10.02.2013 Aufrufe

August-Ausgabe des BEK-Forum - Bremische Evangelische Kirche

August-Ausgabe des BEK-Forum - Bremische Evangelische Kirche

August-Ausgabe des BEK-Forum - Bremische Evangelische Kirche

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>BEK</strong><br />

Aktiv in <strong>Kirche</strong> und Diakonie |<strong>August</strong> – Oktober 2010<br />

<strong>Forum</strong><br />

Beatles, Haus der <strong>Kirche</strong> & La Dolce Vita<br />

Das 50-jährige<br />

Jubiläum


aktuell<br />

text Matthias Dembski<br />

foto panthermedia/Paschertz<br />

Wussten Sie, dass...<br />

• alle hauptamtlich Mitarbeitenden der <strong>Bremische</strong>n<br />

<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> (<strong>BEK</strong>) zu Beginn ihrer<br />

Tätigkeit an einer Einführungsschulung teilnehmen<br />

können, die sie mit den Strukturen, Arbeitsfeldern<br />

und Unterstützungsangeboten der <strong>BEK</strong>, ihrer<br />

Ge mein den und Einrichtungen vertraut macht?<br />

(Diese Schulungen finden regelmäßig statt, und<br />

alle neuen Mitarbeitenden werden dazu persönlich<br />

eingeladen.)<br />

• Sie als Mitarbeitende je<strong>des</strong> Jahr fünf Tage beanspruchen<br />

können, um sich für ihre Arbeit weiterzubilden?<br />

• für diese zusätzliche Qualifizierung alle Kosten<br />

von der <strong>BEK</strong> übernommen werden (von den<br />

Seminar- über die Reise- bis zu den Unterkunftsund<br />

Verpflegungskosten), wenn Sie das vorher<br />

beantragen?<br />

• Sie auch für Weiterbildungen, die länger als<br />

fünf Tage pro Jahr oder 15 Tage innerhalb von<br />

drei Jahren dauern, Zuschüsse aus zentralen<br />

Fortbildungsmitteln der <strong>BEK</strong> bekommen können?<br />

(Wünscht Ihr Arbeitgeber die Fortbildung, werden<br />

die Kosten sogar zu 100 Prozent übernommen.)<br />

• Sie Ihren Fortbildungsanspruch auch über drei<br />

Jahre sammeln oder auch für zwei Jahre im Voraus<br />

aufbrauchen können? So ergibt sich die Möglichkeit,<br />

eine bis zu 3-wöchige Langzeitweiterbildung (15<br />

Fortbildungstage) zu besuchen.<br />

• Einkehrtage im Kloster oder andere spirituelle<br />

Angebote ebenfalls gefördert werden? Die <strong>BEK</strong><br />

hat sich zum Ziel gesetzt, die Auseinandersetzung<br />

aller Mitarbeitenden mit Glaubensthemen zu<br />

unterstützen. Was die geistliche Dimension der<br />

Arbeit stärkt, wird genauso gefördert wie jede<br />

andere Personalentwicklungsmaßnahme.<br />

k<br />

kontakt<br />

Fortbildungs-Förderanträge<br />

Infos und Unterstützung<br />

für Qualifizierungsmaßnahmen:<br />

Koordinationsstelle Personalentwicklung<br />

Dr. Jutta Schmidt<br />

Telefon 0421/55 97-291<br />

jutta.schmidt@kirche-bremen.de<br />

Alle Infos unter dem Stichwort<br />

„Personalentwicklung“ im Mitarbeitendenportal<br />

www.bek-intern.de<br />

10 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />

Fortbildungsfreundliche <strong>Kirche</strong><br />

Die <strong>BEK</strong> ist eine fortbildungsfreundliche <strong>Kirche</strong>. Das<br />

zeigen die jetzt überarbeiteten Richtlinien zur beruflichen<br />

Qualifizierung, die seit dem 1. Juli gelten.<br />

Ein Blick in diesen Katalog von Fördermöglichkeiten<br />

lohnt sich – und motiviert gleich, eine geeignete<br />

Fort- oder Weiterbildung ausfindig zu machen. Denn<br />

die Standards, die die <strong>BEK</strong> setzt, sind bei weitem<br />

nicht überall gängig. So müssen Mitarbeitende anderer<br />

großer öffentlicher Arbeitgeber ihre berufsbezogenen<br />

Fortbildungen wie selbstverständlich aus<br />

eigener Tasche bezahlen und in ihrer Freizeit oder<br />

bei unbezahltem Urlaub absolvieren. Die <strong>BEK</strong> hingegen<br />

gewährt sogar Freizeitausgleich für eventuelle<br />

Überstunden, die durch die Fortbildungsteilnahme<br />

entstehen.<br />

Im Regelfall volle Kostenübernahme<br />

In der <strong>BEK</strong> hingegen gibt es einen verbrieften Fort bildungsanspruch.<br />

„In Umbruchzeiten müssen die Mitarbeitenden<br />

viel leisten und sich neuen Anforderungen stellen.<br />

Deshalb hat das <strong>Kirche</strong>nparlament beschlossen, sie<br />

bei der Vorbereitung darauf bestmöglich zu unterstützen“,<br />

erläutert Jutta Schmidt, Koordinatorin der<br />

Personalentwicklung in der <strong>BEK</strong>. „Weil wir uns als<br />

lernende Institution verstehen, erleichtern wir den<br />

Zugang zu Fort- und Weiterbildung durch eine arbeitnehmerfreundliche<br />

Kostenübernahme.“<br />

Zwischen welchen Angeboten können<br />

Mitarbeitende wählen?<br />

– Schulungen: Kurze Qualifizierungsangebote, zum<br />

Beispiel zu einer neuen EDV-Software.<br />

– Fortbildungen: Das „mittelgroße Paket“, zeitlich<br />

kürzere Maßnahmen zum Aufbau neuer bzw.<br />

zur Anpassung oder zum Ausbau bestehender<br />

Qualifikationen.<br />

– Weiterbildungen: Das „große Paket“ mit länger<br />

dauernden Angeboten, die mit einem Zertifikat oder<br />

einem berufsqualifizierenden Abschluss abschließen.<br />

Wer berät mich dabei, ein geeignetes<br />

Qualifizierungsangebot zu finden?<br />

Im Personalentwicklungsteam gibt es für jede<br />

Berufsgruppe eine Ansprechpartnerin oder einen<br />

Ansprechpartner, der die Arbeit genau kennt und weiß,<br />

was sich verändert und welche Fortbildungen dafür nützlich<br />

sind. Weitere Infos im Mitarbeitendenportal bzw.<br />

über die Koordinationsstelle Personalentwicklung.<br />

Wie beantrage ich die Kostenübernahme/<br />

einen Zuschuss?<br />

Min<strong>des</strong>tens sechs Wochen vor der gewünschten<br />

Qualifizierung muss der Antrag beim Vorgesetzten/<br />

der Dienststellenleitung vorliegen. Liegt von dort die<br />

grundsätzliche Zustimmung vor, stellt man den Antrag<br />

auf Kostenübernahme bei der Koordinierungsstelle<br />

Personalentwicklung. Mitarbeitende in Kitas wenden<br />

sich an den Lan<strong>des</strong>verband. Antragsformulare gibt‘s<br />

im Mitarbeitendenportal.<br />

Bei Zuschüssen über 1.000 Euro oder grundsätzlichen<br />

Anträgen entscheidet der Koordinationszirkel<br />

Personalentwicklung bzw. die Leitungsrunde <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong>verban<strong>des</strong>, für Anträge von Pastoren ist die<br />

Theologenkommission bzw. der <strong>Kirche</strong>nausschuss<br />

zuständig.<br />

Gibt es Sozialversicherungs-Abzüge<br />

von den Zuschüssen?<br />

Nein, die Zentralkasse erstattet alle Kosten steuer-<br />

und sozialversicherungsfrei, wenn Mitarbeitende auf<br />

eigene Rechnung Fortbildungskosten ausgelegt haben<br />

– bis zur bewilligten Höhe. In diesem Fall muss die<br />

Originalrechnung vorgelegt werden. Wird das Angebot<br />

direkt auf Rechnung der <strong>BEK</strong> wahrgenommen, liegt<br />

ebenfalls kein steuerpflichtiger Arbeitslohn vor.<br />

Was passiert nach der Fortbildung?<br />

Die Teilnahmebescheinigungen und evtl. Rechnungsbelege<br />

bei der Koordinationsstelle Personalentwicklung<br />

vorlegen, damit die Kosten erstattet und der<br />

Teilnahmebeleg in die Personalakte aufgenommen<br />

werden können.


text Matthias Dembski<br />

foto Hanni Steiner<br />

Alles immer schlechter in der Jugendarbeit? – Die<br />

gefühlte Stimmung geht oft in diese Richtung. Kürzungsrunden,<br />

wegfallende Hauptamtlichen­Stellen –<br />

ist die evangelische Jugendarbeit dadurch schlechter<br />

oder unattraktiver geworden? Gibt es tatsächlich<br />

deutlich weniger Freizeiten­Angebote und erreicht<br />

die <strong>Kirche</strong> immer weniger Jugendliche? Wie steht die<br />

evangelische Jugendarbeit in Bremen im Vergleich zu<br />

anderen Jugendverbänden da?<br />

Fakten statt gefühlter Stimmung<br />

Bereits vor zehn Jahren hat das Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt<br />

erstmals eine systematische Bestandsaufnahme durchgeführt:<br />

Wie steht es um die Jugendarbeit (ohne<br />

Konfirmandenarbeit und Kinderkirche) in der <strong>Bremische</strong>n<br />

<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> (<strong>BEK</strong>)? Diese Bestandsaufnahme<br />

hat Lan<strong>des</strong>jugendwart Hans­Albert Eike<br />

nun wiederholt. An den teils überraschenden Ergebnissen<br />

lässt sich ablesen, wo und wie sich die<br />

Jugendarbeit verändert hat. Im Jahr 2000, vor den<br />

Kürzungsrunden, die auch die Jugendarbeit betrafen,<br />

war das Arbeitsfeld noch unangetastet. Erst mit<br />

der Kürzungsrunde 2005/2006 änderte sich das.<br />

Vollzeitstellen im diakonisch­pädagogischen Bereich<br />

wurden zu Teilzeitstellen, einige Stellen fielen ganz<br />

weg. Die Zahl der Hauptamtlichen in der Jugendarbeit<br />

sank von 56 auf 42.<br />

Insgesamt mehr Jugendliche erreicht<br />

Trotzdem ist die Gesamtzahl der von der <strong>Kirche</strong><br />

erreichten Jugendlichen insgesamt höher als vor zehn<br />

Jahren – wobei regelmäßige Gruppenangebote gesunken<br />

sind (minus 34 Prozent), aber die Zahl der Projekt­<br />

Teilnehmer gleichzeitig deutlich gestiegen ist. Die<br />

veränderte Angebotsstruktur ist auch eine Reaktion<br />

auf veränderte Lebenssituationen von Jugendlichen –<br />

Stichwort „Ganztagsschule“. Halbiert hat sich auch die<br />

Zahl offener Angebote (aktuell noch sieben Angebote)<br />

– eine deutliche Problemanzeige. Doch damit enden<br />

die negativen Ergebnisse auch schon.<br />

Mehr ehrenamtlich Aktive<br />

Deutlich gewachsen ist die Zahl der ehrenamtlich<br />

Aktiven. 10 Prozent mehr sind ein klarer Erfolg der<br />

Ehrenamtsförderung, die das Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt seit<br />

Jahren zum Beispiel mit seinen Juleica – (Jugend leitercard)<br />

und KonfiAss (Konfirmanden­Assistenten) –<br />

Schulungen intensiv betreibt. Außerdem hat sich<br />

das Durchschnittsalter der Ehrenamtlichen verjüngt<br />

– ein Verdienst der Schulungsangebote für Jugendliche<br />

direkt nach der Konfirmation. Die Qualifikation der<br />

Ehrenamtlichen hat sich ebenfalls verbessert. „Die<br />

Zahl der Juleica­Inhaber hat sich fast verdreifacht – auf<br />

aktuell 315.“ Nicht nur das Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt sondern<br />

auch einzelne Gemeinden wie St. Remberti oder<br />

St. Martini Lesum im Verbund mit anderen Bremen<br />

Norder­Gemeinden haben ihre Schulungsangebote<br />

ausgebaut.<br />

Freiräume ermöglichen<br />

„Die Rolle der Hauptamtlichen hat sich in den letzten<br />

10 Jahren noch mehr in Richtung Multiplikatoren entwickelt“,<br />

meint Hans­Albert Eike. „Ehrenamtliche zu<br />

gewinnen und zu begleiten wird immer wichtiger. Die<br />

Hauptamtlichen werden mehr zu Ermöglichern, die<br />

die Rahmenbedingungen für Ehrenamtliche schaffen,<br />

damit diese selbständig gestalten können.“ In den<br />

Köpfen mancher <strong>Kirche</strong>nvorstände müsse sich das<br />

aber noch durchsetzen: „Sie sollten Ehrenamtlichen<br />

mit entsprechender Qualifikation auch zutrauen, selbständig<br />

eine Freizeit durchzuführen. Wer über 18<br />

Jahre alt ist, darf und kann das.“ Doch in immerhin 26<br />

Gemeinden sitzen aktuell Jugendvertreterinnen und<br />

­vertreter in kirchlichen Entscheidungsgremien von<br />

Gemeindevertretungen bis zum <strong>Kirche</strong>nvorstand.<br />

i<br />

infos<br />

Agenda 2015<br />

Kursbestimmung für die Jugendarbeit in der<br />

<strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />

Fachtag<br />

Dienstag, 21. September 2010, 10 bis 16 Uhr<br />

in der Jugendkirche<br />

Seewenjestraße 98a, 28237 Bremen­Gröpelingen<br />

Straßenbahnlinien 2 und 10, Haltestelle Moorstraße,<br />

3 Minuten Fußweg<br />

Anmel<strong>des</strong>chluss: Freitag, 17. September 2010<br />

Anmeldungen unter Telefon 0421/346 15-50<br />

oder an stenzel.forum@kirche-bremen.de<br />

Kosten: keine<br />

Kontakt<br />

Hans­Albert Eike, Lan<strong>des</strong>jugendwart<br />

Telefon 0421/346 15­50<br />

eike.forum@kirche­bremen.de<br />

Weniger Gemeinde-Freizeiten<br />

aktuell<br />

Jugendarbeit – wohin?<br />

Alle Ergebnisse der Studie nach dem Fachtag unter<br />

www.ejhb.de<br />

Schaut man sich die Zuschuss­Statistik <strong>des</strong> Lan <strong>des</strong>jugendpfarramtes<br />

für Freizeiten an, so stellt man keinen<br />

Rückgang fest. „Die Zuschüsse bewegen sich auf konstantem<br />

Niveau, was für konstante Teilnehmerzahlen<br />

und Freizeitdauer spricht. Aber nur noch 28 Gemeinden<br />

veranstalten Freizeiten. Vor zehn Jahren waren es<br />

noch 40“, bedauert Hans­Albert Eike.<br />

Alle Studienergebnisse beim Fachtag<br />

Alle Ergebnisse der Jugendarbeits­Studie – auch bezogen<br />

auf einzelne Regionen – gibt es bei einem<br />

Fachtag am 21. September in der Jugendkirche.<br />

Dazu sind alle Verantwortlichen für die Arbeit mit<br />

Jugendlichen in den Gemeinden eingeladen. Neben<br />

den detaillierten Ergebnissen der Befragung aus der<br />

<strong>BEK</strong> sind auch Impulse zu zwei weiteren Themen<br />

geplant, die Lan<strong>des</strong>jugendpfarrerin Ruth Fenko und<br />

Lan<strong>des</strong>jugendwart Hans­Albert Eike von einer Tagung<br />

in Berlin mitgebracht haben:<br />

­ Welche Kompetenzen erwerben Jugendliche in der<br />

evangelischen Jugendarbeit? Was haben sie ganz persönlich<br />

davon, sich dort zu engagieren?<br />

­ Welchen Wert haben eigentlich Freizeiten? Welche<br />

Erinnerungen bleiben, inwiefern motivieren die<br />

Erlebnisse zu einem weiteren Engagement in der<br />

<strong>Evangelische</strong>n Jugend?<br />

„Wir wollen diese Impulse und Informationen gern<br />

den Kolleginnen und Kollegen zur Verfügung stellen<br />

und freuen uns auf eine gute Resonanz am 21.<br />

September in der Jugendkirche“, sagt Hans­Albert<br />

Eike. „Wenn wir die Trends und deren Konsequenzen<br />

für die einzelnen Regionen der <strong>BEK</strong> bewerten, ist das<br />

eine gute Gelegenheit, sich innerhalb der Regionen<br />

neu abzustimmen und zu schauen, wo die Reise mit<br />

der Jugendarbeit hingehen soll.“<br />

<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 11


geistreich<br />

text Matthias Dembski<br />

Hilfe für die Seele im Katastrophenfall foto Hanni Steiner<br />

Die Massenpanik bei der Duisburger Love-Parade hat<br />

gezeigt: Katastrophen erfordern nicht nur ein schnelles<br />

Eingreifen von Rettungsdiensten und technischem Ka tastro<br />

phen schutz sondern auch von Helferinnen und<br />

Helfern, die sich um seelische Notlagen kümmern.<br />

Was im Katastrophenschutz ebenso nüchtern wie technisch<br />

als „Großschadenslage“ mit „Massenanfall an<br />

Verletzten“ umschrieben wird, bedeutet für die be troffe nen<br />

Menschen und Einsatzkräfte große seelische Belastungen.<br />

Sie brauchen Seelsorge – so wie in Duisburg, wo<br />

Notfallseelsorger der Rheinischen Lan<strong>des</strong>kirche die Love-<br />

Parade für eine Übung nutzen wollten und sich plötzlich<br />

mitten in einem Großeinsatz wiederfanden.<br />

Doch was würde in einem vergleichbaren Fall in Bremen<br />

passieren, etwa bei einem Flugzeugabsturz oder einer<br />

Flutkatastrophe? In der ökumenischen Notfallseelsorge<br />

arbeiten derzeit rund 15 hauptamtliche Pastoren und<br />

Pastoralreferenten. Bei Katastrophen mit über 50 Toten<br />

und Verletzten wird über den Innensenator oder die<br />

Feuerwehrleitstelle das sogenannte Schnell-Einsatz-<br />

Gruppen-Katastrophen-Interventions-Team (SEG-KIT)<br />

alarmiert – per „Pieper“ in der Hosentasche. Dieses SEG-<br />

KIT steht unter der Leitung von Pastor Peter Walther,<br />

Leiter der Notfallseelsorge. „Großschadensfälle erfordern<br />

aber mehr Personal, als die Notfallseelsorge allein<br />

stellen kann“, so Walther.<br />

Ausbildung mit den Johannitern<br />

Bis zum letzten Jahr kooperierte die Notfallseelsorge für<br />

solche Fälle mit der ehrenamtlichen Notfallnachsorge<br />

<strong>des</strong> Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Doch das DRK<br />

stellte diesen Arbeitsbereich ein. Übergangsweise sprang<br />

die Notfallseelsorge ein und versprach, die Lücke im<br />

Bedarfsfall zu füllen. „Doch mittelfristig brauchen<br />

wir für die erste unmittelbare seelsorgerliche Hilfe<br />

bei einem solchen Großeinsatz qualifizierte ehrenamtliche<br />

Unterstützung, die ständig alarmbereit<br />

ist“, erläutert Peter Walther. So entstand die Idee<br />

zur Kooperation mit den Johannitern, die über ihre<br />

Unfallhilfe – allerdings nicht in Bremen – auch im<br />

Rettungs- und Sanitätsdienst tätig sind. Gemeinsam<br />

12 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />

starteten Notfallseelsorge und Johanniter Anfang dieses<br />

Jahres einen ersten Ausbildungsgang für ehrenamtliche<br />

Kriseninterventionshelfer. An der ersten 10-monatigen<br />

Ausbildung nehmen zur Zeit sechs künftige SEG-KIT-<br />

Helfer teil. Den Kurs verantworten der Notfallseelsorger<br />

und eine Notfallpsychologin von den Johannitern. Ein<br />

weiterer Ausbildungsgang startet im Herbst, für den sich<br />

Interessierte bereits jetzt anmelden können. „Vorteilhaft<br />

ist, wenn sich die Teilnehmer bereits im Rettungsdienst<br />

auskennen, ausreichend Lebenserfahrung und eine<br />

ge standene, stresserprobte Persönlichkeit mitbringen.“ In<br />

Block-Kursen mit insgesamt 30 bis 40 Unterrichtsstunden<br />

lernen sie dann Grundlagen der praktischen, psychosozialen<br />

Notfallversorgung: Was ein Trauma ist, was in<br />

Menschen bei extremen Erlebnissen vorgeht und was<br />

ihnen dann hilft.<br />

Teamfähig nach Anweisung arbeiten<br />

„Wir wünschen uns teamfähige Menschen, die Aufträge<br />

im Ernstfall nach Anweisung abarbeiten“, erläutert<br />

Walther. „Wenn am Unglücksort die Betroffenen schreiend<br />

durch die Gegend laufen, geht es nicht darum, den<br />

als erstes zu betreuen, der am lautesten schreit, sondern<br />

Schwerpunkte und Prioritäten zu setzen. Deshalb<br />

leitet und koordiniert ein Hauptamtlicher den Einsatz<br />

von zunächst vier Ehren- und vier Hauptamtlichen. Er<br />

stimmt sich mit der technischen Einsatzleitung ab: Was<br />

ist an welcher Stelle erforderlich?<br />

Wo ist der Behandlungsplatz für die Verletzten, wo<br />

werden Tote abgelegt? Wieviele Seelsorger brauchen<br />

wir noch? Wann ist eine Ablösung durch Kollegen aus<br />

anderen Bun<strong>des</strong>ländern erforderlich? „Zunächst kann<br />

das komplette Notfallseelsorge-Team nachalarmiert<br />

werden, eventuell auch weitere SEG-KIT-Mitarbeiter.<br />

Doch irgendwann brauchen auch die eine Ablösung, je<br />

nach dem, wie lange ein Einsatz dauert“, betont Peter<br />

Walther.<br />

Jeweils ein Haupt- und ein Ehrenamtlicher übernehmen<br />

gemeinsam Aufträge. „Eine Eins-zu-Eins-Betreuung ist in<br />

Fällen mit vielen Toten und Verletzten nicht möglich. Die<br />

Aufgabe <strong>des</strong> SEG-KIT ist es, Schicksalsgemeinschaften zu<br />

organisieren.“ Diese ermöglichen dann unter Anleitung<br />

Selbsthilfe angesichts der schlimmen Erlebnisse, die<br />

Betroffene miteinander teilen.<br />

Bislang gab es in Bremen noch keine Einsatzprofile, die<br />

auf das SEG-KIT passten. „Großschadenslagen ereignen<br />

sich glücklicherweise nicht jeden Tag. Es kann sein,<br />

dass die jetzt Ausgebildeten in den nächsten zehn<br />

Jahren keinen Einsatz haben, sondern lediglich regelmäßig<br />

an Fortbildungen und Übungen teilnehmen, um<br />

ihre Einsatzfähigkeit aufrecht zu erhalten“, so Walther.<br />

Interessierte sollten in Bremen oder im unmittelbaren<br />

Speckgürtel wohnen, so dass sie in 30 bis 45 Minuten<br />

am zentral gelegenen Sammelpunkt sein können. Sie<br />

müssen alles stehen- und liegenlassen können, wie<br />

bei der Freiwilligen Feuerwehr. Einen eventuellen<br />

Verdienstausfall durch versäumte Arbeitszeit erstattet<br />

die Innenbehörde.<br />

Dünne Personaldecke der Notfallseelsorge<br />

Eine Ergänzung der „normalen“ Notfallseelsorge durch<br />

Ehrenamtliche im SEG-KIT ist nötig, weil die Per sonalsituation<br />

dort ohnehin angespannt ist. Mit nur 15<br />

Seelsorgern muss die Notfallseelsorge an 365 Tagen<br />

rund um die Uhr einsatzbereit sein. 180 Einsätze<br />

jährlich zeigen, dass die Arbeit auch im bun<strong>des</strong>weiten<br />

Vergleich stark gefragt ist.<br />

„Die Aktivisten der ersten Stunde scheiden langsam<br />

aus, aber trotz intensiver Bemühungen gewinnen wir keinen<br />

Nachwuchs.“ Dies sei, so Walther, auch durch<br />

die Arbeitsverdichtung bedingt, die nebenamtliche,<br />

unbezahlte Zusatzaufträge wie Notfallseelsorge für<br />

Pastoren erschwere. „Der Zeitausgleich etwa für<br />

Bereitschaftszeiten ist ein Problem. Da muss die<br />

Notfallseelsorge raus aus der Bittstellerrolle und<br />

braucht verbindliche dienstrechtliche Regelungen.“<br />

Das Angebot müsse in jedem Fall von den <strong>Kirche</strong>n<br />

aufrecht erhalten werden, so Walther. „Wenn wir als<br />

<strong>Kirche</strong> nicht für Menschen an den Abgründen ihres<br />

Lebens da sein könnten, stellte das das kirchliche<br />

Selbstverständnis massiv in Frage.“<br />

i<br />

infos<br />

Kriseninterventionshelfer-Ausbildung<br />

für die Seelsorge<br />

im Katastrophenfall<br />

Ausbildung<br />

30 bis 40 Blockstunden bei den Johannitern<br />

Julius-Bamberger-Str. 11<br />

28279 Bremen-Habenhausen<br />

Nächster Kursstart<br />

voraussichtlich im Oktober 2010<br />

Kontakt:<br />

Pastor Peter Walther, Leiter der Notfallseelsorge<br />

Telefon 0421/244 28 90<br />

notfallseelsorge@kirche-bremen.de<br />

Holger Lampe, Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.<br />

Tel. 0800 00192145<br />

www.kirche-bremen.de<br />

www.johanniter.de


Am Sonntag muss nicht unbedingt eine Pastorin<br />

oder ein Pastor auf der Kanzel stehen. Gottesdienste<br />

vorbereiten und feiern können in der evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong> auch Menschen, die nicht Theologie studiert<br />

