MAgAzIN HVM - Schwarz-Rot
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Thema<br />
„Bayer ist meine Heimat!“<br />
Die türkische Jugendnationalspielerin Songül Bozkurt im Interview mit dem <strong>HVM</strong>-Magazin.<br />
Songül Bozkurt<br />
Türken, Albaner oder Griechen;<br />
Christen, Muslime oder Juden –<br />
Deutschland ist ein echtes Multikultiland.<br />
Im Amateurhandball<br />
dagegen hat der Reichtum an<br />
verschiedenen Kulturen noch<br />
keinen Einzug gehalten. Gerade<br />
im Mädchenhandball gibt es nur<br />
wenige Sportlerinnen, die ihre<br />
Wurzeln (auch) in anderen Kulturen<br />
haben. Die in Köln geborene<br />
Deutsch-Türkin Songül Bozkurt<br />
aus dem Future-Team von Bayer<br />
Leverkusen sieht ihre Wurzeln<br />
ohnehin nicht in Nationen oder<br />
Religionen – ihr Motto: „Hauptsache<br />
ich spiele Handball“. Im<br />
Interview mit dem <strong>HVM</strong>-Magazin<br />
Mädchen genauso wie Jungs fördern<br />
Auch der TSV Bonn rrh. leistet engagierte<br />
Jugendarbeit. Der TSV ist allein von der<br />
C- bis zur A-Jugend erfolgreich in höheren<br />
Spielklassen vertreten. Eine Seltenheit.<br />
Denn viele Clubs verfügen lediglich<br />
über eine Jugendmannschaft, die ambitioniert<br />
agiert. Die Crux ist es jedoch, mehrere<br />
Jahrgänge auf ein hohes Niveau zu<br />
bringen. Den Weg zum Glück beschreitet<br />
Bonn allerdings nicht über finanzielle,<br />
sondern ideelle Art. Viele Vereine haben<br />
nicht die Option, sich über den finanziellen<br />
Sektor um gute Trainer zu bemühen,<br />
da die Mittel schlichtweg nicht vorhanden<br />
sind. Die Clubs sind daher auf ehrenamtliche<br />
Lösungen angewiesen, um ihre<br />
Nachwuchsspieler entsprechend zu fördern.<br />
Den Beuelern ist etwa die schwie-<br />
spricht die 19-jährige Jugendnationalspielerin<br />
und Kommissaranwärterin<br />
über die schwierige<br />
Integration von Handballspielerinnen<br />
mit Migrationshintergrund<br />
und ihre Nominierung für die türkische<br />
Nationalmannschaft.<br />
Wie bist du zum Handball gekommen?<br />
Eine Freundin hat mich einfach mal<br />
mit zum Training genommen und<br />
mir hat es von Anfang an gefallen.<br />
Es gibt muslimische Familien,<br />
die der Meinung sind, dass ihre<br />
Töchter nichts beim Sport zu<br />
suchen haben. Wie haben deine<br />
Eltern reagiert?<br />
Meine Eltern sind der Meinung,<br />
dass türkische Mädchen das<br />
dürfen, was deutsche Mädchen<br />
auch dürfen und haben mich<br />
gerne wieder zum Training geschickt.<br />
Dennoch gibt es Familien,<br />
in denen die Mädchen zu<br />
Hause sitzen, da die Eltern sagen:<br />
„Das mit dem Sport lässt du<br />
lieber mal.“ Ich habe aber auch<br />
schon Mädchen gesehen, die in<br />
16<br />
entsprechend längerer Kleidung<br />
sportlich aktiv waren.<br />
Warum gibt es so wenige ausländische<br />
Handballerinnern?<br />
Was die Förderung des Mädchenhandballs<br />
angeht, speziell auf<br />
ausländische Kinder bezogen, ist<br />
noch Luft nach oben. Ich würde<br />
mich freuen, wenn sich die Vereine<br />
gezielt um junge ausländische<br />
Mädchen bemühen würden. Viele<br />
Mädchen interessieren sich auch<br />
allein deswegen nicht für den<br />
Handball, weil er medial kaum<br />
stattfindet und so für sie gar nicht<br />
zum Thema wird. Ohne meine<br />
Freundin wäre ich damals auch<br />
nie auf die Idee gekommen mit<br />
dem Handball anzufangen.<br />
Du bist gläubige Muslima. Betest<br />
du vor dem Spiel?<br />
Kurz vor dem Anpfiff öffne ich<br />
meine Handflächen, bete und wische<br />
mir danach mit den Händen<br />
über das Gesicht. Ich bete, dass<br />
ich gut spiele, die Mannschaft gewinnt<br />
und es keine Verletzungen<br />
gibt. Meine Mädels wissen auch,<br />
was mir dieser stille Moment bedeutet<br />
und stören mich nicht.<br />
Was machst du während des<br />
Ramadan, der muslimischen<br />
Fastenzeit?<br />
Aufgrund des Leistungssports<br />
setze ich an einigen Tagen aus.<br />
Meine Eltern sagen selbst, dass<br />
ich vor Handballspielen nicht fasten<br />
und es lieber nachholen soll.<br />
Die Gesundheit geht vor.<br />
Deine Karriere begann beim TV<br />
1893 Köln Flittard. Ist der Schritt<br />
zu Bayer Leverkusen enorm?<br />
Ja, Bayer hat im deutschen Damen-Handball<br />
einen großen Namen<br />
und es ist ein großes Spektakel<br />
für Bayer spielen zu dürfen.<br />
Mit welchen Ambitionen verfolgst<br />
du deine Leidenschaft?<br />
Wenn ich ehrlich bin, dann ist mir<br />
die Oberliga zu wenig. Ich will<br />
weiter nach oben.<br />
Du spielst mit dem Future-<br />
Team von Bayer Leverkusen<br />
aber „nur“ in der Oberliga. �<br />
rige Aufgabe gelungen, junge Spieler aus<br />
den eigenen Reihen für Trainerämter zu<br />
gewinnen. Florian Benninghoff-Lühl und<br />
David Röhrig etwa haben die C-Lizenz<br />
und trainieren mehrere Jugendmannschaften.<br />
„Die beiden haben den Handball<br />
verstanden und es ist ein Glücksfall,<br />
dass wir zwei junge Leute langfristig für<br />
diese Aufgaben gewinnen konnten“, freut<br />
sich Peter Bitzer, der zusammen mit seiner<br />
Frau Anja die TSV-Jugendarbeit koordiniert<br />
und auch den Hintergrund kennt,<br />
warum sich die jungen Aktiven an den<br />
Verein binden: „Unser Gesamtpaket hält<br />
die Sportler bei Laune. Wir sind ein Wohlfühlverein<br />
und konzentrieren uns darauf<br />
die Jugend zu begeistern – Jungs genauso<br />
wie Mädchen.“ Als Highlight reisen<br />
die männlichen und weiblichen Jugend-<br />
Das Gesamtpaket begeistert die Sportler. mannschaften jährlich zu einem Tur- �