
Besuchsdienstleitung und Gemein<strong>des</strong>chwesternarbeit<br />
sein.<br />
In loser Folge stellen wir alle Projekte nach ihrem<br />
Start im <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> ausführlich vor.<br />
k<br />
kontakt<br />
Projektstellen<br />
Ansprechpartnerin:<br />
Dr. Jutta Schmidt<br />
Theologische Referentin<br />
Telefon 0421/5597-291<br />
jutta.schmidt@kirche-bremen.de<br />
Die aktuellen<br />
Stellenausschreibungen<br />
für die Projektstellen finden<br />
sich im Internet:<br />
www.kirche-bremen.de<br />
<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 7
aktuell<br />
text Ingo Hartel<br />
fotos Steiner/ Dembski<br />
Was ist ein diakonisches Profil, eine diakonische<br />
Un ternehmenskultur? Wie ist sie erkennbar? Wie ist<br />
sie im Alltag eines auch nach Marktmechanismen<br />
funktionierenden Unternehmens zu verankern und<br />
wie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu vermitteln?<br />
Und was haben die Kunden eines diakonischen<br />
Unternehmens, egal ob Pflegeeinrichtung, Kran kenhaus<br />
oder Kinder- und Jugendbetreuung von einer diakonischen<br />
Unternehmenskultur? Fragen über Fragen.<br />
Fragen die am „Fachtag der Diakonie“ und dem<br />
„Basiskurs <strong>Kirche</strong>n und Diakonie“ (siehe Info-Kasten)<br />
gestellt und nach Möglichkeit beantwortet werden<br />
sollen.<br />
Sozialarbeit aus dem Glauben heraus<br />
Oberin Sigrid Pfäfflin aus dem <strong>Evangelische</strong>n Dia konissenmutterhaus<br />
hat Fachtag und Basiskurs konzipiert.<br />
Vertreter aus der unternehmerischen Diakonie<br />
und der <strong>Kirche</strong>, unter anderem Hans-Peter Reeb aus<br />
Friedehorst, Walter Eggers vom DIAKO und Pastor<br />
Uwe Mletzko von der Inneren Mission, nehmen an<br />
dem Fachtag teil. Für Sigrid Pfäfflin ist die Antwort<br />
darauf, was Diakonie oder diakonisches Profil eigentlich<br />
sind, denkbar einfach: „Diakonie heißt, aus dem<br />
Glauben heraus soziale Arbeit zu leisten.“<br />
Wie zeigt sich diakonisches Profil?<br />
Die Oberin ist jedoch nicht lebensfremd und weiß auch,<br />
dass viele Mitarbeitende beispielsweise in einem diakonischen<br />
Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung<br />
ist erster Linie einem Job nachgehen, um das Leben<br />
zu finanzieren. Sie weiß ebenfalls, dass die Leitungen<br />
der Einrichtungen auf die Kosten und den effektiven<br />
Einsatz der Mitarbeitenden achten müssen, damit die<br />
Zahlen stimmen. Aber, so Pfäfflin: „ Wer in einer diakonischen<br />
Einrichtung arbeitet, kann eigentlich nicht<br />
überrascht sein, wenn Angebote gemacht werden, die<br />
speziell die diakonischen Beweggründe vermitteln sollen.“<br />
Der Basiskurs sei jedoch nicht als Glaubenskurs<br />
zu verstehen. Vielmehr gehe es darum zu zeigen, was<br />
unter heutigen Bedingungen das diakonische Profil<br />
ausmachen könne. Ganz praktisch und ohne sonntäglich-pastorale<br />
Intonation.<br />
Sigrid Pfäfflin freut sich, dass es ihr gelungen ist,<br />
Oberkirchenrätin Cornelia Coenen-Marx für das Haup t-<br />
8 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />
Diakonische Unternehmenskultur erkennbar machen<br />
referat zu gewinnen. Coenen-Marx, die das Referat<br />
Sozial- und Gesellschaftspolitik leitet, zu dem auch die<br />
Koordination der Zusammenarbeit von <strong>Kirche</strong>n und<br />
Diakonie gehört, gilt als ausgewiesene Kennerin und<br />
Sympathisantin der Diakonie. Nach ihrem Impulsreferat<br />