haben. Denn Gottes Wort zu verkündigen, ist<br />

im evangelischen Verständnis Auftrag der ganzen<br />

Gemeinde, nicht nur ihrer Pfarrer. In der <strong>Bremische</strong>n<br />

<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> (<strong>BEK</strong>) gibt es derzeit ungefähr<br />

30 Prädikantinnen und Prädikanten, so genannte<br />

ehrenamtliche „Laienprediger“. Sie haben einen<br />

anderen Beruf und sprechen über ihren Glauben<br />

vor dem Hintergrund dieser Lebenserfahrungen. Ihre<br />

Verkündigung gestalten sie eigenverantwortlich. „Prädikanten<br />

sind kein Pastorenersatz, sondern eine Be reicherung<br />

für das Gottesdienstleben und die Gemeinde,<br />

weil sie eine zusätzliche Farbe in die Predigten<br />

bringen“, erklärt Pastorin Christine Kind, verantwortlich<br />

für die Prädikantenausbildung in der <strong>BEK</strong>. Ein<br />

neuer, zweijähriger Kurs läuft Anfang September an.<br />

Anmeldungen sind noch möglich.<br />

Was glauben Christen?<br />

Frisch ausgebildet auf die Kanzel:<br />

Prädikantinnen und Prädikanten,<br />

die im September 2009 ihre<br />

Ausbildung abgeschlossen haben.<br />

Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, wohl aber<br />

Interesse, über den eigenen Glauben und seine Wurzeln<br />

nachzudenken und zu diskutieren. Die Kurse<br />

stehen jedem offen. „Ich wünsche mir Menschen mit<br />

Freude am Gottesdienst und Interesse an Themen<br />

der Bibel und <strong>des</strong> Glaubens“, sagt Christine Kind.<br />

„Wir werden theologische Informationen und eigene<br />

Glaubenserfahrungen miteinander ins Gespräch bringen.“<br />

Wer möchte, kann auch lediglich den ersten<br />

Kursteil unter dem Titel „Was glauben Christen?“<br />

belegen, ohne die praktischer Predigerausbildung im<br />

zweiten Kursjahr zu besuchen.<br />

Eigene Glaubensfragen klären<br />

„Im ersten Abschnitt lernen die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer die zentralen Glaubensinhalte <strong>des</strong><br />

Christentums noch einmal systematisch im Überblick<br />

kennen. Dazu gehören Bibelkunde <strong>des</strong> Alten und <strong>des</strong><br />

Neuen Testaments ebenso wie die Frage, was eigentlich<br />

‚evangelisch’ ist.“ Dieser Kursteil läuft im September<br />

2010 an und dauert bis zu den Sommerferien im<br />

kommenden Jahr. Im Mittelpunkt steht dabei die<br />

Frage, wie die Kursteilnehmer selbst über diese Fragen<br />

denken und wie sie lernen können, darüber zu reden.<br />

Die Schöpfungsgeschichte, Propheten, Psalmen, eine<br />

Einführung in die Evangelien, Gleichnisse, Paulus, das<br />

Thema Kreuz und Auferstehung und die Themen aus<br />

Luthers Kleinem Katechismus stehen unter anderem im<br />

Mittelpunkt der 14-täglich stattfindenden Kursabende.<br />

„Ich möchte den Teilnehmenden dabei sowohl die<br />

nötigen theologischen Hintergründe liefern, sie aber<br />

auch ermuntern, diese vor dem Hintergrund eigener<br />

Erfahrungen und Gefühle zu diskutieren. Denn wer<br />

eine eigene Aussage in der Predigt vermitteln möchte,<br />

braucht dafür einerseits Hintergrundwissen, aber auch<br />

Lebenserfahrung.“<br />

Eigene Gemeinde beruft Prädikanten<br />

Wer als Prädikant predigen und Gottesdienste halten<br />

möchte, sollte rechtzeitig Kontakt mit der eigenen<br />

Gemeinde aufnehmen, um sich mit <strong>Kirche</strong>nvorstand<br />

und Pastoren abzustimmen. Spätestens vor Beginn<br />

<strong>des</strong> zweiten Kurses, in dem die Prädikanten in ihren<br />

Gemeinden Predigten halten, muss diese Absprache<br />

erfolgt sein. „Denn die jeweilige Gemeinde beauftragt<br />

Prädikanten und dort feiern sie nach der Ausbildung<br />

in der Regel auch ihre Gottesdienste.“ Nur in<br />

Ausnahmefällen halten Prädikanten auch in anderen<br />

Gemeinden der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />

Gottesdienste. Trauungen, Taufen und Beerdigungen<br />

gehören aber in der Regel nicht zu ihren Aufgaben. Für<br />

Amtshandlungen, die sie nur nach Absprache mit dem<br />

zuständigen Pastor übernehmen dürfen, sind zusätzliche<br />

Fortbildungen erforderlich. Gleiches gilt für das<br />

Abendmahl, das sie nur nach klarer Absprachen mit<br />

Pastor und <strong>Kirche</strong>nvorstand feiern dürfen.<br />

Praktisch predigen lernen<br />

Nach den Sommerferien 2011 bis Ende September<br />

2011 ist ein Lektorenkurs mit einer professionellen<br />

Sprecherzieherin geplant. Dabei geht es um<br />

den Umgang mit der eigenen Stimme und das<br />

Bewegen im <strong>Kirche</strong>nraum. „Biblische Texte sind vom<br />

Erzähl- oder Schreibstil sehr unterschiedlich: Die<br />

Schöpfungsgeschichte liest sich ganz anders als die<br />

Briefe von Paulus im Neuen Testament. Im Lektorenkurs<br />

geht es darum, diese verschiedenen Texte angemessen<br />

vorzutragen.“ Denn ein guter Vortragsstil ist mehr<br />

als bloßes Ablesen – und gut gelesen ist schon halb<br />

verstanden.<br />

Danach beginnt im Oktober 2011 der zweite, eigentliche<br />

Prädikantenkurs. Die Teilnahme am ersten<br />

Kurs und an der Lektorenausbildung sind dafür<br />

Teilnahmevoraussetzung. „Im zweiten Jahr steht das<br />

Predigen im Mittelpunkt. Die Teilnehmenden werden<br />

selbst schrittweise lernen, Predigten zu schreiben, die<br />

wir dann im Kurs besprechen.“ Im Lektorenkurs können<br />

sie schon vorher testen, wie es sich anfühlt, vor<br />

Publikum zu sprechen. Dort gibt es auch Tipps und<br />

Tricks, wie man Lampenfieber oder Sprechhemmungen<br />

überwinden sowie überzeugend und klar vor der<br />

Gemeinden reden kann.<br />

i<br />

infos<br />

Prädikantenausbildung<br />

Kontakt:<br />

Pastorin Christine Kind, Ausbildungsreferentin<br />

Telefon 0421/55 97-270<br />

pastorin.kind@kirche-bremen.de<br />

Anmel<strong>des</strong>chluss: 31. <strong>August</strong> 2010<br />

Kursstart: 6. September 2010<br />

Zeit: 14-täglich jeweils montags, 19 bis 21 Uhr<br />

im Haus der <strong>Kirche</strong>, Franziuseck 2-4.<br />

Teil 1 „Was glauben Christen?“<br />

September 2010 bis Juni 2011<br />

Lektorenkurs: „Wie lese ich (biblische) Texte?“<br />

<strong>August</strong> bis September 2011<br />

(mit einer Sprecherzieherin)<br />

Teil 2 „Predigen lernen“<br />

September 2011 bis zu den Oktober 2012<br />

Abschluss:<br />

Predigt und Gespräch darüber (Colloquium)<br />

Danach bestätigt der <strong>Kirche</strong>nausschuss die erfolgreiche<br />

Teilnahme und die eigene Gemeinde beruft<br />

den neuen Prädikanten/ die neue Prädikantin.<br />

www.bek-intern.de<br />

geistreich<br />

text & foto<br />

Matthias Dembski<br />

Fit für die Kanzel<br />

<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 13


praktisch<br />

Bei Missbrauch und Gewalt: Konsequent handeln!<br />

texte & fotos<br />

Matthias Dembski<br />

Was tun, wenn das Wohl eines Kin<strong>des</strong> gefährdet ist?<br />

Wenn durch seelische, körperliche oder sexuelle Gewalt<br />

seine gesunde Entwicklung bedroht ist? – Gefahren<br />

für das Wohlergehen von Kindern sind für alle<br />

Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe ein Thema.<br />

Nicht nur aufgrund aktueller Medienschlagzeilen über<br />

Fälle von Missbrauch und Vernachlässigung müssen<br />

die Träger, auch die <strong>Kirche</strong>, aktiv werden. Die aktuelle<br />

Gesetzeslage fordert von alle freien Trägern der Kinder-<br />

und Jugendhilfe Konzepte, wie sie Kinder schützen<br />

(Prävention) und was sie im Fall von Übergriffen<br />

und Verwahrlosung tun. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz<br />

(§ 8a) hat dazu geführt, dass alle Bun<strong>des</strong>länder<br />

mit den Jugendhilfe-Trägern Rahmenvereinbarungen<br />

geschlossen haben, die das körperliche und seelische<br />

Wohl von Kindern schützen sollen.<br />

In der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> betrifft diese<br />

Aufgabe alle Arbeitsbereiche, die mit Kindern und Jugendlichen<br />

zu tun haben: Das sind vor allem die Kitas<br />

und die Kinder- und Jugendarbeit in den Gemeinden.<br />

Beide Arbeitsbereiche müssen sich damit auseinanderzusetzen,<br />

wie das Wohl von Kindern geschützt werden<br />

kann.<br />

14 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />

Wer das Wohl von Kindern – ob im Kindergarten oder<br />

in der Jugendarbeit – schützen will, muss zwei Richtungen<br />

gleichzeitig im Auge behalten.<br />

Gefährungen von Außen: Was ist zu tun, wenn mir als<br />

Jugendmitarbeiter oder als Erzieherin im Kindergarten<br />

bei einem Kind Hinweise auffallen, die auf eine Gefährung<br />

z.B. durch Gewalt oder Missbrauch außerhalb<br />

der Einrichtung hindeuten könnten?<br />

Gefährdungen von Innen: Wo verletzen Mitarbeitende<br />

bzw. Kollegen Grenzen? Was ist zu tun, wenn ich innerhalb<br />

meiner Kita oder Betreuergruppe Verhaltensweisen<br />

beobachte, die nicht in Ordnung sind, die auf<br />

Missbrauch durch Kollegen hindeuten könnten? Dazu<br />

gehört auch, wie ich mit dem unbestimmten Gefühl<br />

umgehe, dass es eine unangemessene Nähe zwischen<br />

betreuten Kindern und Pädagogen oder anderen Aufsichtspersonen<br />

gibt.<br />

Eine Rahmenvereinbarung mit dem Lan<strong>des</strong>jugendamt<br />

Bremen verpflichtet alle freien Träger der Jugendarbeit,<br />

also auch das Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt und den<br />

Kita-Lan<strong>des</strong>verband der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n<br />

<strong>Kirche</strong>, geeignete Maßnahmen zum Schutz von Kindern<br />

und Jugendlichen zu ergreifen, um sexueller Gewalt<br />

vorzu beugen und im Fall eines Übergriffs richtig<br />

zu handeln.<br />

Jugendarbeit: Klare Grenzen ziehen<br />

Das Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt arbeitet derzeit noch an<br />

seinem Leitfaden zur Kin<strong>des</strong>wohlsicherung für die<br />

<strong>Evangelische</strong> Jugend Bremen. Voraussichtlich im März<br />

2011 läuft ein Fachtag zum Thema „Nähe und Distanz<br />

in der Kinder- und Jugendarbeit“. Außerdem wird das<br />

Thema Sexuelle Gewalt und Prävention in Mitarbeiterschulungen<br />

verstärkt thematisiert. „Bei der Jugendleitercard-Schulung<br />

beschäftigen sich Jugendliche auch<br />

mit den Fragen, was Kin<strong>des</strong>wohlgefährung ist, was im<br />

Falle bestimmter Beobachtungen zu tun ist“, erläutert<br />

Jugendbildungsreferent Uli Ruback. Vor allem lernten<br />

die Ehrenamtlichen, hinzuschauen und das eigene wie<br />

das Verhalten anderer offen zu hinterfragen. „Ehrenamtliche<br />

Teamer sind oft nur zwei Jahre älter als die<br />

von ihnen Betreuten. Da sind der Austausch über Nähe<br />

und Distanz, wie auch klare Grenzziehungen wichtig.“<br />

Natürlich lebe Jugendarbeit von Beziehungen und<br />

Vertrauen. „Wir wollen keine sterile Jugendarbeit, sondern<br />

bei aller Vorsicht auch altersgemäße Spielräume<br />

ermöglichen.“<br />

Beobachtungen offen hinterfragen<br />

Das kritische Hinterfragen müsse bereits bei sexistischen<br />

Witzen beginnen. „Wir müssen unsere Wahrnehmung<br />

weiter schärfen. Das gilt auch für Beobachtungen<br />

von Auffälligkeiten, die ihre Ursache außerhalb<br />

der Jugendarbeit, zum Beispiel im Elternhaus, haben.“<br />

Auf Gemeindeebene gelte es, sichere Orte zu schaffen.<br />

Dafür sind konkrete Ansprechpartner mit offenem<br />

Ohr und Blick auf mögliche Ungereimtheiten unerlässlich.<br />

„Das ist besonders für jugendliche Freizeithelfer<br />

wichtig, wie der jüngste schlagzeilenträchtige Fall aus<br />

Osnabrück gezeigt hat. Kommunikationsstrukturen<br />

müssen offen sein und jede Gruppe braucht sensible<br />

Vertrauenspersonen, die Beobachtungen und Anfragen<br />

nicht abtun.“ Das Beschwerdemanagement muss<br />

in jeder Gruppe allen Teilnehmern und Begleitern bekannt<br />

sein.<br />

Sofortige Anzeige bei direkter Gefahr<br />

Beobachtungen sollten offen angesprochen, mit anderen<br />

Mitarbeitenden besprochen, notiert und ausgewertet<br />

werden. „Wo Gefahr im Verzug ist, muss der Verantwortliche<br />

Informationen natürlich nicht nur ernst<br />

nehmen und dokumentieren, sondern sofort handeln.“<br />

Das bedeutet: Das Amt für soziale Dienste muss umgehend<br />

informiert und gegebenenfalls Strafanzeige bei<br />

der Polizei gestellt werden. Das Jugendamt muss ebenfalls<br />

eingeschaltet werden, wenn Eltern Gespräche und<br />

Hilfsangebote ablehnen.<br />

So genannte „Gefährdungs- und Beobachtungsbögen“<br />

gibt es beim Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt. Auf ihnen können<br />

Beobachtungen systematisch dokumentiert werden,<br />

um später einen Beleg in der Hand zu haben.<br />

Soll eine externe Fachkraft bei der Beurteilung eines<br />

Sachverhalts beraten, gibt es beim Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt<br />

eine Telefon- und Adressenliste mit Kinderschutzorganisationen<br />

wie dem Mädchenhaus, Schattenriss<br />

oder dem Bremer Jungenbüro. „Bei einem Verdacht<br />

auf Missbrauch zum Beispiel im Elternhaus ist viel<br />

Fingerspitzengefühl nötig“, meint Uli Ruback. „Wenn<br />

sich Mitarbeitende unsicher sind, wie sie sich verhalten<br />

und einen Fall beurteilen sollen, empfiehlt es sich,<br />

eine erfahrene Fachkraft zur Beratung von Außen zu<br />

holen.“ Nur wenn das Kin<strong>des</strong>wohl dadurch nicht zusätzlich<br />

gefährdet ist, dürfen das Kind selbst und seine<br />

Eltern einbezogen werden.<br />

Intern unklare Situationen vermeiden<br />

Grundsätzlich gilt: Intern muss alles dafür getan werden,<br />

unklare Situationen gar nicht erst entstehen zu<br />

lassen. Bei gemischtgeschlechtlichen Gruppen sollte<br />

auf Freizeiten stets eine weibliche und ein männlicher<br />

Begleiter dabei sein. Die Eignung von Räumen muss<br />

auch unter dem Aspekt „Prävention“ vor der Nutzung<br />

z.B. für eine Freizeit geprüft werden. Vier-Augen-Gespräche<br />

mit Jugendlichen werden vorab im Team angekündigt<br />

und auch nur gleichgeschlechtlich geführt.<br />

„Niemand darf allein einsame Entscheidungen fällen,<br />

weil das einem evtentuellen Machtmissbrauch die Tür<br />

öffnet.“<br />

Kein Führungszeugnis für Ehrenamtliche<br />

Ehrenamtlich Aktive in der <strong>BEK</strong> sollen auch künftig<br />

kein Führungszeugnis vorlegen müssen. „Alle Jugendverbände<br />

lehnen diese Soll-Regelung ab, weil damit<br />

die Hürde für das Ehrenamt zu hoch wird“, erläutert<br />

Uli Ruback. Für hauptamtliche Jugendmitarbeiter muss<br />

hingegen bei der Einstellung der Nachweis vorgelegt<br />

werden, dass keine einschlägigen Vorstrafen vorliegen.<br />

„Wir denken aber darüber nach, eine Selbstverpflichtungserklärung<br />

mit einem Verhaltenscodex einzuführen,<br />

der Schutz vor Grenzverletzungen und sexueller<br />

Gewalt bieten soll. Diese Erklärung muss zumin<strong>des</strong>t<br />

von Hauptamtlichen unterschrieben werden. Für Ehrenamtliche<br />

kann auch das nur eine Soll-Vorschrift<br />

sein.“ In der bayerischen und hannoverschen Lan<strong>des</strong>kirche<br />

gibt es solche Erklärungen bereits.<br />

Uli Ruback sieht den geplanten Leitfaden, Mitarbeitendenschulungen,<br />

Fortbildungen für Hauptamtliche<br />

und etwaige Selbstverpflichtungserklärungen als „Gesamtprogramm“<br />

gegen Missbrauch und Gewalt: „Wir<br />

wollen sensibilisieren und die Wahrnehmung schärfen<br />

und damit vermeiden, dass es zu Übergriffen und<br />

Grenzverletzungen kommt.“


Ansprechpartner in der <strong>Bremische</strong>n<br />

<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> zum Thema<br />

Kin<strong>des</strong>wohl<br />

Vorbeugung und Aufklärung<br />

von sexuellem Missbrauch und Gewalt<br />

Beim Lan<strong>des</strong>verband <strong>Evangelische</strong>r<br />

Tageseinrichtungen für Kinder:<br />

Anneliese Spreckels-Hülle<br />

Telefon 0421/346 16-28<br />

aspreckels-huelle@kirche-bremen.de<br />

www.ev.kiki-bremen.de<br />

Beim Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt<br />

Uli Ruback<br />

Telefon 0421/346 15-50<br />

ruback.forum@kirche-bremen.de<br />

www.ejhb.de<br />

Missbrauchsbeauftragte<br />

für <strong>Kirche</strong> und Diakonie in Bremen<br />

Dr. Jutta Schmidt,<br />

Theologische Referentin<br />

Telefon 0421/55 97-291<br />

jutta.schmidt@kirche-bremen.de<br />

Literaturtipps<br />

„Bei uns nicht“ - Gemeinsam gegen sexuellen<br />

Missbrauch im Jugendverband.<br />

Arbeitshilfe für die Schulung und das Gespräch mit<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. (2,50 Euro)<br />

