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MAgAzIN HVM - Schwarz-Rot

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Porträt<br />

Spaß am schwierigen Spagat<br />

Nach der Geburt ihres ersten Kindes beendete Christiane Köpplin ihre aktive Handballkarriere; mit<br />

dem ersten Handballtraining ihrer Tochter schlidderte sie wieder in das Handballeben und startete<br />

eine eindrucksvolle ehrenamtliche Karriere.<br />

Ein Grund dafür, dass Jugendliche<br />

dem aktiven Handball den Rücken<br />

kehren (müssen), sind die<br />

steigenden Anforderungen in Schule,<br />

Studium und Beruf. Christiane Köpplin<br />

dagegen steht als Paradebeispiel und<br />

Vorbild dafür, dass sich schwierige Arbeitszeiten,<br />

berufliche Verantwortung<br />

und gelebte Handballbegeisterung unter<br />

einen Hut kriegen lassen. Die 59-Jährige<br />

arbeitet als Filialleiterin in einem Sportfachgeschäft.<br />

„Da kann ich mich erst<br />

um neun Uhr dem Handball widmen“,<br />

erklärt Köpplin, die im Kreis Oberberg<br />

die Ämter als Frauen- und Mädchenwart<br />

sowie als Kreisjugendausschussvorsitzende<br />

der Mädchen und Jungen in Personalunion<br />

übernimmt.<br />

„Ich bin für den administrativen Bereich<br />

zuständig“, erklärt die Handballbegeisterte.<br />

Mittwochs nutzt Köpplin ihren<br />

freien Tag etwa für Kreissitzungen oder<br />

Hallenbeschaffungen, verschickt Einladungen<br />

an Auswahlspieler oder organisiert<br />

das nächste Stützpunkttraining.<br />

Dass Köpplin Beruf und Ehrenamt unter<br />

einen Hut bekommt, liegt auch an der<br />

Hilfe der Kollegen aus dem Kreis, die<br />

die Termine möglichst so legen, dass<br />

sie mit Köpplins Arbeitszeit vereinbar<br />

sind. „Das klappt meistens ganz gut, ich<br />

habe vielleicht zwei Termine in zehn Jahren<br />

verpasst“, kann sich die ehemalige<br />

Oberliga-Handballerin auf die Schulter<br />

klopfen, denn der Einsatzwille in einem<br />

Ehrenamt bringt auch seine Opfer. „Talentiade,<br />

Verbandsjugendausschuss oder<br />

der Länderpokal fallen auf einen Samstag<br />

und damit in meine Arbeitszeit, das sind<br />

jährlich sieben bis acht Urlaubstage, die<br />

man natürlich auch als richtigen Urlaub<br />

gebrauchen könnte.“ Trotz der Zeitproblematik<br />

will Köpplin nicht klagen: „Mir<br />

macht der Handball zu viel Spaß, als dass<br />

ich mich darüber ärgern könnte.“<br />

Ohnehin spricht die Frau aus dem oberbergischen<br />

Bergneustadt nicht gerne<br />

über sich selbst, sondern schweift viel<br />

Familie Köpplin: Sohn Daniel, Christiane und Tochter Lena<br />

lieber ab, auf die Ziele und Visionen<br />

die sie in ihren Ämtern verfolgt. Es gilt<br />

die jungen Sportler zu motivieren und<br />

für den Sport zu begeistern sowie eine<br />

breite Basis aufzubauen, aber gleichzeitig<br />

Talente zu fördern. „Wir müssen<br />

den Spagat hinbekommen, den Spaß<br />

der Handballer aus dem Breitensport<br />

zu unterstützen und gleichzeitig Ambitionierte<br />

im leistungsbezogenen Sport<br />

zu fördern“, so Köpplin, „aber es spornt<br />

an, der breiten Basis die Möglichkeit zu<br />

geben, durch den Handball schöne Momente<br />

zu erleben und talentierte Spieler<br />

aus der Masse herauszupicken.“<br />

Aufgabe des Kreises ist es, in Eigenregie<br />

die jungen Sportler innerhalb von eineinhalb<br />

Jahren so auf die <strong>HVM</strong>-Sichtung<br />

vorzubereiten, dass sie dem Verband<br />

vorgestellt werden können. „Der Kreis<br />

Oberberg ist gut in der <strong>HVM</strong>-Auswahl<br />

vertreten und es ist schön zu sehen, wie<br />

sich die Jugendlichen weiterentwickeln“,<br />

freut sich Köpplin, dass die gemeinsame<br />

Arbeit Früchte trägt. Das vorbereitende<br />

Stützpunkttraining der Mädchen etwa<br />

wird von zwei ehemaligen Regionalliga-<br />

Spielerinnen geleitet. Immer beim Training<br />

dabei: Christiane Köpplin; die auf<br />

ihrer Mission auch mit den Vereinen in<br />

den Dialog tritt. Wochenende für Wochenende<br />

ist sie unterwegs, motiviert<br />

46<br />

die Vereine, spricht mit engagierten Kindern,<br />

macht sich ein Bild über den organisatorischen<br />

Ablauf in den Clubs und<br />

holt sich notwendige Kritik ein, um die<br />

eigene Arbeit stets zu verbessern.<br />

Jedoch neigt sich alles Gute irgendwann<br />

dem Ende – das soll jedoch nur für das<br />

umfassende Engagement Köpplins gelten,<br />

nicht für die Jugendförderung. „Ich werde<br />

nächstes Jahr aufgrund des Fulltime-<br />

Jobs etwas kürzer treten müssen“, erzählt<br />

Köpplin, die bereits heute versucht, für<br />

Teilbereiche ihrer Aufgaben junge, motivierte<br />

Nachfolger zu gewinnen.<br />

Die Liebe zum Handball hat Köpplin<br />

schon eindrucksvoll auch an ihre beiden<br />

Kinder, Daniel und Lena, weitergegeben.<br />

Bereits als 22-Jähriger leitete Daniel als<br />

Schiedsrichter Begegnungen der Regionalliga.<br />

Mittlerweile hat es der 31-Jährige<br />

bis in die 3. Liga geschafft. Früher<br />

war Köpplin auch bei den Begegnungen<br />

ihrer Tochter, die mit Nümbrecht in der<br />

Verbandsliga spielte, regelmäßiger Tribünengast.<br />

Heute schaut sie gemeinsam<br />

mit der 29-Jährigen, die ihre Handballschuhe<br />

an den Nagel gehängt hat und<br />

als Ergotherapeutin ebenfalls Basisarbeit<br />

betreibt, Handballspiele von der Tribüne<br />

aus – vielleicht irgendwann auch wieder<br />

mit aktiver Beteiligung aus der Familie<br />

Köpplin.<br />

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