soll dann unter dem Motto „Was nun – was tun?“ konkret<br />
zur diakonischen Unternehmenskultur gearbeitet<br />
werden.<br />
Insbesondere werden die Arbeitsgruppen der Frage<br />
nachgehen, wie das diakonische Profil in der Altenpflege<br />
(Diakonissenmutterhaus), im Krankenhaus (DIAKO),<br />
in einer Komplexeinrichtung (Friedehorst), in der<br />
Stadt sozialarbeit (Verein für Innere Mission) und in<br />
integrativen Kindergärten (<strong>Bremische</strong> <strong>Evangelische</strong><br />
<strong>Kirche</strong>) deutlich gemacht werden kann.<br />
Nicht nur Wirtschaftlichkeitsdenken<br />
Pfäfflin berichtet, dass ihr in der Vorbereitung <strong>des</strong><br />
Fachtages sehr viel Offenheit und Interesse entgegengebracht<br />
wurde. „Ich nehme wahr, dass dieses<br />
Thema dran ist. In den 80ern und 90ern war es die<br />
Fachlichkeit, später die Frage der Wirtschaftlichkeit<br />
und jetzt das Interesse an einem diakonischen Profil.<br />
Auch als Alleinstellungsmerkmal.“ Dabei sei es wichtig,<br />
das Diakonische nicht gegen die Wirtschaftlichkeit<br />
auszuspielen. Es müsse vielmehr darum gehen, unter den<br />
Bedingungen der Wirtschaftlichkeit neue Antworten<br />
auf die Frage zu entwickeln, was denn eigentlich das<br />
diakonische Profil unter den heutigen Voraussetzungen<br />
einer unternehmerischen Diakonie sein könne.<br />
Basiskurs als Bildungsurlaub<br />
Den Fachtag betrachtet Sigrid Pfäfflin als Auftakt veranstaltung<br />
für den „Basiskurs <strong>Kirche</strong> und Diakonie“, der<br />
im Februar/März 2011 anläuft und sich an haupt- und<br />
ehrenamtlich Mitarbeitende in Diakonie und <strong>Kirche</strong> richtet<br />
(Infokasten). Der 120 Stunden umfassende Kurs gliedert<br />
sich in sechs Themenblöcke: Biblische Theologie,<br />
Bibel kennen, <strong>Kirche</strong>n- und Diakoniegeschichte,<br />
Seelsorge und Gesprächsführung, Geistliches Lernen<br />
– Andacht und Gottesdienst, <strong>Kirche</strong> – Diakonie –<br />
Gesellschaft, Diakonie und Gemeinschaft. Tradition,<br />
Rituale, Wertewandel und Zeitnot (Seelsorge zwischen<br />
Tür und Angel) sollen in dem Kurs praxisnah<br />
beleuchtet werden.<br />
i<br />
infos<br />
Fachtag Diakonie<br />
Sonnabend, 30. Oktober, 9.30 bis 13.30 Uhr<br />
im <strong>Evangelische</strong>n Diakonissenmutterhaus Bremen<br />
Adelenstraße 68, 28239 Bremen<br />
Kontakt & Anmeldung:<br />
Sigrid Pfäfflin,<br />
Oberin <strong>des</strong> Diakonissenmutterhauses<br />
Telefon 0421/6102 3601<br />
s.pfaefflin@diakonissenmutterhaus.de<br />
Basiskurs <strong>Kirche</strong> und Diakonie<br />
Kursstart:<br />
Februar/ März 2011<br />
Informationstermine:<br />
Mittwoch, 8. September, 17 bis 20 Uhr<br />
und Dienstag, 9. November, 15 bis 18 Uhr<br />
jeweils im Diakonissenmutterhaus<br />
Der Kurs ist als Bildungsurlaub anrechenbar und<br />
umfasst 120 Stunden in vier Modulen in 2011 und<br />
zwei Modulen sowie einer zweitägigen Studienfahrt<br />
in 2012. Er richtet sich an haupt- und ehrenamtlich<br />
Mitarbeitende in Diakonie und <strong>Kirche</strong><br />
aus allen Berufsgruppen, egal ob Altenpfleger,<br />
Krankenschwester oder Sozialarbeiter.<br />
www.diakonissenmutterhaus-bremen.de<br />
Buchtipp<br />
Klaus-Dieter Kottnik/<br />
Eberhard Hauschildt:<br />
Diakoniefibel.<br />
Grundwissen für alle,<br />
die mit Diakonie zu<br />
tun haben. 208 Seiten,<br />
12,95 Euro. (ISBN 978-<br />
3-579-06535-9)<br />
Ausleihbar auch in<br />
der Lan<strong>des</strong>kirchlichen<br />
Bibliothek,<br />
Franziuseck 2-4.