Bestellungen beim Bayerische Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt:<br />

www.ejb.de<br />

Manuela Dörsch & Karin Aliochin:<br />

Gegen sexuellen Missbrauch.<br />

Das Handbuch zur Verdachtsklärung und Intervention.<br />

(140 Seiten; 11 Euro + Versandkosten) Bezug<br />

über<br />

www.wildwasser-nuernberg.de<br />

Webtipps mit Materialangeboten<br />

Der Bayerische Jugendring hat ein hervorragen<strong>des</strong><br />

Web-Angebot mit praxisnahen Arbeitshilfen zum Thema<br />

Prävention von sexueller Gewalt erarbeitet.<br />

www.praetect.de<br />

Bun<strong>des</strong>ministerium für Jugend: Vielfältige Informationen,<br />

z.B. das Buch <strong>des</strong> Kinderschutz-Zentrums Berlin<br />

„Kin<strong>des</strong>wohlgefährdung. Erkennen und Helfen.“<br />

zum Download<br />

www.bmfsfj.de<br />

praktisch<br />

In der Kita: Leitfaden Kin<strong>des</strong>wohlsicherung kommt<br />

Pünktlich zum Beginn <strong>des</strong> Kindergartenjahres ist der<br />

neue „Leitfaden zur Kin<strong>des</strong>wohlsicherung“ fertig.<br />

Ende September stellt der Lan<strong>des</strong>verband das Konzept<br />

auf der Leiterinnenkonferenz vor und übergibt die<br />

Materialien an alle Kitas. Der Leitfaden ist als Hilfestellung<br />

für Kita-Mitarbeitende gedacht und soll ihnen<br />

Rechtssicherheit geben, wenn sie zur Sicherung <strong>des</strong><br />

Kin<strong>des</strong>wohls aktiv werden.<br />

Seit mehreren Jahren hatte eine Arbeitsgruppe <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verban<strong>des</strong><br />

mit externen Experten daran gearbeitet.<br />

„Das ist ein wichtiger Baustein für die Sicherheit der<br />

Kinder in unseren Einrichtungen und für die Qualität“,<br />

meint Dr. Carsten Schlepper, Leiter <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verban<strong>des</strong><br />

<strong>Evangelische</strong>r Tageseinrichtungen für Kinder.<br />

Grundsätze <strong>des</strong> Leitfadens<br />

Das eigene Gefühl ernst nehmen: Keine Gewöhnungseffekte<br />

bei Beobachtungen, die „nicht in Ordnung“<br />

sind.<br />

Sich frühzeitig austauschen (Vier-Augen-Prinzip):<br />

Keine Einschätzungen allein treffen.<br />

Sich im Team darüber verständigen, was Kin<strong>des</strong>wohl(gefährung)<br />

ist: Wann und wo beginnen körperliche<br />

und seelische Vernachlässigung? – Dafür gibt es<br />

keine starren Grenzen, <strong>des</strong>wegen muss darüber gesprochen<br />

werden.<br />

Ständiges Thema in Dienstbesprechungen: „Kinder,<br />

die uns auffallen“. Akute Krisensituationen sofort ansprechen,<br />

die „Fälle“ auf einem Beobachtungsbogen<br />

mit Datum und Zeit genau dokumentieren, um nicht<br />

nur Eindrücke, sondern gesicherte Fakten zu haben,<br />

die einen Anfangsverdacht belegen können. Zusatzinfos<br />

von Dritten (Arzt, Therapeut etc.) dürfen nur mit<br />

Einwilligung der Eltern eingeholt werden.<br />

Kita-Leitung hat die Federführung<br />

Die Kita-Leitung ist künftig verantwortlich, die empfangenen<br />

Signale weiter zu bearbeiten. Sie kann eine<br />

externe Fachberatung hinzuziehen. „Dabei können<br />

die Bezirkskoordinatoren und die Fachberatung <strong>des</strong><br />

Lan<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> helfen, die auch weitervermitteln.<br />

Die Stadt finanziert uns als Träger weder eine Fachkraft<br />

mit Schwerpunkt Kin<strong>des</strong>wohl, noch deren Qualifizierung“,<br />

betont Anneliese Spreckels-Hülle vom<br />

Lan<strong>des</strong>verband, die den Leitfaden federführend mit<br />

entwickelt hat. Deshalb kooperiert der Lan<strong>des</strong>verband<br />

u.a. mit Schattenriss, pro familia oder dem Jungenbüro.<br />

Nehmen Eltern die Beratungs- und Unterstützungsangebote<br />

der Kita nicht an, wird das Jugendamt eingeschaltet.<br />

Da ist auch ohne das elterliche Einverständnis<br />

möglich, wenn deren Verweigerung schriftlich<br />

festgehalten wurde (Ergebnisprotokoll). Wichtig ist<br />

außerdem, dass vorher die Beobachtungen <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong><br />

(„Gefährdungsbogen“) möglichst genau dokumentiert<br />

wurden. Diese Aufzeichnungen müssen stets in einem<br />

sicher verschlossenen Schrank aufbewahrt werden.<br />

Vertrauliche, sensible Infos gehören nicht ins gesamte<br />

Team.<br />

Das Jugendamt übernimmt den gemeldeten Fall und<br />

ist verpflichtet, ihn weiterzubearbeiten. Hat sich der<br />

Verdacht erhärtet, darf die Kita Daten an das Jugendamt<br />

weitergegeben. Um Mitarbeiterinnen abzusichern,<br />

sollte mit der Rechtsabteilung der <strong>Kirche</strong>nkanzlei<br />

Rücksprache gehalten werden, ehe das Jugendamt<br />

eingeschaltet wird. Die Eltern müssen nur dann über<br />

die Weitergabe <strong>des</strong> Falles informiert werden, wenn<br />

das betroffene Kind dadurch nicht zusätzlich gefährdet<br />

wird.<br />

„Erzieherinnen gestärkt“<br />

„Eltern können sich nicht mehr mit dem Hinweis, es<br />

sei alles in Ordnung, herausziehen und dann plötzlich<br />

ihr Kind abmelden und verschwinden. Die Vereinbarung<br />

stärkt Erzieherinnen den Rücken, weil sie<br />

jetzt zur Weitermeldung verpflichtet sind und handeln<br />

müssen“, sagt Carsten Schlepper, Leiter <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verban<strong>des</strong>.<br />

„Das erhöht den Druck auf die Eltern gefährdeter<br />

Kinder, zu handeln.“<br />

Auch teamintern soll der Leitfaden Erzieherinnen<br />

sensibilisieren. „Wenn wir gegen jegliche Übergriffe<br />

vorbeugend tätig sind, müssen auch kleinste Grenzüberschreitungen<br />

innerhab <strong>des</strong> Kita-Team thematisiert<br />

werden“, erläutert Anneliese Spreckels-Hülle. „Fehlerfreundliche<br />

Reflexion der gemeinsamen Arbeit ist nötig.<br />

Wenn eine Kollegin andauernd ein Kind auf dem<br />

Schoß hat, ist das Anlass nachzufragen: Tut sie das,<br />

weil das Kind z.B. Trost braucht oder weil sie selbst<br />

es braucht?“ Solche offenen Nachfragen müssten im<br />

Team erlaubt sein, ohne Kolleginnen damit gleich zu<br />

stigmatisieren. Kita-Leitungen müssen <strong>des</strong>halb klar<br />

kommunizieren: „Jede Beobachtung muss offen an<br />

gesprochen werden, ohne dass die Leiterin abblockt.<br />

Sonst besteht die Gefahr, dass aus kleinen Grenzüberschreitungen<br />

größere erwachsen.“<br />

Genau hinschauen lautet die Strategie der Missbrauchsprävention<br />

und Kin<strong>des</strong>wohlsicherung in Kitas. „Erzieherinnen<br />

sollten sich lieber einmal zuviel als zuwenig<br />

über Auffälligkeiten untereinander austauschen, damit<br />

kein Gewöhnungseffekt eintritt“, sagt Carsten Schlepper.<br />

Das gilt sowohl im Team, als auch gegenüber<br />

Hinweisen, die auf Gewalt, Verwahrlosung oder Missbrauch<br />

außerhalb der Einrichtung hindeuten.<br />

Zartbitter e.V. Kontakt- und Informationsstelle gegen<br />

sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen<br />

www.zartbitter.de<br />

Deutsche Gesellschaft für Prävention & Intervention<br />

bei Kin<strong>des</strong>misshandlung & -vernachlässigung e.V.<br />

www.dgfpi.de<br />

Bun<strong>des</strong>arbeitsgemeinschaft Prävention<br />

und Prophylaxe: Viele Informationen zum Thema<br />

sexuelle Gewalt/sexueller Missbrauch und Prävention<br />

sowie angrenzenden Themenschwerpunkten<br />

(z.B. Kin<strong>des</strong>misshandlung, Gewalt unter Kindern und<br />

Jugendlichen etc.).<br />

www.praevention.org<br />

“Richtlinien zum Umgang mit der Vermutung oder<br />

Gewissheit über sexuelle Ausbeutung“<br />

<strong>des</strong> Schweizer christlichen Jugendverban<strong>des</strong>:<br />

www.cevi.ch/praevention<br />

Fortbildungsangebote in Bremen<br />

zu Kin<strong>des</strong>wohl und Prävention sexueller Gewalt im<br />

Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe unter<br />

fobi.jugendinfo.de<br />

<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 15


praktisch<br />

Unter dem Dach <strong>des</strong> Diakonischen Werks Bremen<br />

und der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> gibt es eine<br />

Reihe von Verbänden mit einem bremenweiten Netz<br />

von Suchtselbsthilfegruppen, darunter das Blaue<br />

Kreuz und die Freun<strong>des</strong>kreise für Suchtkrankenhilfe.<br />

Sie haben sich an einem bun<strong>des</strong>weiten Projekt zur<br />

Gesundheitsförderung beteiligt. Mehr Bewegung und<br />

Sport, Raucherentwöhnung und gesündere Ernährung,<br />

so die Ziele. Dabei geht es nicht nur um Verzicht,<br />

sondern auch darum, nicht mehr zu Ersatzdrogen zu<br />

greifen, zufrieden abstinent zu sein und mehr<br />

Le bensqualität zu gewinnen. Ursula Großer vom<br />

Bre mer Lan<strong>des</strong>verband der Freun<strong>des</strong>kreise für Suchtkrankenhilfe:<br />

„Es sind Tipps und Empfehlungen, die<br />

wir geben und keine Vorschriften.“ Doch es hat sich<br />

schon viel getan, so Ursula Großer: „Wir verbieten<br />

niemandem das Rauchen, aber während der Gruppentreffen<br />

bleibt die Kippe aus, nicht zuletzt auch,<br />

weil viele Vermieter der Räumlichkeiten – oft auch<br />

<strong>Kirche</strong>ngemeinden – Wert auf rauchfreie Treffen<br />

legen. Zudem haben wir die Kekse aus dem Programm<br />

genommen und reichen Obst. Vor den zweistündigen<br />

Gesprächskreisen machen wir Lockerungsübungen.<br />

Neu ist auch, dass wir unseren Mitgliedern Kochkurse<br />

für die gesunde Küche anbieten und mit einem kleinen<br />

Team bereits an einem Citylauf teilgenommen haben.<br />

Sporttrainer, Heilpraktiker und Ernährungsberater<br />

haben die Suchtselbsthilfegruppen fachlich auf ihrem<br />

Weg begleitet.“<br />

Die Gefahr eines Rückfalls mindern<br />

Großer erläutert, dass sich neben den kirchlichen und<br />

diakonischen Gruppen auch andere Verbände, etwa<br />

die Guttempler und der Kreuzbund an dem Projekt<br />

zur Gesundheitsförderung in Suchtselbsthilfegruppen<br />

beteiligten. Ursprünglich war es auf zwei Jahre angesetzt,<br />

die im Herbst auslaufen. Großer: „Wir werden<br />

es jedoch noch min<strong>des</strong>tens ein Jahr fortsetzen,<br />

weil wir nicht wollen, dass die bereits erreichten<br />

Veränderungen wieder im alten Trott verloren gehen.<br />

Wir setzen auf Nachhaltigkeit.“ Denn: „Zufrieden<br />

abstinent zu sein, bedeutet, seelisch und körperlich<br />

gesund zu bleiben. Ziel der zufriedenen Abstinenz<br />

ist es auch, „dass wir uns an das erinnern, was uns<br />

wirklich gut tut und was uns gesund erhält“, fasst<br />

Sucht-Selbsthilfegruppen<br />

montags<br />

Behandlungszentrum Nord (Raum 021), Aumunder<br />

Heerweg 83, Kontakt-Telefon: 0421/64 40 868<br />

Oberneuland - Gemeindehaus, Hohenkampsweg 8<br />

Kontakt-Telefon: 0421/ 25 51 25<br />

Vegesack: Freie Christengemeinde, Kirchheide 23<br />

Kontakt-Telefon: 0421/65 62 31<br />

St. Martini-Gemeinde, gr. Gemein<strong>des</strong>aal, Martinikirchhof<br />

1 Kontakt-Telefon: 0421/ 40 58 16<br />

Junge Menschen und Sucht:<br />

Altentagestätte Olymp, Eislebener Str. 31<br />

Tel. 0421/ 47 63 34<br />

dienstags<br />

Abraham-Gemeinde Kattenturm, Anna-Stiegler-<br />

Straße 124, Kontakt-Telefon: 0421/ 8 72 85 54<br />

Osterholz: Gemeindehaus, Heiligenbergstraße 71,<br />

Kontakt-Telefon: 0421/ 48 39 66<br />

Begegnungsstätte Haferkamp 8,<br />

Kontakt-Telefon: 0421/ 57 20 846<br />

Rotes-Kreuz-Haus, Wachmannstraße 8 (Eingang<br />

durch den Torbogen),<br />

Kontakt-Telefon: 0421/ 3491770<br />

16 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />

„Da bleibt<br />

die Kippe aus...“<br />

Ursula Großer zusammen. Mehr Gesundheit sorge für<br />

Entspannung und mindere die Gefahr eines Rückfalls.<br />

Selbsthilfeangebote - ein dichtes Netz<br />

Alle kirchlichen und diakonischen Selbsthilfegruppen<br />

bieten Informationen, Rat, Hilfe und Unterstützung<br />

rund um den Problemkreis Sucht sowie Begegnung<br />

und Gespräche. Die Angebote gibt es in allen Stadtteilen<br />

und an allen Wochentagen. Alle Gruppen<br />

stehen Betroffenen und zum Teil auch deren Partnern<br />

und Angehörigen offen. Neueinsteiger sind stets<br />

willkommen, die Teilnahme ist kostenlos. Sie sind<br />

Ansprechpartner für das gesamte Spektrum möglicher<br />

Abhängigkeiten von der Spiel- über Alkohol-,<br />

Ess- oder Drogensucht. Die Selbsthilfegruppen nutzen<br />

für ihre regelmäßigen Treffen auch Räume von<br />

<strong>Kirche</strong>ngemeinden.<br />

mittwochs<br />

St. Magni-Gemeinde, Unter den Linden 24,<br />

Kontakt-Telefon: 0421/ 68 11 69<br />

Matthias-Claudius-Gemeindehaus, Wilhelm-Raabe-<br />

Straße 1, Kontakt-Telefon: 0421/ 54 09 73<br />

Altentagesstätte Olymp, Eislebener Straße 31<br />

Kontakt-Telefon: 04207/ 47 99 877<br />

Begegnungsstätte Haferkamp 8,<br />

Kontakt-Telefon: 0421/ 52 95 33<br />

Begegnungsstätte, Ohser Str. 2, Habenhausen<br />

Kontakt-Telefon: 0421 82 54 85<br />

donnerstags<br />

Rat- und Tat Zentrum, Theodor-Körner-Str. 1, Frauengruppe,<br />

Kontakt-Telefon: 0421/ 45 44 28<br />

Gemeinde <strong>des</strong> guten Hirten, Forbacher Straße 16<br />

Kontakt-Telefon: 0421/ 40 12 68<br />

„Hibiduri“, Thedinghauser Straße 2<br />

Kontakt-Telefon: 0421 / 57 20 846<br />

freitags<br />

Begegnungsstätte Sudwehe, Högemannsweg, Weyhe<br />

Kontakt-Telefon: 0421/ 409 55 98<br />

Nachbarschaftshaus Beim Ohlenhof 19,<br />

Kontakt-Telefon: 0421/ 59 32 37<br />

text Ingo Hartel<br />

foto Ulrike Rank<br />

k<br />

kontakt<br />

Suchtkranken-Selbsthilfe<br />

Freun<strong>des</strong>kreise für Suchtkrankenhilfe<br />

Lan<strong>des</strong>verband Bremen e.V.<br />

Die Freun<strong>des</strong>kreise sind Selbsthilfegruppen und<br />

bieten an jedem Wochentag in allen Stadtteilen<br />

in der Zeit von 19.30 bis 21.30 Uhr Treffen an.<br />

An allen Treffen können auch die Angehörigen<br />

von Suchtkranken teilnehmen. Ferner begleiten<br />

die Freun<strong>des</strong>kreise Suchtkranke und Angehörige<br />

vor, während und nach einer stationären oder<br />

ambulanten Behandlung. Freun<strong>des</strong>kreise sind<br />

frei von starren Bindungen und offen für alle<br />

Konfessionen.<br />

Geschäftstelle<br />

Winsener Straße 3, 28329 Bremen<br />

Telefon 0421/223 41 07<br />

Ursula Großer, Telefon 0421/82 54 85<br />

fkbremen@web.de<br />

www.freun<strong>des</strong>kreise-sucht.de<br />

Blaues Kreuz in der<br />

<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> Bremen e.V.<br />

Mehrere Gruppen für Sucht- und Motivationsberatung<br />

beraten vornehmlich in Fragen <strong>des</strong><br />

Alkohol- und Medikamentenmissbrauchs. Die<br />

Gruppen stehen aber auch anderen Abhängigen<br />

und deren Angehörigen offen.<br />

Ansprechpartner<br />

Günter Richtsteig<br />

Telefon 04282/594 10 83<br />

bke-hb-gr@t-online.de<br />

www.blaues-kreuz.org


<strong>Kirche</strong> mit Kindern kreativ entdecken<br />

„Bei Gott bin ich zu Hause“ heißt das neue Kinder-<br />

Kunstprojekt, das Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt und Kita-<br />

Lan<strong>des</strong>verband jetzt gemeinsam starten. Gemeinden<br />

mit Kitas oder Kinder(gottes)dienstgruppen können sich<br />

ab sofort und bis zum 1. Oktober anmelden. Dabei sollen<br />

Kinder zwischen drei und 12 Jahren auf ihre Weise<br />

den <strong>Kirche</strong>nraum entdecken und diese Erfahrungen<br />

künstlerisch-kreativ umsetzen.<br />

Ziel ist außerdem eine intensivierte Zusammenarbeit<br />

von Gemeinde, Kindergarten, Kindergottesdienst und<br />

Kindergruppen. Die Projektidee eignet sich auch für<br />

eine Kooperation mit benachbarten Grundschulen<br />

oder als gemeinsames Eltern-Kind-/ Familienangebot.<br />

Denkbar ist ebenfalls, dass mehrere Gemeinden das<br />

Kunstprojekt gemeinsam an den Start bringen.<br />

Team unterstützt bei der Planung<br />

„Das Projekt läuft als bremenweites Langzeitprojekt<br />

vom 1. Oktober 2010 bis Ende Mai 2011. „Das<br />

heißt nicht, dass man die gesamte Zeit nur auf dieses<br />

eine Projekt verwendet. Der Zeitraum dafür lässt<br />

sich flexibel gestalten: Als kompaktes sechsstündiges<br />

Tagesprojekt, über eine ganze Woche zum Beispiel<br />

als Ferienprojekt oder auch verteilt über einen längeren<br />

Zeitraum“, erläutert Birte Leemhuis, Referentin<br />

für „<strong>Kirche</strong> mit Kindern“ beim Lan<strong>des</strong>jugendpfarramt.<br />

Wie lang das Projekt vor Ort dauert, lässt sich je nach<br />

den örtlichen Gegebenheiten festlegen. „Individuell<br />

auswählen lassen sich auch die künstlerischen Formen<br />

und die verwendeten Materialien. Alles ist denkbar:<br />

Vom Malen über Collagen, Kneten, Tonarbeiten bis<br />

hin zu Modellbau, Musik oder zur Gestaltung eines<br />

Segenstores am <strong>Kirche</strong>neingang.“ Oft bietet der <strong>Kirche</strong>nraum<br />

selbst Anregungen. Wo z.B. besonders<br />

schöne, bunte Fenster das Sonnenlicht farbig brechen,<br />

lassen sich transparente Mobiles bauen, die diese<br />

Effekte aufnehmen.<br />

Kreative Ideen, wie sich das Projekt umsetzen lässt,<br />

gibt es zuhauf. Die beiden Projektinitiatoren, Birte<br />

Leemhuis und Pastor Rolf Sänger-Diestelmeier, beraten<br />

gern, in welcher Form sich das Kunstprojekt in<br />

der jeweiligen Gemeinde, ihrer Kita oder im Rahmen<br />

ihres Kin<strong>des</strong>gottesdienstes umsetzen lässt. Mit im<br />

Beraterteam ist auch eine professionelle Künstlerin.<br />

„Wir begleiten – wenn gewünscht – die konzeptionelle<br />

Projektplanung und die praktisch Vorbereitung<br />

im jeweiligen Team. Gemeinsam Ideen weiterzuspinnen<br />

ist spannend“, freut sich Birte Leemhuis auf viele<br />

Gruppen, die mitmachen.<br />

Gemeinsames Fest mit Ausstellung<br />

Den Abschluss <strong>des</strong> Projektes für alle beteiligten Ge meinden,<br />

Kitas, Schulen und anderen Kindergruppen bildet ein<br />

großes, bremenweites Abschlussfest mit gemeinsamer<br />

Ausstellung verschiedener Kunstwerke im Mai 2011,<br />

das in der Friedensgemeinde im Viertel stattfinden<br />

soll. Dazu sind alle beteiligten Gruppen eingeladen.<br />

k kontakt<br />

„Bei Gott bin ich zu Hause“<br />

kirche kunst projekt für Kinder<br />

Birte Leemhuis<br />

Diakonisch-pädagogische<br />

Mitarbeiterin im Jugendpool<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>jugendpfarramtes<br />

zuständig für „<strong>Kirche</strong> mit<br />

Kindern“<br />

Telefon 0178/ 4596421<br />

leemhuis@kirche-bremen.de<br />

Rolf Sänger-Diestelmeier<br />

Pastor für Religionspädagogik<br />

im Lan<strong>des</strong>verband<br />

<strong>Evangelische</strong>r Tageseinrichtungen<br />

für Kinder<br />

Telefon 0421/34616-21<br />

rsaengerdiestelmeier@<br />

kirche-bremen.de<br />

www.kirche-entdecken.de<br />

www.kirche-bremen.de<br />

praktisch<br />

text & fotos<br />

Matthias Dembski<br />

Anregungen für das<br />

eigene Kreativprojekt<br />

Methoden<br />

• Generationsübergreifend: Ältere Menschen<br />

stellen die <strong>Kirche</strong> vor und erzählen, was sie dort<br />

erlebt haben. Nach diesem Austausch beginnt<br />

für die Kinder die kreative Phase.<br />

• <strong>Kirche</strong>nraumpädagogisch: Was brauche ich<br />

als Kind, um mich in der <strong>Kirche</strong> zu Hause zu<br />

fühlen? Was hilft mir, mich wohl zu fühlen und<br />

eine warme Atmosphäre zu gestalten?<br />

• Interreligiös: Was ist anders und was verbindet?<br />

In einem multikulturellen Umfeld bietet es<br />

sich sich an, zum Beispiel mit der benachbarten<br />

Moschee zu sprechen, um auch muslimischen<br />

Kindern in der Kita die Teilnahme zu ermöglichen<br />

und sich wechselseitig besser kennenzulernen,<br />

indem man sowohl eine <strong>Kirche</strong> als auch<br />

eine Moschee oder Synagoge besucht.<br />

• Kinder zeigen ihre <strong>Kirche</strong> anderen Kindern:<br />

Dabei geht es nicht um „Richtigkeiten“, sondern<br />

eigene Entdeckungen und Wahrnehmungen aus<br />

der Perspektive von Kindern.<br />

• Räume tauschen zwischen Kinder- und<br />

Erwachsenengottesdienst am Reformationstag:<br />

Die Kinder bleiben im Kirchraum und „erobern“<br />

ihn sich, die Erwachsenen ziehen ins<br />

Gemeindehaus um. Die Aktion soll symbolisch<br />

zeigen: Auch der Kindergottesdienst ist ein vollwertiger<br />

Gottesdienst und Kinder haben dasselbe<br />

Recht auf den <strong>Kirche</strong>nraum, wie Erwachsene.<br />

Hilfsmittel und<br />

Unterstützungsangebote<br />

• Mit www.kirche-entdecken.de gibt es eine<br />

Web-Seite, die bereits für Vorschulkinder geeignet<br />

ist und Anregungen gibt, den <strong>Kirche</strong>nraum<br />

zu entdecken.<br />

• Angedacht ist auch eine Kooperation mit<br />

Ottmar Hinz vom <strong>Evangelische</strong>n Bildungswerk,<br />

der sich seit Jahren mit <strong>Kirche</strong>nraumpädagogik<br />

befasst und dazu Bildungsurlaube und die<br />

Weiterbildung „Sprechende Räume der Stille“<br />

für künftige <strong>Kirche</strong>nführer anbietet. „Darüber<br />

könnten sich interessierte Projektverantwortliche<br />

kirchenraumpädagogische Hilfestellung holen“,<br />

so die Idee.<br />

• Ausleihbarer „Requisitenkoffer“ mit<br />

Materialsammlung:<br />

Er enthält Gegenstände, die in einen Kirchraum<br />

gehören, wie die Altarbibel, das Kreuz, Kerzen,<br />

Paramente, eine Zimbel, kleine Glocke und ein<br />

Pult.<br />

• Regelmäßiger Ideen-Newsletter:<br />

Die Projektinitiatoren wollen alle teilnehmenden<br />

Gruppen-Verantwortlichen per e-mail regelmäßig<br />

mit Ideen, Literatur- und Webtipps sowie<br />

aktuellen Praxiserfahrungen versorgen.<br />

<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 17


praktisch<br />

Alles, was Recht ist<br />

Lieder im Kindergarten<br />

Ob Fotos im Gemeindebrief, Noten für den Gottesdienst,<br />

Filme beim Seniorennachmittag – <strong>Kirche</strong>ngemeinden<br />

stehen oft vor der Frage „darf ich es abdrucken,<br />

ko pieren, aufführen?“. Texte, Musik, Bilder, Filme,<br />

Com puterprogramme und vieles mehr unterliegen<br />

dem Urheberrechtsschutz. Die Nutzungsrechte hierfür<br />

muss man einholen und kaufen. Um Gemeinden zu<br />

entlasten, hat die <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> Deutschland<br />

(EKD) zahlreiche Pauschalverträge abgeschlossen, die<br />

die Verwertung ermöglichen, ohne dass die einzelnen<br />

Gemeinden dafür bezahlen müssen.<br />

Informationen finden Sie im neuen Leitfaden<br />

„Urheberrecht in den Gemeinden“ (s. Servicekasten).<br />

Im Folgenden finden sich erste Hinweise zu<br />

Urheberrechtsfragen ohne Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

Holen Sie im Zweifel eine Rechtsauskunft von der<br />

<strong>Kirche</strong>nkanzlei ein!<br />

Bilder und Fotos anderer Urheber<br />

Für Bilder, Fotos, Zeichnungen in Gemeindebrief,<br />

Internet, Flyern etc. Genehmigung <strong>des</strong> Rechteinhabers<br />

oder VG Bild-Kunst einholen.<br />

Eigene Fotografien<br />

für Gemeindebrief, Internet<br />

Grundsätzlich gilt: Fotografierte um Erlaubnis fragen<br />

und sich diese schriftlich geben lassen.<br />

Sehr wichtig bei Kindern unter 18 Jahren: Unbedingt<br />

das Einverständnis der Erziehungsberechtigten einholen.<br />

Aus der Erlaubnis muss genau hervorgehen<br />

für welches Medium es genutzt wird. Soll das<br />

Foto mehrfach verwendet werden, zum Beispiel im<br />

Gemeindebrief und im Internet, gleich ein generelles<br />

18 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />

Einverständnis für die Veröffentlichung geben lassen.<br />

Ohne Genehmigung dürfen nur öffentliche (Groß-)<br />

Veranstaltungen, Straßenszenen o.ä fotografiert werden.<br />

Bei Gemeindefesten wenn möglich fragen.<br />

Künstlerische Fotos selber nachzustellen, ist nicht<br />

erlaubt (Recht an der Idee).<br />

Texte<br />

Veröffentlichung von Texten, Gedichten, Gebeten,<br />

Reden: Rechte einholen beim Autor oder bei der<br />

VG-Wort<br />

Lieder und Noten<br />

Grundsätzlich absolutes Kopierverbot.<br />

Genehmigung unbedingt beim Verlag oder über die<br />

VG Musikedition einholen.<br />

Gilt auch für Internetveröffentlichung. -> Siehe Lieder<br />

im Kindergarten, Ausnahme s. Gemeindegesang<br />

Gemeindegesang<br />

Einzelne Lieder und Liedtexte dürfen für Gottesdienste,<br />

Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen, Andachten o.ä.<br />

kopiert werden (auch auf Folie oder Beamer). Auch<br />

für nichtkommerzielle kirchliche Veranstaltungen<br />

(Tagungen, Seminare, Seniorentreffen). Der Urheber<br />

ist auf Kopien zu nennen.<br />

Der Pauschalvertrag gilt nur für Gemeindegesang,<br />

nicht für Kopien für <strong>Kirche</strong>nchöre, Bands, Orchester<br />

etc.!<br />

Noten für den Kindergarten dürfen nicht kopiert werden.<br />

Die <strong>Kirche</strong>ngemeinde kann einen Lizenzvertrag<br />

bei der GEMA für ihren Kindergarten abschließen.<br />

Liederhefte und Sammlungen<br />

Nicht im Pauschalvertrag enthalten, Gemeinden wenden<br />

sich direkt an die VG Musikedition<br />

Musikaufführungen<br />

Musikaufführungen im Gottesdienst und gottesdienstlichen<br />

Veranstaltungen sind im Pauschalvertrag enthalten<br />

und müssen nicht angemeldet werden.<br />

Im Vertrag enthalten sind auch Konzerte oder Feste<br />

mit Unterhaltungsmusik, wenn die Gemeinde alleiniger<br />

Veranstalter ist und diese Veranstaltungen keinen<br />

Eintritt kosten. Spenden zur Deckung der Kosten<br />

zu sammeln, ist aber möglich.<br />

Konzerte müssen gemeldet werden beim <strong>Kirche</strong>namt<br />

der EKD, Urheberrechtsreferat GEMA-Stelle<br />

Andere Musikveranstaltungen min<strong>des</strong>tens 3 Tage vorher<br />

bei der GEMA melden, 20% Rabatt für Gemeinden.<br />

Verspätete Anmeldungen sind sehr teuer!<br />

Singspiele, Musicals,<br />

Krippenspiele, Theater und<br />

Kabarett<br />

Kein Pauschalvertrag, Rechte einholen beim Verlag<br />

oder der VG Musikedition.


Urheberrecht<br />

im Gemeindealltag<br />

Musik aus dem Radio & von CDs<br />

Im Vertrag enthalten: Musik bei Gemeindeabenden,<br />

Sommerfesten, Jugendveranstaltungen.<br />

Bei nicht gemeindeinternen Veranstaltungen muss die<br />

Musik mit der GEMA abgerechnet werden.<br />

Konzert auf CD aufnehmen: Abgabe an Mitwirkende<br />

erlaubt, bei Verkauf an Dritte Lizenzierung durch<br />

GEMA erforderlich.<br />

Filme und Fernsehaufnahmen<br />

Erlaubnis der Sendeanstalt oder <strong>des</strong> Filmverleihers /<br />

Filmverlags notwendig.<br />

Einfacher: Film bei der Mendienzentrale im forum<br />

<strong>Kirche</strong> leihen, diese sind zur Aufführung lizenziert.<br />

Unbeschränkt erlaubt ist die Aufführung in<br />

begrenztem Kreis (z.B. Seniorengruppe). Für öffentliche<br />

Aufführungen Genehmigung einholen, z.B. für<br />

Gemeindehäuser, Jugendzentren, Altenheime. Der<br />

Eintritt darf bis zu einem Euro betragen sofern nicht<br />

mehr als ein Film pro Woche gezeigt wird.<br />

Man kann auch sehr günstige besondere Vorführlizenzen<br />

MPLC (vormals VIDEMA) erwerben (eingeschränkter<br />

Katalog, die Konditionen für Gemeinden sind aber<br />

eher schwierig).<br />

Zusätzlich müssen Filme wegen ihrer Musik GEMA<br />

gemeldet werden.<br />

Werbung in eigenen Veröffentlichungen ist erlaubt, die<br />

text Silvia Teuwsen<br />

fotos Archiv<br />

sich an Mitglieder wendet, Plakatanschläge im eigenen<br />

Haus und Ankündigung im Veranstaltungskalender<br />

sind erlaubt. Erlaubt ist, dass eine Zeitung darüber<br />

berichtet. Nicht erlaubt: Bezahlte Werbeanzeigen.<br />

Bei Musik in selbstgedrehten Filmen ein<br />

„Filmherstellungsrecht“ beim Verlag oder Urheber<br />

einholen.<br />

Für empfangsbereite Fernseh- und Radiogeräte –<br />

egal ob genutzt oder nicht – müssen bei der GEZ<br />

Rundfunkgebühren bezahlt werden. Bitte anmelden<br />

statt schwarz-sehe<br />

Public Viewing<br />

Bei Übertragungen von Fußball-WM-Spielen im öffentlich-rechtlichen<br />

Fernsehen gab es in der Vergangenheit<br />

stets Sonderlizenzen der EKD.<br />

Gemeinden konnten sich dazu jeweils kostenlos<br />

registrieren (www.ekd.de). Das Logo <strong>des</strong> jeweiligen<br />

Sportereignisses darf (z.B. auf Plakaten) nicht verwendet<br />

werden. Auch darf kein Eintritt erhoben werden.<br />

Das Fernsehgerät muss bei der GEZ angemeldet sein.<br />

Verkauf von Speisen und Getränken ist erlaubt.<br />

Lizenzen für Bun<strong>des</strong>liga-Spiele gibt es direkt beim übertragenden<br />

Sender, sind aber sehr teuer. Gemeinden<br />

sollten sich überlegen, ob und wie sie die Kosten<br />

wieder hereinbekommen können.<br />

Internet<br />

Musik in einem Internetauftritt muss bei der GEMA<br />

angemeldet werden.<br />

Für digitale Pressespiegel muss an die VG Wort oder<br />

an die PMG (Presse Monitor Deutschland GmbH,<br />

www.pressemonitor.de) gezahlt werden.<br />

Für Texte und Fotos Genehmigungen einholen.<br />

Verwendung ohne Genehmigung ist Diebstahl geistigen<br />

Eigentums und strafbar. Es gibt Rechtsanwaltskanzleien,<br />

die nach Verwertungsdiebstählen im Internet<br />

suchen. Informationen zum Internet-Recht<br />

hat der Internetbeauftragte der <strong>Bremische</strong>n<br />

<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>, Pastor Rüdiger Kunstmann,<br />

im Mitarbeitendenportal zusammengestellt. In seinen<br />

„Tipps zur Erstellung von Webseiten“ finden sich dazu<br />

im Kapitel 9 genaue Hinweise.<br />

k<br />

kontakt<br />

praktisch<br />

Adressen & Ansprechpartner<br />

bei Urheberrechtsfragen<br />

GEMA<br />

Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und<br />

mechanische Vervielfältigungsrechte<br />

GEMA, Schierenberg 66, 22145 Hamburg<br />

Postfach 73 03 60, 22123 Hamburg<br />

Telefon 040/67 90 93-0<br />

www.gema.de<br />

Initiative RESPE©T COPYRIGHTS<br />

Informationen über geistiges Eigentum<br />

www.respectcopyrights.de<br />

VG Bild-Kunst<br />

(Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst)<br />

Weberstr. 61, 53113 Bonn<br />

www.bildkunst.de<br />

VG Musikedition<br />

(Verwertungsgesellschaft Musikedition)<br />

Königstor 1A, 34117 Kassel<br />

www.vg-musikedition.de<br />

VG Wort<br />

(Verwertungsgesellschaft Wort)<br />

Goethestr. 49, 80336 München<br />

www.vgwort.de<br />

MPLC<br />

MPLC Filmlizenzierung GmbH<br />

Infotelefon 06150/1085-69<br />

www.mplc-gmbh.de<br />

Buchtipps<br />

Urheberrecht in den Gemeinden.<br />

Leitfaden für die tägliche Praxis (4 Seiten)<br />

www.bek-intern.de (Menüpunkt „EKD“)<br />

Urheberrecht in den <strong>Kirche</strong>n der EKD.<br />

Broschüre (59 Seiten)<br />

www.ekd.de/download/urheberrecht.pdf<br />

Auf der sicheren Seite. Das öffentliche<br />

Aufführen von Filmen (Artikel, 4 Seiten).<br />

Erhältlich bei der <strong>Evangelische</strong>n Medienzentrale<br />

im forum <strong>Kirche</strong>, Hollerallee 75, 28209 Bremen<br />

emz.forum@kirche-bremen.de<br />

Telefon 0421/34615-70<br />

Beratung<br />

Juristisches Referat der <strong>BEK</strong>, Ines Weishaupt<br />

Telefon 55 97 219<br />

E-Mail weishaupt@kirche-bremen.de<br />

Internetbeauftragter der <strong>BEK</strong><br />

Pastor Rüdiger Kunstmann<br />

Telefon 0421/55 97-271<br />

internet@kirche-bremen.de<br />

Werkstatt Gemeindebrief<br />

Silvia Teuwsen<br />

Telefon 0421/55 97-213<br />

teuwsen@kirche-bremen.de<br />

www.bek-intern.de<br />

<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 19


aktuell 3 50 Jahre Haus der kirche<br />

Am Franziuseck wird Ende Oktober Jubiläum gefeiert<br />

praktisch<br />

Meldungen<br />

Sabine HaTScHeR<br />

presse@kirche-bremen.de<br />

Telefon 0421 / 55 97-224<br />

4 neuer Tarifvertrag für erzieherinnen<br />

Wie sich die Arbeitsbedingungen in der Kita ändern<br />

6 Projektstellen<br />

Richtungsweisende Ideen mit Ausstrahlung starten demnächst<br />

8 Diakonische Unternehmenskultur erkennbar machen<br />

Angebote, um dem diakonischen Profil auf die Spur zu kommen<br />

9 Diakonische Jugendhilfe bündelt kräfte<br />

Die Stiftungen Alten Eichen und St. Petri verstärken ihre Kooperation<br />

10 Fortbildungsfreundliche kirche<br />

Wie sich Mitarbeitende Weiterbildungen fördern lassen können<br />

11 Jugendarbeit – wohin?<br />

Eine Studie vergleicht die heutige Situaton mit der vor zehn Jahren<br />

12 Hilfe für die Seele im katastrophenfall<br />

Ehrenamtlichen-Ausbildung für das Katastropheninterventionsteam<br />

13 Fit für die kanzel<br />

Neuer Prädikanten-Kurs für theologische Laien startet im September<br />

14 bei Missbrauch und Gewalt: konsequent handeln!<br />

Wie in der Jugendarbeit klare Grenzen gezogen werden<br />

15 in der kita: Leitfaden kin<strong>des</strong>wohlsicherung kommt<br />

Mehr Handlungssicherheit für Erzieherinnen<br />

16 „Da bleibt die kippe bleibt aus...“<br />

Sucht-Selbsthilfegruppen setzen rundum auf gesündere Lebensweise<br />

17 kirche mit kindern kreativ entdecken<br />

Wie sich Gruppen an dem großen Kunstprojekt beteiligen können<br />

18 alles, was Recht ist<br />

Urheberrechte für den Gemeindealltag erklärt<br />

20 ... kurz notiert<br />

Aktuelle Meldungen aus der kirchlichen Praxis<br />

22 ehrenamtskarte und Versicherungssschutz<br />

Wie Ehrenamtliche die Karte bekommen und wie sie versichert sind<br />

23 Der neue eulentyp bei der eSG<br />

Pastor Dr. Andreas Quade ist neuer Studentenpfarrer<br />

24 neuer Schwung für die altenarbeit<br />

Gabriele Holdorf unterstützt Gemeinden als neue Altenbeauftragte<br />

MaTTHiaS DeMbSki<br />

redaktion@kirche-bremen.de<br />

Telefon 0421 / 55 97-221<br />

impressum<br />

<strong>BEK</strong>-<strong>Forum</strong> ist eine Publikation für haupt-<br />

und ehrenamtlich Mitarbeitende der Bre mischen<br />

<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>. Sie erscheint<br />

vier Mal im Jahr.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen<br />

nicht in jedem Fall die Meinung der Re daktion<br />

dar. Ihre Anregungen für Themen sind<br />

uns willkommen, für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte können wir jedoch nicht haften.<br />

Titelmontage: Ulrike Rank<br />

geistreich<br />

persönlich<br />

Herausgeber: <strong>Bremische</strong> <strong>Evangelische</strong><br />

<strong>Kirche</strong> (Mitglied im Gemeinschaftswerk der<br />

Ev. Publizistik) Franziuseck 2-4, 28199 HB<br />

Redaktion: Sabine Hatscher &<br />

Matthias Dembski, Telefon: 5597-221,<br />

redaktion@kirche-bremen.de<br />

Grafik: Rank - Grafik-Design.<br />

Druck & Vertrieb:<br />

Bremer Tageszeitungen AG, 28195 Bremen<br />

Die nächste <strong>Ausgabe</strong> von <strong>BEK</strong>-<strong>Forum</strong> er scheint<br />

am 18. November 2010.


Klima-Netzwerk in Ghana<br />

Auf Initiative der evangelischen <strong>Kirche</strong> haben sich im<br />

westafrikanischen Ghana religiöse Organisationen zu<br />

einem Klima-Netzwerk zusammengeschlossen. Das<br />

Bündnis wolle sich für das Klima engagieren und beispielsweise<br />

den Umgang mit Öl- und Gasfunden in Ghana<br />

kritisch begleiten, teilte die Norddeutsche Mission in<br />

Bremen mit.<br />

Im Netzwerk arbeiten den Angaben zufolge auch freikirchliche<br />

Gruppen und muslimische Vereinigungen<br />

mit. Die Geschäftsstelle ist bei der evangelischen<br />

<strong>Kirche</strong> in Ho angesiedelt, knapp 160 Kilometer von<br />

der Lan<strong>des</strong>hauptstadt Accra entfernt.<br />

Die Norddeutsche Mission ist partnerschaftlich mit<br />

der evangelischen <strong>Kirche</strong> in Ghana verbunden. Das<br />

Missionswerk wurde vor fast 175 Jahren von lutherischen<br />

und reformierten Christen gegründet. Zu<br />

dem Werk gehören die evangelischen Lan<strong>des</strong>kirchen<br />

Bremen, Oldenburg und Lippe, die Evangelischreformierte<br />

<strong>Kirche</strong> sowie die evangelischen <strong>Kirche</strong>n<br />

von Ghana und Togo. epd<br />

www.norddeutschemission.de<br />

5. Bremer Fundraisingtag<br />

Mit acht Praxiswerkstätten und sechs Impulsvorträgen<br />

geht der fünfte Bremer Fundraisingtag am 23. September<br />

in der St. Pauli-Gemeinde an den Start. Dabei geht<br />

es nach Angaben der Veranstalterin um praxisnahe<br />

Tipps und Konzepte für die Mittelbeschaffung und<br />

Gewinnung von Unterstützerinnen und Unterstützern.<br />

Der Bremer Fundraisingtag richtet sich sowohl an<br />

Experten wie auch an interessierte Einsteiger in das<br />

Thema Fundraising. Die Tagung beginnt um 9 und<br />

endet gegen 16.30 Uhr. Die Teilnahme kostet 110<br />

Euro bei Anmeldung bis zum 9. September, danach<br />

135 Euro und beinhaltet auch das Catering und die<br />

Tagungsunterlagen. <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong><br />