Diakonische Jugendhilfe bündelt Kräfte<br />
Ende <strong>August</strong> rücken werden die traditionsreichen<br />
dia konischen Stiftungen St. Petri und Alten Eichen<br />
noch näher zusammenrücken und mit einem Anteil<br />
von jeweils 50 Prozent die „Diakonische Jugendhilfe<br />
Bremen gGmbH“ mit Sitz auf der Plantage in Findorff<br />
gründen. Damit geben beide Stiftungen Arbeitsfelder<br />
an die neue Gesellschaft ab. Mit diesem ersten<br />
Schritt auf dem Weg einer engeren Zusammenarbeit<br />
– ein zweiter folgt im kommenden Jahr - wollen Alten<br />
Eichen und St. Petri mehrere Fliegen mit einer Klappe<br />
schlagen. Detlev Busche, Leiter der Stiftung Alten<br />
Eichen, skizziert die Eckpunkte: Strukturierung der<br />
ohnehin schon bestehenden Kooperation, Sicherung<br />
und Ausbau der Marktposition, Optimierung <strong>des</strong><br />
Verwaltungsapparates in beiden Einrichtungen und<br />
eindeutige Ausrichtung auf ein diakonisches Profil.<br />
Vernetzung mit den Stadtteilen<br />
Busche erläutert die Stichworte: „Zusammen sind wir<br />
stärker auf dem Markt der Jugendhilfe, wir ergänzen uns<br />
hervorragend in unseren jeweiligen Schwerpunkten<br />
und Fachlichkeiten. St. Petri ist spezialisiert auf<br />
die so genannte Sozialraumarbeit, das heißt, in<br />
der Stadtteilarbeit sowie der offenen Kinder- und<br />
Jugendarbeit, und unterhält Kita- und Hortgruppen.<br />
Alten Eichen dagegen hat seinen Schwerpunkt in<br />
der ausdifferenzierten stationären Arbeit, der Heimun terbringung,<br />
setzt inzwischen aber auch zunehmend<br />
auf stadtteilbezogene Arbeit, erste Projekte laufen in<br />
Huchting, Borgfeld und Horn-Lehe.“<br />
Busche und sein Kollege Wilfried Möhlmann von St.<br />
Petri sind sich sicher, dass die Kinder- und Jugendhilfe<br />
künftig noch intensiver in den jeweiligen Stadtteilen<br />
vernetzt werden muss. Möhlmann: „Wir müssen<br />
die Möglichkeiten anzapfen, die der Stadtteil bietet<br />
und diese mit unseren stationären, teilstationären,<br />
ambulanten und Familien aufsuchenden Hilfen sowie<br />
unseren offenen Angeboten ergänzen.“<br />
Zusammenschluss auf Augenhöhe<br />
Wilfried Möhlmann ergänzt, dass die Gründung der<br />
gemeinsamen Diakonischen Jugendhilfe Bremen auch<br />
die Verwaltungen der beiden Stiftungen bündeln und<br />
optimieren solle. Busche gibt ein Beispiel: „Alten<br />
Eichen kann nicht allein die notwendige zweite Kraft<br />
finanzieren, um das Finanz- und Rechenwesen angemessen<br />
selbst zu organisieren. Dies gelingt uns jetzt<br />
dank der Zusammenlegung.“ Möhlmann und Busche<br />
versichern jedoch, dass es bei der Optimierung der<br />
Verwaltungen zu keinen Entlassungen kommen<br />
werde. Auch werde in der neuen Gesellschaft weiter<br />
nach Tarif gezahlt. „Wir verstehen uns ausdrücklich<br />