Informationen und Anmeldung unter:<br />

www.bremer-fundraisingtag.de<br />

20 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />

Küstergemeinschaft feiert Jubiläum<br />

Die <strong>Bremische</strong> Küstergemeinschaft feiert in diesem<br />

Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Der Festgottesdienst mit<br />

anschließendem Empfang wird am 7. November 2010<br />

um 10 Uhr in der St. Pauli-<strong>Kirche</strong> in der Neustadt<br />

ge feiert. Die Küstergemeinschaft ist ein freiweilliger<br />

Zu sammenschluss der hauptamtlichen Küsterinnen und<br />

Küster in der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>. Sie<br />

versteht sich als berufsständische Interessenvertretung<br />

und hat nach eigenen Angaben derzeit rund 50 Mitglieder.<br />

Den Vorsitz hat derzeit der Küster der Brückengemeinden<br />

Volker Jentzsch aus Hemelingen.<br />

<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong><br />

www.kirche-bremen.de<br />

Mitwirken beim <strong>Kirche</strong>ntag in Dresden<br />

Kaum ist der Ökumenische <strong>Kirche</strong>ntag in München<br />

vorbei, wirft bereits der nächste Deutsche <strong>Evangelische</strong><br />

<strong>Kirche</strong>ntag im kommenden Jahr seine Schatten voraus.<br />

Vom 1. bis 5. Juni 2011 werden rund 100.000 Besucher<br />

zum 33. Deutschen <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>ntag in Dresden<br />

erwartet. Der <strong>Kirche</strong>ntag in der sächsischen<br />

Elbme tropole steht unter dem Motto „... da wird<br />

auch dein Herz sein“ (Matthäus-Evangelium Kapitel<br />

6, Vers 21). Ab sofort können Mitwirkende ihre<br />

Programmbeiträge bei der <strong>Kirche</strong>ntags-Geschäftsstelle<br />

anmelden. Bewerbungsschluss für den Markt der<br />

Möglichkeiten, für Beiträge zu „Musik–Theater–Kleinkunst“<br />

sowie für die Gottesdienst-Werkstatt ist der<br />

30. September. Ebenfalls bis zu diesem Termin müssen<br />

<strong>Kirche</strong>nmusikalische Konzerte angemeldet werden,<br />

für Bläser- und Sängerchöre hingegen liegt<br />

der Anmel<strong>des</strong>chluss am 30. November. Ausführliche<br />

Informationen zu allen Mitwirkungsmöglichkeiten gibt<br />

es im Internet. Teilnehmerinnen und Teilnehmer können<br />

sich für den <strong>Kirche</strong>ntag in Dresden voraussichtlich<br />

ab Herbst 2010 anmelden (Service-Telefon 0351/ 79<br />

585-100). <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong><br />

www.kirchentag.de/mitwirken<br />

Mehr Geld für Altenpflege gefordert<br />

Bremens Lan<strong>des</strong>sozialpfarrer Michael Schmidt hat<br />

mehr Geld für die Altenhilfe gefordert. „Der Bereich<br />

ist unterfinanziert“, sagte Schmidt dem epd. Der leitende<br />

evangelische Theologe, der auch Vorsitzender<br />

der Bremer Lan<strong>des</strong>arbeitsgemeinschaft der Freien<br />

Wohlfahrtspflege ist, forderte höhere Pflegesätze für<br />

die stationäre und die ambulante Altenpflege.<br />

Die mit den Kassen vereinbarten Abschlüsse der<br />

zu rück liegenden Jahre seien regelmäßig unter den<br />

Kostensteigerungen etwa durch höhere Tarife für<br />

das Personal oder steigende Energiepreise geblieben,<br />

kritisierte Schmidt. „Damit kann nicht auskömmlich<br />

gearbeitet werden.“ Der Gesellschaft müsse die Pflege<br />

mehr Geld wert sein, was auch höhere Beiträge für die<br />

Pflegeversicherung bedeuten könne.<br />

Jobs in der Altenpflege müssten besser bezahlt werden,<br />

damit das Berufsfeld für Beschäftigte attraktiver werde.<br />

Schmidt sieht zwar noch keinen Pflegenotstand wegen<br />

Personalmangels. Aber insbesondere bei Fachkräften<br />

sei die Arbeitsmarktsituation „angespannt“.<br />

Nach einer Studie <strong>des</strong> Wifor-Instituts an der Technischen<br />

Universität Darmstadt, über die die „Frankfurter Rundschau“<br />

berichtete, gehört die Pflegebranche zu den<br />

Wachstumstreibern der deutschen Wirtschaft. Die Zahl<br />

der Beschäftigten stieg zwischen 1996 und 2008 um<br />

50 Prozent oder durchschnittlich 3,7 Prozent pro Jahr.<br />

„Die Branche stellt durchschnittlich sechs Mal mehr<br />

Erwerbstätige ein als die Gesamtwirtschaft“, sagte<br />

Studienautor Dennis Ostwald.<br />

2008 beschäftigte die Pflegebranche 1,12 Millionen<br />

Menschen und damit mehr als die Auto-, die Elek troindustrie<br />

oder der Maschinenbau. Das Wifor-Institut<br />

zog für seine Berechnungen nicht nur die Alten- und<br />

die Krankenpflege heran. Eingerechnet wurden zum<br />

Beispiel auch Einrichtungen zur Eingliederung und<br />

Pflege behinderter Menschen und Wohnheime für<br />

Behinderte sowie Heime für werdende Mütter. epd<br />

www.diakonie-bremen.de<br />

www.sozialag.de<br />

www.wifor.de


Verbraucherschutz im Pflegeheim<br />

Das Land Bremen will die Rechte behinderter und<br />

alter Menschen in traditionellen Heimen und in neueren<br />

Angeboten wie Wohngemeinschaften stärken. Zu<br />

diesem Zweck hat der Senat kürzlich das „<strong>Bremische</strong><br />

Wohnungs- und Betreuungsgesetz“ verabschiedet. Es<br />

muss nun im Landtag beraten und beschlossen werden<br />

und soll spätestens Anfang kommenden Jahres in Kraft<br />

treten.<br />

Es löst das alte bun<strong>des</strong>weite Heimgesetz ab, weil die<br />

Länder mit der Föderalismusreform 2006 aufgerufen waren,<br />

für diesen Bereich eigene Regelungen zu schaffen. „Wir<br />

greifen mit unserem Vorschlag die inzwischen entstandene<br />

Vielfalt <strong>des</strong> Wohn- und Betreuungsangebots<br />

für ältere und behinderte Menschen auf“, betonte<br />

Sozialstaatsrat Joachim Schuster (SPD). Dem Senat<br />

gehe es darum, möglichst viel Transparenz und Sicherheit<br />

für die Verbraucher zu schaffen, „ohne neue selbstbestimmte<br />

Ansätze mit Bürokratie zu überziehen“.<br />

Wichtig sei, dass sich gerade traditionelle Heime für<br />

ältere Menschen zum Stadtteil hin öffneten und dass<br />

bürgerschaftliches Engagement fester Bestandteil <strong>des</strong><br />

Lebens in der Einrichtung werde, ergänzte Schuster.<br />

Die Heimaufsicht soll künftig in Zusammenarbeit mit<br />

dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen prüfen,<br />

ob die Regelungen eingehalten werden.<br />

Der Entwurf schreibt auch vor, welche Mitwirkungsmöglichkeiten<br />

Bewohner im Heim haben müssen.<br />

Das Rahmengesetz wird später durch Verordnungen<br />

konkretisiert, die dann beispielsweise Baustandards<br />

und Personalschlüssel regeln. So legt Schuster Wert<br />

darauf, dass in den Altenpflegeheimen auch künftig<br />

die bislang vorgeschriebene Fachkraftquote von 50<br />

Prozent eingehalten wird.<br />

In Bremen und Bremerhaven gibt es nach Angaben<br />

<strong>des</strong> Leiters der Heimaufsicht, Martin Stöver, bei rund<br />

6.000 Altenpflegeplätzen ein Überangebot von etwa<br />

600 Betten. „Das sehen wir mit Sorge“, sagte Stöver.<br />

Leerstände bereiteten den Trägern wirtschaftliche<br />

Probleme, die wiederum zu „Qualitätsengpässen“ in<br />

der Betreuung führten. Doch die Pflege sei ein freier<br />

Markt. Sozialbehörde und Heimaufsicht hätten keine<br />

Möglichkeit, die Zahl der Heimneubauten und der<br />

Plätze zu beeinflussen.<br />

In einer ersten Reaktion sagte der Vorsitzende der<br />

Lan<strong>des</strong>arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege,<br />

Michael Schmidt, in den Entwurf seien Anregungen<br />

von Heimträgern eingeflossen. Die Ausweitung <strong>des</strong><br />

Heimgesetzes auf neuere Lebensformen sieht er ebenso<br />

kritisch wie einen eigenen Paragrafen zur Förderung<br />

bürgerschaftlichen Engagements: „Eine Öffnung in<br />

den Stadtteil ist in der Regel selbstverständlich. Aber<br />

Ehrenamtliche zur Mitarbeit im Heim kann man nicht<br />

zwangsrekrutieren.“ epd<br />

www.soziales.bremen.de<br />

Studie zur Überlastung in der Pflege<br />

Schon Pflegeschüler fühlen sich in ihrer praktischen<br />

Ausbildung nach einer Studie der Bremer Universität<br />

überlastet. Gut die Hälfte der Schülerinnen und Schüler<br />

leidet täglich bis wenigstens einmal wöchentlich an<br />

Kreuz- oder Rückenschmerzen, fanden Wissenschaftler<br />

<strong>des</strong> Instituts für Public Health und Pflegeforschung IPP<br />

heraus. Fazit der Gesundheitsexperten: Schon in der<br />

Ausbildung in den Krankenhäusern und Pflegeheimen<br />

muss die Gesundheit der Pflegenden mehr als bisher<br />

beachtet werden.<br />

Auftraggeber der Studie ist die Berufsgenossenschaft<br />

für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege in Hamburg.<br />

In der Studie erfassten die Bremer Forscher<br />

zwischen Oktober 2009 bis Juli 2010 bun<strong>des</strong>weit<br />

1.314 Pflegeschulen. Zusätzlich wurden 1.119 Pflegeauszubildende<br />

zu ihrer Gesundheit befragt.<br />

Fast die Hälfte von ihnen leidet unter Nacken- oder<br />

Schulterschmerzen. Min<strong>des</strong>tens einmal wöchentlich<br />

haben 45,9 Prozent der angehenden Pflegekräfte<br />

Kopf schmerzen. Gut ein Drittel gab an, dass bei ihnen<br />

täglich bis mehrmals wöchentlich Schlafstörungen<br />

auf treten. Bei 26 Prozent kommt es zu Bauch- und<br />

Magenschmerzen. Insgesamt beurteilt jeder Dritte sei nen<br />

Gesundheitszustand als befriedigend bis mangelhaft.<br />

„Aus den Ergebnissen müssen deutliche Konsequenzen<br />

gezogen werden“, mahnte IPP-Direktor Professor<br />

Stefan Görres. Für die Mitarbeitenden in der Pflege<br />

seien gerade angesichts alternder Belegschaften größere<br />

Anstrengungen zur Förderung der Gesundheit<br />

nötig. Zwar lernten die Auszubildenden vieles über<br />

Prävention in den Schulen, etwa über rückenschonen<strong>des</strong><br />

Arbeiten. „Die Frage ist: Können sie das im<br />

Pflegealltag umsetzen, der von hoher Leistungsdichte<br />

gekennzeichnet ist und in den sie oft voll integriert<br />

sind?“<br />

Die praktische Ausbildung sei in diesem Bereich<br />

noch nicht genügend sensibilisiert. Pflegekräfte, die<br />

schon lange im Beruf seien, hätten vielfach kein ausgeprägtes<br />

Gespür für gesundheitsbewusstes Arbeiten.<br />

Sie benutzten beispielsweise nur selten technische<br />

Hilfsmittel: „Die Schüler haben kein gutes Vorbild vor<br />

Augen und lernen dann am schlechten Beispiel.“ Da<br />

müssten Theorie und Praxis künftig besser zusammen<br />

arbeiten.<br />

„Nicht nur der Beruf, sondern auch die Schulen müssen<br />

attraktiver werden“, forderte Görres. „Durch entsprechende<br />

Angebote zur Förderung der Gesundheit<br />

könnten sie die Anziehungskraft auf jugendliche<br />

Be rufs anfänger deutlich erhöhen.“ Schließlich seien<br />

gestiegene Arbeitsbelastungen, Überforderung und Burnout<br />

bei Pflegekräften schon lange bekannt. Damit<br />

verbunden seien krankheitsbedingte Fehlzeiten, eine<br />

hohe Fluktuationsrate im Beruf und das schlechte<br />

Image <strong>des</strong> Pflegeberufs. epd<br />

www.public-health.uni-bremen.de<br />

Lan<strong>des</strong>posaunenfest in der Innenstadt<br />

Mit ihrem Lan<strong>des</strong>posaunenfest wollen evangelische<br />

Bläserinnen und Bläser am 28. <strong>August</strong> Bremens<br />

Innen stadt in einen klingenden Konzertsaal verwandeln.<br />

Unter dem Motto „Zwischen Himmel und Erde“<br />

sind überall Platzkonzerte geplant. Zum Auftakt<br />

la den die Posaunisten bereits am Vorabend ab 19.30<br />

Uhr zu einem Konzert in die Jugendkirche in der<br />

Seewenjestraße 98a ein. Im St.-Petri-Dom wird nach<br />

Angaben von Lan<strong>des</strong>posaunenwart Rüdiger Hille vom<br />

22. bis 29. <strong>August</strong> eine Ausstellung zur Bläserarbeit<br />

gezeigt. In der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> gibt<br />

es nach seinen Angaben 40 Posaunenchöre. epd<br />

www.kirche-bremen.de<br />

Kritik an verkürzter Erzieherausbildung<br />

Die Bremer Vorschulexpertin Ilse Wehrmann hat die<br />

Pläne von Bun<strong>des</strong>familienministerin Kristina Schröder<br />

(CDU) kritisiert, arbeitslose Männer in zwei Jahren<br />

als Erzieher für Kindertagesstätten umzuschulen. Es<br />

sei zwar richtig, dass dringend mehr Männer in den<br />

Einrichtungen gebraucht würden, räumte Wehrmann<br />

in einem Gespräch mit dem epd ein. „Aber ein Schnellkurs<br />

von zwei Jahren ist nicht der richtige Weg - da ist<br />

vom Fachlichen überhaupt nicht mehr die Rede.“<br />

Ab dem kommenden Jahr soll es Schröder zufolge<br />

gemeinsam mit der Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit ein<br />

Um schulungsangebot für Männer geben, die sich<br />

dann innerhalb von zwei Jahren zum Erzieher ausbilden<br />

lassen können. Die normalen Ausbildungszeiten<br />

von Erzieherinnen und Erziehern in Kindertagesstätten<br />

können Wehrmann zufolge je nach Bun<strong>des</strong>land variieren,<br />

liegen durchschnittlich aber bei fünf Jahren.<br />

„Im Vorschulbereich muss das Ausbildungsniveau<br />

beispielsweise durch eine Hochschulausbildung<br />

angehoben und darf zeitlich nicht gekürzt werden“,<br />

warnte sie. „Den Erzieherinnen und Erziehern kommt<br />

im Bil dungsprozess kleiner Kinder eine Schlüsselrolle<br />

zu“, betonte Wehrmann. Ihre Qualifikation und ihre<br />

Arbeitsbedingungen seien entscheidend für die pädagogische<br />

Qualität der Arbeit in den Tagesstätten und<br />

für die Zukunftsperspektiven, die sich den Kindern<br />

eröffneten.<br />

„Uns fehlen die männlichen Vorbilder“, sagte Wehrmann<br />

in Übereinstimmung mit der Bun<strong>des</strong>familienministerin.<br />

Aber ihre Zahl dürfe nicht durch einen Schnellkurs<br />

angehoben werden. In skandinavischen Ländern etwa<br />

seien die erziehenden Berufe für Männer attraktiver,<br />

weil sie gesellschaftlich ein höheres Ansehen hätten<br />

und auch besser dotiert seien. „In Deutschland sind<br />

viele Jobs in Kitas Teilzeitstellen - davon kann man<br />

nicht leben und nicht sterben“, kritisierte die ehemalige<br />

Vorsitzende der Bun<strong>des</strong>vereinigung <strong>Evangelische</strong>r<br />

Tageseinrichtungen für Kinder. epd<br />

www.ilse-wehrmann.de<br />

<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 21


praktisch<br />

text<br />

Antje de Haan Ehrenamtskarte<br />

und Versicherungsschutz<br />

Ab September gibt es für alle Bremer Ehrenamtlichen<br />

viele Vergünstigungen durch die neue „Ehrenamtskarte“.<br />

Auf Initiative der Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter<br />

soll sie eine Anerkennung für das freiwillige Engagement<br />

z.B. bei Feuerwehr, Jugend- und Sozialarbeit sein. „Die<br />

Karte ist eine gute Idee, denn ehrenamtliche Arbeit muss<br />

gewürdigt werden“, meint Pastorin Jeannette Querfurth<br />

vom Freiwilligennetzwerk „aktiv evangelisch“.<br />

Vergünstigungen bietet die Ehrenamtskarte in zahlreichen<br />

kulturellen und Sporteinrichtungen sowohl in Bremen als<br />

auch in Niedersachsen. Dort gibt es schon seit längerer<br />

Zeit die Ehrenamtskarte. In Niedersachsen bieten bislang<br />

Vorraussetzungen<br />

Min<strong>des</strong>talter 18 Jahre,<br />

min<strong>des</strong>tens 5 Std. wöchentlich bzw. 250 Std. im<br />

Jahr seit 3 Jahren in Bremen oder Bremerhaven<br />

ehrenamtlich engagiert<br />

Formular ausdrucken<br />

Im Internet zu finden,<br />

Daten zur Person und Organisation/ Tätigkeitsbereich<br />

(Sport, Arbeit mit Senioren, <strong>Kirche</strong> usw.),<br />

sowie Tätigkeitszeiten eintragen<br />

Bestätigung einholen<br />

Unterschrift von der zuständigen Kontaktperson in<br />

der Einrichtung und Stempel auf der Rückseite<br />

Mehrfach engagiert?<br />

Um die Min<strong>des</strong>tstundenanzahl zu erfüllen,<br />

für jede Einrichtung ein Formular ausfüllen<br />

Ehrenamtliche in <strong>Kirche</strong> und Diakonie sind automatisch<br />

umfassend abgesichert. Wenn während der Arbeit<br />

etwas zu Bruch geht oder sich jemand beim Spielen<br />

mit den Kindern ein Bein verstaucht, ist er versichert.<br />

Ein Beispiel: Briefträger Franz Müller engagiert sich<br />

in seiner Freizeit in der <strong>Kirche</strong>ngemeinde, wo er regelmäßig<br />

Kinder betreut und mit ihnen Fußball spielt.<br />

Wenn Herr Müller sich nun auf seinem direkten Weg<br />

zum Gemeindezentrum oder während seiner ehrenamtlichen<br />

Arbeit ein Bein bricht, ist er über einen Rahmenvertrag<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Bremen mit der Öffentlichen<br />

Versicherung Bremen (ÖVB) versichert. Dieser Rahmenvertrag<br />

deckt alle Unfallschäden ab. Darüberhinaus<br />

hat die <strong>Bremische</strong> <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> (<strong>BEK</strong>) für<br />

ihre Ehrenamtlichen eine Versicherung bei der ÖVB<br />

abgeschlossen. Diese springt zusätzlich zu der Versicherung<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Bremen bei einem Unfall mit folgender<br />

Dauerinvalidität oder To<strong>des</strong>fall ein. <strong>BEK</strong>-Ehrenamtliche<br />

sind in diesem Punkt doppelt abgesichert.<br />

Diese Versicherungen greifen, wenn Franz Müller keine<br />

private Haftpflicht- oder Unfallversicherung abgeschlossen<br />

hat, die seinen Schaden im Ehrenamt übernimmt.<br />

Herr Müller kann in jedem Fall sofort zu einem Arzt<br />

seiner Wahl gehen. Wichtig: Er sollte angeben, dass es<br />

sich um einen Unfall während seiner ehrenamtlichen<br />

Arbeit handelt.<br />

22 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />

750 Einrichtungen Eintrittsermäßigungen<br />

bis zu 50 Prozent oder sogar kostenlosen<br />

Eintritt. Die Angebote reichen von Sport<br />

über Kultur bis hin zum Kinobesuch. Bremen<br />

und Niedersachsen geben die erste<br />

länderübergreifende Ehrenamtskarte heraus.<br />

In der Hansestadt beteiligen sich u.a. das<br />

Focke Museum, die Bremer Philharmonie,<br />

Bremer Bäder und das Universum. Das Angebot<br />

wächst stetig, auch Kinos und Theater sind<br />

i<br />

im Gespräch. Erkennen kann man die teilnehmenden<br />

Organisationen an einem Aufkleber im Eingangsbereich bzw. an der Kasse.<br />

infos<br />

Wie erhalte ich die Ehrenamtskarte?<br />

Abgabetermine<br />

Jeweils bis zum<br />

15. September oder 15. März<br />

eines Jahres<br />

Antrag an<br />

Senatorin für Soziales<br />

– Referat Bürgerengagement –<br />

Bahnhofsplatz 29<br />

28195 Bremen<br />

Post im Briefkasten<br />

Nach etwa vier Wochen<br />

wird die Ehrenamtskarte zugeschickt.<br />

Gültigkeit<br />

Drei Jahre, nicht übertragbar,<br />

nur in Verbindung mit dem Personalausweis.<br />

Nach den drei Jahren kann sie verlängert werden.<br />

Wird später eine Reha nötig, zahlt die ÖVB auch diese.<br />

Gibt es Schwierigkeiten, in den Beruf zurückzukehren,<br />

hilft ebenfalls die Versicherung.<br />

In der Zeit, in der Franz Müller arbeitsunfähig ist, bekommt<br />

er Verletztengeld (in der Regel 80% seines<br />

letzten Lohnes). In der dann folgenden beruflichen<br />

Wiedereingliederungsphase erhält er etwas weniger<br />

als das Verletztengeld.<br />

Falls Herr Müller nach über sechs Monaten immer<br />

noch nicht arbeiten kann und auch keine Besserung<br />

in Sicht ist, bekommt er eine sogenannte Verletztenrente.<br />

Diese richtet sich danach, wie sehr er in seiner<br />

Arbeitsfähigkeit eingeschränkt ist.<br />

Ina Müller macht sich nun Sorgen, was passiert wäre,<br />

wenn ihr Ehemann bei seinem Unfall gestorben wäre.<br />

Für den Haushalt der Müllers gäbe es in diesem Fall<br />

eine Hinterbliebenenrente.<br />

Die Unfallversicherung übernimmt auch zum BeiBeispiel Beratung, psychosoziale Betreuung, Haushaltshilfen<br />

oder Rehabilitationssport.<br />

Die Rahmenverträge von Diakonie und <strong>BEK</strong> mit<br />

der ÖVB decken auch Haftpflichtschäden ab.<br />

Also kann Franz Müller beruhigt weiter mit den<br />

Jugendlichen kicken – auch wenn dabei mal ein<br />

Gemeindehausfenster zu Bruch gehen sollte.<br />

Ehrenamtskarte<br />

Ansprechpartnerinnen für die Ehrenamtskarte<br />

Ehrenamtskoordinatorin Simone Röttger<br />

Telefon 0421/33 80 99 79<br />

Freiwilligennetzwerk aktiv evangelisch<br />

Pastorin Jeanette Querfurth<br />

Telefon 0421/33 78 220 (Kapitel 8)<br />

Vergünstigungen mit der<br />

Ehrenamtskarte in Bremen<br />

www.buergerengagement.bremen.de<br />

Vergünstigungen in Niedersachsen<br />

www.freiwilligenserver.de<br />

Antragsformular<br />

www.buergerengagement.bremen.de<br />

THEMA:Unfallversicherung<br />

Wie sind Ehrenamtliche versichert? Versicherungsschutz<br />

für Ehrenamtliche<br />

Ansprechpartner für Ehrenamtliche<br />

in der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />

Reinhard Lohmeyer<br />

Telefon 0421/55 97-285<br />

lohmeyer@kirche-bremen.de<br />

Hotline der Öffentlichen Versicherung Bremen<br />

für alle Ehrenamtlichen in <strong>Kirche</strong> und Diakonie<br />

Telefon 0421/30 43 47 88<br />

Literaturtipp<br />

Broschüre<br />

„Zu Ihrer Sicherheit –<br />

Unfallversichert im<br />

Ehrenamt“<br />

www.bmas.de


Der neue Eulentyp bei der ESG<br />

Ob er denn nun eher der Lerchen- oder der Eulentyp sei,<br />

wurde Andreas Quade in seinem Bewerbungsgespräch<br />

bei der Bremer <strong>Evangelische</strong>n Studentengemeinde (ESG)<br />

gefragt, auch wenn deren tierisches Symbol eigentlich<br />

der rote Hahn ist. Das Gespräch soll nur kurz gestockt<br />

haben, berichtet der Pastor, denn der Hintergrund der<br />

Frage war ihm klar: Lerchen singen früh, Eulen hingegen<br />

werden erst abends aktiv und halten die ganze<br />

Nacht durch. „Schon klar, dass man einem 51-Jährigen<br />

die Frage stellt, ob er bei den meist bis in die Nacht reichenden<br />

ESG-Veranstaltungen nicht schlapp macht“,<br />

meint der neue ESG-Pastor, der am 1. September die<br />

neue Aufgabe übernimmt. Bisher war Andreas Quade<br />

Leiter der Religionspädagogischen Arbeitsstelle (RPA)<br />

im forum <strong>Kirche</strong> in der Hollerallee. Nach elf Jahren<br />

auf dieser Stelle zieht er nur einen Steinwurf weiter auf<br />

die andere Seite <strong>des</strong> großen Gartens – in die ESG in<br />

der Parkstraße. Sich als Studentenpfarrer zu bewerben,<br />

sei ihm anfangs nicht in den Sinn gekommen, als er<br />

sich auf Stellensuche machte. „Ich dachte: Da muss<br />

jemand hin, der 30 ist.“<br />

Wechsel nach 11 Jahren RPA<br />

Nach zehn Jahren auf der gesamtkirchlichen Pfarrstelle<br />

als RPA-Leiter stand für ihn nach dem, Pfarrergesetz<br />

der Wechsel an. „Gesamtkirchliche Stellen sind hoch<br />

attraktiv, <strong>des</strong>halb tut ein Wechsel dort gut. Auch<br />

an dere sollten da mal eine Chance haben.“ Doch<br />

ein Gemeindepfarramt wollte er nicht unbedingt<br />

ha ben: „Meine Frau arbeitet schon als Pastorin in der<br />

Gemeinde, zwei Gemeinden in einer Familie sind<br />

zuviel!“ Als die ESG-Stelle ausgeschrieben wurde,<br />

kam Quade ins Nachdenken: „Wer hat mich eigentlich<br />

geprägt? – Das waren allesamt ältere Lehrer<br />

oder Professoren. Schafft Alter also eine hinderliche<br />

Distanz?“ – Schließlich schickte er seine Bewerbung<br />

ab und wurde gewählt.<br />

Auch wenn er die Arbeit in der RPA „mit viel Spaß“<br />

und „total gerne“ gemacht habe, freut sich Andreas<br />

Quade auf den Wechsel in die Studentengemeinde.<br />

„Das ist wahnsinnig spannend. Ich habe schon in<br />

den letzten Jahren viele Projekte<br />

gemacht: Zum Beispiel den<br />

‚Fisch auf dem Dach‘, die<br />

Stadtführung zu den religiösen Symbolen im Bremer<br />

Stadtbild. Oder das Kooperationsprojekt zum <strong>Kirche</strong>ntag<br />

mit dem Universum und die KonfiAss-Ausbildung<br />

(Konfirmanden-Assistenten) für Ehrenamtliche im<br />

Kirchlichen Unterricht.“ Pro jektorientiertes Arbeiten<br />

im Team sei auch in der ESG gefragt.<br />

Verschultes Studium nimmt Freiräume<br />

Durch die neue Struktur der Abschlüsse mit Bachelor<br />

und Master sind Studierende stark unter Druck. „Die<br />

Verschulung hat zugenommen, <strong>des</strong>halb ist projektorientiertes<br />

Arbeiten der einzige Weg, heute Studierende<br />

mit ESG-Arbeit zu erreichen.“ Ganz wichtig sei bei<br />

der Angebotsgestaltung auch der Spaßfaktor, weil<br />

Freizeit bei Studierenden extrem knapp sei. „Eine Idee<br />

ist zum Beispiel, mit Studierenden in der vorlesungsfreien<br />

Woche Anfang Mai mal mit der Verandering zu<br />

fahren. Da kann man erlebnispädagogisch an Fragen<br />

wie „Hart am Wind – hart am Limit?“ arbeiten und die<br />

Belastungssituation thematisieren.“<br />

Bei der Planungsrunde für das Wintersemester mit<br />

dem Schwerpunktthema „Elite(n): Wer sind die? Wo<br />

sind wir?“ war Andreas Quade diesmal nur als Gast<br />

dabei, ab dem folgenden Semester mischt er voll mit.<br />

An Ideen mangelt es ihm nicht. So fasziniert ihn der<br />

Dialog von Glaube und Naturwissenschaft. „Im Urlaub<br />

habe ich gerade ein Buch aus der Hirnforschung zur<br />

Macht der inneren Bilder gelesen.“<br />

Stärkere Präsenz im Uni-Betrieb<br />

Dass die ESG eine anerkannte Größe in der Bremer<br />

Hochschullandschaft ist, freut ihn. „Beim First-time-<br />

Einführungsseminar, das die ESG gemeinsam mit<br />

der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) vor<br />

Semesterbeginn veranstaltet, sind bis zu 80 Erstsemster<br />

dabei und die Uni verschickt die Einladung dazu mit den<br />

persönlich<br />

text & foto<br />

Matthias Dembski<br />

Bewerbungsunterlagen.“ Andreas Quade will solche<br />

Kooperationen ausbauen, auch durch regelmäßige<br />

Hochschulgottesdienste vor Ort in den Hochschulen.<br />

Ob nun mit einem Gottesdienst im Chemielabor<br />

oder gar im Fallturm – sein Anliegen ist der offene<br />

Dialog mit allen Wissenschaftsdisziplinen. Im Blick<br />

hat er dabei nicht nur die Uni, sondern alle Bremer<br />

Hochschulen und auch die private Jacobs Uni in<br />

Bremen-Nord. „Statt übereinander zu reden, sollten<br />

wir alle miteinander reden, Austausch ermöglichen,<br />

um Vorurteile abzubauen.“<br />

Mehr Präsenz vor Ort im akademischen Betrieb ist<br />

ein weiteres Ziel, das sich Andreas Quade für seine<br />

ESG-Arbeit gesteckt hat. Wie eine Hochschule tickt,<br />

weiß er aus seiner eigenen 15-jährigen Uni-Tätigkeit.<br />

In Göttingen war er fünf Jahre Repetent am Bremer<br />

Studienhaus, promovierte nebenbei in Predigtlehre.<br />

An der Bremer Uni hielt er 10 Jahre im Studiengang<br />

Religionswissenschaften/Religionspädagogik vor allem<br />

bibelkundliche , systematisch-theologische und neutestamentliche<br />

Lehrveranstaltungen.<br />

Starkes ökumenisches Profil pflegen<br />

An vieles, was sich in der ESG bewährt hat, will<br />

Andreas Quade anknüpfen. „Ganz wichtig sind das<br />

starke interkulturelle Standbein und die Beratungsarbeit<br />

für ausländische Studierende, die Behrouz Behbehani<br />

macht.“ Das globale Denken und die ökumenische<br />

Dimension in der praktischen Gemeindearbeit seien<br />

Potenziale, die die ESG in die <strong>BEK</strong> noch stärker einbringen<br />

könne. „Das bunte Bild bei der Verabschiedung<br />

meiner Vorgängerin Birgit Locnikar hat mich beeindruckt<br />

– das gibt es nirgends sonst in unserer <strong>Kirche</strong><br />

in dieser Vielfalt.“<br />

Einen Wunsch formuliert der neue ESG-Pastor bereits<br />

vor seinem offiziellen Amtsantritt: „Wir sind eine<br />

Gemeinde der <strong>BEK</strong>, aber nicht im <strong>Kirche</strong>ntag vertreten.<br />

Das <strong>Kirche</strong>nparlament hat Jugendvertreter als<br />

Mitglieder, aber Studierende aus der ESG sind nicht<br />

vertreten. Mal schauen, ob sich daran etwas ändern<br />

lässt...“<br />

k<br />

kontakt<br />

<strong>Evangelische</strong> Studentengemeinde<br />

(ESG)<br />

Pastor Dr. Andreas Quade<br />

Parkstraße 107, 28209 Bremen<br />

Telefon 0421/ 24 12 60<br />

quade.esg@kirche-bremen.de<br />

Einführung:<br />

5. Dezember 2010 (2. Advent) um 10 Uhr<br />

in der St. Michaelis-<strong>Kirche</strong>,<br />

Doventorsteinweg 51<br />

www.esg-bremen.de<br />

www.kirche-bremen.de<br />

<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 23


persönlich<br />

text & foto<br />

Matthias Dembski<br />

„Wir müssen noch stärker wegkommen von dem Bild, dass<br />

die Träger sozialer Arbeit etwas für alte Menschen<br />

veranstalten. Solche Angebote drängen Ältere in eine<br />

Konsumentenrolle, die weder ihren Bedürfnissen noch<br />

der heutigen Realität <strong>des</strong> Älterwerdens entspricht.“<br />

Gabriele Holdorf, die neue, erste hauptamtliche Altenbeauftragte<br />

der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />

(<strong>BEK</strong>) hat klare Vorstellungen, wie sich Altenarbeit weiter<br />

ent wickeln muss, um die Potenziale älterer Menschen<br />

zu nutzen. „Auch die <strong>Kirche</strong> muss unterschiedliche<br />

Interessenlagen älterer Menschen differenzierter wahrnehmen.“<br />

Im Klartext: Seniorenkaffeetrinken ist für<br />

die meisten ‚jungen‘ Alten out, sie wollen selbst aktiv<br />

mitgestalten. Was das bedeutet, hat die 51­Jährige in<br />

ihrer bisherigen Tätigkeit als Leiterin der Hemelinger<br />

Seniorenbegegnungssstätte erprobt: Ältere Menschen<br />

zu eigenen Aktionen und ehrenamtlicher Tätigkeit<br />

zu motivieren, sich gegenseitig im Prozess <strong>des</strong> Älterwerdens<br />

zu unterstützen. „Netzwerke für die soziale<br />

Altersvorsorge bilden, sich gegenseitig helfen, nicht zu<br />

vereinsamen“, lautet ihr Motto. „Das ist wichtig, wenn<br />

immer mehr Menschen alleinlebend alt werden.“<br />

Ihre bisherigen Erfahrungen als Motivatorin und<br />

Multiplikatorin werden Gabriele Holdorf auch in ihrer<br />

neuen Funktion zugute kommen. Sie will beraten,<br />

Anstöße geben. „Altenarbeit muss sich zunehmend<br />

vernetzen, weil kein Träger alle Angebote allein<br />

an bieten kann“, stellt Gabriele Holdorf fest. Was das<br />

bedeutet, zeigt beispielhaft das Projekt „Aufsuchende<br />

Altenarbeit“, das sie in Hemelingen trägerübergreifend<br />

mit initiierte. Haus der Familie, Arbeiter Samariter<br />

Bund und <strong>Kirche</strong>ngemeinde bewarben sich<br />

dort als Modellstandort für ein flächendecken<strong>des</strong><br />

Hausbesuchskonzept. Über die Nachbarschaftsbörse<br />

gewonnene Ehrenamtliche suchen alte Menschen auf,<br />

denen Vereinsamung droht oder die Unterstützung<br />

brauchen.<br />

„Die zu gestaltende Altersphase wird für viele<br />

Menschen glücklicherweise immer länger. Da haben<br />

wir auch als <strong>Kirche</strong> den Auftrag, sie dabei nicht allein<br />

zu lassen, sondern Freiräume zu eröffnen, damit<br />

die Zeit nach dem Berufsleben eine aktive Zeit sein<br />

kann.“ Zu tun gibt es genug: Besuchsdienste stärken,<br />

Seelsorgekonzepte für häusliche Pflegefälle, Angebote<br />

für belastete pflegende Angehörige, Teilhabe für an<br />

24 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />

Neue Konzepte für die Altenarbeit entwickeln,<br />

Gemeinden beraten, Angebote vernetzen<br />

und an die Potenziale alter Menschen anknüpfen:<br />

Gabriele Holdorf ist die neue Altenbeauftragte<br />

der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong>.<br />

Neuer<br />

Schwung<br />

für die<br />

Altenarbeit<br />

Demenz Erkrankte sind nur einige Stichworte. Gabriele<br />

Holdorf geht‘s mit Elan an. „Richtig zufrieden bin ich erst,<br />

wenn jede Gemeinde ein Demenzcafé hat“, meint die<br />

Altenbeauftragte mit einem Augenzwinkern. „Mein<br />

Ziel ist die seniorengerechte Gemeinde.“<br />

Generationen sollen sich begegnen<br />

In einer mobilen Gesellschaft, in der Familien längst<br />

nicht mehr an einem Ort leben, sei es beispielsweise<br />

für Angehörige wichtig zu wissen, dass ihre Mutter<br />

durch die <strong>Kirche</strong>ngemeinde gut betreut wird. „Es gibt<br />

flächendeckend Gemeinderäume, die Begegnungen<br />

auch zwischen den Generationen ermöglichen. Das<br />

ist aber mehr, als Kindergartenkinder zum Vorsingen<br />

einzuladen.“ Auch im intergenerativen Arbeiten hat<br />

die neue Altenbeauftragte Erfahrung. So war sie am<br />

Projekt „Ich zeig‘ Dir mein Hemelingen – Du zeigst<br />

mir Dein Hemelingen“ beteiligt, bei dem Alt und Jung<br />

sich gegenseitig durch ihren Stadtteil führten, plötzlich<br />

die Geschichte lebendig wurde und sich Vorurteile<br />

gegenüber „den Jungen“ oder „den Alten“ auflösten.<br />

Beratung, Fortbildungsangebote, Ehrenamtsförderung –<br />

das sind nur einige der Aufgaben der Altenbeauftragten.<br />

„Ich bin Multiplikatorin in die <strong>Kirche</strong> hinein, aber<br />

auch Schnittstelle nach Außen, die Ansprechpartnerin<br />

für andere Träger ist und neue Ideen vermittelt.“<br />

Von der Jugend- zur Seniorenarbeit<br />

Aufgewachsen in Lüssum stieg sie dort früh in die<br />

kirchliche Jugendarbeit ein. Dort lernte sie auch<br />

ihren heutigen Ehemann Jens Holdorf kennen, mit<br />

dem sie gemeinsam die Jugeninitiative Lämmerweg<br />

in einer Hochhaussiedlung aufbaute. „Soziale Arbeit<br />

hat mich seitdem nicht mehr losgelassen.“ Durch die<br />

praktischen Erfahrungen in der Jugendarbeit motiviert,<br />

studierte sie Sozialpädagogik an der Fachhochschule<br />

<strong>des</strong> Rauhen Hauses in Hamburg. Danach ging sie zur<br />

<strong>Evangelische</strong>n Frauenhilfe nach Bremen zurück, wo<br />

sie zuletzt in der Müttergenesungs­Abteilung arbeitete.<br />

1985 ging sie in eine Zwangs­Familienpause<br />

– „Erziehungsurlaub gab es damals noch nicht“.<br />

Dennoch blieb sie neben der Familienarbeit beruflich<br />

immer aktiv, etwa als Dozentin beim <strong>Evangelische</strong>n<br />

Bildungswerk oder mit befristeten Stellen. 1999 wechselte<br />

sie in die Seniorenarbeit, während ihr Mann<br />

der Jugendarbeit treu blieb und heute im Pool der<br />

<strong>Evangelische</strong>n Jugend tätig ist. Ab 1999 brachte<br />

Gabriele Holdorf die Seniorenhilfe Delmenhorst e.V.<br />

an den Start, 2004 wechselte sie als Leiterin der<br />

Seniorenbegegnungsstätte in die <strong>Kirche</strong>ngemeinde<br />

Hemelingen.<br />

Theorie mit Praxis verbunden<br />

Gabriele Holdorf wollte mehr wissen über den de ­<br />

mografischen Wandel und die gesellschaftlichen<br />

Auswirkungen einer älter werdenden Gesellschaft. „Vor<br />

zehn Jahren gab es dazu kaum Fortbildungsangebote.<br />

Deshalb habe ich mich für ein berufsbegleiten<strong>des</strong><br />

Studium der Alterswissenschaften an der damali gen<br />

Fachhochschule Vechta entschieden.“ Zwei Jahre lang<br />

büffelte sie an Wochenenden und nach Feierabend<br />

Alterstheorien und Sozialmanagement, lernte viel über<br />

soziale, medizinische und psychologische Aspekte <strong>des</strong><br />

Älterwerdens.<br />

2006 schloss sie das Weiterbildungsstudium als<br />

frisch gebackene Diplom­Gerontologin ab. „Ohne<br />

die Unterstützung meiner Familie hätte ich das nicht<br />

geschafft“, meint sie rückblickend. Jetzt freut sie sich<br />

auf die neue Herausforderung: „Altenarbeit bietet<br />

unendliche Möglichkeiten, Neues zu entwickeln. Was<br />

wir jetzt anfangen, wird sich in der Zukunft auszahlen.“<br />

k kontakt<br />

Fachstelle Alter<br />

der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />

Gabriele Holdorf<br />

Telefon 0421/346 15­15<br />

holdorf.forum@kirche­bremen.de<br />

www.bek-intern.de


aktuell<br />

text<br />

Matthias Dembski<br />

fotos privat.<br />

50 Jahre Haus der <strong>Kirche</strong><br />

Mit 50 Jahren ist es ein echter „Best-Ager“: Jung geblieben,<br />

innovativ und serviceorientiert und im besten Sinne<br />

offen für Veränderungen. Das Haus der <strong>Kirche</strong>, Sitz<br />

der <strong>Kirche</strong>nkanzlei der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong><br />

(<strong>BEK</strong>), feiert sein 50-jähriges Bestehen. Am 15. und<br />

16. September 1960 zogen die damals 86 Mitarbeitenden<br />

aus Verwaltung und zahlreichen gesamtkirchlicher<br />

Einrichtungen in das Gebäude am Franziuseck ein. Die<br />

offi zielle Einweihung feierte man am 29. September<br />

1960 – mit großem Bahnhof.<br />

Der Neubau war nötig geworden, weil die Raumsituation<br />

in der Sandstraße katastrophal war. Dort teilte sich<br />

die <strong>Kirche</strong>nkanzlei die Räume mit der Domkanzlei.<br />

470.000 Mitglieder zählte die <strong>BEK</strong> damals, mehr als<br />

doppelt so viele wie heute. Sie ohne EDV-Hilfe zu verwalten,<br />

erforderte hohen personellen Einsatz. So arbeiteten<br />

damals allein in der Mel<strong>des</strong>telle 12 Angestellte<br />

an den Karteikästen.<br />

Alternativstandort Ansgarikirchhof war zu teuer<br />

Alternativ diskutierte die damalige <strong>Kirche</strong>nleitung als<br />

Standort den Ansgarikirchhof in der Obernstraße. Dort<br />

stand Ende der fünfziger Jahre noch die Ruine der alten<br />

St. Ansgarii-<strong>Kirche</strong> mit der Zütphenkapelle, dem Ort<br />

der ersten evangelischen Predigt in Bremen. Doch der<br />

Erhalt <strong>des</strong> reformationsgeschichtlichen Erbes erschien<br />

den damaligen Entscheidungsträgern zu teuer. Der Kaufpreis<br />

für das Grundstück war mit einer Million D-Mark<br />

zu hoch, und den Architekten mangelte es an Kreativität,<br />

die Ruine der Zütphenkapelle in ein modernes<br />

Verwaltungsgebäude zu integrieren. Am Ende hob der<br />

Senat den Denkmalschutz auf – die Reste <strong>des</strong> historisch<br />

bedeutsamen Ortes riss man kurzerhand ab.<br />

Neubau mit Atombunker auf der Weserinsel<br />

Der <strong>Kirche</strong>nausschuss wählte letztlich (kirchenpolitisch)<br />

neutralen Boden – für 60.000 D-Mark auf der<br />

Weserinsel genau zwischen der Alt- und der Neustadt.<br />

Eine ebenso diplomatische wie pragmatische Entscheidung:<br />

Die Verkehrsanbindung spricht bis heute für den<br />

Standort. Damals wurden zeitgleich die heutige Wilhelm-Kaisen-Brücke<br />

und das Kataster- und Schifffahrtsamt<br />

gebaut. Auf einem Trümmergrundstück entstand<br />

das Haus der <strong>Kirche</strong> nach Plänen der Architekten Hans<br />

Budde und Carsten Schröck – für seine Zeit modern,<br />

aber bewusst schlicht. Die Zwischenwände sind variabel<br />

zwischen den Gebäu<strong>des</strong>treben versetzbar. Typisch<br />

für die Bauzeit mitten im Kalten Krieg ist der obligatorische<br />

Atombunker unter dem Eingangsbereich – mit<br />

fraglicher Schutzwirkung. Heute dient er als Abstellraum.<br />

„Kunst am Bau“ wurde großgeschrieben<br />

„Kunst am Bau“ wurde in der Entstehungszeit <strong>des</strong> Hauses<br />

groß geschrieben. Jeder Mitarbeitende durfte sich<br />

für sein Büro ein Werk eines zeitgenössischen oder<br />

bremischen Künstlers aussuchen. Die Kunstwerke, darunter<br />

zwei Originale von Otto Modersohn, haben heute<br />

einen Wert von 80.000 Euro. Die Bilder, die zur Zeit<br />

nicht in Büros hängen, werden beim Tag der Offenen<br />

Tür in einer kleinen Kunstausstellung gezeigt.<br />

Bei der Ausgestaltung <strong>des</strong> Treppenhauses ließ sich keine<br />

Einigkeit herstellen. Die Backsteinwand blieb auch<br />

nach einem Künstlerwettbewerb frei, weil man sich<br />

auf keines der vorgeschlagenen Reliefs einigen konnte.<br />

Zeitgenössische Kunst war eben auch damals nicht unbedingt<br />

mehrheitsfähig.<br />

Jubiläumsfi lm mit vielen Anekdoten<br />

Zum Jubiläum wird das Haus der <strong>Kirche</strong> seine Türen<br />

für einen Festnachmittag öffnen. Eingeladen sind alle,<br />

die sich dem Haus verbunden fühlen. „Vor allem für<br />

ehemalige Mitabeitende ist das eine interessante Möglichkeit,<br />

hinter die Kulissen <strong>des</strong> heutigen Betriebs zu<br />

blicken“, meint Helmut Junk, Leiter der Abteilung<br />

Innere Dienste. Zu besichtigen ist unter anderem ein<br />

Büro im 60-er Jahre-Stil. Um das Ambiente <strong>des</strong> Gründungsjahres<br />

nachzuahmen, gibt es eine stilechte Kaffeetafel<br />

mit Frankfurter Kranz und anderen Leckereien<br />

der „Sweet Sixties“. Besucher können an einem kleinen<br />

Quiz teilnehmen und ihr Wissen über das Haus<br />

der <strong>Kirche</strong> im Wandel der Zeiten testen: Wieviele<br />

Amts-Telefonleitungen gab es 1960 beim Einzug? Zog<br />

damals auch das Flüchtlingswerk oder nur das <strong>Evangelische</strong><br />

Mädchenwerk als Amt mit in die neuen Räume<br />

ein? Wieviele Reinigungskräfte gab es damals und wie<br />

wenige Mitarbeiterinnen sorgen heute dafür, dass alles<br />

sauber blitzt?<br />

Außerdem lässt ein eigens produzierter Jubiläumsfi lm<br />

ehemalige Mitarbeitende mit ihren Erinnerungen zu<br />

Wort kommen – mit ebenso spannenden wie unterhaltsamen<br />

Anekdoten.<br />

Offenheit statt Behördenmuff<br />

50 Jahre Haus der <strong>Kirche</strong> sind ein Stück Geschichte der<br />

Arbeitswelt und der <strong>BEK</strong>. So zeigt die Personalabteilung<br />

auf sechs Stationen die Entwicklung von Stundenlohn,<br />

Arbeitsbedingungen und Mitarbeitendenzahlen.<br />

Wer möchte, kann mit einem Testkauf ausprobieren,<br />

wie sich die Kaufkraft über die Jahrzehnte hinweg verändert<br />

hat.<br />

Heute hat das Haus den Behördenmuff vergangener<br />

Jahre längst abgestreift. Der Umbau Anfang <strong>des</strong> neuen<br />

Jahrtausends unterstreicht auch optisch die Offenheit:<br />

„Wir sind eine moderne, serviceorientierte Verwaltung,<br />

die vor allem kirchliche Leitungsgremien, Gemeinden<br />

und Ehrenamtliche unterstützt“, sagt Pastor Horst Janus,<br />

stellvertretender Leiter der <strong>Kirche</strong>nkanzlei. Das<br />

Haus hat sich für die Gemeinden geöffnet, die auch<br />

die neu geschaffenen Sitzungsräume buchen können.<br />

„Unser Foyer ist ein Raum der Begegnung, sowohl für<br />

Kollegen aus dem Haus als auch für Besucherinnen<br />

und Besucher.“ Am 29. Oktober wird dort wieder einmal<br />

groß gefeiert – wie schon bei der Eröffnung vor 50<br />

Jahren.<br />

i<br />

infos<br />

Jubiläumsfest<br />

Das Haus der <strong>Kirche</strong><br />

feiert sein 50-jähriges Bestehen mit einem<br />

Nachmittag der offenen Tür.<br />

Freitag, 29. Oktober 2010, 14.30 bis 17 Uhr,<br />

Franziuseck 2 - 4.<br />

www.bek-intern.de<br />

<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 3


aktuell<br />

Ein Blick auf den <strong>August</strong>-Lohnzettel zeigt die Veränderungen:<br />

Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas der<br />

<strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> (<strong>BEK</strong>) haben seit 1.<br />

<strong>August</strong> einen neuen Tarifvertrag. Sie werden künftig<br />

nach einer eigenen Entgelttabelle für ihre Berufsgruppe<br />

(„Sozial- und Erziehungsdienst“) bezahlt. Diese sogenannte<br />

„S-Entgelttabelle“ gilt nur für das pädagogische<br />

Personal in Kitas.<br />

Die Frühpädagogen-Gehälter basieren künftig auf dem<br />

TVöD (dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst in<br />

den Kommunen und der Bun<strong>des</strong>verwaltung).<br />

Alle anderen Angestellten der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n<br />

<strong>Kirche</strong> werden weiterhin nach der TVL-Tabelle<br />

entlohnt. Das heißt, ihr Gehalt entspricht dem, was<br />

Beschäftigte im Öffentlichen Dienst der Bun<strong>des</strong>länder<br />

bekommen. Für sie gilt unverändert die Kirchliche<br />

Arbeitsvertragsordung (KAVO-<strong>BEK</strong>).<br />

„Das beste draus gemacht“<br />

Man habe das Beste aus den Vorgaben gemacht, die<br />

der Öffentliche Dienst geliefert hat, meinen Arbeitnehmer-<br />

und Arbeitgeberseite übereinstimmend. Dass<br />

kein ganz großer Wurf herausgekommen sei, habe<br />

am Ergebnis im Öffentlichen Dienst gelegen, der stets<br />

Maßstab für die kirchlichen Tarifabschlüsse ist. „Wir<br />

sind aus Sicht der Mitarbeitenden enttäuscht, dass<br />

nach dem öffentlichkeitswirksamen Kita-Streik im<br />

vergangenen Jahr im Öffentlichen Dienst aus den ge -<br />

forderten Verbesserungen nur eine kleine Nummer<br />

geworden ist. Wir hätten uns mehr erhofft“, sagt<br />

4 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />

Neuer Tarifvertrag<br />

Anke Schuback, Vertreterin der Arbeitnehmerseite in<br />

der Arbeitsrechtlichen Kommission. Dort handeln Ar -<br />

beitnehmer- und Arbeitgeberseite für die <strong>Bremische</strong><br />

<strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> die Tarifabschlüsse aus. Die kirchlichen<br />

Arbeitsbedingungen orientieren sich daran, was<br />

die Tarifparteien zuvor für den Öffentlichen Dienst in<br />

Kommunen und Bun<strong>des</strong>ländern ausgehandelt haben.<br />

Tarifwerk bleibt kompliziert<br />

Die Mitarbeitervertretung zeigt sich mit dem erzielten<br />

Ergebnis noch aus einem anderen Grund unzufrieden:<br />

„Das neue Tarifwerk ist genauso kompliziert und<br />

unverständlich wie das alte. Man hat lediglich die<br />

Entgeltgruppen umbenannt und die Laufzeiten der<br />

Erfahrungsstufen gespreizt, was die Verwirrung komplett<br />

macht“, meint Klaus Westermann, Vorsitzender <strong>des</strong><br />

Gesamtausschusses der Mitarbeitendenvertretungen.<br />

Nach den neuen Regelungen könnten Mitarbeitende<br />

bis zu elf Jahre in einer Erfahrungsstufe bleiben,<br />

während es nach den bisherigen Regelungen in der<br />

<strong>BEK</strong> höchstens fünf Jahre bis zum nächsten kleinen<br />

Gehaltssprung gedauert habe.<br />

Bessere Qualifizierung wird honoriert<br />

Perspektivisch ist ein Fachkräftemangel auch bei den<br />

Erzieherinnen absehbar. „Unsere Erzieherinnen sind<br />

durch die geforderten Zusatzqualifikationen im religionspädagogischen<br />

Bereich besser qualifiziert. Deshalb<br />

können wir Ihnen nach Erwerb der Zusatzqualifikation<br />

ab dem fünften Berufsjahr auch die Entgeltgruppe<br />

S8 zahlen. Zum Vergleich: Erzieherinnen in städt-<br />

Wer verdient was?<br />

Die neuen Gehaltsstufen für pädagogische Mitarbeitende in Kitas<br />

Ausgeübte Tätigkeit Neue S-Entgeltgr uppe (Bisherige KAVO-Gruppe)<br />

Persönliche Assistenten/-innen + Helfer/in Erziehungsdienst S 2 (KAVO 2)<br />

Beschäftigte mit Aufgaben von Erziehern/-innen S 4 (KAVO 5)<br />

Kinderpfl eger/-innen mit schwierigen Tätigkeiten S 4 (KAVO 5)<br />

Erzieher/-innen<br />

S 6 (KAVO 6)<br />

Leiter/-innen von Kindertagesstätten (bis 39 Plätze) S 8 (KAVO 8)<br />

Erzieher/-innen mit besonderer Qualifi zierung ab 5. Berufsjahr S 8 (KAVO 8)<br />

Heilpädagogen/-innen S 8 (KAVO 8)<br />

Leiter/-innen von Kindertagesstätten (mind. 40 Plätze)<br />

Ständige Vertreter von Leiter/-innen von Kinder-<br />

S 10 (KAVO 9)<br />

tagesstätten (mind. 70 Plätze) S 10 (KAVO 9)<br />

Sozialarbeiter/-innen bzw. Sozialpädagogen/-innen<br />

Sozialarbeiter/-innen bzw. Sozialpädagogen/-innen<br />

S 11 (KAVO 9)<br />

mit chwierigen s Tätigkeiten S 12 (KAVO 9)<br />

Leiter/-innen von Kindertagesstätten (mind. 70 Plätze)<br />

Ständige Vertreter von Leiter/-innen von Kindertages-<br />

S 13 (KAVO 9)<br />

stätten (mind. 100 Plätze)<br />

S 13 (KAVO 9)<br />

Leiter/-innen von Kindertagesstätten (mind. 100 Plätze)<br />

Ständige Vertreter von Leiter/-innen von Kindertages-<br />

S 15 (KAVO 10)<br />

stätten (mind. 130 Plätze)<br />

S 15 (KAVO 10)<br />

Leiter/-innen von Kindertagesstätten (mind. 130 Plätze)<br />

Ständige Vertreter von Leiter/-innen von Kindertages-<br />

S 16 (KAVO 10)<br />

stätten (mind. 180 Plätze)<br />

S 16 (KAVO 10)<br />

Leiter/-innen von Kindertagesstätten (mind. 180 Plätze) S 17 (KAVO 11)<br />

ischen Kitas bekommen lediglich die Gruppe S 6“,<br />

erläutert Wilma Brede, Leiterin der Personalabteilung<br />

der <strong>BEK</strong>. Das, so hofft sie, bindet die frühpädagogischen<br />

Fachkräfte längerfristig an ihren kirchlichen<br />

Arbeitgeber.<br />

Erzieherinnen, die in die Entgeltgruppe S 6 übergeleitet<br />

wurden, sollten ihre Eingruppierung von der<br />

Personalabteilung überprüfen lassen, wenn sie bereits<br />

über eine Zusatzqualifikation verfügen. Dafür benötigt<br />

die Personalabteilung Nachweise über absolvierte Fort-<br />

und Weiterbildungen. Als besondere Qualifikation zählt<br />

die Basisqualifikation Religionspädagogik (Grund- und<br />

Aufbaukurs) oder eine vergleichbare Qualifikation. Bei<br />

Erzieherinnen, die bereits vor dem 1. <strong>August</strong> 2010 in<br />

einer <strong>BEK</strong>-Kita gearbeitet haben, werden auch andere<br />

Zusatzqualifikationen (z.B. im Bereich Integration oder<br />

Sprache) anerkannt.<br />

Absolventinnen <strong>des</strong> Bachelor-Studiengangs Frühkindliche<br />

Bildung, der als Weiterbildungsstudium von der<br />

Uni Bremen und dem Lan<strong>des</strong>verband <strong>Evangelische</strong>r<br />

Tageseinrichtungen für Kinder angeboten wird, werden<br />

ebenfalls nach S8 vergütet, solange sie als Erzieherin/<br />

Gruppenleiterin arbeiten und keine herausgehobenen<br />

Stellen (Einrichtungsleitung usw.) besetzen.<br />

Was ändert sich?<br />

Jede Erzieherin kann die neue S-Entgeltgruppe, nach<br />

der sie ab sofort bezahlt wird, ihrer Lohnabrechnung<br />

entnehmen. Die neue Gehaltstabelle für das pädagogische<br />

Personal in evangelischen Kitas hat 16<br />

Gehaltsgruppen (S3 bis S 18).<br />

k<br />

kontakt<br />

Neuer Kita-Tarifvertrag<br />

Über individuelle Einzelheiten<br />

der Überleitung informieren die<br />

Sachbearbeiterinnen und<br />

Sachbearbeiter der Personalabteilung<br />

Haus der <strong>Kirche</strong>, Franziuseck 2-4<br />

Telefon 0421/55 97-0<br />

Ausführliche Infos zum Tarifabschluss<br />

für Erzieherinnen im städtischen<br />

Öffentlichen Dienst unter<br />

dem Stichwort<br />

„Eingruppierung Sozial-<br />

und Erziehungsdienst“<br />

bei der Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft<br />

www.gew.de<br />

Das komplette Tarifwerk für<br />

Erzieherinnen in <strong>BEK</strong>-Kitas<br />

und weitere Infos im Mitarbeitendenportal<br />

www.bek-intern.de


für Erzieherinnen<br />

Wann treten die Veränderungen in Kraft?<br />

Für die städtischen Kitas gilt die Tarifeinigung <strong>des</strong><br />

öffentlichen Dienstes bereits seit 1. November 2009,<br />

für die Beschäftigten in evangelischen Kitas in Bremen<br />

gelten die Änderungen ab 1. <strong>August</strong> 2010. Damit ist<br />

es der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> (<strong>BEK</strong>) schneller<br />

als anderen Lan<strong>des</strong>kirchen gelungen, das neue<br />

Tarifrecht für die staatlichen Kitas auf die kirchlichen<br />

Erzieherinnen zu übertragen.<br />

Haben Erzieherinnen mehr in der Lohntüte?<br />

Ja, wie für die Kolleginnen der kommunalen Kitas<br />

steigen ihre Einkommen ab 1. Januar 2011 um 0,6<br />

Prozent, ab 1. <strong>August</strong> nächsten Jahres um weitere<br />

0,5 Prozent. Mit der Gehaltszahlung im Januar 2011<br />

bekommen Vollzeitbeschäftigte einmalig 240 Euro<br />

ausgezahlt. Bei Teilzeitkräften fällt die Sonderzahlung<br />

entsprechend geringer aus.<br />

Was verbessert sich?<br />

Für Berufsanfängerinnen (Erzieherin in Entgeltgruppe<br />

S 6) steigt das Einkommen bei einer Vollzeitstelle um<br />

monatlich circa 120 Euro brutto. In der Endstufe, die<br />

nach entsprechender Berufserfahrung erreicht wird,<br />

beträgt der monatliche Einkommensunterschied circa<br />

400 Euro brutto.<br />

Erzieherinnen, die bereits nach Entgeltgruppe S 8 verdienen,<br />

weil eine besondere Qualifizierung vorliegt,<br />

erhalten am Ende ihrer beruflichen Laufbahn bis zu<br />

800 Euro brutto im Monat mehr.<br />

Was tut sich beim „Weihnachtsgeld“?<br />

Die Jahressonderzahlung, auch „Weihnachtsgeld“<br />

genannt, wird für für Erzieherinnen ab 2011 um drei<br />

Prozent erhöht. Für 2012 und 2013 sind weitere<br />

Erhöhungen geplant. Sie sind der Ausgleich dafür,<br />

dass in der <strong>BEK</strong> kein Leistungsentgelt gezahlt wird.<br />

Im Öffentlichen Dienst gibt es dieses Leistungsentgelt<br />

noch. Die Arbeitgeber errechnen 1,25 Prozent der<br />

Lohnsumme aller Beschäftigten und zahlen diese in<br />

einen Topf. Daraus werden dann Zusatzentgelte je<br />

nach persönlicher Arbeitsleistung gezahlt.<br />

Was ist mit der Arbeitszeit?<br />

Während Beschäftigte in städtischen Kitas im<br />

Durchschnitt 39 Wochenstunden arbeiten müssen,<br />

bleibt die Wochenarbeitszeit in den evangelischen Kitas<br />

bei 38,5 Wochenstunden. Damit gilt in der gesamten<br />

<strong>BEK</strong> weiterhin eine einheitliche Wochenarbeitszeit.<br />

Auch dies ist ein Ausgleich dafür, dass die <strong>BEK</strong> ihren<br />

Beschäftigten kein Leistungsentgelt.<br />

Wie sieht es mit den Entwicklungsstufen aus?<br />

Je nach Berufserfahrung (Tätigkeitsdauer) steigen alle<br />

Mitarbeitenden der <strong>BEK</strong> innerhalb ihrer Gehaltsgruppe<br />

auf und verdienen schrittweise mehr. Diese Entwicklungsstufen<br />

gelten auch für Erzieherinnen. Sie nehmen<br />

ihre bisherige Stufe aus dem alten Tarifvertrag mit. Die<br />

Stufenlaufzeiten, also die Zeit bis zum Aufstieg in die<br />

nächsthöhere Entwicklungsstufe, verlängern sich im<br />

neuen Tarifvertrag. Das heißt: Musste eine Erzieherin<br />

bisher zwei Jahre (in der Entwicklungsstufe 2) auf die<br />

text & fotos<br />

Matthias Dembski<br />

aktuell<br />

nächste Stufe warten, sind es jetzt drei Jahre. In der<br />

Stufe 3 erhöht sich die Wartezeit bis zum nächsten<br />

kleinen Gehaltssprung von drei auf vier Jahre.<br />

Stichtag ist der 31. Juli 2010. Das bis dahin gezahlte Gehalt<br />

rechnet die Personalabteilung um, die so genannte<br />

„Überleitung“ in das neue Tarifrecht. Berechnet wird<br />

ein individuelles „Vergleichsentgelt“.<br />

Kann es zu Verschlechterungen kommen?<br />

Nein, niemand verdient weniger als zuvor, auch<br />

wenn durch die verlängerten Stufenlaufzeiten Mitarbeiterinnen<br />

für eine gewisse Zeit in eine andere<br />

Entwicklungsstufe kommen. Auf dem <strong>August</strong>­Lohnzettel<br />

steht bei gleicher Tätigkeit und Arbeitszeit min<strong>des</strong>tens<br />

das gleiche Geld, wie auf der Juli­Abrechnung.<br />

Was tut sich in Sachen Gesundheitsschutz?<br />

Gesundheitsschutz und ­förderung waren wichtige<br />

Streikziele der Erzieherinnen kommunaler Kitas im<br />

Jahr 2009. Einzelne Forderungen sind im neuen<br />

Tarifvertrag für die städtischen Einrichtungen<br />

erfüllt. Eine Übernahme dieser Regelungen ist für<br />

die <strong>BEK</strong> aufgrund ihrer Struktur nach Meinung der<br />

Arbeitsrechtlichen Kommission nicht möglich.<br />

Dennoch soll sich im Bereich Gesundheitsschutz<br />

etwas tun. Derzeit überlegt eine Arbeitsgruppe<br />

„Gesundheitsförderung in der <strong>BEK</strong>“ unter Leitung von<br />

Dr. Jutta Schmidt, welche Angebote und Maßnahmen<br />

für die Gruppe der Kita­Erzieherinnen erforderlich und<br />

möglich sind. (<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> wird über die Ergebnisse der<br />

Arbeitsgruppe im November ausführlich berichten.)<br />

<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 5


aktuell<br />

Zahlreiche neue Projektstellen entstehen derzeit – verteilt<br />

auf alle Regionen – in der <strong>Bremische</strong>n <strong>Evangelische</strong>n<br />

<strong>Kirche</strong> (<strong>BEK</strong>). Damit setzt die <strong>BEK</strong> einen Beschluss<br />

<strong>des</strong> <strong>Kirche</strong>nparlaments vom November vergangenen<br />

Jahres um. Die insgesamt zehn vollen Stellen über fünf<br />

Jahre sind ein Teilpaket der „Sonderfinanzausstattung“<br />

für die Gemeinden. 500.000 Euro bzw. 120 Personalpunkte<br />

stehen dafür zur Verfügung. Die Antragsfrist<br />

für die Projektstellen war im April abgelaufen,<br />

Ende Juni hat der <strong>Kirche</strong>nausschuss auf Vorschlag<br />

<strong>des</strong> Personalausschusses über die Vergabe der Stellen<br />

entschieden.<br />

Gefördert werden:<br />

nur neue, innovative Vorhaben, die für die<br />

Gemeinden profilbildend wirken<br />

gemeindeübergreifende Zusammenarbeit, Stadt­<br />

teilorientierung und Absprache in der Region<br />

Projekte für verschiedene Zielgruppen<br />

(Kinder, Jugendliche, Familien, Senioren,<br />

Migranten, Aussiedler, <strong>Kirche</strong>nferne etc.) müssen<br />

im Blick sein<br />

Inhaltlich gab es keine Vorgaben, so dass Gemeinden<br />

sowohl musikalische, als auch sozialdiakonische,<br />

missionarische oder Bildungsangebote vorschlagen<br />

konnten.<br />

24 Anträge gingen ein – 13 Projekte bekamen letztlich<br />

eine Förder­Zusage. „Wir hatten durchweg Anträge<br />

von hoher Qualität. Darin steckt sichtbar viel Arbeit,<br />

und alle Anliegen waren so gut begründet, dass den<br />

Projektstellen<br />

6 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />

Ausschüssen die Auswahl der Projekte nicht leicht<br />

fiel“, erläutert Jutta Schmidt, Theologische Referentin<br />

<strong>des</strong> <strong>Kirche</strong>nausschusses. „Alle Themen werden weiter<br />