als diakonische Einrichtung mit einem entsprechenden<br />
Profil auch nach innen. Die Tariftreue ist wichtig als<br />
Wertschätzung und damit für die Qualität der Arbeit.“<br />
Für Alten Eichen bedeutet dies, dass der ehemalige<br />
Betriebsrat in eine Mitarbeitervertretung umgewandelt<br />
wird. Aber nach Auskunft von Busche und Möhlmann<br />
haben die Mitarbeitergremien beider Stiftungen die<br />
Neugründung ausdrücklich mitgetragen. Wohl auch,<br />
weil deutlich wurde, dass dieser Zusammenschluss<br />
auf Augenhöhe geschieht.<br />
Zukunftssichere Strukturen schaffen<br />
In der Diakonischen Jugendhilfe Bremen wird die<br />
komplette Verwaltung von Alten Eichen und St. Petri<br />
zusammengefasst. Zudem werden die pädagogischen<br />
Arbeitsfelder Mobile Betreuung, Erziehungsstellen,<br />
Bremer Familienkrisendienst und Teile der Flexiblen<br />
Hilfen in der Gesellschaft angesiedelt. Auch hier<br />
werden zusätzliche personelle Ressourcen erschlossen,<br />
sind sich die Architekten der Kooperation sicher.<br />
War es doch bisher so, dass in diesen Bereichen<br />
eine Zusammenarbeit bestand, aber immer sowohl<br />
Alten Eichen als auch St. Petri Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter in vorbereitende Treffen entsandte.<br />
k<br />
kontakt<br />
text Ingo Hartel<br />
fotos Diakonie<br />
Stiftung Alten Eichen<br />
aktuell<br />
Detlev Busche<br />
Horner Heerstraße 19, 28359 Bremen<br />
Telefon 0421/20 46 20<br />
busche@alten-eichen.de<br />
www.alten-eichen.de<br />
St. Petri Kinder-<br />
und Jugendhilfe<br />
Wilfried Möhlmann<br />
Sudwalder Straße 3, 28307 Bremen<br />
Telefon 0421/42 79 50<br />
Wilfried.moehlmann@stpetri-bremen.de<br />
www.stpetribremen.de<br />
Dieses Paarlaufen habe sich erübrigt, da die von<br />
den Stiftungen in die neue Gesellschaft abgetretenen<br />
Arbeitsfelder dezentral vor Ort von den Teams geplant<br />
und geleistet werden.<br />
Geleitet wird die Diakonische Jugendhilfe von<br />
Cornelia Bein (Alten Eichen) und Bernd Schmitt (St.<br />
Petri). Geplant und vorangetrieben haben Busche und<br />
Möhlmann diese neue Struktur. Busche, der nach 34<br />
Jahren Arbeit für Alten Eichen im November in den<br />
Ruhestand geht, und sein Kollege Möhlmann, der ein<br />
Jahr später aus dem Dienst scheidet, wollten nach<br />
eigenen Worten eine Struktur schaffen, die Bestand<br />
hat und die Arbeit der beiden Stiftungen zukunftssicher<br />
macht. Dabei dürfte ihnen ihr gutes persönliches<br />
Verhältnis sicher geholfen haben.<br />
Noch engere<br />
Zusammenarbeit:<br />
Die Stifttungen Alten Eichen<br />
(links) und St. Petri Kinder-<br />
und Jugendhilfe.<br />
Unten (von links):<br />
Wilfried Möhlmann (St. Petri)<br />
und Detlev Busche (Alten<br />
Eichen).<br />
<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 9