behandelt, auch wenn manche Anliegen keine<br />

Projektförderung bekommen haben.“ So beschäftigt sich<br />

die Theologenkommission zur Zeit mit der Frage, wie<br />

Aussiedlerarbeit künftig personell ausgestaltet werden<br />

kann. „Hier gibt es den Bedarf an seelsorgerlicher<br />

und pastoraler Kompetenz, den wir lösen müssen.“<br />

Insgesamt sei der Auswahlprozess der Projekte ein voller<br />

Erfolg gewesen, meint Jutta Schmidt: „Es hat sich klar<br />

gezeigt, dass wir lebendige und kräftige Gemeinden<br />

haben, die mit Mut und Ideenreichtum angesichts veränderter<br />

gesellschaftlicher Rahmenbedingungen neue<br />

Arbeitsfelder entdecken und anpacken.“<br />

Projekte für Kinder und Jugendliche<br />

In der Wilhelm-Kaisen-Schule in der Neustadt wollen<br />

die Gemeinden St. Jakobi und St. Markus eine<br />

Schüler­ und Sozialarbeit aufbauen. Das kirchliche<br />

Berufsberatungs­ und Orientierungsprojekt RAZ (Ran<br />

an die Zukunft) ist dort bereits aktiv. Das Projekt wird mit<br />

einer halben Diakonenstelle und zwei Stellen für junge<br />

Erwachsene im Freiwilligen sozialen Jahr (FSJ) ausgestattet.<br />

Sie sollen die Schüler in Arbeitsgemeinschaften<br />

begleiten, Frühstückstreffen und TEN SING anbieten.<br />

„TEN SING“ steht für „Teenager singen.“ Dabei stellen<br />

junge Leute zwischen 13 und 19 Jahren im Laufe eines<br />

Jahres eine eigene Bühnenshow auf die Beine – mit<br />

Chor, Band, Tanz, Theater und anderen Elementen<br />

­ zu einem Thema, das den TEN SINGern auf der<br />

Seele brennt, zum Beispiel Fremdenfeindlichkeit,<br />

Zukunftsangst, aber auch Liebe und Freundschaft.<br />

Das Zuhause für Kinder der St. Matthäus-Gemeinde<br />

erhält eine Dreiviertelstelle zur Unterstützung seiner<br />

erfolgreichen sozialdiakonischen Arbeit für Kinder<br />

und Jugendliche im sozialen Brennpunkt.<br />

Nach Huchting geht eine weitere, halbe sozialdiakonische<br />

Jugendprojektstelle, die an den Kooperationsverbund<br />

Dietrich­Bonhoeffer – St. Georg – St.<br />

Lukas angedockt wird. Dort soll offene Jugendberatung<br />

für Jugendliche zum Beispiel mit Schulden, Spielsucht<br />

und Ausbildungsproblemen angeboten werden.<br />

In Borgfeld soll ein „Kinder-Gemeinde-Pass“ für<br />

Ehrenamtliche auf den Weg gebracht werden. Durch<br />

den Zuzug junger Familien mit Kindern in die dort<br />

boomenden Neubaugebiete möchte die Gemeinde<br />

dringend die Lücke zwischen Kindergarten­ und<br />

Konfirmandenarbeit schließen und ihre Kinder­ und<br />

Jugendarbeit stärken. Dazu sollen Ehrenamtliche qualifiziert<br />

werden. Das Projekt, das modellhaft in einer<br />

wachsenden Gemeinde erprobt, aber gesamtkirchliche<br />

Vorbildfunktion haben soll, wird mit einer halben<br />

Stelle ausgestattet.<br />

In St. Martini Lesum wird eine Dreiviertelstelle<br />

zur Koordination der Konfirmandenarbeit in allen<br />

Gemeinden <strong>des</strong> Bremer Nordens neu eingerichtet.<br />

Damit soll die vorhandene gute Zusammenarbeit weiter<br />

gestärkt und vor allem mit den Ganztagsschulen<br />

vernetzt werden.<br />

Richtungsweisende


Eine ähnlich ausgerichtete Koordinationsstelle<br />

für den Konfirmandenunterricht und den Kontakt<br />

zu Schulen entsteht auch im Bremer Osten. Alle<br />

Brückengemeinden bekommen dafür gemeinsam eine<br />

volle Stelle, die unter dem Motto „Knockin‘ on<br />

heavens door“ an Schulen Jugendliche ab der 7.<br />

Jahrgangsstufe mit einem religiösen Bildungsangebot<br />

in kirchlicher Trägerschaft erreicht.<br />

An den sechs Gesamtschulen im Osten sollen dazu<br />

Arbeitsgemeinschaften angeboten werden. Die<br />

Angebote werden jeweils über zwei Schulhalbjahre<br />

laufen und auf den Konfirmandenunterricht „angerechnet“<br />

Musikprojekt für Jugendliche<br />

Die St. Petri-Domgemeinde will ihre Jugendarbeit<br />

in Kooperation mit den weiterführenden Schulen<br />

ausbauen. Nur noch 20 Prozent der Jugendlichen im<br />

Stadtteil lassen sich dort konfirmieren.<br />

Um mehr Jugendliche zu erreichen, soll das<br />

Schulprojekt „PROtestanten Songwriting“ aufgelegt<br />

werden. Jugendliche lernen in einer Art Poetry Slam<br />

dichten und rappen und sich mit ihren Lebensfragen<br />

auseinanderzusetzen. Dabei kommen sie auch der<br />

<strong>Kirche</strong> näher. Ein weiterer Ansatz ist, Inhalte der<br />

Reformation wie Freiheit und Gerechtigkeit zu thematisieren.<br />

25 Prozent einer Musikpädagogen-Stelle werden unter<br />

der Voraussetzung finanziert, dass die Domgemeinde<br />

min<strong>des</strong>tens weitere 25 Prozent und Honorarmittel zur<br />

Verfügung stellt.<br />

Ideen<br />

Projekte für Familien<br />

Die Friedensgemeinde bekommt Unterstützung für<br />

ihre sozialdiakonischen Arbeit mit jungen Menschen<br />

und Familien im „Viertel“. Mit der „Bildungsbrücke“<br />

und dem Familienzentrum sind dort Akzente gesetzt,<br />

die künftig von einer neuen, ganzen Stelle koordiniert<br />

werden sollen.<br />

Im Bremer Westen geht ein Stadtteilmütter-/väterprojekt<br />

nach einem Berliner Vorbild an den<br />

Start. Dafür steht ein Stellenumfang von insgesamt<br />

175 Prozent zur Verfügung, weil dieses Projekt im<br />

gesam-ten Bremer Westen Fuß fassen soll.<br />

Stadtteilmütter sind Frauen, die wie niemand<br />

anderes Kontakte zu Familien bekommen und sie<br />

in Erziehungsfragen begleiten können. Sie werden<br />

dafür qualifiziert und helfen, wo herkömmliche<br />

Erziehungshilfen sprachlich, kulturell und konzeptionell<br />

an ihre Grenzen stoßen.<br />

Weil sie selbst in der Nachbarschaft leben, sind<br />

sie dort verwurzelt, wo sie arbeiten. Sie besuchen<br />

interessierte Familien regelmäßig und geben dabei<br />

nicht nur Ihr Wissen rund um die Erziehung weiter,<br />

sondern informieren auch über Angebote im Stadtteil<br />

- von diversen Beratungs- bis hin zu Lern- und<br />

Freizeitangebote für Kinder und Familien.<br />

Die beiden Hauptamtlichen sollen Multiplikatorinnen<br />

für diese niedrigschwellige, aufsuchende Arbeit suchen<br />

und qualifizieren.<br />

text Matthias Dembski<br />

illustration Ulrike Rank<br />

Musikprojekt für alle<br />

Unter dem Motto „Musik für alle“ soll mit einer halben<br />

Stelle ein neues Musikprojekt in Lüssum aufgebaut<br />

werden, das Musicalarbeit für Kinder und Erwachsene<br />

im sozialen Brennpunkt anbietet. Das Projekt soll dem<br />

Gemeindeaufbau dienen und wird stadtteilorientiert<br />

mit dem Haus der Zukunft zusammenarbeiten.<br />

Stadtteilorientierte Aktivitäten<br />

Die Vereinigte Gemeinde in der Neustadt bekommt<br />

für ihre Stadtteildiakonie eine halbe Stelle. Das dortige<br />

Projekt „Teilhabe durch Bildung – Bildung durch<br />

Teilhabe“ und die dazugehörige Stellenausschreibung<br />

starten erst 2011. Aufgrund der Neubesetzung von<br />

Pfarrstellen geht diese Arbeit etwas später an den Start.<br />

Aus dem Fonds „Soziale Stadt“ hat die Gemeinde<br />

bereits eine halbe Stelle für Schuldnerberatungsarbeit<br />

bekommen.<br />

Mit dem Familien- und Quartierszentrum am Standort<br />

Heilig Geist und anderen Angeboten setzt die<br />

<strong>Kirche</strong>ngemeinde in der Neuen Vahr klar auf ein sozialdiakonisches<br />

Profil. Diese Arbeit unterstützt in den<br />

nächsten fünf Jahren ein Sozialarbeiter oder Diakon,<br />

der die Aktivitäten koordiniert, um Sozialdiakonie und<br />

Stadtteilarbeit auszubauen.<br />

Arbeit mit Alten Menschen<br />

aktuell<br />

Nach Blumenthal geht eine Dreiviertelstelle für aufsu<br />

chende Altenarbeit. Sie soll bei der Senio renbegegnungsstätte<br />

der Martin-Luther-Gemeinde angegliedert<br />

sein. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt<br />

aller sechs Blumenthaler Gemeinden. In dem Stadtteil<br />

leben immer mehr ältere Menschen in schwierigen<br />

Lebenslagen. Vereinsamung und drohende Verwahrlosung<br />

gehören oft zu ihrem Alltag. Sie brauchen<br />

vor allem Unterstützung, um notwendige Hilfen<br />

zu beantragen. Die Stelle soll einer Mischung aus<br />

Besuchsdienstleitung und Gemein<strong>des</strong>chwesternarbeit<br />

sein.<br />

In loser Folge stellen wir alle Projekte nach ihrem<br />

Start im <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> ausführlich vor.<br />

k<br />

kontakt<br />

Projektstellen<br />

Ansprechpartnerin:<br />

Dr. Jutta Schmidt<br />

Theologische Referentin<br />

Telefon 0421/5597-291<br />

jutta.schmidt@kirche-bremen.de<br />

Die aktuellen<br />

Stellenausschreibungen<br />

für die Projektstellen finden<br />

sich im Internet:<br />

www.kirche-bremen.de<br />

<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 7


aktuell<br />

text Ingo Hartel<br />

fotos Steiner/ Dembski<br />

Was ist ein diakonisches Profil, eine diakonische<br />

Un ternehmenskultur? Wie ist sie erkennbar? Wie ist<br />

sie im Alltag eines auch nach Marktmechanismen<br />

funktionierenden Unternehmens zu verankern und<br />

wie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu vermitteln?<br />

Und was haben die Kunden eines diakonischen<br />

Unternehmens, egal ob Pflegeeinrichtung, Kran kenhaus<br />

oder Kinder- und Jugendbetreuung von einer diakonischen<br />

Unternehmenskultur? Fragen über Fragen.<br />

Fragen die am „Fachtag der Diakonie“ und dem<br />

„Basiskurs <strong>Kirche</strong>n und Diakonie“ (siehe Info-Kasten)<br />

gestellt und nach Möglichkeit beantwortet werden<br />

sollen.<br />

Sozialarbeit aus dem Glauben heraus<br />

Oberin Sigrid Pfäfflin aus dem <strong>Evangelische</strong>n Dia konissenmutterhaus<br />

hat Fachtag und Basiskurs konzipiert.<br />

Vertreter aus der unternehmerischen Diakonie<br />

und der <strong>Kirche</strong>, unter anderem Hans-Peter Reeb aus<br />

Friedehorst, Walter Eggers vom DIAKO und Pastor<br />

Uwe Mletzko von der Inneren Mission, nehmen an<br />

dem Fachtag teil. Für Sigrid Pfäfflin ist die Antwort<br />

darauf, was Diakonie oder diakonisches Profil eigentlich<br />

sind, denkbar einfach: „Diakonie heißt, aus dem<br />

Glauben heraus soziale Arbeit zu leisten.“<br />

Wie zeigt sich diakonisches Profil?<br />

Die Oberin ist jedoch nicht lebensfremd und weiß auch,<br />

dass viele Mitarbeitende beispielsweise in einem diakonischen<br />

Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung<br />

ist erster Linie einem Job nachgehen, um das Leben<br />

zu finanzieren. Sie weiß ebenfalls, dass die Leitungen<br />

der Einrichtungen auf die Kosten und den effektiven<br />

Einsatz der Mitarbeitenden achten müssen, damit die<br />

Zahlen stimmen. Aber, so Pfäfflin: „ Wer in einer diakonischen<br />

Einrichtung arbeitet, kann eigentlich nicht<br />

überrascht sein, wenn Angebote gemacht werden, die<br />

speziell die diakonischen Beweggründe vermitteln sollen.“<br />

Der Basiskurs sei jedoch nicht als Glaubenskurs<br />

zu verstehen. Vielmehr gehe es darum zu zeigen, was<br />

unter heutigen Bedingungen das diakonische Profil<br />

ausmachen könne. Ganz praktisch und ohne sonntäglich-pastorale<br />

Intonation.<br />

Sigrid Pfäfflin freut sich, dass es ihr gelungen ist,<br />

Oberkirchenrätin Cornelia Coenen-Marx für das Haup t-<br />

8 <strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010<br />

Diakonische Unternehmenskultur erkennbar machen<br />

referat zu gewinnen. Coenen-Marx, die das Referat<br />

Sozial- und Gesellschaftspolitik leitet, zu dem auch die<br />

Koordination der Zusammenarbeit von <strong>Kirche</strong>n und<br />

Diakonie gehört, gilt als ausgewiesene Kennerin und<br />

Sympathisantin der Diakonie. Nach ihrem Impulsreferat<br />

soll dann unter dem Motto „Was nun – was tun?“ konkret<br />

zur diakonischen Unternehmenskultur gearbeitet<br />

werden.<br />

Insbesondere werden die Arbeitsgruppen der Frage<br />

nachgehen, wie das diakonische Profil in der Altenpflege<br />

(Diakonissenmutterhaus), im Krankenhaus (DIAKO),<br />

in einer Komplexeinrichtung (Friedehorst), in der<br />

Stadt sozialarbeit (Verein für Innere Mission) und in<br />

integrativen Kindergärten (<strong>Bremische</strong> <strong>Evangelische</strong><br />

<strong>Kirche</strong>) deutlich gemacht werden kann.<br />

Nicht nur Wirtschaftlichkeitsdenken<br />

Pfäfflin berichtet, dass ihr in der Vorbereitung <strong>des</strong><br />

Fachtages sehr viel Offenheit und Interesse entgegengebracht<br />

wurde. „Ich nehme wahr, dass dieses<br />

Thema dran ist. In den 80ern und 90ern war es die<br />

Fachlichkeit, später die Frage der Wirtschaftlichkeit<br />

und jetzt das Interesse an einem diakonischen Profil.<br />

Auch als Alleinstellungsmerkmal.“ Dabei sei es wichtig,<br />

das Diakonische nicht gegen die Wirtschaftlichkeit<br />

auszuspielen. Es müsse vielmehr darum gehen, unter den<br />

Bedingungen der Wirtschaftlichkeit neue Antworten<br />

auf die Frage zu entwickeln, was denn eigentlich das<br />

diakonische Profil unter den heutigen Voraussetzungen<br />

einer unternehmerischen Diakonie sein könne.<br />

Basiskurs als Bildungsurlaub<br />

Den Fachtag betrachtet Sigrid Pfäfflin als Auftakt veranstaltung<br />

für den „Basiskurs <strong>Kirche</strong> und Diakonie“, der<br />

im Februar/März 2011 anläuft und sich an haupt- und<br />

ehrenamtlich Mitarbeitende in Diakonie und <strong>Kirche</strong> richtet<br />

(Infokasten). Der 120 Stunden umfassende Kurs gliedert<br />

sich in sechs Themenblöcke: Biblische Theologie,<br />

Bibel kennen, <strong>Kirche</strong>n- und Diakoniegeschichte,<br />

Seelsorge und Gesprächsführung, Geistliches Lernen<br />

– Andacht und Gottesdienst, <strong>Kirche</strong> – Diakonie –<br />

Gesellschaft, Diakonie und Gemeinschaft. Tradition,<br />

Rituale, Wertewandel und Zeitnot (Seelsorge zwischen<br />

Tür und Angel) sollen in dem Kurs praxisnah<br />

beleuchtet werden.<br />

i<br />

infos<br />

Fachtag Diakonie<br />

Sonnabend, 30. Oktober, 9.30 bis 13.30 Uhr<br />

im <strong>Evangelische</strong>n Diakonissenmutterhaus Bremen<br />

Adelenstraße 68, 28239 Bremen<br />

Kontakt & Anmeldung:<br />

Sigrid Pfäfflin,<br />

Oberin <strong>des</strong> Diakonissenmutterhauses<br />

Telefon 0421/6102 3601<br />

s.pfaefflin@diakonissenmutterhaus.de<br />

Basiskurs <strong>Kirche</strong> und Diakonie<br />

Kursstart:<br />

Februar/ März 2011<br />

Informationstermine:<br />

Mittwoch, 8. September, 17 bis 20 Uhr<br />

und Dienstag, 9. November, 15 bis 18 Uhr<br />

jeweils im Diakonissenmutterhaus<br />

Der Kurs ist als Bildungsurlaub anrechenbar und<br />

umfasst 120 Stunden in vier Modulen in 2011 und<br />

zwei Modulen sowie einer zweitägigen Studienfahrt<br />

in 2012. Er richtet sich an haupt- und ehrenamtlich<br />

Mitarbeitende in Diakonie und <strong>Kirche</strong><br />

aus allen Berufsgruppen, egal ob Altenpfleger,<br />

Krankenschwester oder Sozialarbeiter.<br />

www.diakonissenmutterhaus-bremen.de<br />

Buchtipp<br />

Klaus-Dieter Kottnik/<br />

Eberhard Hauschildt:<br />

Diakoniefibel.<br />

Grundwissen für alle,<br />

die mit Diakonie zu<br />

tun haben. 208 Seiten,<br />

12,95 Euro. (ISBN 978-<br />

3-579-06535-9)<br />

Ausleihbar auch in<br />

der Lan<strong>des</strong>kirchlichen<br />

Bibliothek,<br />

Franziuseck 2-4.


Diakonische Jugendhilfe bündelt Kräfte<br />

Ende <strong>August</strong> rücken werden die traditionsreichen<br />

dia konischen Stiftungen St. Petri und Alten Eichen<br />

noch näher zusammenrücken und mit einem Anteil<br />

von jeweils 50 Prozent die „Diakonische Jugendhilfe<br />

Bremen gGmbH“ mit Sitz auf der Plantage in Findorff<br />

gründen. Damit geben beide Stiftungen Arbeitsfelder<br />

an die neue Gesellschaft ab. Mit diesem ersten<br />

Schritt auf dem Weg einer engeren Zusammenarbeit<br />

– ein zweiter folgt im kommenden Jahr - wollen Alten<br />

Eichen und St. Petri mehrere Fliegen mit einer Klappe<br />

schlagen. Detlev Busche, Leiter der Stiftung Alten<br />

Eichen, skizziert die Eckpunkte: Strukturierung der<br />

ohnehin schon bestehenden Kooperation, Sicherung<br />

und Ausbau der Marktposition, Optimierung <strong>des</strong><br />

Verwaltungsapparates in beiden Einrichtungen und<br />

eindeutige Ausrichtung auf ein diakonisches Profil.<br />

Vernetzung mit den Stadtteilen<br />

Busche erläutert die Stichworte: „Zusammen sind wir<br />

stärker auf dem Markt der Jugendhilfe, wir ergänzen uns<br />

hervorragend in unseren jeweiligen Schwerpunkten<br />

und Fachlichkeiten. St. Petri ist spezialisiert auf<br />

die so genannte Sozialraumarbeit, das heißt, in<br />

der Stadtteilarbeit sowie der offenen Kinder- und<br />

Jugendarbeit, und unterhält Kita- und Hortgruppen.<br />

Alten Eichen dagegen hat seinen Schwerpunkt in<br />

der ausdifferenzierten stationären Arbeit, der Heimun terbringung,<br />

setzt inzwischen aber auch zunehmend<br />

auf stadtteilbezogene Arbeit, erste Projekte laufen in<br />

Huchting, Borgfeld und Horn-Lehe.“<br />

Busche und sein Kollege Wilfried Möhlmann von St.<br />

Petri sind sich sicher, dass die Kinder- und Jugendhilfe<br />

künftig noch intensiver in den jeweiligen Stadtteilen<br />

vernetzt werden muss. Möhlmann: „Wir müssen<br />

die Möglichkeiten anzapfen, die der Stadtteil bietet<br />

und diese mit unseren stationären, teilstationären,<br />

ambulanten und Familien aufsuchenden Hilfen sowie<br />

unseren offenen Angeboten ergänzen.“<br />

Zusammenschluss auf Augenhöhe<br />

Wilfried Möhlmann ergänzt, dass die Gründung der<br />

gemeinsamen Diakonischen Jugendhilfe Bremen auch<br />

die Verwaltungen der beiden Stiftungen bündeln und<br />

optimieren solle. Busche gibt ein Beispiel: „Alten<br />

Eichen kann nicht allein die notwendige zweite Kraft<br />

finanzieren, um das Finanz- und Rechenwesen angemessen<br />

selbst zu organisieren. Dies gelingt uns jetzt<br />

dank der Zusammenlegung.“ Möhlmann und Busche<br />

versichern jedoch, dass es bei der Optimierung der<br />

Verwaltungen zu keinen Entlassungen kommen<br />

werde. Auch werde in der neuen Gesellschaft weiter<br />

nach Tarif gezahlt. „Wir verstehen uns ausdrücklich<br />

als diakonische Einrichtung mit einem entsprechenden<br />

Profil auch nach innen. Die Tariftreue ist wichtig als<br />

Wertschätzung und damit für die Qualität der Arbeit.“<br />

Für Alten Eichen bedeutet dies, dass der ehemalige<br />

Betriebsrat in eine Mitarbeitervertretung umgewandelt<br />

wird. Aber nach Auskunft von Busche und Möhlmann<br />

haben die Mitarbeitergremien beider Stiftungen die<br />

Neugründung ausdrücklich mitgetragen. Wohl auch,<br />

weil deutlich wurde, dass dieser Zusammenschluss<br />

auf Augenhöhe geschieht.<br />

Zukunftssichere Strukturen schaffen<br />

In der Diakonischen Jugendhilfe Bremen wird die<br />

komplette Verwaltung von Alten Eichen und St. Petri<br />

zusammengefasst. Zudem werden die pädagogischen<br />

Arbeitsfelder Mobile Betreuung, Erziehungsstellen,<br />

Bremer Familienkrisendienst und Teile der Flexiblen<br />

Hilfen in der Gesellschaft angesiedelt. Auch hier<br />

werden zusätzliche personelle Ressourcen erschlossen,<br />

sind sich die Architekten der Kooperation sicher.<br />

War es doch bisher so, dass in diesen Bereichen<br />

eine Zusammenarbeit bestand, aber immer sowohl<br />

Alten Eichen als auch St. Petri Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter in vorbereitende Treffen entsandte.<br />

k<br />

kontakt<br />

text Ingo Hartel<br />

fotos Diakonie<br />

Stiftung Alten Eichen<br />

aktuell<br />

Detlev Busche<br />

Horner Heerstraße 19, 28359 Bremen<br />

Telefon 0421/20 46 20<br />

busche@alten-eichen.de<br />

www.alten-eichen.de<br />

St. Petri Kinder-<br />

und Jugendhilfe<br />

Wilfried Möhlmann<br />

Sudwalder Straße 3, 28307 Bremen<br />

Telefon 0421/42 79 50<br />

Wilfried.moehlmann@stpetri-bremen.de<br />

www.stpetribremen.de<br />

Dieses Paarlaufen habe sich erübrigt, da die von<br />

den Stiftungen in die neue Gesellschaft abgetretenen<br />

Arbeitsfelder dezentral vor Ort von den Teams geplant<br />

und geleistet werden.<br />

Geleitet wird die Diakonische Jugendhilfe von<br />

Cornelia Bein (Alten Eichen) und Bernd Schmitt (St.<br />

Petri). Geplant und vorangetrieben haben Busche und<br />

Möhlmann diese neue Struktur. Busche, der nach 34<br />

Jahren Arbeit für Alten Eichen im November in den<br />

Ruhestand geht, und sein Kollege Möhlmann, der ein<br />

Jahr später aus dem Dienst scheidet, wollten nach<br />

eigenen Worten eine Struktur schaffen, die Bestand<br />

hat und die Arbeit der beiden Stiftungen zukunftssicher<br />

macht. Dabei dürfte ihnen ihr gutes persönliches<br />

Verhältnis sicher geholfen haben.<br />

Noch engere<br />

Zusammenarbeit:<br />

Die Stifttungen Alten Eichen<br />

(links) und St. Petri Kinder-<br />

und Jugendhilfe.<br />

Unten (von links):<br />

Wilfried Möhlmann (St. Petri)<br />

und Detlev Busche (Alten<br />

Eichen).<br />

<strong>BEK</strong> <strong>Forum</strong> <strong>August</strong> 2010 9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!